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Von Stubentigern und anderen Raubtieren

written by Antonia Schön

Ich schlummer ganz friedlich, s'ist noch mitten in der Nacht,
als ein Traum, ein gar böser!, den Schrecken entfacht.
Ich winde mich und zuck', sodass der Kater mich sacht
anstupst, mich zu wecken: Die Gewissheit erwacht...

Ich versuch', bloß nicht auf die Uhr zu schauen
und doch noch ein schönes Traumschloss zu bauen.
Ich wünschte, ich müsst' meinen Augen nicht trauen
doch der Blick auf den Wecker bestätigt das Grauen.

Sechs Uhr Dreißig: tatsächlich, es ist schon Morgen
um meinen Gesundheitszustand mach ich mir grad schon Sorgen,
so müde noch! Würde so gern ein Stündchen mir borgen
und mir so noch ein Mützchen voll Schlaf besorgen.

Die Kater ham' Hunger, sind schon längst putzemunter,
Ramses poltert gar den Gang rauf und runter.
Rufus hingegen! Der treibt's fast noch bunter
und krabbelt unter meine Bettdecke drunter.

Er stupst mich am Arm, kitzelt auch mein Bein,
angelt nach ner Strähne und vergrößert meine Pein.
Steckt die Nase samt Schnurrhaar' in mein Ohr hinein.
Ramses lässt im Flur auch das Toben nicht sein.

Plötzlich hopst er mit einem großen Satze
auf meinen Bauch - wiegt übrigens 7 Kilo, die Katze!
Nun maunzen sie synchron und sachte kratzen
sie über meine Satinbettwäsche!! Mit ihren Tatzen!

Sanft schieb ich sie weg, das Wehklagen schwillt an.
Man könnte denken, der Hungertod naht rasch heran.
Ich rappel mich hoch, obwohl ich mich kaum losreißen kann
schon pappen zwei Fellknäuel an meinen Fersen dran.

Ramses' Hoffnung zerschlägt sich, ich könne vergessen
haben, dass er Medizin kriegt, bevor er loslegen darf mit Fressen.
Er ziert sich, schlängelt sich unters Sofa und will Kräfte messen
doch ich bleib hart: vorher gibt's nix zu essen.

Schließlich gibt er von selbst dann klein bei
auch wenn er guckt, als ging's um Tierquälerei -
so widerstrebend! Dass ich schon hoff "Ach, verzeih'
mir das doch. Ist ja schnell vorbei."

Abends: ein Maunzen! S'geht mir schon an die Nieren
als auch acht Pfoten mir gleich entgegen galoppieren.
Vier grüne Augen versuchen, mich zu hypnotisieren
und hungrig den Futternapf anfokussieren.

Die hungrigen Tiger machen einen mords Rabatz,
stürmen zur Raubtierfütterung mit riesigem Satz
- als befänden sie sich grad echt auf der Hatz -
also stell ich den Napf vorsichtig an seinen Platz.

Genüsslich sie schmausen mit zufriedener Miene,
fahren ganz ungestört auf der Nahrungsaufnahmeschiene.
Im Anschluss folgt: Putzen! Dort, neben der Waschmaschine
mit eitlem Blick in den Spiegel, dafür dient: die Vitrine.

Hab ich gut erfüllt, was? Dosenöffner war die erste Funktion.
Es folgt: von Löwen zu Stubentigern eine Manifestation.
Jetzt bin ich Kissen und Fellpflegemeister. Nur zur Information:
Ekstatisches Schnurren genügt mir als Lohn.

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Tag der Veröffentlichung: 16.02.2011

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