Prolog
Der Mond spiegelte sich auf der Wasseroberfläche und krümmte sich leicht wenn ein Blatt landete und die Wellen sich sacht ausbreiteten. Liliana beobachtete ihr Opfer wie es seelenruhig am Ufer lag und die Sterne beobachtete die am Firmament prangerten. Ihre Beute atmete ruhig und sie leckte sich die Lippen als sie sah wie sich der Brustkorb hob und sank. Sie war hungrig. Sehr hungrig. Augenscheinlich hatte sie sich dieses Mal ein Sahneschnittchen heraus gesucht. Es war ein Mann Mitte zwanzig und sehr groß. Sie schätzte ihn auf 1,95 und seine schwarzen Locken strichen sanft um seine hohen Wangenknochen die von seinem spielerischen Kinn ablenkten. Seine Lippen waren groß und schwungvoll und doch männlich. Er hatte einen athletischen Körper und – was sollte sie noch sagen? Sie lechzte geradezu nach ihm. Liliana warf ihr langen schwarzen Haare zurück, erhob sich und stolzierte anmutig auf den schönen Fremden zu. Ihre weibliche Hüfte schwenkte weit und verführerisch aus- sie wusste um ihre Wirkung auf andere Wesen. Sie trat absichtlich auf einen Ast um ihn auf sich aufmerksam zu machen und überrascht blickte er zu ihr hinüber. Die Überraschung wich einem anzüglichen Grinsen und er musterte sie von Kopf bis Fuß.
„Madre de dios“, flüsterte er. Die Prinzessin der Nacht schwebte auf den Schönling zu und ließ die Hände um ihre Taille gleiten hinunter bis zu ihren ausladenden Schenkeln. Sein Blick folgte ihnen und er biss sich unbewusst auf die Lippen. Liliana beugte sich zu ihm herunter und schenkte ihm so einen Blick in ihr großes Dekolleté, das fast zu platzen schien. Seine Augen hatten einen warmen Goldton und sie versank fast in ihnen. Gott, er war atemberaubend schön. Fast hatte sie vergessen, weswegen sie vor ihm stand. Fast.
„Hallo Schöner. Was machst du denn nachts an diesem wunderschönen Ort? Alleine?“, schnurrte Liliana und hob herausfordernd eine schwarze Augenbraue. Der Unbekannte erwiderte kühn: „Sollte ich das nicht eher dich fragen, Süße? Du siehst aus als bräuchtest du mal wieder einen richtig guten Fick.“ Kurz stutzte sie über sein freches Auftreten aber fing sich noch fast im selben Moment.
„Da könntest du Recht haben...aber ich bin nicht so sicher ob du wirklich der Richtige bist.“
„Oh, das bin ich, Süße, keine Sorge“, erwiderte er mit einem schelmischen, ja fast arroganten Grinsen.
„Beweis es.“, zischte sie und verzog ihre vollen Lippen zu einem verführerischen Lächeln. Das ließ er sich nicht zwei Mal sagen und zog sie augenblicklich zu sich ins Gras.
„Wie heißt du?“, hauchte sie als er sich über sie legte und seine Hände neben ihr Gesicht stemmte.
„Ist das denn wichtig?“, knurrte er und sie spürte an ihrem Bauch, dass seine Erektion zu wachsen begann.
Liliana hob ihren Kopf und flüsterte direkt neben seinem Ohr, sodass ihr Atem ihn erschaudern ließ: „Du wirst es nicht bereuen. Sag es mir.“
„Juan.“ Und dann legte sich sein Mund auf ihren. Sein Kuss war gierig und fordernd, seine Zunge streichelte ihre Lippen und schlängelten sich hindurch. Juan erforschte ihren Mund mit einer Leidenschaft, die sie lange nicht mehr erlebt hatte und sie stöhnte zitternd und voller Erregung auf. Juans Hände erkundeten ihre Hüften, ihren dünnen Bauch und ihre vollen Brüste. Als seine Daumen über ihre Knospen rieben schrie sie auf und drängte ihren Unterleib an ihn. Seine Berührungen trieben sie bis zum Äußersten und sie konnte nicht mehr klar denken. Sie hatte nicht einmal die Kraft sich zu fragen warum sie so heftig auf diesen Spanier reagierte, sie wusste nur, dass er sie jetzt nehmen sollte. Sofort. Er erweckte die tiefsten Wünsche ihrer Seele und ihres Körpers in ihr.
„Jetzt. Nimm mich!“, keuchte sie.
„Noch nicht”, lachte er und erstickte ihren Prostest mit einem langen, leidenschaftlichen Kuss. Juans geschickten Finger streichelten sie an den Schenkeln und berührten sie doch nicht dort, wo sie es so dringend ersehnte. Er spielte mit ihr.
Bei der Königin der Nacht, das hatte noch nie jemand mit ihr gemacht.
Liliana stieß einen gutturalen Laut aus und drängte sich noch enger an ihn, kratzte seinen Rücken und biss in seine Lippen. Innerhalb weniger Sekunden war sie ihm völlig ergeben.
Juan fingerte an seinem Reißverschluss und sein Schwanz sprang erwartungsvoll heraus. Liliana zog scharf die Luft ein.
Als er ihr Kleid höher schob bis ihr schwarzes, seidenes Höschen zu sehen war knurrte er und seine Augen funkelten.
„So schön“, murmelte er.
Er rieb ihn an ihrem heißen Geschlecht und ein Stöhnen entfuhr ihr.
Sie könnte es kaum noch ertragen und nahm seinen Schwanz in ihre Hand, formte eine Faust und bewegte sie auf und ab. Zur Belohnung zischte er und sie leckte sich genüsslich über die Lippen. Doch anstatt sich ihr zu untergeben packte er ihre Hände, hielt sie fest und saugte durch ihr Kleid an ihren harten Brustwarzen. Liliana stöhnte auf und schloss die Augen. Ein Feuer, so verzehrend, flammte in ihr und schien sie förmlich zu verbrennen. Das Pochen zwischen ihren Schenkeln wurde unerträglich und sie wünschte ich nichts sehnlicher als, dass er in sie stoßen würde. Juan blickte auf und sah ihr tief in die Augen. Sein Blick war das Urbild der Männlichkeit. Kein Wunder, er hatte sie nicht mal an ihrem Geschlecht berührt und sie stand jetzt schon ihrem Höhepunkt sehr nahe.
Langsam wanderten seine Lippen über ihren Bauch hinunter bis zwischen ihre Schenkel. Er biss in ihre empfindliche Klitoris, die immer noch von ihrem Höschen verdeckt war und ihr entfuhr ein Wimmern. Sie war nun so feucht, dass sie selbst den samt durchnässt hatte. Er saugte, biss und leckte und Liliana wälzte sich wild und unkontrolliert unter ihm- nur noch gehalten von seinen starken Armen. Als sich ihr Höhepunkt anbahnte schrie sie auf, zitterte und zuckte während sich das warme und berauschende Gefühl in ihrem Körper ausbreitete. Sie kreischte und bog ihren Rücken durch.
Lange schon hatte sie so ein Inferno nicht mehr gespürt und war völlig erschöpft- dabei sollte sie jetzt nur so vor Kraft strotzen. Liliana konnte keinen klaren Gedanken fassen und sah ihn verwirrt an während sie vor Erregung immer noch keuchte.
„W-Was bist du?“
Ihr Atem ging schnell und unregelmäßig, sie fühlte sich wie ausgesaugt. Juan blickte sie verwegen an.
„Ein Vampir“ Und mit diesen Worten ließ er es zu, dass sie seine Augen grün leuchtenden sah, seine Fangzähne zeigten sich und er biss sie in den Hals. Liliana keuchte und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen als sie spürte wie seine spitzen Zähne ihre Halsschlagader fanden und er ihr Blut zu saugen und zu schlucken begann. Ein unbeschreiblich warmes Gefühl durchströmte sie, dessen Quelle eindeutig der Biss war. Noch nie fühlte sie sich so frei und geborgen und gleichzeitig erregt gefühlt. Liliana keuchte und wand sich unter ihm als ihr ganzer Körper erneut von einem Orgasmus erschauerte. Juan knurrte und leckte sich ihr Blut aus den Mundwinkeln während er sie arrogant anblickte. Sie war keiner Worte mehr fähig sondern zitterte an einem Stück. Doch der heißblütige Fremde schien noch nicht genug zu haben. Rasch schob er ihr Höschen zu Seite und stieß hart in sie hinein. Die Prinzessin der Nacht schrie und es schüttelte sie von der Wucht, mit der er sie nahm. Sie spreizte ihre Beine noch weiter, dass er tiefer in sie eindringen konnte. Sein Blick war wild und sie sah wie er mehr und mehr von seiner Kontrolle verlor. Sie wusste nicht ob sie laut JA! MEHR! HÄRTER! Geschrien oder gedacht hatte, denn die Welt verschwamm immer mehr vor ihren Augen und sie war kurz vor der Ohnmacht.
Juan beschleunigte seinen Ritt und trieb sie damit fast bis zum Wahnsinn. Immer schneller bewegte sich sein großer Schwanz in ihr und erfüllte sie. Nun stöhnte auch er und seine Gesichtszüge entglitten als sein Höhepunkt seinen Körper durch flutete und er seinen Samen in ihr ergoss. Mit einem letzten Knurren ließ er sich erschöpft auf ihr nieder.
Kapitel 1
Liliana erwachte mitten in der Nacht. Sie lag in einem riesigen Bett und es war nicht ihres. Ihr Herz schlug augenblicklich schneller, doch sie versuchte sich nicht zu rühren um ihren möglichen Entführer nicht zu alarmieren. Was war passiert? Sie fühlte sich erschöpft und ausgelaugt und ihre Glieder schmerzten. Nur langsam kamen die Erinnerungen an den Unbekannten zurück und sie errötete als sie daran dachte, wie sie sich unter ihm gewunden hat. Um sich abzulenken untersuchte sie den Raum unter gesenkten Lidern und stellte schnell fest, dass der Besitzer einen eher altmodischen Stil hatte. Die Möbel waren allesamt aus einem edlen Holz, das mit einem glänzenden Lack überzogen war und gemäß der Barrock- Epoche reich verziert. Der Raum bestand aus dem großen Bett, einem kleinen Beistelltischchen auf dem ein schmales Schmuckästchen lag, mehreren Schränkchen, einem riesigen Spiegel dessen Rahmen mit Blattgold veredelt war neben der Tür und einem überdimensionalen Flachbildfernseher direkt gegenüber.
Er war der einzige, der zeigte, dass der Bewohner in der modernen Zeit lebte. Niemand war in der Nähe, das spürte Liliana aber sie war von Natur aus misstrauisch und war damit immer gut gefahren. Langsam erhob sie sich und versuchte ihre schmerzenden Muskeln zu ignorieren während ihr Puls sich langsam normalisierte. Liliana trug immer noch das schwarze Minikleid und sogar ihre schwarzen Highheels verzierten ihre schmalen Füße. Jetzt waren sie natürlich überhaupt nicht zu gebrauchen und sie zog sie aus und schlich mit ihnen in der Hand zu der großen Holztüre. Hatte Juan sie entführt? Ja, so musste es gewesen sein. Ein unwiderstehlich gut aussehender Mann, der eine Frau schmecken konnte wie ein Gott und keine bösen Absichten hatte? Das war nun wirklich zu schön um wahr zu sein. Liliana schüttelte den Kopf. Was war nur los mit ihr? Männer waren doch noch nie mehr gewesen als eine Energiequelle die ihr noch zusätzlich körperliche Befriedigung verschafften. Liliana gehörte zur Welt der Mythen, man nannte sie unter anderem auch den sexuellen Vampir. Wobei sie persönlich keine großen Gemeinsamkeiten zu den Fangzähnen sah. Liliana war eine der Töchter der Königin der Nacht-Lilith-die erste Frau im Garten Eden an der Seite neben Adam. Er liebte sie aber er wollte sie sich untertan machen und knechten und ihre stolze Mutter ließ das nicht zu. Sie sann sogar nach Rache und lockte ihn eines Abends in die Falle indem sie ihm vorgaukelte, dass sie nun willens war ihm zu dienen. So stellte sie sich nackt, wie Gott sie geschaffen hatte, vor ihren Mann und verführte ihn. Aber anstatt ihm zu geben wonach er sich sehnte schlug sie ihn hinterrücks zu Boden und verließ für immer den Garten Eden. Als Adam erwachte war er untröstlich und bat Gott um Hilfe und so schickte er ihm Eva. Doch der Herr konnte sein Leben ohne Lilith nicht ertragen und sendete so drei Engel aus-Sanvi, Sansanvi und Semangelafi- um sie zurück zu holen. Sie suchten auf der ganzen Welt nach ihr und fanden sie eines Nachts am Strand des roten Meeres und erwischten sie bei einer Orgie mit unzähligen Dämonen. Die Königin der Nacht vertrieb sie und lehnte es ab zurück zu kehren. Lilith gebar unzählige Mädchen und nach jedem Beischlaf verzehrte sie eines um ihren immensen Hunger nach Energie zu stillen, wobei Liliana die letzte bekannte Tochter war und somit auch die jüngste mit ihren fünf tausend Jahren. Das Verhalten von Lilith verschreckte die heiligen Engel sehr. Sie baten sie darum, dass wenn sie schon nicht zu Adam und Gott zurück kehren wollte, dann sollte sie wenigstens ihre Töchter verschonen. Lilith willige ein aber nur unter der Bedingung, dass sie den Namen jedes Kindes neben es in den Sand schrieben. Semangelafi fühlte sich in seiner Autorität untergraben und, bekannt für seine Rebellionen, überzeugte er seine beiden Begleiter, dass sie ihre Töchter auf immer bestrafen sollten indem sie als sexuelle Vampire, oder auch Succubi, ein unsterbliches Leben fristen sollten. Sanvi und Sansavi, die ein mitleidendes Herz hatten willigten zwar ein aber entschlossen, dass sie einen Gefährten an ihrer Seite haben sollten, der wie bei den Werwölfen vom Schicksal auserwählt wurde. Semangelafi hielt nichts von dieser barmherzigen Haltung und war der Meinung, dass man mit Gottes Feinden kein Mitleid haben dürfe und so veranlasste er ohne das Wissen seiner Brüder, dass all ihre zukünftigen Liebhaber, von denen sie Energie beziehen mussten, danach litten und sie so nie ihre Liebe finde sollten. Und Liliana war eine von ihnen. Es hieß, dass die Königin der Nacht Rache herbei gesehnt hatte und Semangelafi verwunschen hatte, sodass er sein Leben als Gegenstück-dem Vampir, der gezwungen war Blut zu saugen um zu überleben, fristen musste. Seine Kinder bildeten also heute die Vampirgesellschaft. Für Liliana waren diese Blutsauger einfach nur eine riesige inzestuöse Familie. Abschaum. Jeder von ihnen war ein Verräter an ihr und ihrer Mutter. So war auch der immer andauernde Zwist zwischen den Vampire und den Succubi zu erklären und alle fünfhundert Jahre kam es zu einem Krieg, der nicht nur zwischen den einzelnen Clans und Sippen herrschte sondern sich auf die zwei Rassen allgemein erstreckte. Dieser Jahrhundertkrieg stand bald bevor und Liliana bereitete sich schon seit Jahren darauf vor. Und nun schien sie wirklich von einem Vampir entführt worden zu sein. Liliana war schleierhaft wie sie das nicht hatte spüren oder wittern können. Er musste ein Meistervampir sein, der seine Macht verstecken konnte, sodass er für eine leichte Beute gehalten wurde.
„Du bist schon wach, meine Schöne.“
Liliana schrie auf, krümmte sich zusammen im Falle eines bevorstehenden Schlages, wirbelte herum und versetzte dem Unbekannten einen Tritt- der daneben ging. Ihre Highheels landeten klappernd am anderen Ende des Raumes. Sie riss den Kopf hoch und sah ihrem Entführer direkt...auf den Schwanz. Er war nackt und erigiert. Liliana riss den Mund auf und starrte ihn an. Dessen Besitzer hüstelte und riss sie damit aus ihrer Starre.
„Ich weiß, querida, er ist groß. Du darfst auch gerne einmal kosten bevor ich dich dann von hinten nehme.“ Juan grinste sie wölfisch an und pure Arroganz umgab ihn. Liliana hatte sich gefasst und starrte ihn wütend an.
„Was bildest du dir eigentlich ein? Wer bist du wirklich? Was willst du von mir? Und wieso zum Teufel hast du mich entführt?“ Die letzten Worte spie sie fast aus. Juan ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und lächelte sie nur süffisant an.
„Weißt du, Süße, du siehst wirklich erregend aus wenn du dich aufregst. Deine Nippel springen mich ja fast an.“ Liliana blickte verstohlen nach unten. Natürlich sah man nichts, sie hatte einen BH an. Aber diese Unsicherheit reichte ihm um sie unerwartet zu packen und gegen die Wand zu drücken. Sein Gesicht war nur noch Millimeter von ihrem entfernt und sein Atem ließ sie erschaudern. Er war wirklich schnell. Juan presste sich an sie mit seinem ganzen Körper und hielt ihre Hände über ihrem Kopf fest.
„Weil ich es kann. Weil ich es will, querida.“
Liliana hatte noch nie einen Mann kennen gelernt, der so von sich eingenommen war. Es machte ihn teuflisch heiß. Ihr Blick wanderte zu den schwarzen Locken die sich über seinen Ohren kringelten und ihm fast ein spielerisches Aussehen. Fast.
Seine Augen folgten jeder ihrer Bewegungen und schienen sie zu durchdringen, als würde er sie durchschauen. Juan war ihr so nahe, dass sie jeden Muskel an ihrem Körper spüren konnte. Er konnte ein tödlicher Gegner sein, das war ihr jetzt klar. Dass er auch noch heiß war, war schon fast nicht fair.
„Du bist widerlich. Komm zum Punkt und dann lass mich gehen. Ich hab zu tun.“ Jetzt musste sie stark sein. Er durfte auf keinen Fall merken wie nervös er sie machte. Wenn er sie doch wenigstens nicht berühren würde...
Juan hob herausfordernd eine Augenbraue.
„Ich bin gekommen um zu rächen, mein schöner Succubus“
Liliana hielt den Atem an. Normalerweise erkannte man sie nicht, da sie selbst keine Energie ausstrahlte und von allen mystischen Wesen am menschlichsten wirkten.
„Wer bist du?“, flüsterte sie. Seine goldenen Augen bohrten sich in ihre und ließen sie erstarren.
„Semangelafi, meine Schöne. Aber nenn mich Juan.“
Kapitel 2
Semangelafi –Juan- hielt sie eisern fest und wartete auf ihre Reaktion. Liliana...reagierte gar nicht. Sie starrte ihn einfach nur an und war zu keiner Reaktion fähig. Das war also der Engel, der sie zu einem Leben als Succubus verdammt hatte? Der so viele ins Unglück gestürzt hatte? Die Legende stimmte wohl, denn vor ihr stand zweifelsohne ein Vampir und kein Gesandter Gottes. Sie bemerkte gar nicht wie sieh ihn einfach nur mit offenem Mund anstarrte, ihre Gedanken überschlugen sich. Jahrtausende lang hatte sie den unbekannten Engel verwunschen und sich gewünscht sie möge ihm nur einmal begegnen um ihn für ihr verfluchtes Leben zu bestrafen und nun stand er vor ihr. Er hatte ihre Energie ausgesaugt, mit ihr geschlafen, sie entführt und eröffnete ihr jetzt, dass er gekommen war um sie zu töten. Liliana blinzelte. Träumte sie? Nein, er fühlte sich zu real an. Aber sie musste es wissen.
„Und warum glaubst du, dass du mich töten kannst?“, fragte sie ätzend. Die Augen des Vampirs weiteten sich für einen winzigen Moment, dann hatte er sich wieder gefasst und setzte die perfekte Maske auf.
„Weil ich schon Hunderte von deinen Schwester getötet hab“, antwortete er gelassen. Liliana blickte ihn schockiert an. Stimmte das? Einen Succubus konnte man in der Regel nicht leicht töten. Das war nur mit verwunschenen, magischen Waffen möglich. Alles andere brachte sie nicht um, weder Feuer noch Enthauptung oder sonstiges. Und die Hexen halfen eigentlich nie jemandem.
„Wie?“
Juan ging einen schritt zurück und zeigte auf seine Erektion, die immer noch stand als würde sie sich auf etwas freuen. Liliana schenkte ihm einen ungläubigen Blick und hätte fast gelacht. Sie war sich nicht sicher ob er log, sein Gesicht blieb unbewegt.
„Ich sauge euch aus. Deswegen habe ich mit dir geschlafen. Ich dachte schon, dass ich unmöglich so viel Glück haben kann, dass doch tatsächlich ein Succubus direkt vor meiner Nase auftaucht und mich verführen will. Du müsstest jetzt eigentlich tot sein. Aber als ich merkte, dass du es nicht warst, brachte ich dich hierher.“
„Aber wie...? Ich verstehe nicht, du bist doch kein Incubus?“ Ein Incubus war das männliche Gegenstück zum Succubus und der letzte kam vor Jahrtausenden im Krieg um.
Juan schüttelte seine Locken.
„Nein, ich habe Hilfe. Und jetzt“, er trat wieder an sie heran, was eindeutig einer Drohung gleich kam. „Jetzt wirst du mir verraten warum du nicht tot bist.“
Liliana lachte gehässig. „Glaubst du wirklich, dass ich das weiß? Was glaubst du eigentlich wer du bist? Du hast meine Mutter verflucht und mit ihr all ihre Kinder nur weil sie nicht nach eurer Pfeife tanzen wollte und es war ihr gutes Recht sich an dir zu rächen! Und jetzt kommst du und willst ihre Kinder für ihre Taten bestrafen. Du hast sie nicht mehr alle Blutsauger!“
Juan verlor zum ersten Mal seine Fassung und lief rot an.
„Deine Mutter hat den heiligsten aller Orte verlassen, Gott betrogen und mit dem Abschaum dieser Welt geschlafen! Sie ist ein gottloses, hinterlistiges, dreckiges Flittchen – war, sollte sie nicht mehr auf dieser Erde ihren dunklen Glauben verbreiten können.“
Liliana konnte es nicht fassen. Dieser Mann hatte ihre Mutter ins Verderben gerissen und sie gleich mit dazu und nahm sich das Recht heraus so über sie zu sprechen. Die Bestie in ihr regte sich, spannte seine Flügel und wollte frei gelassen werden. Sie spürte wie die Wut in ihr größer und größer wurde und sie konnte fast nicht an sich halten. Sie wollte der Bestie den Käfig öffnen und diesem Bastard ein für alle Mal das heilige Licht auszupusten. Doch noch durfte sie nicht die Kontrolle verlieren. Mit Mühe schaffte Liliana es ihren Puls zu senken.
„Meine Mutter ist vielleicht gottlos aber das nur weil Gott sie verlassen hat. Adam wollte sie unterwerfen und Gott sah tatenlos zu. Er ist schuld an dieser ganzen Sache! Außerdem bist du ebenfalls von Gott verlassen, du bist ein Vampir und ich werde dich in die Tiefen der Hölle bringen!“ Mit einem Aufschrei stemmte die Prinzessin der Nacht sich gegen Juan, drehte ihre Hände um, packte ihn an den Armen und warf ihn sich über die Schulter. Dann ließ sie die Bestie frei. Schimmernde, lederne Schuppen überzogen ihre Haut, ihr Rücken spannte sich, das Kleid zerriss und zwei große schwarze Flügel aus Leder wuchsen zwischen ihren Schulterblättern. Ausgewachsen waren sie fast so groß wie sie selbst. Sie fletschte ihre Zähne die inzwischen spitz und scharf geworden waren und stieß ein animalisches Gebrüll aus. Ihre Fangzähne und Klauen lechzten nach seinem Fleisch. Vergeltung! Schrie es in ihr. Juan, der ihre Verwandlung fast entsetzt beobachtet hatte warf ihr nun einen glühenden Blick zu und raffte sich auf.
„Komm, Mäuschen, kooooomm.“ Der hatte Nerven. Liliana überließ sich nun völlig der Bestie in ihr und sprang in die Luft. Ihre Flügel schlugen auf und ab und entfachten einen starken Windstoß, der dem Vampir fast die Sicht nahm. Der gefallene Engel stemmte die Füße in den Boden und sprang mit einem mordlustigen und markerschütternden Schrei hoch. Liliana holte mit ihren Klauen aus und erwischte ihn. Das Blut spritzte und es musste ihn bis zu den Knochen aufgeschlitzt haben aber das ließ ihn augenscheinlich kalt. Er packte sie und riss sie mit sich auf den Boden. Sein schnappender Kiefer versuchte ihren Hals zu erreichen um sie zu zerfetzen. Liliana packte rasende Wut und sie wand sich unter ihm wie eine wild gewordene Furie. Juan lachte spöttisch obwohl er einige Schwierigkeiten hatte sie fest zu halten.
„Das kommt mir doch bekannt vor, Süße. Wenn du von mir kosten willst, dann nur zu.“ Er hatte ihr doch gerade tatsächlich zu gezwinkert. Lilianas Stolz regte sich in ihr.
„Elender-“. Sie stieß ihm ihre Klauen mitsamt der Hand tief in die Bauchhöhle. „Dreckiger-“. Liliana drehte ihre Klauen um und schlitze seine Wange mit der anderen Hand auf. „Mistkerl!“ Sie packte seinen Kopf und rammte ihn gegen den Boden, sodass seine Schädeldecke hörbar brach. Dann sprang sie schnell auf und verschaffte sich einigen Abstand zu dem Vampir, der schon wieder zu heilen begann. Sein schönes Gesicht bestand nur noch aus einer verzerrten Maske aus Wut und Schmerz.
„Du kleine Schlampe! Ich habe dich unterschätzt aber jetzt mache ich ernst. Ich bringe dich um!“ Seine glühenden, grünen Augen funkelten sie an und sie erkannte den Wahnsinn in ihm. Juan ließ seiner Macht freien Lauf und sie prickelte elektrisierend auf ihrer Haut. Er erhob sich in die Luft. Verdammt, der Typ konnte wirklich fliegen. Nicht nur er hatte sie unterschätzt. Der Succubus spannte seine Flügel und flog auf die gleiche Höhe wie der Vampir und funkelte ihn bedrohlich an.
„Du bist gekommen um dich an meiner Mutter zu rächen. Aber du wirst nur den Tod finden, denn ich werde sie rächen“, erklärte Liliana mit einer Ruhe und Entschlossenheit, die selbst sie überraschten. Die Bestie in ihr bäumte sich auf, schrie und spie, wollte ihre Reißzähne in dem Feind vergraben doch Liliana hatte verstanden, dass er ein strategisch durchdachter und dazu noch gefährlicher Gegner war, sie durfte ihn nicht blindlings angreifen. Sonst würde sie heute ihren Tod finden. Ihr Blick wanderte über seinen Körper und sie hätte fast geseufzt bei dem Gedanken, was für eine Verschwendung sein Charakter doch an seinen Körper war. Weiche Seide spannte sich um seine Muskeln, die wie eingemeißelt schienen. Man sagte Vampire hätten eine wunderschöne Alabasterhaut und eine Ausstrahlung ohnegleichen. Nun, sie musste zugeben, dass das stimmte. Er versprühte sogar einen unwiderstehlichen Charme wenn er vorhatte sie zu töten. Ihr Blick wanderte weiter hinunter über seinen Bauch, dessen Muskeln unter seiner Haut spielten und noch weiter hinunter... Eine Erektion hatte er jedenfalls nicht mehr. Spürte sie etwa einen Stich der Enttäuschung? Was war nur los mit ihr? Sie schüttelte den Kopf um die lästigen Gedanken los zu werden.
Juan lachte überheblich und unterzog sie einer noch gründlicheren Untersuchung und hob anerkennend eine Augenbraue. Er hatte genau mitbekommen wie sie ihn betrachtet hatte. Liliana errötete wie sie es noch nie getan hatte und senkte beschämt den Kopf.
Ein harter Schlag traf ihren Kopf und riss ihn mit einer Wucht nach hinten, der ihr das Rückgrat brach und sie mehrere Meter durch die Luft schleudern ließ bis sie schließlich gegen die Wand krachte und auf den Boden sank. Liliana wimmerte vor Schmerzen und konnte sich nicht mehr bewegen. Es war wie ein alles verzehrendes Feuer, dass in ihr brannte und sich überall verbreitete. Sie versuchte sich etwas aufzurichten und brach keuchend wieder zusammen und verfluchte einmal wieder ihre Unsterblichkeit, die sie solche Schmerzen durchleiden ließ. Der gefallene Engel schritt auf sie zu. Unaufhörlich. Ohne zu zögern. Anmutig wie ein Raubtier. Sie war verloren. Das wusste sie. So war ihre Stärke in einem Moment der Unachtsamkeit zu ihrer Schwäche geworden.
Juan blieb vor ihr stehen und beugte sich zu ihr herunter.
„Das war’s meine Schöne. Du warst stark doch am Ende gewinne ich. Weil ich stärker bin und du schwach. Weil ich rein bin und du unwürdig. Weil ich es kann und du nicht. Gräm dich nicht, du bist auch nur eine Frau.“ Wenn sie es gekonnt hätte, dann hätte sie empört den Mund aufgerissen. Er wollte ihr nicht nur ihr Leben nehmen sondern am Ende auch noch ihren Stolz und ihre Würde. Die Bestie in ihr brüllte und streckte ihre Klauen nach diesem Ungeheuer aus. Doch Liliana war wie gelähmt, denn im Gegensatz zu den Vampiren konnten Succubi sich nicht in sekundenschnelle heilen. Sie konnte nicht glauben, dass sie, die Prinzessin der Nacht den Tod durch die Scham über einen nackten Mann fand.
„Tu es, Vampir. Ich bin es nicht wert weiter auf dieser Erde zu wandeln. Ich habe mich und meine Mutter enttäuscht“, presste sie hervor.
Juan starrte sie einen endlosen Moment lang mit einem undurchdringlichen Blick an. Sie fragte sich was er dachte. Wahrscheinlich, wie er sie am qualvollsten umbringen konnte. Er wandte sich ab und Liliana sah überrascht auf, unfähig etwas hervor zu bringen.
„Mir widerstrebt es eine wunderschöne Frau halbtot zu nehmen. Ich würde dich töten, könnte ich es auf eine andere Weise. Ich werde wiederkommen. Sei vorbereitet.“ Und mit diesen Worten verschwand er und ließ sie gelähmt auf dem Steinboden zurück. Sie war überzeugt, dass er sie nur quälen wollte und, dass er gleich wieder kommen würde um sie endgültig zu töten um ihr alles zu nehmen. Doch er glitt durch die Tür, durch die er gekommen war und blickte nicht ein einziges Mal zurück. Liliana blieb reglos liegen und wartete bis sie geheilt genug war um wieder laufen zu können. Zwei endlose Stunden später wagte sie einen Versuch und verzerrte das Gesicht vor Schmerzen als sie sich langsam an der Wand hochzog. Inzwischen war nichts mehr übrig von den Schuppen oder den Flügeln, ihre Zähne hatten wieder menschliche Größe und ihre Klauen waren ebenfalls verschwunden. Er war bisher tatsächlich nicht wieder gekehrt. Konnte es wirklich sein, dass sie so ein unglaubliches Glück hatte? Dass einem, vermutlich, Millionen Jahre altem ehemaligen Engel und heutiger Succubuschlächter der Anstand im Wege stand? Sie schüttelte müde den Kopf und wankte hinaus. Schlaf. Sie brauchte Schlaf. Und Nahrung.
Kapitel 3
„Liliana! Steh endlich auf. Wir wollten doch heute in die Stadt! Nun, komm schon, du alter Schlafsack! Du hast es versprochen!“
Ihre beste Freundin stand vor ihrer Haustüre und klingelte Sturm. Verschlafen kuschelte sie sich in ihr Bett und stöhnte als der Lärm nicht aufhören wollte.
Es klopfte laut an der Tür.
„Liliana, wenn du nicht gleich aufmachst, dann breche ich die Tür ein. Hast du mich verstanden?“
Widerwillig richtete sie sich auf und rieb sich die Augen. Sie hasste es aufgeweckt zu werden, doch sie wusste, dass Cat keine leeren Drohungen ausstieß. Erschöpft und schlaftrunken stieg sie in ihre Pantoffeln und schlappte mit halb geschlossenen Augen zur Türe und öffnete sie. Cat wartete mit verschränkten Armen davor und funkelte sie wütend an.
„Du-“Sie stieß Liliana den Finger in die Brust, drückte sie in die Wohnung und bugsierte sie zu ihrem Schrank.
„Ziehst. Dich. Jetzt. Um. Ich hasse es von dir versetzt zu werden. Jedes Mal muss ich dich aus dem Bett klingeln! Du bist unmöglich, Lil!“. Die Prinzessin brummte ihre Zustimmung und begann sich umständlich auszuziehen. Sie hatte sich immer noch nicht vollkommen erholt und hatte noch nicht ihre ganze Kraft zurück erlangt. Ihre Freundin musterte sie misstrauisch.
„Was ist los mit dir? Hast du gestern etwa niemanden gefunden? Du strotzt doch sonst immer vor Energie sobald du mal wach bist?“ Cat war eine normale Sterbliche, doch sie wusste von Lilianas Abstammung und, dass sie fast jede Nacht auf Jagd gehen musste. Kennen gelernt hatten sie sich auf einer ihrer nächtlichen Streifzüge als sie gerade dabei war einen Mann auszusaugen. Cat hatte sie unbemerkt beobachtet und danach gemeint: „Das hatte er verdient. Das war mein Ex. Arschloch. Hey, hast du noch was vor? Ich könnte jetzt einen Drink vertragen.“ Liliana war von der ersten Sekunde an von ihr eingenommen. Sie hatte ein unwiderstehliches Lachen und einen wunderbaren schwarzen Humor. Cat war absolut kein Kätzchen sondern eine Raubkatze, sie war furchtlos und mutig und am aller wichtigsten: loyal. Sie teilte die Leidenschaft Männer zu verführen und war fast so erfolgreich wie sie, obwohl sie über keine besonderen Kräfte verfügte. Das war nicht besonders verwunderlich, denn Cat sah einfach atemberaubend aus. Sie war etwas dünner als die Prinzessin und hatte lange blonde Locken, die ihr bis zu den Hüften reichten. Ihre Augen blitzten grün und ihre Lippen waren das, was man heute als einen perfekten Kussmund bezeichnete. Sie hatte fast immer einen herausfordernden Blick im Gesicht und schien zu strotzen vor Lebensfreude.
Liliana hatte sie noch nie mit einem Sterblichen angefreundet, wenn sie ehrlich war, hatte sie gar keine Freunde. Aber sie fühlte zu Cat eine tiefe Verbundenheit, warum wusste sie auch nicht. Sie war sich vom ersten Moment sicher, dass sie ihre Seelenverwandte gefunden hatte.
Seufzend setzte sich Liliana aufs Bett. Ihre Freundin konnte ihr sowieso ihre Lügen von den Augen ablesen, also erzählte sie ihr die ganze Geschichte. Cat hörte währenddessen ruhig zu und ihre Augen wurden zum Ende hin immer schmaler.
„Lil, halt dich von diesem Kerl fern. Dass er gefährlich ist, muss ich wohl kaum sagen. Aber selbst wenn er nicht so viele deiner Schwestern umgebracht hat, dann hat er trotzdem eine Waffe gegen dich. Du wurdest davor doch noch nie ernsthaft verletzt oder nicht? Man braucht doch diese magischen Dingsda um dich umzubringen.“
Liliana nickte erschöpft.
„Ja, von Hexen verwunschene Waffen. Und das Merkwürdige ist, dass die Succubi einen Friedenspakt mit den Hexen geschlossen haben. Wir helfen ihnen, wenn sie angegriffen werden, im Gegenzug sie helfen uns und stellen keine Waffen her. Aber Juan meinte, er hätte Hilfe gehabt und nur Hexen sind, meines Wissens nach, zu solcher Magie fähig. Das kann ich mir einfach nicht erklären. Der Frieden herrscht schon seit Jahrtausenden und keine, weder ein Succubus noch eine Hexe, wäre so dumm den Zorn der anderen Spezies auf sich zu ziehen. Und bald steht wieder der Jahrhundertkrieg an! Ein schlechteres Timing gibt es gar nicht!“ Liliana sank verzweifelt in sich zusammen und verschränkte die Hände über dem Kopf. Cat berührte sie behutsam und zwang sie ihr in die Augen zu sehen.
„Hör mir zu, Lil. Das Beste ist wenn du da alles auf sich beruhen lässt. Es wäre nicht gut, wenn der Rest der Welt das mitbekommen würde. Der Pakt muss bestehen bleiben also tust du den Hexen und den Succubi gegenüber einfach so als wäre nichts passiert. Der Vampir hat ja auch nicht gesagt, dass er Hilfe von einer Hexe hat. Vielleicht ist ein anderes Wesen dazu fähig und du weißt es nur nicht.“
Liliana richtete sich auf und sah sie entschlossen an.
„Du hast Recht. Ich muss herausfinden wer ihm geholfen hat. Aber dazu muss ich erst mal Juan finden“. Ihre Freundin stieß einen Laut der Resignation aus.
„Oh Lil! Wie ich wusste, dass du das sagst. Süße, der Typ ist verdammt gefährlich, was wenn er’s dieses Mal schafft und ich finde dich irgendwann tot in irgendeinem Graben? Bitte, tu das nicht.“
Die Prinzessin stand auf, zog sich ein rotes, einfaches Kleid über und dazu schwarze, kniehohe, flache Lackstiefel. Sie drehte sich nicht um als sie sprach, aus Angst die sorgenvollen Augen ihrer Freundin könnten sie umstimmen.
„Ich muss. Verstehst du das nicht? Wenn es wirklich eine Hexe war und der Vampir die Wahrheit gesagt hat dann hat die Ausrottung der Succubi schon angefangen und das bedeutet Verrat. In diesem Falle wäre Krieg. Und lieber ziehe ich in den Krieg als tatenlos rumzusitzen während meine Schwestern einem vampirischen Lustmolch zum Opfer fallen. Aber-“ Sie drehte sich um und lächelte Cat an.
„Jetzt gehen wir erst mal ins Einkaufszentrum und vergnügen uns ein bisschen“
Mit diesen Worten hängte sie sich bei ihrer Freundin ein, schleifte sie zur Tür und erstickte damit ihren halbherzigen Protest.
Im Zentrum verbrachten sie einige Stunden und hatten am Ende mehr Geld ausgegeben als sie wahrscheinlich hatten aber sie liebten es zusammen zu shoppen und die Kleidungsstücke dienten ja auch in gewisser Weise einem höheren Zweck. Nach einer Weile musste Cat auf Toilette und Liliana wartete draußen vor der Türe. Zum Glück hatte sie solche Probleme nicht.
Ungeduldig wartete sie und schaute mehrmals auf die Uhr. Wie lange brauchte sie denn schon wieder? Ärgerlich zog sie an der Türklinke und lief durch den Flur an dessen Ende der Eingang zu den Damentoiletten war. Sofort war sie in Alarmbereitschaft, es roch nach etwas Übernatürlichem. Liliana musste große Mühen vollbringen damit ihr Herz weiterhin so ruhig schlug und zwang sich dazu sich nicht umzusehen. Sie hoffte inständig, dass ihrer Freundin nichts passiert war.
Sie bewegte sich mit der gleichen Geschwindigkeit auf die Tür zu und der Geruch nach Tod und Blut wurde stärker. Der metallische Geschmack in ihrem Mund machte ihr eine Heidenangst und sie wartete einen Moment, als ihre Hand auf der kalten Türklinke ruhte. Die Bestie in ihr spannte sich an, bereit für einen Angriff. Liliana riss die Türe auf und blickte sich wild um. Erst im zweiten Augenblick sah sie Cat am Boden liegen und zog scharf die Luft ein. Sie war übersäht mit Blut, ihrem eigenen, überall waren Bissspuren und knochentiefe Wunden, die von Klauen stammten, eine riesige Blutlache hatte sich um sie gebildet. Cat war noch bei Bewusstsein aber kurz vor der Ohnmacht. Sie rannte zu ihr und legte den Kopf auf ihren Schoß. Cat röchelte und Tränen rannen ihr an ihren einst rosigen und nun erbleichten Wangen hinunter. Auch ihr kamen die Tränen und sie fuhr ihr zitternd über die Haare.
„B-Beruhige dich, Süße. Du schaffst das. Ich bringe dich ins Krankenhaus. Bleib bei mir, Süße, ich brauche dich! Bitte!“ Die Prinzessin wusste, dass nichts mehr ihr helfen konnte, die Wunden waren zu tief für eine Sterbliche. Cat würde sterben. Liliana stieß verzweifelt ein animalisches Gebrüll aus.
Nein! Nein! Nein! Sie war die einzige, die sie je hatte und die einzige die sie so sehr geliebt hat. Cats von Blut überströmter Körper verschwamm vor Tränen vor ihren Augen und sie blinzelte. Sie drückte sie an sich und schluchzte.
„Bitte. Bitte, bleib bei mir. Ich kann nicht ohne dich. Bitte. Oh Gott, Bitte. Nein.“ Sie sah wie das Leben in Cat mehr und mehr verschwand und schrie verzweifelt auf. Sie war nutzlos. Sie war nur ein Succubus und konnte nichts tun. Sie konnte nur nehmen aber nichts geben. Sie konnte ihre einzige Freundin nicht retten.
Ihr wurde schwindelig und ihr Körper wurde von heftigem Schluchzen geschüttelt.
„Rette mich...“, flüsterte Cat und verlor das Bewusstsein. Liliana schnappte nach Luft und schüttelte sie.
„Cat, bleib wach. Oh, Königin der Nacht, steh mir bei!“
„Du kannst sie retten.“ Liliana war so aufgelöst, dass sie nicht einmal bemerkt hatte, dass noch jemand anderes in dem Raum war. Sie blinzelte ihre Tränen weg und funkelte den Fremden hoffnungsvoll an. Es war ein Mann, Mitte zwanzig, sehr groß, bestimmt zwei Meter und hatte einen kräftigen Körperbau. Seinen blonden Locken und blauen Augen zum Trotz sah er gefährlich aus und die Narbe, die sich von seiner rechten Augenbraue über sein Auge hinunter bis zum Kinn erstreckte machte ihn nicht freundlicher. Doch er war ein Vampir und mit seinem Blut konnte er Cat tatsächlich helfen. Es gab nur ein Problem.
„Was willst du dafür? Vampire tun nichts ohne Gegenleistung.“
Die Prinzessin machte sich auf das Schlimmste gefasst doch sie war entschlossen alles für das Leben ihrer Freundin zu geben.
„Dich. Du kommst mit und ich heile deine Freundin.“ Nun gut, ihr Leben gegen das von Cat. Das war ein fairer Tausch. Sie holte tief Luft und nickte.
„Also gut, aber jetzt fang an. Schnell, rette ihr das Leben oder du bekommst mich nicht sondern liegst am Ende neben ihr. Ich hoffe nur für dich, dass du ihr das nicht angetan hast.“
Der Unbekannte warf ihr ein spöttisches Lächeln zu und beugte sich über Cat.
„Glaubst du wirklich, ich sauge sie aus bis sie fast halbtot ist und rette sie dann?“ Dann öffnete er sich mit einem langen, spitzen Fingernagel seine Hauptschlagader und ließ sein Blut in ihren Mund rinnen. Anfangs tropfte es einfach nur hinein doch irgendwann schluckte sie von selbst und Liliana stellte erleichtert fest, dass ihre Wunden schon anfingen langsam zu heilen. Also musste er ein Meistervampir sein, dessen Blut heilte am schnellsten. Ihre Freundin bekam wieder ein bisschen Farbe ins Gesicht und die Wunden schlossen sich vollständig. Der Vampir ließ von seinem Hals ab, richtete sich wieder auf und blickte sie drohend an.
„So und jetzt mein Lohn.“ Seine Faust traf sie so unerwartet und kraftvoll, sodass sie augenblicklich das Bewusstsein verlor.
„Liliana? Bitte, wach doch endlich auf. Lil?“ Von weit weg hörte sie die Stimme ihrer Freundin. Was war nur passiert? Sie lag auf einem kalten, feuchten Steinboden und ihr Kopf dröhnte. Schlagartig kamen die Erinnerungen zurück und sie riss ihren Kopf hoch. Ihr wurde schwarz vor Augen und sie setzte sich erst einmal langsam auf während Sternchen vor ihren Augen tanzten. Sie war in einer Art unterirdischen Zelle gefangen und wäre sie kein Succubus könnte sie jetzt gar nichts sehen.
„Cat? Geht es dir gut?“, fragte sie schwach.
„Ja, und dir? Wo sind wir?“, kam es zitternd zurück.
Liliana sah sich um und entdeckte eine Eisentüre rechts von ihr. Sie versuchte sich langsam aufzurichten doch etwas Schweres um ihren Hals hielt sie zurück. Sie blickte an sich herunter und sah, dass sie eine riesige Eisenkette trug, die sie an die Wand fesselte. Sie riss daran, doch in ihrem Zustand erreichte sie nichts. Ein resignierter Seufzer entfuhr ihr.
„Ich weiß es nicht, Cat. Und ich bin auch gefesselt“
In diesem Moment schwang die Tür auf und das Licht blendete sie in den Augen.
„Oh, hallo meine Schönen. Ihr seid wach, sehr gut.“ Sie riss die Augen auf. Sie kannte diese Stimme.
„Juan!“
Der Vampir lachte und seine Augen glühten grün in der Dunkelheit.
„Richtig. Also weißt du, meine Schöne, ich rede ungern um den heißen Brei. Ich habe ein Angebot, das du nicht ausschlagen kannst. Wenn du nicht willst, dass ich deine Freundin langsam und qualvoll umbringe dann werde ich dich zu einem Vampir machen. Zu meinem. Du wärest mir ewige Treue schuldig. Nun-“ Er hob eine Augenbraue.
„Was sagst du?“
Hallo, lieber Leser. Danke, dass du meine Anfänge gelesen hast. Ich habe vor, weiter zu schreiben und das so regelmäßig wie möglich. Ich bin aber noch etwas unsicher und wäre froh ein Feedback zu erhalten. Vielen Dank:)
Tag der Veröffentlichung: 12.07.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für meinen Vater, der einzige, der je an mich geglaubt hat.