Prolog
Und wieder saß eine Neue auf seinem Schoß. Wieder eine neue „Freundin“. Die Mädchen wechselten sich mittlerweile im Wochentakt. Ein Stich durchfuhr meine Magengegend. Ich kannte sie nicht. Aber ich kannte sowieso keine seiner Eroberungen. Dafür schienen sie mich zu kennen. Oder sie schienen von mir gehört zu haben. Erstaunlich, wenn ich bedachte, dass ich schon immer die Außenseiterin gewesen war und dachte, niemand würde mir Beachtung schenken. Das Mädchen, das sich da nun auf seinem Schoß räkelte, schien keine Ausnahme zu sein, denn sie blickte feindselig zu mir herüber. Mit wissenden Augen. Natürlich, was hatte ich denn erwartet? Dass ich in ihn verliebt war wusste wahrscheinlich die ganze Schule. Ich konnte noch so sehr versuchen es zu verstecken, es war zwecklos. Wieso hatte ich mich nur entschlossen zu dieser blöden Party hier auf dem Berg zu kommen? Sie vergrub ihre Hand in seinem wundervollen, aschblonden Haar und senkte demonstrativ ihre Lippen auf seinen Mund. Seinen vollen, weichen Mund… Unwillkürlich biss ich mir auf die Lippe. “Hör auf damit!“, schalt ich mich selbst. Mein Herz zog sich zusammen. Nicht schon wieder. Wie viel mehr musste ich denn noch ertragen? Wie viel mehr wollte er mir denn noch zumuten? Das Gefühl, als er mich zum ersten Mal geküsst hatte, schoss mir in den Kopf. Meine Brust schnürte sich immer enger zusammen. Das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen übermannte mich. Seine Hand legte sich auf ihre Hüfte, die andere streichelte sanft ihre Wirbelsäule entlang, liebkoste ihren Körper. Langsam, sinnlich, prickelnd. Ein Schauer jagte meinen Rücken hinab, meine Haut schien Feuer zu fangen. Warum tat er das? Warum quälte er mich so? Er wusste, dass ich nicht mehr lange durchhalten würde. Er kannte mich besser als jeder andere auf dieser Welt. Er biss ihr in die Unterlippe und saugte daran. Ich stöhnte auf. Meine Finger wanderten zu meinen Lippen. Sachte fuhr ich über sie hinweg. Ich verlor langsam die Fassung. Meine Beine wurden weich. Es war verrucht und unglaublich sexy. In meinem Körper zündeten kleine Feuerwerke an den unmöglichsten Stellen. Mir wurde heiß und gleichzeitig gefror meine Seele zu Eis. Wieso war ich dazu verdammt, jede seiner Berührungen auf meinem eigenen Körper zu spüren? Und ich meinte das nicht im übertragenen Sinne. Wenn er in meiner Nähe war, konnte ich tatsächlich immer spüren, wenn er jemand anderen berührte und liebkoste, wenn er jemanden küsste. Wir waren verbunden. Auf eine abgedrehte, unheimliche Weise. Als er vor einem Jahr neu an die Schule gekommen war, spürte ich instinktiv, dass er mir wichtig werden würde. Nachdem er das Klassenzimmer betreten hatte, stellten sich meine Arm- und Nackenhaare auf und ein leichter Schauer prickelte meinen Rücken hinab. Ab dem Moment, da mein Blick seinen traf, war ich verloren gewesen. Zu meiner Überraschung hatte er sich mit mir angefreundet. Mit mir, dem absoluten Versager und Außenseiter. Es schien dennoch zu passen. Wir harmonierten auf eine Weise miteinander, die ich als erschreckend empfunden hatte. Ich brauchte normalerweise eine Weile, bis ich mich Menschen öffnen und ihnen vertrauen konnte. Deswegen erschrak mich die Innigkeit, die vom ersten Moment an zwischen uns herrschte und das Gefühl, ihm einfach alles anvertrauen zu können. Er war, wer er war und ich fand das wundervoll. Seine offene, positive Grundhaltung war mir als Erstes aufgefallen und gefiel mir unglaublich gut. Er war authentisch und stand zu sich, egal was andere dachten. Gleichzeitig nahm er einfach jede Person an, wie sie nun einmal war. Bei ihm konnte ich einfach sein, wer ich war und das wirkte unglaublich befreiend. Wir hatten denselben Humor, mit ihm konnte ich lachen und mich kabbeln, wie mit niemand anderem. Trotzdem waren wir auch in der Lage stundenlang tiefsinnige und ernsthafte Gespräche über Gott und die Welt zu führen oder unseren Fantasien nachzuhängen. Er besaß die tolle Eigenschaft wirklich zuhören zu können. Außerdem schaffte er es immer irgendwie mich zum Nachdenken über Dinge zu bringen, über die ich zuvor nie nachgedacht hatte. Was ich jedoch besonders an ihm schätzte war, dass er sehr ehrlich und trotzdem einfühlsam und rücksichtsvoll war. Bei unseren Treffen hatten wir dann schnell herausgefunden, dass es zwischen uns offenbar eine Verbindung gab, die wir uns nicht erklären konnten. Wir spürten ab dem ersten Moment instinktiv die Anwesenheit des Anderen. Erklären konnten wir uns das nicht, doch natürlich fingen wir an, damit zu experimentieren. So fanden wir heraus, dass wir auch körperlich spüren konnten, was der Andere tat beziehungsweise, was ihm widerfuhr, wenn wir uns nah waren. Stach er sich beispielsweise mit einer Nadel in den Finger, hatte ich an derselben Stelle Schmerzen. Und neugierig wie wir beide von Natur aus waren, probierten wir immer neue Dinge aus und kamen uns dabei immer näher. Und ich entwickelte Gefühle für ihn. Ich dachte, ihm ginge es genauso. Das Experiment gipfelte vor ein paar Monaten dann schließlich in leidenschaftlichen Küssen und einer gemeinsamen Nacht. Und ich kann es nur als überwältigend beschreiben. Überwältigend, denn das Band intensivierte die Emotionen und die Lust zwischen uns beiden enorm. Es schien regelrecht zwischen uns zu pulsieren. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Ich war in den Grundfesten erschüttert, jede Mauer, die ich mir jemals aufgebaut hatte, wurde in dieser Nacht ohne Gegenwehr von ihm niedergerissen. Und ich fand es toll, denn ich vertraute ihm. Ich dachte, diese Nacht hätte ihm genauso viel bedeutet. Er hatte sich jedoch danach zurückgezogen und sich von mir abgewandt. Ich wusste nicht, warum er es tat und hatte ihn nach ein paar Wochen zur Rede gestellt. Er war schließlich mein Vertrauter und wir hatten bisher über alles reden können. Seine Worte hallten noch immer in meinem Kopf nach: „Ich bin nicht gut für dich. Du bist einfach zu unschuldig für jemanden wie mich. Wenn ich meine Vergangenheit betrachte, habe ich es einfach immer versaut. Natürlich habe ich mir über eine Beziehung mit dir Gedanken gemacht. Aber ich habe mich dagegen entschieden.“ Ich konnte nur denken: Verdammter Idiot. Ich war nicht seine Vergangenheit oder wie jemand dort, sondern die Gegenwart. Zumal ich nichts Genaues über seine Vergangenheit wusste, was es schwierig machte, alles nachzuvollziehen. Ich mochte es noch nie, wenn jemand eine Entscheidung für mich mit traf, sei es gewollt oder ungewollt. Ich fand es unfair, dass er einfach eine Entscheidung fällte, die mich genauso betraf. Und in dem Moment, als er sich gegen uns entschied, tat er das und raubte auch mir die Chance herauszufinden, was das zwischen uns hätte sein können. Nach diesem Gespräch zog er sich noch weiter zurück und ab diesem Zeitpunkt begann mein ganz persönlicher Alptraum. Immer wieder spürte ich, wenn er bei einer anderen war. Er wusste das natürlich und nutzte es schamlos aus. Er trug dafür Sorge, dass er mit seiner neuen Flamme immer in meiner Nähe war. Ich wusste nicht, ob er es beabsichtigte, aber er verfolgte mich in die Bibliothek, in die Cafeteria, selbst wenn ich an meinem Lieblingsplatz, einer abgelegenen kleinen Weinlaube, den Kopf abschalten wollte, spürte ich ihn und seine Eroberung in der Nähe. Er wusste einfach zu viel über mich. Ich konnte mich nicht dagegen wehren, es nicht abstellen. Ich wusste einfach nicht, woher diese Bindung kam oder wie ich sie kappen konnte. Es war wie ein unsichtbares Band. Und er wusste das nur zu genau. Mir war unverständlich, wie er auf einmal so ein Mistkerl sein konnte. Ich fragte mich immer wieder, ob ich mich so in einem Menschen geirrt hatte. Das Mädchen fuhr nun mit ihrer Hand unter sein Shirt. Ein heißer Blitz der Eifersucht pulsierte durch meinen Körper. Bilder, wie meine Finger ihn berührt hatten, schossen mir durch den Kopf. Die unterschwellige Wut brodelte nun schon seit Wochen, ach was sage ich, Monaten wie glühende Lava durch mich. Ich war eigentlich nur selten wütend, doch sie hielt mich im Moment am Leben, denn jedes Mal, wenn er eine seiner neuen Eroberungen durch die Schulkorridore schob, dachte ich, ich müsse in meinen Empfindungen vergehen. Er wusste, dass er mich damit zutiefst verletzte. Nun schon wieder eine neue „Bekanntschaft“ auf seinem Schoß zu sehen trieb mich an den Rand meiner Verzweiflung. Es wurde mir einfach zu viel. Mein ganzer Körper begann zu prickeln. Ich fasste mir an den Kopf. Bitte, bitte hör auf damit, flehte ich ihn innerlich an. Ich ahnte, was sich da gerade in meinem Inneren anbahnte und versuchte, es zu ignorieren. Doch in diesem Moment ging er noch einen Schritt weiter. Als sie nun anfing seinen Hals entlang zu küssen, erzitterte mein ganzes Sein. In mir war alles wie zum Zerreißen gespannt. Ich spürte, wie ich anfing, die Kontrolle zu verlieren. Und dann öffnete er seine Augen und sah mich provokant an. Er verspottete mich auf die für mich unerträglichste Weise.
Und in diesem Moment war es aus.
Ich fühlte es körperlich. Etwas in mir zerbrach. Der Schmerz der letzten Monate bahnte sich seinen Weg an die Oberfläche. Ein Schluchzen löste sich aus meiner Kehle und ich musste die Augen schließen, um seinem Blick zu entkommen. Tränen lösten sich aus meinen Augenwinkeln und liefen meine Wange hinunter. Ich konnte und wollte es nicht mehr länger unterdrücken. Ich fiel auf die Knie und vergrub mein Gesicht in den Händen. Alles in meinem Kopf schrie danach, meine Gefühle endlich zu kanalisieren. Ich hatte so lange alle Emotionen versteckt, sie hinter einer Mauer verschanzt. Mich verschanzt. Wie ich es immer getan hatte. Jetzt wollten sie heraus. ICH wollte endlich alles heraus lassen. Ich hatte meinen Gefühlen noch niemals freie Bahn gelassen, noch nie hemmungslos und ungestüm. Ich wusste nicht, was passieren würde, wenn ich es tat. Aber warum es nicht endlich herausfinden?
Das Miststück auf seinem Schoß kicherte nun in seinen Mund. Mit einem Schlag war meine Wut da. Ohne die innere Barriere schoss sie gleißend durch meine Venen und verbrannte meine Seele. Es war wie eine Befreiung. Meine Verzweiflung wandelte sich in etwas Machtvolles. Etwas sehr Machtvolles. Doch anstatt es zu unterdrücken und es zu verbannen, hieß ich die Kraft willkommen. Die Tränen versiegten schlagartig. Was geschah, war unbeschreiblich. Ich öffnete die Augen und sah direkt in die seinen. Gab ihm ohne Worte zu verstehen, dass sich etwas verändert hatte. Ein Pulsieren erschütterte meinen Körper. Stieg langsam aber unaufhaltsam an die Oberfläche.
Seine Pupillen weiteten sich vor Schock. War sein Blick noch eine Sekunde zuvor provokant und spöttisch gewesen, zeichnete sich nun Angst darin ab. Sofort unterbrach er den Kuss mit seiner neuen Flamme, die fluchend fragte, was denn los sei. Er wandte nicht eine Sekunde die Augen von mir ab. Er war erstarrt. Wie gebannt fixierte er mich. Ich musste lächeln, aber es war ein düsteres Lächeln.
Wind kam auf. Starker Wind. Er erfasste mein Haar und umspielte mein Gesicht. Er gab mir Kraft. Die Tränen auf meinen Wangen trockneten.
„Mehr“, dachte ich.
Und zu meiner Genugtuung stellte ich fest, dass mein Wille wie ein stummer Befehl gen Himmel schoss. Ich spürte die Atmosphäre förmlich. Das Weibstück fuhr sich verwirrt durch ihre Haare und fragte sich vermutlich, woher denn plötzlich dieses Unwetter kam. Die anderen hatten schleunigst ihre Sachen gepackt und waren in den Wald verschwunden. Endlich wandte sie sich mir zu. Und erstarrte ebenfalls. Ich konnte ihre Angst fühlen. Fühlte ihre Verwirrung und den Unglauben. Es war, als gewährte sie mir unfreiwillig einen Einblick in ihre Gedanken. Aber das Einzige, was ich jetzt noch vor Augen hatte, waren ihre vernichtenden Blicke, die sie mir noch vor ein paar Minuten so siegessicher zugeworfen hatte. Meine Wut floss aus mir heraus und ich spürte, wie mich ein Glühen erfasste. Meine Haut glühte tatsächlich in rötlichem Schimmer auf. Fasziniert betrachtete ich meine Finger. Ich hatte mich in meinem Leben noch nie so mächtig gefühlt. Meine Haut, meine Haare, alles schien aus meinem Inneren heraus zu brennen. Doch weder tat es weh, noch verbrannte es mich. Ein erstickter Schrei ertönte.
„Sie GLÜHT!“, rief sie fassungslos. Und klammerte sich an Juliens Bein.
Diese Geste brachte mich noch mehr in Rage. Sie sollte ihre dreckigen Finger von ihm nehmen! Ich spürte, wie der Wind meine Haare ergriff wie eine der Wolken, die sich nun bedrohlich am Nachthimmel türmten. Weil ich es so wollte. Meine Kräfte nahmen mich in Besitz und umhüllten mich wie eine zweite Haut. Waren endlich freigesetzt. Ich wusste nicht, was mit mir geschah. Ich konnte es nicht bremsen, und wollte es auch gar nicht. Es tat so unglaublich gut! Ich wusste, dass etwas in mir geschlummert hatte. Immer hatten mich alle von oben herab behandelt und über mich gespottet, weil ich keinen Cast meistern konnte und nur einen winzigen Funken Magie in mir besaß. Sie alle, mich selbst eingeschlossen, lagen falsch. Meine Macht hatte anscheinend lediglich geschlummert. Es brauchte nur einen Auslöser. Ein Lachen hallte durch die Luft. Es klang fremd und kehlig. Es war mein eigenes.
„Julien, du wolltest es so…..“, ich flüsterte, doch der Wind schien meine Stimme zu verstärken. Schockiert wich er einen Schritt zurück und trat dabei seine Freundin. Ich ließ die angestaute Wut weiter nach außen dringen und entließ sie in die Luft. Die Mauern, die ich in den letzten Monaten errichtet hatte, um Verzweiflung, Wut, Frust, Traurigkeit und Pein verborgen und mich selbst bei Verstand zu halten, brachen in sich zusammen, als ich die negativen Gefühle kanalisierte. Hinein in die Nacht. Sie veränderten meine Umgebung zu etwas Bedrohlichem. Die Wolken zogen sich noch dunkler zusammen, wurden zu Spiralen über unseren Köpfen. Blitze begannen aufzuleuchten. Die ganze Atmosphäre lud sich auf. Je mehr ich losließ, desto stärker wurde die Spannung in mir und auch die Spannung in der Luft. Ich schloss die Augen und ließ mich vom Wind erfassen. Ich hatte Macht und es fühlte sich so verdammt gut an!
„Tabea….“
Meine Augen wandten sich IHM zu. Seine Eroberung war nirgends mehr zu sehen. Das Flittchen war wohl schreiend davon gelaufen. Nun gab es hier nur noch ihn und mich.
„Ich hatte keine Ahnung….“, schockiert sah er mich an.
Seine Worte schürten meine Wut nur noch mehr. Der Sturm wandelte sich in einen Orkan. Dieser Mistkerl sollte genau spüren, wie sehr er mich die letzten Monate hatte leiden lassen. Ich fühlte mich zum ersten Mal seit langer Zeit frei und mächtig. Sehr mächtig. Über uns zuckten Blitze zwischen den Wolken. Ich hörte Äste in der Umgebung nachgeben und brechen unter der Gewalt des Sturms. Ich lachte schallend. ICH ließ IHM den Wind ins Gesicht peitschen. Sah, wie er ihn traf und ihm Schmerzen zufügte. Jede einzelne wegen ihm vergossene Träne sollte er spüren!
„Tabea, bitte. Es tut mir leid. Ich wollte es dir leichter machen, mich loszulassen.“
Er japste nach Luft.
„IDIOT!“, brüllte ich ihm entgegen.
„Es tut mir leid.“
Ach ja? Schön für ihn! Zu meiner Genugtuung stellte ich fest, dass er verzweifelt versuchte, sich gegen meinen Angriff zu wehren. Unhörbar im Tosen des Sturms sah ich wie seine Lippen Zauberformeln formten. Ich spürte wie diese Energien an den Winden zerrten, die ihren Ursprung irgendwo in mir hatten, und sie aufzulösen versuchten. Aber sie waren ein vergebliches Flüstern im Vergleich zur rohen, unbändigen Kraft meiner Wut. Typisch Spellcaster. Dachten, sie könnten mit ihren verdammten Zaubersprüchen alles bannen und zur Ordnung rufen. Nach all den Jahren wusste ich nun endlich, dass ich keine gewöhnliche Spellcasterin war. Wenn ich denn überhaupt eine war. Ich ertrank förmlich in der Macht. Sie erfüllte mich und machte mich stark. All die Tränen, die ich wegen ihm geweint hatte fanden ihren Weg aus meiner Seele heraus. Ich wollte ihn leiden lassen. Wollte alle dafür leiden lassen, für das, was ich mein Leben lang durchgemacht hatte. Von den Eltern verleumdet und abgeschoben. Von meiner kleinen Schwester ausgelacht. Von meinen Mitmenschen verspottet, weil ich nichts gemeistert hatte. Von den Lehrern bedauernd angesehen. Von den Mitschülern ausgegrenzt, weil ich nicht wie sie war. Von ihm und seinen Eroberungen verhöhnt und gedemütigt. Ich hörte Julien vor Schmerzen zischen.
„Verdammt Tabea, du musst aufhören! Bekomm dich in unter Kontrolle!“, verzweifelt und auch wütend schaute er zu mir und schrie mir die Worte gegen den Sturm entgegen.
Ausgerechnet von ihm musste ich mir das sagen lassen! Ich spie ihm meine Worte entgegen:
„Ich bin durch die verdammte Hölle gegangen! DEINETWEGEN! Du kennst mich. Und wusstest, dass ich alles spüren konnte, was du mit diesen Drecksflittchen getan hast! Dass ich diese physische Verbindung nicht kappen kann, weil ich einfach nicht weiß, WIE! Du wusstest, dass du mir unglaublich viel bedeutest. Doch du hast es dir nicht nehmen lassen, zu versuchen, mich bei jeder sich dir bietenden Gelegenheit zu verletzen. Und egal, was du behauptest, du belügst dich selbst! Du rennst weg!“
Ich sah auf in die tosenden Wolkentürme, die mein Inneres wiederspiegelten. Eine Träne löste sich aus meinem Auge.
„Eine Chance, Julien. Mehr wollte ich nicht.“
Damit schoss ein gleißend heller Blitz auf mich nieder. Ich wurde in gleißendes Licht getaucht. Ich wurde von der Wucht auf den Boden geschleudert. Die Erde barst unter mir. Wie in Zeitlupe wurden Brocken aus Erde und Gras um mich herum in die Luft geschleudert. Ich spürte keinen Schmerz, nur Energie, die mich durchflutete und umgab. Es tat GUT! Er hingegen schrie vor Schmerz auf und krümmte sich. Seine Glieder krampften sich heftig zusammen. Er zuckte am ganzen Körper. Ich absorbierte die Kraft und es erfüllte mich mit einem Gefühl, das ich noch nie gespürt hatte. Ich fühlte mich leer und gleichzeitig voller Leben. Erleichtert und endlich frei!
Und dann wurde mir schwarz vor Augen.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich unter einem nahe gelegenen Baum. Ich blinzelte in den Himmel. Die Morgendämmerung setzte gerade ein. Wie viel Zeit war vergangen? Wo war ich? Meine letzte Erinnerung war ein Wirbel aus Macht, Wind und gleißendem Licht. Ich musste unwillkürlich lächeln beim Gedanken daran. Ich fühlte mich wie in Watte gepackt. Alles schien mir in diesem Moment unwirklich. Als wäre ich in einer Seifenblase gefangen. Mein Kopf war schwer und ich atmete erst einmal tief durch. Ich nahm alles durch einen Schleier wahr. Ich horchte in mein Inneres. Erleichterung machte sich in mir breit. Zum ersten Mal seit Monaten fühlte ich mich innerlich ruhig.
Ein Stöhnen neben mir erweckte meine Aufmerksamkeit. Langsam drehte ich den Kopf, nur um IHN zu erblicken. Er lag zusammengekrümmt im Gras neben mir und zitterte. Er sah wirklich schlimm aus. Er war vollkommen durchnässt. Seine Kleidung war an vielen Stellen zerfetzt. Viele, kleine rote Flecken waren auf seinem Shirt verteilt. Schockiert riss ich die Augen auf. Was hatte ich getan? Mein Kopf schaltete sich wieder ein und die Bilder kamen von alleine. Ruckartig setzte ich mich auf. Schwindel erfasste mich. Ich ignorierte das mulmige Gefühl in meinem Magen und zog mich zu Julien herüber. Matsch spritzte mir ins Gesicht. Es war mir egal. Ich musste zu ihm und ihm helfen, denn ich spürte seine Schmerzen. Julien lag mit dem Rücken zu mir. Sachte berührte ich seine Schulter. Er zuckte zurück und stöhnte. Tränen stiegen in meine Augen. Um Himmels willen, was war mit mir geschehen? Ich war kein Mensch, der andere verletzte. Ich verabscheute Gewalt.
„Julien!?“, meine Stimme versagte.
Ich musste mir ein Bild davon machen, wie schlimm es wirklich um ihn stand. Er wimmerte als ich ihn erneut an der Schulter packte und ihn so sachte wie möglich auf den Rücken drehte. Erschrocken wich ich zurück. Seine Haut war kreidebleich, auf seinem Gesicht zeichneten sich unzählige kleine Schnitte ab, wie von Rasiermessern, aus denen dünne, rote Rinnsaale austraten. Dunkle Blutergüsse zierten seinen Hals und seine Arme. Schweiß stand ihm auf der Stirn und sein Körper bebte vor Kälte. Tiefe Schatten lagen unter seinen geschlossenen Augen. Ohne zu zögern zog ich meine Jacke aus und deckte ihn damit zu. Ich spürte die Kälte nicht. Heiße Tränen rannen meine Wangen hinab. Verzweifelt versuchte ich sie wegzublinzeln.
„Julien. Es tut mir so leid! Wie konnte ich nur so etwas tun?“
Als ich ihn direkt ansprach zuckte sein Mund und er versuchte sich von mir wegzudrehen, was ihm nicht gelang. Ein leises Flüstern drang zu mir hindurch.
„Bitte! Tu mir nicht weiter weh!“
Es klang fast wie ein Flehen. Verzweiflung und Grauen packte mich. Ich war ein Monster. Schluchzend wandte ich mich von ihm ab, vergrub mein Gesicht an meinen Knien. Ich war wie eine Furie auf ihn losgegangen und hatte komplett die Kontrolle über mich verloren. ICH BIN ein Monster! Und der Mensch, der mir am meisten bedeutete, lag nun neben mir und flehte mich an, ihn nicht weiter zu peinigen. Mein starker Julien lag gebrochen vor mir. Meine Welt brach ein weiteres Mal in Scherben. Ich war wieder allein. Ein weiterer Gedanke sickerte langsam in mein Bewusstsein. Ich war eine Gefahr für mein Umfeld. Eine tickende Zeitbombe. Wer weiß, wann ich das nächste Mal die Kontrolle verlieren würde?
Mein Verstand setzte ein und Taubheit erfasste mich. Ich begann alles rational zu erfassen und die nächsten Schritte zu planen. Ich war allein. Also gut. Ich musste mit meinen neu entdeckten Kräften umzugehen lernen. Vor allem musste ich erst einmal herausfinden, was ich war. Denn eine Spellcasterin schien ich offensichtlich nicht zu sein. War ich jemals eine gewesen? Welcher Gemeinschaft gehörte ich an? Ich hatte Schaden angerichtet und einen Menschen verletzt. Ich war hochgegangen wie eine Bombe. Monster. Das Wort hallte in meinen Gedanken nach. Resignation machte sich in mir breit. Ich musste die Schule verlassen, das war eine ganz klare Sache. Ich würde mich vor den Menschen verbergen. Musste einen Ort finden, an dem ich lernen konnte, die Macht in mir zu bändigen und sie zu kontrollieren. Ohne jemanden zu verletzen. Langsam stand ich auf. Zuerst musste ich Julien jedoch zu einer Krankenstation bringen. Wenigstens das konnte ich noch für ihn tun, bevor ich aus seinem Leben verschwinden würde.
Eine Stunde später lag Julien in Decken gehüllt in einem Bett der Station im Dorf. Ich saß auf einem Stuhl neben seinem Bett und betrachtete ihn. Sie hatten seine Wunden eingesalbt und ihm kalte Umschläge gegen das Fieber angelegt. Ich atmete tief ein und ergriff seine Hand. Das, was ich ihm angetan hatte, hatte er nicht verdient, trotz der letzten Monate. Und ich hatte auch noch genossen, dass er Schmerzen hatte. Was für ein Mensch war ich, wenn ich bei so etwas Genugtuung empfand? Wer war Tabea Rimavir? Ich stand auf, streichelte Julien noch einmal über die Wange. Aus einem Impuls heraus beugte ich mich zu ihm hinunter und gab ihm sanft einen Kuss.
„Ich liebe dich. Leb wohl!“, flüsterte ich zitternd und kehrte allem den Rücken.
Besuch
Mit einem Ruck fuhr ich aus dem Schlaf. Zitternd und schwer atmend fasste ich mir an die Lippen. Tränen rannen meine Wange hinab. Nicht schon wieder. Hektisch sah ich mich um. Es war noch dunkel. Ich versuchte mich zu beruhigen. Es dauerte ein paar Minuten, bis ich mich einigermaßen gefangen hatte. Draußen konnte ich die ersten Vögel hören, die den anbrechenden Tag begrüßten. Ich war schweißgebadet. Er verfolgte mich. Ein und derselbe Traum. Immer und immer wieder. Seit drei Jahren. Nur dass ich genau wusste, dass es nicht nur ein Traum war. Sondern meine Erinnerung. Ich seufzte und schlang die Arme um meine Knie. Wieso konnte mich die Vergangenheit nicht einfach in Ruhe lassen? Warum verfolgte sie mich sogar bis in meinen Schlaf? Ich ließ mich zurück in mein Kissen fallen. Tief in mir wusste ich die Antwort. Weil ich es mir nicht verzeihen konnte. Wie auch? Dieser eine Moment hatte mein ganzes Leben verändert. Drei Jahre war es mittlerweile her. Ich lächelte bitter. Eigentlich war es ein Armutszeugnis, wenn sich erst mit 17 die eigene Kraft manifestierte. Und dann gleich so katastrophal. Bei jedem normalen Menschen zeigte sich spätestens im Alter von 2 Jahren der Funken. Wobei man bei mir nicht wirklich von manifestieren sprechen konnte. Es war ein Ausbruch gewesen. Das Problem war bis heute, dass ich es immer noch nicht im Griff hatte, geschweige denn wusste, welcher Magiergemeinschaft ich denn nun eigentlich angehörte. Spellcaster konnten Zaubersprüche beherrschen und erschaffen, waren affin für Runen und besonders bekannt für Bannzauber. Elementals waren in der Lage Elemente hervorzurufen und sie für ihre Zwecke zu manipulieren, wobei ein Elementar immer nur ein angeborenes Element beherrschte. Naturhexen oder Naturals, wie sie überall genannt wurden, spezialisierten sich auf Tränke, Kräuterbeutel und waren begabt, was die Heilung von Menschen und Tieren anging. Und dann gab es da noch die Anima. Sie waren mir unheimlich. Und ich war bestimmt nicht die Einzige, der es so ging. Ein Animus war in der Lage die Gefühle und Emotionen, den Geist und die Sinne einer Person zu beeinflussen und zu manipulieren. Da meine Eltern beide angesehene Spellcaster waren, hätte ich eigentlich auch eine sein müssen. Meine kleine Schwester Sanira war ohne den geringsten Zweifel eine Spellcasterin. Und hier lag das Problem. Ich war es wohl nicht. Oder nicht nur. Das alles war schwierig zu erklären. Tatsache war, dass ich im Vergleich zu allen anderen geradezu erbärmliche Fähigkeiten hatte. Ich war gerade noch in der Lage einfache Casts zu beherrschen. Alles, was über die „Kindereien“ hinausging, schien bei mir einfach nicht zu klappen. Ich hatte einfach nicht die Kraft schwierige Zauber zu meistern. Das Ergebnis war, dass ich schon immer ein Außenseiter war. Wer wollte schon mit jemandem befreundet sein, der ein Versager war? Selbst meine Eltern hatten ihre Enttäuschung nicht verbergen können und hatten mich in ein weit entferntes Internat abgeschoben, sobald ich das richtige Alter dafür hatte. Während Sanira die Familie mit Stolz erfüllte, schämten sie sich als angesehene Leute solch eine Tochter wie mich zu haben. Immer hieß es Sanira hier, Sanira dort. Die ach so tolle Sanira war Klassensprecher geworden. Sanira als Schulsprecherin. Sanira, Sanira, Sanira. Es hing mir zum Hals raus. Warum kannst du nicht sein wie deine Schwester? Ich war nicht einmal böse, als sie mich abschoben. So musste ich mir wenigstens nicht mehr den ganzen Tag das Loblied auf meine Schwester anhören und wurde nicht ständig mit ihr verglichen. Die Lehrer im Internat hatten sich nicht die Mühe gemacht, ihren Spott und ihren Ärger mir gegenüber zu verstecken. Der Einzige, der sich darum überhaupt nicht geschert hatte, war Julien gewesen… Ich schüttelte den Kopf. Vertrieb diese Gedanken. Ich wollte nicht an ihn denken. Es riss nur wieder alte Wunden auf. Das Einzige, was ich mit Sicherheit über meine Kräfte wusste war, dass ich, wenn ich emotional geladen war, ziemlich schnell die Kontrolle über die Macht in mir verlor. In diesen Momenten konnte so ziemlich alles passieren. Das konnte ich selbst nicht so genau voraussagen. Missmutig schob ich die Decke beiseite und schwang meine Beine aus dem Bett. An Schlaf war nun sowieso nicht mehr zu denken. Dann konnte ich mich auch genauso gut an die Arbeit machen.
Nachdem ich mich kurz im Bach hinter meiner kleinen Waldhütte frisch gemacht hatte, entzündete ich ein Feuer und setzte Wasser auf. Dann nahm ich den bereits vorbereiteten Teig und formte kleine Brötchenlaiber daraus. Während der Teig im Ofen buk und das Wasser anfing zu köcheln, stand ich vor meinem kleinen Spiegel und versuchte mir mein Haar hochzustecken. Kritisch betrachtete ich mein Werk. Das ging nicht. Seufzend zog ich die Haarnadeln wieder aus meinem Haar. Ich hatte langes, braunes Haar, das in leichten Wellen bis zu meiner Taille fiel. Leider machte es generell, was es wollte und nur selten, was es sollte. Eigentlich fand ich mein Haar sonst ganz akzeptabel. Das warme Braun ließ meine blauen Augen heller erscheinen. Ich betrachtete kritisch mein Gesicht. Hatte ich da etwa einen Pickel auf meiner Nase? Missmutig rieb ich über meine kleine Stupsnase. Puh, nein, ich hatte nur Asche auf der Nase gehabt. Schmollend streckte ich mir selbst die Zunge heraus. Heute war ich einfach nicht zufrieden. Nachdem ich noch ein paar Minuten versucht hatte, mir die Haare hochzustecken, gab ich es auf und flocht mir einen Zopf. Bad Hair Day. Auch nichts Neues. Ich zuckte mit den Schultern und seufzte. Als draußen die Sonne aufging, zog durch die Hütte ein leckerer Duft nach frisch Gebackenem und Kräutertee. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Während ich kurze Zeit später in mein knackiges, warmes Butterbrötchen biss, schaute ich mich in meinem kleinen, aber gemütlichen Raum um. Ich hatte damals sehr viel Glück gehabt. Ich war während meiner Flucht eine lange Zeit gelaufen, wollte einfach nur so weit es ging von meiner Schule weg. Irgendwann stand ich dann vor einem Waldrand und musste mich entscheiden, ob ich hinein gehen sollte, oder weiter auf offenem Gelände laufen wollte. Der Wald sah anfangs nicht sehr einladend aus. Mal ehrlich, welcher Wald tat das schon im Halbdunkel? Nach den ersten Bäumen schien es nur Schwärze zu geben. Ich malte mir aus, dass darin zahlreiche unheimliche Kreaturen lebten, die nur darauf warteten, dass ein junges Ding wie ich einen Fuß in den Wald setzte. Heute musste ich über diese Gedanken lachen. Aber es war besser als weiterhin in der Nähe der Straße herumzulungern. Ich hatte ständig Angst, ich könnte entdeckt werden. Sicher würden mich die Leute fragen, was denn ein 17-jähriges Mädchen alleine dort draußen machte. Schließlich war Schulzeit und ich hätte die Schulbank drücken müssen. Ich hatte keine Lust, dass jemand herumfragte und womöglich noch irgendwie herausfand, aus welchem Internat ich ausgerissen war. Schließlich gab es nicht so viele in Sparintra. Also wagte ich den Schritt vorwärts. Erst war ich vorsichtig. Bei jedem Knacken eines Astes zuckte ich zusammen. Nachdem ich mich an den Wald und seine Geräusche gewöhnt hatte, hatte ich nach ein paar Tagen das Glück auf eine versteckte Hütte zu treffen. Sie lag ideal, denn sie stand auf einer kleinen Lichtung, umgeben von bunt blühenden Wildblumen. Hinter dem Häuschen verlief ein kleiner, perlender Bach. Ich hatte sie erst einmal tagelang beobachtet, denn es hätte durchaus sein können, dass sie bewohnt war oder von Jägern genutzt wurde. Als aber niemand kam, hatte ich mir ein Herz gefasst und sie bezogen. Ich liebte mein kleines Häuschen über alles. Ich hatte viel Schweiß und Arbeit hineingesteckt, um sie so herzurichten. Viele Bretter der Außenwand waren herausgebrochen gewesen, Löcher durchsiebten das Dach, die zwar vorhandenen, aber sehr alten Möbel waren heruntergekommen. Ich hatte viel zu tun. Andere hätten das Alles mit ein paar Casts in Minuten fertig gehabt, doch ich wollte auf keinen Fall ein Risiko eingehen. Bei meinen verkümmerten Fähigkeiten wäre es wahrscheinlich sowieso in einer Katastrophe geendet. Heute war mein Raum gemütlich und strahlte Wärme aus. Überall standen und hingen kleine, von mir gebastelte Sachen und ich hatte immer viele Blumen hier drinnen, denn ich mochte die Farben und den Duft, den sie verströmten. Nachdem ich fertig gefrühstückt hatte stand ich auf und richtete mich. Ein Stückchen außerhalb des Waldes lag die Kleinstadt Wimdris. Ich verkaufte dort regelmäßig getrocknete Waldkräuter, Wildblumen und Kräutermischungen. Und ab und an auch Selbstgebasteltes aus allem, was die Natur um mich so hergab. Es kam zwar nicht viel Geld dabei herum, doch es reichte, um mir die nötigsten Lebensmittel zu kaufen und mich zu versorgen. Und die Leute stellten keine Fragen. Das war wichtig. Sie dachten wahrscheinlich ich sei eine Natural, die eben auf dem Markt ihre Kräutersachen verkaufte. Es war mir recht. Nachdem ich meinen Korb gerichtet hatte machte ich mich auf den Weg. Ich freute mich immer auf die Stadt. Dort war ich anonym und konnte doch die Anwesenheit anderer Menschen genießen.
Bevor ich durch das sehr alte, hölzerne Marktportal, das mit vielen filigranen Runen verziert war, trat, legte ich, wie immer, ehrfürchtig meine Hand auf die Schnitzereien und hielt kurz ein. Die leicht gebogenen, dunklen Holzbalken bildeten an der Spitze die Schenkel eines perfekten Dreiecks, in der eine kleine blaue Energiekugel pulsierte. Sie stand als Sinnbild für Frieden und Akzeptanz. Die dünnen, geschwungenen Linien auf dem dunklen Holz leuchteten in einem sanften Gold und schienen unter meiner Hand zu pulsieren. Sanft lehnte ich kurz meine Stirn an das Portal und genoss die Ruhe, die es auf mich ausstrahlte. Ich liebte Runen. Sie hatten so viel Magisches und Geheimnisvolles an sich. Und diese hier waren alt. Genau wie das Portal selbst. Ich stellte mir immer vor, wie schon die Magier im Mittelalter durch das Tor geschritten waren. Hatten auch sie den Hauch von Frieden empfunden, wenn sie hindurch schritten? Mit einem Schmunzeln und einem Blick zur bereits brennenden Sonne, war ich nun doch ziemlich froh, dass wir nicht mehr im Mittelalter lebten und ich keinen bodenlangen, kratzigen Rock tragen musste. Ich war froh, dass ich mich zu Hause für Shorts und ein T-Shirt entschieden hatte. Es war schon sehr heiß und mir stand vom Laufen schon ein wenig Schweiß auf der Stirn, doch schließlich war Spätsommer. Ich sah mich auf dem kleinen Platz um, wo die Leute schon eilig ihre Stände um einen großen Brunnen, das Herzstück des Marktplatzes, aufbauten. Menschen jedweder Gemeinschaft trafen sich auf dem Markt. Und so unterschiedlich wie die Magier, waren auch ihre Stände. Einerseits gab es einfache Holzstände über denen bunte Planen schwebten, auf denen sanft der Name des Verkäufers schimmerte. Andere hatten moderne Eisenstände, deren Blechdächer in der Sonne glänzten und bei denen fröhlich neon-farbene Werbesprüche auf dem Dach tanzten. Es herrschte ein geschäftiges Treiben. Der Markt öffnete in einer halben Stunde und überall standen noch die Wägen der Verkäufer herum. Alle ließen ihre Waren auf die Tische schweben und sich zu einem schönen Ensemble ordnen. Ich sah dabei gerne zu. Ich musste lachen, als sich die Bücher eines bekannten Buchhändlers um die Aufstellung zu streiten schienen. Die kleinen Einbände tänzelten um sich herum auf der Suche nach ihrem Platz. Doch zwei der Exemplare wurden sich anscheinend nicht einig und rempelten sich gegenseitig an, bis die große Enzyklopädie dem Ganzen mit einem Knall ein Ende bereitete. Schmunzelnd lief ich auf meinen Stand zu. Hin und wieder nickte mir jemand zu oder lächelte mir entgegen. Ich hielt kurz am Brunnen, aus dem hohe Fontainen sprangen, an und benetzte meine Arme mit Wasser. Die kleinen, gemeißelten Meerjungfrauen des Brunnens winkten mir stumm zum Gruß und kämmten dann weiter ihr Haar. Eine schien zu singen, denn aus ihrem Mund blubberten lustige, kleine Seifenbläschen. Ich hätte gern gewusst, was sie zum Besten gab. Ich schlenderte weiter zu meinem Tisch. Alles schien wie immer. Und doch beschlich mich ein seltsames Gefühl. Ich konnte nicht sagen, was es war, doch ich fühlte mich beobachtet. Ich sah mich um. Doch da war niemand außer den üblichen Verkäufern und ein paar Leuten, die bereits interessiert die Stände inspizierten. Ich schüttelte den Kopf. Jetzt schien ich schon eine Paranoia zu entwickeln. Trotzdem blieb ich wachsam. Es hatte in den letzten Monaten beunruhigende Nachrichten gegeben. Die Zeitungen waren voll davon. Die Elementals hatten Städte und Dörfer der Naturals überfallen und für sich beansprucht. Das berichtete zumindest „Das Geflüster“, die Zeitung der Spellcaster. Ich hatte auf dem Markt auch vereinzelt Leute reden hören, die sagten, dass auch „Der Seher“ und „Das Auge“, die Zeitungen der Anima und Naturals diese Dinge berichteten. Einzig die Elementals revidierten diese Berichte und stritten diese Vorfälle ab. Wieviel davon tatsächlich der Wahrheit entsprach, konnte ich nicht einschätzen. Die Leute waren jedoch ziemlich in Aufruhr deswegen. Nachrichten verbreiteten sich schnell. Über Zeitungen, Gerede und neuen kleinen Erfindungen, wie zum Beispiel Minikos, war man immer sehr schnell informiert, was sich da draußen in anderen Regionen tat. Minikos ersetzten langsam die Kommunikation über Wasserschalen und waren kleine, durch Magie erschaffene taschenuhrähnliche Communicator. Ältere Magier kommunizierten immer noch über Wasserschalen, in die ein Tröpfchen Blut des Gesprächspartners geträufelt und ein Kommunikationszauber ausgesprochen wurde. Doch die jüngere Generation war zum großen Teil schon auf Minikos umgestiegen. Sie waren einfach praktischer und konnten zudem überall hin mitgenommen werden. Minikos verbanden alles in kleiner, handlicher Form. Klappte man den Deckel auf, sah man auf etwas, dass aussah wie eine kleine Sonne. In der Mitte war das Wasser gespeichert. In dreieckigen Kammern konnte man das Blut von bis zu 10 Leuten speichern, welches sich über eine kleine, ausklappbare Nadel bewerkstelligen ließ. Tippte man ein Dreieck an, aktivierte das den Kommunikationszauber und der Miniko des Gesprächspartners fing an, einen sehr leisen, aber hellen Ton von sich zu geben und die Gravuren leuchteten. Eine wirklich schicke und nützliche Erfindung. Dieses kleine Ding war wie ein Wunder. Leider konnte ich mir dieses nicht leisten und verfügte dementsprechend nicht über einen Miniko. Ich musste mich daher mit den Neuigkeiten aus der Zeitung oder dem Getratsche der Leute begnügen. Doch die Lage in Kraveso, der Region der Naturals, schien angespannt zu sein. Zeiten der Eroberungen waren eigentlich längst vorbei, die Grenzen der einzelnen Länder schon lange festgesteckt. Krieg kannten wir jungen Leute nur aus Geschichtsbüchern. Ein solcher Vorstoß der Elementals war sehr bedenklich und provokant. Wir lebten seit vielen Jahren in Frieden. In der Vergangenheit hatten alle Gesellschaften versucht ihren eigenen Machtbereich auszuweiten und zu festigen. In ganz Paldranis herrschte damals Krieg. Nach langer Zeit mit viel Leid und noch mehr Toten wurde endlich Frieden geschlossen. Letztendlich formten sich die heutigen vier Länder: Sparintra, die Heimat der Spellcaster, Milotren, wo die Elementare lebten, Dotran, das Land der Anima und Kraveso, Gebiet der Naturals, heraus. Natürlich stand es jedem frei, dort zu wohnen, wo es einem beliebte. Doch es war doch noch immer eher selten, dass es gemischte kleine Gemeinden gab. Städte bildeten allerdings die Ausnahme. Hier traf man alles und jeden an. Das gefiel mir daran so sehr und war auch der Grund, warum sich niemand nach mir scherte.
Ich packte gerade meine Kräuterbündel auf ein buntes Tuch auf meinem Stand, als mein Nacken anfing zu kribbeln. Ich war mir ziemlich sicher, dass mich jemand beobachtete. Ich sah mich noch einmal genauer um. Doch wie schon beim ersten Mal konnte ich niemanden entdecken, der Interesse an mir zu zeigen schien.
„Jetzt beruhig dich, Tabea“, flüsterte ich mir innerlich zu.
Wahrscheinlich spielte mir mein Gehirn heute einfach mal wieder einen Streich. Ich war von dem Traum heute Nacht wahrscheinlich einfach noch mitgenommen. Und doch wurde ich während des ganzen Vormittags dieses unangenehme Gefühl einfach nicht los. Meine Intuition sagte mir, dass ich besser auf der Hut sein sollte.
Nachdem ich gegen Nachmittag meine Waren an den Mann gebracht hatte, entschied ich vor dem Heimweg noch eine Runde über den Markt zu gehen. Vielleicht fand ich ja noch einen kleinen Schatz für mein Hüttchen. Also nahm ich meinen Korb und ging zum Nachbarstand hinüber. Margret, eine nette Natural von einem Bauernhof etwas außerhalb der Stadt lächelte mir entgegen. Ihre Augen leuchteten in einem wunderschönen Grün und kleine Grübchen verliehen ihrem Lächeln ein spitzbübisches Aussehen. Ich plauderte manchmal ein wenig mit ihr. Sie war eine nette ältere Frau, stellte keine Fragen, wusste aber meistens Neuigkeiten zu berichten. Von ihr bekam ich all meine Informationen, was sich da draußen außerhalb meines Waldes und der Stadt tat. So wie sie mir nun entgegenlächelte, hatte sie offenbar wieder etwas zu erzählen.
„Margret, meine Liebe. Schön, dich zu sehen. Wie geht es dir?“, begrüßte ich sie warm.
„Hallo Tabea. Ach, die üblichen kleinen Wehwehchen, du weißt schon….das Bein, die Finger…aber ich kann ja eigentlich nicht klagen, was?“
Sie schaute nach links und rechts und lehnte sich verschwörerisch zu mir.
„Sag mal, hast du schon von den neuesten Nachrichten gehört?“
Ich hatte also recht gehabt. Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, was für Nachrichten?“
Ich sah sie interessiert an.
„Bedenklich. Höchst bedenklich. Es heißt, dass Tirisea in Kraveso von Elementals versucht wird übernommen zu werden. Mein Onkel wohnt dort und hat es mir gestern am Miniko erzählt. Die Elementals tauchen gerade überall in der Stadt auf, beobachten die Menschen und treffen sich in großen Gruppen auf öffentlichen Plätzen. Sie sollen den Bürgermeister bedrängen, sich mit dem Anführer der Elementals zusammenzutun. Dem Bürgermeister würde ziemlich Druck gemacht, heißt es. Was denkt sich dieser aufgeblasene Anführer der Elementals eigentlich?“
„Wer führt sie denn derzeit an?“, fragte ich. Ich hatte mitbekommen, dass es vor ein paar Jahren einen Machtwechsel gegeben hatte, doch ich hatte mich eigentlich nie für Politik interessiert und ich hatte nie nach einem Namen gefragt.
Margret wurde rot.
„Ich muss gestehen, mir ist der Name entfallen. Martin Ders oder so ähnlich. Ich kann es dir leider gerade nicht genau sagen. Aber er soll noch sehr jung sein für jemanden in dieser Position. Doch wenn man bedenkt, was dieser junge Mann gerade veranlasst, kann es nur ein machthungriger, überheblicher Jungspund sein.“
„Ich frage mich, was er vorhaben könnte. Will er den Frieden wirklich gefährden?“
„Genau das tut er doch.“
Neben uns erklang ein Räuspern. Eine Kundin verlangte nach Margret und verwickelte sie in ein Verkaufsgespräch. Ich nutzte die Gelegenheit, mich kurz von ihr zu verabschieden und ging weiter. Das kurze Gespräch hatte mich nachdenklich gemacht. Wenn die Nachrichten stimmten, dann provozierte dieser junge Anführer eine erneute Auseinandersetzung mit den anderen Gemeinschaften. Gedankenverloren schlenderte ich weiter über den Markt. Warum riskierte jemand absichtlich den Frieden im Land? Nur, um seine Macht zu demonstrieren? Wollte er mehr Land für sich beanspruchen? Und wie weit wäre der Anführer der Elementals bereit für seine Ziele zu gehen? Fragen über Fragen prasselten auf mich ein. Doch eine Antwort würde ich sowieso nicht erhalten.
Als ich gerade eine nette, kleine Vase an einem Stand begutachtete, kam schlagartig wieder dieses seltsame Gefühl, beobachtet zu werden, zurück. Diesmal jedoch stärker. Ich konnte förmlich den Blick in meinem Rücken spüren. Meine Nackenhaare stellten sich auf und ich bekam Gänsehaut. Ich konzentrierte mich auf meine Umgebung. Da geschah es wieder: Manchmal, es passierte aber nur selten, nahm ich mein Umfeld irgendwie anders wahr. In diesem Zustand bildete ich mir manchmal ein, dass ich Farben und Wirbel um die Menschen sah. Doch zum Glück geschah das immer nur für ein paar Sekunden, sodass ich überzeug war, mir das nur einzubilden. Ich meine, wie abgedreht wäre das denn? Ein erneuter Schauer auf meiner Haut machte mich unruhig. Ich sah mich um. Doch auch dieses Mal konnte ich niemanden ausmachen. So langsam wurde mir mulmig. Ich bildete mir das doch nicht bloß ein! Ich entschied, die Vase schnell zu kaufen und mich dann auf den Heimweg zu machen. Sollte mich wirklich jemand beobachten und verfolgen, dann konnte ich ihn leichter im Wald stellen. Oder flüchten…
Als ich nach einer knappen dreiviertel Stunde Fußmarsch an den Waldrand kam, zögerte ich nicht und lief direkt hinein. Mein Verfolger sollte nicht bemerken, dass ich wusste, dass ich verfolgt wurde. Denn dass mich jemand heimlich zu verfolgen versuchte, wusste ich nun mit Gewissheit. Als ich vorhin aus der Stadt gelaufen war, war mir ein junger, blonder Mann aufgefallen, der sich verdächtig in den Schatten eines etwas entfernten Hauses gedrückt hatte. Seither hatte ich mich alle paar Minuten umgesehen. Er war jedes Mal in meiner Nähe gewesen.
„Wer bist du und was willst du von mir?“, dachte ich mir.
Als ich nun hier im Wald lief, hörte ich ein leises Knacken einige Meter hinter mir. Wer auch immer er war, er war es wohl nicht gewohnt, leise durch die Natur zu gehen. Selbst ein tauber Mensch hätte ihn hören können, so einen Krach machte er beim Laufen. Er nahm wirklich jeden knackenden Ast mit. Je weiter ich in den Wald lief und er mich verfolgte, desto sicherer war ich mir: Von ihm ging keine große Gefahr aus. Dafür war er viel zu tolpatschig. Mehrmals hörte ich ihn schon fluchen, weil er wohl über eine Wurzel gestolpert war. Natürlich hatte ich einen anderen Weg als sonst gewählt. Auf diesem hier gab es viele kleine, dichte Sträucher. Der Wald war hier viel dichter als auf meinem üblichen Weg. So konnte ich mich besser von Schatten zu Schatten hangeln und mich schwerer erreichbar machen. Als ich an einem großen, alten Baum mit einem massiven Stamm abbog, sprang ich schnell in ein größeres Gebüsch neben dem Baum und hockte mich hin. Kleine Dornen kratzten auf meiner Haut. Es war mir egal. Ich hatte genug. Meine innere Unruhe machte mich fertig und ich wollte endlich wissen, was Sache war. Ich wollte meinen Verfolger stellen. Niemand sollte und durfte wissen, wo ich wohnte. Ich hatte einfach keine Lust mehr, diese Verfolgung weiter hinzunehmen. Ich hatte besseres zu tun, als den ganzen Tag vor einem Trottel im Wald wegzulaufen. Wieder vernahm ich das Knacken eines Astes, der unter der Last des Mannes brach. Ich war gespannt wie eine Feder. Ich hielt die Luft an. Er musste gleich um den Baum herum kommen. Seine Schritte hatten sich beschleunigt. Als er den Baum umrundet hatte, blieb er ruckartig stehen. Ich duckte mich noch etwas weiter in das Dickicht. Endlich hatte ich Gelegenheit, ihn mir genauer anzusehen. Er schien etwas älter als ich zu sein. Ich schätzte ihn auf 27 oder 28 Jahre. Er hatte kurzes, dunkelblondes Haar, das an der Stirn bereits kleine Geheimratsrecken freiließ, war ein wenig größer als ich und hatte ein männliches, kantiges Gesicht. Seine schönen, grünen Augen suchten die Umgebung ab. Er war schlank und schien durchtrainiert zu sein. Seine Kleidung war ihm allerdings mindestens zwei Nummern zu groß, weshalb ich das nur erahnen konnte. Er trug einen Drei-Tage-Bart und seine Haare waren leicht durcheinander. Verwirrt schaute er sich nach mir um, doch er konnte mich offensichtlich nicht entdecken. Ich hörte ihn schnauben, bevor er einfach weiter lief. Als er ein Stück entfernt war, kam ich aus dem Gebüsch und verfolgte nun ihn. Im Gegensatz zu ihm war ich es gewohnt leise durch den Wald zu gehen. Er bewegte sich so laut, dass es ein Leichtes war, ihm auf der Spur zu bleiben. Ich kannte die Umgebung um mein kleines Häuschen wie meine Westentasche. Jedes Mal, wenn er sich nach mir umschaute, duckte ich mich hinter einen Baum oder suchte Deckung hinter einem Strauch oder Felsen. Er wurde immer hektischer. Ich entschied ein paar Minuten später, ihm den Weg abzuschneiden, denn so langsam kam er meinem Häuschen doch etwas zu nah. Ich nahm mir mein kleines Messer aus der Stiefeltasche und schlich mich von hinten an ihn heran. Ich wollte ihn nicht verletzen, doch ich würde mich mit dem Messer verteidigen, sollte es nötig werden. Als er erneut stehenblieb, um sich umzusehen, trat ich von hinten an ihn heran.
„Kannst du mir verraten, warum du mich verfolgst?“, zischte ich ihm zu.
Er erschrak so sehr, dass er einen großen Satz nach vorne machte. Als er sich umdrehte, stolperte er über eine hervorstehende Wurzel und fiel mit einem lauten Stöhnen auf den Hintern. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er mich an. Ich stand mit verschränkten Armen vor ihm und sah ihn misstrauisch an.
„Autsch!“, erwiderte er. Ich hatte kein Mitleid.
Fragend zog ich eine Augenbraue nach oben und trat mit erhobenem Messer einen weiteren Schritt auf ihn zu.
„Also?“
Das Messer blitzte in meiner Hand auf. Seine Augen weiteten sich.
„Wie kommst du darauf, dass ich dich verfolge?“
Das war nicht sein ernst. Versuchte er ernsthaft, sich herauszureden?
„Also bitte. Ich fühle mich schon den ganzen Tag
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 02.07.2019
ISBN: 978-3-7487-0899-5
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Widmung:
Für all euch Fantasy-Narren, wie ich einer bin.