Es schien ein wunderschöner Tag zu werden. Der Wind war längst verstummt. Die ganze Nacht über hatte der Regen kaum hörbar sein einsames Lied gesungen. Als ich die Gardinen zur Seite zog, huschte ein Sonnenstrahl zu mir ins Zimmer und lugte mir mitten ins Gesicht. In der Küche empfing mich verführerisch der Duft von frischem Gebäck. "Aha", dachte ich "da hat Gabi vor ihrem Job noch schnell frisches Gebäck gekauft." Wir teilten uns jetzt die Wohnung, sprachen oft über Gott und die Welt und betütelten uns gegenseitig ein bisschen.
Vor mir lagen in einem Körbchen knackige, noch ganz warme Dinkel-Brötchen. Der Bäcker hatte sie "Dinkel-Wolke" getauft, und entsprechend waren sie ein Hochgenuss! Bevor ich Kaffe aufbrühte, liebte ich es, in meinem Morgenmantel umher zu wandeln. Die Uhr schupste ich so übermütig an, dass der Kuckuck vor Schrecken wie eine alte Krähe krächzte. So schlenderte ich wohlgemut in meinem roten Kimono mit goldenen Ornamenten von einem Zimmer ins andere. Ich mag sie sehr die frühen Morgenstunden, wenn Träume schwerer als die Sorgen wiegen. Dann sind Gedanken nicht mehr fest gebunden und lassen sich in jede Richtung biegen. Mag sein, es sind in Wahrheit nur Minuten. Jedoch schmiegen sie sich wie eine Decke wohlig um mich.
Dann zog heimeliger Kaffeeduft durch die Küche. Ich deckte mir meinen Frühstücksplatz am Fenster und genoss jeden Bissen und jeden Schluck des starken Kaffees. Ich sah zum Fenster hinaus. Meine Gedanken flogen bunt und flatterleicht ins Blaue. Wie Schmetterlinge drehten sie ihr Runden. Ich beschloss, da ich heute frei hatte, später ins Internet-kaffee zu gehen. Was sollte ich anziehen? Ich wählte meinen grauen Hosenanzug aus. Wenn man bedenkt, dass die Farbe Grau 19 Nuancen haben kann, wie mausgrau oder auch taubengrau, rätselte ich, wie mein Habit einzuschätzen wäre. So tippte ich auf helles Steingrau. Am liebsten trug ich zur Jacke einen weißen Rollkragenpullover. Ich man es sehr, wenn man mir hinterher schaut. Aber das ist vielleicht zu viel gesagt. Besser wäre, wenn mir wohlwollene Blicke begegnen.
All meine Kledage legte ich auf das breite Doppelbett. Die eine Seite ist seit kurzem leer. Damals hatte mich die Liebe getroffen, so wie ein Blitz, beim ersten Blick. Ich hatte keine Chance ihr auszuweichen. Später saß in meinem Herzen ein Klumpen Traurigkeit. Mir bleib nichts anderes übrig, als die Segel zu streichen. Doch jetzt sehe ich wieder Land. Mit diesen Gedanken traf ich im Internet-Kaffee ein. Es war noch leer. ein Blick durch die breiten Fenster sah die Schönen der Stadt, wie sie ganz ungeniert flanierten. Elegant und sehr charmant. Erwartungsvoll setzte ich mich an einen Rechner. Und dann erschien auf dem Bildschirm eine Nachricht, die mich so unendlich glücklich machte. So unsagbar froh, wie man es nicht beschreiben kann. Ein Umstand, der sogar in einem gewissen Maße mein Leben verändern könnte. Da standen die Worte auf azurblauem Hintergrund "Du wirst Oma!"
Tag der Veröffentlichung: 24.01.2013
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