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Kolore.

Das Land zwischen den Meeren war geteilt in zwei Hälften.

Im Reich des Lichtes herrschten König Cirron und seine Königin Nuria friedvoll.

Die Landschaft war geprägt von großen Weiden, Feldern und Flüssen.

Das Lichtreich hatte eine erstaunliche Flora mit allen vorstellbaren Blumen.

Seine Bewohner waren stolze Leute, lebten in der Sonne voller wärme und priesen das Licht.

Das Schattenreich hingegen war bekannt für seine Wälder, Seen und Berge.

Man sagte die Sonne schien nie vollends am Himmel, sondern schwebte nur am Rand des Horizonts.

Seine Nächte waren länger und das Volk des Schattenreiches glaubte an seine Mondgötter.

In den dichten Wäldern herrschte eine Artenreiche Fauna.

Die dort lebenden Menschen nutzten die Tiere und respektierten einander.

Das Volk des Schattenreiches war bekannt für sein Temperament von starken Gefühlen, die meist als sündhaft

bezeichnet wurden.

Obwohl das eine Reich nicht ohne das Reich des anderen Leben konnte, exestierten die Völker getrennt.

Sie waren nicht verhasst, doch herrschte unter ihnen eine gewisse Distanz.

Beide waren überzeugt von der Kraft ihres eigenen Landes und so kam es nur zwei Mal in einer Wende vor,

dass sich die Königspaare trafen.

Kapitel 1

 

Lichtreich

 

Der Wind wehte über die weiten Gerstenfelder des Lonicera Tals. Es war Sommer und die Sonne stand hoch am Horizont. Wie in jeder Wende feierten die Bewohner des Lichtreiches das Sommerfest. Ein Fest an denen Lichter die Nacht erhellten, Musik gespielt und ausgelassen getanzt wurde. Jede Stadt und jedes Dorf feierte sein eigenes Fest zum Gunste der Sonnengötter. Sie dankten ihnen und opferten die schönsten Blumen und Juwelen des Landes.

Wie jeder Bewohner freute sich auch Lucienne auf diesen Abend. Ihre Mutter hatte ihr zu diesen Abend eigenhändig ein Kleid genäht. Sie hatte den ganzen Winter vor dem Webrahmen gesessen, doch das Ergebniss war äußerst Ansehnlich. In Gedanken überlegte Lucienne schon darüber nach wie das Kleid wehen würde, wenn sie tanzte. Der Stoff war in einen zarten Gelbton gehalten und im Gegensatz zu ihren üblichen weißen Kleidern voller Farbe. Für Gewöhnlich trug jeder Lichtbewohner lieber Gelbe Farben um den Sonnengöttern näher zu sein, doch schon als Kind hatte Lucienne weiße Kleider bevorzugt. Die Farbe erinnerte sie viel mehr an die Wolken die anmutig am Himmel schwebten. So trug sie nun ebenfalls ein weißes knielanges Kleid. Es glich schon einen Wunder das sie sich die Kleidung nicht beschmutzte, wobei doch gerade weiß so anfällig für Flecken war.

Fröhlich spazierte sie mit ihren Korb in der Hand hinter die kleine Holzhütte in der sie und ihre Eltern wohnten. Ihre Mutter hatte sie gebeten das Nimmerkaut zu pflücken, wo es doch nun reif war. Im Dorf war ihre Mutter bekannt als Heilerin. Sie hatte die äußerst seltene Gabe zu heilen. Lucienne hatte ihre Gabe von ihrer Mutter geerbt, jedoch war sie lange nicht so gut wie ihre Mutter selbst. Trotz der Gabe arbeiteten die Beiden mit dem was die Natur ihnen Bot. Salben konnten den Heilungsprozess ungemein heilen, ebenfalls verbrauchte es eine Menge Energie die Gabe einzusetzen.

Kurz darauf musste ihre Mutter immer Blut von ihren Vater zu sich nehmen. Es war üblich das die Menschen von Kolore das Blut ihrer nächsten tranken, selbstverständlich nur innerhalb des eigenen Volkes. Keiner wusste was passieren würde, wenn das Blut eines Licht und Schattenbewohners miteinander vermischt wurden. Für gewöhnlich sorgte das Blut der Verwandten für Stärkung und kräftigte die Bindung zueinander. Es war ein Zeichen von Liebe. Das Blut eines seiner Familienmitglieder zu trinken, kam den Strahlen der Sonne nach. Sie gaben Energie, Verbundenheit zu den Göttern und gab die nötige Kraft zum Leben. Ohne das Blut eines anderen fühlte man sich schwach. In der Regel war es üblich das ein Mann nur von seiner Frau oder seiner Mutter trank. Frauen hingegen tranken das Blut beider Geschlechter. Um das goldene Blut der Lichtbewohner weiterzugeben, gab es im Lichtreich große Familien. Einzig ihre Familie war eine der kleinsten. Ihre Eltern hatten Jahrelang keine Kinder bekommen können. So war es einen Wunder nah gekommen, das sie Lucienne ihre Tochter nennen konnten. Ihr Vater zündete täglich zum Dank eine Kerze für die Sonnengötter an.

Erst vor kurzen hatte das Dorf einige seiner Mitglieder bei einen plötzlichen Feldbrand verloren. Noch Heute gab es den Bewohnern rätsel auf, wie es dazu gekommen sein soll. Einige schoben es auf die Bewohner des Schattenreiches. Sehr abwägig war dieser Gedanke jedoch nicht, denn das Lonicera Tal lag direkt an der Grenze zum Schattenreich. Lediglich ein dichter und großer Wald makierte die Grenze. So wurde es immer wieder den Kindern erklärt, sie dürfen nicht zu weit hinein irren. Sobald die Bäume Moos an ihre Stämme trugen, war es den Leuten geraten umzukehren. Man munkelte über die Bewohner des Schattenreiches. Sie sollten gierige Leute sein, immer aus nach ihren kostbaren Wasserdiamanten und Blumenperlen. Glaubte man an die Gerüchte, so hatten die Menschen grässlich hässliche Gesichter und bestanden aus puren Zorn und Hass.

Lucienne war sich nicht sicher ob sie den Gerüchten glauben schenken sollte. Nie zuvor hatte sie einen Menschen aus dem Schattenreich zu Gesicht bekommen, jedoch wünschte sie dies auch nicht herbei.

Ihr Volk konnte jedoch auch vor Einbildung und Stolz strotzen. Waren diese Menschen wirklich solch hässliche Kreaturen wie behauptet? Die Bewohner des Lichtreiches hingegen waren allesamt stolz auf ihr goldenes Haar, ihre sonnengeliebte Haut und auf ihre Augen die Allesamt die Farbe eines sanften Braunes besaßen.

Ein weiterer Grund weshalb Lucienne sich manchmal nicht zugehörig fühlte. Ihr Aussehen glich nicht dem eines typischen Bewohner des Lichtreiches. Somit entsprach sie nicht im Ansatz der Norm und galt bestimmt nicht als attraktiv oder Sehenswert. Ihre Haare hatten keine goldene Farbe sondern waren Aschblond. Eine sehr helle Farbe wies auch ebenfalls ihre Haut auf. Das Licht schien sie nicht zu färben sondern ließ sie in einen zarten weiß-rosa. Auch ihre Augen waren nicht die der anderen. Statt eines warmen Braunes, hatten ihre die eines kaltes Blau. Ihr Vater sagte ihr oft das sie sich dafür nicht schämen müsste. Die Farbe erinnerte ihn an den zugefrorenen Lonicera Flußes im Winter. Aufmuntern taten diese Worte Lucienne jedoch nicht, trotzdem wusste sie sein Kompliment zu schätzen. Sie mied es über ihr Aussehen zu reden, wollte auch die starren Blicke der anderen ignorieren. Niemand im Dorf schien es zu wagen sie als hässlich zu bezeichnen, jedoch schwiegen sie. Obwohl man sie kannte spürte sie immer wieder ihre Blicke und fragte sich des öfteren welche Gedanken in den Köpfen der anderen schwebten.

Würde das Dorf sie wohlmöglich eines Tages verstoßen?

Noch schwiegen alle. Doch beim besten Willen hoffte sie nicht enttäuscht zu werden. Sie verstand sich gut mit jeden in der Gemeinde, obwohl es selbstverständlich war das man manche Leute lieber Mied. So war doch jeder Charakter eines Menschen anders.

Lucienne öffnete die Tür des kleinen Holzgartentores. Quitschend schob sie das Türchen bei Seite und ging in den wilden Wuchs aus Kräutern und Blumen. Der Geruch stieg ihr in die Nase und umwehte ihren Körper. Jedes Mal wenn sie in den Kräutergarten ging, war es balsam für ihre Seele. Lucienne liebte die vielen Farben der Blumen und Kräuter. Sie waren so verschieden und machten die Welt viel bunter.

Ihre Beete hatten sie ordentlich hergerichtet. Vor jedem Kraut stand ein kleines Schild mit dem Namen der Pflanze. Lucienne ging zielstrebig auf das Nimmerkraut zu. In den Jahren hatte ihr Garten an Größe gewonnen. Immer wieder hatte ihr Vater den Garten erweitern müssen um den vielen Pflanzen Platz zu machen.

Sie hockte sich hin, achtete dabei keine Pflanze zu verletzen, und stellte ihren Korb neben sich. Sofort machte sie sich an die Arbeit und pflückte die Blätter des Nimmerkrautes. Es dauerte gut ein einhalb Stunden bis der Korb randgefüllt mit Blättern war und Lucienne zufrieden zurück ins Haus maschierte.

"Oh, du bist fertig." stellte ihre Mutter überrascht fest als Lucienne die Tür hinter sich schloss.

"Ich habe mich beeilt. Wenn ich schnell arbeite kann ich den anderen bei den Vorbereitungen für Heute Abend helfen." sagte sie glücklich und platzierte den Korb neben ihre Mutter.

Diese war gerade dabei eine Salbe anzufertigen.

"Eine gute Einstellung." sagte ihre Mutter liebevoll lächelnd.

Lucienne setzte sich ihrer Mutter am Tisch gegenüber und begann die Blätter zu mahlen. Sie arbeiteten eine Weile still nebeneinander als ihre Mutter plötzlich fluchte.

"Bei den Sonnengöttern, wieso habe ich das nicht früher bemerkt?!"

Erschrocken zuckte Lucienne zusammen und sah verwundert zu ihrer Mutter.

"Was ist denn?"

"Ich habe nicht genügend Schattenpilze..." seufzte diese und hielt sich eine Hand gegen die Stirn.

"Soll ich welche sammeln?" bot sich Lucienne an.

"Aber Liebling bist du dir sicher das du das noch schaffst? Die Feier fängt an wenn es dämmert, bis dahin bleibt dir nicht mehr viel Zeit."

"Die Salbe ist für Oriel, richtig? Sie ist wichtig für ihn, also werde ich schnell gehen."

Entschlossen stand Lucienne auf und griff nach einen leeren Korb.

"Ach Liebling vielen Dank. Aber versprich mir das du dich beeilst, ja? Geh bitte nicht zu weit in den Wald, sonst komme ich um vor Sorge." Sprach ihre Mutter.

"Selbstverständlich. Ich werde mich beeilen, vor der Dämmerung bin ich pünktlich zum Fest zurück. Ich wäre dir Dankbar wenn du mein Kleid schon bereit legen würdest."

Lucienne wusste wie viel es ihrer Mutter bedeutete das ihr das Kleid gefiel. Doch wie konnte es ihr nicht gefallen? Sie hatte sich solch Mühe gegeben und Liebe in ihre arbeit hineingesteckt. Sie freute sich schon in den Blassgelben Kleid Heute Abend zu tanzen.

Geschwind schloss Lucienne die Tür und machte sich auf den Weg in den Wald.

 

 

Lächelnd lief sie den Weg zum Wald entlang.

"Schätzchen wo gehst du denn hin?" fragte plötzlich ihr Vater der von seiner Arbeit auf dem Feld aufsah.

''Mutter braucht Pilze, deswegen gehe ich schnell in den Wald und sammel welche.''

''Bist du denn zurück bevor die Sonne untergeht?" Ihr Vater runzelte besorgt die Stirn.

"Natürlich." Lucienne nahm den Korb in beide Hände und drehte sich im Kreis. "Ich freu mich schon!"

Lachend stemmte der Mann seine Hände an die Taille.

"Dann sei vorsichtig und komm uns heile wieder."

Lucienne nickte sofort und drehte sich um.

"Bis später Vater!" Sie winkte ihm hinterher während sie ihres Weges weiterging.

Es dauerte nicht lange, da erreichte sie den Waldrand. Dunkel ragten die Bäume vor ihr empor. Als sie sich hinein begab, verschloss das dichte Blätterdach sofort jeglichen Sonnenstrahl. Doch obwohl es nun so dunkel war, zeugten der Gesang der Vögel vom Frieden im Wald. Fröhlich summte Lucienne ihr Lieblingslied. Hoffentlich würde es Heute Abend gespielt werden, sodass sie tanzen konnte. Probeweise drehte sie sich um sich selbst und hüpfte zu ihren Gesang. Ein Kaninchen rannte panisch weg als Lucienne an ihn vorbei tanzte. Kichernd sah sie dem Tier nach und murmelte dem Tier eine Entschuldigung hinterher.

Nach ein paar Stunden verdichtete sich das Blätterdach über ihren Kopf. Der Weg vor ihr wurde dunkler und auch die Farben der Blätter rings um sie bekamen dunklere Farbtöne.

Suchend sah sie sich am Waldboden um. Sie entdeckte den ersten Pilz hinter einen gefallenen Baum. Zufrieden sammelte Lucienne ihn auf und führte ihre Suche fort. Obwohl sie solch Glück an der Stelle hatte und viele Pilze dort wuchsen, waren es doch nicht genug.

Bedrückt entschloss sie tiefer in den Wald zu gehen. Es würde nichts nützen an Ort und Stelle zu verweilen.

Mit dem Korb fest in der Hand schritt Lucienne weiter.

Schockiert sah sie sich um, als sie feststellte das sie den Weg nicht mehr entdeckte. Mehrmals ging sie auf und ab, suchte kreuz und quer. Mit dem Blick am Boden genagelt ging sie weiter.

Schon längst war der Boden nicht mehr eben. Dicke Wurzeln erschwerten ihre Suche. Mühsam hob sie nun ihre kraftlosen Füße und stieg über sie.

Die Angst machte sich in Luciennes Inneren breit. Sie fand weder weitere Pilze, noch den Weg.

Und als wäre das nicht genug, strahlte auch kaum noch die Sonne durch das Blätterdach. Im Gegenteil, sie glaubte schon die Abenddämmerung zu erkennen.

Wie konnte das passieren?

Wie hatte sie sich so verlaufen können?

Eilig lief sie den Weg zurück von dem sie gekommen war. Zumindest glaubte sie das.

Doch Lucienne irrte mehr im grünen Gestrüpp herum, als das sie die Felder des Lonicera Tals entdecken konnte. Es war zum verzweifeln. Ihre Füßen taten ihr durch das viele Laufen weh und sie hatte Durst.

Sie fühlte sich geschwächt und entkräftet.

Als sie auch nach Stunden noch umher irrte fehlte ihr zu Guter letzt auch noch die Hoffnung.

Lucienne richtete ihren Blick nach oben, suchte den Himmel, doch dieser war nur schwer zu erkennen. Das helle blau des Tages war nun zu einer dunklen Nacht geworden. Sie kam nur noch schwer vorran. Ihre Sicht irrte umher, versuchte etwas zu erkennen, doch die Finsternis war längst eingebrochen.

Tastend suchte sie an den Bäumen halt, hob ihre Füße um nicht über die Wurzeln zu fallen.

Plötzlich blieb sie an einen Dornenbusch hängen. In der Mühe ihr Kleid aus dem Gestrüpp zu befreien, zog sie sich Schnitte an den Händen zu. Panisch riss sie sich endlich los, wollte laufen doch achtete sie nicht wohin. Der Länge nach fiel sie zu Boden und schürfte sich dabei ihr Knie auf.

Wimmernd stützte sich Lucienne auf ihren Ellenbogen ab und versuchte aufzustehen.

Ihr Körper schmerzte so sehr.

Sie erlaubte sich nun die Tränen zu weinen die sie seit Stunden hatte zurückgehalten.

Es war hoffnungslos, sie fand nicht mehr zurück. Schon gar nicht bei dieser Dunkelheit.

Schluchzend stemmte sie sich hoch, fand wieder zurück auf ihre Beine und lief Notgedrungen weiter. Sie hatte ihren Eltern versprochen vorsichtig zu sein. Sie hatte gesagt sie würde rechtzeitig zurück sein. Verägert über sich selbst liefen weitere Tränen ihre Wangen hinab. Wie hatte sie nur annehmen können es wäre eine gute Idee gewesen tiefer in den Wald zu gehen? Es hätte doch offensichtlich sein müssen das es kein gutes Ende nehmen würde! Nun hatte sie das Fest verpasst und stürzte ihre Eltern in Sorge. Doch auch Lucienne war besorgt. Würde sie überhaupt zurück finden? In diesen Wald schien alles gleich auszusehen und schon seit einiger Zeit hatte sie das Gefühl gehabt im Kreis zu gehen.

Es würde nichts bringen weiter zu gehen.

Lucienne fand eine kleine Lichtung und ließ sich an einen dicken Baumstamm hinab sinken. Wenigstens spendete der Vollmond am Himmel ihr etwas Licht.

Mit tränenverschleierten Blick sah sie auf ihre Hände. Mit letzter Kraft versuchte sie wenigstens die Schnitte auf ihrer Haut zu heilen. Zwar gelang es ihr, doch reichte die Kraft nicht aus um die Wunde am Knie heilen zu lassen.

Erschöpft zog sie ihre Beine heran und wimmerte als ihr Knie bei dieser Bewegung schmerzte. Schützend legte sie ihre Arme um die Beine und ließ ihren Kopf hängen.

Lucienne fühlte sich elend. Ihr war kalt und die Angst kroch in jeden zentimeter ihres kleinen Körpers.

Wer wusste schon welch Tiere hier im Wald lauerten?

Nicht zu vergessen ihre ganzen Sorgen.

Ihr Körper war an seine Grenzen geraten und auch ihr Geist war erschöpft.

Es wäre nur klug Morgen weiterzugehen. Vielleicht hatte sie Glück und sie fand auf den Weg zurück von dem sie gekommen war. Lucienne klammerte sich an diesen Gedanken der ihr Hoffnung schenkte und schloss erschöpft die Augen.

 

 

 

Schattenreich

 

Als die Sonne untergegangen war, brachen sie auf. Stolz ritt Prinz Arcano auf seinen Pferd.

Das Fell des Tieres war ebenso schwarz wie seine Haare. Beide hatten diese kühle Eleganz als sie durch die Wälder ritten. Rund 5 Männer ritten hinter dem Thronfolger her. Darunter auch sein treuster Freund Kesar. Gemeinsam hatten sie schon viel erlebt. Das sie nun auf die Jagd gingen war eine weniger interessante Geschichte.

Das Tier das Arcano unbedingt erlegen wollte war ein Nachtfux. Wie der Name schon sagte war es Nachtaktiv und gab den Jägern nur in der Finsternis die Chance es ausfindig zu machen. Schon oft war ihm das Tier entwischt, doch in dieser Nacht würde er das Tier finden und erlegen.

Wer würde er denn sein wenn er ein einfaches Tier entkommen ließ?

Die Hufen der Pferde preschten über den Waldweg. Sie mussten tiefer in den Wald, wollten sie das Tier finden. Geschwind ritten sie in die Nacht hinein. Es raschelte, Tiere des dunkeln Waldes wichen den Reitern aus.

Arcanos Mimik war angespannt. Der Tag war nicht so verlaufen wie er sich erhofft hatte. Wieder einmal hatte er Streit mit seiner Stiefmutter gehabt. Diese Frau benahm sich wie eine Hexe! Sie war ein Missstück! Seitdem seine Mutter Mutter gestorben war, hatte diese Frau die Hosen an. Als wäre ihre Anwesenheit nicht genug, hatte sie zusätzlich noch zwei Kinder mit in die Ehe gebracht. Sein Stiefbruder war ein arroganter Angeber. Doch trotz seines großen Mundwerkes bekam er rein gar nichts auf die Reihe. Nicht mal mit Pfeil und Bogen konnte er umgehen! Von seiner Schwester wollte er erst gar nicht anfangen. Kaum war sie in den Palast gezogen, hatte sie sich jegliches Schmuckstück des Landes bringen lassen. Sie badete in Gold und hetzte alle umher, geschah etwas nicht nach ihrer Nase. Sie benahm sich wie ein verwöhntes Kind! Zu seinen bedauern lief das Mädchen ihm nur allzu gerne hinterher. Und bei den Mondgöttern fiel sie ihm auf die Nerven!

 Er hatte eigentlich gehofft dem Angespannten Klima im Palast zu entkommen, doch dachte er auch jetzt noch an seine misslungene Familie.

In solchen Momenten war er nur allzu froh das er Kesar an seiner Seite hatte. Auf ihn konnte er sich verlassen.

Ebenso auf Jaga. Die alte Dame war eine gute Freundin seiner Mutter gewesen. Sie hatte ihn praktisch mit großgezogen. Jaga war die Seherin und Kräuterhexe des Palastes, doch war sie für ihn wie eine Großmutter. Niemand schenkte ihn solch Beachtung wie sie es tat. Hatte er Stress, so musste er nur zu ihr gehen und sie linderte seinen Zorn.

Und für Jaga würde er nun dieses Tier erlegen. Sie hatte oft davon geredet welch heilende Wirkung das Herz des Tieres hatte. Er wollte ihr eine Freude machen und ihr das erlegte Tier bringen. Hinterher würde er das Tier ausstopfen lassen und zu den anderen hängen.

So war zwar des Plan, doch gestaltete sich die Suche längst nicht so einfach.

Als der Trupp tiefer in den Wald vordrang, drosselten sie ihr Tempo rapide.

Mehrmals blieben sie stehen und lauschten in die Nacht hinein. Vereinzelte Vögel sangen das Lied der Nacht. Die Rufe des Nachtfuxes waren jedoch nicht zu hören.

Witternd zog er den Geruch der Finsternis in seine Nase. Die Schattenmenschen waren ausgezeichnete Jäger und auf ihre Sinne war immer Verlass. Trotz finsterer Nacht erkannten sie ihre Umgebung.

Konzentriert schloss er die Augen und atmete erneut ein.

Sofort riss er seine Augen auf als ihn der fremde süßliche Geruch in seine Nase stieg.

Was war das? Kein Tier sonderte solch einen herrlichen Geruch aus.

Als hätte sein Freund gemerkte das etwas nicht stimmte, trat er neben ihn.

"Was ist?" fragte dieser ratlos und blickte sich um.

"Riechst du das nicht?" flüsterte Arcano und bemerkte wie alle seine Sinne sich auf diesesn Himmlischen Geruch konzentrierten.

Sein Freund hob ebenfalls sein Gesicht und schloss die Augen. Seine Reaktion fiel ähnlich aus.

"Was ist das für ein herrlicher Duft? Er ist so ... süß"

Arcano blickte in die Nacht.

"Ich bin mir nicht sicher, aber ein Tier ist es nicht." Fest packte er die Zügel und trieb sein Pferd an. "Finden wir es heraus."

Sofort war sein Jagdinstinkt gefordert.

Ungeachtet seines eigentlichen Plans preschte er los. Seine Männer versuchten ihm zu folgen, doch war er ihnen Meilenweit vorraus. Er achtete nicht auf das was um ihn geschah, dachte nur noch an diesen süßen Geruch. Was war es?

Sofort kam er zum stehen als er eine Lichtung erreichte und den Grund des himmlischen Geruchs entdeckte.

Ein Mädchen.

Aber nicht irgendeines. Sie war die schönste Frau die Arcano je zu Gesicht bekommen hatte.

Das helle Haar hing ihr wellig über die Schultern und reichte ihr bis zur Taille.

Ihre Haut war so hell wie die eines Schattenmenschens doch war er überzeugt das dieses Mädchen nicht zu seinem Volke gehörte. Ohne groß zu überlegen stieg er ab und lief auf sie zu.

Das Mädchen musste eine Göttin sein.

Waren ihre Augen schon groß gewesen als er sie entdeckt hatte, so weiteten sie sich nun noch mehr. Sofort stand das Mädchen auf und drückte sich an den Stamm hinter sich. Nun erkannte er auch wie klein und zierlich sie war. Geradezu zerbrechlich schien dieses Mädchen.

Dicht trat er vor sie und blickte auf sie hinab.

Sie zitterte und blickte ihn ängstlich an.

Etwas in ihm zog sich zusammen. Ihre Augen. Ihre Augen waren so hellblau wie er sich den Himmel im Lichtreich vorstellte. Vollkommen strahlend und ohne Schatten. Ebenso erinnerte ihn die Farbe an kaltes Eis.

Völlig fasziniert von ihr hob er die Hand und legte sie an ihre Wange.

Bei den Mondgöttern war ihre Haut weich.

Vorsichtig, so als könnte er sie verletzten strich er ihre Konturen entlang.

Ihre rosa Lippen waren ebenso zart wie der Rest ihres Körpers. Ihr wimmern schreckte ihn etwas aus der Trance. Das zierliche Mädchen vor ihm hatte Angst. Arcano ließ seine Hand sinken.

"Wie ist dein Name?" fragte er und bemerkte wie eisig seine Stimme für sie klingen musste.

Sie antwortete nicht, sah stattdessen über seine Schulter hinweg.

Sein Trupp hatte ihn eingeholt. Aus den Augenwinkel erkannte er das sie ebenso fasziniert zu sein schienen, wie er es war.

Seine Geduld brach, besonders als er bemerkte das sie ihm nicht die Aufmerksamkeit schenkte die er von ihr verlangte.

"Antworte!" sagte er laut und ließ seine Faust neben ihren Kopf an den Baumstamm knallen.

Erschrocken zuckte sie zusammen und begann zu zittern. Erst nach ein paar Sekunden schien sie sich wieder zu trauen ihn anzusehen.

"L-Lu -" sie schluckte mühsam. " L-Lucienne..."

Ihre Stimme war wie klare Glockentöne. Meine Güte klang sie unschuldig.

Erneut blickte er von oben bis unten auf sie herab. Dabei bemerkte er das eine Wunde am Knie diesen wunderbaren Geruch verströmte, der ihn nun umgab. Es war ihr Blut gewesen welches ihn gelockt und verführt hatte.

"Sag Lucienne, woher kommst du?" fragte er und gab sich Mühe nicht allzu barsch mit dem Mädchen zu reden. Vergebens wie es schien, denn es starrte ihn immernoch ängstlich an.

"Sprich!" sagte er nach einer Weile als sie erneut ihre Stimme verloren hatte.

"A-Aus dem ... aus dem L-Lonicera Tal ..." stotterte sie ängstlich.

Er erinnerte sich. Das Lonicera Tal lag direkt an der Grenze zum Schattenreich. Das Mädchen welches vor ihm stand musste sich verirrt haben - Sie war ein Lichtmensch.

"Was machst du nun mit ihr?" fragte Kesar als er sich neben ihn gesellte und das Mädchen ebenso betrachtete wie er es tat. Plötzlich gefiel ihm dieser Blick nicht. Er sollte sie nicht so anstarren!

Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz.

''Ich habe sie gefunden, also ist sie nun mein Eigentum.''

Kesar blickte ihn entrüstet an.

"Du willst doch nun nicht damit sagen das du sie mitnehmen willst?"

"Natürlich werde ich das tun!"

Auch Arcano kannte die Regeln. Laut diesen wurde jeder Lichtmensch der die Grenze überschritt getötet. Doch bei allem was ihm heilig war, wie sollte er das kleine Wesen was vor ihm war töten? Nein, nur über seine Leiche! Noch nie hatte er etwas schöneres Gesehen, weshalb sollte er sie also gehen lassen oder gar töten? - Etwa damit ein Lichtmensch sie zur Frau nehmen konnte? Auf keinen Fall! Niemanden würde er sie überlassen, nicht mal seinem besten Freund! Sie war sein, nur sein!

Arcano ließ Taten folgen und griff fest um das Handgelenk des Mädchens.

Als wäre sie gerade aus ihrer Starre entflohen, begann sie sich zu wehren.

"N-Nein..." flüsterte sie ängstlich und versuchte seine Hand von der ihren zu schieben.

Ein lächerlicher Versuch wenn man bedachte welch Kraft er doch besaß. Kurzerhand entschied er dem zappeln einhalt zu gebieten, griff um die Hüfte des Mädchens und warf sie sich um die Schulter. Überrascht schrie sie auf und begann sofort wieder zu zittern als sie über ihn hang.

Erst jetzt stellte er fest wie leicht sie doch war. In der Tat könnte er mit einen einzigen Handgriff das Genick des Mädchens brechen.

Entschlossen schritt er zu seinen Pferd zurück. Die Männer um ihn herum machten allesamt große Augen.

"Arcano bist du dir wirklich sicher das du sie mitnehmen willst? Hast du nicht schon genug Ärger? Was wird passieren wenn du also auch noch ein Lichtmädchen zu dir holst? Die Königin wird es nicht gut heißen!"

Er schnaubte.

" Diese Frau kann mich mal. Sie ist nicht meine Mutter und hat mir nichts zu sagen, ich darf machen was ich will."

Entgegen der Proteste seines besten Freundes stieg er auf sein Pferd. Lucienne platzierte er schließlich vor sich. Eng schloss sich sein Arm um ihre Taille und sorgte dafür dass das Mädchen nicht entkommen konnte. Doch sie machte keine Anstalten sich erneut zur Wehr zu setzen. Anscheinend hatte sie verstanden das sie ihm untergeben war. Zu ihren Glück wohlbemerkt, schließlich wollte er das zarte Wesen nicht verletzen.

Arcano trieb seinen Hengst an und ritt los.

Vergessen war die Jagd nach dem Nachtfux, er würde ein anderes Mal jagen gehen. Wichtig schien ihm nur noch das Mädchen was zitternd vor ihm saß. 

Eng umschlungen hielt sie die Hände um ihren Körper.

Er ließ seinen Kopf sinken und vergrub die Nase in ihren Haar. Seine Handlung ließ sie ängstlich wimmern. Genießerisch zog er diesen süßlichen Duft ein.

Als würde er diesen Schatz in seinen Armen je wieder gehen lassen!

Niemals!

Niemand würde ihn dazu bringen können !

Danke ♥

 Ich möchte mich bei jeden Bedanken der in dieses Buch hineinschnuppert!

Ich hoffe sehr ihr verfolgt seine Entwicklung!

 

 

Ebenso möchte ich mich bei Glaux für das schöne Cover bedanken!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 28.01.2016

Alle Rechte vorbehalten

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