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Vorwort


Vor hunderten von Jahren, wurden viele Wesen gejagt, weil sie verflucht waren oder Flüche brachte.
Ein Wesen unter ihnen war der Mensch selbst. Einige Menschen wurden gejagt, aufgespießt, in Wasser ertränkt, lebendig beerdigt oder verbrannt. Und das weil sie gegen die Menschhit sprachen, gegen Gott, die Welt im allgemeinen oder der Kirche. Natürlich war das alles fast immer nur Einbildung. Aber ja, es gab auch Menschen denen diese ‚Sünden‘ keine ‚Sünden‘ schienen und der Welt versuchten, ihre Weltbilder darzustellen und sie aufzuklären. Eines dieser Wesen waren die, die gegen die Kirche und damit gegen Gott sprachen, weil sie nicht daran glaubten, dass es irgendeine obere Macht gab, die sie lenkte und ihnen half durch das Leben zu kommen. Dann gab es welche, die die Fehler der Menschheit nicht aushielten und deshalb sich als Menschen nicht identifizieren konnten. Zum Schluss gab es die, die sehr gut mit Heilen und mit Talismanen umgehen konnten. Sah man diese ‚Wesen‘ irgendwo, rannte man sofort zu einem der Aufsichtspersonen und meldete das Entdeckte.
Hexen. Und Zauberer. Vor allem in der Frühen Neuzeit wurden sie in Mitteleuropa verfolgt. Es fanden viele Massenhinrichtungen statt. Viele unzählige Menschen wurden hingerichtet und nur wenige Hexen. Doch um 1580 wurden durch einem Priester hunderte von Hexen entdeckt, die in unterschiedlichen Dörfern wohnten. Während er durch ganz England reiste, erkannte er immer in jedem Dorf oder in jeder Stadt einige Hexen, mal viele und mal wenige. Als dieser Priester im alten York ankam, hatten viele Hexen bereits von ihm gehört und sich gut versteckt. Wenn sie raus mussten, tarnten sie sich, doch sie wurden trotzdem entdeckt. Einige der Hexen versuchten den Priester in eine Falle zu locken, doch als sie gerade dabei waren ihren Plan zu schmieden, platze er in ihrer erschaffenen Höhle ein und ließ sie auf dem Marktplatz vor allen Menschen hinrichten. Doch bevor er dies tat, ging er zu jeder Hexe und schaute ihr tief in die Augen. Niemand außer den Hexen bekam mit was vor sich ging. Nachdem er in die Augen einer Hexe gesehen hatte, fiel sie in einem ruhigen Schlaf. Das tat er bei jeder, und als er an der letzten Hexe ankam und sie ebenfalls in den ruhigen Schlaf bringen wollte, geschah etwas Seltsames. Er sah ihr tief in den Augen, doch sie schlief nicht ein. Er versuchte es immer und immer wieder, aber es gelang ihm nicht. Dann sprach die Hexe: „Du hast die Menschheit betrogen. Du hast sie hinters Licht geführt. Du wirst Jahrtausend lang dafür büßen und keinen Seelenfrieden finden, Malars!“
„Das werden wir ja sehen“ und damit legte er seine Hand auf ihr Bauch und ließ sie gelähmt zurück. Sie konnte noch alles sehen und hören und spüren. Der Tod kam und ihre Seele reiste viele Jahre umher.

Kapitel 1


Die Erde hat sich sehr verändert in den letzten paar Jahren. Jetzt ist es zwar nicht wirklich egal, was die Menschen tun oder sagen, aber man lässt sie in Ruhe und fordert nicht sofort eine Hinrichtung auf. Jetzt gab es ja auch keine Hexen oder Zauberer mehr, also das sagte man sich zumindest…

„Also, um ehrlich zu sein will ich das gar nicht können, Aurora. Ich meine, hallo? Mich wird wohl niemand fragen, wie mal Fußpilz auch ohne künstlich Stoffe besiegen kann“, dass Paige immer wieder versuchte aus der Hexenküche zu kommen, war normal und das wusste auch ihre Tante Aurora nur all zugut.
„Kind, du wirst das zwar nicht für eine Pilzinfektion brauchen, aber so lernst du wenigstens welche Kräuter zusammen was bewirken.“
„Oh, man. Kann ich mir nicht ein Buch schnappen und es wieder durchlesen? Also über Kräuter?“ Das war wie immer ihre Taktik. Sie las gerne und schnell, da war es auch egal was für ein Buch sie in der Hand hielt.
„Na gut, aber ich frage dich morgen ab! und wehe auch nur eine Sache ist falsch!“ drohte Aurora ihre Nichte. Sie selbst und auch Paige wussten, dass sie das nicht ernst meinte. Sie wussten beide, dass Paige schon zu weit mit ihrer Bildung war. Paige war gerade erst achtzehn geworden und konnte schon hexen wie eine zweiundzwanzigjährige.
Nach einem riesen Grinsen rannte sie mit einem dicken Buch durch die Küche raus in den Garten. Sommer war ihre Zeit. und Winter. Sie legte sich auf die Picknickdecke, die immer um diese Zeit draußen lag und ließ sich von der strahlenden Sonne aufwärmen. Ihr kurzes dunkelbraunes Haar lag verstreut und leuchtete an einigen Stellen goldbraun. Das Buch lag geschlossen auf ihrem Bauch. Sie würde es nicht jetzt sofort lesen.
Hexen. Das war, was sie wirklich gut konnte. Aber auch nicht mochte. Paige wusste schon von Anfang an wer sie ist. Als sie drei wurde, nahm Aurora, die Schwester von Paiges Mutter, sie auf. Das war normal. Nach dem dritten Lebensjahr gab eine Hexe ihr Kind immer ihrer Schwester. Dafür musste sie, die Tante sich um das Kind kümmern und ihr das Hexen beibringen. Das tat Aurora nur zu gut. Durch sie war Paige schon ganz weit mit ihrer Bildung und gab damit auch gerne an.
In der Schule wusste natürlich niemand was von Paige und ihren Hexenkräfte. Sie war eine der besten Schülerinnen und baute in der Schule auch keinen Mist. Zumindest dachten das die Lehrer. Ab und zu ließ Paige ihre Künste spielen und ließ zum Beispiel das Mädchenklo überschwemmt zurück. Natürlich wusste niemand wer es war. Dass Paige so gut in der Schule war, hatte sie ihrem Gehirn zu verdanken. Alles was sie sah, gelesen hatte, gesagt hatte, blieb in ihrem Kopf. Fotografisches Gedächtnis. Nur in einem Fach half es ihr nicht besonders viel. Sport. Ein Fach, das Mädchen immer wieder verfluchen. Nicht so verfluchen, sondern einfach nur versuchen zu verfluchen. Natürlich können sie das nicht. Sie sin keine Hexen. Paige könnte das, aber das spricht gegen die Regeln. Sie darf ihre Künste nicht missbrauchen. Das was Paige ab und zu tat, bezeichnete sie nicht als Missbrauch von Hexerei, sondern eher als ‚Not-Bei-Langeweile-Oder-Wut‘.
Sie hing meist allein herum. Sie hatte zwar viele Freunde, aber sie hatte Angst, dass sie irgendwann Verdacht schöpfen und sie verraten könnten. Sie könnte diese Person verhexen, aber damit würde sie nicht leben können. Eine Person verhexen. Das kam für sie nicht in Frage. Sie hatte bis jetzt noch nie eine Person verhext. Ihr wurde es beigebracht, dass wenn man Menschen verhext, sie auch in einem gewissen Zeitraum wieder ‚enthexen‘ muss, da sich der Mensch sonst selbst verletzten kann und meist psychische Probleme auftauchen.
Vor vielen Jahren verhexten viele Hexen Menschen, um sie als Diener zu benutzten, doch dann bemerkten sie, dass sie nicht mehr sie selbst waren. Sie verhielten sich nicht mehr wie Menschen, eher wie ein Tier.
Also keine Menschen verhexen.
Als es draußen schon etwas kühler wurde, stand Paige auf und nahm Decke und Buch mit in ihrem Zimmer. Sie liebte es chaotisch, deshalb war ihr Zimmer nie aufgeräumt. Überall lagen Kleidungsstücke verstreut. An den Wänden waren Poster, Fotos und Bücher aufgehängt – ja auch Bücher hingen an den Wänden! – die ihr etwas bedeuteten.
Sie schmiss das Buch auf ihr Bett, wo es ein Mal auf hüpfte und dann still lag. Die Decke faltet sie zusammen und legte sie draußen im Flur auf einem kleinen Hocker.
Sie nahm ihren Laptop vom Tisch und setzte sich damit auf ihr Bett. Samstags war es immer sehr langweilig für sie. Keine Hausaufgaben, keine sonstige Arbeit. Nichts zu tun. Ihre Tante Aurora arbeitete immer unten in der Küche und stellte Salben, Tee oder sonstiges her, um es in ihrem ‚Natur-Laden‘ zu verkaufen. Paige hielt sich dort aber nie gerne auf. Es roch zu stark nach verschiedenen Kräutern, was ihre kleine Nase immer verwirrte.
„Paige?“ Es klopfte an ihrer Tür und Aurora kam herein. Paige antwortete gerade einer ‚Freundin‘ aus der Schule auf Facebook, die sie angeschrieben hatte, dann drehte sie sich zu Aurora um, die mit weit aufgerissenen Augen durch ihr Zimmer sah.
„Was zum Teufel…?“ Sie hatte es gewusst.
„Ich hab dich doch gestern darum gebeten dein Zimmer aufzuräumen! Hast du es überhaupt getan gehabt?“ ihr Stimme war kratzig geworden. Das war sie immer wenn Aurora wütend war.
„Ja, aber jetzt sieht es wieder so aus.“ Klare Antwort.
„Dann räum wieder auf! Wir gehen später zu deiner Mutter. Da will ich ihr auch die Wahrheit sagen, und nicht Lügen. Du weißt wie streng deine Mom ist!“ Das war sie wirklich. Aurora war die jüngste der drei Schwestern. Und dementsprechend auch viel lässiger als die anderen zwei. Deswegen war Paige auch froh, dass sie bei ihrer jüngeren Tante war. Die andere wäre ja auch okay, aber ihre Mom wäre definitiv nicht diejenige gewesen, durch die sie so motiviert durchs Leben gekommen wäre. Aurora unterstütze Paige sehr oft. Sie half ihr bei allem. Bei Entscheidungen, die ihr Leben beeinflussten. Paige und Aurora waren eher wie Freundinnen, als wie Tante und Nichte. Sie verstanden sich zu gut.
„Ja, tut mir Leid. Ich mach das jetzt sofort. So kann ich mich wenigstens unterhalten.“ damit stand sie schon auf und streckte ihre Arme aus. Sie atmete tief ein und wieder aus. Aus einer Ecke des Raumes hörte man ein lautes Plomb, womit ein Lächeln auf Paiges Gesicht trat.
„Gut, habe deinen Spaß, ich gehe nach unten und backe ein paar leckere Basilikumkekse, die deinen Mom so liebt. Damit machen wir Pluspunkte bei ihr.“ Und schonging sie raus. Das war typisch für sie.
Aus der Plomb-Ecke kamen Kleidungsstücke heran geschwebt und sammelten sich auf Paiges Bett. Bücher stapelten sich auf und schwebten weiter durch das ganze Zimmer. Der Stapel wurde immer größer und größer. Das war Paiges Art aufzuräumen. Jeder Hexe tat das eigentlich so, aber Junghexen durften das normalerweise nicht. Paige durfte es.
„Aber bitt mit etwas Musik und Tanz, Leute! rief sie ihren Büchern und Kleider zu. Paige zeigte mit dem Finger auf ihren Laptop und laute Musik ließ sich hören. Die gesammelten Kleidungsstücke falteten sich von selbst und flogen in ihrem Schrank rein, während einige Blusen, die darauf warteten einen Bügel zu bekommen, durch das Zimmer tanzten. Die Bücher ordneten sich nach Farbe in ihrem Bücherregal. Alte Plüschtiere, von denen sich Paige nicht trennen konnte, tanzten zu ihrem Bett und kuschelten sich alle auf ihrem Kissen hin.
Ein Staubwischer fuhr durch Regale und ein Besen fegte den ganzen Dreck vom Boden.
Paige war total in ihrem Element. Sie tanzte und sang mit. Deshalb liebte sie Aufräumen. Das war einfach genial.
Sie spürte, wie etwas ihre Schultern berührte und drehte sich um. Es war einer ihrer Blusen. mit dem leeren Ärmel zeigte sie auf einer Stelle, wo ein Knopf fehlte.
„Oh, ich frage mich wo der ist. Wenn ich ihn gefunden habe, mache ich ihn dir wieder dran, okay?“ Ja, sie redete mit ihrer Bluse.
Die Bluse schwebte gefaltet in ihrem Schrank und dann schloss sich ihr Schrank auch schon. Zwei Paar Schuhe gingen nebeneinander aus dem Flur, die Treppen herunter und sprangen in einem Schrank rein.
Das Zimmer war sauber. Es war kaum zu glauben, dass das Zimmer vor ein paar Minuten noch dreckig war. Auch die Musik endete. Paige drehte sich im Zimmer noch einmal um, um zu sehen, ob auch alles sauber war und hob dann die Arme. Einatmen, ausatmen.
„Das war ein Spaß.“
Sie ging zum Laptop und schaltete es aus. Ein warmer frischer Duft von Basilikum stieg in ihre Nase.
„Aurora, bist du schon fertig?“ rief sie die Treppen runter.
„Ja, fast. Mach dich schon mal fertig. Zieh bitte ein Kleid an. Du weißt, dass deine Mom nur Kleider mag. Ich will nicht, dass sie uns schon wiederfertig macht, nur weil wir gerne Hosen anziehen. Schwarz, nicht vergessen!“
Typisch. Schwarz war die Farbe, die sie gar nicht mochte. Und genau die musste sie immer tragen, wenn sie zu ihrer Mom ging. Mit gekreuzten Armen ging sie zu ihrem Schrank und öffnete es. Sie hatte viele Schwarze Kleider, für den Fall, dass ihre Mom mal bei ihnen Übernachtete oder sie zu ihr rüber musste. Sie holte eins ihrer hübschesten Kleider raus und legte es auf dem Bett. Das Kleid gefiel ihr, obwohl es schwarz war. Es war mit Spitz und schwarzen Pailletten besetzt. Außerdem war es nicht so lang wie die anderen. Unter den langen Kleidern schwitze man sich im Sommer das ganze Kleid voll. Und sie wollte auf keinen Fall verschwitzt aussehen.
Als sie das Kleid anhatte, machte sie sich schnell ihre Haare. Durchkämmen und eine schwarze Schleife ins Haar genügte. Was will man denn mit kurzen Haaren denn sonst anstellen?
Aurora war auch schon fertig. Beide stiegen in ihren 95er Jeep Cherokee ein und schon fuhren sie los.
„Hast du die Kekse auch nicht vergessen?“ fragte Paige sicherheitshalber noch mal.
„Ja, wenn ich die vergessen würde, würde ich auf der Stelle zurückfahren. Glaub mir!“ und beide fingen an zu Lachen.
Als sie an der nächsten Straße rechts abbogen, konnte man das Haus ihrer Mom schon sehen. Sie war sehr reich. Warum auch nicht? Eine Hexe weiß, wie sie sich selbst helfen muss, um leben zu können. Aurora versuchte normal zu leben. Sie hatte ein hübsches Häuschen und einen gut laufenden Laden. Mehr brauchte sie echt nicht.
Aurora suchte sich einen Parkplatz und schon waren sie da. Vor der Haustür atmeten beide tief ein und aus. Das war nicht dieses Aus- und Einatmen, welches Paige zum Hexen benutzte. Ganz normales Einatmen und ganz normales Ausatmen.
Mit einem Druck auf der Schelle ging die Tür auf. Butler, ein sehr alter Mann stand schon bereit die Jacken der beiden Ladies in Empfang zu nehmen. Aurora hatte einen langen roten Mantel angezogen gehabt. Den liebte sie über alles. Paige hatte wie immer ihren dunkelblauen Blazer an. Sie wollte nie zu schwarz auftauchen. Und da Butler die Jacken so oder so einsammelte bevor Paiges Mom sie sah.
Innen im Haus war alles sehr dunkel gehalten. Dunkle Möbel, dunkle Böden. Nur die Decken waren weiß. Große Kronleuchter hingen von der Decke runter und füllten alle Räume mit Licht. Aus dem Salon hörte man eine Harfe spielen. Die beiden folgten der Musik und schon nach wenigen Schritten hörten sie die Stimme von Paiges Mom und ihrer anderen Schwester.
„Ach, da seid ihr ja!“ sagte Mareen, als Aurora und Paige eintraten. Sie war die zweite Schwester und sah Paiges Mom sehr ähnlich.
„Ihr habt uns warten lassen.“ das war wie immer eine Feststellung von Rose, die man immer zu hören bekam.
„Entschuldige, Rose. Wir haben uns etwas verspätet, weil wir noch was für dich gemacht haben.“ Aurora blickte kurz in Paiges Richtung und schon spazierte Paige rüber zu ihrer Mom, Rose, und gab ihr die Keksdose.
„Ein paar warme Basilikumkekse.“ beide schenkten ihr ein wunderbares Lächeln.
„Vielen Dank, ihr Lieben. Setzt euch. Was wollt ihr trinken?“
Butler stand schon in der Tür um dem Wunsch der Ladies nachzukommen.
„Für mich Wasser, bitte.“ sagte Paige und setzte sich auf einen der gemütlichen Sessel.
„Für mich Kürbiswein. Mit einer Prise Salz, bitte.“ Das war Aurora. Niemand konnte ihren Geschmack verstehen. Salz in Kürbiswein. Das ging ganz und gar nicht.
Und weg war er. Mareen fing das Thema wieder auf und berichtete, wie sie vor kurzem versucht hat neue Tränke zu brauen und ihr Thymian fehlte. Wie schrecklich es für eine Hexe ist bestimmte Kräuter nicht im Haus zu haben.
„Das war gar nicht gut. Vor allem weil ich diesen Trank für einen wichtigen Kunden brauchte. Er braucht es um sich selbst zu finden. Anscheinend wurde er mal von einer Hexe zu lange verhext gelassen. Wahrscheinlich nur für ein paar Minuten länger als nötig. Aber das hat seiner Seele ein paar Kratzer verpasst, die dringend geheilt werden müssen.“
Marleen besaß einen Laden, in dem man sich Medikamente kaufen konnte. Eine Art Apotheke, nur dass sie die Säfte dort Selbst braute. Fast jeder kannte sie. Niemand dachte auch nur im Geringsten, dass sie eine Hexe sein könnte, da sie jedem erzählte, sie habe all die Rezepte von ihren Vorfahren mitbekommen. So habe man früher auch Medikamente hergestellt. Das war ja auch wahr. Zum Teil.
„Vielleicht solltest du dir einfach die Kräuter hinten im Garten züchten. Dann würden sie dir auch nicht ausgehen.“ Rose konnte nie normal mit einer Person reden. Sie hatte immer diese Strenge in der Stimme.
Paige kam nie gerne hier hin. Immer wenn sie hier war, tat sie nur eins: sie spielte immer mit Lucifer. ER war der dicke Kater von ihrer Mom. Der einzige, den sie in diesem Haus leiden konnte. Und Butler natürlich. Er brachte einem immer das, was man wollte.
Doch heute schien der Kater keine Lust zu haben von ihr gestreichelt zu werden. Paige blieb auf ihrem Platz und trank ihr Wasser.
Die drei Frauen redeten und redeten. Sie tauschten sich aus und erzählten sich Geschehnisse, die sehr wichtig für sie schienen.
Beim Abendessen, gegen achtzehn Uhr, wurden sie alle von Butler zu Tisch gebeten. Es roch herrlich. Überall war der Duft des Essens verteilt.
Das war der Augenblick, den Paige eigentlich am meisten mochte. Essen bei ihrer Mom war einfach nur prächtig. Vorspeise, Hauptgang, Nachtisch. Alles war immer dabei.
Am Tisch setzte sie sich neben ihrer Tante Marleen und gegenüber von Aurora.
Während des Essens fragte Rose Aurora aus. Sie wollte wissen was Paige in diesem Monat gelernt hatte. Natürlich prahlte Aurora damit herum, dass Paige schon sehr weit war. Doch diesmal war es etwas anders als immer.
„Nun ja, sie hat schon Band 21 durchgelesen. Jetzt ist sie bei Band 22.“ antwortete Aurora, als Rose sie nach den Büchern fragte.
„Dann wird sie diesmal ja erfahren wie man einem Menschen die Seele raubt. Das wird ein Spaß. So kannst du jede Person auslöschen, die dir in die Quere kommt. Ist das nicht wunderbar?“ sie schenkte Paige ein strahlend böses Lächeln. Allein bei dem Gedanken eine Person die Seele zu entziehen reichte aus ihr Appetit zu verderben.
Schnell mischte sich Aurora ein, bevor Rose Paige noch fragte ob sie jemanden schon verhext hatte.
„Das wird für sie sicher ein Klacks. Du kennst sie doch, Schwesterherz. Sie ist ein Brillant. Sie ist wunderbar.“
„Ich glaube, sie wird eine sehr große Hexe werden. Sie hat viel Kraft in sich.“ Marleen war zwar ab und zu nicht gerade die beste Tante, aber sie war sehr nett. Sie versuchte immer eine Person aufzumuntern.
„Ja, das hat sie. Aber sie muss noch lernen. Sie ist die beste Junghexe. aber ob sie auch die beste Hexe ist, wissen wir nicht. Und um das zu wissen, muss sie erst mal … alle Margiebänder lesen.“ Rose. Verderbungskunst.
Paige wurde es immer schlechter und schlechter. Heute gefiel ihr ganz und gar nicht hier zu essen.
„Was ist los, Paige. Hast du denn keinen Hunger?“ fragte Aurora, als sie Paiges vollen Teller sah.
„Mir ist nur… mir ist übel. Mom, entschuldige mich bitte.“ Damit stand sie auf und ging raus. Das darf ja wohl nicht wahr sein!, dachte Paige auf dem Weg zur Toilette. Ich hasse sie, ich hasse sie, ich hasse sie!
Sie erfrischte sich und ging langsam wieder zurück. Zum Glück fand sie Lucifer.
„Lucifer, da bist du ja!“ sagte sie und hob den dicken braunen Kater auf.
„Hab ich dich vermisst. Wo warst du denn die ganze Zeit?“ sie wusste, dass er ihre Frage nicht beantworten würde. Also nahm sie ihn mit in den Salon und spielte dort mit ihm. Nebenan im Esszimmer diskutierten die Frauen wieder über ein Ereignis.
Das war sonst noch nie so gewesen. Rose wusste sonst immer wo sie aufhören musste. Aber heute schien es, als habe sie versucht Paige absichtlich aus dem Konzept zu bringen.
Butler kam in den Salon und fragte sie, ob sie noch etwas essen wolle. Aber sie verneinte nur und bat ihn ihr nur einen Glas Kirchsaft zu geben. Sie musste wieder zu sich kommen.
Schon nach ein paar Minuten kamen Marleen, Rose und Aurora zurück in den Salon.
„Na gut, Schwestern. Wir gehen dann mal wieder. Es war schön euch wieder zu sehen.“ Damit gingen Aurora und Paige auch schon. Sie war froh, als sie den alten Jeep sah.
„Bin ich froh, dass wir wieder nach Hause gehen!“ sagte Paige, als sie im Auto saßen und nach Hause fuhren.
„Und, hast du Hunger?“
„Und wie! Ich könnte einen Pferd vermampfen!“
„Na gut, dann lass uns noch zum Supermarkt gehen. Wir haben kaum noch was zu Hause. Nimm einfach das, was du willst. Du hast heute echt gelitten, Kleine.“
„Super, dann ganz viel Schokolade!!“

Im Supermarkt kann man sich echt gut austoben. Vor allem, wenn es schon 21:00 Uhr ist und kaum noch jemand im Laden ist.
Während Aurora langsam durch die Gänge ging und sich alles genau ansah, steuerte Paige schon die Abteilung für Süßen an. Diese Abteilung war wie Gottessegen für sie.
Sie hatte sich extra ein Korb mitgenommen um alles darein packen zu können.
Chocochips, Erdbeeren in Schokomantel, Pralinen, M&Ms.
„Ach komm schon, nur ein bisschen!“ hörte sie die Stimme eines Jungens hinter sich. Sie drehte sich um sah einen etwa Zehnjährigen, der auf und ab hüpfte. Neben ihm stand ein etwas älterer Junge. Er hatte lockiges Haar.
„Aber nur eine Packung. Du wirst immer ganz high davon, Nate.“
Der Kleine rannte zum Regal und sprang hoch, um an seine Schokolade zu kommen. Sie Packungen waren nach hinten gefallen, sodass man sie nicht mehr in die Hände bekam.
„Oh, man. Ich komm da nicht dran! Jake, hilf mir bitte.“
Paige sah sich das Ganze von hinten an. Er wird das nicht schaffen, dachte sie.
Der große Junge, Jake, ging zum Regal und versuchte sein Glück. Nichts. Er kam da nicht dran.
„Hmm…“ Paige streckte ihren Zeigefinger in die Richtung der Schokolade und zog ihn dann in der Richtung zum Jungen. Eine Packung fiel nach vorne aus dem Karton und landete in die Hände des älteren Jungen.
„Wow! Danke!!!!“ der kleine Junge schnappte sich die Packung aus den Händen seines Bruders, welcher verwirrt dreinschaute. Als er sich umdrehte, sah er Paige, die zu ihm rüber schaute. Für ein paar Sekunden trafen sich ihre Blicke und Paiges Wangen fingen an zu Glühen.
Sie blickte in ihren Korb. Als sie wieder aufschaute, ging der Junge schon.
Paige ging zum Kühlregal und schnappte sich einen Schokoladenkuchen. In ihren Gedanken sah sie nur den Blick des Jungen, so eindringlich.
„Na, hast du alles gefunden Paige?“ plötzlich erschein ihre Tante hinter ihr und erschreckte sie.
„Entschuldige, wollte dich nicht erschrecken.“
„Schon okay. Ja, hab alles. Und du?“
„Ja, komm. Lass uns noch ein paar Kräuter mitnehmen.“
Und dort traf sie ihn auch schon wieder. Er lief neben seinem Bruder und seiner Mutter durch die Gemüse- und Salatabteilung. Er sah ganz lässig aus. Seine Mutter hatte blonde Haare, nicht so wie er und sein Bruder. Beide hatten braune lockige Haare.
Einmal durchwuscheln!, dachte Paige.
„Na, wo schaust du denn hin?“ fragte eine sehr bekannte Stimme neben ihr. Das Gesicht ihrer Tante tauchte neben ihr auf und schaute in die Richtung in die sie gerade sah.
„Uh, der sieht ja schnuckelig aus!“ sagte sie vergnügt.
Paiges Gesicht lief rot an. Sie drehte sich um und sah ihre Tante böse an.
„Ach was! Ich habe mir den Erdbeerenhügel da hinten angeguckt!“
„Den habe ich doch auch gemeint. Dachtest du etwa, dass ich den süßen Kerl da hinten meinte? Also der ist ja auch süß.“ „Oh man!“ rief sie aus, woraufhin einige Kunden zu ihr rüber schauten. Sie stampfte zum Einkaufswagen und lehnte sich daran. Aurora ging noch herum und sammelte ein paar Fruchtjoghurts ein.
„Sag mal, kannst du mir eine Packung von den Müsliriegeln und eine Packung Kaffee holen?“ fragte sie, als sie wieder zurück zum Wagen kam und den Joghurt darein legte.
„Klar, kann ich machen.“ Paige ging die Gänge runter und bog in die Abteilung fürs Müsli ein. Sie durchsuchte alle Müslipackungen und suchte die Lieblingssorte von Aurora aus. Dann ging sie zum Kaffee und schnappte sich als erstes ihre Lieblingssorte. Dann ging sie weiter und nahm den Kaffee für Aurora. Mittlerweile hielt sie alles sehr ungemütlich in den Händen. Alles droht herunter zu fallen. Was auch geschah. Paige verlor das Gleichgewicht und stieß gegen etwas, das hinter ihr stand und landete auf dem Boden.
In ihrem Kopf drehte sich alles. Irgendetwas stimmte nicht. Sie verlor sonst nie ihr Gleichgewicht. Nie. Neda. Dann fiel es ihr ein. Aurora. Ihr Lächeln als sie Paige darum bat, die Packungen zu holen. Sie hatte sie verhext gehabt. Oder die Packungen. Oder ihre Schuhe. Sie schaute sich um. Sie lag mit dem Kopf auf etwas weichem. Als sie ihren Kopf umdrehte, fand sie auch das Bequeme. Es war der Kerl von eben.
„Ehm…“ presste er hervor und schaute sie verdutzt an.
„Oh, entschuldige.“ piepste sie nur hervor und stand auf. Der Junge, Jake, stand auch auf und half Paige, die Sachen wieder einzusammeln.
„Nichts, passiert. Bei dir alles okay?“ fragte er und reichte ihr die Packung Kaffe, die er aufgehoben hatte.
„Ach, alles bestens.“ Ihre Wangen fingen an zu glühen.
„Gut.“ Mit diesem Wort lächelte er sie ein letztes Mal an, drehte sich um und ging weg.
„Aurora! Gib’s zu! Du hast irgendwas verhext!“
„Na gut. Die Bananen sahen so unreif aus. Ich hab sie nur etwas gelber werden lassen. Sonst nichts, ehrlich!“ spielte Aurora vor. Sie liebte es Paige zu quälen.
„Nein! Das meine ich gar nicht! Mich, oder meine Schuhe, oder die Packungen! Du hast gehext! damit der Kerl…!“ sie hielt inne. Nicht zu viel verraten, dachte sie.
„Damit der Kerl was?“ fragte Aurora erregt.
„Ach, vergiss es. Ich weiß doch so oder so, dass du es warst. Warum frage ich dich dann noch. Komm wir gehen nach Hause.“

Als sie zuhause ankamen, machten sich die beide einen schönen Abend. Aurora hatte sich eine Schale der Erdbeeren gekauft, die sie angeblich angeschaut hatte. Sie ließ Schokolade schmelzen und steckte die Erdbeeren der Reihe nach auf einen Spieß. Das sollte für den Film später sein.
Paige rannte hoch ins Badezimmer und zog sich um. Dann ging sie in ihr Zimmer und packte ihre Tasche für die Schule.
Wieder unten angekommen breitete sie sich auf dem Sofa aus und schnappte sich einen Erdbeerspieß.
„Die sind wirklich sehr lecker!“ rief sie Aurora zu, die gerade umgezogen die Treppen runterkam.
„Sag ich doch. Die sahen vom Weiten auch schon super süß aus.“ Das erinnerte Paige natürlich wieder an den Jungen. Jake.
Aurora bemerkte sofort, dass Paige an den Jungen dachte, da ihre Wangen wieder rot wurden.
„Na los. Erzähl schon. Wer hat dir dein Herz geklaut?“ fragte sie fast mütterlich.
Paige sah ihr in die Augen. Sie war erschrocken, dass Aurora das sagte. „Sag doch nicht sowas!“
„Warum denn nicht? Irgendwann würdest du so wie so denjenigen begegnen, der es wirklich für sich gewinnt. Deine Mutter traf ihn, liebt ihn immer noch, nur ist er nicht bei ihr.“
„Ja, aber wenn er es nicht ist? Was, wenn ich mich wiedermal nur vergucke?“
„Du weißt, dass das für uns Hexen normal ist. Wir kommen eigentlich auch normalerweise ohne Männer zurecht, nur braucht man im Leben auch mal die Liebe“ sagte sie und schaltete den DVD-Player an, „Ich habe in leider noch nicht gefunden, aber was spricht gegen Versuchen?“
„Eigentlich nichts, aber … Aurora, ich weiß nicht recht. Ich finde ihn zwar… wie soll ich’s sagen?“ Paige fand es schon immer schwierig sich auszudrücken.
„Es hat was Zauberhaftes. Eine Art Anziehungskraft, der man nicht ausweichen kann. Ja, so hat es Rose auch mal beschrieben. Hör mir zu, wenn er es ist, wird sich das zeigen. Und wenn nicht, dann wird das sich auch zeigen. Keine Panik, Süße.“
„Na gut.“ Paige kuschelte sich in Auroras Schoß und beide sahen sich den Film an. Am Ende des Films war kaum noch etwas von den Erdbeeren und der Schokolade übrig.

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Tag der Veröffentlichung: 24.09.2010

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