Stärker als wir sind
Wenn Musik das Herz verwirrt
und die Sehnsucht tanzen geht
wenn die Seele sich verirrt
dann hilft nur noch ein Gebet
Gott, bewahr uns vor dem Grau´n
dessen Schrecken uns verführt
lass uns nicht in tiefen schau´n
deren Abgrund uns berührt
Gott befrei uns von dem Drang
das Verbotene zu tun
lass den Hang zum Untergang
im tiefsten Grund der Seele ruh’n
Und vergib uns unser Giern
nach dem bösen und der Nacht
Lass uns nicht den Kopf verliern
wenn das Tier in uns erwacht!
Aus dem Musical "Tanz der Vampire"
Hallo. Mein Name ist Belinda Grey. Ich bin dreiundzwanzig Jahre jung und halb Mensch, halb Vampir. Aber dadurch, dass ich die Vampire verachte habe ich mich vor einigen Jahren selber zur Vampirjägerin ausgebildet. Natürlich nur die, der fünften Generation. Die Abtürnigen. Um zur Wahrheit zu kommen, habe ich vor genau sieben Jahren meinen ersten Vampiren zur Strecke gebracht. Es war ein unglaubliches Gefühl in seine feuerroten Augen zu starren. Nun ist mein Motto: Jagen oder gejagt werden. Dies ist das Motto eines jeden Vampirjägers. Ich wohne in meiner eigenen Wohnung, die ich mir vor anderthalb Jahren gekauft habe. Ich arbeite in einer Agentur als Fotografin. Die Grey-Agentur um genauer zu sein. Dies ist die Agentur meines reizenden Bruders, der neun Jahre älter ist wie ich. Wenn ich mich mit drei Worten beschreiben muss, wären diese Worte: Neugierig, Einfallsreich und Eitel. Ja, ich kann wirklich ganz Eitel sein. Ich habe langes rotes Haar, welches in Wellen bis zu meinem Bauchnabel fällt. Lange und schlanke Beine zeichnen meinen Körper aus. Ich habe Kurven an den richtigen stellen. Und ich bin ganz und gar nicht arrogant. Nicht nur weil diese Agentur meinen Bruder gehört. Manche Menschen finden mich eigenartig und ich muss aufpassen, dass unser kleines Geheimnis auch unser kleines Geheimnis bleibt. Meine Eltern besitzen ebenfalls eine eigene Firma und sind auch Vampire. Richtige Vampire. Nicht wie ich – halb Mensch, halb Vampir. Wir wissen nicht, wieso sich das Gen bei mir nicht komplett ausgebreitet hat, deswegen muss ich viel besser aufpassen wie die anderen. Die anderen sind mein Onkel Carlos, seine Frau Linda, meine Tante Karla, ihr Freund Hannes, meine andere Tante Amy und ihr Mann Charls. Dann kommen noch meine zwei Cousins Johann und Eric und drei Cousinen Cece, Felicia und Karin. Und nicht zu vergessen meine umwerfenden Eltern Carmen und Klaus und meine Brüder Tim und Jonathan und meine kleine Schwester Amanda. Wir sind alle irgendwo in Helsinki verstreut.
„Guten Morgen Sara, wo ist Jonathan?“ fragte ich unsere Sekretärin stürmisch. „Im Gespräch mit dem Herren von Rothenburg. Ich an Ihrer Stelle würde da jetzt aber nicht stören“, meinte sie kläglich. Na toll. Wenn Jonathan jetzt irgendetwas ausfrisst können wir gleich unsere Türen schließen und bye bye sagen. Ich öffnete die geschlossene Tür ohne anzuklopfen und ein wütender Rothenburg schaute mich an. „Nicht einmal eine Lady aus diesem Hause hat anstand und höflichkeit“, motzte der Herr herum. „Oh. Es tut mir Leid wenn mein Bruder Sie verärgert hat Herr von Rothenburg. Hier sind einige Ideen und Vorschläge die Sie sich anschauen können. Meine Visitenkarte ist ebenso enthalten, falls Sie noch Fragen haben“, sagte ich schnell ohne meinem Bruder einen Blick zu würdigen. Ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Na da habe ich mich wohl doch getäuscht was dieses Haus angeht. Hier ist doch etwas Höflichkeit drin. Na dann Frau Grey. Ich werde mir alles anschauen und Sie dann wissen lassen ob ich da noch etwas einzuwenden habe“, meinte der Herr und verabschiedete sich von uns.
„Gern geschehen Jonathan. Ich habe dir doch gesagt, du sollst mir den Rothenburg überlassen“, tadelte ich. „Okay du hast ja recht Schwesterchen“, gab er zu. „So? Also hast du auch nichts einzuwenden wenn ich für den Rest dieses Tages Feierabend mache. Ich habe noch wichtige Dinge zu tun“, sagte ich und wollte schnell weg. „Moment!“ stoppte er mich. Na toll. Ich war zu langsam. „So haben wir nicht gewettet Fräulein. Du hast uns zwar ein Auftrag verschaffen, aber noch lange kein Grund zu tun und zu machen was du willst. Du bist eine Angestellte wie jeder andere auch. Und das ohne Familienbonus“, tadelte er. „Aber. Jonathan. Ich habe mich mit Amy verabredet. Wir wollten...“ mitten im Satz brach ich ab. Ich konnte ihm schlecht sagen, dass ich den Anführer der „Bluter“ gefunden habe. Er würde mir verbieten ihn ausfindig zu machen. Unsere Vampire haben fünf Abteilungen. Die erste sind die „Bluter“, die zweiten sind wir, die „Tierbluter“. Wir dürfen also nur Tierblut trinken. Das trinken von Menschenblut ist nur in Ausnahmen gestattet. Die dritte Abteilung sind die „Blutkinder“. Die vierte die „roten Rosen“ und die fünften sind die „Abtürnigen“. Jedes Abteil hat seine eigenen Regeln. „Ihr wolltet was?“ fragte Jonathan neugierig. „Ach nichts. Ich sage ihr einfach ab“, erklärte ich und setzte mich an meinen Schreibtisch gegenüber von seinem. „Billy du verheimlichst mir irgendetwas. Sollte ich spitz kriegen, dass dies der Fall ist wirst du nicht ungeschoren davon kommen“, drohte er mir. Ich konnte ihm wirklich schlecht sagen, dass ich Christopher Cooper gefunden habe. „Chris“, flüsterte ich und ich konnte hören wie Jonathan seine Hand auf den Schreibtisch schlug. „Verdammt Billy. Was hast du getan?!“ schrie Jonathan mich nun an. Ohne dass ich ihm den richtigen Namen gesagt habe wusste er sofort Bescheid.
1.
Ohne dass ich ihm den richtigen Namen gesagt habe wusste er sofort Bescheid. Jonathan war klüger als ich dachte. „Billy, sag mir bitte nicht, dass das wahr ist!?“ sprach er weiter im lauten Ton. Ich brach kein Wort heraus. „Was ist passiert? Wie hast du ihn ausfindig gemacht. Wir müssen den Anführer der zweiten Abteilung Bescheid geben“, erzählte er schnell. "Nein! Jonathan. Ich habe ihn doch noch nicht gefunden“, gab ich mit einer Erleichterung zu. „Noch nicht. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass du alles daran setzen wirst um ihn zu finden“, fand er heraus. Und dies entsprach auch der Wahrheit. „Du wirst nichts daran setzten ihn zu finden. Billy ich habe dich gewarnt. Auch wenn ich dich einsperren muss. Ich werde nicht zulassen, dass du ihn findest“, sagte er noch einmal. Ich wusste nicht, wieso Jonathan ihn so hasste. Früher waren die Abteilung eins und zwei beste Freunde. Aber durch irgendetwas was vor siebzehn Jahren passiert sein muss hat sich alles geändert. „Jonathan. Das kannst du nicht tun. Ich bin keine sechs Jahre mehr“, brachte ich heraus und fing mir somit eine Ohrfeige ein. „Willst du wirklich wissen, warum Abteil eins und zwei keine Freunde mehr sind. Willst du es wirklich wissen?“ zischte er mich an. „Ja“, war das einzige was ich heraus brachte. „Abteil eins hat einst ein kleines Mädchen entführt. Es war vor siebzehn Jahren, Belinda. Das Mädchen war sechs Jahre jung. Sie hätte sterben können. Entführung! Das hält keine Freundschaft aus.“ Das war genug. Ich sprang auf und verschwand aus diesem Raum. Ich lief zur Sekretärin und nahm einen Stift und ein Notizblatt, auf welchem ich eine Nachricht für Jonathan hinterließ. „Könntest du diesen Zettel Jonathan nachher geben. Und richte ihm aus, dass ich Urlaub machen werde. In London“, erklärte ich und hinterließ die Agentur.
Dass Der Anführer der Ersten sich in London aufhält brauch Jonathan ja nicht zu wissen. Er wird es schon zeitig genug herausfinden.
Also fuhr ich mit meinem Porsche in meine Eigentumswohnung und packte dort alle möglichen Sachen, die ich für meinen Kurztrip brauche. Meine kleine Reise. Ich buchte schnell einen Flug für 19:20 Uhr. Ungefähr drei Stunden muss ich mit dem Flug rechnen. Obwohl ich das Fliegen hasste musste ich doch wieder in so ein Riesen Ding steigen. Der Zeitunterschied zwischen beiden Orten beträgt minus zwei Stunden. Also müsste es noch etwas hell sein, wenn ich in London ankomme. Schnell Buchte ich mir noch ein Hotel. Das Conrad London St. James.
Kurzerhand stieg ich wieder in meinen Porsche und fuhr zum Flughafen.
London ist riesig. Das muss man schon sagen. Aber auch wunderschön. Aber niemals kann ich hier über längere Zeit wohnen. Ich checkte in das Hotel ein. „Ich habe reserviert für Grey“, sagte ich der Frau hinter dem Tresen. „Die Wather-Suite. Zwei hoch und die sieben“, erklärte sie mir Flüchtig und wendete sich dann wieder an ihren Arbeitskollegen. Viel erzählen scheinen die hier nicht zu können. Da sind unsere Hotels in Helsinki doch etwas Gastfreundlicher. Ich schaute gar nicht hin wo ich langlief und schon passierte mir das erste Manöver in London. Ich rempelte an einen jungen Mann. Seine Haare sind kurzgeschnitten und etwas Gel konnte man an den Haarspitzen erkennen. Sein Körper ist muskulös. Also ein Schwächling würde sich niemals an diesen Kraftprotzen herantrauen. Er ist ein Vampir. Das konnte ich sogar nach einigen Metern Abstand riechen.
Zum Frühstück des nächsten Tages sollte ich ihn wieder antreffen. Es waren noch viele andere Plätze übrig, aber er musste sich ja ausgerechnet an meinen Tisch setzen. „Guten Abend. Christopher mein Name. Cooper. Sie haben mich gestern Abend angerempelt und sind dann sofort wieder geflüchtet. Da gab es keine Möglichkeit sich vorzustellen“, stellte er sich nun vor. Christopher. Christopher Cooper, Ich habe ihn gefunden. Ich habe ihn gefunden ohne ihn auch nur gesucht zu haben. „Billy. Ähm ich meinte Belinda Grey mein Name“, stellte ich mich nun auch vor und ich erkannte für einige Sekunden, wie sich seine Augen zu Schlitzen formten. Er wusste wer ich war. „Billy also. Was verschlägt Sie hier her? Da Sie in so einem Nobelhotel sind denke ich nicht, dass sie hier wohnen“, meinte er und widmete sich seinem Kaffee. „Ganz und gar nicht. Ich wollte meinen großen Bruder etwas ärgern und eigentlich suche ich nach einer Person hier“, antwortete ich ihm Höflich. „Und haben Sie diese Person schon gefunden?“ fragte er mich verführerisch. Wollte er tatsächlich einen Flirt mit mir anfangen. „Vielleicht“, flüsterte ich und nahm mein Tablett um zu gehen. Ich hinterließ einen Sprachlosen Christopher.
Das sollte nicht lange der Fall sein. Pünktlich zur Mittagssonne stahl er mir die besten Strahlen des Tages. Ich schaute genervt nach oben, da ich nicht wusste wer mir meine Sonne stahl. Ich machte eine Handbewegung zur Seite und er ging wirklich aus dem Weg. Erst danach schaute ich ihn genauer an. Er hatte immer noch den Anzug von heute Morgen an. „Nicht zu warm in diesem Pinguin?“ fragte ich ihn und er schaute mich nichts wissend an. „Ihr Anzug. Ist es nicht zu warm in diesem Anzug?“ fragte ich ihn noch einmal. Daraufhin zog er sich das Jackett aus und legte es sorgsam auf mein Handtuch. „Billy, so besser?“ wollte er von mir wissen. „Schon viel besser!“ bestätigte ich ihm und schloss wieder die Augen - bis mir wieder jemand meine Sonne stahl. „Welcher Vollidiot stiehlt mir schon wieder meine Sonne?“ fragte ich wütend und blickte wieder in ozeanblaue Augen. „Oh Herr Cooper. Ich wusste gar nicht, dass Sie noch hier sind“, entschuldigte ich mich bei ihm. Er kniete sich vor mich. „Abteilung zwei. Tierbluter“, sagte er. Er wusste genau wer ich war. „Ja ganz genau. Eine von den ganz Normalen“, wollte ich mich heraus reden. „Reden sie keinen Schwachsinn. Ihre Eltern und Ihr Bruder haben eine eigene Agentur. Halb Mensch, halb Vampir wenn ich mich nicht täusche“, erzählte er was er wusste. Woher wusste er das alles? Ich war Sprachlos. „Ich bin nicht Umsonst hier her gekommen“, meinte er nun. „Entweder Sie kommen Freiwillig mit oder...“ „Oder was?“ unterbrach ich seinen Satz. „Hat man Ihnen nicht erklärt, dass man einen Anführer aussprechen lassen sollte eh man einen Satz seinerseits anfängt?“ fragte er und schüttelte den Kopf. „Man hat mir erklärt keine Geschäfte mit der ersten Abteilung einzugehen!“ zischte ich ihn an. „Hüten Sie Ihre Zunge sonst...“ „Sonst was?“ unterbrach ich wieder seinen Satz. „Entweder kommst du freiwillig mit oder ich werde dich dazu zwingen!“ drohte er mir. Er Drohte mir tatsächlich. „Ich gehe weder Freiwillig mit, noch lasse ich mich dazu zwingen!“ sagte ich nun auch etwas lauter.
Ich wusste nicht wie er das schaffte, aber innerhalb von wenigen Sekunden legte er mich auf seine Schulter und lief mit mir auf der Schulter zum Hotel. Ich versuchte mich zu befreien. „Entweder du hörst auf herum zu zappeln oder du wirst dir noch ernsthaft wehtun!“ tadelte er. „Ich wusste gar nicht, dass ich dir das du angeboten habe!“ zischte ich ihn an, dachte dann aber genauer nach und bemerkte, dass ich es ihm gerade gleich tat. Ich konnte ein vibrieren verspüren. Lachte er mich etwa aus. Vor dem Hoteleingang ließ er mich wieder runter. Ich wollte gerade wegrennen, aber er packte mich schon am Arm. „Ich hasse es, wenn ich einer Frau hinterher rennen muss“, sagte er. Plötzlich bekam ich Angst. Jonathan hatte Recht. Ich hätte lieber meine Finger aus diesem Spiel lassen sollen. Nur einmal. „Ich mache Ihnen ein Vorschlag. Sie lassen mich gehen und ich werde niemanden verraten, dass ich Sie gesehen habe. Sie haben also weiterhin freien Lauf“, erklärte ich ihm. „Wer sagt mir, dass ich dir Vertrauen kann? Nein. Du wirst hier bleiben und tun was ich von dir verlange!“ machte er einen anderen Vorschlag. „Gut. Ich werde also tun, was Sie von mir verlangen“, gab ich zu und wusste genau, dass ich dieses Spiel verloren habe. Ohne weiter nach zu denken holte ich mit meiner linken Hand aus und traf ihn mit einer Ohrfeige ins Gesicht. Sofort zog er meinen linken Arm nach hinten und drückte mich an die Wand. „Das war nicht sehr nett“, bemerkte er. „Das sollte es auch nicht sein Christopher!“
Also schliff er mich in seine Suite und schloss die Tür zu. „Damit Madame nicht auf dumme Gedanken kommt und versucht zu flüchten.“ Er hielt mir den Schlüssel vor die Nase. „Irgendwie werde ich es schon schaffen!“ provozierte ich ihn. „Wenn du mich suchen solltest, ich bin Duschen“, sagte er und verschwand im Bad. Mit freiem Oberkörper und Boxershorts bedeckt kam er noch einmal kurz raus. „Und versuche ja nicht auf dumme Gedanken zu kommen“, drohte er noch einmal, eh er wirklich verschwand. Ich setzte mich auf die Couch und stellte den Fernseher an.
Als er wieder raus kam musste ich bereits geschlafen haben, denn als ich wieder aufwachte hatte ich eine weiße Fleecedecke um meinen Körper und es war bereits dunkel. Als ich auf mein Handy schaute merkte ich ein paar Anrufe in Abwesenheit und eine ungelesene Nachricht von meinem Bruder. Ich öffnete die Nachricht.
Billy, Billy, Billy. Was soll ich nur anstellen mit
dir. In London bist du also? Du kommst sofort wieder zurück!
Wenn du in einer Woche nicht wieder
da bist dann kündige ich dich! Fristlos!
Haben wir uns da verstanden?!
Oh weh. Ich durfte meinen Job keinen falls verlieren. Ich wollte gerade meinem Bruder zurück schreiben, als sich etwas räusperte. „Du willst ihm doch nicht wirklich zurück schreiben“, ermahnte mich der Kraftprotzen. „Ich muss ihm zurück schreiben Christopher. Er ist mein Bruder. Er macht sich Sorgen!“ zischte ich ihn an. „Na, so wie das aber aussah machte er sich ganz und gar keine Sorgen um dich!“ bemerkte er. Wieder einmal holte ich mit meiner linken Hand aus und traf ihn mitten in sein Gesicht. Nur diesmal nahm er nicht nur meinen linken Arm sondern auch meinen rechten Arm und steckte beide über meinen Kopf. Er hockte halb auf meinem Körper und ich gab mich geschlagen. „Was willst du von mir?“ fragte ich leise. Wir schauten uns tief in die Augen. „Ich will dich doch nur beschützen. Abteilung fünf stellt Gefahr dar, aber doch nicht die eins!“ erklärte er mir, ließ aber nicht locker. Der Augenkontakt brach nicht ab. Bis es plötzlich an der Tür klopfte und jemand aufschloss. „Don. Was machst du den schon hier?“ fragte Christopher den anderen Mann der etwas älter wirkte. „Ich wollte mal schauen, was mein Bruder so macht“, erklärte der etwas ältere, den ich aber trotzdem nicht älter wie dreißig Jahre schätzte. „Darf ich dir vorstellen? Mein Bruder Don Juan Cooper. Wir nennen ihn aber alle DJ“, erklärte Christopher. Don war noch kräftiger als sein kleiner Bruder. Er sieht atemberaubend aus. Ein Traummann jeder Frau. „Also Herr Cooper. Dann könnten Sie ihrem Bruder bestimmt sagen, dass ich keine Puppe bin und er mich nicht einfach hier einsperren kann wie es ihm gefällt.“ „Nein. Natürlich sind Sie keine Puppe. Nur wenn Sie eingesperrt sind, dann sind Sie auch in Sicherheit. Aber nicht in diesem Hotel. Die Abtürnigen würden Sie hier sofort finden. Ich nehme Sie mit in mein Apartment“, setzte er seinen Satz zu ende. Na toll. Von einem Ort zum anderen. „Wohin werden Sie mich bringen?“ fragte ich etwas unsicher. „Umso weniger Sie wissen umso besser ist es für Sie“, erklärte Don. Don. Ein wunderschöner Name, „Oh. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist...“ „Belinda Grey, Ich weiß schon beschied.“ Als er meinen Namen aussprach verschlug es mir die Sprache. Wie kommt es, dass ich nicht weiß wer er ist, er aber ganz genau weiß, wer ich bin. „Halb Mensch, halb Vampir. Habe ich recht?“ Ich nickte mit dem Kopf. „Und innerhalb von sieben Jahren schon 37 Vampire der Abtürnigen getötet“, bemerkte er bewundernswert. „Auch da haben Sie recht!“ bestätigte ich. „Ich weiß nicht, wie Sie es geschafft haben trotzdem so lange unbemerkt zu bleiben Belinda, aber nun wissen die Abtürnigen wer Sie sind und es wird für sie gefundenes Fressen sein.“ „Ich werde mich alleine beschützen können“, sagte ich stolz zu ihm. „Das mag zwar sein, aber jetzt wo die Abtürnigen Ihre wahre Schwachstelle kennen werden diese anders heran gehen als zuvor“, erklärte mir Don. „Was schlagen Sie also vor?“ wollte ich wissen. „Sie kommen wie besprochen für einige Tage in meinem Apartment unter. Bis wir die ganze Sache beendet haben“, schlug er vor. „Und wirklich nur, bis diese Sache erledigt ist?“ fragte ich noch einmal nach um auch Sicher zu gehen. „Genau“, sagte er kurz und Monoton. Don gefällt mir besser als sein Bruder. Er ist nicht so rechthaberisch. Aber die 1.90m erreichte er garantiert. Sein Hemd unter der Anzugjacke spannte etwas und man konnte genau sehen, dass dort drunter Muskeln sind. „Belinda. Hören Sie mir auch noch zu?“ „Ähm ja“, sagte ich schnell und Christopher konnte sich ein fieses grinsen nicht verkneifen. Don ging aus dem Raum.
„Mein Bruder ist ein ganz schön großer Kracher, habe ich recht?“ fragte Christopher. „Er ist interessant. Mehr aber nicht. Mit diesen Worten verließ auch ich das Zimmer.
„Belinda? Darf ein interessanter Mann wie ich es einer bin sie heute zum Abendessen einladen? Wie gesagt. Der Ort bleibt geheim!“ erklärte er noch einmal. Ich könnte wetten, dass ich gerade rot anlaufe. „Packen Sie Ihre Sachen. In einer halben Stunde geht es los“,meinte er und ich starrte ihn geschockt an. „Wir müssen aber nicht fliegen oder?“ fragte ich ängstlich. „Natürlich müssen wir das. Ich fahre keine dreißig Stunden mit dem Auto“, erzählte er.
Gesagt getan. Binnen Stunden standen wir auf dem Flughafen und checkten aus. Ich wusste weder wo wir waren, noch was dies alles bezweckte. Die Abtürnigen wissen wo sie mich finden werden. Das war mir klar.
2.
„Belinda sind Sie fertig?“ fragte mich ein gewisser Mann namens Don Juan im gebügelten und geschniegelten Dress. Er sah umwerfend aus. Ich zog noch schnell meine High Heels an und stand dann Startbereit auf. „Fertig!“ sagte ich und lief aus dem Zimmer ohne ihn auch nur ein einziges Mal anzuschauen. „Belinda, was soll das? Wollen Sie mich jetzt so gut wie es geht ignorieren?“ wollte er nun wissen. Ich schaute ihn in sein Gesicht und grüne Augen trafen auf blaue. Ein noch schöneres Blau als bei seinem Bruder. „Ganz genau!“ bestätigte ich seine Frage und lief weiter. Ja nicht mit dem Arsch wackeln.
„Belinda. Das ist der falsche Wagen. Wir fahren mit dem VW Passat“, erklärte er mir. Ich sah aber nirgends ein Auto was gut genug für diese Bezeichnung war, außer seinen Porsche. „Der Passat steht in der Garage. Wenn Sie mir folgen würden.“ Er zeigte auf ein Tiefgeschoss und ich folgte ihm ganz elegant. „Herr Cooper, was machen Sie beruflich wenn ich fragen darf?“ Diese Frage hatte ich schon seit ich ihn zum ersten Mal sah im Kopf. „Ich bin Agent und Manager im Sportabteil“, antwortete er mir freundlich. Ich hasse Agenten, aber das kann ich ihm wohl schlecht sagen. Da wäre ich ja jetzt schon auf der Abschussliste. „Sehr interessant!“ log ich ihn gekonnt an. Er musste irgendetwas gemerkt haben, da er mich skeptisch anschaute. Wir kamen also am Auto an und er öffnete mir ganz Gentleman die Beifahrertür und schloss diese wieder nachdem ich erfolgreich eingestiegen bin.
„Mögen Sie Musik Belinda?“ fragte er uninteressiert. „Klar. Musik spiegelt doch die Seele“, antwortete ich ihm. Eigentlich dachte ich er würde das Radio anstellen. Aber anstatt dies zog er sich eine Zigarette aus dem Handschuhfach und zündete diese an. „Ich hasse Musik!“ bemerkte er nebenbei. Und wieso fragte er mich dann, ob ich Musik mag? Diese Frage hätte er sich doch eigentlich sparen können, oder nicht?
Die weitere Autofahrt verlief... Ruhig. Als langweilig würde ich dies nicht Bezeichnen. Mittlerweile bekam ich auch mit, dass wir wieder in Helsinki waren, aber am anderen Ende, wo ich eigentlich noch nie war, welches ich nur aus Fernsehdokumentationen, Büchern und dem Internet kannte. „Herr Cooper. Sind wir den Bald da?“ wollte ich neugierig wissen. Er hielt an und stieg aus. Ich tat es ihm gleich und folgte ihm in das große Gebäude.
Der Restaurantbesuch gestaltete sich nicht gerade als Hilfreich. Wir sprachen kaum ein Wort miteinander und er ging zwei Mal hinaus um einen Anruf zu tätigen. Womöglich von seiner verärgerten Freundin oder Frau. „Ist Ihre Frau nicht sauer, wenn Sie mit fremden Frauen ausgehen?“ wollte ich wissen. Er schaute mich nichts wissend an. Seine Mundwinkel zuckten kurz auf eh er mir sagte, dass er weder Frau, noch Freundin hatte. Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke und lief garantiert schon wieder rot an. Na toll. Peinlicher geht es wohl nicht Belinda Grey, ermahnte ich mich selber. „Kommen Sie? Es ist schon spät und ich möchte noch etwas schlafen, eh ich mich wieder an meinen Auftrag setzen muss“, erklärte er mir seine plötzliche Hektik und ich stieg in sein Auto. „Na dann würde ich vorschlagen, dass wir jetzt los fahren und dann können Sie auch noch etwas schlafen“, meinte ich und wollte schon zum Auto laufen. „Sie hassen Agenten“, rief er mir hinterher. Geschockt drehte ich mich um. „Wie kommen Sie jetzt darauf?“ wollte ich wissen. „Sie haben gezögert, als Sie diesen Satz aussprachen“, erklärte er mir seine Antwort.
Wir stiegen wieder ins Auto. Während der Autofahrt wechselten wir wieder kein einziges Wort. Diesmal verlief die Autofahrt aber länger als zuvor. „Wohin fahren wir?“ fragte ich. Er schaute mich kurz an. „Wir müssen noch einmal schnell zu Christopher. Ich muss noch kurz etwas mit ihm klären. Dauert auch nicht lange“, versprach er mir.
Wir hielten an und stiegen aus.
„Caroline wo ist Christopher?“ fragte Herr Cooper die Frau, die die Tür öffnete. „Er ist oben und erwartet dich bereits“, erzählte sie ihm. Okay. Die Haushälterin ist sie garantiert nicht. „Oh. Belinda, das ist Caroline Cooper. Christophers Frau“, erklärte Herr Cooper. „Guten Abend Frau Grey“, begrüßte ich die junge Frau. Ich schätzte sie auf maximal fünfundzwanzig Jahre. „Nicht doch. Nenne mich einfach Caroline“, bat sie. „Okay Caroline. Mein Name ist Belinda, aber alle nennen mich Billy“, sagte ich und sie lächelte mich an. „Okay Billy. Dann wollen wir mal in die Wohnstube gehen. Ich habe noch ein paar Freundinnen eingeladen und wir machen einen Mädelsabend“, erklärte sie mir.
„Hey Mädels, das ist Billy. Sie ist mit Don da“, erklärte Caroline ihren Mädels. Alle schrien sie durcheinander. Don muss anscheinend ganz oben auf der Liste der Mädels stehen. „Wie nah steht ihr euch?“ fragte mich eine Braunhaarige. „Habt ihr euch schon mal geküsst?“ wollte eine Blonde wissen. „Herr Cooper ist nur ein Bekannter. Eigentlich kennen wir uns gar nicht“, winkte ich bei den Mädels ab. „Wie lange kennst du ihn schon?“ fragte nun eine etwas dickere Braunhaarige. „Noch nicht einmal rumgemacht? Also so kenne ich den lieben Don ja gar nicht“, bemerkte die Blonde.
„Weißt du Judy, Belinda und ich können Geschäftliches von Privatem ganz gut trennen“, erklärte eine männliche Stimme. Ich drehte mich um und entdeckte Don, direkt hinter mir. „Belinda, wir können dann gehen. Ich habe alles mit meinem Bruder geklärt“, meinte er und führte mich raus. „Na dann. Tschau Mädels. Hat mich gefreut euch kennen zu lernen“, verabschiedete ich mich von allen.
„Was wollten sie alle von dir?“ fragte Don uninteressiert. „Wissen Sie, ich kann Geschäftliches von Privatem trennen. Das sollten Sie vielleicht auch lernen“, giftete ich den Kraftprotzen an. „Dürfte ich bitte wissen, was sie dir ins Getränk getan haben?“ wollte er wissen. Ich starrte ihn mit einem giftigen Blick an und er wich etwas zurück. „Ich meinte ja nur. Belinda, wir haben wirklich ein großes Problem“, entschuldigte er sich. „Oh Herr Cooper. Wissen Sie, wenn meine Freunde Probleme haben, gehöre ich zu den Frauen, die helfen. So bin ich einfach!“ erklärte ich ihm. „Dann hilf mir Belinda!“ forderte er.
Wir stiegen ins Auto und fuhren diesmal wirklich Richtung Heimat.
Was er mit dieser Aussage meinte, dass ich ihm helfen sollte wusste ich nicht. Aber ich wollte ihn jetzt auch nicht deswegen ausfragen. Don stellte das Radio an und ich schaute dankend zu ihm rüber. Eine lange Zeit passierte nichts und die Autofahrt verlief weiter ruhig. Bis ich irgendwann bei einem bekannten Song anfing mitzusummen. „Den Song kenne ich“, bemerkte Don plötzlich. „Ich liebe diesen Song. Man kann einfach an alles Denken und fühlt sich Frei“, teilte ich ihm meine Meinung mit. Er schaute ich irritiert an. „Wissen Sie Belinda, irgendwie sind Sie etwas verrückt. Aber dies ist gar nicht schlimm. Es passt zu Ihrem Charakter.“ Wow. Hat der große Herr Cooper mir etwa ein Kompliment gemacht? Ich bin sprachlos. „Und wenn Sie nicht immer so grimmig drauf sind, dann können Sie eigentlich auch ganz nett sein“, teilte ich ihm mit. „Was verlangen Sie von mir Belinda. Ich bin Agent. Ich muss grimmig sein“, erklärte er und lächelte mich an. Ich konnte mir dabei ein grinsen nicht verkneifen. „Sehen Sie Herr Cooper. Jetzt geht es doch auch“, bemerkte ich plötzlich. „Ja. Gerade bin ich auch nicht im Dienst. Belinda. Sie können mich Don Juan, Don oder sonst wie nennen. Aber bitte lassen Sie das Cooper“, bat er. „Okay. Dann nenne ich Sie ab heute Donny“, sagte ich und schaute nach Draußen. „Belinda, ich bitte Sie. Ich nenne Sie doch auch nicht Billy.“ „Das können Sie aber Donny. All meine Freunde nennen mich Billy“, erzählte ich und ließ meinen Blick immer noch nicht vom äußeren des Autos ab. „Donny. Irgendwie war der Tag heute ziemlich langweilig. Er hatte nur eins und das war das Auto fahren“, stellte ich fest. „Na dann lassen Sie uns noch einen kurzen Abstecher ins N8 machen. Dort könnten wir zum Abschluss des Tages noch etwas trinken. Ich lade Sie ein“, sagte er und bog scharf die Kurve ein. „Gerne, wenn ich keinen Alkohol trinken muss“, meinte ich. „Was passiert wenn Sie Alkohol trinken?“ fragte er. „Oh Don. Das wollen Sie nicht wissen. Nein, das wollen Sie nicht wissen“, gab ich zu und grinste ihn an. „Das wäre es mir wert“, sagte er schnell.
„Hey Jerry. Ein Green Eyes für mich und eine Cola für meine bezaubernde Begleiterin“, bestellte Don. „Don du Workaholic. Das man dich hier noch einmal sieht. Schon wieder eine Neue?“ fragte der Barkeeper. „Nein. Sie gehört zu meinem neuen Auftrag und ich wir wollten den Tag noch etwas ausklingen lassen“, erklärte Don ihm. „Lady. Wenn ich dann auch noch Ihren Namen erfahren dürfte.“ „Oh natürlich. Ich bin Belinda. Belinda Grey“, stellte ich mich ihm vor. Jerry der Barkeeper schaute mich geschockt an. Wieso schauten mich alle so geschockt an, wenn sie von meinem Namen erfahren? „Don. Du hast Sie mit hier her gebracht?“ fragte er geschockt. „Ja. Wieso denn nicht?“ fragte Don etwas skeptisch. „Heute ist Tag der Abtürnigen. Heute ist der einzige Tag, an dem diese Biester in meinen Schuppen dürfen“, erklärte er und Don zog scharf die Luft ein. „Gut zu wissen, Dann werden es wohl zwei Colas to go sein“, bestellte Don noch einmal um. „Don Juan“, meldete sich ein hässlicher Typ. Abtürniger. Er stank fürchterlich nach Verwesung. „Möchtest du mir nicht einmal deine Begleitung vorstellen? Mein Name ist übrigens Casper,“ fragte der Typ und stellte sich auch gleich vor. „Sie riecht nicht nach Vampir“, bemerkte Casper nun aufdringlich. „Möchtest du sie mit mir teilen? Nur ein Schluck?“ wollte er weiter wissen. „Jack. Mach bitte hin. Sonst kann ich dir nichts versprechen“, schrie Don dem Barkeeper zu. Der Abtürnige, der auf den Namen Casper hörte kam immer Näher und wollte meinen Arm berühren. Ich rutschte weiter zu Don, bis ich fast auf seinem Schoß saß. „Hier. Und nun mach, dass ihr beide weg kommt. Geht aufs Haus. Tut mir leid Billy“, entschuldigte Jack sich bei mir und Don zog mich aus dem Schuppen heraus. Er zog mich ins Auto und ließ keinen Blick von mir ab. Ich zitterte immer noch am ganzen Körper. „Ich hätte es wissen müssen. Belinda. Es tut mir so Leid!“ entschuldigte sich auch Don bei mir und schlug aufs Lenkrad eh er Gas gab. Ich hörte zwar was er sagte, aber antworten konnte ich ihm nicht. „Belinda! Ist alles gut bei dir?“ wollte Don mindestens sieben Mal in der gesamten Autofahrtzeit wissen. „Ich will nach Hause“, flüsterte ich leise. „Ich weiß“, gab Don nun zu.
Als wir dann an seinem Apartment ankamen half er mir raus und führte mich ins Innere. „Das wird nie wieder vorkommen Belinda“, versprach er mir. Das wollte ich auch hoffen, denn noch einmal werde ich diese Begegnung bestimmt nicht überleben. Zwar tat ich immer auf Mutig genug Abtürnige zu töten, aber mein Geruch muss sich massig verändert haben. „Rieche ich nicht mehr nach Vampir?“ wollte ich wissen, nachdem wir auf der Couch saßen. „Nicht mehr stark, aber das kommt noch Belinda. Das Gen wird sich weiter ausbreiten“, erklärte der Agent. „War es Zufall, dass mich Ihr Bruder gefunden hat oder war das geplant?“ fragte ich aus Neugierde nach und fing somit gleich ein neues Thema an. „Der Vollidiot war per Zufall da, als wir alles geplant haben. Aber eigentlich sollte alles anders Verlaufen. Wir konnten froh sein, dass nichts schief gegangen ist“, erklärte Don. „Und nicht Ihr Bruder ist der Anführer der Bluter sondern Sie, habe ich Recht?“ gab ich meine Vermutung preis. „Ganz genau. Aber das soll nicht jeder wissen“, bat er mich. „Also Donny. Meine Lippen sind versiegelt.“
3.
Der Rest der Woche verlief eher schlecht als gut. Don verschloss sich wieder und ich nannte ihn wieder bei Nachnamen so wie es es bei mir gleich tat. Die meiste Zeit verbrachte ich bei Caroline und ihren Freundinnen. Es sind alles ganz nette Leute, aber eben nicht meine Leute. Ich vermisse sie alle. „Guten Morgen Herr Cooper“, begrüßte ich ihn zum Morgen und stellte ihm wie üblich einen Kaffee vor die Nase. „Frau Grey“, sagte er und nickte mir zu. Dann nahm er wie üblich den Kaffee und verschwand in sein Büro, wo meist Christopher schon auf ihn wartete. Was ist in der letzten Woche nur passiert? Wir hatten uns doch so gut verstanden.Oder war das alles nur ein verdammtes Schauspiel seinerseits? Entschlossen lief ich die Treppen hoch in sein Büro. Ohne anzuklopfen schritt ich ins Zimmer hinein. Christopher und Don schauten mich an. Was sollte ich jetzt sagen? „Wann darf ich weder nach Hause?“ entschloss ich mich dann kurzerhand zu sagen. „Frau Grey, Sie dürfen nach Hause wenn die Luft rein ist. Aber zur Zeit finden wir keinen Anhaltspunkt. Also können wir noch nicht genau sagen, wann das ist!“ erklärte Herr Cooper genervt. „Billy. Habe bitte noch etwas Geduld. Ich verspreche dir, dass wir alles daran setzen etwas zu finden“, meinte Christopher. Ja. Christoper und ich duzen uns. Wir haben uns in der Woche sooft gesehen, dass es einfach nur noch nervte sich so edel zu unterhalten. Bei Don... Ehm ich meinte Herr Cooper kann es von mir aus für immer so sein. Ich genoss es sogar ehrlich gesagt. „Dann finden Sie bitte einen Anhaltspunkt!“ wand ich mich an Herr Cooper und verschwand dann wieder aus dem Büro. Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Ich habe in den letzten drei Tagen jetzt bestimmt vier Mal pro Tag gefragt. Und jedes Mal kam die gleiche Antwort. Plötzlich öffnete sich die Tür und Herr Cooper schritt hinaus.
„Sie dürfen wieder nach Hause“, antwortete er schroff. Wie jetzt? Ich darf nach Hause. „Wir haben noch keine Anhaltspunkte. Aber die Luft scheint womöglich rein zu sein, sodass wir erst einmal keine Angst zu haben brauchen“, setzte er fort. „Vielen Dank. Wenn es Sie beruhigt, kann ich Sie jeden Tag einmal anrufen“, biet ich ihm an. Er kramte in seiner Jackentasche und gab mir wieder mein Handy. „Die Nummer ist eingespeichert. Sie werden sie unter 'interessanter Mann' finden“, sagte er und ich sah seine Mundwinkel leicht aufzucken. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen.“Vielen Dank“, bedankte ich mich und wollte schon weiter gehen. „Ein Taxi wird in einer halben Stunde da sein“, erklärte er dann noch und verschwand wieder hinter seiner Bürotür. Wollte er mich etwa so schnell los werden? Ich schaute enttäuscht auf den Boden.
Es war toll wieder am eigenen Arbeitsplatz zu sitzen und Fotos zu sortieren. Drei Wochen bin ich nun wieder hier. Herr von Rothenburg hatte gestern angerufen und wollte ausdrücklich ein Gespräch mit mir und meinem Bruder. Unsere Fotovorlagen haben ihm zugesagt und er war so begeistert, dass er uns gleich für vier Aufträge haben wollte. Jonathan und ich haben uns ausgesprochen und uns geht es damit viel besser. Es klopfte an der Tür. Ich schritt hin um zu öffnen. Das konnte ja nur Rothenburg sein. „Meine Lieblingsfotografen. Bringen wir es kurz, da ich in einer halben Stunde schon bei einem anderen Termin sein möchte. Die Themen sind zwei Hochzeiten, ein Kindergeburtstag und ein Abschluss. Nähre Infos werde ich Ihnen zukommen lassen“,erklärte dieser schnell. „Es wird einen Vertrag geben, den ich ihnen mit den nähren Infos zukommen lassen, welchen Sie dann wieder ausgefüllt zurück schicken sollen. Es macht mir eine Freude Geschäfte mit ihnen zu machen“, sagte er noch schnell und verschwand dann auch wieder. „Und so was nennt er Höflichkeit“, motzte mein Bruder herum. Ich zuckte nur mit den Schultern und setzte mich wieder an die Arbeit. Bis es wieder an der Tür klopfte. Hatte Rothenburg nicht noch einen Termin? „Herr von Rothenburg. Haben Sie noch etwas?“ fragte ich ohne auf die Person vor mir zu schauen. „Christopher!“ sagte ich perplex. Er schaute mich mit einem Blick an, der mir sagte ich solle schnell mit ihm mit gehen. „Was ist passiert?“ wollte ich panisch wissen. „Nachdem du gegangen bist wurde er etwas anders. Und gestern ist er wieder in den Schuppen gegangen in dem ihr zusammen ward. Donnerstag. Er hat höchstwahrscheinlich zu viel getrunken. In der Nacht um drei Uhr bekamen wir einen Anruf. Billy. Es sieht nicht gut aus für ihn. „Nein“, flüsterte ich leise. Mittlerweile war auch mein Bruder gekommen. „Billy. Alles gut mit dir? Du bist ja Blass wie ein Vampir“, scherzte er. Mir war aber nicht danach. „Ich muss hier weg Jonathan. Für drei Tage. Bitte!“ flehte ich ihn an. Er schaute kurz zu Christopher und nickte dann mit dem Kopf. „Geh schon und bring in Ordnung was du in Ordnung bringen musst“, meinte er und umarmte mich. „Ich hoffe nur, dass er es wert ist.“
Ich hielt Christophers schnellen Schritt und wir waren schneller auf der Krankenstation als erwartet. „Er hat viele innere Verletzungen, aber die Ärzte meinen, dass sie ihn wieder zusammenflicken können“, sagte Caroline schnell als sie uns sah. „Ja. Er ist stark. Ich hoffe nur sie entlassen ihn eher, Nicht dass seine Wunden eher verheilt sind und es ihnen dann makaber vorkommt. „Er wird es schaffen“, meldete ich mich nun auch zu Wort. „Oh Billy. Die Ärzte meinten, dass Don gesagt hat, dass wir dich finden sollen“, erklärte mir Christophers Frau. „Na kommt ihr zwei. Gehen wir nach Hause. Wir können eh gerade nichts unternehmen“, meinte Christoper. „Geht ihr nur. Ich weiß ja, wo ihr wohnt“, sagte ich. Die beiden nickten mir zu und verschwanden langsam.
Und ich stellte mich an den Münzautomaten und ließ mir einen Kaffee ein.
Ich weiß nicht wie viele Kaffees es waren bevor ich eingeschlafen bin, aber vier kleine Plastikbecher lagen im Mülleimer. Ich saß noch halb verschlafen auf der Bankreihe. Als ich nach Draußen schaute merkte ich wie langsam die Sonne aufging.
Eine Schwester kam mir in eile entgegen. „Wie geht es ihm?“ fragte ich sie schnell, eh sie wieder verschwand und ich wieder ewig niemanden fragen konnten. „Wen?“ fragte sie mich ahnungslos. „Na Don Juan Cooper“, sagte ich in einem Ton, dass sie es doch eigentlich wissen musste. „Könnten Sie mir jetzt bitte sagen wie es Herr Cooper geht!“ bettelte ich weiter. Als sie mir nichts sagen konnte fragte ich einen Pfleger und eine andere Schwester.
Irgendwann bemerkte ich etwas in meinen Oberarm piksen und Christopher kam mit seiner Frau. „Was ist mit ihr?“ fragte er die Schwester, die mich gerade Behandelte. „Wir haben ihr ein Beruhigungsmittel gespritzt nachdem sie den ganzen Klinikverkehr aufhielt und dauernd fragte wie es Don Juan Cooper geht“, erklärte sie. „Und wie geht es ihm?“ wollte nun auch Caroline wissen. „Er erholt sich recht schnell. Obwohl er ziemlich viel Blut verloren hat können wir ihn nachher auf die Normalstation verlegen“, erzählte sie, was sie wusste. „Und wann können wir mit der Entlassung hoffen?“ wollte nun Christoper wieder wissen. „Entweder Morgen oder gar schon übermorgen“, meinte sie und verschwand wieder. „Geht es dir gut?“ fragte mich nun Christophers Frau.
In dem Moment bekam ich eine Nachricht.
07:48 Uhr, Jonny: Alles gut bei dir? Lass was von dir hören. Ich mache mir sorgen.
Mein Bruder machte sich zum ersten Mal ernsthaft sorgen. Ich schrieb ihm also, dass bei mir alles in Ordnung ist und dass ich mich melde sobald ich Zeit habe. Obwohl ich die ganze Zeit nur sitze, stehe oder im Gang im Kreis laufe habe ich nicht genug Zeit ihm alles zu erklären.
„Ich gehe erst einmal zu ihm und werde mit ihm sprechen, den wenn ein Abtürniger ihn so hingerichtet hat ist das nicht zu verzeihen.“
Er war bestimmt 20 Minuten im Zimmer eh er wieder raus kam. „Ist alles gut? Ich geh dann mal“, meinte ich und wollte schon gehen. „Warte Billy. Er möchte mit dir Sprechen. Dringend!“ ,sprach Christopher. Also blieb mir doch nichts anderes übrig.
„Sie wollten mich sprechen Herr Cooper“, meinte ich und stellte mich ans Fenster um die Natur zu beobachten. Mittlerweile schien die Sonne und ich konnte mir eigentlich was besseres vorstellen, als bei einer Person im Krankenhaus zu stehen, die mich nicht einmal leiden kann. „Ich habe einen Kurzauftrag für Sie“, kam er nun zum Punkt. Kurz und Knapp. „Der Abtürnige vom letzten Mal hat Schuld. Er hat die Regeln gebrochen. Töte ihn, eh er noch mehr Unheil in unserem Quartier anrichtet. Du bist eine der besten Jäger die ich kenne“, stellte er mir den Auftrag. „Wo kann ich ihn finden?“ fragte ich sicher. Wenn es um einen Auftrag geht, verstehe ich keinen Spaß. Am besten gleich zum Punkt kommen. „Hier irgendwo in Helsinki nehme ich an. Er will mich töten, dass hat er mir klar und deutlich zu verstehen gegeben“, erklärte Herr Cooper. „Herr Cooper. Ich werde alles tun was ich tun kann um ihn zu töten. Ich verspreche mich nicht eher zu melden eh ich ihn gefunden und getötet habe“, versprach ich ihm. „Ich werde mich dann mal auf den Weg machen.“
Die Gegend stank nach Verwesung, aber ich wusste genau, dass er sich hier in der Nähe aufhielt. Er wollte Cooper töten, also wird er sich garantiert in der Nähe des Krankenhauses aufhalten. Ich kickte ein paar Coladosen weg die mir im Weg standen und überlegte mir einen genauen Plan. Die Abtürnigen wollen mich, also musste ich genau Vorgehen und ich darf mir keinen Fehler erlauben. Nicht einmal ein kleiner Fehler. Denn der kleinste Fehler könnte schon mein Tod bedeuten.
Ich nahm also meinen Dolch in die Hand und nahm den kleinen Stoffbeutel, der an meiner Hose hing. In diesem Beutel war eine Salz-Essig-Mischung. Diese Mischung ließ die Haut eines Abtürnigen Verätzen und somit erlitt er einen Qualvollen tot.
4.
„Klopf, Klopf!“ sagte eine Stimme. Es stank noch mehr als zuvor. „Wer ist da?“ fragte ich gespielt. Abtürniger! „Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Casper. Mein Auftrag ist es dich zu unserem Chef zu bringen. Onyx wird erfreut sein, dass gerade ich dich zu ihm bringen werde“, freute sich das stinkende Monster. „Oh. Freut mich dich kennen zu lernen Casper. Aber wir kennen uns bereits“, meinte ich und lief zu ihm. „Und soll ichdir noch etwas sagen?“ Ich merkte, wie ihm das Wasser im Mund zusammenlief. „Mein Auftrag ist es, so ein Monster wie du es bist zu töten“, flüsterte ich und tritt ihn mitten auf den Fuß. Casper schrie vor schmerz auf und wollte sich wehren indem er mich ins Gesicht kratzte. Das machte mir aber nichts aus. Ich bereitete mich auf den Nahkampf vor. Meine Hände schossen abwechselnd nach vorn mitten in seinen Bauch. Er krümmte sich und das war der Moment in dem ich meinen Dolch griff und versuchte ihn mitten in sein Herz zu treffen. Bleib still Monster!“ befahl ich ihm. „Töte mich!“ schrie er. Mit vergnügen. Ich wollte gerade ansetzen, da rekelte er sich noch einmal. „Er wird dich finden. Immer und überall!“ Ich stach zu und der Abtürnige verschwand kurz darauf. „Nummer 38“, sagte ich stolz. Erst jetzt merke ich, dass das Drecksfieh mich erwischt hatte. Wann war das passiert? Ich habe gar nichts bemerkt. Sonst war ich dich auch immer so aufmerksam. Aber Hauptsache ich habe ihn getötet. Casper war aus der Welt und würde bei niemanden mehr Unheil anrichten.
Ich nahm mein Handy heraus und beschloss endlich mal meinem Bruder zuschreiben. Er hat es verdient zu wissen was gerade passierte und wo sich die Lage befand.
11:57 Uhr, Belinda: Huhu Bruderherz. Bei mir ist alles Okay. Ich befinde mich gerade auf der anderen Seite von Helsinki. Standort ist mit beigefügt. Ich habe soeben einen Abtürnigen getötet. Ich fühle mich wunderbar. Wie laufen die Arbeiten zu unserem Auftrag. Kommt ihr klar? Ich muss jetzt erst mal die Welt retten! Bye Billy.
Zurück im Krankenhaus ließ ich meine Wunden reinigen. Ein Glück gab es in diesem Krankenhaus ein angestellten Arzt, der sich um UNS kümmerte. „Wie ist das passiert?“ fragte er mich trotzdem. Ach Rocky. Du weißt schon. Das Übliche. Abtürnige hier und da“, gab ich kleinlaut zu. Er hatte mir damals schon geraten damit aufzuhören. Aber ich wollte nie auf ihn hören. Ach wie viele Verletzungen zog ich mir deswegen schon weg. Genügend! „Ach Belinda. Wann willst du endlich damit aufhören und endlich eine Familie gründen?“ fragte er mich sich sorgend. „Rocky. Jetzt fang du nicht auch noch an wie Mama. Sie will mich endlich vor dem Traualtar sehen. Aber ich bin noch nicht bereit dafür“, meinte ich. „Wer weiß. Vielleicht wirst du ihm im nächsten Jahr schon das Ja-Wort geben“, sagte er sich freuend. „Wem?“ wollte ich wissen. „Na ihm. Ich weiß ja nicht auf wen du heimlich ein Auge gesetzt hast.“ „Wenn es so sein sollte, was ich nicht glaube, wirst du der Erste sein, der eine Einladung bekommt“, versprach ich ihm. Er selber hatte schon Mann und zwei Kinder. Eine dreijährige Tochter und einen dreizehnjährigen Sohn. Sie verstanden sich alle super. „Ich werde dich bei Wort halten Billy. Und nun mach dich zu Don. Ich bin mir sicher, dass er die Neuigkeiten von dir erfahren will und nicht von irgendeinem dahergelaufenen Fan“, meinte er und begleitete mich nach draußen zu seinem Zimmer.
Ich klopfte zwei Mal an und ging hinein. „Herr Cooper?“ fragte ich schüchtern. Er stand am Fenster. „Ja?“ fragte er. „Ich bin wieder zurück und Casper ist in der Hölle“, brachte ich kleinlaut raus. Er drehte sich geschockt um. „Belinda ist alles in Ordnung mit Ihnen?“ sorgte er sich. „Ja. Ich habe ihn getötet und nicht umgekehrt!“ zischte ich ihn an. Ich habe ein 'Danke' erwartet und nicht seine Sorge. „Ich habe noch nie einen Vampir getroffen, der so kalt ist, wenn es ums Morden geht. Außer mich natürlich!“ gab er grinsend zu. „Sie wollen mir sagen, dass Sie kalt sind? Niemals! Wäre ich kalt, würde ich nicht anderen die Arbeit erledigen lassen!“ meckerte ich und verschwand aus dem Raum. „Billy?“ fragte er. Ich drehte mich um. „Danke!“ bedankte er sich und ich schloss die Tür hinter mir.
Er hatte mich zum ersten Mal bei meinem Spitznamen genannt. Hatte Don doch ein Herz? War er doch kein Bad Boy.
In Gedanken verschlungen lief ich zu seinem Apartment und schloss auf. Dort warteten schon Christopher und Caroline. „Hey ihr beiden!“ begrüßte ich sie mit einem kleinen Lächeln. „Hallo Billy. Ist alles gut bei dir?“ wollten sie gleich wissen als sie meine Wunden sahen. „Ja. Ich hatte nur eine kleine Auseinandersetzung mit einem Abtürnigen und unserem Chef. Ansonsten ist alles gut“, gab ich grinsend zu. Als ich Don als Chef bezeichnete musste auch Caroline grinsen. „Arg, ihr Mädels seid euch dann mal wieder einig“, meinte er und warf die Hände nach oben in die Luft.
„Komm schon Chris. Du musst zugeben, dass du dir bei dieser Aussage einfach nur das lachen verkniffen hast, weil du erwachsener sein wolltest als wir“, tadelte Caro und klatschte mit mir ein. „Ich bin in der Unterzahl und gebe mich geschlagen“, meinte Christopher und holte drei Gläser frischgepressten Orangensaft.
„Habe ich da etwa eine Partie O-Saft verpasst?“ fragte jemand. Ich drehte mich um und Don stand direkt vor mir. „Mir geht es gut, aber wenn es euch nichts ausmacht, würde ich mich noch etwas ausruhen wollen“, meinte er und Caro und Christopher gingen. Ich wollte ihnen folgen. „Belinda? Könntest du mir bitte einen Kaffee ansetzen?“ wollte mein Chef wissen. „Wir reden morgen!“ meinte Caro und schloss die Tür. Ich lief in die Küche um zwei Kaffees anzusetzen.
Endlich allein. Hier konnte ich genau nachdenken. Ich sollte anfangen Don zu hassen und nicht zu mögen. Ich darf nicht weich werden. Er ist ein Play-Boy. Er wartet nur auf den richtigen Moment um seine Beute einzufangen.
„Danke!“ sagte Don ernst gemeint. „Wofür?“ wollte ich wissen. „Vielleicht dafür, dass ich dich kennenlernen durfte. Dafür, dass du mir einen Tag geschenkt hast. Dass du mich verlassen hast. Dass du wieder gekommen bist. Dafür, dass du Casper für mich in die Hölle geschickt hast. Dafür, dass du mir Vertraut hast und vor allem dafür, dass du mir immer wieder Kaffee machst“, sagte er kleinlaut. Oh. Don kann ja auch mal kleinlaut sein. „Soll ich Ihnen mal was verraten Don? Ich Vertraue Ihnen nicht. Ich habe noch nie einem Agenten vertraut. Weder Matt, noch Carlos. Also auch nicht Ihnen. Und ihren Kaffee können Sie demnächst auch selber kochen. Ich kündige“, flüsterte ich ihm ins Ohr und grinste ihn an. Er schaute mich perplex an. „Habe ich etwas verpasst?“ wollte er panisch wissen.
Wir waren uns so Nah, dass ich hochschauen musste um in sein Gesicht zu blicken. Und sofort verfing ich mich in seinen Augen. Er schaute mir mit seinen Augen direkt in meine. Mir drohten die Beine unter meinem Körper weg zu sacken, aber er hielt mich gekonnt auf. „Wieso auf einmal so unsicher?“ flüsterte er mir zu. Ich traute mich nicht irgendetwas zu sagen. Vielleicht war ich abgelenkt von seinem Aussehen, vielleicht aber auch von seinem Geruch. Würde er mich jetzt küssen wäre meine Konzentration komplett geplatzt. Ich wollte ihn nicht küssen. Ich wollte nicht, dass er mich küsst. Oder wollte ich es doch. Mein Verstand spielte mir einen fürchterlichen Streich. „Belinda?“ fragte er nahe an meinen Lippen. „Ja?“ murmelte ich. „Wirst du mir eine runterhauen wenn ich dich jetzt küssen werde?“ fragte er vorsichtig. „Finde es heraus!“ flüsterte ich und ich war mir Sicher, dass ich alles mit mir geschehen lassen werde was er mit mir anstellen will. Nun streiften seine Lippen meine. Ganz vorsichtig. Bis dies zu einem richtigen Kuss entsprang. Wieder erst vorsichtig und dann immer fordernder. Die Funken sprühten und ich spürte wie Feuer auf Eis wirkte. Ich musste Luft holen. Aber daran war gar nicht zu denken. Plötzlich stieß etwas spitzes gegen meine Lippen. Seine Zunge bat um Einlass. Ich gewährleistete ihn das und öffnete leicht meinen Mund. Ein leichtes auf keuchen beiderseits setzte sich frei und ich wusste, dass er diesen Kuss genau so sehr wollte wie ich. Genau so sehr brauchte wie ich. An ein aufhören war nicht zu denken. Doch plötzlich hielt er inne. „Belinda, du machst mich verrückt“, flüsterte er an meinen Lippen. Ich kicherte kurz. Und dann machten wir mit dem weiter, wo wir gerade eben aufgehört haben. Diesmal aber fing ich an. Er führte mich zur Couch. Und irgendwie schafften wir es, dass ich unter ihm lag, ohne dass unsere Lippen sich trennten. Ich merkte Blut. Hatte er mich gebissen, oder hatte ich ihn gebissen? Auch Don musste es gemerkt haben, denn er ließ los. „Also Belinda. Anführer sind nicht zum Anbeißen da“, meinte er und lachte laut auf. Mir war es nicht peinlich und ich grinste ihn verstohlen an. „Und ich habe dir keine herunter gehauen“, sagte ich schelmisch.
Mitten in der Nacht wachte ich auf. Ich konnte nicht mehr schlafen. Also ging ich hinunter in die Küche. „Scott. Diese Frau. Sie macht mich verrückt. Mit ihrer Ausstrahlung... Nein, dass ist nicht gut... Ich werde sie kaputt machen. So einer wie ich ist nicht für Frauen wie sie bestimmt... Lucy war was anderes und Lucy ist tot... Ja, aber ich habe mir geschworen nie wieder eine Frau so sehr zu lieben wie Lucy... Ich weiß doch gar nicht mehr wie so etwas funktioniert... Es sind sieben Jahre seit dem vergangen... …..........“
Ich beschloss nicht weiter zu lauschen. Plötzlich schmiss Don sein Handy auf den Tisch. Was war in ihn gefahren. Schnell holte ich mir die Flasche Milch aus dem Kühlschrank. „Was suchst du hier?“ fragte er geschockt und sah auf und ab. Natürlich musste ich ausgerechnet heute in kurzen Shorts und einem zu knapp gerichteten Top schlafen. „Ich hatte Durst!“ gab ich schnell zu. „Kein Blut?“ fragte er. „Nein. Ich brauch das nicht unbedingt. Ich bin immerhin auch halb Mensch“, erklärte ich ihm. „Sicher. Schon ganz vergessen. Seit wann bist du schon hier?“ Ich überlegte einen kleinen Augenblick. Vielleicht etwas zu lange. „Seit knapp zwei Minuten. Sie haben Ihr Handy auf den Tisch geschmissen. Ist irgendetwas passiert?“ Er schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Aber du solltest jetzt auf dein Zimmer verschwinden. Sonst kann ich dir nicht garantieren, dass vielleicht doch noch etwas passiert“, meinte er. Also sollte ich vielleicht doch schnellstens verschwinden. Obwohl. Wenn ich doch überlege. „Belinda. Noch etwas. Willst du mich auch noch siezen wenn du auf meinen Lagen und zwischen meinen Bettdecken und Bettkissen liegst?“ fragte er mich neckend. Ich wusste nicht wieso ich rannte, aber mein Gefühl sagte mir, dass dies jetzt das richtige war. Wenn ich auf seinen Lagen und zwischen seinen Bettdecken und Bettkissen liege. Schnell schob ich diese Gedanken beiseite. Unmöglich. Don und ich in einem Bett. Das würde doch niemals gut gehen.
02.37 Uhr, Belinda: Nachher halb neun Frühstück im N9? Ich brauch den Rat einer guten Freundin. Und da du zur Zeit die einzige Freundin bist... Naja. Sag einfach Bescheid ob es klappt. Wenn nicht ist auch nicht schlimm. Lg Billy
Innerhalb einiger Minuten kam eine Antwort.
02.42 Uhr, Caroline: Was hast du jetzt nur wieder ausgefressen :p Geht klar. Und danach geht’s Shoppen. Ich kann mir denken was passiert ist, den unser Besuch hat vor einiger Zeit einen Anruf bekommen. Caro
Dann war Scott bestimmt bei ihnen. Wer auch immer Scott ist. Er spielt eine wichtige Rolle bei den Coopers.
5.
„Wer ist Scott?“ fragte ich irgendwann. Sie nahm gerade einen Schluck vom Kaffee. „Scott Darnell ist ein guter Kumpel der Coopers. Er hat Christopher und vor allem Don schon oft aus der Patsche geholfen.“ „Was hat Don getan?“ wollte ich neugierig wissen. „Also Billy. Ohne dir nahetreten zu wollen, aber dass musst du ihn selber fragen. Tut mir leid, aber ich habe ihm versprochen niemals etwas dazu zu sagen“, gab sie zu. „Dann kannst du mir vielleicht sagen wer Lucy ist?“ fragte ich sie. „Woher hast du diesen Namen?“ fragte sie mich geschockt. Ich sah wie ihre Augen aufblitzten. „Tut mir Leid Billy. Ich muss hier raus!“ sagte sie schnell und rannte aus dem Geschäft.
Habe ich etwas falsches gesagt. Ich schaute auf die Website der Firma von Don. Und diese sollte mir auch erklären, was geschehen war.
Vor sieben Jahren bist du von uns gegangen. Wir vermissen dich.
Ein Schuft hat uns dich genommen. Fahrerflucht begonnen.
Ruhe in Frieden.
Lucy Cooper, geborene Darnell, Geboren 04. April 1987, Gestorben 04. April 2008
Gerade mal einundzwanzig Jahre jung geworden.
In Liebe dein Ehemann Don Juan Cooper, dein Bruder Scott Darnell, dein Schwager Christopher Cooper und seine Frau Caroline Cooper. Deine Eltern, Verwandte und Freunde und Freundinnen.
Lucy war Dons Ehefrau! Oh Shit. Deswegen hat Caro auch so reagiert. Oh nein. Und ich habe ihn gestern geküsst. Beziehungsweise er hat mich gestern geküsst. Aber warum nur? Ich darf ihm heute nicht begegnen. Schwieriger als gedacht, da er mein Chef ist.
„Belinda, wir müssen reden“, sagte Don plötzlich. Wieso musste er jetzt auftauchen? „Tut mir Lied. Später. Ich muss Christopher finden!“ meinte ich und lief schnell weg. „Christopher ist heute nicht in der Firma!“ rief er mir hinterher. „Tut mir Leid Don!“ schrie ich und rannte weg. Ins Apartment.
„Du bist mir den ganzen Tag aus dem Weg gegangen“, bemerkte Don als er Zuhause ankam. „Ich dachte mir, dass wäre heute besser gewesen“, gab ich zu. „Und übrigens bist du mich bald los. Ich habe mir vorhin eine Wohnung angeschaut“, setzte ich fort. Ich sah wie er seine Hände zu Fäusten ballte. Wieso war er wütend wenn ich ihm wieder etwas Freiraum lasse? „Mir macht es nichts aus wenn du mir meinen Freiraum nimmst. Ehrlich gesagt habe ich mich sogar schon daran gewöhnt“, erklärte er. „Siehst du Don. Und genau dies sollte nicht passieren. Wir sind zwei zu unterschiedliche Menschen. Das mit uns war von vornherein nichts gutes. Don Akzeptiere es bitte“, flehte ich ihn an.
Ich musste ja gestehen, dass auch ich mich an ihn gewöhnt habe, aber das durfte einfach nicht passieren. „Belinda, schau mich an!“ befahl er mir. Ich konnte nicht. „Schau mich an!“ flüsterte er nochmals. Diesmal hob ich meinen Kopf an und blickte in seine Augen. Das hätte ich nicht tun sollen. Er hob mein Kinn an. „Du bist eine wunderbare Frau Belinda. Und ich glaube, dass habe ich dir schon einmal gesagt. Du hast es innerhalb einiger fantastischen Tage geschafft, dass ich anfange dich zu mögen. Du könntest wie eine kleine Schwester für mich sein“, meinte er und ich biss mir nervös auf die Unterlippe. Meinte er das wirklich Ernst? „Aber das bist du nicht. Und ich bin froh darüber. Belinda, du bist was besseres. Und du hast was besseres als mich verdient. Aber ich werde noch verrückt. Verrückt nach dir. Ich weiß auch nicht was mit mir geschieht. Aber plötzlich habe ich das Bedürfnis mich auf dich einzulassen. Mit allem drum und dran. Ich weiß nicht, ob es Liebe oder das Verlangen nach dir ist. Ich weiß nur, dass sich das wunderbar anfühlt. Dass...“ Diesmal unterbrach ich ihn indem ich die letzte Strecke löste und ich meine Lippen auf seine presste. Ich habe wirklich angefangen Don Juan Cooper zu küssen. „Das bleibt geheim!“ flüsterte ich an seinen Lippen und er nickte mir zu.
Wir schafften es bis an sein Bett. „Ich habe doch gesagt, irgendwann werden wir uns in meinem Bett wälzen“, knurrte er und drückte mich sanft hinunter. „Aber nicht heute“, setzte er fort. „Heute möchte ich einfach nur neben dir einschlafen“, meinte er.
Es war früher Morgen, als ich von dem Klingeln eines Handys wach wurde. „Ja?“ hörte ich meinen Partner neben mir sagen. Genau so müde wie ich es war. „WISST IHR EIGENTLICH WIE SPÄT ES IST?“ schrie eine Stimme aus dem Telefon. „IHR MACHT JETZT, DASS IHR SOFORT DA SEIT! SONST BRENNT DICKE LUFT. ACH JA UND RICHTE DOCH BILLY BITTE AUS, DASS IHR REIZENDER BRUDER AUF MATTEN STEHT“, ich konnte mir ein kichern nicht unterdrücken. Das war wohl das erste Mal, dass ich irgendwo zu spät war. „Na dann wollen wir mal. Du hast meinen Bruderherz gehört. Wir sollen machen, sonst brennt dicke Luft“, ahmte Don nach und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
In der Agentur angekommen griff ich nach der Post und machte dann das, was ich immer tat. Don seinen Kaffee bringen und dann herum sitzen. Da er ja meinen Babysitter spielt (das versteht sich ja von selbst).
„Billy!“ rief mir jemand bekanntes zu. „Jule!“ jubelte ich ihr entgegen. Jule ist zwei Jahre älter wie ich und meine allerbeste Freundin. Obwohl wir uns erst seit vier Jahren kennen. Sie ist eigentlich für ein Jahr in Deutschland.
„Was machst du denn hier?“ fragte ich mein beste Freundin aufgeregt. „Ich habe durch Zufall gehört, dass du ein paar Probleme hast“, erklärte sie. „Wer hat dir das gesagt?“ fragte ich neugierig. „Naja. Caro und ich kennen uns noch von damals. Und in letzter Zeit hatten wir wieder sehr viel Kontakt und so kam es, dass wir über dich gesprochen haben“, erklärte sie. Caro kam aus dem letzten Zimmer und steuerte auf meine beste Freundin zu. Ein kleiner Funken von Eifersucht lief über. „Don“, sagte sie glücklich als mein heimlicher Freund auch dazu kam. „Julia. Wie lange ist es her?“ fragte er freundlich. Meine Eifersucht brodelte. „Ich glaube fünf Jahre Jahre. Ein Leben lang kannten wir uns und dann kamen wir zusammen. Bis du dich von mir getrennt hattest. Wegen Lucy“, erwiederte meine beste Freunin glücklich. Wollte sie sich an meinen Freund ran machen? Als Don den Namen seiner verstorbenen Frau hörte zuckte er kurz zusammen. „Lucy ist von uns gegangen“, meinte er kalt. Wie kann er jetzt so kalt sein? Lucy war seine Frau. „Was ist passiert?“ fragte Jule niedergeschlagen. Don wollte verschwinden, aber sie packte ihn am Arm. „Don. Du kannst mit mir reden. Wie früher!“ grinste sie ihn bei ihren letzten Worten an.
Jetzt reicht es mir. Ich kotze gleich. „John. Ich komme wieder mit. Ich möchte dir bei deinem Auftrag helfen!“ versprach ich ihm und war auf dem Weg die Agentur zu verlassen. „Danke. Wir starten Morgen um neun Uhr“, erklärte er seinen Plan. „Don, dann können wir ja noch etwas trinken gehen!“ drängte Jule meinen heimlichen Freund. „Warum auch nicht? Ich habe heute eh nichts besseres zu tun“, meinte er. Das war ein harter Stich mitten ins Herz. Würde ein Herz sprechen können, würde man es genau jetzt wimmern hören.
Bei Don Zuhause packte ich meine Sachen. Irgendwann schien der Mond und ich legte mich ins Bett um zu schlafen.
„Belinda. Billy. Billy!“ rief mir irgendwer entgegen. Geschockt wachte ich auf. Wer sprach mit mir? Vor meinem Bett schwebte eine geisterhafte Gestalt. Sie war wunderschön und irgendwoher kannte ich sie. „Wer bist du?“ fragte ich unsicher. „Don schwebt in Gefahr. Deine beste Freundin Julia hat ihn auf dem Gewissen und auch du solltest auf dich Acht geben. Gebe dich in Acht vor der Nynx. Sie ist die Anführerin der Abtürnigen und nur ein Vampir mit reinem Blut, einer der vom Großen gezeugt wurde hat die Chance herauszufinden wer die Nynx ist“, erklärte sie weiter. „Lucy?“ fragte ich. Daher musste ich sie kennen. Das war Dons verstorbene Frau. „Du hast Recht. Ich bin zwar tot. Aber irgendwie habe ich es geschafft zu dir durchzudringen“, bemerkte sie. „Ist das eine Ausnahme oder können wir jetzt immer miteinander Reden?“ erkundigte ich mich. „Ich weiß es nicht. Ich werde auf jeden Fall versuchen weiter im Kontakt mit dir zu bleiben. Bitte sag Don, dass ich ihn Liebe. Bitte sag ihm, dass er der einzige Mann in meinem Leben war“, flehte sie mich an. „Er würde mir niemals glauben, dass ich mit dir gesprochen habe Lucy.“ Ich wollte ihr helfen. Liebend gern. „Hat er Nachts immer noch seine Socken an? Sag ihm, er soll das sein lassen. Das ist fürchterlich. Seine Socken kratzen immer an nackten Beinen“, versicherte sie mir und lächelte. „Ich danke dir Lucy.“ „Billy. Hüte dich vor der Nynx. Sie ist Näher als du denkst. Wenn du genauer aufpasst merkst du, dass sie alles um dich herum verrotten lässt. Hüte dich vor der Nynx!“
Ich schreckte hoch. Das war nur ein Albtraum. Mein linkes Handgelenk schmerzte grauenhaft. Ich schaute hin und erstarrte vor Schock. Auf meinem Handgelenk ragte das Wappen der Lilie. Mit Tinte tätowiert. Wie reines Blut.
Das kann doch nicht Wahr sein. Das muss ich unbedingt Jule sagen. „Hüte dich vor der Nynx!“ schrie etwas in meinem Inneren. „LUCY!“ schrie ich flehend. „WER IST DIE NYNX?“ Am liebsten würde ich heulen.
Auf einmal schoss meine Tür auf und ein wütender Don kam herein. „Was um Himmelswillen ist jetzt schon wieder passiert. Es gibt auch Menschen die Früh aufstehen müssen um zu arbeiten“, entgegnete er mir wütend. „Du sollst gefälligst deine Socken beim Schlafen ausziehen! Die kratzen doch an den nackten Beinen!“ schimpfte ich ihn aus. Er legte seinen Kopf in die geöffneten Hände. „Woher weißt du das?“ fragte er niedergeschlagen. „Lucy war eben bei mir. In meinem Traum. Als Geist. Sie meinte wir sollen uns vor der Nynx hüten. Sie sei schon näher als wir denken“, gab ich zu.
„Belinda. Du verschwindest aus Helsinki. Am Besten sofort und ein anderen Kontinent. Du kommst nie wieder hier her und vergisst mich so schnell wie es geht!“ Ich verstehe gar nicht, was er will.
„DJ. Du solltest ihr alles erklären. Sie hat nicht das Symbol. Sie ist nicht wie Lucy!“ sagte ein fremder Mann der gerade an der Tür auftauchte. Don verkrampfte seine komplette Körperhaltung. Also nahm ich all meinen Mut zusammen und zeigte beiden mein schmerzendes Handgelenk. „Was ist das?“ fragte ich hasserfüllt. „Sie ist wie Lucy!“ waren seine letzten Worte. Scott.
6.
ein halbes Jahr später
Jonathan stellte das Fotoprojekt des Kindergeburtstages und des Abschlusses der 18-jährigen Alina vor und ich stellte die beiden Hochzeiten vor. Wir haben es wirklich geschafft. An diesem kühlen Oktobertag war diese Ausstellung perfekt. „Und nun kommen wir zu dem Gewinnspiel. Mein Bruder Jonathan dreht die Kugel und ich ziehe einen Zettel heraus“, erklärte ich allen Gästen. Also zog ich einen Papierschnipsel und öffnete diesen. 'Hüte dich vor der Nynx!" Ich faltete den Zettel wieder zusammen als wäre nichts gewesen. Das was auf dem Zettel steht ist Geschichte. Es ist ein Teil, den ich nicht mehr in mein Leben hinein lasse. „Huch. Der Zettel war Namenlos. Also losen wir ein zweites Mal“, verkündete ich mein Vorhaben und Jonathan nickte mir zu. Diesmal zog Jonathan einen Zettel. „Der Gewinner nach dem zweiten Zettel ist Scott Darnell. Herzlichen Glückwunsch. Du hast ein Fotoshooting nach deiner Wahl gewonnen! Du kannst dir deinen Check abholen,“ beglückwünschte mein Bruder den Gewinner. Der Name von ihm kommt mir irgendwie bekannt vor.
Scott kam in schnellen Schritten hoch und nahm mir den Check ab. In meiner Hand blieb nur ein Zettel übrig, welchen ich schnell einsteckte. Mein Bruder sollte von all dem nichts mitbekommen. Nicht, dass er noch den besorgen Bruder spielt und dies wäre echt nicht nötig, da mein Herz nur einer Person gehört und immer gehören wird!
„Billy? Alles in Ordnung? Was stand auf dem anderen Zettel?“ fragte er mich neugierig. „Nichts. Habe ich doch gesagt“, log ich ihn an.
Ich tippte die Handynummer in mein Iphone ein und drückte auf den grünen Knopf. Nach dem zweiten Tuten wurde sogar schon abgenommen.
„Scott Darnell, Firma Co&'Da. Was kann ich für Sie tun?“ fragte der Mann am anderen Ende. „Scott. Billy hier. Belinda Grey. Sie haben mir den Zettel heute bei der Verleihung in die Hand gedrückt“, klärte ich ihn auf. „Belinda. Endlich. Ich habe schon den ganzen Nachmittag auf deinen Anruf gewartet“,freute er sich. „Ja. Tut mir Leid. Mein Bruder hat mich heute nicht aus den Augen gelassen“, entschuldigte ich mich. „Was gibt’s?“ plagte nun die Neugierde. „Don weiß nicht, dass ich dich anrufe, aber ich finde du solltest wissen was los ist. Du kennst doch Caroline, Christophers Frau?“, fragte er. Ja. Sie ist seit dem Vorfall mit meiner ehemals besten Freundin meine beste Freundin geworden. Mit ihr und ihrem Mann pflegte ich immer noch den Kontakt. „Ja. Ich kenne sie. Was ist passiert?“ wollte ich unsicher wissen. „Christopher und Don drehen bald völlig durch wenn sie demnächst nicht wieder auftaucht. Sie ist nach einem heftigen Streit mit Christopher abgehauen und nicht wieder aufgetaucht. Das war vor fünf Tagen“, erklärte Scott nun. „Wann und wo?“ wollte ich wissen. „Ich wusste, dass du darauf anspringst. Sagen wir in einer halben Stunde? Ich hole dich ab.“ „Scott ich kann auch selber hingefahren kommen.“ „Ich denke diesmal nicht. Die Firma ist vor vier Monaten umgezogen. War groß in den Medien. Hast du das nicht mitbekommen?“ „Okay. In einer halben Stunde“, meinte ich schnell und legte auf.
Ich konnte Scott ja schlecht sagen, dass ich alles ausblenden wollte was mit Don zu tun hatte. Deswegen habe ich aber auch nie etwas gesehen von allen. Aber wieso haben Christoper und Caroline mir nie etwas davon erzählt?
Pünktlich stand ich unten vor der Tür. Meinem Bruder habe ich vorerst nichts gesagt. Er wird das schon verstehen. Ich frage mich nur, wo es die Coopers jetzt hingeschlagen hat. Es war sehr dunkel Draußen und bei jedem Rascheln schreckte ich auf. Hüte dich vor der Nynx! Hüte dich vor der Nynx! Hüte dich vor der Nynx! Lucys Stimme. Jetzt kommt sie mir gar nicht mehr so gruselig vor. „Ich werde aufpassen Lucy. Wie ich es dir versprochen habe!“ gestand ich dem imaginären Geist. „Auf was wirst du aufpassen?“ fragte mich eine bekannte männliche Stimme. „Scott“, sagte ich geschockt. „Du kannst mit ihr reden. Habe ich Recht? Du kommunizierst mit meiner Schwester“, bemerkte er. „Nein, ich weiß es nicht. Ja. Vor einem halben Jahr passierte es zum ersten Mal“, beichtete ich dem Bruder der Verstorbenen.
Die Fahrt kam mir vor wie hundert Jahre, aber stattdessen waren es nur sechs Stunden. Wenn überhaupt. „Tut mir Leid dies dir zu Berichten, aber während der Forschungen um Caroline werden wir alle bei Don übernachten“, gestand Scott. Na toll „Ich nehme mir ein Hotelzimmer!“ rief ich panisch und wollte gerade weg laufen. „Billy?“ fragte jemand. Ich drehte mich um und entdeckte Christopher. „Scott, warum hast du sie hergebracht?“ wollte er enttäuscht wissen. „Sie hat das Recht dabei zu sein!“ erwiderte dieser. „Don wird das nicht freuen, aber du hast Recht“, erkannte er nun. Erst jetzt bemerkte ich, dass es inzwischen sehr Frisch geworden war. Die Villa vor mir war riesig. Platz für mindestens 100 Leute. „Christopher. Sie hat heute wieder mit mir gesprochen“, warf ich ein. Er schaute mich Nichtsahnend an. „Lucy hat mich wieder vor den Nynx gewarnt!“ stieß ich aus. In meinem Hals bildete sich ein Klos und ich hatte das Gefühl mich Übergeben zu müssen. Alles in meiner Sicht verschwamm, aber ich musste Standhaft bleiben. Egal was mit mir los war. Ich durfte jetzt nicht Umkippen!
„Alles gut bei dir Billy?“ fragte mich irgendjemand. Ich wusste wirklich nicht zu wem ich die Stimme stecken sollte und hielt mich vorsichtshalber an der Autotür fest. „Billy. Mach jetzt bloß kein Scheiß. Ist alles in Ordnung bei dir?“ wollte wieder eine bekannte Stimme wissen.n „Alles Schwarz!“ fluchte ich und hielt mich immer noch krampfhaft an der Tür fest. „Scheiße. Ich glaube sie fällt gleich in Ohnmacht!“ schimpfte jemand. „Lucy!“ rief ich. Und dann war alles weg.
Mein Mund fühlte sich Trocken an. Und mein Hals tat es ihm gleich. Ich roch den frischen Duft von Minze und Honig. Und ich schmeckte Bitterkeit. Ein kühler Wind wehte über meine nackte Haut. Ich blinzelte leicht. Es war schwierig die Augen aufzubekommen, da diese ziemlich verkrustet zusammenklebten. Es fühlte sich an als ob mir jemand die Augen zusammen genäht hatte und diese Naht dann wieder öffnete. Die bleibenden Wunden waren das verkrustetet zusammenkleben. Oder ich habe einfach nur sehr, sehr, sehr lange geschlafen. „Ich glaube sie wacht langsam auf“, bemerkte jemand. Ich konnte mir vorstellen, dass es Scotts weiche Stimme war. Als ich meine Augen komplett öffnete sah ich auch Scotts Augen vor meinen. Mein Instinkt ließ mich also nicht im Stich. „Dornröschen ist also endlich aufgewacht?“ fragte eine weibliche Stimme. Wer war sie? Etwa Dons neue Freundin. „Cassidy halt die Klappe. Du bist eigentlich nur noch hier, weil Don es nicht übers Herz bringt dich rauszuschmeißen. Und ich schwöre dir! Kommen noch mehr solcher dummen Sprüche von dir, dann werde ich dich rausschmeißen“, meckerte er die Frau aus. Verletzt lief sie aus dem Zimmer heraus. Eine kurze Zeit war alles Ruhig. „Wie lange war ich weg?“ wollte ich wissen. „So ungefähr vier bis fünf Stunden. Don war nicht gerade erfreut als er erfuhr, dass du da bist. Er hat aber dennoch aller halbe Stunden nach dir gesehen, wenn kein anderer geschaut hat.“
Aus der Sicht von Don
Da war sie wirklich wieder da. Christoper und Scott haben sie vor einigen Stunden in eines der vielen Gästezimmer getragen. Bewusstlos lag sie in den Armen meiner Kumpels. Eigentlich hätte ich an der Stelle der zwei sein müssen. Ich war verärgert. Aber trotzdem schaute ich regelmäßig in ihr Zimmer um zu schauen ob es ihr auch wirklich gut ging. Sie musste ein paar stressige Tage gehabt haben um jetzt so geschwächt zu sein. Armes Ding. „Hey Donny-Schatz“, wollte mich eine weibliche Stimme antörnen. Aber sie war ganz und gar nicht Antörnend. „Was willst du Cassidy?“ fragte ich sie wütend. „Was ich will ist jetzt erst einmal unwichtig. Aber du weißt ja sicherlich, was ich will“, knurrte sie und streichelte mir sachte auf die bekleidete Brust. Widerlich. „Ich wollte dir berichten, dass dein Dornröschen wach ist! Deine Freunde finden es ja nicht wichtig dir dies mitzuteilen“, äußerte sie. Na klasse.
Eilig lief ich also ein neuntes Mal zum Gästezimmer. Die Tür war leicht angelehnt und ich hörte leise Stimmen. So ungefähr vier bis fünf Stunden. „...war nicht gerade erfreut als er erfuhr, dass du da bist. Er hat aber dennoch aller halbe Stunden nach dir gesehen, wenn kein anderer geschaut hat.“ Verräter, dachte ich. Sollte ich mich zeigen oder noch etwas länger lauschen? Ich entschied mich schnell für zweiteres. „Das hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht“, sagte sie zu meinen Kumpels. „Oh doch Liebes. Und er ist immer auf und ab gegangen. Nicht einmal Cassidy die dumme Schnepfe konnte ihn beruhigen. Mensch das hat sie so zum kotzen gebracht. Das hätte sogar ein blinder sehen können“, machte sich eindeutig Scott lustig. Obwohl Scott mit seinen gerade mal neunzehn Jahren noch so Jung war, war er schon recht Erwachsen. Der Tod seiner Schwester hat ihn so erzogen. Und ich bin Stolz darauf, dass er sich nicht gehen lassen hatte. „Haha. Ich hätte ihr Gesicht zu gern gesehen.“ Als ich ihr auflachen hörte wurde mir sofort warm ums Herz. „Don. Du wurdest übrigens schon bemerkt“, rief sie hinter angelehnter Türen. Wie hat sie das so schnell bemerkt. Stimmt. Sie war etwas ganz Besonderes. Wie Lucy.
Ich stieß die Tür auf und lief ins Zimmer hinein. „Ich werde dann mal etwas kochen!“ rief Christoper ein und wollte gehen. Als Scott ihm nicht folgte räusperte er sich. „Scott. Du könntest mir dabei helfen“, bemerkte er und Scott folgte ihm tatsächlich.
„Du bist wieder hier“, erzählte ich was ich sah. „Da bin ich wieder“, bestätigte sie meine Aussage. Ihre Stimme war immer noch so rau wie damals. Stille herrschte. Plötzlich zuckte sie auf. Als wolle sie etwas sagen. Aber nichts kam dabei raus.
„Erzähle es mir!“ zischte sie mich dann plötzlich an. Wollte sie auf Cassidy ansprechen. „Höre zu. Cassidy war nur Zeitvertreib. Als du weg warst brauchte ich wieder jemanden und da kam sie wie gerufen und...“ „Ich meinte jetzt nicht Cassidy. In diesem Zusammenhang ist mir egal was du mit ihr anstellst und was nicht. Ich meinte die Nynx. Erzähle mir alles über sie. Bitte!“ unterbrach sie mich flehend. Es tat weh, dass sie über das mit Cassidy nichts wissen wollte. Also interessierte sie sich auch nicht mehr für mich. „Was soll ich dir über die Nynx erzählen? Das sind unwichtige Sachen für dich“, warf ich ein.
Aus der Sicht von Belinda
„Unwichtige Sachen?!“ brüllte ich ihn an. „Das sind sie eben nicht. Oder wieso hat Lucy sonst wieder Kontakt mit mir aufgenommen und gesagt ich solle mich davor hüten?“ wollte ich frustriert wissen. Das ging mir alles ziemlich nah. Eine ganze Weile war Ruhe damit und Lucy und ich wurden richtige Freunde. Im Traum natürlich. Aber nach den weiteren Vorfall machte sie mir wieder etwas Angst. „Okay. Ich soll dir wirklich alles sagen. Aber dann bereue es bitte nicht!“ zischte er mich wütend an.
7.
„Die Nynx“, begann er zu erzählen. „Wie soll ich fortsetzen? Willst du die ganze Geschichte hören oder nur den jetzigen Teil?“ fragte er unsicher.
Was dachte er denn? Natürlich wollte ich alles wissen. „Don. Bitte erzähle mir alles. Vom glimpflichen Anfang bis hin zum bitteren Ende“, bat ich ihn.
„Die Geschichte der Nynx hängt mit den Abtürnigen zusammen. Sie begann schon vor vielen, vielen Jahren“, fing er an. Ich hörte ihm interessiert zu. „Aber glimpflich war sie eigentlich nie. Du kennst die Engel, Den Teufel Luzifer und du kennst Lilith. Nun, alle haben ihre Finger im Spiel. Wir haben fünf Abteilungen. Dabei arbeiten die Abteilungen eins bis drei eng zusammen. Die vierte Abteilung lebt ihr Ding alleine Durch. Sind aber mit unseren drei Abteilungen gut befreundet. Und die fünfte Abteilung führt Jagt auf die vier ersten Abteilungen. Jede Abteilung hat einen persönlichen Chef. Den Anführer sozusagen. Bei euch ist es ein mächtiger Vampir namens Gabriel. Bei uns ist es der mächtige Vampir Rolex. Abteilung drei hat Blood und die vierte Abteilung hat Rosa, die einzige weibliche Anführerin. Egal ob sie Tod sind oder noch leben. Wenn ein Anführer Tod ist wählen die Abteilung einen anderen Chef. Nur bei den Abtürnigen passiert das meist schon aller zehn Jahre weil diese sich auch manchmal selber umbringen. Du kannst es so sehen wie bei den Werwölfen. Bringt ein Niedriger den Höchsten um wird dieser automatisch zum Höchsten gestuft. Nur bei den Nynx wissen wir nie wer der Anführer ist...“ „Aber kann man das nicht irgendwie beobachten und herausfinden?“ wollte ich ungeduldig wissen. „Wie willst du das heraus finden. Wenn einer von den vier Abteilungen in das Gebiet der fünften Abteilung eindringen bemerken die das immer und man kommt da nicht mehr lebendig raus. Selbst ein starker Krieger ist da am scheitern. Sie foltern dich und schmeißen dich dann raus. Meist stirbt man qualvoll an den Verletzungen“, erklärte er weiter.
„Mein bester Kumpel ist vor einigen Jahren da rein. Als Mutprobe um bei den Coolen mit dabei zu sein. Ich habe es selber mit ansehen müssen wie er starb. Und bei meiner Schwester war das garantiert auch ein Abtürniger“, quatschte Scott rein.
Ich habe gar nicht mitbekommen wie er hinein gekommen war. „Don? Deine Haushälterin fragt ob ihr irgendetwas essen wollt. Und wenn es euch nichts ausmacht würde ich dann schlafen gehen. Und Christopher dreht auch schon wieder am Rad. Er denkt jetzt, dass Caroline ihn mit einem anderen Betrogen hat und ohne ein weiteres Wort einfach abgehauen ist“, meinte er ernst. „Ja. Sie kann eine Kanne Kaffee kochen und uns Brötchen schmieren. Und bedanke dich bitte bei ihr“, wies er ihn an. „Caroline hat ihn nicht betrogen. Ich merke, dass hier etwas gewaltig schief läuft. Ich glaube ich werde jetzt auch erst mal wieder schlafen gehen.“
Ich schloss also die Augen und war auch sofort weg. Aber es fühlte sich nicht wirklich wie Schlaf an, sondern eher wie eine Vision. Eine Vision mit Lucy.
Es war ziemlich Kalt und ich fröstelte am ganzen Leib. Ich hatte ein weißes Kleid an was im Wind flatterte. Meine Füße waren Barfuß. Meine Haare hingen mir in langen Wellen hinunter. Ich fühlte mich wie ein Engel. Und ich roch Gefahr!
„Nein! Bitte tu mir nichts. Ich verspreche dir, ich tu alles was du willst!“ heulte eine bekannte Stimme. Caroline! „Töte den Engel für mich! Bring Belinda um! Sie stellt eine Gefahr für uns alle dar!“ schrie eine zweite bekannte Stimme. Ich wusste nur nicht, wohin ich diese stecken sollte. „Aber Jule. Du bist die Nynx! Du kannst sie mit deinen Mächten umbringen. Bitte lass mich frei!“ flehte sie weiter. Sie ist stärker und mächtiger wie ich. Wenn sie erst einmal alle Fähigkeiten erlernt bin ich praktisch schon Tod!“ schrie Jule nun. Mittlerweile zog sich ein starker Wind auf. „Du musst ihr Helfen. Billy. Ich gebe dir Rückendeckung. Gehe näher heran und schau was du tun kannst!“ flüsterte mir jemand zu. Ich schaute zur Seite und sah Lucy. Sie war genau so wie ich in einem weißen Kleid gekleidet. Auch waren ihre Füße Barfuß. „Ich kann nicht Lucy. Ich habe Angst!“ gab ich zitternd zu. „Du schaffst das Belinda. Dir kann nichts passieren. Das ist nur ein Traum. Aber vorerst erzähle ich dir etwas über uns. Ángelos vrykólakas werden wir genannt. Das heißt soviel wie: halb Engel, halb Vampir. Je nach dem wo deine Kräfte stärker ausgebildet sind hast du entweder mehr Engelblut in dir oder Vampirblut. Und die zwei verschiedenen Formen können auch miteinander Arbeiten. Ich zum Beispiel habe mehr Vampirblut in mir. Wenn du also mehr Engelblut in dir hast können wir uns verbinden und zusammen arbeiten“, erklärte sie. „Und wie kann ich herausfinden welches Blut bei mir in der Mehrheit ist?“ wollte ich wissen. „Das spürst du. Dann gehst du wieder in deinen Traum und erzählst es jemanden dem du Vertraust. Und wenn du richtig liegst dann kannst du richtig gut mit deinen Fähigkeiten arbeiten. Beeile dich es herauszufinden. Denn die Zeit tickt!“ „Lucy, hilf mir. Bitte!“ „Tut mir Leid kleiner Engel. Das musst du leider selbst herausfinden. Du weißt jetzt wo deine Freundin steckt. Finde heraus was du bist und rette sie! Und Billy?“ Ich schaute sie fragend an. „Hüte dich vor der Nynx!“ Sie lächelte und verschwand langsam im Nebel. Auch ich wurde langsam wieder in die Realität gerufen. Caroline. Ich werde dich retten!
Schweißgebadet schrak ich mit einem keuchen hoch. Wasser! Ich brauchte Wasser!
Mit meinen nackten Füßen tapste ich also zur Küche herunter und schaute mich um. Vor mir stand ein langer großer Tisch, der an einer Seite ran gezogen war. Ich lief an der Seite die Frei war lang und erreichte einen zweiten Teil der Küche. Dieser war bestückt mit einem Kühlschrank, einem Geschirrspüler, einem Waschbecken und drei Arbeitsplatten. Über diesen Arbeitsplatten hing ein großer Hängeschrank.
Also öffnete ich den Hängeschrank und suchte nach einem Glas. Dann schaute ich im Kühlschrank nach einer Wasserflasche. Sofort wurde ich fündig. Also goss ich mir Wasser ins Glas und trank es mit einmal aus. Noch immer war ich Schweißgebadet und konnte an nichts anderes denken als an den Traum. „Na. Bist du genau so ein Nachtwanderer wie der Chef?“ Ich drehte mich um und entdeckte Christopher. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Also nahm ich ein zweites Glas, goss ebenfalls Wasser hinein und reichte es ihm. Er nahm es dankend an und wartete immer noch auf die Antwort zu seiner Frage. „Ich hatte einen schrecklichen Traum“, gab ich leise zu. „Willst du reden?“ Ich schüttelte mit dem Kopf. „Ich muss nachher erst einmal dringendst mit dem Chef reden“, erklärte ich ihm. „Das kannst du auch jetzt tun. Don kann nicht schlafen. Seit du wieder da bist denkt er wieder zu oft an Lucy. Ich war gerade bei ihm“, gab er mir zu wissen. Blitzschnell stellte ich das Glas in den Geschirrspüler und suchte Don. Wieso habe ich Christopher nicht einfach gefragt wo sein Zimmer war. Aber nein! Das war wieder zu einfach.
Ich öffnete also das letzte Zimmer und fand dort Don. „Du bist wach?“ bemerkte er. „Ja. Ich konnte nicht schlafen. Ich hatte einen merkwürdigen Traum und zu viele Fragen blieben offen“, gab ich zu. Erst jetzt schaute er mich richtig an. „Irgendetwas ist anders an dir Belinda“, bemerkte er. Ich schaute ihn mit einem Fragezeichen im Gesicht an. „Na dann erzähle mal von deinem Traum. „Zuerst war da der Geschrei von Caroline. Dann kam auch einmal Jule vor. Die wollte, das Caroline mich tötet. Sie sagte irgendetwas von Gefahr für alle und mächtiger und kräftiger wenn ich erst einmal all meine Fähigkeiten heraus gefunden habe...“ „Und hat sie noch etwas gesagt? Wie hat sie dich genannt?“ unterbrach Don meine Rede. „Sie meinte anfangs: töte den Engel! Ich weiß nicht, was sie damit meinte“, gab ich ehrlich zu. Don hörte immer noch aufmerksam zu. „Und weiter?“ fragte er ungeduldig.Sollte ich ihm sagen, das Lucy wieder dabei war. Das würde ihn zu sehr kränken. Christoper meinte ja, dass Don etwas durcheinander war. „Kennst du halb Engel, halb Vampir?“ Bei dieser Frage wich sämtliche Röte aus seinem Gesicht. Der Mann baute eine blasse Aura auf. „Lucy war halb Engel halb Vampir. Sie hatte aber mehr Vampirblut in sich“, beantwortete er nun meine Frage. „Sie hat mir etwas über uns, also die Ángelos vrykólakas erzählt“, gab ich trotzig zu. „Bist du dir Sicher, dass es nur ein Traum war und nicht doch eine Vision?“ „Ich weiß es nicht Don. Alles was ich weiß will ich dir ja gerade sagen und es macht mir Angst“, schluchzte ich. Jetzt blos nicht anfangen zu heulen. „Ich hätte es wissen müssen“, sagte er plötzlich. „Ich hätte wissen müssen, dass du eine von ihnen bist“, wiederholte er sich noch einmal. „Weißt du welcher Blutanteil bei dir am höchsten ist?“ wollte er wissen. Ich schüttelte mit dem Kopf. „Tut mir Leid. Lucy meinte ich soll es so schnell wie möglich heraus finden, damit wir uns eventuell verbinden können.“ Er stützte seinen Kopf auf seine Hände. Das machte er neuerdings öfter. „Ach ja. Eh ich es vergesse. Stell eine Gruppe starker Leute her. Ich glaube ich weiß, wer die Nynx ist“, meinte ich und verließ das Zimmer. Don wollte mir hinterher laufen. „Ich gehe schlafen!“
Er kam nicht noch einmal in mein Zimmer und auch die nächsten zwei Tage erfuhr ich nichts von ihm. Christopher telefonierte zwar jeden Abend mit ihm aber ich erhielt nicht einmal eine Nachricht wie es ihm geht.
Kaum zu ende gedacht piepte mein Handy.
17:16 Uhr, interessanter Mann: Hey Kleines. Wie du angewiesen hast suche ich die Gruppe starker Männer. Die Suche erweist sich als nicht gerade leicht. Aber ich werde weiter suchen. Scott hat morgen Geburtstag. Er wird zwanzig. Bitte vergiss es nicht. Falls du raus willst nimmst du bitte Christoper mit. Er weiß wie er dich zu beschützen hat. Ich denke jeden Tag an dich. Wenn das alles vorbei ist machen wir Urlaub. Egal wohin. Nur wir zwei. Versprochen. Don.
Er denkt an mich. Ich wusste nicht ob ich heulen oder lachen sollte. Er sollte nur so schnell wie möglich wieder da sein, sonst bin ich noch am durchdrehen.
Ich schrie in mein Kissen und sofort öffnete sich meine Zimmertür. Ich warf eine Figur. „Alles in Ordnung?“ fragte Christopher panisch und rieb sich den Kopf. „Nein. Nichts ist in Ordnung. Drei Kerle und ihr bringt es nicht fertig noch irgendein Weib heranzuschleppen! Ich brauch den Rat einer weiblichen Person!“ beschwerte ich mich bei ihm. „Keine Angst. Um neunzehn Uhr kommt Scotts Freundin. Er hat Morgen doch Geburtstag“, sagte er. „Ich weiß...“ „Woher?“ wollte er wissen. „Von Don. Er hat mir gerade eben geschrieben“, erklärte ich ihm. Ein Grinsen setzte sich auf sein Gesicht. „Was auch immer zwischen dir und meinem Bruder läuft, WEITERMACHEN!“ befahl Christopher und ging lachend weg. Verrückt!
17:34 Uhr, Belinda: Hallo Chef. Endlich hört man was von dir. Deine Nachrichten sind hilfreich. Bitte such weiter. Wir brauchen sehr viele Leute. Du denkst an mich? Und Urlaub? Womit habe ich den verdient?
17:37 Uhr, interessanter Mann: Hast du mich vermisst? Ich fühle mich geehrt. Ja Belinda. Ich denke an dich. Und ich werde verrückt. Verrückt nach dir. Du hast dir den Urlaub mit allem drum und dran verdient. Ich vermisse dich. Aber am meisten vermisse ich deine weichen sexy Lippen.
War das wirklich Don oder hat er gesoffen? Ich hätte nicht gedacht, dass er sofort zurück schreiben würde. Aber wie gut, dass man auch vom Gegenteil überzeugt werden kann. Und wieder schrie ich in mein Kissen. Vor Freude.
„Billylein. Alles gut bei dir?“ fragte der Nächste. Und wieder schmiss ich die gleiche Porzellanfigur vor Schrecken. Scott. Ich hatte ihn nur knapp verfehlt „Ja. Alles bestens!“ versicherte ich ihm. „Eh Billy. Meine Freundin kommt heute und ich werde bestimmt noch bis Spät in die Nacht zu tun haben. Könntest du sie vielleicht etwas beschäftigen, damit ihr nicht zu langweilig wird?“ fragte Scott etwas schüchtern. Plötzlich hat der Typ eine Freundin und wird ganz Weich. „Klar. Wir könnten eine DVD schauen und Reden. Ich brauch nämlich grade weibliche Räte.“ Er grinste mich an. „Wegen Don?“ wollte er wissen. Als er mein Gesicht sah, welches vermutlich alles aussprach was ich dachte, lachte er. „Urkomisch, dass wir alle wissen, dass etwas in der Luft liegt. Und nur ihr bekommt das nicht mit. Wenn ihr in einem Raum seid sprühen nur die Funken vor Erregbarkeit! Ach ja und wenn du schon wirfst triffst du auch beim nächsten mal!“
Scott verließ mein Zimmer und ließ mich ahnungslos zurück. Jetzt fehlte nur noch, dass seine Freundin bereits auch von allem Bescheid wusste.
17:51 Uhr, Belinda: Und wie ich dich vermisse. Scotts Freundin kommt nachher. Wir werden einen DVD-Abend machen, da Scott noch viel zu tun hat. Würdest du es vielleicht schaffen, doch bei Scotts Geburtstag da zu sein. Er würde sich sehr Freuen. Du vermisst meine Lippen? Lass mich ja nicht Rot werden Herr interessanter Mann!
ABSCHICKEN!
17:53 Uhr, interessanter Mann: Billy. Du weißt, dass das nicht gehen wird. Aber die Jungs halten dich sicher schon auf Trab und schauen ab und zu mal zu dir. Scott soll frei machen und seine Freundin verwöhnen. Die Kleine passt super zu ihm. Eine Bitte! Bei dem nächsten klopfen hast du bitte keine Porzellanfigur die du wirfst. Das tut nämlich fürchterlich weh! Böses Mädchen!
Die Tür öffnete sich ein drittes mal. „Was denn schon wieder?“ fragte ich genervt. Ich drehte mich nicht zur Tür und sie wurde von innen geschlossen. „Die Gruppe von dreißig Leuten wird pünktlich in drei Tagen eintreffen. Scott hat frei gemacht und holt seine Freundin ab. Sie werden Essen gehen. Christopher wird bei unserem Vater sein. Meine Haushälterin hat auch schon Feierabend gemacht. Wir haben also das ganzen Haus für uns alleine.“ Ich drehte mich mit einem grinsen im Gesicht um. „Du elender Schuft! Das war alles geplant!“ schrie ich ihn an und umarmte ihn stürmisch.
„Ja. Sonst wärst du ja nie auf andere Gedanken gekommen und ich hätte nicht unbemerkt hier rein schleichen können. Ich bin übrigens schon seit knapp einer Stunde da“, erzählte er mir fröhlich.
Texte: Copyright by me - Claudie Sternchen
Tag der Veröffentlichung: 02.02.2016
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
An alle Fans die an Fantasy glauben. Möge euer Glaube bleiben :)