Prolog
Verborgen hinter ein paar Hecken saß ich am Waldrand, meine Augen fest auf das Gebäude ein paar hundert Meter vor mir gerichtet.
Schon vor langer Zeit hatte ich aufgehört zu zählen, wie viele Highschools ich schon besucht habe.
Aber das, wonach ich suchte, hatte ich noch nicht gefunden.
Seit Jahren war ich unterwegs, zog von Stadt zu Stadt, von Land zu Land, um das zu finden, was ich begehre.
Ich wusste, die Chance dass ich hier Erfolg hatte war winzig, aber ich konnte nicht aufgeben. Ich würde nicht aufgeben.
Mich interessierte nicht, was mein Clan dachte oder von mir verlangte. Sollten sie tun was sie wollten, ich tat das meine.
Jeder Muskel in meinem Körper war angespannt, denn plötzlich spürte ich etwas, das ich noch nie zuvor gespürt habe.
Etwas, das nach mir zu rufen schien.
Was, wenn sie es war? Was, wenn ich meinem Ziel schon so nahe war?
An aufgeben hatte ich noch nie gedacht, doch jetzt, wo mein Ziel scheinbar in greifbarer Nähe war, nahm ich mir fest vor, sie für mich zu gewinnen.
Ganz egal was es kosten würde.
KAPITEL 1
„…sometimes I fell I got to…“, sang ich meinen Lieblingssong lautstark mit. Ich konnte einfach nicht genug bekommen. Sobald ich ihn hörte, musste ich mit summen oder singen.
„Kannst du diesen Dreck nicht leiser stellen? Nur weil du einen Monat und 4 Tage älter bist, heißt es noch lange nicht, dass du mich foltern darfst, außerdem sind wir schon fast bei der Schule“, murrte mein einen Monat und 4 Tage jüngerer Bruder Christopher. Naja, eigentlich war er gar nicht mein richtiger Bruder. Ich kam gleich nach meiner Geburt zu den Radizky nach Kanada. Ich war immer die Tochter und nicht das arme hilflose Pflegekind. An meine richtige Familie konnte ich mich nicht erinnern.
Ich tat meinem Bruder den Gefallen und schaltete den Radio aus.
Vorsichtig fuhr ich auf den Parkplatz meiner High-School. Überall waren Schüler. Die Streber, die Autofanatiker, die Ekelhaften, die Sportler, die Footballer und natürlich auch die Cheerleader, zu denen ich seit drei Monaten gehörte.
Ich war so stolz auf mich, dass ich es geschafft hatte. Obwohl ich die lächelnde Fassade immer mehr verabscheute.
Ich mochte die Schule generell nicht. Ich war gut, ja, ich hatte Freunde und sogar einige Verehrer, doch irgendetwas fehlte mir. Ich war zeitweise ruhelos, musste mich dann fast schon zwanghaft bewegen. Oder ich war mit meinen Gedanken einfach woanders, wo wusste ich niemals, ich konnte mich nie erinnern. Ich fühlte mich als würde etwas wichtiges in meinem Leben fehlen. Etwas was zu mir gehörte und nicht da war.
Endlich ein Parkplatz. Der Motor war noch nicht einmal aus, da sprang mein Bruder, ein Footballer, zu meinem Leidwesen, schon aus dem Auto und lief zu den Footballer und den Cheerleader. Er wurde mit Schulterklopfer und Küsschen empfangen.
Ich versuchte meine Sonnenbrille vom Boden auf zu heben, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde.
„Hallo Sonnenschein! Wie geht es dir heute?“
Brain Smith. Der Quaterback und Liebling aller Schüler.
Er war der typische Sunnyboy. Unverschämtes Lächeln, dass strahlend weiße Zähne zeigte, blonde Haare, gebräunte Haut und einen Körper, der einfach perfekt war. Brian war, laut Gerüchten, schon mit fast jedem Cheerleader im Bett, außer mit mir und nun war ich seine widerspenstige „Beute“.
Ich wollte ihn nicht als Freund. Er war mir einfach zu oberflächlich. Ihn scherte es einen Dreck, wenn er jemanden verletzte. Körperlich oder seelisch.
„Hi Brian! Es geht mir gut, wie immer eben. Dir?“
Er antwortete mit einem strahlenden Lächeln, wo ich schmerzlichst meine Sonnenbrille vermisste.
„Gut. Was machst du heute Abend?“
Nein, nicht schon wieder. Wieso musste er mich immer wieder fragen. Ich hatte ihm dich schon oft genug gesagt, dass ich nicht mit ihm zusammen sein wollte. Ich mochte ihn höchstens als Freund, aber mehr… konnte ich mir nicht vorstellen. Wollte ich mir auch nicht vorstellen.
Ich antwortete nicht, sondern nahm meine Schulsachen, stieg aus und machte, etwas zu laut, die Wagentüre zu.
Mein Ärger verstärkte sich auch noch als mir meine Autoschlüssel auf den Boden fielen. Mit einem Schnauben hob ich sie hoch, dadurch fielen mir meine schokobraunen Haare in mein Gesicht.
Schnell strich ich sie mir aus dem Gesicht, bevor Brain mir wieder einmal helfen wollte. Ich hasste es wenn mir irgendjemand in meine Haare fasste. Nicht einmal meine Mum durfte mir als kleines Kind die Haare bürsten.
Doch er stand schon vor mir, nahm mir den Schlüssel ab und sperrte mein Auto ab.
„Also?“
„Du weißt, dass ich nicht mit dir ausgehe.“
Sein Grinsen war augenblicklich wie weggewischt.
„Du dummes Miststück. Wahrscheinlich vögelst du deinen Bruder, anstatt dass du dir einen wahren Kerl nimmst.“
Wenn jemand meine Familie beleidigte, sah ich rot. Wer war er, dass er meine Familie beleidigen konnte?
„Ach, halt doch den Mund. Mein Bruder weiß wenigstens, wann er ein Mädchen nicht bekommt.“
„Das wird dir noch leid tun. Kein Mädchen hat mich je abblitzen lassen und das aus gutem Grund. Du wirst es bitter bereuen!“, zischte er, schmiss den Schlüssel vor meine Füße und stapfte wütend weg.
Ich konnte mich zwar noch einmal bücken, doch anscheinend hat Brain es kapiert, dass ich nichts von ihm wollte. Nicht einmal, wenn er der letzte Mann auf der Erde wäre.
Kapitel 2
Meinen Rucksack auf die Schultern geworfen, hastete ich zu den anderen Cheerleader, die ich kurz begrüßte.
Oh, wie sehr ich dieses Küsschen hier, Küsschen da hasste!
Deswegen sah ich auch zu, so schnell wie möglich von hier wegzukommen und verschwand im Schulgebäude.
Eine meiner „Freundinnen“ folgte mir, ich wusste selbst nicht, warum.
„Ich hab das vorhin gesehen.
Warum lässt du Brain abblitzen? Er ist total süß und der Hammer im Bett!“ meinte Carol und schüttelte ungläubig den Kopf.
Okay, jetzt wusste ich, warum.
Bevor ich antworten konnte, schrillten die Glocken und erlösten mich.
Mit einem knappen Nicken verabschiedete ich mich und schlüpfte in die noch fast leere Klasse.
Kopfschüttelnd sank ich auf meinen Stuhl. Wie sollte ich das Jahr bloß überleben? Alle erwarteten von mir, dass ich mit dem Strom schwamm, mich benahm wie ein typischer Cheerleader.
Das war es aber nicht, was ich wollte.
Wenige Minuten später war die Klasse voll, bis auf den Platz neben mir, auf dem nie jemand saß.
Nach meinem Wunsch hin. Wenigstens in den Stunden wollte ich meine Ruhe haben.
Seelisch bereitete ich mich auf Politik vor, unsere nächste Stunde, und seufzte tief, als unser Professor, Mr. Mellart, die Klasse wie ein Wirbelwind betrat.
Mit einem lauten Wusch knallte er die Bücher auf seinen Pult und fing fast augenblicklich an, etwas auf die Tafel zu schreiben.
Nach einigen Jahren gewöhnte man sich an Mr. Mellart, aber ich erinnerte mich noch daran, wie erschrocken ich gewesen war, als ich ihn das erste Mal gehabt hatte.
Jetzt erst erkannte ich, dass Mr. Mellart einen Namen an die Tafel schrieb.
Stirnrunzelnd las ich, was er mit Kreide hingekritzelt hatte.
Logan Rovane.
Den Namen hatte ich noch nie gehört. War es ein Autor? Ein Politiker?
Im nächsten Moment wurde die Klinke nach unten gedrückt und die Tür ging auf.
Unbeeindruckt hob ich den Kopf um mir anzusehen, wer die Klasse betreten hatte, als ich ihn sah.
Da, nur ein paar Meter von mir entfernt, stand ein Junge, der war… es war unbeschreiblich.
Sein schwarzes Haar ließ meine Finger kribbeln und seine von der Sonne gebräunte Haut ließ mir den Speichel im Mund zusammenrinnen.
Unter seinem T-Shirt konnte man seine Muskeln sehen. Und die waren… einfach Wow.
Er sah wirklich gut aus – aber da war noch etwas anderes, das er ausstrahlte. Etwas… düsteres, Gefährliches vielleicht.
Es war nicht der Hauch eines Lächelns zu erkennen, und seine dunklen Augen blickten gelangweilt Mr. Mellart an.
Mir kroch ein Schauder über den Rücken, aber ob er wohlig war oder wegen einem unguten Gefühl, konnte ich irgendwie nicht sagen.
Ich fühlte mich auf einmal so verwirrt, fast schon durcheinander.
Räuspernd schüttelte ich den Kopf. Blödsinn. Die Kraft der Einbildung.
Mr Mellart drehte sich nun von der Tafel weg und rief mit zu lauter Stimme durch die Klasse: „Das ist euer neuer Mitschüler Logan!“
Erschrocken zuckte ich zusammen.
Deswegen hatte ich ihn noch nie zuvor auf unserer Schule gesehen. Das erklärte alles.
Aber nicht, warum ich auf einmal so Herzrasen hatte.
„Setz dich doch neben Patricia!“ meinte Mellart und deutete auf den einzigen freien Platz im Raum – der rein zufällig der neben mir war.
Ohne ein Wort zu sagen, schlenderte Logan zu mir herüber und ließ sich lässig auf den Stuhl fallen, mich auf eine seltsame Weise musternd.
Demonstrativ starrte ich nach vorne an die Tafel und tat so, als würde ich ihn nicht bemerken.
Ich ließ mich demonstrativ lässig auf den freien Stuhl neben einem hübschen Mädchen mit schokobraunen Haaren sinken.
Ich musterte sie ungeniert, doch ihr Blick war fest auf die Tafel gerichtet.
Was ich sah, beeindruckte mich. Ihr Profil war beeindruckend schön, vor allem ihre kleine süße Stupsnase.
Wunderschöne, glänzende schokobraune taillenlange Haare umrahmten die leicht gebräunte Haut.
„Ach ja, Patricia, es ist deine Aufgabe, Logan die Schule zu zeigen und ihm beim Lernen zu helfen.
Du bist ab sofort für ihn verantwortlich,“
Ich hörte, wie sie schnell Luft holte und leise seufzte.
Ich schmunzelte und dachte mir, dass es interessant werden könnte. Sie schien etwas gegen mich zu haben, ignorierte mich gekonnt.
Doch falls sie dachte, dadurch uninteressant für mich zu sein, irrte sie sich gewaltig. Ich mochte Mädchen, die mir die kalte Schulter zeigten.
Da erwachte mein Jagdinstinkt, und wenn der erst einmal erwacht war, hörte ich erst auf, wenn ich hatte, was ich wollte.
Die ganze Stunde über musterte ich das Mädchen. Patricia. Woher sie wohl kam?
Wenn ich doch bloß ihren Nachnamen wüsste!
Es erheiterte mich, zuzusehen, wie sie die ganze Zeit über wie besessen an die Tafel starrte und so tat, als würde sie mich nicht bemerken.
Aber an ihren kleinen, fahrigen Bewegungen und dem beschleunigten Herzschlag registrierte ich, dass sie sich meiner Gegenwart durchaus bewusst war.
Ob sie wohl zu schüchtern war, und sich nicht traute mich anzusehen?
Am liebsten hätte ich geseufzt, aber stattdessen kam mir ein leises Lachen über die Lippen.
Das war genau das, was sie gebraucht hatte, um zu reagieren.
Wütend wirbelte sie herum und warf mir einen absolut tödlichen Blick zu. Doch als sie merkte, dass ich dabei noch mehr lächelte, wandte sie sich demonstrativ wieder von mir fort.
„Du bist nicht gerade sehr gesprächig,“ bemerkte ich, als es läutete und wir uns auf den Weg zur nächsten Unterrichtseinheit machten.
Patricia jedoch zuckte bloß mit den Schultern und ging weiter, direkt auf eine Gruppe blonder Cheerleader zu.
„Patci! Wer ist das?“ rief die größte von ihnen vergnügt und mit lasziven Augenklimpern, das wohl mir gelten sollte.
Nicht dass ich solche Aktionen nicht gewöhnt war. Aber deswegen war es nicht weniger nervend.
Ich wusste, dass ich jedes Mädchen hätte haben können. Wollen tat ich aber nur eins. Und ich war mir nicht sicher, ob ich es nicht schon gefunden hatte.
„Michelle“, nickte Patricia, aber im Gegensatz zu den anderen Mädchen, wirkte sie wenig erheitert sie zu sehen.
„Das ist Logan, der Neue.“
Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich gesagt, dass Patricia sich zwischen den anderen alles andere als wohl fühlte. Vielleicht irrte ich mich aber auch.
„Oh. Logan… Ein schöner Name“, säuselte eines der Mädchen und stemmte die Hände in die Hüften.
Ich schenkte ihr nur ein mitleidiges Lächeln, was sie aber nicht zu bemerken schien, was schon ganz schön peinlich war.
„Patricia führt mich in der Schule herum“, erklärte ich und stellte mich so dicht hinter Patricia, wie es ging ohne den Anschein zu machen, wir wären ein Paar, aber nah genug um zu signalisieren, dass ich an ihr mehr interessiert war als an den anderen.
„Ja, Mr. Mellart will dass ich ihm alles zeige“, bestätigte Patricia, die jedoch alles andere als begeistert klang.
„Ihr könnt ja mitgehen“, schlug sie hoffnungsvoll vor und wäre ich nicht so selbstbewusst gewesen, wäre ich ganz schön beleidigt gewesen.
„Gerne“, sangen die Cheerleader im Chor, doch ich schüttelte abwehrend den Kopf. „Ich würde lieber allein mit Patricia umhergehen. So viele hübsche Mädchen auf einmal ist vielleicht nicht so gut für meine Konzentration.“
Das schien die anderen zu besänftigen, die zwischendurch doch ziemlich beleidigt gewirkt hatten.
Nach zwei weiteren schweigsamen Stunden begann die Mittagspause, und Patricia führte mich durch die Gänge zur Cafeteria.
„Stört es dich, wenn ich dir die Schule nach dem Unterricht zeige? Ich habe Hunger,“
Schon wieder musste ich schmunzeln. So ein schnippisches, desinteressiertes Mädchen war mir bisher selten untergekommen, aber ich war beeindruckt.
„Was willst du essen?“ fragte Patricia, als wir an der Schlange standen.
Natürlich konnte ich hier nichts essen, also sagte ich einfach, ich habe keinen Hunger, was sie anscheinend zu glauben schien.
Zukünftig allerdings würde ich mir etwas anderes einfallen lassen müssen.
Wie ich erwartet hatte, schlenderte Patricia zu den Cheerleadern und den Footballspielern hinüber.
Einen besonders schmierigen Typen stellte sie mir als den Quaterback Brain vor, der nicht gerade erfreut schien mich an ihrer Seite zu sehen.
Was mir aber ziemlich egal war. Nur die Art, wie er sie ansah, störte mich, ging mir gewaltig gegen den Strich.
Der Junge, der neben Brain saß, war wohl ihr Bruder, was ich aus ihrem Genuschel heraushörte, die anderen Namen vergaß ich schon alle wieder.
Mit einem weiteren Seitenblick auf Patricia und auf Brain, der sie anstarrte als sei sie ein Steak, dachte ich mir, dass die Jagd nun offiziell eröffnet war.
KAPITEL2
„Das ist der Turnsaal, daneben sind Duschen und die Garderoben. Also mehr gibt es nicht zu zeigen“, meinte ich kühl, drehte mich um und ging in den Turnsaal, wo die Cheerleader, die Footballer und die Eishockeyspieler sich aufwärmten.
„Gibt es eine Eisfläche, wo Hockey gespielt wird?“, fragte er mich. Er durchlöcherte mich regelrecht mit Fragen, was mich nicht wirklich störte, nur wenn er mich private Fragen fragte, weichte ich ihm aus, denn ihn ging mein Leben nichts an.
Ich musste sie regelrecht mit Fragen bombardieren, denn sie erklärte und antwortete sehr sachlich, emotionslos.
„Nein, in der Schule nicht. Wenn die Jungs Training haben, spielen sie in der örtlichen Eishalle. Wieso?“
„Ich liebe Hockey.“ Sie wusste, Gott sei Dank, nicht, dass ich für diesen Sport lebte. Seit es ihn gab, spielte ich ihn. Ich hatte mit einigen Größen des Hockeys trainiert oder sie trainiert. Hockey war eine Obsession für mich. Ich musste mindestens einmal im Winter spielen, denn sonst litt ich an dem berühmten „Hockey-Entzug“-Fieber. Eine sehr schlimme Krankheit. Für meine Verhältnisse.
„Kannst du mich dem Käpt’n bekannt machen? Vielleicht brauchen sie ja einen Spieler?!“ Ich wusste, dass sie einen Spieler verzweifelt suchten, denn dafür hatte ich persönlich gesorgt. Der Arme lag mit einem Liegegips, drei gebrochenen Rippen, zwei eingegipsten Armen zu Hause und würde die ganze Saison nicht spielen können.
Sie musterte mich mit einer hochgezogenen Augenbraue und ich lächelte sie unschuldig an. Es war purer Zufall.
Ich hörte wie sie vor sich hin nuschelte und dann Richtung Kraftkammer ging, wo Hockey- und auch Footballspieler sich abrackerten.
Zielstrebig ging sie zu einem fast 2 Meter großen Mann, der einen Brustkorb wie ein Bär und leicht rötliche Haare hatte und stellte mich vor.
„Hi Nik! Wie geht es dir? Ich hab´ dir jemanden mitgebrachten. Der Neue scheint sich für Hockey zu interessieren.“
Ich hasste es wenn sie mich nur „Der Neue“ nannte. Sie sollte meinen Namen leise flüstern und in Ehrfurcht erzittern.
„Hallo, schön sich wieder einmal aus der Nähe zu sehen. Mir geht’s gut und dir auch, oder? Gott sei Dank, hast du Brain abgewimmelt. Der Typ ist so was von dumm. Also schon mal gespielt?“
Ich nickte bloß und beobachtete, wie dieser Nik Patricia musterte. Sie bemerkte nichts von seiner Musterung.
Er fuhr sich durch die Haare, nahm ihren Arm und zog sie in eine Ecke, wo niemand stand. Ich konnte und wollte sie belauschen, wären da nicht die Cheerleader, die ich erst abgewimmelt hatte, hatten mich entdeckt. Ich fluchte leise.
Sie alle wollten gleichzeitig mit mir reden, so dass ich nichts vom Gespräch der beiden mit bekam, nur dass Nik Patricia sanft über die Wangen strich und ihr tief in die Augen sah.
Ich musste meine Zähne zusammen beißen, denn am liebsten wollte ich Nik von meinem Eigentum weg reißen und ihm einen Denkzettel verpassen.
Plötzlich kamen mir die verschiedensten Gedanken. War er ihr heimlicher Freund? Und hatte sie deswegen Brain abblitzen lassen? Oder wollte sie die beiden Käpt´n untereinander ausspielen? War sie so ein berechnendes Biest?
Ich wusste es einfach nicht und so musste ich dabei zu sehen, wie mich die Cheerleader belagerten und Nik Patricia in eine Umarmung zog.
„Du kannst mir nichts vormachen. Du hast schon wieder nicht gut geschlafen oder? Ein Alptraum?“, fragte mich sanft Nik, nachdem er mich in eine stille Ecke gezogen hatte. Ich spürte die Blicke aller auf uns fast körperlich.
„Ich schlafe beschissen und dann habe ich diese komischen irren Träume, die sich so real anfühlen. Und meine Schwindel- und Übelkeitsattacken machen es auch nicht besser.“
„Warst du schon bei einem Arzt?“ Nik musterte mich. Ich war so froh, dass er mein bester Freund war und nichts mit mir anfangen wollte. Er legte mir leicht eine Hand auf meine Wange, als kleine Trostspende. Ich brauchte immer öfter solche Berührungen, diese gaben mir das Gefühl nicht einsam oder verrückt zu werden.
„Ja, er hatte keine Ahnung. Gestern in einem Traum, bin ich aufgestanden und herum gewandert. In der Nacht! Schlafend! Am Morgen erwachte ich am Fußboden im Keller. Das ist doch nicht normal.“ Ich ließ meinen Kopf hängen, denn mir wurde alles zu viel. Ich konnte nicht mehr einschlafen, denn ich hatte Angst davor irgendwo aufzuwachen und mich wieder einmal an nichts erinnern zu können.
Mir schossen Tränen in die Augen. Ich wollte einmal wieder ruhig schlafen ohne irgendwo aufzuwachen, wo ich nicht eingeschlafen war.
Nik sah mir meinen Kümmer und meine Angst an, denn er zog mich in eine schützende und tröstende Umarmung. Ich konnte einfach nicht anders und vergrub meinen Kopf in seiner Brust.
Nach dem Training war ich eine der letzten, wie immer. Ich war gerade duschen gewesen und hatte mir meine Unterwäsche und ein T-Shirt angezogen, als ich hinter mir ein anzügliches Pfeifen hörte.
Wie von einer Tarantel gebissen, wirbelte ich herum und blickte in Brian feixendes Gesicht. Sein Lächeln jagte mir Gänseschauer über meinen Rücken. Er stand angelehnt an den Spinden und musterte mich ungeniert.
Er stieß sich ab und kam langsam auf mich zu. Er fixierte mich und ich, eine erstarrte Salzsäule, konnte mich nicht mehr bewegen.
„Du bist so eine Schlampe. Mich lässt du abblitzen, aber für den Neuen und den dummen Käpt´n machst du die Beine breit. Und ich habe mir gedacht, wir könnten uns ja auch einmal vergnügen. Nur wir zwei. Ganz alleine. Ohne Bruder oder sonst was. Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du an keinen anderen mehr denken, außer an mich und meinen großen Freund. Wir beide sind schon eine Zeit lang, scharf auf dich. Und heute wird sich unser Traum erfüllen.“
Mit einem geradezu diabolischen Grinsen kam er auf mich zu.
Ich konnte mich noch immer nicht bewegen. Meine Beine wollten sich nicht rühren.
Brian fuhr über meinen Oberkörper. Seine Hände legten sich schmerzhaft um meine Brüste.
Dieser Schmerz half mir mich aus meiner Starre zu befreien.
Ich schrie und trat aus Leibeskräften.
Ich war noch mit Nik geblieben um über meine Stelle im Team zu reden, als wir ihre Schreie hörten. Mir wurde flau im Magen und alle Muskeln in meinem Körper spannten sich an um ihr zu helfen.
Nik und ich sprangen auf und liefen so schnell wie wir konnten zu den Garderoben.
„Nein, ich will das nicht! Nein! Nein! Lass mich los!“
Als wir ankamen, verschafften wir uns schnell einen Überblick. Denn der Anblick war grauenvoll und würde mir immer in Erinnerung bleiben.
Patricia lag am Boden mit gespreizten Beinen. Dazwischen hockte Brain. Sie wehrte sich. Zerkratzte ihm das Gesicht. Strampelte mit den Füßen.
„Weißt du, ich mag es, wenn Mädchen sich wehren. Da macht es doch viel mehr Spaß!“
Er riss ihr das T-Shirt auf und zerriss den BH.
Ich hielt es nicht mehr aus.
Ich stürmte auf Brian los, packte ihn an den Haaren, bis er heulte, und zog ihn mit einem Ruck von Patricia herunter. Sie schloss sofort ihre Beine und kauerte sich in die Embryonenstellung. Ihr liefen unkontrolliert Tränen über die Wangen. Sie schluchzte und jeder Schluchzer zerriss mir das Herz.
Ich kümmerte mich nicht mehr um Brian. Ich hörte wie Nik ihn als verdammten Hurensohn beschimpfte und er auf Brain einschlug, ich konnte sogar das Brechen von Knochen hören.
Ich kauerte mich vor ihr hin und redete mit beruhigender Stimme auf sie ein. Als ich sie berühren wollte, zuckte sie zurück.
Brain musste sie geschlagen haben, wie ich erst jetzt bemerkte. Sie hatte eine aufgeplatzte Lippe.
Wut schäumte in mir hoch. Am liebsten hätte ich Brian sein beschissenes Hirn aus dem Schädel geprügelt.
„Schlag ihn windelweich. Er hat sie auch geschlagen!“, sagte ich emotionslos zu Nik. Da brannte bei ihm eindeutig eine Sicherung durch. Wie ein Wilder schlug er auf Brain ein. Brain lag krampfend am Boden.
„Du verdammter Hurensohn. Wie krank bist du???!“, schrie Nik während er auf ihn einschlug. Jeder Schlag saß.
Ich persönlich wollte nicht dort liegen.
„Komm wir bringen dich nach Hause, weg von diesem Ort und diesem Hurensohn“, flüsterte ich und zog meine Jacke aus um sie Patricia zu geben.
Sie riss mir die Jacke regelrecht aus der Hand, schlüpfte hinein und sah mit großen Augen hinter mich.
Ich blickte über meine Schulter, sah wie Nik aufstand und Brian am Boden lag.
„Ich komm gleich wieder“, sagte er und lief weg. Ich hatte keine Ahnung, wo er im Moment hin wollte. Ich kümmerte mich um Patricia.
Nach weniger als drei Minuten kam Nik mit einer Trainingshose, erst da fiel mir auf, dass sie nur ein Höschen an hatte.
Sie zog natürlich auch sofort die Hose an.
Ich wollte sie hoch heben, doch sie wehrte ab. Sie stand mit zitternden Beinen auf und wankte zu Brian.
„Du schlappschwänziger Hurensohn“, schrie sie ihn an, hob das Bein und trat mit aller Kraft in Brians Weichteile. Dem entkam ein weiteres Stöhnen.
Nik und ich ließen sie einige Minuten in die Weichteile treten. Ich zuckte bei jedem Tritt innerlich zusammen, denn ich wusste wie schmerzhaft so ein Tritt sein konnte, aber ich ließ ihr den Spaß, denn dieser verdammte Hurensohn hätte sie vergewaltig, wären wir nicht gekommen. Ich hoffte insgeheim, dass sie ihn mit ihren sehr gut platzierten Tritten kastrierte.
Plötzlich fing sie zu schwanken an und wäre fast hingefallen, hätte ich sie nicht aufgefangen.
Ich hob sie hoch und trug sie weg. Weg von Brian. Weg von der Schule. Einfach weg.
„Was machen wir mit ihr? Ich möchte sie in diesem Zustand nicht alleine lassen“, sagte Nik während er sein Auto, eine grüner Pick-up, aufsperrte.
„Nein, das können wir nicht. Sie braucht jemanden. Zu mir können wir nicht, zu viele noch nicht ausgepackte Kartons. Was ist mit dir?“, noch während ich fragte, schüttelte er den Kopf, „Dann müssen wir zu ihr. Wie kommen wir rein?“
Nik hob einen Schlüssel hoch. Anscheinend, der der zu ihrer Wohnung passte. Ich bekam schon wieder einen Eifersuchtsattacke. Er hatte einen Schlüssel und ich nicht.
Ich legte Patricia sanft auf die Rückbank und Nik fuhr los, sobald ich mich auf den Beifahrer geschwungen hatte
.
Kapitel 3
Als ich erwachte, wusste ich erst nicht, wo ich war und wie ich hierher gekommen war.
Die Erinnerungen an das, was geschehen war, machten mir immer noch Angst und erzeugten in mir eine Übelkeit, so dass ich mich am liebsten übergeben hätte.
Ich spürte Tränen in meinen Augen aufsteigen und versuchte sie mühsam zu unterdrücken.
Was hatte Brain mir nur angetan? Warum hatte er das getan? Nur aus verletztem Stolz?
Was wäre passiert, wenn Nik und Logan nicht gekommen wären?
Daran wollte ich gar nicht denken.
Logan. Er war gekommen. Er hatte mich gerettet.
Mir war seine lästige, aufdringliche Art auf die Nerven gegangen, nun aber war ich froh, dass er da gewesen war, als ich Hilfe gebraucht hatte.
Als ich ein gleichmäßiges Atmen vernahm, nur ein paar Zentimeter von meinem linken – und wie ich gleich darauf erkannte auch neben meinem rechten Ohr, riss ich abrupt meine Augen auf.
Ich musste ein paar Mal blinzeln, ehe meine Sicht wieder scharf war und ich die Decke meines Wohnzimmers erkannte.
Wie kam ich hierher?
Vorsichtig drehte ich meinen Kopf nach links und blickte direkt in das schlafende Gesucht meines besten Freundes Nik. Er wirkte ruhig, doch sein Gesicht sah selbst in dem Zustand angespannt und besorgt aus.
Langsam, um ihn nicht zu wecken, wandte ich mich auch noch auf die andere Seite.
Mein Herz setzte eine Sekunde lang aus, als ich das hübsche Gesicht Logans sah.
Auch er schien zu schlafen, doch seine Muskeln waren angespannt und sein Gesicht hart, auf seiner Stirn Sorgenfalten.
Hatten die beiden wirklich die ganze Zeit neben mir geschlafen? Weshalb?
Doch nicht um auf mich aufzupassen?
Oder doch?
Ich wollte aufstehen, aber aus irgendeinem Grund konnte ich meinen Blick nicht von Logan losreißen. Ich sah ihm dabei zu, wie seine Mundwinkel im Schlaf zuckten und lauschte seinem gleichmäßigen Atem.
Ich weiß nicht, wie lange ich so da lag, aber irgendwann rührte sich Nik in meinem Rücken und ich setzte mich auf.
Müde und verschlafen rieb ich meine Augen und kroch langsam von der breiten, ausgezogenen Couch, auf dem wir zu dritt geschlafen hatten.
Gerade als ich noch an der Kante saß, und dabei war mich zu erheben, ging die Haustür auf und niemand anderer als mein Bruder stand in der Tür.
Chris hatte seinen Mund weit aufgerissen, seine Augen waren riesig, als er mich mit nichts als einem weiten Shirt und zwei Jungs, nur noch in Jeans gekleidet, auf dem Sofa sah.
„Pat… Pat?“ fragte er stammelnd und sah mich dabei an, als wäre ich ein Geist.
Auch ich fand die Situation irre komisch, wenn ich mir vorstellte, was mein Bruder nun von mir denken musste.
Aber mir war nicht nach lachen und auch nicht nach lächeln zumute. Am liebsten wäre ich ins Bad gestürmt und hätte mir den Geruch von Brain und auch noch die kleinste „brainische“ Zelle von der Haut geschrubbt.
Mir siedend heißem Wasser.
Wenn ich daran dachte, was er alles hätte mit mir machen können, rann es mir eiskalt den Rücken hinunter.
„Was… wie…?“ fragte Chris, der sich noch immer keinen Millimeter vom Fleck gerührt hatte.
Ich zuckte mit den Schultern, wollte ihm nicht erzählen, was mir beinahe passiert ist.
Deswegen sagte ich: „Ich wollt nur nicht allein sein.“
Chris schien mir das nicht zu glauben, denn er runzelte seine Stirn auf die Art, wie es meine Mum immer getan hatte, wenn sie skeptisch war.
„Lass sie schlafen Chris“, murmelte ich und stand auf.
Ich errötete, als ich bemerkte, dass ich unter dem extrakurzen Shirt nichts außer meinem Tanga trug.
Ich betete zu Gott, dass Nik mich ausgezogen hatte.
Leise folgte ich Chris in die Küche und holte mir aus dem Kühlschrank ein Glas Milch.
Mein Blick jedoch blieb an dem Wodka hängen. Vielleicht sollte mir ein kleines Schlückchen gönnen.
Auf Rückblick auf vergangenen Abend kam er mir auf einmal sehr verlockend vor – fast so sehr wie eine heiße Dusche, um mich von Brain zu befreien.
ich fühlte mich so schmutzig, so gedemütigt. Dabei war er ja nicht einmal bis zum Äußersten gekommen.
„Was hast du wirklich getrieben, Pat?“ wollte Chris mit todernstem Blick wissen.
„Ich sagte doch schon… ich wollte nicht allein sein.“
„Pat. Sag mir die Wahrheit!“
Chris hatte meine Schultern gepackt und zwang mich ihn anzusehen.
In dem Moment wusste ich, dass ich verloren hatte.
„Da war ein Vorfall mit Brain.
Er hat mich angegriffen, es ist nichts passiert, keine Sorge“, fügte ich hastig hinzu, als ich Chris besorgtes Gesicht bemerkte.
„Nik und Logan sind ja noch rechtzeitig gekommen.
Ich schätze, sie wollten mich nicht allein lassen.
Und nun sag du mir, wo warst du?“
Chris ließ mich los und wandte den Blick mit glühenden Wangen ab.
Ich sah ihm an, dass er ein schlechtes Gewissen hatte.
„Ich… da ist dieses Mädchen… wir waren…. aus…“ stammelte er, denn er wusste, dass ich die Wahrheit so oder so aus ihm herausbekommen würde. Also sagte er es mir lieber gleich.
Gut für ihn.
„Welches Mädchen?“ hakte ich nach, froh nicht mehr über vergangenen Abend und Brain reden zu müssen.
„Ihr Name ist Clair… Ich… mag sie…“
Nun huschte mir wirklich ein Lächeln über das Gesicht. Mein kleiner Bruder – nur ein paar Wochen jünger – war verliebt!
Ich fand das unglaublich süß.
„Na, dann geh jetzt schlafen“, befahl ich ihm, als ich sah, wie müde er war.
Herr im Himmel, Gott sei Dank hatten wir morgen schulfrei.
„Aber dann erzählst du mir, was passiert ist!“ verlangte er und warf mir einen letzten besorgten Blick zu, der mir zeigte, dass wir noch nicht fertig waren mit dem Thema. Aber seine dunklen Ringe unter den Augen gaben mir eine Schonfrist von ein paar Stunden.
Chris nickte und stapfte dann nach oben. Ich war froh, dass er die Sache mit Brain in seiner Müdigkeit vergessen zu haben schien.
Ich hatte gerade mein Glas Milch geleert, als Nik gefolgt von Logan in die Küche gestapft kam.
Beide hatten sie immer noch nur ihre Jeans an und unwillkürlich musste ich Logans unglaublichen Sixpack bewundern. Er sah einfach heiß aus. Mir rann das Wasser im Mund zusammen, und als er bemerkte, wie ich ihn anstarrte, huschte ein arrogantes Lächeln über seine Lippen, das mich dazu brachte knallrot anzulaufen.
„Du bekommst jetzt das beste Frühstück, das du je gehabt hast!“ verkündete Logan und Nik stieß mich sanft zur Seite, um an den Kühlschrank zu gelangen.
Erheitert sah ich dabei zu, wie die beiden im Null Komma Nichts ein perfektes Frühstück zauberten, welches nicht nur himmlisch aussah, sondern auch so roch.
Nun lief mir endgültig das Wasser im Mund zusammen und ich bemerkte, wie hungrig ich war.
Nik drückte mich sanft auf den Stuhl und Logan stellte einen riesigen Teller mit Spiegelei, Pancakes mit Ahornsirup, Würstchen, Speck und Brot.
Ich zögerte keine Sekunde und verschlang mein Essen in Rekordzeit.
Oh Gott. Wie lange hatte ich sie diese Nacht beobachtet? Wie lange hatte ich ihr beim Schlafen zugesehen?
Lange.
Und dieser unwiderstehliche rote Tanga! Er hatte mir die ganze Nacht einen eisenharten Ständer beschert und mich gleichzeitig auch verhöhnt.
Ich konnte sie nicht anfassen, so war mir nichts anderes übrig geblieben als gegen Ende der Nacht im Bad meine Lust zu befriedigen. Es war nicht das, was ich mir gewünscht hätte, aber immerhin hatte ich mir etwas Erleichterung verschafft.
Doch es gab etwas, das mich zur Weißglut brachte. Dieser Nik schien sie schon ziemlich lange zu kennen, und er hatte sie entkleidet!
Waren die beiden ein Paar oder sich näher, als ich ahnte? Dieser Gedanke machte mich verrückt, ich musste wissen, warum er das Privileg hatte sie auszuziehen. Ich musste zusehen, wie er sie auf die Couch legte und ihr das T-Shirt auszog und ihr ein anderes, das er vorher geholt hatte, anzog. Er hatte ihr sogar den BH ausgezogen! Ein roter Spitzen BH. Ich konnte nicht einmal einen Blick erhaschen, denn ich musste ihm den Rücken zuwenden.
Als ich mich drehen durfte, sah ich, dass sie nur ein T-Shirt und einen roten winzigen, verspielten Tanga an hatte.
Das Bild alleine bescherte mir einen Ständer, doch der Gedanke ihn ihr auszuziehen und sie zum Schreien zu bringen, machte es mir unmöglich mich zu bewegen, denn jeder Schritt wurde zur Qual.
Ich sah ihr zu wie sie anfing das Frühstück zu verschlingen. Sie aß von allem, was wir ihr gekocht hatten.
Zum ersten Mal wünschte ich mir auch etwas essen zu können.
Ich fand sie ungeheuer süß, wenn sie genießerisch die Augen rollte.
Als sie fertig war, beugte sich Nik vor um sie auf die Stirn zu küssen.
„Ciao, ich muss gehen. Du bleibst heute daheim, ich muss arbeiten. Kannst du mir versprechen, dass du dich schonst und nichts Dummes tust?“
„Ich passe heute auf sie auf“, sagte ich und nickte ihm zu. Er sah mich dankbar an, verschwand aus der Küche und einige Minuten später hörte man, wie die Haustüre ins Schloss fiel.
„So was willst du machen?“, fragte ich sie betont munter.
„Ähem, könnten wir uns noch hinlegen? Ich bin…“ Sie fing zu gähnen an.
Ohne ein Wort der Warnung, nahm ich sie auf meine Arme und trug sie zurück in unser provisorisches Bett. Ich schloss die Jalousien und legte mich zu ihr. Sie kuschelte sich sofort an meine Brust und schlief innerhalb Sekunden ein.
Im Schlaf schlang sie eins ihrer wunderschönen Beinen um meine Hüften, was mir wieder einen Ständer bescherte.
Das konnte ein interessanter Tag werden, seufzte ich innerlich.
KAPITEL 4
Ich wachte auf und bemerkte einen harten Gegenstand, der gegen meinen Oberschenkel drückte. Dann registrierte ich, dass ich meinen Oberschenkel um Logan´s Hüfte gelegt hatte. Und das was sich gegen mich drückte, war nichts anderes als sein Ständer. Der nicht ohne war.
Mir stieg die Röte ins Gesicht und ich zog schnell meinen Fuß von Logan, drehte mich um und rollte mich zusammen. Ich versuchte nicht zu hyperventilieren.
Oh mein Gott! Ich hatte ihm einen Ständer… Ich!
Noch nie hatte ein Junge in meiner Gegenwart einen Ständer bekommen, glaubte ich zumindest. Nik ganz sicher nicht und mein Bruder auch nicht, das wär ekelig gewesen. Nein, ich wollte gar nicht wissen wem ich einen Ständer besorgt hatte.
Doch wenn ich an Logan dachte, musste ich lächeln.
Er war zwar nerv tötend, doch er hatte etwas, das mich magisch anzog. In seiner Nähe fühlte ich mich ganz.
Mit diesen Gedanken glitt ich in das Reich der Träume.
Scheiße! Sie hatte ihn bemerkt. Nein, sie darf sich nicht umdrehen, ich möchte sie doch im Arm halten und…
Verdammt, wieso musste sie so sexy sein und doch gleichzeitig auch so unschuldig? War sie es vielleicht noch? Nein, das konnte nicht sein. Sie und Nik…
Nicht an Nik denken. Sie gehört nur mir! Und sonst niemandem!
Sie rollte sich wie ein kleines Kind zusammen. Ich rutschte an sie heran und kuschelte mich an sie. Ich hatte nie das Bedürfnis zu kuscheln. Ich war schließlich ein Mann, doch sie löste etwas in mir aus…etwas was ich nicht zu definieren wusste.
Langsam strich ich ihr die Haare aus dem lächelnden schlafenden Gesicht. Sie war wunderschön.
Am liebsten würde ich ihr für immer zusehen, wie sie schläft.
Plötzlich höre ich Schritte und schon im nächsten Moment steht Chris im Zimmer und sieht uns an. Er konnte uns nicht sehen und trotzdem fühlte ich mich unwohl unter seinem Blick.
Chris zuckte mit den Achsen und machte sich auf den Weg in die Küche. Ich könnte ihn doch fragen ob seine Schwester einen Freund hat. Und wenn ja, wie der Hurensohn hieß, damit ich ihm einen diskreten Besuch abstatten konnte.
Ich entließ sie aus meiner Umarmung und ging ebenfalls in die hell erleuchtete Küche.
„He!“, begrüßte ich Chris während er sich über ein Thunfischsandwich hermachte.
Er begrüßte mich bloß mit einem Nicken.
„Ich hoffe es macht dir nichts aus, dass ich bei deiner Schwester geblieben bin. Wir wollten sie heute nicht allein lassen, nach dem so etwas passiert war.“
„Was genau ist gestern passiert? Keiner sagt es mir genau und dann soll ich mir keine Sorgen machen.“
„Du weißt wer Brian ist?“ Chris nickte grimmig und nuschelte:
„Der Typ, der ein Nein nicht versteht und mein Käpt´n ist.“
„Genau und er wollte sich rächen, weil sie ihn schon wieder abblitzen hat lassen. Sie war alleine in der Umkleide und naja, er hätte sie fast vergewaltigt, wenn Nik und ich nicht rechtzeitig gekommen wären.“
Ich beobachtete ihn ganz genau. Auf seinem Gesicht spiegelten sich die verschiedensten Emotionen ab. Hass. Angst. Unverständnis.
Er spannte unwillkürlich auch seine Muskeln an.
„Wenn ich diesen Hurensohn in die Finger kriege, dann wünscht er sich, er wäre nie geboren worden. Wenn…“
„Was ist denn hier los?“, fragt eine verschlafene Patricia. Weiß sie, wie sexy sie verschlafen aussieht? Am liebsten wäre mir, wenn ich sie in einer Höhle verstecken könnte und sie nur für mich so sexy verschlafen ausschauen könnte.
„Logan hat mir erzählt, was passiert ist. Wie geht es dir?“ Chris ging zu ihr hin und nahm sie in den Arm.
Wieso musste ein halb nackter Jüngling, nur mit Boxershorts bekleidet, meine Patricia in den Arm nehmen und dazu auch noch so lange.
„Es ist ja nicht wirklich etwas passiert. Nik und Logan halfen mir. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Es ist alles in Ordnung, solange einer bei mir ist, sonst…“
„Was sonst?“, fragte ich sie, denn sie wirkte plötzlich so verloren in den Armen ihres Bruders.
„Ich fühle mich sonst so alleine und das will ich nicht.“
Am liebsten würde ich ihr sagen, dass sie nie mehr allein sein braucht, wenn wir zusammen wären.
„Komm schlafen wir weiter“, meinte ich, nahm sie an der Hand und zog sie ins Wohnzimmer.
Sie ließ sich sofort in die Kissen fallen und streckte die Arme nach mir aus.
Ich konnte einfach nicht anders und legte mich zu ihr.
Sobald ich lag, kuschelte sie sich an meine Seite.
„Du bist doch viel netter als ich glaubte“, hauchte sie nahe an meinem Ohr.
Sie platzierte ihren Kopf in meiner Schulterbeuge, schnüffelte kurz und aus einem Impuls heraus biss sie mich.
Wieso hatte ich Logan gebissen? Und wieso hatte ich an ihm gerochen?
Logan lachte kurz und meinte dann, ich solle am besten gleich einschlafen, denn sonst müsste er sich revanchieren.
Ich schlief wieder in seinen Armen ein, in denen ich mich so geborgen und beschützt fühlte.
Als ich später wieder aufwachte, spürte ich wie jemand mir federleicht über mein Gesicht strich.
Ich öffnete die Augen und blickte in das fast unbeleuchtete Gesicht von Logan. Er hatte sich über mich gebeugt und anscheinend betrachtet, nun ja, er hatte wohl eher meine Konturen nach gezogen.
Aus einem Gefühl heraus strich ich ihm über seine Wange und ließ meine Hand auf ihr liegen.
Logan kam immer näher. Zart strich sein Daumen über meine aufgeplatzten Lippen.
Ich schloss die Augen.
Sein Atem vermischte sich mit meinem und…
Seine sanften Lippen auf meinen, löste einen Kurzschluss bei mir aus.
Mir entkam ein ungeplantes Stöhnen, denn seine Lippen und seine Zungenfertigkeit waren
…unbeschreiblich.
Ich spürte wie er lächelte.
Oh mein Gott! Ihre Lippen und ihr Körper fühlten sich so gut an. So als wäre sie für mich gemacht.
Ich konnte einfach nicht mehr aufhören. Ihr kleiner Laut ließ mich die Besinnung verlieren.
Sie schmeckte wunderbar und sie küsste auch noch so gut.
Sie war einfach perfekt für mich.
Ich musste sie besitzen.
Ich löste mich widerstreben von ihr.
Sie hatte ihre Augen geschlossen.
„Sieh mich an, bitte!“, flüsterte ich heiser.
Langsam öffneten sich ihre Lider und sie sah mich direkt an.
„Hast du einen Freund?“
Ein Kopfschütteln.
„Ich möchte, dass du meine Freundin wirst. Ich weiß wir kennen uns noch nicht lange, aber mir kommt es so vor als würden wir uns ewig schon kennen. Also, möchtest du meine Freundin werden?“
Bitte sage Ja! Doch sie blieb stumm. Bewegte sich nicht. Nur ihr Herz raste.
„Ja“, krächzte sie.
Ich konnte nicht anders und musste ihre Lippen, die nun mir gehörten, wieder kosten, komplett in Besitz nehmen.
Sie war jetzt mein. Ich würde sie vor allem und jedem beschützen.
Ich lag in meinem Bett und neben mir der heißeste Typ der Schule. Wir hatten uns im Wohnzimmer lange geküsst, doch irgendwann waren wir in mein Zimmer gegangen. Und nun lagen wir da und kuschelten und sahen an die Decke.
Wir erzählten uns alles Mögliche. Über unsere Kindheit und wie Logan den ersten Tag in der neuen Schule gefunden hatte.
Doch er meinte, dass das interessanteste eigentlich nur ich gewesen sei. Er grinste mich an als ich rot wurde.
Logan küsste mich hin und wieder oder fuhr mir durch die Haare oder streichelte zärtlich mein Gesicht.
„Was werden wohl die anderen sagen?“, fragte ich mich, doch ich hatte nicht bemerkt, dass mein Mund schneller war als mein Gehirn.
„Ist es dir peinlich mit mir gesehen zu werden?“, fragte er mich ernst.
Sofort schüttelte ich den Kopf.
„Nein, ich meinte etwas anderes.“
Seine Augenbraue wanderte nach oben.
„Nun ja, ich war noch nie mit einem aus der Schule zusammen und jetzt…“ Ich fuchtelte mit meinen Armen vor meinem Gesicht herum. Ich hatte keine Ahnung wie ich es ihm erklären sollte.
Langsam breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. Er zog mich an seine Brust und umarmte mich fest, gerade so, dass er mich nicht erdrückte.
„Es war eben noch nie der Richtige dabei.“
„Und du meinst, du bist der Richtige?“ Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen skeptisch von oben nach unten an. Ich schürzte meine Lippen.
„Und wie ich das meine!“, er küsste mich.
Ich führte sie an diesem Tag ins Kino aus und ging mit hier essen.
Während des Films kuschelte sie sich an mich. Immer wieder trafen sich unsere Lippen zu süßen unschuldigen Küssen. Doch nach einer gewissen Zeit hielt ich es nicht mehr aus und zog sie auf meinen Schoss.
Ich scherte mich nicht, dass die Mädchen neben uns wie verrückt zu kichern anfingen. Ich hörte wie sie Mutmaßungen über uns anstellten. Patricia, eine Schlampe, die mich, armen Jungen vergewaltigen will, also ist sie eine Männerfressendeschlampe. Oder ich war der arrogante, gutaussehende Jungfrauenverführer und Patricia wäre mein nächstes Opfer. Was ja irgendwie auch stimmte. Nur schlafe ich noch nicht mit ihr. Aber ich würde es auf der Stelle.
Sie war so weich und so wunderschön. Sie passte perfekt zu mir.
Oh mein Gott. Ich war eindeutig dabei mich zu verlieben. Ich mochte alles an ihr. Ihre weichen wunderschönen Lippen. Ihr strahlendes Lächeln wenn ich sie zum Lachen brachte. Ihren weichen wohlgeformten Körper, der mir wie ein kleines Wunder vor kam.
Immer wieder fuhr ich ihr durch die wunderschönen schokobraunen Haare.
Unsere Finger waren ineinander verschlungen. Ihr Daumen strich zart über meinen Handrücken. Dieses leichte Streicheln war eine Beruhigung für meine Seele. Ich hatte nicht gewusst, dass eine solche Berührung eine solche Wirkung auf mich haben konnte.
Ich konnte nicht wiederstehen. Ich zog ihre Hand an meine Lippen und küsste unsere ineinander geschlungenen Hände.
Sie lächelte mich an.
Ich ließ ihre wunderschöne kleine Hand nicht mehr los. Ich wollte sie für immer halten.
Ich plante noch, dass wir vielleicht etwas essen gehen würden. Nur konnte ich mich nicht entscheiden, deshalb erkundete ich mich bei einem „Einheimischen“, welches Restaurant klein und „kuschelig“ sei und er mir empfehlen könnte. Die Wahl fiel auf das griechische Restaurant „Achilles“ und somit war es der nächste Stopp.
Patricia war hellauf begeistert als wir in das Lokal kamen, denn, wie sie mir anvertraute, liebte sie es griechisch zu essen.
Wie bekamen einen Tisch in einer kleinen romantischen etwas dunkleren Nische. Mir war der Besitzer Lukas sehr sympathisch, denn er hatte uns sofort in diese kleine Nische gebracht.
Er hat sogar auch die kleine rote Kerze in der Mitte des Tisches angezündet.
Gott, zum ersten Mal wurde ich in ein kleines Restaurant ausgeführt und das von einem Jungen und nicht von meiner Familie.
Ich war irgendwie nervös, denn ich wusste nicht recht, was ich machen sollte oder auch nicht.
Das Kerzenlicht warf auf seinem Gesicht wunderschöne Schatten und betonte seine hohen Wangenknochen und sein markantes Gesicht. Aber es gab ihm auch etwas Weiches. Ich konnte einfach nicht widerstehen und streckte langsam meine Hand in Richtung seines Gesichts.
Sanft berührten meine Fingerspitzen seine Wangen.
So weiche Haut.
Ich genoss ihre unerwartete Berührung. Fast hätte ich zu schnurren begonnen, würde ich es können.
Ich war jetzt schon süchtig nach ihren Berührungen. Von mir aus könnte sie mich immer und überall streicheln. Naja, nicht überall, denn ich wollte mir Zeit lassen mit ihr.
Ich wollte unsere gemeinsame Zeit einfach nur genießen. Bei Patricia hatte ich das Gefühl, dass ich nicht einen gewissen Standard oder eine andere Person spielen musste. Bei ihr konnte ich einfach ich sein. Fast zumindest, aber ich wollte es ihr noch nicht zumuten. Eigentlich wollte ich es ihr für immer verheimlichen.
Ihr Blick liebkoste mein ganzes Gesicht. Jede Erhebung und jeden Millimeter. Ich tat es ihr gleich. Ich wollte mir jeden Zentimeter ihres Gesichtes, ihres Haares einprägen und nie mehr vergessen.
Ihre schokobraunen Haare fielen in sanften Wellen in ihr Gesicht.
Sie war die schönste Frau, die ich in all den Jahrhunderten kennen gelernt hatte.
Patricia war die perfekte Frau für mich. Ich würde alles für ein Lächeln ihrerseits tun.
Ich glaubte, ich hatte mich verliebt.
Texte: Alle Rechte liegen bei puma94 & lady.rose
Tag der Veröffentlichung: 02.12.2010
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