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Die Ebenen verschneit. Sie mittendrin. Ihre hellblauen Haare schimmerten so klar,
wie der Himmel an einem sonnigen Tag. Sie reichten ihr bis zu den Fußknöcheln.
Ihre Augen waren ozeanblau, ausdruckslos und vollkommen leer. Sie blickten umher, doch begriffen sie nicht, was sie dort vor sich fanden. Hände und Lippen waren frostblau angelaufen. Sie fror schrecklich in ihrem kurzen weißen Kleid, doch sie leuchtete, wie der weiße Mond am Nachthimmel. Sie war schön, so rein ..., doch das Frösteln kam nicht nur durch die anhaltende Kälte.
Es war Angst.
Die bedrückende Stille durchtränkte ihren Verstand. Tränen stiegen dem Mädchen in die Augen und rannen an ihrem makellosem Gesicht hinunter.
Sie vergrub ihren Kopf in ihre Hände und schüttelte sich, als wenn sie einen bösen Traum vertreiben wollte.
,,Nein", flüsterte sie.
,,Nein, nein, nein ..."
Sie sackte in den puren weißen Schnee und weinte laut.
Als sie wieder aufschaute, sah sie kaum etwas, da die vielen Tränen ihren blick verschleierten.
Ihr Blick schweifte über zertrümmerte Häuser und die zerstörte Landschaft.
Die bittere Wahrheit traf sie schmerzhaft.
Das Leben hier war ausgelöscht.
Sie stand vorsichtig auf und lief auf die Trümmerhaufen zu. Ihr Kleid wehte im leichten Wind hinter ihr her.
Sie musste weiter. Sie musste ihren Geliebten finden. Ihr Ein und Alles.
Ihr Blick stets auf dem Boden gerichtet, um die grausamen Taten nicht ansehen zu müssen.
,,Was ist nur passiert?", schluchzte sie. In diesem Moment fühlte sie sich so einsam wie noch nie.
,,Ich hasse mein Schicksal!", schrie sie. Doch plötzlich fiel ihr Blick auf ein mit Steinen versperrtes Haus.
Für einen Moment sah es so aus, als wenn sie wie erstarrt war. Ihren Atem konnte man in der eisigen Kälte nicht mehr ausmachen, doch dann schluckte sie heftig.
,,Geliebter?"
Ihre Stimme erstickte. Wenn er nun auch nicht mehr am Leben war? Sie schüttelte den Kopf. Erst langsam, dann immer schneller lief sie auf dieses Haus zu und versuchte
vergebens eine Tür zu finden. Nachdem sie feststellen musste, dass diese blockiert war, zwängte sie sich mühsam durch einen Spalt und befand sich im Inneren des Hauses.
Sie ging vorsichtig umher und rief: ,,Geliebter, bist du hier?"
Nur die Stille antwortete ihr. Sie betrat ein Stück Teppich, als sie plötzlich merkte, dass es eine unebene Stelle war. Ihr Laut wurde durch die Kälte erstickt, als sie in das
Loch einsackte. Mit letzter Kraft hielt sie sich an einem Stuhl fest, der sich in der Nähe befand. Dich dieser fiel mit ihr hinunter.
Sie prallte heftig mit dem Rücken auf dem Boden. Der Stuhl krachte auf ihr zusammen. Tränen liefen ihr wieder über das Gesicht, während sie versuchte sich mühsam von dem Stuhl zu befreien und aufzustehen. Als es ihr gelungen war, wischte sie sich die Tränen aus den Augen und machte einen Schritt nach vorne. Auf der Stelle knickte sie um und stieß einen heulenden Laut aus. Sie massierte sich vorsichtig den Fußknöchel und verkrampfte sich bei jedem Stich, der ihr durchs Bein fuhr. Als sie versuchte aufzustehen, erblickte sie hinter einem geröllhaufen einen Menschen, der in weißen Sachen gehüllt war. Seine braunen Haare hingen ihm vereinzelt ins Gesicht.
,,Geliebter", flüsterte das Mädchen und rannte blind vor Angst auf ihn zu, den Schmerz spürte sie nicht mehr.
Sie kniete sich zu ihm hinunter und strich über sein Gesicht.
,,Nein, bitte nicht. Tu mir das nicht an!"
Sie schüttelte ihn und sank auf seiner Brust zusammen. Sie tastete an ihrem Hals und zog eine silberne Kette heraus.
Ein weißer geteilter Mond hing daran. Mit zitternden Händen suchte sie an seinem Hals nach dem passenden Gegenstück, denn auch er besaß so eine Kette. Mit seinem teil vervollständigte sich der Mond.
,;Du hast mir versprochen, dass wir immer zusammen bleiben. Du hast des doch versprochen...", schluchzte sie.
Sie weinte und holte den Dolch hervor, der neben ihrem Geliebten lag. Sie stieß ihn sich in ihre Brust.
Das letzte, was sie vernahm, war eine leise Stimme:
,,Moonchild, deine Bestimmung verleiht uns die Kraft zur Erneuerung!"

Kleine schwarze Federn schossen aus dem Mondanhänger heraus und verflogen in der stillen und dunklen Nacht.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.10.2008

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