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Ich. Violett Parkins



Ich. Violett Parkins. Tot. Naja zumindest für den Rest der Welt. Genau genommen bin ich tot. Mein Körper war nur noch eine leere zerbrochene Hülle, die nun drei Meter tief unter der Erde liegt und dort etlichen Tieren als Nahrung dient, bis noch ein paar nette Knochen meines ehemaligen körperlichen selbst übrigbleiben. Schade eigentlich. Ich war schon verdammt hübsch. Langes wallendes Nussbraunes Haar, blaue Augen und einen Körper, der es in sich hatte. Oh ja. Nicht umsonst wurde ich auf der Straße von einem Modelscout angesprochen. Aber all das hat an Bedeutung verloren. Oder es sollte zumindest an Bedeutung verlieren, aber... „Viooooooooo!“, brüllte etwas aus der hinteren Ecke. „ Träumst du etwa wieder vor dich hin?- Ich hab dir doch gesagt der Meister sieht es nicht gern, wenn du an Altlasten denkst, das lenkt dich nur vom wesentlichen Ziel ab“, sagte Percy, als er gerade aus dem dunkeln der Ecke trat und auf mich zu ging. „Schön, dass du mit deinem Leben im reinen warst, ich bin noch nicht bereit für all das hier, verdammte scheiße!“, erwiderte ich boshaft. „Ach“, wischte Percy meine Bemerkung mit einer Handbewegung davon.
Er hatte ja Recht. Wenn der Meister mich hier rumsitzen sieht, anstatt an meinen Fällen zu arbeiten, gibt’s ein Donnerwetter was sich gewaschen hat. Hätte mir mal einer gesagt dass der Tod persönlich Launen wechseln kann wie ein Chamäleon seine Farben, dann hätte ich meinen himmlischen Berufsberater wohl um eine andere Stelle gebeten. Damals erschien mir der Job jedoch als einzig richtig. Nunja, nachdem ich eben tot war, stand er vor mir, mein Meister, von dem ich am Punkt meines Todes natürlich nicht wusste das er einmal mein tyrannischer Chef werden würde. Ich wollte diese Welt nicht verlassen und er war es der mir erzählte, wie es im Himmel aussieht und das ich rein gar nichts zu befürchten habe. Er erzählte mir das, dass Leben dort ähnlich wie hier verläuft. Jeder hat einen Beruf, der an seinen Stärken orientiert ist. Die Bezahlung folgt individuell. In meinem Fall werde ich durch Seelen bezahlt. Jede erfolgreich rüber geführte Seele, geht auf mein Siderakonto. Je nach Seele bekomme ich bestimmte Coints zugeschrieben. (Oh ja auch im Himmel gibt es ränge und Werte, kaum zu glauben!). Irgendwie faszinierte mich das alles, wie er es erzählte. Auch wenn ich mir den Himmel irgendwie anders vorgestellt hatte, so hab ich Naiv wie wich war, daran gedacht das sich meine Modelträume dort oben verwirklichen lassen. Schließlich ist das ja mein Aussehen eine meiner Stärken, so dachte ich. Also ging ich mit. Ich hatte schließlich die Wahl, entweder als Geist auf der Welt zu verweilen und einmal als rachsüchtiger, wütender Poltergeist oder ähnliches zu enden oder aber ich ergab mich meinem neuen toten Schicksal im Himmel. Ihr fragt euch vielleicht warum die Hölle gar nicht zur Debatte stand. Nun zur kurzen Aufklärung. Was glaubt ihr woher der Spruch „Die Hölle auf Erden“ kommt?!- Geht man nicht in den Himmel so endet man eben als Geisteswesen, was weder in die Welt zurückkehren kann, noch die Chance hat in den Himmel zu kommen (zumindest ist die Chance laut Percy wohl sehr gering). Neben diesem Aspekt spielt der Wert meiner Seele wohl eine Rolle. Es gibt Seelen die geben nunmal keine Coints und werden somit gar nicht erst vom Basiator (so werden wir „Todesaufsauger“ eigentlich genannt) besucht. Schließlich verdienen wir an ihnen nichts und eine kostenlose Seele lässt auf eine böse Art von Mensch schließen, die man besser im Tod noch meidet. Wie auch immer, meine Seele war wohl dann doch genug Wert um mitgenommen zu werden und so landete ich in der Himmlischen Annahmestelle, nachdem Luk, so heißt mein Meister, mich dorthinbrachte. An Informationsschalte wurde ich von einer schrumppeligen Dame gebeten, eine Marke zu ziehen und zu warten. Das erste was ich dachte war Herje anstatt Engeln begegnet dir im Himmel als erstes die Bürokratie, das sind ja tolle Aussichten.

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Tag der Veröffentlichung: 27.05.2012

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