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Jule und der O-Saft

written by Antonia Schön

Zu Jule, der Assistentin, schlich
Andi, den Saft in der Hande.
Ihn schlug die Antonia in Bande.
"Was wolltest du mit dem Safte? Sprich!",
entgegnet ihm skeptisch die Misstrauisch'.
"Die Jule vom Durste befreien!"
"Das sollst du erstmal beweisen."

"Ich bin", spricht jener, "zu beweisen bereit
und bitte nicht um ein Danke.
Doch willst du glauben, zu tanken
Vitamine wäre für sie gescheit
grad jetzt, nach unendlicher Krankheitszeit.
Ich lasse den Saft dir als Pfande
ihn magst du, lüg ich, verschwenden.

Da lächelt Antonia mit arger List
und spricht nach kurzem Bedenken:
"Acht Tage will ich dir schenken,
doch wisse, wenn verstrichen die Frist
und der Saft ist vergoren wie fauler Mist
so wird er dir vorgesetzet
auf dass du aufs Örtchen dann hetzest."

Jule kommt zur Antonia: "Der Andi meint's gut,
will mit dem Safte erstreben
gesund zu gestalten mein Leben.
Doch fehlt mir, Antonia! Leider der Mut,
ihm zu sagen: 'Der Saft schmeckt mir nicht gut!'
So bleiben die Flaschen stets unberührt.
Noch nie das Klirren des Glases gehört?"

Und schweigend deutet sie unter den Tisch
wo stehen zahlreich die Flaschen
dass niemand nen Blick drauf erhaschet.
Antonias Mund offen steht wie beim Fisch,
bedröppelt sie guckt. Dann: verschwörerisch
sie flink bedecket den Safte
grad' rechtzeitig sie das noch schaffte!


Da biegt gerade der Andi ums Eck,
nichtsahnend er schreitet vorüber.
Jule meint: "Mir wäre es lieber,
er erfährt nichts davon. Das gäbe nen Schreck,
wenn er sähe, dass ich die Flaschen versteck’!
Er würde mich dafür hassen!
Kannst du dir was einfallen lassen?"

Doch ratlos schaut die Antonia drein:
„Was könnte man da denn nur machen?
Also wirklich, du fragst mich ja Sachen!
Doch warte! Mir fällt gerade was ein,
da kann er dir gar nicht beleidigt sein!
Ich hol’ einen Stift, den roten.
Er will dich ja sicher nicht töten!“

Sie malt Jule rote Punkt’ ins Gesicht
bis die richtig arg getüpfelt
und ganz erschrocken rumhüpfet.
„Hab Vertrauen“, die Antonia spricht.
„Warte hier und versteck dich bloß nicht!
Ich geh’ den Andi jetzt holen,
der wird dich mustern verstohlen!“

Mit wachsendem Unmut Jule ausharrt,
sie fühlt sich zunehmend elend,
überlegt, sich fortzustehlen.
Da überwiegt das Vertrau’n, sich der Mut schart.
Der TNT-Fahrer sie recht doof anstarrt…
als Andi erschrocken anstürmet.
„Ausschlag“ sich bedrohlich auftürmet!

„Was tat ich?“, ruft er, vor Schrecken bleich.
„Hab’ nicht gewollt, dir widerfährt
ein derartiger Entzündungsherd!“
Und entreißt die Flasche der Jule gleich:
„Der reinen Haut wegen entfern ich euch
jeden Saft aus deiner Reichweite.“
Trägt hinfort die saftige Meute.

Und Antonia grinst mit verschlagener List.
„Hab’ ja gesagt, dass ich dir helfe.
Hier hast du ein Stück Kernseife.
Hab’ ihm erzählt, dass allergisch du bist,
und an O-Saft elendig sterben müsst’,
wenn du nur von ferne dran schnupperst.
Nun du dir den „Ausschlag“ abschrubberst!“


Und die Jule strahlt durch der Punkte Rot
und freudig sie rennt zur Toilette
sie nie den Mut gehabt hätte!
Und befreit ist sie nun aus ihrer Not!
Antonia lacht, denkt „Alles wird gut!
Nun wird Andi ihr nichts mehr bringen!“
Sie möchte vor Freude singen!

Jule kommt zurück, gar urplötzlich geheilt,
ihr Teint wieder richtig frisch und rein.
Da – ihr Gesicht erstarrt zu Stein.
Der Andi war vor zum Netto geeilt,
sich einfach aus dem Büro abgeseilt
um ihr Arzenei zu besorgen!
Was hat er in der Hand verborgen?

„Und ist es zu spät, und kann ich dir nicht
ersparen, was du hast durchlitten!
So ging ich mit eilenden Schritten
Gutes zu holen für Haut und Gesicht!
Das sah ich wohl an als meine heilige Pflicht.
Doch ich seh’, du bist schon gerettet
und nicht mehr an den Ausschlag gekettet.“

Und der Andi reicht Jule, was er ihr gekauft,
sie sagt ihm leise ein danke.
Er strahlt, weil die vermeintlich Kranke
wohlauf ist, so erleichtert er aufschnauft.
Jule unglücklich ganz dunkelrot anläuft,
in der Hand eine Packung Nüsse.
„Ich erstick’, wenn ich die hier esse!“

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Tag der Veröffentlichung: 15.02.2011

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