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Michael erwartete die Zustellung einer sehr großen schwarzen Tasche. Diese wollte ein Kollege von der Pathologie im Korridor seiner Wohnung abstellen. Er hatte einen Schlüssel zur Wohnung von Michael erhalten. Die Prozedur funktionierte sporadisch nun schon ein Jahr reibungslos.

Ein Anruf auf der Telefonbox warf Michael fast aus der Bahn. "Hallo lieber Bruder, ich habe es sehr eilig, will Dir nur sagen, dass ich große schwarze Koffer, Du weißt schon mit Büchern für die Messe, in Deinem Korrdidor zwischenlagern werde. Ein Kollege vom Verlag holt sie ab. Ich muss ihm aber dazu Deinen Wohnungsschlüssel geben. Lieben Dank, beste Grüße, bis morgen." "Das ist stark! Was denkt sich Thomas? Einfach über meinen Kopf entscheiden!" protestierte Michael, aber das konnte niemand hören. "Was wird, wenn die Pathologie ihre große schwarze Tsche schon geliefert hat? Darinnen liegt auf Eis ein Leichenbein! Würde es zu Verwechslungen der Tasche bzw. der Koffer kommen können?"

Was aber hatte Michael mit dem Leichenbein zu tun? Kompliziert gebrochene Gliedmaßen werden mit Nägeln zusammengehalten. Als Korrisionsspezialist und Materialprüfer untersuchte Michael, welches Metall dafür das günstigste ist. In der Pathologie werden Gliedmaßen, die durch Metallstücke zusammengehalten werden, abgetrennt und zur Prüfung ins Institut zu Michael weitergeleitet. "Meine Wohnung ist nur Zwischenstation. Ich nehme die Tasche mit der Kühlbox dann mit ins Labor", erzählte Micheal all denen, die es wissen wollten.

Obwohl im Labor andere wichtige Arbeiten anlagen, startete Michael eine Telefonaktion nach der anderen. Der Kollege von der Pathologie war nicht zu erreichen. "Ja, er ruft zurück!" Bruder Thomas hatte sich wie in Luft aufgelöst. "Nein, wir wissen nicht, wie und wo er zu sprechen ist!" "Mein Ziel ist gescheitert", sagte sich Michael verzweifelt. Eine ellenlange Zeit war verstrichen. Was tat sich in seinem Korridor? "Das Schlimmste könnte eintreten!" waren seine Gedanken. Er wußte nicht mehr weiter!

Das Telefon schrillte! Michael riss den Hörer an sich: "Hallo, großer Bruder, gut, dass ich Dich erreiche. Mit der Bücherlieferung wird es heute doch nichts. Ich komme aber am Abend vorbei!" waren die erlösenden Worte von Thomas.

Erleichtert lehnte sich Michael zurück. "Heute abend muß ich ihm sofort den Schlüssel zu meiner Wohnung abnehmen. Den Stress mache ich nicht noch einmal mit! Unvorstellbar, wenn zur Buchmesse ein Leichenbein in Erscheinung getreten wäre". Das waren die Befürchtungen von Michael gewesen. Im Leben ist ja alles möglich!

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Tag der Veröffentlichung: 16.05.2009

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