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In the Rain

In the rain

 

Kapitel 1

 

>>Guten Abend im Rivers Dinner. Was kann ich ihnen bringen? <<, stellte Felia nun zum gefühlten fünfhundertsten Male diese Frage an diesem Tag.

>>Wie wäre es denn mit dir Süße? <<, gab dieser widerliche Arsch mit Ohren von sich und lies es sich nicht nehmen, ihr anzügliche Blicke zuzuwerfen und sich über die Lippen zu lecken. Die zwei weiteren Kerle, die mit ihm am Tisch saßen lachten auf, gaben sich die Faust und sahen nun gespannt zu Felia um auf ihre Antwort zu warten. Am liebsten hätte sie alle drei hochkant raus geworfen, aber dies ging ja leider nicht. >>Dies steht nicht auf der Speisekarte. Sie können sich nur etwas raus suchen, was drin steht <<, warf sie ihnen hochnäsig und abfällig zugleich den Satz um die Ohren. >>Bist du so blöd oder tust du nur so? Ich habe gesagt ich möchte dich haben und ich verspreche dir, du wirst auf deine Kosten schon noch kommen <<, funkelte der Sprecher der Gruppe sie an. Felia trat einen Schritt zurück und wollte ihm schon den hohen Absatz in seine Fresse rammen, doch da kam schon Tanja angelaufen, legte ihre Hand auf ihren Allerwertesten, warf ihr einen kurzen Blick zu und wandte sich nun den Möchtegern Machos zu. >>Hört mal her ihr Arschgeigen! Felia ist meine Freundin und hat nur mit mir den besten Sex überhaupt und da kommt ihr ganz sicher nicht ran. Ist das klar? Also ihr habt die Wahl. Entweder ihr bestellt etwas aus der Karte, oder ihr schwingt die Hufen nach Hause zu euren Mamis klar? <<

Felia wollte schon etwas erwidern, dass dies alles nur ein Scherz sei, doch Tanja kam ihr zuvor und drückte ihr provokativ einen Kuss auf den Mund. Angewidert sahen die Kerle dumm aus der Wäsche raus und warfen schnell einen Blick in die Karte. >>Wir nehmen ein Bier und die Burger platte <<, stammelte Big Boss nun ganz klein und rutschte rüber zum Fenster. >>Eine gute Wahl! <<, lobte nun Tanja friedlich wie ein Lamm, grinste die drei an und nahm Felia an die Hand und zog sie mit in die Küche. >>Na was hat denn unsere süße nun den schon wieder angestellt? <<, fragte Sam neugierig und belustigt zugleich, zog dabei die Augenbraue hoch und rührte irgendetwas in einem Topf um. Sam war der Koch im Rivers und hatte immer und überall seine Ohren, auch dann wenn es ihn nichts anging. >>Nichts <<, warf sie schnell ein. >>Das übliche <<, pflichtete Tanja Sam bei. Genervt verdrehte Felia die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust und machte sich darauf gefasst auf die typische alte Layer. >>Wie oft soll ich dir noch sagen, das du endlich lernen sollt dich höflich aber nachdrücklich Verbal zu äußern, wenn solch etwas passiert? <<, fragte ihr gegenüber sichtlich genervt. Felia fragte sich bis heute, wie sie nur hatte die schönen langen blonden Haare abrasieren und dieses hässliche Septum durch die Nase stecken konnte. Als sie damals das erste Mal damit in der Arbeit aufgetaucht war, als sie diese krasse Veränderung gemacht hatte, ist allen Stammkunden und Mitarbeiter die Kinnlade auf den Boden gefallen. An diesem Tag hatte sie gebeichtet Beziehungsweiße frei heraus posaunt, das sie vom anderen Ufer sei. Was ein weiterer Schlag mitten ins Gesicht war, da es niemand bemerkt hatte. >>Du hast auch nicht gerade freundlich mit ihnen gesprochen! <<, meinte sie schnippig und verdrehte die Augen. >>Die haben es auch nicht anders verdient. <<

>>Was hat schon wieder jemand sie an gegrabscht? <<, meldete sich Sam wieder zu Wort. >>Yep. <<

>>Und wieso darfst du vorlaut sein und ich nicht? <<, wollte Felia nun neugierig wissen. >>Weil du eine junge nette Dame bist und vor allem Wohlerzogen. Deswegen. <<

>>Da gebe ich ihr vollkommen recht! <<, reif der leicht füllige Mann mit den schwarzen Haaren und blauen Augen über die Schulter. >>Musst du dich da etwa einmischen? <<, stöhnte sie genervt auf. >>Ach ja die werten Herren möchten alle die Burger Platte. <<

>>Wie viele sind es denn? Möchten sie denn ihre Burger Platte Spezial? <<, fragte er belustigt. Spezial hieß bei ihm mit extra viel Pfeffer und doppelt Spezial mit richtig viel Chili. Ein Funken glitt in ihre Augen und reib sich schon verschwörerisch die Hände. >>Oje <<, seufzte Tanja nur und machte sich auch schon wieder aus dem Staub.

>>Natürlich Spezial für drei Personen mein lieber. <<

>>Alles klar wird gemacht. <<

Aus dem Kühlschrank holte sie die Bierflaschen und füllte sie um in die Bierkrüge. Am liebsten hätte sie noch hinein gespuckt, schließlich würde es ja noch nicht einmal auffallen bei dem ganzen Schaum. Doch sie ließ es bleiben und kehrte mit den Bierkrügen zurück zu den Bauern. Ohne sie eines Blickes zu würdigen, geschweige denn ein Wort zu sagen, stellte sie das Bier vor ihnen ab und ging zurück zur Küche. Dort traf sie wieder auf Tanja, die vorsichtig eine heiße Suppe auf ihr Tablett stellte. >>Es hätte ja eigentlich gereicht, wenn du was gesagt hättest und nicht gleich die Nummer raus hängen würdest <<, beschwerte sie sich bei ihr. >>Ich hatte nun mal nicht den Eindruck, als ob bei ihnen Wörter gereicht hätten. <<

Augenverdrehend wandte sie sich wieder Sam zu. >>Hast du die Bestellung für Tisch drei schon fertig? <<, erkundigte sie sich bei ihm und musste grinsen, als sie ihm zu sah, wie viel Pfeffer er auf das Fleisch für die Burger streute.

>>Ach das habe ich ja total vergessen! Warte ich hole es schon und mache es fertig. <<

Kopfschüttelnd lehnte sie sich an den Tresen und sah sich im Rivers um. Dafür dass es heute Donnerstag war, war heute ziemlich viel los und freute sich schon tierisch, das morgen schon Freitag war und dann ihr Wochenende genießen konnte. Zwar konnte sie zu Hause nicht bleiben, da sie ja mit ihrem Stiefvater unter einem Dach lebte aber sie hatte geplant Zelten zu gehen, wo sie es könnte. >>Hier. <<

Sam riss sie aus ihren Gedanken und sah auf den Tresen vor sich. Auf ihrem Tablett stand schon der Kuchen mit Eis auf einem Teller serviert. >>Danke. <<

Schnell schnappte sie es sich und ging damit zu Tisch drei. Die alte Dame erwartete sie auch schon und hob fragend eine Augenbraue nach oben, wobei die Falten auf ihrer Stirn eine Welle vollführten. Schnell stellte sie den Kuchen vor ihr ab und presste das Tablett gegen ihre Brust. >>Entschuldigen sie bitte das Warten <<, murmelte Felia. Normaler weiße war sie nie so eingeschüchtert, doch bei so strengen älteren Leuten war sie dies. Die Frau warf einen prüfenden Blick auf den Teller, nahm die Kuchengabel auf und warf noch einmal einen Blick zu ihr hoch, womit sie ihr Mittelite sie solle verschwinden. Schnell machte sie sich vom Acker und sah sich um, ob jemand etwas wollte, entdeckte aber nur einen leeren Tisch, den sie noch abräumen musste. Also befreite sie diesen, wischte ihn ab und ging mit dem Geschirr in die Küche. >>Du weißt ganz genau das ich das mache? <<, fragte Sam streng, der die Pommes aus dem heißen Öl holte. >>Ich weiß aber da draußen so viel los ist, wollte ich dir helfen, da du ja schon genug zu tun hast hier alleine und die Gäste werden mich sonst fressen wenn sie ihr Essen nicht bekommen <<, erklärte sie und machte die Spülmaschine zu. >>Ach haben sie schon angefangen an dir zu knabbern? <<, fragte er und musste kichern. Grinsend bejahte sie und ging um den Tresen rum. >>Dann muss ich mich wohl beeilen bevor Tanja noch kommt und mich frisst, weil du nicht mehr da bist und sie alles alleine machen muss. <<

Die Pommes landete in einer großen Schüssel, wo sie gewürzt wurden und neben dem fertigen Burger auf den Teller landeten. >>Hier dreimal Burger Spezial <<, grinste Sam und reichte die Teller ihr. >>Danke. <<

Über beide Ohren grinsend ging sie mit ihnen zu ihren Bestellern und legte diese vor ihnen ab. >>Guten Appetit <<, säuselte Felia und verdrückte sich. Ein Mann, der im feinen Anzug an Tisch sieben saß hob die Hand um zu bezahlen und zügig machte sie sich auf den Weg zu ihm. >>Zahlen bitte <<, gab er geschäftig von sich mit Geldbeutel in der Hand und sah auf seine Rolex. >>Ein Kaffee und ein Sandwitsch. Das macht dann zwölf dreißig bitte <<, und holte ihr Geldbeutel hervor, der schon mit Kleingeld überquoll. >>Stimmt so. <<

>>Danke. <<

Wow er hatte aufgerundet. Wieder etwas fürs Sparschwein. Beim gehen in die Küche schielte sie zu dem Tisch mit dem Flegel und seinen Hündchen, die ein wenig Tränen in den Augen hatten und husten mussten. Ihr grinsen wurde dadurch nur noch breiter. Im Flur welcher zum Lager, Küche, Büro und Mitarbeiterraum führte, hang ein Regal mit den Dosen und Sparschweinen von den Mitarbeitern. Ihr Sparschwein war schwarz und hatte einen goldenen Stern auf dem Bauch. Als sie Einkaufen war, hatte sie es in einem Schaufenster gesehen und wollte es unbedingt haben. Jetzt stand es hier und wartete auf sein Tägliches Futter. >>Hey Baby <<, säuselte Emilian hinter ihr, der lässig an der Wand lehnte und sie dreckig angrinste. Ihre Augen weiteten sich und ein dickes lächeln breitete sich auf Felias Gesicht aus. >>Emilian! <<, schnell schmiss sie sich um seinen Hals und klammerte sich an ihm fest. Liebevoll drückte er sie an sich und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe. Der Geruch von seinem Rasierwasser kitzelte ihr in der Nase. >>Na alles okay bei dir? <<, fragte er nun und ließ sie los und musterte sie dabei genau. >>Klar. <<

>>Und du hast heute auch nichts angestellt? <<, fragte er und hob dabei eine Augenbraue. Schnell schüttelte Felia den Kopf. >>Nein grad noch so habe ich sie davor bewahrt <<, pflichtete Tanja hinter ihr drauf los. Ernst sah er sie an, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. >>Die hätten es verdient, doch Tanja musste ja eingreifen und ihre Nummer abziehen <<, rechtfertigen Felia sich. Die braunen Augen von ihm verengten sich und sie wusste schon, was er sagen wollte. >>Ja ich weiß du musst es nicht aussprechen <<, murmelte sie und ging wieder raus. Die alte Frau von Tisch drei hob nun die Hand. Oje… Ihr ganzer Körper verspannte sich sofort und wollte am liebsten unter die Erde gehen. Wie ein Stock blieb sie vor ihr stehen und sah sie an. >>Ich möchte zahlen <<, gab sie etwas finster von sich und holte eine goldene Geldbörse hervor. >>Das macht dann acht fünfzig bitte <<, murmelte sie so freundlich wie möglich und zwang sich zu lächeln. Die alte hielt ihr einen Zehner hin und sagte nichts weiter. Alles klar wie schon vorhergeahnt, würde sie kein Trinkgeld von ihr bekommen. Also steckte sie den Schein ein und gab ihr das Restgeld. >>Schönen Abend noch <<, murmelte sie, räumte ihren Tisch und Tisch sechs und ging zurück in die Küche. >>Stell es ab, ich mache es gleich. Es ist kaum noch was los <<, reif Sam über die Schulter und spülte einen großen Topf ab. Felia konnte trotzdem den Stress aus seiner Stimme heraushören und stellte alles in die Spülmaschine.

>>Ach Felia! Ich habe doch gesagt du sollst es stehen lassen! <<, motzte Sam und trocknete sich die Hände ab. >>Sei doch froh! Ich will dir ja nur helfen und außerdem sehe ich doch wie du unter Stress stehst. <<

Schwer landeten seine Hände auf ihrer Schulter und sie hätte schon gedacht, dass er grinsen würde und ihr etwas Nettes sagen würde, doch er tat nichts davon. >>Wenn wir ehrlich zu einander sind, dann Arbeitest du mehr als ich und ich arbeite einen Tag mehr als du! <<, mahnte er sie.

>>Ich brauch das aber <<, gab sie zurück und ging aus die Küche, um nach zu sehen wie es um ihre Tische stand, doch so weit kam sie nicht. >>Felia? <<, rief Eric ihr Boss aus dem Büro. Was will der denn jetzt? Genervt vom heutigen Tag, ging sie zum Büro, wo Eric in seinem Ledersessel hinter dem Schreibtisch saß und jede Menge Papierkram vor ihm lag. Auffordernd zeigte er auf den freien Stuhl vor ihm und blickte sie mit seinen braun-schwarzen Augen an. Geräuschlos schloss sie die Tür hinter sich und setzte sich auf den Stuhl. Dabei bemerkte sie erst jetzt wie Müde sie doch war. >>Ich habe in deinen Unterlagen nachgeschaut und mich entschieden, dass du morgen frei bekommst, da du nur Überstunden hast und bis jetzt nur einen Tag Urlaub hattest <<, verkündete er. Ihr vielen dabei fast die Augen aus dem Kopf. >>Aber Eric ich bin top fit! Heut war so viel los und morgen wird es genauso sein! Dann muss Tanja und Emilian alles alleine machen, das wäre viel zu viel für die beiden! Ich komme morgen. <<

>>Nein das wirst du nicht. Sie schaffen es auch ohne dich. Ich habe extra Emilian angerufen, damit er dich für die letzte Stunde ablöst und du früher heim kannst. So machen wir es für die nächsten zwei Wochen, damit deine Überstunden verschwinden <<, meinte er ernst und duldete keine Wiederrede. >>Dürfte ich einen Vorschlag machen? <<, fragte sie kleinlaut.

>>Kommt drauf an wie gut er für dich ist. <<

Ihr Boss krempelte sein weißes Hemd hoch, welches einfach nur gut bei ihm aussah, da er farbig ist. >>Ich helfe Sam in der Küche für heute noch aus, komme morgen nur für einen halben Tag und dann können wir ja ab nächste Woche anfangen die Überstunden abzubauen. Bitte ich möchte arbeiten. Ich nehme morgen einen halben Tag Urlaub bitte Eric <<, fleht sie. Auf gar keinen Fall würde sie nach Hause gehen und schon gar nicht für einen ganzen Tag! >>Was ist los? Wieso möchtest du nicht zu Hause bleiben und entspannen? <<, die Frage stellte er schon seit Monaten und jedes Mal wich sie ihm aus. >>Ich nähme einfach mal an das du mit meiner Idee zufrieden bist. Dann geh ich jetzt Sam in der Küche helfen. << Noch ehe ihr Boss etwas sagen konnte, verschwand Felia aus seinem Büro und ging schnurstracks in die Küche. >>Sag bloß du wurdest in die Küche verdonnert? <<, fragte Sam empört und hielt ein Geschirhandtuch in der Hand. >>Nein ich habe mich selbst für die restliche Stunde freiwillig dazu verdonnert <<, damit beendete sie das Gespräch und widmete sich der Geschirspüle, die schon fertig war. Aus dem Schrank obendrüber, schnappte sie sich ein frisches Geschirtuch und trocknete alles ab und legte die Teller auf einen Stapel. >>Weißt du ich würde gerne ein Mal dich verstehen <<, murmelte Sam nebenbei. Das willst du nicht mein Lieber, dachte sie sich. Den einzigen Tag den sie frei genommen hatte war der, wo sie unfähig war in die Arbeit zu kommen. >>Schätzchen ich unterbreche dich nur ungern aber ich brauche dein Portmonee um abkassieren zu können <<, meldete sich Emilian und strich sich dabei durch seine nicht vorhandenen langen braunen Haare, die er ja vor ein paar Tagen abrasiert hatte. >>Oh! Tut mir Leid <<, schnell übergab sie ihm dieses und machte sich wieder an die Arbeit. Irgendwann war sie fertig und stand einfach da und knetete das Geschirtuch völlig in Gedanken verloren. >>Felia? <<

>>Felia Mayla Liva! <<

Kopfschüttelnd riss sie sich aus ihren Gedanken und sah sich verwirrt um. >>Du kannst echt eine große Traumsuse sein. Weißt du das? <<, fragte Emilian sie grinsend. Noch immer verwirrt nickte sie einfach ohne zu wissen weswegen. >>Gut. Komm ich fahre dich nach Hause es ist schon spät. Die anderen sind schon alle gegangen. <<

>>Geh schon mal vor ich komme gleich. <<

>>Okay. <<

Ihr Standard Satz wenn es darum ging in den Mitarbeiterraum zu gehen und sich umzuziehen. Sie zog sich immer alleine um. Nicht aus Angst, Tanja könnte sie überfallen oder Emilian. Alle beide waren Homosexuell und nicht an ihr interessiert. Nein es war deswegen weil Andrew ihr Stiefvater wenn er sie in die Finger bekam schlug und man es sehen konnte. Da sie ziemlich schlecht ihren Rücken und andere Körperregionen schminken konnte, wollte sie immer alleine in der Umkleide sein, damit niemand etwas davon mitbekam, was bei ihr zu Hause ablief. Auf gar keinen Fall wollte sie von irgendjemand Mitleid bekommen. Als sie sicher war, dass er fertig war und schon an der Hintertür stand ging sie nun, um sich um zu ziehen. Als erstes zog sie das rote Mitarbeiter T-Shirt mit dem Riverslogo aus, zog ihr weißes Top an und dann die kurzen schwarzen Hosen gegen lange blaue Jeans. Die High Heels tauschte sie schließlich gegen ihre schwarzen Chucks aus. Nun konnte sie zusammen mit einer kleinen schwarzen Handtasche gehen. >>So ich bin so weit <<, kündigte sie an. Gemeinsam gingen sie raus und Emilian schloss die Tür ab. Wie selbstverständlich lief er zu seinem roten Minivan doch Felia dachte nicht daran mit ihm mit zu fahren und machte sich auf den Weg nach Hause. >>Hey! Was ist los? Ich dachte du fährst mit mir? <<, rief er ihr hinter her. >>Danke aber ich laufe lieber. <<

Die Tür des Autos öffnete und schloss sich wieder und dann fing der Motor an zu schnurren. Scheinwerfer richteten sich auf ihrem Fußweg und das Auto näherte sich ihr. >>Komm schon steig ein. Sonst werde ich mir große Vorwürfe machen, wenn dir etwas passiert. Bitte Felia <<, flehte er sie an. Es war sehr verlockend nicht laufen zu müssen und endlich sitzen zu können, doch beim letzten Mal hatte sie ihr Steifvater gesehen mit ihm und hatte sie so richtig durch die Mangel genommen und geschlagen. Seit dem fuhr sie bei niemand mehr mit und ging lieber zu Fuß. >>Danke für das Angebot und deiner Fürsorge aber du kennst mich doch. Mir kann nichts passieren, wenn dann eher den anderen die mir dumm kommen <<, seufzte sie und sehnte sich schon nach ihrem Bett. >>Genau das ist es ja. Ich kenne dich und einen Tag ohne dass etwas bei dir passiert, gibt es nicht <<, konterte er und fuhr ihr bis zur Ausfahrt hinter her. Ein grinsen bildete sich auf ihrem Gesicht aus. Ja das stimmte wohl. Felia war gleich dabei diesen Nervensegen ein paar Manieren bei zu bringen.

>>Felia! Verdammt muss ich dich erst überfahren, damit du einsteigst? <<

Das klang irgendwie verlockend, denn dann würde sie im Krankenhaus liegen und würde so schnell nicht nach Hause müssen. Doch sie ahnte, dass Andrew noch kommen würde und ihr ein wenig Verlängerung in diesem Krankenhaus unfreiwillig verpassen würde, worauf sie wiederrum keine Lust hatte. >>Emilian du kennst mich. Ich gehe jetzt zu Fuß und du fährst jetzt nach Hause und schläfst dich aus okay? Ich komme noch zur Ruhe. Ich arbeite nur bis morgen Mittag und dann übernimmst du den restlichen halben Tag und da ja morgen Freitag ist, wirst du deine Energie brauchen. <<

>>Ach und du brauchst sie nicht? <<, schnauzte er sie an.

>>Jetzt werde hier nicht zickig ja? Ich brauche nur fünfzehn Minuten nach Hause und nicht drei Stunden. <<

Ein wütendes Schnauben kam aus dem Auto und mit quietschenden Reifen bretterte Emilian an ihr vorbei und fuhr davon. Toll jetzt war er sauer. Ein leichter Luftzug wehte nun und bereitete ihr eine Gänsehaut. Ein wenig bibbernd schlang sie ihre Arme um ihren Körper und versuchte sich warme Gedanken zu machen. Zwischen ein paar dunklen Wolken konnte man die Sterne sehen und blickte zu ihnen auf. Wie unendlich viele kleine Diamanten funkelten sie um die Wette und lockten einen zu ihnen, auch wenn es nicht ging. In den Schaufenstern leuchtete schwach das Licht und boten somit einen Blick auf die Ware darin. Doch ohne Geld konnte man sich ziemlich schlecht etwas kaufen also machte Felia sich nicht die Mühe die Sachen anzuschauen. Ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet ihr, dass in zwanzig Minuten schon Mitternacht war. Seufzend legte sie einen Zahn zu, da sie so viel schlaf wie nur möglich abbekommen wollte, da sie schon um neun wieder in die Arbeit musste. Nur noch vier Straßen trennten sie von ihrem Bett und bettete dabei innig, dass Andrew schon schlief. Auf eine Auseinandersetzung hatte sie nun wirklich keine Lust. Polizei Sirenen heulten nicht weit weg von ihr auf und kamen mit einem rasenden Tempo immer näher. Gerade als sie um die Ecke biegen wollte, plumpste sie auf ihren Allerwertesten, denn irgendein Kerl rannte sie achtlos um. >>Pass doch auf du dumme Kuh! <<, schrie er sie an und rannte einfach weiter. In seiner Hand baumelte eine dunkle Stofftasche, die befühlt war. >>Arschloch! <<, rief sie ihm nur hinterher und sah zu, wie er in der nächsten Gasse verschwand.

 

 

  Kapitel 2

 

>>Scheiße! <<, fluchte Felia und spurtete die Treppen runter, hüpfte vor der Tür rum, als sie ihre Schuhe anzog und sich die Schlüssel schnappte. Mit einem lauten Knall schloss sie die Tür hinter sich und rannte los. Sie hatte total verschlafen und jetzt musste sie mit leerem Magen in die Arbeit. Mit viel Glück, würde sie etwas von Sam bekommen.

Total außer Atem und leicht verschwitzt kam sie an und ging direkt ohne sich umzusehen in die Umkleide, wo niemand zum Glück da war. Achtlos schmiss sie ihre Sachen auf die Bank, zog ihre Sachen an und ging in den Flur, wo ihr Geldbeutel wartete. Genau auf den Punkt genau war sie angekommen und war darüber recht glücklich, keinen Ärger bekommen zu haben. >>Hey Felia alles okay? <<, erkundigte sich Sam, der schon in der Küche Spiegeleier mit Speck briet. Speichel sammelte sich in ihrem Mund und musste erst schlucken, um Antworten zu können. >>Klar wieso? <<

>>Na weil du normaler weiße immer fünf bis zehn Minuten zu früh hier auftauchst deswegen. <<

>>Ich habe total verschlafen. <<

>>Dann mache ich dir was zu essen <<, schlug er vor, während er das Essen auf den Teller schob. >>Du bist ein Schatz! <<, rief sie, nahm ihren Block und Stift und sah nach ihrer Kundschaft. Fast all ihre Tische waren frei bis auf Tisch sechs, wo der Mann im Anzug vom Vorabend mit einer Aktentasche und mit einer Zeitung an den roten Sofas angelehnt saß. Mit einem grummeln im Magen ging sie auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. >>Guten Morgen im Rivers was kann ich für sie bringen? <<, fragte sie freundlich und verzog ihr Gesicht zu einem künstlichen lächeln. Der Mann mit braunem Haar und grünen Augen legte die Zeitung auf den Tisch und sah sie an. Die Schlagzeile des Tages sprang ihr ins Gesicht. “Pärchen ermordet und ausgeraubt in ihrer Wohnung aufgefunden“

Die Kurznachricht, die einen kurzen Überblick zum Artikel gab, war groß und dick gedruckt. “Gestern Nacht kurz vor Mitternacht rief eine Nachbarin die Polizei wegen Schreie aus der Wohnung neben an. Unbekannter Täter konnte mit Wertgegenständen fliehen und wird nun von der Polizei gesucht.“

>>…bitte. <<

Blinzelnd sah Felia den Mann fragend an, der seine Bestellung schon aufgegeben hatte und es nicht mitbekommen hatte. >>Entschuldigen sie. Was möchten sie? <<, plapperte sie und sah ihn entschuldigend an, während ein eiskalter Schauer sie durchfuhr. >>Ich hätte gerne das erste Frühstücksmenü bitte <<, gab er erneut von sich und sah sie erwartungsvoll an.

>>Kommt sofort! <<, schnell drehte sie sich auf dem Absatz um und machte sich auf den Weg in die Küche. Dort traf sie auf Tanja, die ihre Eier mit Speck und Brötchen abholte. >>Hey <<, grüßte Felia sie und lehnte sich an die Theke. >>Hey. <<

>>Was bekommst du? <<, fragte Sam sie nun. >>Das erste bitte. <<

>>Kommt sofort. Kannst ja solange dein Frühstück einnehmen <<, mit dem Finger deutete er auf die Schüssel Cornflakes mit Früchten am Ende der Theke. >>Oh danke! <<

Schnell machte sie sich darüber her, als hätte sie schon ewig nichts mehr zu essen bekommen. >>Lass bitte aber die Schüssel und den Löffel übrig ja? <<, meinte Sam lachend, als er sah wie sie aß. Mit vollem Mund nickte sie. In Rekordzeit hatte sie auch schon die Schüssel leer und legte sie auf die Anrichte hinter der Theke. >>Hier deine Bestellung <<, reichte Sam da auch schon die Waffeln mit Johannisbeeren und Sirup. >>Danke. <<

Der Teller landete auf ihrem Tablett, stellte eine Tasse Kaffee dazu und brachte es dem Kunden. Dabei viel ihr noch einmal die Zeitung in die Augen. Das war bestimmt dieser Kerl, der sie umgerannt hatte und geflohen war. Verdammt sie war einem Mörder quasi in die Arme gelaufen! Felia schüttelte sich einmal und sah sich um, ob noch jemand da war. Ein Obdachloser mit zerrissener Hose, zerzausten Haaren und einem großen Wanderrucksack auf dem Rücken trat ein. Unsicher blieb er im Eingang stehen und sah sich um. Mit einem freundlichen Lächeln ging sie auf ihn zu, um ihn zu begrüßen. >>Guten Morgen. Möchten sie sich setzten? <<, fragte sie ihn und sah sie mit einem Komischen Blick an. Der Mann hob einen Becher vor seine Nase und stocherte mit dem Zeigefinger darin rum, um zu rechnen wie viel er eigentlich besaß. Irgendwie traurig dachte sie sich. >>Wie viel kostet hier ein guter Kaffee? Ich habe zwei Dollar, reicht das denn? <<, fragte er etwas hilfesuchend. >>Aber natürlich <<, log sie ihn an, denn es kam ihr falsch vor ihn wieder weg schicken zu müssen. Ein kleines Funkeln trat in seine Augen auf und ein schmunzeln auf seinen Lippen. Nach einem guten Platz suchend sah er sich dann um. >>Kommen sie setzten sie sich doch hier hin <<, bot sie ihm Tisch zwei am Fenster an. >>Danke. <<

Etwas humpelnd machte er sich auf den Weg und setzte sich langsam. >>Der Kaffee kommt sofort. <<

Er nickte und zog den Rucksack aus und legte ihn neben sich auf den Boden. Mit einem guten Gefühl machte sie sich auf den Weg zum Kaffeeautomaten, stellte eine mittlere Tasse hin und betätigte den Knopf. Die Maschine ging mit einem Surren los. Zufrieden holte sie ihr Sparschwein vom Regal um daraus vier Dollar in ihr Geldbeutel zu legen. >>Was machst du da? <<, fragte Tanja, die gerade mit einer Ladung Geschirr zurückkam und diese auf die Theke stellte. >>Der arme Kerl da draußen hat nicht genug Geld für einen Kaffee, also spende ihm einfach einen <<, rechtfertigte sie sich. >>Nicht das später alle Obdachlose der Stadt hier auftauchen und von dir erwarten eingeladen zu werden <<, meinte sie. >>Ach was <<, winkte sie ab und stellte die Dampfende Tasse auf ihr Tablett und einen kleinen Keks, der dazu gehörte. Damit kehrte sie zu ihrem Kunden zurück und stellte diese vor ihm ab. >>Mhm das riecht aber gut <<, lobte der Mann und sah dankend zu ihr auf, als er die Tasse vorsichtig in die Hände nahm. >>Lassen sie es sich schmecken, ich habe den Kaffee schon für sie bezahlt. Einen schönen Tag noch wünsche ich ihnen <<, zwinkerte sie und wand sich ab um zu gehen, da sie nicht wollte das er sich beschwerte. Zufrieden wandte Felia sich den anderen Gästen zu und bediente diese. Irgendwann sah sie auf die Uhr, als schon Emilian kam, um sie abzulösen. Ungläubig sah sie noch einmal hin und konnte es einfach nicht fassen, dass die Zeit schon so schnell vergangen war. Ohne ein Wort zu sagen, ging Emilian einfach in die Umkleide. Schnell stellte sie das Geschirr auf der Anrichte ab und lief schnell in die Umkleide. Er stand schon oben ohne da, doch es juckte sie nicht, da sie noch nie ein verlangen nach einem Mann verspürt hatte und wahrscheinlich würde sie auch nie eines verspüren. Bevor jemand etwas mitbekommen könnte, schloss sie die Tür hinter sich und sah ihn einfach nur an. Auch er sah Felia einfach nur an, bis er irgendwann sich doch wieder abwand und das T-Shirt von der Arbeit anzog. Oje er war richtig sauer! >>Emilian? Können wir reden? <<

>>Ich wüsste nicht worüber <<, meinte er kalt und zog die lange schwarze Jeans aus und die graue Arbeitshose an. Verdammt das würde sich jetzt schwieriger gestalten als geplant. Also ging sie auf ihn zu und hielt ihn auf sich hinzusetzten um die Schuhe anzuziehen. >>Hey lass uns bitte reden. Ich möchte nicht einfach so gehen, wenn du sauer auf mich bist. <<

>>Schön dann fang mal an <<, und sah sie einfach nur an, was schon ein wenig weh tat. >>Es ist nicht so, als ob ich etwas gegen dich hätte oder so. Ich mein du bist ja mein bester Freund! Nur kann ich nicht mit dir noch mit sonst jemanden mitfahren, sei es nach Hause oder von dort aus irgendwo hin <<, erklärte sie und sah ihm in die Augen in der Hoffnung irgendetwas in ihnen zu finden, was ihr vergeben würde. >>Dann sei bitte ehrlich zu mir. Hast du irgendwelche Probleme zu Hause oder mit irgendjemand? Vielleicht kann ich dir ja helfen? <<, bat er und kam ihr einen Schritt näher. Jetzt sah sie auf den Boden und konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen. >>Tut mir leid aber ich kann dir dazu nichts sagen. <<

Felia wusste, er würde es nicht einfach so hinnehmen. Also schüttelte sie einfach nur traurig den Kopf, verließ ohne ein weiteres Wort den Raum und ging zurück zu den Kunden. >>Wo warst du denn so lange? Die Kunden wollen schon Zahlen! <<, fragte Tanja energisch. Sie hatte einfach keine Lust jetzt über irgendwelche Dinge zu diskutieren und ging einfach an ihr vorbei zu den Besagten Kunden, die sofort ihre Hände in die Höhe fliegen ließen. Einen nach dem andern ackerte sie durch, bis alle bedient waren und ging zurück in den Flur. >>Hey Felia alles okay bei dir? <<, erkundigte sich Sam, doch sie winkte einfach seine Frage ab und wollte einfach nur noch gehen. Die Geldbörse legte sie einfach neben Emilians Sparschwein, der endlich aus dem Mittarbeiterraum kam. Ohne einen Blick auf ihn zu werfen, ging sie an ihm vorbei in den Raum, den er eben verlassen hatte. Dort zog sie sich um, stopfte ihre Sachen in eine Stofftasche, um sie zu waschen und ging dann Richtung Hinterausgang. Gerade als sie über die Schwelle trat, kam jemand hinter ihr angerannt und hielt sie am Handgelenk fest. >>Auch wenn du mir nichts sagen möchtest, möchte ich dass du weißt, das ich für dich da bin und zu dir stehen werde okay? <<, sagte Emilian. Dankend schlang sie sich um seinen Hals und musste kämpfen nicht zu weinen wie ein kleines Kind. >>Kannst du mir einen Gefallen tun? <<, fragte sie ihn, auch wenn es jetzt ziemlich blöd kam. Schnell nickte er und wartete. >>Kannst du für ein paar Minuten von hier verschwinden und mich dann abholen vom Kiosk an der Ecke wo ich wohne und mich wo hin fahren? <<

>>Klar und wann? <<

>>Wir haben jetzt vierzehn Uhr dann so um siebzehn? <<

>>Denke schon dass ich das schaffe. <<

>>Danke. <<

>>Kein Problem Schätzchen <<, winkte total übertrieben wie er es auch sonst tat ab und gab ihr zwei flüchtige Küsschen links und rechts. Damit verschwand er auch schon mit einem eleganten Hüftschwung durch den Flur. Etwas niedergeschlagen ging sie heim, wo Andrew schon mit einer Büchse Bier im Fernsehsessel saß und irgendein Dreck sah. >>Da bist du ja! Mach mir was zu essen ich habe Hunger! <<, brüllte er auch schon los. Ohne ein Wort zu sagen ging sie direkt in die Küche um im Kühlschrank nach zu sehen, was es so im Angebot gab. Nichts. Na toll das würde Ärger bedeuten. Aus einem Schrank nahm sie zwei Stofftaschen und öffnete wieder die Haustür um im Kiosk einkaufen zu können, der zugleich ein kleiner Lebensmittelladen war. >>Wo gehst du hin? Hast du mich etwa nicht gehört du kleine Göre? <<

>>Wir haben nichts mehr, ich muss erst was kaufen gehen <<, gab sie barsch zurück. >>Pass gefälligst auf wie du mit mir sprichst! Sonst werde ich dir noch Manieren in deinen kleinen Schädel reinschlagen klar? <<

Felia ging darauf nicht ein, schloss die Tür und ging einfach los. Im Kiosk kaufte sie alles ein, was sie brauchte zum Kochen und für die nächsten Tage für ihn und noch ein paar Dinge zum Zelten. Mit zwei vollen Stofftaschen, ging sie wieder die Straße runter, die nicht die Sauberste war in der Stadt zurück. In der Küche legte sie alles bis auf ihre Sachen in den Kühlschrank, spülte von gestern nach ihm ab und begann mit dem Kochen. Mit dem fertigen Teller ging sie an den Tisch und stellte ihn ab. >>Dein essen ist fertig <<, murmelte sie und wollte gerade die Treppen hoch mit ihren Sachen, als er schon anfing zu plärren. >>Isst du etwa schon nicht mehr mir oder was? Behandle ich dich etwa so schlecht? Du hast ja gar keine Ahnung, wie gut es dir hier geht du kleine Miese Ratte! <<

Dabei schmiss er die leere Dose Bier nach ihr, welcher sie schnell auswich. >>Meinst du so gut wie es meiner Mum hier ging, dass sie Hals über Kopf in der Nacht verschwunden war hm? Vielleicht sollte ich ja dasselbe machen wie sie und einfach verschwinden! <<, brüllte sie nun sauer zurück. Plötzlich lachte er kühl auf und funkelte sie böse an. >>Und wo willst du hin hm? Mit dem Geld kannst du dir was zu essen leisten nicht mehr. Und für die Straße bist du nicht gemacht <<, gab er amüsiert von sich. Und in diesen Punkten hatte er recht. Wütend ging sie die Treppen hoch, schloss ihr Zimmer auf und sperrte sich wieder ein. Felia war jetzt so wahnsinnig Wütend, dass sie jetzt noch nicht einmal wusste wohin mit sich. Also tigerte sie auf und ab, was recht wenig brachte, da es nur unnötige Zeit kostete. Schon nach kurzer Zeit hatte sie alles zusammen gepackt und beschlossen nicht nur übers Wochenende zu Zelten sondern einfach für immer weg zu ziehen irgendwo in der Nähe ihrer Arbeit. Es gab nicht viel, was sie mitnähmen könnte. Wichtige Unterlagen, ihr Essen, Kleidung ein paar Bilder und ein Schlafsack. Ach und ihr großes Küchenmesser, welches sie hinter der Schrankwand versteckte für den Fall, dass Andrew wieder versuchen würde in ihr Zimmer zu kommen und sie zu Schlagen. Alles in einem großen Koffer und Rucksack verpackt, schloss sie die Tür auf und ging die Treppen runter. Wie es schien, war ihr Stiefvater gerade im Bad und nutzte die Gelegenheit beim Schopf. Schnell brachte sie ihre Sachen raus, rannte die Treppen in den Keller runter und holte ein Zelt und verschwand ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Am Kiosk musste sie noch eine halbe Stunde warten ehe Emilian sie abholen würde. Wartend setzte sie sich auf den Rucksack und fing an ihr Erspartes zu zählen um zu sehen, wie viel sie denn zum Leben hätte. Insgesamt hatte sie vierhundert Dollar was nicht viel war aber immerhin. Schnell steckte sie es wieder ein, ehe es jemand sehen und klauen würde. Früher als geplant tauchte Emilian in seinem roten Minivan auf und sah ziemlich überrascht aus. >>Hey bist du etwa ausgezogen? <<, fragte er und umarmte sie zur Begrüßung. >>War relativ spontan. Ich hatte eigentlich vorgehabt nur übers Wochenende Zelten zu gehen. <<

>>Und wieso wenn ich fragen darf? <<

Felia warf ihm nur einen Blick zu und hob den Rucksack und das Zelt hoch und ging zu seinem Auto. >>Du wirst jetzt aber nicht irgendwo in der Pampa in einem Zelt leben oder? <<, fragte er verdutzt als er dieses sah. >>Ich habe keine Wahl. Ich meine wo soll ich sonst hin? <<, meinte sie achselnd zuckend. >>Ich habe eine Idee! <<

>>Aber ich ziehe nicht bei dir ein, noch sonst irgendwo hörst du! <<, warnte sie ihn mit erhobenem Finger. >>Das wäre schlecht, da ich nicht weiß ob Chris damit einverstanden wäre <<, überlegte er nachdenklich und fuhr los. >>Wer ist den Chris? <<

Röte schoss in sein Gesicht und zog ein wenig die Schultern nach oben. >>Sag bloß! <<, und riss die Augen auf. >>Wieso hast du mir das nicht erzählt? Wo hast du ihn denn kennengelernt? <<, stocherte sie auch schon drauf los. >>Ich wollte halt dir noch nichts davon erzählen, da ich erst sehen wollte wie sich die Beziehung entwickelt. Und ich habe ihn in einer Homosexuellen Discothek kennengelernt. <<

>>Uh! Und seit wann seid ihr schon zusammen? <<

>>Seit drei Monat und übers Wochenende ist er bei mir. <<

>>Wie bitte? Und jetzt willst du mir sagen du willst sehen wie es hält und wohnt schon fast zusammen? <<

>>Ach Felia lass mich doch <<, meinte er verlegen und grinste wie ein kleines glückliches Kind vor sich hin. >>Und wo fahren wir jetzt hin? <<, fragte sie nach fünf Minuten. >>Wirst du noch sehen und ich muss mich erst vergewissern. <<

Hm. Gut mal sehen was er da ausbrütete. Insgeheim fragte sich Felia wer wohl denn die Frauenrolle in ihrer Beziehung übernahm, doch wie sie ihn kannte könnte er es sein. Sie waren mal zusammen mit Tanja ausgegangen und da hatte sich der kleine Paradiesvogel ziemlich raus geputzt. Geschminkt, mit lackierten Fingernägeln und hautengem Top ist er aufgetaucht und nicht zu vergessen mit seinem allbekanten Hüftschwung. Irgendwann bog er dann auch auf den Mitarbeiterparkplatz des Rivers ab und parkte. >>Willst du mich etwa arbeiten lassen? <<, fragte sie verdutzt und lehnte sich Richtung Tür, um ihn besser ansehen zu können. >>Warte hier. <<

Dann stieg er aus und ging hinein. Es dauerte ziemlich lange, also drehte sie einfach das Radio auf und hörte ein wenig Musik, um sich zu beschäftigen. Dadurch dass Sam gerne Radio in der Küche hörte, konnte sie fast jedes Lied mitsingen das kam und hatte dabei ziemlich gute Laune. Nach mindestens acht Songs kam Emilian zurück ins Auto. >>Sorry das es so lange gedauert hatte. <<

>>Schon okay und was machen wir jetzt? <<

>>Ich zeige es dir. <<

Erneut startete er das Auto, wendete und fuhr zwei Straßen weiter, wo ein einstöckiges Haus war, vor dem er hielt. >>So wir sind da. <<

Lächelnd stieg er aus und nahm ihren Rucksack aus dem Kofferraum. Neugierig nahm sie ihre Sachen und gingen in das mit Graffiti beschmierte Haus. Das Treppenhaus war ziemlich düster und nur Schwach leuchtete die Lampe über ihnen. Im obersten Stock schloss er dann die rechte Tür auf. Die Wohnung war ziemlich leer und hatte einen Teppichboden, was sie absolut nicht ausstehen konnte und schon gar nicht wenn es ein abgetretenes grau war. Die Wohnung hatte nur ein kleines Bad mit WC und Dusch in Schlauchform, eine kleine Kochnische mit vorhandener Küche und ein einziges Zimmer mit Balkon. >>Wem gehört denn die Wohnung? Und allgemein kann ich das doch gar nicht bezahlen! <<, oh wie es schien hatte sie nur zwei Möglichkeiten. Oder auch drei. Entweder sie würde irgendwo in einem Zelt leben oder zurück zu Andrew kehren oder aber einen Zweitjob suchen, um wenigstens so was hier finanzieren zu können. >>Sie gehört Eric. Keine Sorge ich habe mit ihm schon geredet. Er erlässt dir die Miete. Das einzige was du halt bezahlen musst sind die Nebenkosten. <<

Nachdenklich sah sie sich um, auch wenn es nicht viel zu Besichtigen gab. Das Zimmer war so groß wie ihr “Kinderzimmer“ in welchen sie vorkurzem noch gelebt hatte. Links befand sich vor ihr die Balkontür, wo gerademal ein Stuhl und ein ganz kleiner Tisch passten. Zusätzlich war noch ein großes Fenster eingelassen mit großzügiger Fensterbank vornedran. Rechts neben der Haustür befand sich die kleine Küchennische, wo ein kleiner Kühlschrank wie es in den Hotelzimmern gab, ein Herd mit Ofen und einem Spülbecken. Gegenüber der Küche befand sich dann das Bad, welches ein kleines langes schmales Fenster besaß. Die Fließen und der Rest der Wohnung müsste gründlich geputzt werden um darin leben zu können. An sich ganz akzeptabel, für die erste Bleibe in solch einer Stadt und schon gar wann man keine Miete zahlen musste. >>Wie viel kosten denn die Nebenkosten? <<, fragte sie nun interessiert. >>Dreihundert. <<

Na da musste sie jetzt schlucken. Sie bekam fünfhundert und davon würden dann zweihundert übrigbleiben. Und das war schon wenig, wen man bedenken musste, sollte sie mal über die Nebenkosten kommen und noch keine Möbel besaß. Gut sie bekam ja auch noch ihr Trinkgeld und die Überstunden bezahlt und wenn sie darüber nachdachte, wäre es hier besser als im Zelt und schon allein im Winter. >>Also gut ich nehme sie und sobald ich einen besseren Job oder Zweitjob bekomme, werde ich selbstverständlich Miete zahlen. <<

>>Ich rede mal mit Chris vielleicht wird er ja doch ganz zu mir ziehen und kannst dann eventuell ein paar Möbel von ihm übernehmen <<, überlegte Emilian laut. >>Ach was. Du hast mir schon genug geholfen. Ich zieh den Gürtel einfach ein wenig enger und dann passt das auch schon. <<

>>Ich bitte dich! Ein zweiter Job würde dir vollkommen den Rest geben! Ich meine du arbeitest jetzt schon zu viel. <<

>>Weißt du mir ist das egal. Ich schaffe das schon. So zerbrechlich bin ich nun auch wieder nicht. <<

Nachdenklich sah er sich um. >>Und wie willst du heute Nacht schlafen? <<

>>Lass das mal meine Sorge sein. <<

Glücklich darüber ein Dach über dem Kopf und solch einen Freund zu haben, viel sie ihm um den Hals. >>Du bist der beste! Ich weiß ehrlich nicht wie ich das wieder gut machen soll. Und sollte jemals Chris dich verletzten dann werde ich ihn kastrieren! <<

>>Ach Schätzchen! <<

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 3

 

Nachdem Emilian gegangen war, räumte sie ihr Essen in den Kühlschrank und baute das Zelt auf, da sie lieber darin schlafen würde als auf diesem Teppich. Morgenfrüh würde sie von dem bisschen Geld das Felia noch in ihrem Geldbeutel hatte Reinigungsmittel, Haushaltsachen und eine Luftmatratze kaufen, damit es gemütlich wurde. Gähnend holte sie aus ihrem Rucksack Zahnpaste, Zahnbürste und Kamm raus und machte sich Bettfertig. Zum Schluss kippte sie die Balkontür, und legte sich ins Zelt. Es dauerte etwas, bis sie einschlafen konnte, da es ziemlich hart und ungemütlich war, doch nach einiger Zeit ging es etwas, als sie als Kissen ein Handtuch nahm und sich zwang einzuschlafen.

Am nächsten Tag tat ihr alles weh und es dauerte ein wenig, bis sie es schaffte aus dem Zelt zu krabbeln. Ständig ist sie nachts aufgewacht, da ihr alles weh tat. Müde schleppte sich Felia ins Bad, machte sich fertig und zog sich an, um einkaufen zu gehen. Im Supermarkt kaufte sie zuerst jede Menge Putzmittel, Haushaltssachen und eine Luftmatratze. Mit vollen Tüten wollte sie schon wieder nach Hause, doch der warme süße Geruch von der Bäckerei machte ihr einen Strich durch die Rechnung. >>Guten Morgen was darf es für sie sein? <<, erkundigte sich die Verkäuferin. Neugierig sah sich Felia erst mal um und entdeckte ein Schokobrötchen. >>Ich hätte gern ein Schokobrötchen und einen kleinen Kaffee bitte. <<

>>Zum mitnähmen oder für jetzt? <<, erkundigte sie sich. Kurz sah sie sich um und sah einen kleinen Tisch mit der neusten Tageszeitung und einem Hocker. >>Für hier bitte <<, es würde ja nicht schaden vor dem Putz Kommando sich zu stärken und nebenbei könnte sie noch lesen, was es so neues gab. >>Das macht dann fünf Dollar bitte. <<

Mit ihrem essen und trinken setzte sie sich auf den Hocker und nippte vorsichtig an ihrem dampfenden Gebräu. Doch dann zog die Zeitung mit dem Titelblatt ihre Aufmerksamkeit auf sich. Schnell legte sie den Kaffee bei Seite und griff nach dieser. “Mörder immer noch auf der Flucht“ lautete die Schlagzeile. Schnell blätterte sie weiter auf Seite vier, um weiter zu lesen. “Polizei sucht weiterhin nach dem Täter und ruft nach Zeugen auf, die zum Tatzeitpunkt in der Nähe des Tatortes eine auffällige Person gesehen oder beobachtet haben. Der Täter scheint ein Profikiller zu sein, da weder Motiv noch Spuren hinterlassen wurden. Eine Belohnung wurde für den Hinweis auf den Täter ausgesetzt von bis zu 800 Dollar. Hinweise können an jedem Polizeirevier abgegeben werden auch Anonym.“

Achthundert Dollar klangen ziemlich verlockend, dachte sie sich. Doch was sollte sie der Polizei erzählen? Sie wusste nur noch dass ein Mann sie umgerannt hatte, sie beleidigt hatte und um einen Kopf größer war als sie. Das Wort Profikiller stach Felia noch einmal ins Auge und wieder schüttelte es sie bei dem Gedanken mit ihm unfreiwillig in Kontakt getreten zu sein. Schnell legte sie die Zeitung weg und widmete sich ihrem Frühstück.

Mit dem Restlichen Kaffee, spülte sie den Rest runter und war wieder ganz wach und konnte nun an die Arbeit. Zu aller erst nahm sie sich das Bad vor. Aus der Tüte fischte sie einen Fliesenreiniger und aus der anderen eine große dicke Bürste, mit der sie dann die Fliesen und die Fugen schrubbte. Trotz dass das Bad nicht groß war, war es eine Heiden Arbeit, da das Komplette Bad von oben bis nach unten außer der Decke gefliest war. Doch es lohnte sich! Mit jedem einzelnen Schrubben wurden die Fliesen wieder weiß und nicht gelb. Danach übernahm sie die Toilette, da sie so langsam mal musste. Wie eine Irre schrubbte sie was das Zeug hielt und konnte es kaum erwarten endlich darauf zu sitzen. Glücklich zog sie wieder die Hose hoch und machte sich ran an den kleinen Spiegel an der Wand und der Dusche. Gerade als sie fertig wurde, stieß sie sich heftig mit dem Kopf gegen die Tür als es an der Haustür klingelte. Stöhnend rieb sich Felia die Stelle und ging zur Tür, um die Person hinein zu lassen. Emilian kam die Treppen hoch und grinste sie breit an. >>Hey. <<

>>Na hast du dich schon eingelebt? <<, fragte er und gab ihr zur Begrüßung ein Küsschen. >>Noch nicht ganz. War erst einkaufen und habe das Bad auf vorder man gebracht. <<

Emilian trat ein und schloss dir Tür. Neugierig sah er ins Bad. >>Wow es strahlt ja wieder! <<

>>Ja es hat aber auch ziemlich lange gedauert, bis es so aussieht wie jetzt. <<

>>Und was macht das Zelt hier im Zimmer? <<

>>Naja ich habe mich halt vor dem Teppich geekelt und wollte auf diesem nicht schlafen, also habe ich darin geschlafen, aber ich habe ja alles gekauft, um ihn zu säubern und eine Luftmatratze. <<

Stirnrunzelnd betrachtete er es skeptisch, doch dann wandte er sich wieder ihr zu. >>Komm mit runter zum Auto ich habe was für dich <<, meinte er und zog sie auch schon an der Hand aus der Wohnung. Unten im Auto waren die hinteren Sitze umgeklappt und ein Haufen Sachen lagen darin.

>>Was ist das? <<

>>Chris Sachen. Beziehungsweiße sind es jetzt deine. Ich dachte du könntest sie ganz gut gebrauchen <<, meinte er und kratzte sich am Hinterkopf.

>>Aber ich habe dir doch gesagt, dass ich nichts möchte und es alleine schaffe! Ach Emilian <<, motzte sie ein wenig. >>Komm sollten wir etwa die ganzen Sachen weg schmeißen? <<

Schnell schüttelte sie den Kopf und sah die Dinge an. >>Hauptsächlich sind es Dinge fürs Bad und ein paar Töpfe und Geschirr. Von etwas mussten wir uns trennen, denn sonst hätten wir alles Doppelt. <<

>>Aber das wäre doch nicht nötig gewesen! <<, und lächelte ihn an. >>Komm schauen wir einfach nach, was dir gefällt und du haben möchtest. <<

Die Dinge fürs Bad nahm sie alles, da ihr alles gefiel. Ein kleiner Runder Teppich in grün, ein schmales mittelgroßes Holzregal und eine kleine Schale in Form einer Muschel für die Seife. Vom Geschirr nahm sie sechs Teller und jeweils Paarweiße dazu Besteck und Gläser und drei Töpfe, der Rest war einfach zu viel. >>Lass mich raten die Pflanzen hattet ihr auch doppelt? <<, lachte sie und nahm auch diese an. Auch Emilian lachte auf. >>Nein das nicht. Eher zu viele und kein Platz für sie. <<

>>Die werden sich gut auf der Fensterbank machen. <<

>>Ja bestimmt und es wird ein wenig gemütlicher sein. <<

Da stimmte sie zu und trugen die Sachen nach oben. Das Regal passte perfekt in die kleine Spalte zwischen Dusche und Waschbecken. Auch der Teppich sah gut aus und lag genau richtig. Die Seife, die sie heute gekauft hatte, hatte nun ihren vorgesehenen Platz bekommen, sowie ihre Handtücher im Rucksack. >>Sieht jetzt auf jeden Fall viel besser aus als gestern finde ich. Ich denke du hast das Zeug dazu, aus dieser Wohnung ein Schmuckstück zu zaubern. <<

>>Danke, danke Autogramme gibt es später <<, lachte sie und verbeugte sich vor ihm. >>Nein Spaß bei Seite. Dank dir und Chris ist es bis jetzt schön geworden, denn schließlich habe ich die Sachen dank euch bekommen. <<

>>Schon okay, was tut man nicht alles für seine besten Freunde. <<

>>Ja das ist wohl wahr. <<

>>Gut ich lass dich dann wieder allein, bei uns herrscht auch noch Umzugs Coachs. Wenn du was brauchst oder so dann weißt du ja, wie du mich erreichen kannst. <<

>>Ja das weiß ich und ich würde mich freuen Chris mal kennen zu lernen und mich bei ihm persönlich zu bedanken bei ihm. <<

>>Klar. <<

Zum Abschied gab es links und rechts ein Küsschen und sie war wieder allein. Da das Bad nun fertig war, machte sich Felia ran an die Küche.

Nach und nach wurde die Wohnung immer sauberer, bis sie wohnlicher wurde und frisch roch. Jetzt musste sie nur noch die Luftmatratze aufpumpen, dann war sie für heute fertig. Es war nicht einfach gewesen, da sie keine Luftpumpe besaß und es selbst aufblasen musste, doch nun befand sich ausreichend Luft in ihr, dass Felia auf ihr heute Nacht schlafen konnte. Doch auf jeden Fall würde sie nicht unter einem Handtuch oder so schlafen wollen. Also nahm sie etwas Geld von ihrem Ersparten und machte sich auf den Weg um Bettwäsche, eine Decke und ein Kissen zu kaufen. Das Bettengeschäft befand sich circa zehn Minuten von ihrer Wohnung entfernt und war nicht sonderlich groß. Doch es reichte aus, um das Gesuchte zu finden. Eine Bettwäsche in rot und schwarz wurde nun ihr Eigentum, dazu kam das passende Bettzeug. Alles in einer riesigen Tüte verstaut, trat sie den nach Hause Weg an. Die Sonne fing schon an unter zu gehen und färbte den Himmel in verschiedene rosa töne. Nur noch fünf Minuten und drei Straßen trennten sie von ihrer neuen Bleibe. Die Sonne war schon vollständig unter gegangen und nur noch der Vollmond und die Straßenlaternen erhellten die Straße. Naja und halt eben die Scheinwerfer der Autos, die ab und zu vorbeifuhren. Irgendwie war es befreiend zu wissen, dass kein Andrew mehr sie erwarten würde und sich schon bald ihre Haut neu regeneriert würde. Glücklich genoss sie die lauwarme Nachtluft. Plötzlich packte sie jemand am Handgelenk und zog sie in eine dunkle Gasse. Etwas zu fest wurde sie da auch schon gegen die kalte Mauer gedrückt und eine Hand presste sich auf ihren Mund. Die Tasche mit ihren Einkäufen viel zu Boden. Ein Kerl mit schwarzen Haaren und blauen Augen mit lila Sprenkel stand vor ihr. Lila Sprenkel? Das mussten bestimmt Kontaktlinsen sein, die er da trug. >>Wenn du zur Polizei gehst und aussagst, wirst du nicht mehr Dekorationen für deine Wohnung aussuchen sondern für deinen Sarg. Hast du mich verstanden? <<, zischte er sie an und man konnte ihm ansehen, dass er zu allem bereit war. Schnell nickte sie und sah ihm direkt in die Augen, da sie ihm keine Angst vermitteln wollte. Felia wartete schon darauf, dass der Kerl sie vergewaltigen oder ausrauben wollte, doch er tat nichts und sah ihr einfach nur eindringlich für ein paar Sekunden in die Augen. Dann ließ er sie los und ging einfach weg und sah sich nicht mal mehr um, so als wäre nie etwas geschehen. Erst jetzt schoss es ihr in den Kopf wer er war. Es war der Kerl der sie umgerannt hatte, der Täter den die Polizei suchte. Ein eiskalter Schauer durchfuhr sie, da er anscheinend sie beobachtet hatte. Denn woher sonst sollte er wissen, dass sie eine Wohnung besaß und dabei war sie einzurichten? Schnell hob Felia die Tüte auf und rannte zurück in ihre Wohnung und sah sich dabei ständig um. Keuchend kam sie an und öffnete mit zitternder Hand die Haustür und verriegelte sie hinter sich. Mit Absicht schaltete sie das Licht nicht an und ließ die Rollläden nach unten, bis es stock finster war. Erst jetzt traute sie sich das Licht wieder an zu machen. Noch immer zitternd nahm sie ihre Sachen und ging unter die Dusche, da sie ziemlich geschwitzt hatte. Felia schrie auf und presste sich an die Wand. Eiskaltes Wasser traf sie, obwohl sie warmes eingestellt hatte. Mindestens eineinhalb Minuten musste sie warten, bis es endlich warm genug war, um sicher wieder unter den Wasserstrahl zu trauen. Geschafft schloss sie die Augen und entspannte sich. Doch es hielt nicht lange, da diese blauen Augen mit den lila Sprenkel vor ihrem geistigen Auge auftauchten. Mister Unbekannt hatte sie so eigenartig angesehen, als ob er durch ihre Augen in Felias Seele sehen konnte. Wieder durchfuhr sie ein Schauer und lehnte sich mit den Händen und mit der Stirn gegen die nasse Wand. Felia stellte sich vor, dass nicht die Wassertropfen ihren Köper umschlungen sondern seine Hände, die sanft über ihren Körper strichen. Eine angenehme wärme breitete sich in ihrem inneren aus und als sie bemerkte, was sie da tat, stellte sie so schnell wie möglich das Wasser ab und trat aus der Dusche. >>Bist du jetzt verrückt oder was? Er ist kein Mann, mit dem man eine Beziehung führen kann. Er ist ein Mörder verdammt! <<, schimpfte sie sich vor dem Spiegel aus und trocknete sich ab. Jetzt übermannte sie ein großer Hunger und bemerkte erst jetzt, dass sie bis jetzt nur den Kaffee und das Schokobrötchen zu sich genommen hatte. Schnell zog sie sich an und ging auf die andere Seite in die kleine Küche. Aus dem Kühlschrank holte sie alles raus für ein belegtes und machte sich zwei Brötchen. Hungrig machte sie sich darüber her und musste stöhnend die Augen verdrehen, als der erste Bissen in ihrem holen Magen landete. Mehr! Dachte sie sich und biss ein weiteres Mal ab. Noch nie hatte ein Kerl es geschafft, dass sie an ihn denken musste und ein Mörder würde es garantiert nicht schaffen! Gesättigt streckte sie sich gähnend und machte ihr Bett fertig, bis sie endlich schlafen gehen konnte. Müde schlief sie ziemlich schnell ein, was eher selten der Fall war.

Der Sonntag war ziemlich langweilig verlaufen, weswegen sich Felia besonders auf die Arbeit freute. Sobald sie dort ankommen würde, würde sie ins Büro gehen und sich bei Eric für ihre neue Bleibe bedanken. Mit einem Lächeln auf den Lippen, machte sie ihre Haare zu einem hohen Pferdezopf zusammen, zog ihre Turnschuhe an und steckte noch ihren Schlüssel ein und ging los. Heute war es ziemlich frisch draußen und war froh wenigstens die Jeansjacke angezogen zu haben. Vor allem war Felia froh es nicht mehr so weit zur Arbeit zu haben. Wie immer kam sie zehn Minuten früher zur Arbeit und ging auf direktem Wege ins Büro. >>Morgen Boss. <<

>>Morgen Felia! <<

>>Ich bin hier um mich bei dir zu bedanken für die Wohnung. Doch ich werde so bald ich kann dir Miete zahlen versprochen. <<

>>Ich bitte dich Felia. Du kannst nicht mehr arbeiten als der Rest und du weißt, dass du anfangen musst deine Überstunden abzubauen. <<

>>Ich suche mir einfach noch einen zweiten Job <<, als sie das sagte, vielen ihm beinahe die Augen aus dem Kopf. >>Klar doch du arbeitest deine Überstunden ab und verursachst stadtdessen wo anders welche? Ich habe ehrlich gesagt gedacht, dass wenn du jetzt in eine neuen Wohnung ziehst, anfängst zu leben und weniger zu Arbeiten. <<

Hartnäckig verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust und hob eine Augenbraue in die Höhe. >>Du wirst sehen, ich schaffe das und wirst deine Miete schon noch bekommen. <<

Damit verließ sie das Büro, zog sich um und holte sich ihren Block, Stift und Portmonee um ihren eigentlichen Arbeitsplatz zu beehren. >>Was ist los, du bist so gut gelaunt? <<, erkundigte sich Tanja, die sich an die Wand angelehnt hatte und auf Kundschaft wartete. Es war noch niemand da, weswegen sie nichts machen mussten.

>>Ich bin ausgezogen und wohne jetzt zwei Straßen von hier entfernt. <<

>>Und deswegen bist du so glücklich? Oder steckt da etwa ein Kerl dahinter, von dem ich noch nichts weiß? <<

>>Komm du kennst mich doch. Ich und Kerle? <<

>>Ich habe dir schon oft geraten es mal mit einer Frau zu versuchen. <<

>>Danke aber ich stehe nicht auf Frauen. <<

>>Woher willst du das denn wissen? Du hast es ja noch nie ausprobiert. <<

Kopfschüttelnd und grinsend zu gleich, nahm Felia ihr Tablett, um alle Salz und Pfefferstreuer einzusammeln und aufzufüllen. >>Hey Felia <<, grüßte Sam, der in die Küche kam und seine Schürze anzog und für sich einen Kaffee zuzubereiten, wie immer. Ohne ihn würde er hier nichts zu Stande bekommen, geschweige denn wollen. >>Hey Sam. <<

>>Na wie war dein freier halber Tag? <<

>>Gut. Ich bin ausgezogen und wohne jetzt in einer Wohnung von Eric. <<

>>Echt? Ich wusste gar nicht, dass er auch noch Wohnungen besitzt. <<

>>Ja das wusste ich auch nicht. Emilian hatte es offenbar gewusst und sie für mich klar gemacht. <<

>>Und wo liegt die? <<

>>Nicht weit. Zwei Straßen weiter von hier. <<

>>Klingt gut. <<

Sie nickte und ging zurück zu Tanja, die noch immer wartete. >>Also du kannst weder mit Männern noch mit Frauen etwas anfangen. Mit was dann? Ich meine da bleibt kaum was übrig. Vielleicht mit homosexuellen Männern? <<

Bei der Frage vielen ihr fast die Augen aus dem Kopf. >>Wie zum Teufel kommst du denn darauf? <<, wollte sie entsetzt wissen. >>Ich frag ja nur. Mich interessiert es nun mal. <<

>>Ich möchte einfach keine Beziehung und das egal mit wem und egal welche Beziehung. <<

>>Aber du hattest schon mal eine Beziehung oder? <<

Langsam schüttelte sie nur den Kopf und fixierte die Tür und hoffte inständig dass endlich ein Kunde rein kommen würde, egal an welchen Tisch. Doch leider wurde ihr Wunsch nicht erhört. >>Das heißt du bist noch Jungfrau? <<

Dazu sagte sie nichts, noch beantwortete sie die Frage auf jegliche Art auch immer. >>Ich mein, wie kann man es nur ohne Sex denn aushalten? Ich würde gnadenlos sterben! <<, sprach Tanja eher mit sich selbst als mit ihr. Klar verspürte Felia ab und zu ein verlangen, welches sie vermutete um Lust handelte. Doch bis jetzt hatte sie dieses Verlangen gut in den Griff bekommen. Erst nach weiteren zehn Minuten kam der Mann, der täglich in seinem feinen Anzug kam und setzte sich auf seinen Stammplatz Tisch sechs. Froh über Ablenkung, bediente sie ihn und brachte ihm dasselbe wie immer. Nur aus Höflichkeit erkundigte sie sich noch bei ihm, was er denn gerne hätte, auch wenn sie die Antwort kannte. >>Hier Sam Arbeit für dich <<, meinte Felia und übergab ihm den Zettel. >>Schade ich dachte schon, dass endlich mal eine Liebesnachricht hier in meine Küche rein schneit, doch wie es aussieht kann ich wohl lange darauf warten. <<

>>Ach Sam du weißt doch, das ich immer nur dich lieben werde oder? <<, scherzte sie und klimperte mit den Wimpern. >>Ach Süße du bist doch einfach nur zum fressen <<, schmeichelte er und machte sich an die Bestellung. Damit es nicht so lange dauerte, machte sie schon mal den Kaffee und servierte ihn. Auch Tanja bekam endlich Kundschaft und das sogar mehr als sie. Was für ein Glück! Jetzt konnte sie nicht mehr von ihr belästigt werden, was das eine bestimmte Thema anging.

In ihrer Pause aß sie ihr Brot im Mitarbeiterraum und ging dann für die restlichen zehn Minuten raus zum spazieren um die Ecke. Hinter dem Mitarbeiterparkplatz, führte ein Weg in einen kleinen Park, der an einen Fluss grenzte, woher auch der Name ihres Arbeitsplatzes herrührte. Außerhalb der Stadt, wo keine Häuser waren, war es immer ein wenig kühler und windiger, da kein Windschutz mehr geboten war. Im Park war nur eine Joggerin unterwegs, was sie mochte, da sie gerne in ihrer Pause alleine war. Am Fluss setzte sie sich unter einen Baum auf eine Bank und ließ nachdenklich ihren Blick über diesen wandern. Wie wohl Andrew reagiert hatte, als er bemerkt hatte, dass sie nicht mehr da war? Was er wohl gerade machte? Würde er eigentlich das Haus halten können ohne Arbeit? Ach wieso machte sie sich eigentlich über diesen Scheißkerl denn Sorgen? Schnell schüttelte sie den Kopf und versuchte an etwas anderes zu denken. Das erste was ihr einfiel, war das Gespräch, welches sie mit Tanja heute Morgen geführt hatte. Würde Felia wirklich ihr ganzes Leben alleine bleiben bis sie starb? Irgendwie wünschte sie sich schon eine Beziehung, doch bis jetzt kam noch nie Mister Right vor. Doch dann erschienen wieder vor ihrem Geistigen Auge wieder diese Augen, von diesem Unbekannten mit dem lila Sprenkel darin. Wieder musste sie sich schütteln, als sie daran dachte, wer er war. Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es Zeit war wieder zurück zu gehen. Also stand sie von der Bank auf und musste sich erst einmal strecken.

Wieder zurück, trat Tanja von einem Bein aufs andere, die ungeduldig wartete, bis sie endlich in ihre Pause gehen konnte. >>Na endlich! Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr! <<

Ehe Felia etwas erwidern konnte, drückte ihre Kollegin ihr auch schon den Geldbeutel in die Hand und verschwand. Na toll jetzt wusste sie nicht, wer was bekam. Felia warf einen kurzen Blick zu den Gästen. Es war ziemlich voll, was viel Stress bedeuten würde. Eric hatte die Pause so aufgeteilt, dass eine Kellnerin für die, die in die Pause ging übernahm und sich danach abwechselte. Ein wenig verzweifelt wandte sie sich an Sam. >>Bitte sag mir das noch weißt welcher Tisch welches Menü bekommt. <<

>>Hat sie es dir nicht gesagt? <<

>>Wo denkst du denn hin? Die hat sich einfach aus den Staub gemacht. <<

>>Das Aktuelle weiß ich noch, den Rest musst du aber leider von ihren Zettel da neben dir ablesen. <<

>>Oh danke! <<

>>Hier das ist für Tisch siebzehn. <<

>>Danke. <<

Mit dem Salat und den Fish & Chips auf den Tellern, ging sie nun zu Tisch siebzehn. Ein älteres Ehepaar saß an diesem und sah schon geduldig auf sie. >>Bitteschön lassen sie es sich schmecken. <<

>>Dankeschön. <<

Was hat Tanja denn die ganze Zeit denn getrieben? Fragend und kopfschüttelnd zugleich sah sie auf den verdreckten Tisch Nummer zwanzig. Schnell holte sie einen Lappen aus der Küche und wischte ihn ab. Jeder von ihnen besaß zehn Tische. Felia hatte Tisch eins bis zehn und Tanja elf bis einundzwanzig. An Tisch vier hob eine junge Frau ihre Hand und fing den Blick von Felia ein. Mit eiligen Schritten ging sie zu der blonden Frau. >>Was kann ich für sie tun? <<

>>Ich hätte gern noch ein Wasser. <<

>>Still oder Mineral? <<, hackte sie nach. >>Still bitte. <<

Damit machte sie sich auf den Weg und holte das bestellte Wasser und das Essen für Tisch zehn. Als erstes brachte sie der Frau ihr Wasser und ging dann an Tisch zehn. Dort saß ein Kerl, der offenbar viel von sich hielt, da er eingebildet sich über die Haare fuhr und lässig zurücklehnte. Doch als sie ihn von vorne sah, musste sie schon fast los prusten, da er nicht einmal ansatzweiße gut aussah. Sein ganzes Gesicht war über und über mit Kratern versehen, seine Kleidung kam aus dem Sekondhand Shop und als er den Mund öffnete und sie anmachend angrinste, konnte sie sich nur noch mit Mühe und Not zusammenreißen. Er hatte tatsächlich Zähne wie ein Hase! Felia spürte schon, dass sie nicht mehr konnte, weswegen sie schnell den Teller vor ihm abstellte und so schnell es ging den Raum verließ und sich im Mitarbeiterraum auslachen musste. Tränen rannen ihr übers Gesicht und die Bauchmuskeln schmerzten, weswegen sie sich diesen festhalten musste. Oje! Normalerweise war sie nicht so gemein aber es war einfach zu köstlich gewesen. Bevor sie ging, richtete sie ihre schwarz roten Haare, überprüfte ihr Kajal, der ihre braun-goldenen Augen umrundete und ging wieder raus. Ausgerechnet ein Pärchen an Tisch elf, der ja neben Tisch zehn lag, meldete sich um zu bezahlen. Tief atmete sie ein, strich über ihr Oberteil und ging auf das Pärchen zu. >>Wir würden gerne Zahlen. <<

>>Geht es getrennt oder zusammen? <<, erkundigte sie sich und warf einen Sekundenblick zum Hasen, der anzüglich grinste und ihr zu zwinkerte. Schnell sah sie zurück zu dem Pärchen. >>Zusammen <<, antwortete der Kerl und sah zu seiner Freundin. >>Das macht dann vierundzwanzig Dollar bitte. <<

Der Kerl gab ihr fünfundzwanzig, was dann in Tanjas Sparschwein landen würde. Sobald die zwei verschwunden waren, räumte sie den Tisch ab und versuchte ja keinen Blick rüber zu werfen. >>Hey wie ich sehe stehst du auf mich. Wenn du willst können wir nach deiner Arbeit zu mir? <<, baggerte er auch schon drauf los. >>Träum weiter <<, erwiderte sie nur und wollte auch schon in die Küche. >>Ich träume gern von dir aber realer wäre es so um vieles schöner weißt du? <<

Jetzt ritten alle Pferde mit ihr durch und in diesem Moment kam Tanja aus der Pause auf sie zu und sah schon, was gleich kommen würde und beeilte sich extra, doch dieses Mal würde sie es nicht schaffen. Schnell schob Felia ihr Obergebiss nach vorne, verzog das Gesicht und ahmte mit den Händen Hasenohren nach und gab komische Geräusche von sich. Entsetzt lehnte sich der Kerl nach hinten und bekam große Augen. Zufrieden mit ihrer Aktion, streckte sie die Nase in die Höhe und stolzierte hoch erhobenen Hauptes an Tanja vorbei in die Küche. >>Felia! <<, zischte sie da auch schon hinter ihr los, die auf dem Absatz kehrt gemacht hatte, um ihr zu folgen. Genüsslich stellte sie das Geschirr auf dem Tresen ab und übergab ihrer Kollegin den Geldbeutel zurück. >>Was war das denn nun schon wieder für eine Aktion bitte? <<, stauchte Tanja sie auch schon zusammen. >>Er hat es verdient und außerdem hatte ich keine Lust auf die Homo Nummer. <<

>>Was? <<, fragte sie da auch schon entgeistert. >>Was ist jetzt schon wieder los? <<, mischte sich auch schon Sam dazu. >>Musst du nicht irgendetwas braten? <<, fragte sie gelangweilt und hatte keine Lust lange Reden von ihnen sich an zu hören. >>Im Moment nicht aber deinen Hintern könnte ich noch braten, je nachdem was du schon wieder angestellt hast. <<

>>Nichts. <<

>>Sie hat einen Kunden dumm angemacht. <<

>>Oh Leute jetzt mal ehrlich! Ständig wird einem beigebracht und eingetrichtert, dass man lernen soll sich zur Wehr zu setzten und sich nicht alles gefallen zu lassen und dann wenn ich es tu, kommt jemand von euch zu mir und sagt, das ich es nicht tun darf oder übernimmt es für mich. <<

>>Ja aber nicht so wie du es machst! Das geht auch anders. Nämlich gesittet und freundlich <<, meinte Tanja und sofort stimmte Sam mit ein. Augenverdrehend sah sie die beiden nur an und verschränkte die Arme vor der Brust. >>Im Geldbeutel ist ein Dollar Trinkgeld drinnen für dich <<, meinte sie und ging wieder raus. Sobald der Kerl sie sah, sah er schnell weg und tat so, als sei er schwer beschäftigt mit seinem Essen. Noch immer zufrieden sah sie sich um, ging aber wieder zurück in die Küche um den Serviettenhalter wieder neu aufzufüllen. Zwei Stunden vergingen und es herrschte noch immer Funkstille und dicke Luft als Emilian zur Arbeit kam. Er bemerkte sofort die dicke Luft und sah Felia anklagend an. Na toll. >>Ich würde sagen du entschuldigst dich bei ihnen und gehst dann nach Hause <<, schlug er vor und hielt ihr die Hand hin, um die Geldbörse entgegen zu nehmen. >>Aber… <<

>>Kein aber! Sofort meine Liebe <<, wies er einfach nur an und ging raus. Geschlagen senkte sie den Kopf und ging in die Küche, um bei ihm anzufangen. Reumütig senkte sie den Kopf und tippte wie ein kleines Kind ihm auf die Schulter. Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah er sie an. >>Es tut mir Leid wegen vorhin <<, murmelte sie. Ihr Kinn nahm er in seine zwei Finger und richtete ihren Kopf nach oben, damit sie ihn ansehen musste. >>Versprich mir nie wieder solche Situationen auf diese Art zu lösen. >>Versprochen. <<

Dann nahm er sie in die Arme und drückte sie kurz. Durch die Theke, sah Felia, dass Tanja zurück kam und eilte zu ihr. Auch bei ihr entschuldigte sie sich, auch wenn es ein wenig länger dauerte. Geschafft ging sie in den Mitarbeiterraum, zog sich um und ging dann hinten raus. Doch weit kam sie nicht. Ein Auto hielt vor ihr an und Andrew steig aus. >>Dachtest du wirklich du würdest einfach so ausziehen können? Warte ab bis du wieder zu Hause bist! <<, brüllte er wütend rum und packte sie an den Oberarmen und zerrte sie zum Pickup. >>Lass mich los verdammt! <<, fauchte sie ihn an und versuchte sich zu befreien. Doch es brachte nichts. An der Beifahrertür angekommen, wollte sie schon um Hilfe brüllen, doch so weit kam sie nicht. Andrew packte sie am Nacken und knallte ihren Kopf gegen die Tür. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Kapitel 4

 

Mit Kopfschmerzen wachte Felia wieder langsam auf in ihrem Bett im Kinderzimmer. Verdammt! Er hatte sie tatsächlich zurück gebracht! Schnell stand sie auf, öffnete die Zimmertür und rannte die Treppe runter um wieder abzuhauen. >>Wohin des Weges? <<, fragte er ruhig in seinem Sessel sitzend vor dem Fernseher und sah sie dabei noch nicht einmal an. Wie eine Irre zerrte sie ohne etwas zu sagen an der Türklinke, doch die Tür ließ sich nicht öffnen. >>Denkst du wirklich, dass du einfach so wieder durch diese Tür spazieren kannst? Ich habe sie abgeschlossen und den Schlüssel bei mir. <<

Dieses verdammte Arschloch! Wütend ging sie auch schon in die Küche, um von dort aus dem Fenster zu flüchten. Doch weit kam sie nicht. Andrew war ihr gefolgt und riss sie an den Haaren zurück. Felia schrie kurz auf und funkelte das Fenster vor ihr böse an. >>Ich habe dich nicht wieder nach Hause gebracht, damit du einfach wieder gehst! Du wirst hier bei mir bleiben. Ich mache mir ganz sicher nicht die Finger schmutzig. Du wirst dieses Haus nicht verlassen. Du wirst es putzen und für mich kochen ist das klar? <<, zischte er ihr ins Ohr. >>Einen scheiß Dreck werde ich tun! Mein zu Hause ist es schon seit Jahren nicht mehr! <<

Ohne Vorwarnung schmiss er sie auf den Küchenboden. >>Du wirst garantiert nicht so mit mir reden! Ist das klar? <<, brüllte er und fing an auf sie ein zu treten. Schützend zog sie ihre Beine an den Körper und legte die Arme um ihren Kopf, um das wichtigste zu schützen. Ihr wunderschönes Rückentattoo, welches sie sich vor zwei Jahren hatte stechen lassen, würde nun von blauen Flecken und Blutergüssen begleitet werden. Immer wieder trat er erbarmungslos auf sie ein, was höllisch schmerzte. Nicht einen einzigen mucks gab sie von sich, um ihm kein Vergnügen dabei zu bieten. Irgendwann ließ er von ihr ab und ließ sich wieder mit einem grunzen in den Sessel vor dem Fernseher plumpsen. Ganze zehn Minuten blieb Felia noch auf den kalten Küchenfliesen liegen, bis sie stöhnend sich erheben konnte. >>Komm ja nie wieder auf die dumme Idee von hier zu verschwinden ist das klar? Ich werde dich immer wieder finden und zurück bringen ist das klar? <<, brüllte er ihr zu, wartete jedoch nicht auf eine Antwort. Oh und wie sie von hier verschwinden würde! Und das noch heute Nacht! Stöhnend kroch sie schon fast die Treppen nach oben in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich ab. Zum Glück hatte sie ihre alte Bettwäsche, die noch auf dem Bett lag nicht mitgenommen. Schnell zog sie diese ab und Band diese zusammen mit dem Bettlacken. Nun öffnete sie das Fenster, warf ein Stück durchs Fenster und band den anderen Teil an die Heizung unter der Fensterbank fest. Prüfend warf sie einen Blick durchs Fenster. Unter ihrem Zimmer befand sich kein Fenster, also konnte er sie auch nicht sehen, doch das Lacken reichte nicht bis ganz nach unten sondern gerade mal bis zur Hälfte der Hauswand. Den Rest müsste sie wohl springen. Tief atmete sie ein und aus und sprach sich Mut zu. Vorsichtig stieg sie auf die Fensterbank, setzte sich auf diese und ließ die Füße aus dem Fenster baumeln. Ihre Hände fingen an zu kribbeln und zu schwitzen, sah noch einmal runter und hielt sich dann an dem Lacken fest. Langsam drehte sie sich auf den Bauch und schob sich immer mehr weiter raus und suchte halt mit den Füßen an der Hauswand. Mit den Füßen drückte sie so gut es ging sich von der Hauswand ab und hielt dabei Spannung und rutschte Stück für Stück immer tiefer. Die Hälfte hatte sie auch schon hinter sich, doch dann geschah genau das, wovor sie Angst gehabt hatte. Das Bettlacken löste sich von der Heizung und zusammen mit ihren notdürftigen Hilfsmitteln flog sie zu Boden und kam richtig blöd mit den Füßen auf. Beinahe hätte sie geschrien, doch sie konnte grad noch so sich am Riemen halten und sich auf die Lippen beißen. Oh Verdammt tat das weh! Doch genügend Zeit um es zu begutachten blieb Felia nicht, da sie ja nicht wusste wann der Alkoholiker nach ihr sehen würde. Stöhnend verschwand sie durch den Garten, da er sonst sie direkt auf der Straße aufgegriffen hätte. Das Beste war natürlich, dass Andrew ihre Hosentaschen nicht geleert hatte und noch immer den Hausschlüssel hatte. Humpelnd nahm sie so viele Abkürzungen die sie nur kannte, machte aber trotz allem einen großen Bogen um die Hauptstraße. Immer wieder musste sie kurz stehen bleiben und verschnaufen, da ihr linker Fuß so weh tat. Der Verkehr wurde immer weniger, da es wahrscheinlich schon ziemlich spät war. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es schon halb zwölf war. Na toll bis sie zu Hause war und schlafen konnte, würde sie wohl ganze sieben oder sechs Stunden schlafen können, bis sie wieder in die Arbeit musste. Nach mindestens weitern vier Pausen, kam sie endlich an. Die Treppen hüpfte sie einigermaßen nach oben und schloss sofort die Tür hinter sich ab und verrammelte alle Fenster sicherheitshalber. Tot müde viel sie auf die Luftmatratze und schlief sofort ein.

Mit ziemlichen Rücken und Fußschmerzen wachte sie am nächsten Tag auf und humpelte ins Bad. Dort schaltete sie das Licht ein, zog sich aus und begutachtete ihren Rücken im Spiegel. Wie sie es schon vorausgeahnt hatte, war ihr Tattoo, welches eine offene Wund darstellte, aus der Kirschzweige hinauswuchsen mit Blühten, hatte sie zusätzlich an den Ästen ein paar Dornen verpassen lassen jetzt blaue Flecke und Blutergüsse zierten. Ihr Fuß sah nicht besser aus. Er war zwar nur stark verstaucht und ein wenig geschwollen aber trotzdem war es ziemlich blöd. Um nicht allzu viel Zeit zu vergeuden, stieg sie in die Dusche und wusch sich so schnell es ging. Im Wohnzimmer zog sie sich an, schrieb Emilian eine SMS in der Hoffnung er möge sie heute in die Arbeit fahren und danach wieder nach Hause, da sie Angst hatte, Andrew könne wieder kommen und sie erneut wieder zu sich schleppen und ihr schlimmere Dinge antun. Während sie auf eine Antwort wartete, aß sie ein belegtes und machte sich im Bad fertig. Dann meldete sich ihr Handy, welches sie nur in Notfällen benutzte. Emilian hatte eingewilligt und würde in zehn Minuten unten auf sie warten, was gut war. So könnte sie fünf Minuten lang überlegen, was für eine Ausrede bei ihm funktionieren würde wegen ihrem Humpeln und fünf Minuten lang die Treppe nach unten zu gehen. Zu sagen sie sei die Treppe runter gefallen konnte sie direkt streichen. Das würde ihr niemand abkaufen. Doch sie könnte sagen sie sei gestern Abend noch Joggen gewesen und wäre dabei falsch mit dem Fuß aufgekommen. Das würde jedenfalls plausibler sein als die Geschichte mit der Treppe. Zufrieden ging sie die Treppen langsam runter und musste noch nicht einmal warten, da er auch schon um die Ecke gefahren kam und direkt vor ihrer Haustür zum stehen kam.

>>Hey was ist denn mit dir passiert? <<, fragte er da auch schon, als sie einstieg. >>Ich habe versucht Sport zu machen reicht dir das? <<

>>Sport? Lass mich raten du bist umgeknickt und dabei gleichzeitig gegen einen Baum gelaufen? <<, fragte er belustigt. >>Genau so war es <<, stimmte sie mit ein, aber nur damit er nichts bemerkte. Oh man das wäre geschafft. >>Wieso fährst du nicht? <<, fragte sie nun doch etwas leicht panisch. >>Willst du wirklich so arbeiten gehen? <<, fragte er nun skeptisch. >>Klar. Mein Magen und mein Kühlschrank füllt sich nicht von alleine weißt du? <<

>>Das wäre ja mal was Neues. <<

Nicht ganz zufrieden fuhr er dann doch los und ging sogar mit rein, was recht gelegen kam, da Tanja und Sam schon da waren und er so die anderen hoffentlich davon abhalten würde, dass sie im unpassenden Moment in die Umkleide kommen würden. Beide hatten große Augen gemacht, als sie Felia rein humpelnd gesehen haben. >>Was ist denn mit dir passiert? <<, kam es von beiden wie aus einer Pistole geschossen. >>Sport! <<, sagte sie nur und verzog sich auch schon zum umziehen, während Emilian sein wissen zu diesem Thema beisteuerte. So schnell sie konnte nahm sie ihre Sachen aus dem Spint und legte diese auf die Bank in der Mitte und zog schnell ihr Oberteil aus, um das andere anziehen zu können, da so das schlimmste verborgen blieb. Mit dem Rücken zur Tür, steckte sie ihre Arme in das Oberteil und wollte gerade es über den Kopf ziehen, als die Tür aufging und Tanja schon los plapperte. >>Also die Story glaube ich … Oh fuck! Was ist dir denn passiert? <<, schnell kam sie auf sie zu, während Felia sich geschockt umdrehte und das T-Shirt anzog.

>>Nichts. <<

>>Verdammt lüg mich nicht an! Das sieht nicht nach nichts aus! <<

Ohne darauf zu reagieren, schlüpfte sie aus der Hose und in die Arbeitshose rein und dann in die Schuhe. >>Komm setzt dich und erzähl mir bitte was passiert ist <<, redete Tanja nun mitfühlend weiter. Mitgefühl war nun das letzte, was sie gebrauchen konnte! Ohne darauf einzugehen, ging sie aus der Umkleide, auch wenn ihr Fuß weh tat und ging störrisch weiter. Die beiden Kerle, die ihre Köpfe zusammengesteckt hatten, sahen nun zu ihr auf. >>Felia warte! <<, rief Tanja ihr hinter her und schnappte sie auf der Höhe der Kerle. >>Bitte rede mit mir oder mit Emilian oder Sam! Du musst dich jemanden anvertrauen. <<

>>Wieso was ist passiert? <<, fragte nun Emilian. Super! Jetzt hatte sie von allen die volle Aufmerksamkeit. Danke Tanja! Böse sah sie ihr in die Augen. >>Lass mich los <<, sagte sie monoton. >>Nicht bevor du mit jemanden darüber gesprochen hast <<, meinte sie stur. >>Verdammt noch mal! Misch dich gefälligst in deine eigenen Gelegenheiten ein und nicht in die anderer! <<, fauchte sie ihre Freundin an und wollte einfach nur noch weg. Verwirrt sahen die beiden Kerle zwischen ihnen hin und her und versuchten zu verstehen worum es ging. >>Nein das werde ich nicht! Nicht solange das hier geklärt ist! Nicht so lange es dir nicht gut geht. Du willst hier nur die Starke spielen und gibst hier eine Person zu sein, die du eigentlich nicht bist! So kann kein Mensch leben noch nicht einmal du! <<

>>Erfahren wir endlich auch mal von jemanden worum es geht? <<, fragte Sam.

Tränen schossen in Felias Augen und rannen ihr über die Wangen. >>Das sollte nie raus kommen! <<, japste sie nach Luft schnappend und stürmte in die Toilette für Mitarbeiter und sperrte sich dort ein. Schluchzend glitt sie die Tür hinab auf den Boden und krümmte sich weinend zusammen. Sie hatte nie gewollt, dass es jemals raus kommt und schon gar nicht wollte sie mit jemand darüber reden. Jahrelang hatte sie es geschafft und nun das. Jeder beschissene Schlag, den ihr Andrew verpasst hatte, hatte sie gestärkt und hatte all die Jahre nicht geweint und jetzt heulte sie auf dem Fußboden der Toiletten. Felia hatte nie Mitleid gewollt egal von wem. Jetzt hatte sie gleich von drei, wenn nicht sogar schon von vier Personen Mitleid. „Du willst hier nur die Starke spielen und gibst hier vor eine Person zu sein, die du eigentlich nicht bist!“, hallte ihr der Satz von Tanja durch den Kopf. Stimmte das denn überhaupt? War sie wirklich jemand, der sie nicht wahr? War sie wirklich nicht stark sondern redete es sich Tag ein und Tag aus ein? Wieder schluchzte sie laut auf und weitere heiße Tränen folgten den vergossenen, als würden sie ihr so die Wahrheit des Satzes bestätigen. Schützend schlang sie ihre Arme um den Körper und wiegte sich vor und zurück. Desto länger sie hier saß, desto mehr Sinn ergab das Ganze. Wäre sie wirklich stark gewesen all die Zeit lang, hätte sie nicht so geschuftete wie ein Tier und wäre ohne zu zögern nach Hause gegangen und hätte sich gegen die Schläge, Einschüchterungen und Beschimpfungen gewährt, anstatt nachzugeben, sich im Zimmer einzuschließen und sich hinter einem Küchenmesser versteckt. Ja sie war schwach und nicht stark wie sie es sich all die Jahre eingeredet hatte. Ein zaghaftes Klopfen ertönte an ihrer Tür. >>Hey Schätzchen, kann ich rein kommen? <<, fragte Emilian leise und unsicher. Offenbar hatte er Angst sie zu stören oder das sie sich in der Toilettenschüssel ertränkt hätte. Ein wenig wiederwillig rutschte sie von der Tür weg und drehte den Schlüssel um. Erst nach ein paar Sekunden öffnete sich die Tür zaghaft und ihr Freund lugte durch den Türspalt. Offenbar hatte er gedacht sie auf der Kloschüssel wiederzufinden, da er erst in diese Richtung sah und dann verwirrt nach unten zu ihr auf den Boden. Ohne ein Wort zu sagen, quetschte er sich hinein zu ihr, schloss die Tür und setzte sich ihr Gegenüber. Weder er noch sie konnten sich ansehen und eigentlich hatte sie vermutet, dass er mit ihr reden würde, doch er tat nichts. Saß einfach nur da und schweig. Die Minuten verstrichen und Felia wusste, dass schon Gäste da waren und sie eigentlich arbeiten musste, doch noch fühlte sie sich nicht im Stande dazu da raus zu gehen und so zu tun, als wäre nie etwas gewesen. >>Ich habe immer gedacht, das ich stark bin, doch Tanja hat recht. Ich bin schwach und bin es immer gewesen. Irgendwie frage ich mich schon, wie naiv ich denn sein konnte zu denken, dass es nie mals raus kommen würde <<, murmelte sie irgendwann und sah ihren besten Freund noch immer nicht an. >>Glaub mir du bist nicht schwach. Denn wärst du es, wärst du jetzt nicht hier und hättest den Entschluss nicht gefasst auszuziehen. Denn nur starke Persönlichkeiten schaffen das. Das kannst du mir glauben. <<

>>Komm das sagst du nur so <<, meinte sie und warf ihm einen kurzen Blick zu. >>Hallo? Ich meine es nicht ich weiß es! Ich spreche aus Erfahrung! Wäre ich nicht irgendwann ausgezogen von zu Hause und meinen Eltern nicht gebeichtet das ich Homosexuell bin, würde ich wahrscheinlich noch immer bei ihnen Wohnen und meine Sexuellen Neigung unterdrücken und mit der besten Schwiegertochter, die sich jede Mutter für ihren Sohn sich wünschte zusammen sein. <<

Ihre Mundwinkel zuckten und konnte es nicht verhindern zu grinsen. >>Du und mit einer Frau zusammen sein <<, schmunzelte sie und sah ihn an. >>Horror <<, grinste Emilian zurück und behielt das lächeln. >>Weißt du es tut mir Leid. Es tut mir Leid das mir nichts aufgefallen ist, denn dann wäre dir so einiges erspart geblieben, denn meine beste Freundin verdient so etwas nicht. Niemand verdient sowas. <<

>>Klar du wärst in Lack und Leder aufgetaucht und hättest ihn ausgepeitscht <<, grinste sie ein wenig und sah auf ihre Hände. >>Nicht doch! Ich und Lack und Leder? Ich glaube du spinnst doch! Ich habe mir neulich so was Heißes aus diesem Dessous Shop geholt. Das würde dir gefallen mit flauschigen Federn und feuerrot mit passenden flauschigen Handschellen <<, erklärte er.

>>Bitte! <<, rief sie. >>Ich möchte es nicht wissen, denn sonst werde ich dich die ganze Zeit in diesem Fummel sehen! <<, flehte Felia und musste den Kopf schütteln, als sie ihn in so einem Teil die Kunden bedienend vorstellte. Leise lachte er vor sich hin. >>Möchtest du, dass ich dich nach Hause fahre? <<, fragte er nun ein wenig ernster. Schnell schüttelte sie den Kopf. >>Wenn ich das mache, werde ich mich unter die Bettdecke verkriechen und mehrere Tage nicht mehr raus kommen. <<

Wissend nickte er. Doch dann wurde sein Gesicht ziemlich ernst, als er sie ansah. >>Bitte ich möchte kein Mitleid und ich werde auch nicht zur Polizei gehen, um ihn anzuzeigen <<, wehrte sie sich sofort. Trotzdem blieb Emilian ernst. >>Ich denke das zweite werden wir dir leider nicht ersparen können <<, sagte er etwas kühl. >>Was? Wieso? <<

>>Er war da und ziemlich aufgebracht. Eric hat sofort die Polizei angerufen und die Türen abgeschlossen, damit er nicht fliehen konnte. <<

Überrascht sah sie auf. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Eher hatte Felia gedacht, das Andrew wieder abends nach ihrer Arbeit mit dem Auto auftauchen würde, um sie zu holen. >>Keine Sorge, sie haben ihn schon mitgenommen, sie wollten nur dass sobald es dir besser geht du zu ihnen kommst, um eine Aussage zu machen. Wenn du möchtest fahre ich dich auch dort hin und begleite dich und ich verspreche dir, du wirst ihn weder dort noch generell sehen müssen <<, dabei legte er seine rechte Hand aufs Herz und die linke hob er in die Höhe. >>Das wäre nett <<, murmelte sie nun. >>Sag einfach Bescheid wann du fahren möchtest okay? <<

Nickend sagte sie zu und erhob sich von dem kalten Fließboden. >>Kann ich noch was für dich tun? <<, erkundigte er sich nun, als er sich ebenfalls erhob.

>>Kannst du mit den anderen reden, dass sie nicht mit der mitleidstour kommen sollen und generell mit mir darüber reden wollen? Denn ich möchte darüber nicht reden. <<

>>Klar und wenn du doch mal reden willst, weißt du ja wo ich bin. <<

Dankend überquerte sie die paar Zentimeter zwischen ihnen und umarmte ihn. Sofort zog Emilian Felia an sich, achtete aber dabei genau auf ihren Rücken. Die Wärme und Geborgenheit fühlte sich wunderbar an und füllte ihre Energie neu auf. Tief atmete sie noch einmal durch, ehe sie die Tür öffnete und in den Mitarbeiterraum ging, um sich dort die Haare und die Schminke zu richten. Gleichzeitig gab sie Emilian genügend Zeit um mit den anderen in Kontakt zu treten.

Emilian blieb die ganze Zeit im Rivers und wollte einfach nicht gehen, auch wenn sie ihm des Öfteren versichert hatte, dass sie auch gut ohne ihn klar kommen würde. Tanja hatte sich entschuldigt für ihre Sätze, die sie ihr an den Kopf geworfen hatte, doch Felia verwarf dies direkt und stimmte den Sätzen zu, da ja bis zu einem gewissen Grad es ja stimmte. In der Mittagspause fuhren sie nun zur Polizei. Eric hatte ihr sogar die Pause verlängert, was ja auch schon zu erwarten war. Ihr Herz pochte wie wild und ihre Hände wurden kalt und nass. Das Gebäude war ziemlich alt und in den Nischen des Gebäudes saßen die Stadttauben und sahen zu einem hinab, wobei man sich doch ziemlich beobachtet fühlte. >>Das schaffst du schon <<, meinte Emilian und fuhr ihr ermutigend über den Oberarm. Schon in der großen Eingangshalle herrschte reges Treiben. Am Empfang saß eine Polizistin die telefonierte, Passanten die auf den Wartestühlen saßen und sich ständig umsahen oder auf die Uhr sahen und Polizisten, die die Wartenden abholten oder schwere Ordner durch die Gegend schleppten. Geduldig standen sie am Empfang und warteten, bis sie an die Reihe kamen. Die Frau mit den blonden Haaren und der Lesebrille auf der Nase sah kurz zu ihnen auf und ließ die ganze Zeit einen Bleistift durch ihre Finger gleiten. >>…einen Moment bitte. Ich verbinde sie mit ihm. Bleiben sie bitte dran <<, sie drückte einen Knopf am Telefon, wartete einen Moment und legte dann auf. >>Guten Tag was kann ich für sie tun? <<, fragte sie freundlich und ließ ihren Blick zwischen Emilian und Felia gleiten. >>Wir sind hier um eine Aussage gegen Herrn Liva zu machen. Ein Polizist hatte uns gebeten zu kommen <<, erklärte Emilian und sah sich dabei kurz um, als würde er die betreffende Person vielleicht ja sehen. >>Wie ist denn ihr Name? <<

>>Emilian Thompson und Felia Mayla Liva. <<

>>Okay setzten sie sich bitte noch kurz, sie werden dann abgeholt <<, meinte die Frau und notierte sich ihre Namen. Nickend nahmen sie Platz bei den anderen Passanten und warteten bis sie dran kamen. Nervös sah sie sich um. Hinter dem Empfang waren ein paar Zimmerpflanzen aufgestellt, die die Atmosphäre lockerte. Um in den Hauptbereich zu gelangen, musste man durch eine Glastür gehen, da das ganze durch eine Glaswand abgetrennt war. Um dort hinein zu kommen, musste man entweder von innen hinein gelassen werden oder mit einem Schlüssel. Direkt in der Mitte von ihr aus gesehen, befanden sich eine kleine Sitzgruppe, eine große Zimmerpflanze und zwei Automaten mit Kaffee und Süßem. Ein langer Flur führte in die vielen Büros, die alle Glastüren besaßen und alle hatten Lamellenvorhänge davor in blau. Die Stühle in dem Empfangsraum waren braun und hatten nur für den Allerwertesten braune Polster, die relativ dünn waren und kaum etwas brachten. Die Wände waren in einem zarten Grauton gehalten, genauso wie die Bodenfließen, was relativ kalt und ein wenig düster wirkte. Ab und zu kam ein Polizist und holte jemanden ab, der als nächstes dran kam. Emilian sah sich ebenfalls um und verzog ziemlich oft das Gesicht bei dem Anblick, welcher ihm bot. >>Also ein wenig Farbe würde hier echt nicht schlecht kommen. So ein zartes pink oder lila wäre nicht schlecht <<, schlug er vor und sah sie an, um ihre Meinung einschätzen zu können. Prustend schlang sie ihre Arme um den Bauch und konnte sich kaum halten. Auch die anderen Personen im Raum sahen sie komisch an, genauso wie ihr bester Freund. Langsam kriegte sie sich ein und sah ihn lächeln an. >>Was denn? Es war doch nur eine Idee! Und so schlecht ist sie nun auch wieder nicht <<, beharrte er und boxte ihr spielerisch in den Arm. >>Ist klar <<, meinte sie und tätschelte seinen Kopf. In diesem Moment öffnete sich wieder die Glastür und ein Schrank von Mann stand im Türrahmen in Uniform und in voller Montur, was so alles dazugehörte. >>Frau Liva und Herr Thompson bitte <<, hallte die dunkle tiefe Stimme durch den Raum. Sofort wurden die beiden ernst und standen fast gleichzeitig auf und gingen oder bessergesagt humpelte sie zum ihm. Der Blick des Beamten blieb an ihr hängen und trat zur Seite, damit sie eintreten konnten. Die Tür schloss sich hinter ihnen und der Kerl reichte ihnen die Hand. >>Ich bin Officer Nolan, folgen sie mir bitte. <<

Zusammen gingen sie den langen Flur nach rechts und gingen dann nach links in sein Büro. >>Setzten sie sich bitte <<, und zeigte dabei mit der Hand auf die zwei Stühle vor seinem Schreibtisch. Das Büro war ziemlich karg eingerichtet. Nur ein Computer, das Zubehör dazu, ein paar Papiere und Stifte und ein Bild mit einem Schäferhund standen auf dem großen Schreibtisch. In der Ecke stand ein großer Aktenschrank direkt neben der Tür. Auch hier waren die Wände in einem zarten Grauton. >>Sie sind hier um sich über Herr Liva zu äußern. Ist das richtig? <<, erkundigte er sich und sah die beiden an. >>Ja <<, gab sie mit leicht brüchiger Stimme zu. >>Sind sie die Tochter? <<

>>Stieftochter. <<

>>Und sie sind das Opfer richtig? <<

Etwas verklemmt schüttelte sie den Kopf und sah auf den Rand des Schreibtisches vor ihr. Opfer. Das klang so eigenartig in ihrem Kopf. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie sich noch nie als solches gesehen hatte und sich auch so nie bezeichnet hatte. >>Und in welcher Beziehung stehen sie zu dem ganzen? <<, fragte er Emilian. >>Ich bin der beste Freund und Arbeitskollege von Felia. <<

>>Haben sie davon gewusst? <<

>>Nein ich habe davon erst heute erfahren. <<

>>Und wenn ich fragen darf wieso sie heute hier sind? <<, erkundigte er sich weiter und schrieb alles auf in den Computer. >>Um sie zu begleiten, da sie darauf bestanden hat. <<

>>Stimmt das denn Miss? <<

Wieder nickte sie und sah ihn nicht an. >>Okay ich würde gerne das Gespräch ab hier mit aufzeichnen fürs Protokoll. Wenn sie damit einverstanden sind. <<

>>Okay. <<

Aus einer Schublade zog er ein Aufnahmegäret hervor und platzierte es zwischen ihr und ihm und drückte auf einen Knopf. >>Also Frau Liva. Erzählen sie doch bitte, wann das ganze Angefangen hat. <<

>>Es… es hat angefangen als meine Mutter eines Tages verschwunden ist. Ein paar Wochen später hatte er angefangen zu trinken und hatte dann mit allem angefangen. <<

Während der Erzählung, verknotete sich ihr Magen dabei schmerzhaft und sie ließ das Gerät keine Sekunde aus den Augen. Bilder traten vor ihrem Geistige Auge auf, als sie das erste Mal hatte ihn trinken sehen. Überall lagen Bierdosen und eine angefangene Whiskyflasche im Wohnzimmer und Küche verteilt. >>Wann war das genau? <<, fragte nun der Polizist etwas sanfter. >>Als ich siebzehn war. Vor sechs Jahren. <<

Geschockt sog Emilian neben ihr die Luft ein, sagte aber nichts zu dem ganzen. Was er nun wohl dachte? >>Womit hatte den Herr Liva angefangen? <<

>>Er hatte angefangen mich zu schlagen, zu bedrohen und schlechtzumachen. <<

Ein schauer durchfuhr sie, als sie an das erste Mal zurück dachte. Andrew hatte ihr die Schuld zugesprochen, dass ihre Mutter gegangen sei und nun müsse sie ihre Rolle übernehmen und dafür bestraft werden. >>Hat er sie nur mit der Hand geschlagen oder auch mit anderen Gegenständen und womit hat er ihnen gedroht? <<

>>Er hat auch auf mich eingetreten und mich mit leeren Bierdosen beworfen. Er hatte mir damit gedroht mich… mich einzusperren im Keller, wenn ich nicht meinen Mund halten würde und nicht das tun würde, was er verlangte. <<

Ohne es bewusst wahr zu nehmen, schlang sie ihre Arme um ihren Körper und lehnte sich ein wenig tiefer in ihren Stuhl. >>Haben sie sich jemals gewährt oder sich einer Person anvertraut? <<

>>Nein ich bin zu niemanden gegangen. Ich habe eines Nachts das größte Küchenmesser in meinem Zimmer versteckt, damit er nicht in mein Zimmer kommen konnte, wenn er es wollte. <<

>>Wo ist dieses Messer jetzt? <<

>>In meiner neuen Wohnung. <<

>>Wo ist diese und haben sie jemals dieses Messer benutzt? <<

>>Ja habe ich. Jedes Mal wenn er mir hinter her lief, wenn er mir etwas antun wollte, bin ich in mein Zimmer geflohen und habe es ihm vor die Nase gehalten und ihm gedroht, sollte er nicht sofort mein Zimmer verlassen, würde ich es gegen ihn benutzten. Dann ist er immer wütend gegangen. <<

>>Sie wohnt jetzt in der Flower-Bridge-Street fünfzehn <<, half Emilian ihr aus. >>Seit wann wohnen sie dort? <<

>>Seit letzte Woche Freitag. <<

>>Sind sie danach noch einmal zu ihrem alten Wohnort zurück gekehrt? <<

>>Nein. Gestern Abend nach meiner Arbeit wollte ich nach Hause und auf dem Parkplatz stand dann Andrew und hatte mich dann zu seinem Auto gezerrt und dann… dann hat er meinen Kopf gegen das Auto geschlagen, damit ich bewusstlos wurde. <<

Wieder sog Emilian scharf die Luft ein und veränderte seine Sitzposition. >>Was ist dann passiert? <<, drängte Officer Nolan sanft weiter zu erzählen. >>Ich… ich bin in meinem Bett aufgewacht und wollte wieder fliehen, doch er hatte die Haustür abgeschlossen. Ich wollte dann durchs Küchenfester fliehen doch… doch er kam hinterher und hatte mich an den Haaren zurück gezogen und auf den Boden geschmissen. Er… er hat dann auf mich eingetreten <<, endete sie und schielte kurz zu Emilian, der seine Hände zu Fäuste geballt hatte und sein Gesicht vor Wut verzerrt hatte. >>Was ist dann passiert? <<

>>Er hat mich liegen lassen. Etwas später konnte ich dann zurück in mein Zimmer gehen und mich durchs Fenster abseilen mit Hilfe der Bettlacken, doch es hatte sich gelöst, weswegen ich jetzt einen verstauchten Fuß habe. Dann bin ich zurück nach Hause und am nächsten Morgen also heute bin ich in die Arbeit. <<

>>Okay das wars dann <<, meinte Nolan und schaltete das Aufnahmegäret aus. >>Ich rufe jetzt eine Kollegin, mit der sie dann mitgehen und Bilder von ihren Verletzungen macht okay? <<

Wieder nickte sie knapp. Wieder würde jemand Felias Rücken sehen. Ihr wurde ziemlich mulmig dabei und sah wieder auf die Tischkante. >>Möchten sie eine Anzeige gegen Herr Liva erstatten wegen Missbrauch? <<

Würde es denn etwas bringen? Was würde er denn dann machen mit ihr, wenn er wieder frei kommen würde und sie sich schnappen würde? >>Felia? <<, fragte nun Emilian. >>Was würde denn eine Anzeige denn bringen? <<, erkundigte sie sich nun und sah kurz zum Polizisten. Seine grünen Augen lagen ruhig auf ihr und musterten sie. Die durchtrainierten Arme stütze er auf seinem Schreibtisch ab und war leicht darüber gebeugt. >>Nun. Er würde wegen schwerer Köperverletzung verurteilt werden. Doch welch eine Strafe er dafür bekommen würde, kann ich ihnen noch nicht sagen. Und wenn sie wollen, können sie auch bei ihrer Rechtsantragsstelle eine Einstweilige Verfügung beantragen damit er sich nicht innerhalb eines bestimmten Radius nähern darf. <<

>>Und muss ich beim Prozess dabei sein? <<, sie wollte auf gar keinen Fall nochmal vor ihm stehen und sein Gesicht weder sehen noch seine Stimme hören.

>>Nein das müssen sie nicht. Wir haben ja ihre Aussage aufgenommen. <<

>>Okay dann werde ich Anzeige erstatten. <<

>>Okay dann besorge ich schon mal die Papiere und meine Kollegin wird sie dann gleich abholen. <<

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Kapitel 5

 

Endlich fuhren sie wieder zurück ins Rivers. Andrew würde sich vor Gericht verantworten müssen und würde bis dahin in Untersuchungshaft bleiben. >>Du hast richtig entschieden <<, sprach endlich Emilian mit ihr, als sie unterwegs waren. >>Findest du? <<, murmelte sie und sah zu ihm rüber. >>Klar. <<

Wieder wandte sie ihren Blick aus dem Fenster und beobachtete die Menschen auf dem Fußweg, als sie an einer roten Ampel standen. >>Ich muss sagen das Officer Nolan eine richtige heiße Sahneschnitte ist! <<, meinte er weiter. Felia lachte auf und boxte ihm in den Arm. >>Aua! <<

>>Vergiss mein lieber nicht, dass Chris dein neuer ist. <<

>>Schon klar. Man wird ja wohl noch träumen dürfen ja? <<

>>Aber wenn es mal vorbei sein sollte zwischen euch, was ich nicht hoffe, kannst du dich ja bei mir melden. Er hat mir ja seine Visitenkarte gegeben. <<

>>Oh keine Sorge das habe ich mitbekommen <<, grinste er breit und fuhr weiter. Felia musste ebenfalls grinsen und freute sich schon auf die Arbeit. Insgesamt hatten sie eine geschlagene Stunde auf dem Revier verbracht. Hinter dem Rivers parkte er dann und gingen gemeinsam rein. Drinnen war es ziemlich voll und die arme Tanja hetzte sich ab und sah ziemlich mies aus. >>Komm ich helfe dir <<, meinte sie und nahm ihr Tablett und ihren Geldbeutel und bediente ihre eigenen Tische, während Emilian kurz für Tanja einsprang, damit sie ihre Pause machen konnte.

Irgendwann fuhr Emilian sie heim und fuhr auch schon wieder zurück zur Arbeit. Gerade oben angekommen, wollte sie sich über den Kühlschrank her machen, doch er war leer. Leer verdammt! Fluchend zog sie wieder ihre Schuhe an, nahm eine Einkaufstasche und ging wieder raus um Nachschub zu besorgen. Die Schlange an der Kasse in dem kleinen Laden war ziemlich lang. Oh das kann ja noch heiter werden. Am Fließband lehnte sie sich mit der Hüfte an, während sie wartete um ihren Fuß zu entlasten. Etwas genervt sah sie sich um und beäugte die Ware, die an der Kasse stand, um kleine Kinder anzulocken. Aber auch für die Erwachsenen war etwas dabei. Eine Packung Batterie für ihre Taschenlampe wäre doch nicht schlecht, dachte sie sich und legte sie aufs Band. Endlich kam sie dran und war froh nach wenigen Minuten wieder an der frischen Luft zu sein. Draußen war es schon dunkel und Motten jagten um das Licht der Straßenlaternen. Dieses Mal sah sie sich um, auch in die Gasse, mit der sie schon Bekanntschaft gemacht hatte. Nichts war zu sehen. Irgendwie wünschte Felia sich schon, das er auftauchen würde, doch was dann? Ach das war doch absurd. Eher würde sie noch im Gefängnis landen weil sie ein Verhältnis mit einem Mörder hatte und dies der Polizei verschwiegen hatte. Ein kräftiger Wind zog auf und die Wolken am Himmel wurden dichter und dunkler. Ein Donnern grollte über ihr und brachte sie zum zittern. Von wo tauchte das Gewitter denn jetzt auf? Es war doch noch alles schön und friedlich gewesen. Ein Blitz erleuchtete die Stadt und erneut ertönte das Donnern am Himmel. Regen setzte nun ein. Erst war er ganz leicht und wurde immer dichter und stärker, bis es wie aus Eimern schüttete. Oh nein! Das hatte ihr ja noch gefehlt! Schnell humpelte sie weiter und wollte möglichst schnell nach Hause. Ein gurren ertönte laut hinter ihr und ein kalter Schauer durchfuhr sie. Wie versteinert blieb sie stehen und drehte sich in Zeitlupe um. Ein großes hässliches Vieh stand ein paar Meter von ihr entfernt. Spitzige lange Zähne ragten aus seinem langen Maul. Es stand nur auf seinen langen Hinterbeinen, denn seine Vorderbeine waren ziemlich kurz und dünn, doch mit langen scharfen Krallen ausgestattet. An sich erinnerte es einen an ein Känguru. Nur der Gang und die Körperhaltung natürlich. Tiefe Kratzspuren die bluteten waren an seiner langen Schnauze. Auf dem Nacken standen etwas längere klebrige Haare ab. An sich hatte es schwarze Haare am ganzen Körper. Nur auf dem Rücken waren zwischendrin schleimige rote und gelbe Punkte, die an eitrige Pickel erinnerten. Die Augen waren eher recht klein und passten nicht zum allgemein Bild von seinem Körper. Sie funkelten in rot und gelbtönen wie diese Punkte auf ihrem Rücken. Es öffnete sein Maul ein wenig und wieder ertönte ein gurren von diesem Ding. Wieder leckte ein Blitz sich am Himmel entlang und erhellte die Szene, die sich Felia bot. Träumte sie gerade etwa? Ja sie musste träumen, denn solche Wesen gab es nicht auf dieser Welt, die aussahen, als wären sie gerade aus der Hölle spaziert. Langsam bewegte es sich auf sie zu und ein breites grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus und gab dabei wieder Laute von sich, die nicht von dieser Welt stammen. Es gurrte und keckerte wie eine Katze. Wie in Zeitlupe ging sie Rückwerts und als das Wasen ein klein wenig schneller wurde, drehte sie sich nun ganz um und rannte um ihr Leben. Der Regen ließ einfach nicht nach und ihre ganzen Haare und Klamotten klebten an ihr, was nicht unbedingt gut beim rennen war. Felia hörte, wie es ebenfalls schneller wurde und ihr hinterher rannte, doch genau nachsehen wollte sie dann doch nicht, da sie Angst hatte dabei zu fallen. Der Wind wendete seine Richtung und trug nun den Gestank des Wesens in ihre Nase und sie dachte, sie müsse sich gleich übergeben. Es war eine Mischung aus altem Schweiß, ein Geschäft voller Parfüms und einem Komposthaufens. Schnell bog sie um die Ecke in die Straße, in der sie wohnte. Wieder ertönte das Gurren und es schien ihr, als sei es näher als ihr lieb war. Die pure Panik zog wie wild an ihren Nerven und an ihrem Verstand und verschlimmerte das Ganze nur. Da! Ihre Wohnung! Sie konnte sie schon sehen! Während des Laufens, versuchte sie ihren Hausschlüssel aus der Hosentasche zu bekommen, um möglichst schnell hinein zu kommen. Immer wieder strengte sie sich an schneller zu laufen, auch wenn ihr dabei der Fuß schmerzte, doch der hatte jetzt nichts zu melden, denn ihr Leben so vermutete sie hinge nun am seidenen Faden. Sie war fast da. Nur noch zwei Meter und sie stände vor der Haustür. Ihre Lungen brannten, doch stehen bleiben und Luft holen kam absolut nicht in Frage. An der Haustür angekommen, ging das äußere Licht automatisch an und erhellte ihre Schlüsselsuche. Gerade als sie den richtigen Schlüssel gefunden hatte und dabei war ihn hinein zu stecken, viel er ihr auf den Boden, da ihre Hände so sehr zitterten. Panisch sah sie nach diesem Monster, der irgendwie nun vergnügt langsamer wurde und wie ein Tiger auf der Lauer näher kam. Blind fischte sie nach den Schlüsseln und suchte erneut. Endlich hatte sie den Schlüssel im Schloss. Schnell drehte sie ihn rum und trat ein. Als das Vieh sah, das Felia vor seiner Nase verschwinden würde, hob es geschockt seinen Kopf und rannte nun die letzten wenige Meter auf sie zu. Mit zitterigen Händen und Knien stemmte sie sich gegen die Tür und schaffte in letzter Sekunde sie zu schließen direkt vor seiner Nase. Mit den Vorderpfoten kratzte es an der Glastür und heulte wie ein Wolf auf und fletschte dann die Zähne. Sie dachte schon, dass sie gleich in Ohnmacht fallen würde, doch sie zwang sich die Treppen nach oben zu Laufen und die Haustür hinter sich abzuschließen und die Fenster in ihrer Wohnung zu verrammeln. Zitternd glitt sie an der Wand neben der Balkontür zu Boden und wusste nicht, was eben passiert war. Die Einkäufe, die sie wie eine blöde festgehalten hatte anstatt sie los zu lassen, hatte sie neben der Haustür fallen lassen. Ihr Herz raste wie eine Dampflockmaschine und ihr Atem ging nur noch stockweiße. Langsam tropfte das Wasser aus ihren Haaren und der Kleidung auf den Teppichboden. Mit Knien, die sich wie Wackelpudding anfühlten, stand sie auf und schaffte es irgendwie die Einkaufstasche zu leeren und sich danach unter die warme Dusche zu setzten. Der Hunger war ihr schon längst vergangen. Das warme Wasser wärmte sie wieder auf, doch es brachte nichts gegen das Zittern. Felia wach auch! Es ist nur ein böser Traum. Nichts weiter als ein Traum. Doch wie es schien brachte es nichts. Sie musste sich schon fast zwingen das Wasser abzustellen und sich in ein Handtuch zu wickeln. Irgendwie empfand sie es als ziemlich schlimm ihr erlebtes niemanden erzählen zu können, denn wer würde ihr denn schon glauben? Niemand. Mit geföhnten Haaren, schlüpfte sie in ihr Pyjama und danach unter die Bettdecke. Schützend zog sie ihre Beine bis zur Brust hoch und schlang ihre Arme um den Körper. Sobald sie nur die Augen schloss, tauchte dieses Bild von diesem Monster auf und musste sofort die Augen wieder öffnen. Na toll wie es schien würde sie heute keinen Schlaff bekommen. Ständig wälzte sie sich hin und her, doch es brachte nichts. Ein Klopfen ertönte an den Rollläden vom Balkon. Felia schrie auf und zog die Bettdecke über den Kopf, auch wenn sie genau wusste dass es kindisch war. Wieder klopfte es. Angst und Neugier vermischte sich in ihr. Wer könnte es sein? Wie kam die Person überhaupt auf den Balkon? Vorsichtig schlug sie die Bettdecke zurück und trat so leise wie möglich ans Fenster. Durch einen kleinen Schlitz in den Rollläden lugte sie hindurch und hatte schon fast das Monster erwartet. Doch das war es nicht. Nein es war der Kerl, der da im Regen stand und wartete. Der Kerl mit den blauen Augen und den lila Sprenkel. Oh nein! Den würde sie ganz sicher nicht rein lassen. Am Ende würde er sie noch umbringen wie dieses Pärchen vor ein paar Tagen. >>Ich weiß da du da bist <<, drang seine Stimmte gedämpft zu ihr hindurch. Ein schauer fuhr ihren Rücken hinab und musste sich schütteln. >>Mach mir dir Tür auf. Wir müssen reden. <<

Ha! Wovon träumte er denn nachts? Ganz sicher nicht mein lieber! Dachte sich Felia und trat langsam ein paar Schritte zurück. >>Jetzt mach endlich auf! Ich verspreche ich werde dir nichts tun okay? <<

>>Das kannst du vergessen. Ich bin nicht dumm ja? <<, bellte sie zurück und blieb mit verschränkten Armen stehen. >>Jetzt werde doch nicht Zickig verdammt! Es geht darum was heute passiert ist! <<, fluchte er vor sich hin. >>Falls du schon wieder jemanden kalt gemacht hast, kann ich dir versichern dich nicht gesehen zu haben! <<, meinte sie kalt. >>Wenn du mich nicht gleich rein lässt, werde ich heute auf jeden Fall dich umbringen und dann kannst du sogar dabei zusehen klar? <<, knurrte er und schlug einmal fest gegen die Rollläden, wobei sie zusammen zuckte. >>So ganz sicher nicht! <<, flüsterte sie und setzte sich auf die Luftmatratze. >>Ach und wie dann? <<, meinte er. Wie zum Teufel hatte er dies hören können? Das war doch unmöglich! Ganz sicher würde sie ihm keinen Tipp geben, wie er rein kommen würde und wie nicht. Noch einmal Fluchte er laut und ungehalten, ehe es ruhig wurde. Erneut stand sie auf und ging zum Fenster um nach zu sehen, ob er noch da war. Er war weg. Erschöpfung machte sich in ihr breit und ließ sich zurück unter die warme Decke gleiten.

Ein piepsen weckte sie neben sich und öffnete murrend einen spaltbreit die Augen um nach zu sehen, wer sie da weckte. Schwaches Licht drang durch die Rollläden, weswegen sie ihr Handy sofort fand und die SMS öffnete. Bin in fünfzehn Minuten bei dir und fahre dich dann zur Arbeit. Emilian

Scheiße! Schnell sprang sie aus dem Bett und rannte ins Bad. Sie hatte wieder total verschlafen! In Windeseile erledigte sie alles so schnell sie konnte und schnappte sich ihre Schlüssel und sperrte die Haustür ab. Mit einem mulmigen Gefühl stieg sie langsam die Treppen runter und sah auf die Glasscheibe der Haustür. Das Bild von diesem Monster tauchte vor ihrem Geistigen Auge auf, wie es an dieser geheult hatte und dagegen gelehnt hatte mit den Vorderpfoten. Weit und breit war nichts davon zu sehen und lugte noch einmal mit dem Kopf durch den Türspalt. Nichts. Felia fasste sich wieder und trat nach draußen auf die Straße. Um nicht all zu blass zu wirken, schlug sie sich einmal fest auf ihre Wangen mit der Handfläche, um etwas Farbe im Gesicht zu bekommen. Nach zwei Minuten warten, war er endlich da und sie stieg ein. >>Morgen Schätzchen <<

>>Morgen. Eigentlich musst du mich nicht fahren. Ich meine ich wohne nur noch zwei Straßen vom Rivers entfernt. Ich mein nicht das ich mich nicht freue dich zu sehen und so <<, redete Felia auch schon drauf los. >>Wow mach mal langsam das gleicht ja schon einem Überfall am frühen Morgen! <<, hob er abwehrend die Hände in die Höhe und sah sie an. Felia verdrehte die Augen, winkte ab und suchte den Himmel ab, ob irgendwo Gewitterwolken zu sehen waren. Doch da waren keine. >>Alles okay? <<

>>Hm? Oh ähm ja klar. <<

Emilian schien es ihr nicht zu Hundertprozent abzukaufen, fuhr aber dennoch los. >>Irgendwie bist du komisch drauf. Ist irgendetwas passiert? <<, fragte er nun doch auf der Hälfte der Strecke. >>Klar. Was soll sein? Ich habe nur verschlafen das ist alles <<, teilte sie ihm nur die halbe Wahrheit mit. Auf gar keinen Fall würde sie irgendjemanden vom gestrigen Erlebnis berichten, denn sonst würden die lieben Männer vorbeikommen mit einer wunderschönen weißen ich-liebe-mich-Jacke. Andrew würde dann wahrscheinlich frei kommen, da ihr niemand mehr glauben würde, was er ihr angetan hatte und konnte weiterhin in seinem Sessel sitzen und Bier trinken wie jeden Tag auch. >>Achso das kenn ich nur allzu gut <<, riss Emilian sie aus ihren Gedanken. Er setzte den Blinker und bog dann auf den Mitarbeiterparkplatz ab, wo sie endgültig zum stehen kamen. >>Ich komm dann später wieder. Muss noch Brötchen holen und mit Chris essen, der heute noch etwas vorhat mit mir <<, grinste er breit und wurde leicht rot. Wissend ließ sie ihre Augenbrauen hüpfen und grinste. >>Dann wünsche ich euch noch viel Spaß <<, kicherte sie und stieg aus. >>Und danke fürs fahren! <<

>>Für dich tue ich doch alles Schätzchen. <<

Damit schloss sie die Autotür und ging hinein. Bis jetzt war nur Eric da in seinem Büro, denn sie kurz begrüßte, sich im Mitarbeiterraum umzog und in die Küche ging. >>Wollen wir doch mal sehen, was da alles so drinnen ist <<, meinte sie und spähte hinein. Der Kühlschrank gab fast nichts mehr her außer ein paar Sachen, die sich nicht für ein Frühstück anboten. Also griff sie nach der Milch und ließ sie beinahe Fallen, als sie den Kühlschrank schloss und sich wieder aufrichtete. Sam stand vor ihr und grinste frech. >>So so. Sind wieder irgendwelche Mäuse in meiner Küche unterwegs? <<

>>Oh Gott! Musst du mich so erschrecken? <<

>>Sorry das war nicht meine Absicht. Die Packung Cornflakes sind hier unten rechts <<, und deutete mit dem Finger auf den jeweiligen Schrank. >>Danke. <<

Felia schüttete sich eine große Portion ein und begann zu essen. >>Wieder verschlafen? <<, fragte er und zog sich seine Schürze an. Mit vollem Mund nickte sie und schluckte runter. >>Emilian hat mich geweckt und gefahren. <<

>>Der kühne Ritter rettet doch immer alle nicht wahr? <<, amüsierte er sich köstlich. >>Bist du etwa neidisch? <<, hackte sie nach und stellte die leere Schüssel in die Spülmaschine. >>Ich? Ganz sicher nicht <<, schüttelte mit dem Kopf und verschwand im Lager. Über die Theke lugte sie in den Gästebereich und es befand sich noch niemand darin. Tanja kam rein durch die Hintertür zu ihrer Schicht. Grüßend hob sie die Hand und verwand. Sam kam mit einer großen Kiste mit Lebensmittel zurück und stellte diese vor dem Kühlschrank ab. >>Soll ich dir irgendetwas helfen? <<, erkundigte sie sich bei ihm und lehnte sich an die Theke. >>Das ist keine Arbeit für zarte Frauenhände. <<

>>Willst du etwa behaupten ich sei schwach? <<, und kam ihm direkt bedrohlich näher. Sofort wich er ihr aus. >>Nein das behaupte ich nicht. Du bist für deine Verhältnisse stark, doch ich hole lieber die Kisten selber. <<

>>Komm schon, ich werde schon nicht Zerreisen <<, meinte sie und wollte sich ablenken. >>Okay dann räum einfach schon mal die erste Kiste aus und stell die Sachen in den Kühlschrank, die rein müssen <<, gab er nach, da er wusste, dass sie nicht nachgeben würde. Fröhlich machte sie sich an die Arbeit und leerte die Kiste. >>Was machst du denn da? <<, fragte Tanja leicht empört und bückte sich über den Tresen. >>Siehst du doch! <<

>>Irgendjemand sollte dir wirklich mal eine Gehirnwäsche verpassen <<, meinte sie ernst. >>Danke der Meinung bin ich auch aber dann nicht bei mir, sondern bei dir meine Liebe. <<

>>Was? Wieso bei mir? <<, fragte sie empört. >>So halt. <<

>>So halt? Das ist doch keine Begründung! Und ich habe es sicherlich nicht nötig! <<, motzte sie. >>Hey ihr Kätzchen fährt eure Krallen ein ja! Ich habe keine Lust, dass meine Küche aussehen wird wie eine Schlachtbank und schon gar nicht habe ich Lust Kellner und Koch zu gleich zu spielen, nur weil ihr in der Notaufnahme sitzt <<, meldete sich Sam ein wenig verärgert und stellte die zweite Kiste zur ersten. Die beiden Frauen verstummten und sahen erst ihn und dann sich an. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verschwand Tanja in den Gästebereich. >>Dein Herr vom Büro ist da, ich denke es wäre gut, wenn du gehst um ihn zu bedienen <<, meinte er und warf noch nicht einmal einen Blick zu ihr oder nach draußen und holte einfach alles aus der Kiste. Felia warf einen Blick nach draußen und da saß er wirklich. Schnell schnappte sie ihren Block und Stift und verschwand.

 

 

 

 

 

Kapitel 6

 

In der Mittagspause, stellte sich Felia vor die Mitarbeitertür, um Luft zu schnappen und danach sich gemütlich auf die Bank zu setzen und dabei zu essen. Auf ihrem Handy fand sie eine Nachricht von Emilian vor, der heute sich ein wenig verspäten würde, da er noch einen Arzttermin hatte. Irgendwie hatte sie sich ja doch so gefreut heute früher nach Hause zu kommen und auszuschlafen, aber das war wohl nichts. Für die restlichen fünf Minuten, ließ sie entspannt die Augen zufallen und ließ ihre Gedanken schweifen. Würde dieser Kerl noch einmal aufkreuzen oder ließ er es bleiben, nachdem sie ihn nicht hatte rein kommen lassen? Woher hatte er überhaupt gewusst von diesem Vieh? Hatte er sie etwa wieder beobachtet? Diese Gedanken machten ihre Entspannung zunichte. Genervt stand sie auf und ging zurück zu Tanja, die auch schon ungeduldig wartete. >>Der Herr da drüben bekommt den Salat und ich denke, dass die an Tisch neunzehn gleich zahlen wollen. Das macht dann bei ihnen dreiundzwanzig achtzig <<, schoss sie auch schon los und drückte ihr die Geldbörsen in die Hand. Na immerhin hatte sie diesmal ihr etwas mitgeteilt, nicht so wie letztes Mal, als sie einfach gegangen war. Felia nahm den Salat und ging zu dem Herrn und stellte ihn vor ihm ab. >>Guten Appetit. <<

Direkt danach hoben wie von Tanja vorhergeahnt an Tisch neunzehn die zwei Frauen die Hand zum Zahlen. Die Frauen zahlten getrennt, gaben ein ordentliches Trinkgeld, welches im Sparschwein von Tanja landete. >>Und habt ihr euch schon wieder eingekriegt? <<, fragte Sam, als sie wieder zurück wollte. >>Klar wieso nicht? Ich mein es war eigentlich nicht ernst gemeint und außerdem hat sie ja angefangen <<, meinte sie und lehnte sich an den Tresen. >>Okay ich sehe schon, weder du noch Tanja sind damit durch. Geh lieber zurück zu deinen Kunden, bevor ich noch ausversehen einen Kunden vergifte und im Gefängnis lande<<, meinte er ein wenig erschöpft und fing wieder an die Paprika in streifen zu schneiden.

>>Klar als ob das bei dir passieren würde <<, lachte sie und nahm das Eis für Tisch fünf. >>Was willst du damit sagen? <<, hackte er nach und zeigte mit dem Messer auf Felia. >>So achtsam wie du bist, würde es dir nicht passieren und wer will dich denn schon haben? <<, fragte sie scherzhaft. >>Oh glaub mir mich wollen sehr viele! Davon ahnst du noch nicht einmal etwas! Und wäre ich nicht da, hättest du gar keine Arbeit! <<, meinte er streng und fuchtelte mit dem Messer rum. >>Ja das stimmt wohl, also pass lieber mit dem Messer auf! <<, lachte sie und brachte das Eis zum Gast. Während Tanjas Pause ging ein Großteil der Gäste wieder zur Arbeit, was weniger Arbeit bedeutete. Sogar Tanja schien sich darüber zu freuen, als sie wieder zurück kam. Aber gut wer freute sich nicht darüber? Gerade als sie auf das nächste Gericht wartete, öffnete sich die Tür von Eric und er lugte zu ihr hinüber. >>Kommst du mal bitte? <<

Fragend sah sie kurz zu Sam, doch dieser zuckte nur mit den Schultern und machte sich dann auf dem Weg zu ihrem Boss. >>Was gibt’s? <<, fragte sie, als sie bei ihm ankam. >>Officer Nolan am Telefon für dich <<, meinte er knapp. Automatisch verengten sich ihre Augen und ihr Herz fing an zu klopfen. Verunsichert trat sie ein und warf Eric einen kurzen aber vielsagenden Blick zu. Zum Glück verstand er, was sie wollte und schloss die Bürotür von außen. Mit dem Blick fixierte sie den Telefonhörer, der auf dem Rücken lag und wartete, wieder aufgenommen zu werden. Schwer ließ sie sich in den Sitz ihres Bosses fallen und nahm den Hörer auf. >>Ja? <<, fragte sie zaghaft und hatte schon damit gerechnet, dass er schon aufgelegt hatte. >>Miss Liva? Hier ist Officer Nolan. <<

>>Hallo Herr Officer. <<

>>Ich wollte Ihnen nur Mitteilen, dass nächste Woche Montag die Gerichtsverhandlung Ihres Stiefvaters sein wird um fünfzehn Uhr. <<

>>Muss ich da kommen? <<, fragte sie nun leicht panisch. Auf gar keinen Fall würde sie dahin wollen. >>Nein. Außer sie möchten es gerne. Sie müssen auch nicht Aussagen, da sie es ja schon getan haben. Sie können auch nur im Publikum dabei sein. <<

Nein selbst dann würde sie nicht dabei sein wollen. Sie würde auch so abschließen, ohne das Urteil mitzubekommen und dabei sein Gesicht zu sehen.

>>Danke aber ich möchte nicht kommen. <<

>>Das verstehe ich. Ich wollte lediglich Ihnen nur die Information mitteilen. <<

>>Darüber bin ich Ihnen auch sehr Dankbar Herr Nolan. <<

>>Bitte. Möchten Sie, dass ich Sie über die Urteilsverkündung informiere? <<

Würde sie es denn wollen? Nachdenklich ließ sie ihren Blick in die Ferne gleiten. Wenn sie irgendwann durch die Stadt geht, würde sie nur ungern plötzlich ohne Vorwarnung vor ihm stehen wollen, wenn er nur eine Geldbuße bekommen würde. Ein schauer lief ihren Rücken hinab und musste sich schütteln. >>Frau Liva? <<

>>Oh ähm ja bitte. <<

>>Gut dann rufe ich Sie nach der Urteilsverkündung an. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag und eine angenehme Woche. <<

>>Danke das wünsche ich ihnen ebenfalls <<, damit legte sie auf und blieb einfach stumm sitzen. Wie würde Andrew wohl auf ihre Aussage denn reagieren? Welch ein Urteil würde denn er bekommen? Fragen über Fragen, die sie erst nächste Woche beantwortet bekäme. Ein leises Klopfen riss sie aus ihren Gedanken und sah erschreckt zur Tür. >>Tut mir Leid ich wollte dich nicht erschrecken. Ich wollte nur nachsehen, ob bei dir alles in Ordnung ist <<, nuschelte Eric nervös, da er nicht wusste wohin mit sich. Erst jetzt wurde ihr Bewusst, dass sie hier schon ziemlich lange saß und die arme Tanja drüben alleine und nur mit einer Geldbörse nicht zurechtkam. Schnell erhob sie sich und flitzte zu ihrem Boss. Stumm umarmte sie ihn kurz und lief zu ihrer Kollegin. >>Ich habe dein Geld neben dein Sparschwein gelegt und dein Trinkgeld in dieses <<, ratterte sie schnell runter und machte sich dann auch schon los zum nächsten Kunden. Schnell flitzte sie zurück in den Flur. Nahm das Geld vom Regal und ging zurück zu ihrem Abteil und nahm die Arbeit wieder auf.

>>Wo bleibt denn Emilian? Er sollte doch schon vor zehn Minuten da sein und dich ablösen <<, murmelte Tanja, als die beiden am Tresen standen und auf das nächste Menü warteten. >>Er hat mir geschrieben, dass er später kommt weil er noch einen Arzttermin hat <<, meinte Felia vorsichtig, da sie das Gefühl bekam unerwünscht zu sein. >>Auch dass noch! Auf niemanden ist heute Verlass! Auf niemanden! <<, beschwerte sich Tanja lautstark und stemmte ihre Hände in die Hüfte. >>Jetzt mach doch mal halblang! Hast du deine Tage, dass du heute so unwiderstehlich bist? Du weißt doch ganz genau, dass Felia es nur gut meint mit allen und dann fährst du sie heute Morgen einfach an. Und glaub mir als sie vorhin den Anruf bekommen hatte, handelte es bestimmt nicht um eine Freundin, mit der sie da so lange telefonierte und kam sogar fast angerannt aus dem Büro um dir zu helfen. Sie würde dich niemals hängen lassen! <<, nahm Sam Felia da auch schon in Schutz. Sie konnte sehen, wie sauer Sam war und wartete schon insgeheim darauf, dass Rauch aus seinem hochroten Gesicht durch die Ohren steig. Die Kinnlade klappte wortwörtlich der Frau neben ihr runter und starrte den Koch an. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet. Aber wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte sie auch damit nicht gerechnet. Nur langsam schaffte es Tanja ihren Mund zu schließen und man konnte ihr ansehen, dass sie mit sich selbst innerlich kämpfte. Hin und her gerissen, was sie nun tun sollte, ging sie einfach weg zurück zu den Kunden. Das entschuldigen hatte Tanja schon immer schwer gefallen. Darauf würde Felia nun ein wenig länger warten müssen. >>Ehrlich gesagt hätte das nicht sein müssen <<, hörte sie sich selbst sagen, als sie Tanja hinter her sah. >>Glaub mir. Schaden tut es diesem Paradiesvogel nicht auf den Boden der Tatsachen zu landen. <<

Genau als Sam das Menü der beiden fertig hatte und sie auf dem Teller serviert hatte, ging die Tür am Ende des Flurs der Mitarbeiter auf und Emilian trat ein. >>Hey ihr Süßen! Na habt ihr mich vermisst? <<, rief Emilian ihnen zu und klimperte mit den falschen Wimpern, die er sich heute angeklebt hatte. >>Klar doch! <<, lachte Felia, nahm ihre Bestellung und brachte sie an Tisch neun, wo eine Familie mit ihren Kindern saß.

>>Bitteschön. Lassen sie es sich schmecken <<, lächelte Felia, zwinkerte den kleinen Kindern zu und ging zurück zu Sam. Schweigend und ohne ein Blick zu ihnen zu werfen, holte nun Tanja ihren Teller ab und verschwand Schnur Straks wieder. Emilian kam wieder aus dem Mitarbeiterraum und legte einen Bühnenreifen Auftritt hin. Wie die Models auf den Laufstegen, lief er den Flur entlang und achtete peinlichst darauf mit den Hüften hin und her zu schwingen. Bei ihnen angekommen, lehnte er sich so sexy wie möglich an den Tresen an und legte beide Hände mit Absicht überkreuzt auf diesen. >>Na habt ihr mich schon vermisst? <<

>>Jetzt weiß ich es! <<, reif Sam und ein dickes Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus. Fragend sah sie zu ihm rüber und bemerkte, dass er auf seinem blütenweißen T-Shirt einen kleinen roten Fleck hatte. >>Das du mich vermisst hast? <<, fragte Emilian geschmeichelt und klimperte erneut mit den langen Wimpern. Heute trug er Makeup, Liedschatten und Stecker Ohrringe. >>Nein. Im Radio kam die Eilmeldung, dass eine kleine Diva aus dem Knast entflohen ist. Und stell dir mal vor sie steht vor mir! <<, riss Sam einen Witz und fing an laut zu lachen. >>Ha ha wirklich komisch und sehr schmeichelhaft von dir! <<, gab Emilian dann beleidigt von sich und wandte sich direkt an Felia. Sie ließ ihren Blick über ihn wandern und entdeckte die langen falschen Fingernägel. >>Hast du sie dir wieder machen lassen? <<

>>Ja! Schön nicht wahr? Ich fand das dunkle Lila und der kleine Glitzerstein gut zu mir passen, vor allem zu meinen Ohrringen! <<, schwärmte er vor sich hin. >>Lass mich Raten du warst gar nicht beim Arzt sondern bei der Maniküre oder? <<, fragte sie ihn ertappt und funkelte ihn böse an. >>Nein das Stimmt nicht! Bevor ich beim Arzt war, war ich dort! Ich musste ja doch gut aussehen wenn ich zu ihm hingehe! <<, währte er sich sofort. Wissend grinste sie, legte den Kopf schief und sah hinüber zu Sam. >>Sag mal. Haben die im Radio auch gesagt ob es auf unsere kleine Diva auch ein Kopfgeld gibt? <<, scherzte sie und wackelte mit den Augenbrauen. >>Klar. Doch ich verrate ihn dir doch nicht! Das Geld möchte ich für mich behalten! <<

>>Ja ja. Ich sehe es schon kommen <<, murmelte Emilian und nahm seinen Block und Stift vom Regal. >>Was denn? <<, fragte sie neugierig. >>Spätestens heute Abend landet ihr zusammen im Bett <<, pflichtete er den beiden bei und schnappte sich ihren Geldbeutel um sich zu verziehen. >>Was? <<, reif Felia empört und sah kurz zu Sam, der schon dreckig grinste. >>Das nimmst du sofort zurück! <<, reif sie Emilian hinter her, doch dieser schüttelte nur den Kopf und verschwand bei den Kunden. Sie liebte solche Späße mit ihren Kollegen, auch wenn Tanja nicht immer alle mochte und verstand. >>Also gut ich verzieh mich dann. Bis Morgen <<, verabschiedete sie sich bei Sam und hob zum Abschied die Hand. >>Ja bis morgen. <<

Ein wenig erschöpft und müde von dem ganzen laufen hin und her, ließ sie sich plumpsend auf die Bank fallen und zog die Schuhe und den Rest ihrer Arbeitskleidung aus. Nur noch in Unterwäsche, betrachtete sie sich im Spiegel. Ihre Figur sah einfach nur gut aus. Es waren genau an den richtigen Stellen Kurven vorhanden. Ihr Busen füllte den weißen Spitzenkörbchen Größe C voll aus. Dazu trug sie das passende weiße Höschen. Selbst ihre Körpergröße war perfekt nicht zu klein und nicht zu groß. Sie drehte sich mit dem Rücken zum Spiegel und begutachtete ihn darin. Die Flecken und Blutergüsse waren schon dabei sich gelb-braun zu färben und nicht mehr lange, würde ihr Rücken wieder schön gesund aussehen und müsse sich nicht mehr vor jemanden verstecken. Mit einem Haargummi band Felia sich die Haare, die bis zum Brustansatz gingen zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen und zog ihre Alltagskleidung von heute Morgen wieder an. Zum gehen bereit, schlug sie den Weg nun zum Bäcker an, um sich ordentlich den Magen zu Hause voll zu schlagen.

Endlich zu Hause angekommen, schlug sie sich direkt den Magen voll, bis sie das Gefühl bekam fast zu platzen wie ein Luftballon, der eine unangenehme Begegnung mit einer Nadel hatte. Jetzt wo der Hunger gestillt war, meldete sich die Müdigkeit. Im Bad erledigte sie alle Dinge, inklusive umziehen und schlüpfte dann unter ihre Bettdecke. Ziemlich schnell schlief Felia ein. Sie träumte sie sei in einer großen wunderschönen Wohnung, die sie sich ansah und überlegte sie auch zu kaufen. Es war eine drei Zimmer Wohnung, die groß und hell war. Eine Immobilien Maklerin führte sie von Zimmer zu Zimmer und lieferte ihr die entsprechenden Details. Am Ende der Besichtigung, ließ die Frau Felia alleine zurück, damit sie die Wohnung noch einmal in Ruhe ansehen konnte, um danach eine Entscheidung zu verkünden. Wieder vor der Haustür angekommen und mit der Endscheidung sie zu nehmen, klopfte es an der Haustür. Felia dachte sich nichts dabei und rechnete damit, dass die Frau schon mit dem Hausschlüssel und Kaufvertrag warten würde. Doch als sie die Tür mit Schwung öffnete, war sie es nicht. Es war der Mann mit den lila Sprenkeln in den Augen und trat schnell ein und schloss die Tür hinter sich. Felia wollte schon protestieren und nach Hilfe rufen, doch der Kerl drängte sie an die Wand und presste die Hand auf ihren Mund.

Panisch wachte Felia auf und sah sich um. Es war niemand da. Mit wildem Herzklopfen kuschelte sie sich wieder in das Kissen und versuchte wieder ein zu schlafen. Doch dieses Mal drang erneut ein Klopfen zu ihr hindurch. Sie wollte schon los schreien, doch dann würde die Person wissen, dass jemand zu Hause war. Verängstigt schlug sie die Hand auf den Mund und gab keinen Mucks von sich. Erneut klopfte es am Balkon, doch Felia rührte sich nicht vom Fleck. >>Ich weiß das du da bist! <<, rief gedämpft eine männliche Stimme. Verdammt woher wusste er das? Ganz leise nahm sie ihr Handy und spähte auf die Uhr. Es war zwei Uhr morgens. Okay da war es klar, dass man zu Hause war. Doch wie um Himmels Willen kam er auf den Balkon? >>Mach endlich bitte die Tür auf! Wir müssen reden! <<, drängte er weiter. Jetzt wurde sie wütend. Aber so richtig! Energisch schmiss sie die Decke von sich, ging in die Küche und nahm das große Küchenmesser, welches sie schon gegen ihren Stiefvater verwendet hatte. Lautlos schlich sie sich bewaffnet zum Balkon und lugte erst durch die Rillen. Ziemlich genervt stand da der Mann aus ihrem Traum und sah sie direkt an. Profikiller hin oder her, war Felia egal. Langsam zog sie die Rollläden nach oben und stand nun vor ihm nur getrennt durch ein wenig Glas. Er war ganz in schwarz angezogen und ziemlich gut gebaut. Ein wenig überrascht zog er die Augenbrauen nach oben, als er das lange Messer in ihrer Hand sah. Dann wurde sein Blick wieder kalt und emotionslos, genauso wie sein Gesichtsausdruck. >>Lasst du mich endlich rein? <<, fragte er und kreuzte seine muskulösen Arme um seine breite ebenso muskulöse Brust. Seinen gut bebauten Körper hatte sie überhaupt nicht mehr in ihren Erinnerungen nur seine ungewöhnlichen Augen. >>Du kannst mich auch gern von innen nach unserem Gespräch ansehen. <<

Bei ihrer Wanderung erwischt sah sie ihm wieder fest in die Augen. >>Dann fang doch einfach an zu reden, wenn es dir doch so wichtig ist <<, meinte Felia stur und beobachtete ihn genau. >>Ich habe keine Zeit auf solche Spielchen! Jetzt lass mich doch endlich rein! <<, fluchte er rum und fing an wie ein Raubtier auf dem kleinen schmalen Balkon auf und ab zu wandern. Gelassen sah sie ihm dabei zu. Eigentlich sollte Felia die Polizei anrufen und vor Angst das Fenster wieder verriegeln und sich unter die Bettdecke verkriechen doch irgendwie ist ihre Angst vor ihm verflogen, auch wenn er nur so von purer Gefahr strotze. Als hätte er ihre Veränderung bemerkt, blieb er direkt an der Balkontür stehen und sah sie an, auch wenn er keinerlei Emotionen dabei Peris gab. >>Hör zu. Es ist besser wenn es niemand mitbekommt okay? Wäre es nicht so wichtige und so ein heikles Thema, würde ich sofort anfangen zu reden. <<

Was er da sagte, kaufte sie ihm sofort ab. >>Was wird passieren wenn ich dich rein lasse? <<, wollte sie wissen und zeigte dabei mit dem Messer auf ihn. Sein Blick wanderte kurz zum Messer und dann wieder zu ihren Augen. >>Wir werden uns unterhalten und dann weiter sehen. <<

>>Meinst du damit, du wirst dann weiter sehen? <<, damit meinte sie, was er dann machen würde, wenn er sie bei Seite geschafft hätte. >>Nein. <<

Felia überlegte und dachte sich, dass sie ja eh ein Messer hatte und wenn etwas passieren sollte, könnte sie sich laut bemerkbar machen und von einem Nachbar gerettet werden. Langsam legte sie ihre Hand an den Griff der Balkontür, ließ ihn dabei nicht aus den Augen. >>Solltest du doch andere Absichten haben oder auf dumme Gedanken kommen, werde ich nicht zögern das Messer zu benutzen und die Nachbarn zu holen <<, drohte sie ihm und schwenkte kurz zur Erinnerung mit dem Messer. Doch der Kerl ließ sich nicht davon beeindrucken und stand einfach nur da und strahlte eine Aura aus wie der Sensenmann höchst persönlich. Wohl einer der ganz harten Sorte, dachte sie sich und öffnete nun die Tür und trat zur Seite, damit er rein kommen konnte. Mit einem großen Schritt trat er ein und ging in die Mitte des Raumes und sah sich um ohne einen Mucks von sich zu geben. Sie lehnte die Balkontür an und hielt das Messer ein wenig fester. >>Was bist du? Und was wollen sie von dir? <<, fing er einfach an zu fragen. Etwas verwirrt sah sie ihn an und lehnte sich gegen die Wand. >>Wer? Die Polizei? <<

>>Nein. Du weißt wenn ich meine also tu nicht so und komm auf den Punkt. Ich vergeude meine Zeit nur sehr ungern. <<

>>Ich weiß nicht wen du meinst. Wie wäre es wenn du auf den Punkt kommst und dann still und heimlich wieder verschwindest, damit ich wieder schlafen kann <<, fuhr sie ihn an und deute mit dem Messer auf den Balkon. >>Ein Klatajen war doch hinter die her gewesen. Wieso? <<

>>Ein was? Was soll das denn sein? <<, fragte sie nun ziemlich verwirrt und fühlte sich so langsam völlig auf den Arm genommen. >>Kennst du sie denn nicht? Sie wurden von den Hexen erschaffen und sind so zu sagen ihre Diner oder auch Schoßhündchen <<, erklärte er und betrachtete sie von Kopf bis Fuß. Ein wenig beklemmt, da sie ja nur in ihren Schlafsachen vor ihm stand, verschränkte sie ihre Arme vor der Brust. >>Hexen? Willst du mich jetzt völlig auf den Arm nehmen? Hör mal ich bin nicht blöd ja? Am Ende willst du mir noch verklickern das es Vampire und Meerjungfrauen gibt <<, spotte sie vor sich hin. Nun wurde er wütend und kam ihr wie ein Raubtier näher. Sofort hielt sie das Messer zwischen ihnen fest umklammert und ging Rückwerts, bis sie mit dem Rücken gegen die kalte Scheibe der Balkontür berührte. Doch er ließ sich von der langen Klinge nicht beeindrucken und schnappte sie sich, ehe sie es wahrnehmen und reagieren konnte ihre Arme und drückte sie seitlich von ihrem Körper gegen die Tür. Felia wollte das Messer behalten, doch er drückte so sehr zu, bis es schmerzte und ihre Hand aufging und es neben ihr zu Boden viel. Ein dumpfer Aufschlag war zu hören wegen dem Teppichboden. >>Lass mich los du tust mir weh! <<, fauchte sie ihn an und versuchte sich zu wehren. Doch er ließ nicht nach und überbrückte den restlichen Abstand zwischen ihnen und drückte sie nun ganz gegen die kalte Scheibe, sodass sie bewegungsunfähig wurde. >>Treibe mich nicht zur Weißglut. Das könnte nämlich ziemlich unschön für dich werden. Ich will jetzt wissen was du bist und wage es ja nicht mich anzulügen <<, zischte er sie an. Ein Schauer durchlief sie und bekam eine Gänsehaut.

Was sie ist? Verflucht was sollte der scheiß? >>Du willst mich doch wohl auf den Arm nehmen! Ich bin eine einfache Kellnerin ein Mensch! Nicht mehr und nicht weniger. Ich glaube ich muss dich leider aus deiner kleinen Traumwelt raus reißen, denn Hexen und diese Dinger gibt es nicht! <<, fauchte sie ihn an und versuchte erneut sich zu befreien, doch es brachte nichts. Es führte nur dazu, dass ihre Knospen sich an seiner breiten Brust rieben und sie dadurch erregt wurde. Na toll das hatte ihr auch noch gefehlt! Jetzt stand sie also auch schon auf verrückte mörderische Psychopaten!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Kapitel 7

 

Felia bewegte sich nun nicht mehr und versuchte so flach wie möglich zu atmen, um ihn so wenig wie möglich zu berühren mit ihren Brüsten. Doch etwas änderte sich in seinem Verhalten. Ruhig atmete er in großen Zügen ein und aus, womit er nun absichtlich sie reizte. Verdammt machte er das etwa für extra? So ein mieses Arschloch! Böse funkelte sie ihn an, sagte aber nichts. Ihr weißes Höschen fing an ein wenig nass zu werden und ihr Unterleib zog sich schmerzlich zusammen. Oh nein! Krampfhaft versuchte Felia sich auf einen Gedanken zu konzentrieren um die Lust zu vergessen, doch es wollte einfach nicht funktionieren. Dann kam er ihr mit seinem Gesicht immer näher. Oh nein! Er würde sie doch etwa nicht küssen oder gar vergewaltigen oder? So wollte sie ganz sicher nicht entjungfert werden! Panik brach in ihr aus und wollte einfach nur noch weg. Wieso hatte sie nur auf ihn gehört und ihn rein gelassen? Verzweifelt und mit zittriger Atmung, drehte sie ihren Kopf zur Seite, damit er sie nicht küssen konnte, doch er kam immer näher, bis er ihren Hals mit der Nasenspitze leicht berührte. Jetzt sog er hörbar tief Luft ein, als würde er ihren Duft einatmen. Ein knurren rollte durch seine Brust wie bei einer Katze, die sehr zufrieden war mit den Streicheleinheiten. Plötzlich packte er mit der linken Hand zwischen ihre Beine und drückte leicht zu. Ein ungewolltes Stöhnen drang über ihre Lippen, welches sie nicht unterdrücken konnte. Klar jetzt wo eine ihrer Hände frei war, konnte sie sich nun währen, doch irgendwie wurde sie bewegungsunfähig. Ein zittern durchlief ihren Körper. >>Sag mir endlich was du bist und was die Hexen von dir wollen! <<, raunte er in ihr Ohr und der heiße Atem strich ihr übers Ohr und brachte sie erneut zum zittern. Noch nie hatte sie auf einen Mann so sehr reagiert. Das musste doch was heißen oder? Ach verdammt was dachte sie sich hier gerade? Desto länger er auf eine Antwort wartete, desto höher wurde der Druck seiner Hand an ihrer Scham. Wieder keuchte sie auf und musste mehr mals blinzeln um wieder einigermaßen zum klaren Verstand zugelangen. >>Ich weiß es nicht! Ehrlich nicht! Ich habe keine Ahnung wovon du sprichst! <<, flehte Felia und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Würde er sie nicht gegen die Glasscheibe drücken, wäre sie direkt zu Boden gesunken. >>Muss ich etwa grober werden, damit du anfängst zu reden? <<, knurrte er sie böse an. Nun hatte sie Angst vor ihm! Schnell schüttelte sie den Kopf, da sie nicht wusste, was er alles mit ihr anstellen würde, würde sie ihm nicht die Antwort liefern, die er hören wollte. >>Ich… ich weiß es wirklich nicht! Ehrlich! Ich weiß noch nicht einmal dass es Hexen gibt! Ich kenne noch nicht einmal diese Monster, welches hinter mir her war <<, bettelte sie und sang wie ein Vogel. Die Stellung seiner Hand veränderte sich und fing nun an ganz kurz mit dem Daumen an ihrem Heiligtum kleine Kreise zu ziehen. Auch wenn sie es nicht wollte, reagierte ihr Körper sofort und verriet sie, als sie wieder erzitterte und stöhnte.

>>Das ist aber ziemlich blöd für dich <<, raunte er nun in ihr Ohr. Oh nein! Er würde sie jetzt doch wohl nicht umbringen oder? Ohne Vorwarnung, machte er einen Schritt zurück und Felia fiel zu Boden. >>Dann werden wir wohl unsere kleine Unterhaltung weiter führen müssen <<, meinte er nachdenklich. Mit letzter Kraft und Knien wie Wackelpudding, rappelte sie sich auf und rannte zur Tür. Doch weit kam sie nicht. Er stürzte sie zu Boden, drehte sie auf den Rücken, setzte sich schwer auf sie und drückte ihr ein Stück eines feuchten Tuches ins Gesicht. Mit vor Schreck geweiteten Augen sah sie ihm direkt in die Augen, während sie panisch versuchte nach Luft zu schnappen. Sein Gesichtsausdruck war vollkommen leer, man konnte noch nicht einmal eine einzige Emotion darin finden. Müdigkeit breitete sich in ihr aus und ihre Augenlieder fingen an zu flattern. Felia versuchte zwar nicht die Augen zu schließen und kämpfte wirklich nicht einzuschlafen, doch das Chloroform war stärker als ihr Wille und glitt ins Schwarze.

 

Irgendwann erwachte Felia mit höllischen Kopfschmerzen und einem trocknen Hals. Stöhnend griff sie sich an den Kopf und setzte sich auf. Der Raum wurde nur von einer kleinen Lampe an einem Schreibtisch links gegenüber von ihr erhellt, die in einem sanften rot leuchtete. Wo war sie denn jetzt? Wie kam sie hier her? Sie erkannte nichts in diesem Raum wieder. Nicht das große weiche in rot gehaltene Bett mit dem geschnitztem Kopf- und Fußteil, noch den roten Teppich, der im ganzen Raum verlegt war, weder noch die schwarzen und roten Wände oder den geschnitzten Kleiderschrank, der in der rechten Ecke ihr gegenüber stand. Auf dem Schreibtisch sah sie einen Wasserkrug aus Glas mit einem Glas stehen. Durstig, taumelte Felia dort hin und schenkte sich etwas ein, was sie direkt mit einem Zug runter kippte. Erst jetzt, wo sie sich erneut umsah, bemerkte sie, dass es hier keine Fenster gab. Ein Haus oder eine Wohnung ohne Fenster? Solch etwas hatte sie noch nie gesehen. Ein Keller war es wahrscheinlich auch nicht, denn wer bitte schön richtet sich ein Zimmer in einem Keller so mühevoll ein? Noch immer schmerzte ihr Kopf, doch zurück ins Bett wollte sie dann doch nicht. Neben dem Schreibtisch war die Tür, die wohl hier raus führen würde. Leise schlich Felia sich zur Tür und lauschte, ob jemand sich auf der anderen Seite sich befand. Doch da war niemand, zumindest hoffte sie es. Langsam legte sie die Hand auf die Türklinke, die Golden war und drückte sie runter und versuchte sie auf zu bekommen. Die Tür bewegte sich keinen Zentimeter. Dann viel ihr ein das der Kerl mit den besonderen Augen sie hier her entführt hatte. Panisch rüttelte Felia nun an der Türklinke, in der Hoffnung sie möge doch noch aufgehen. >>Lass mich hier raus! <<, schrie sie nun und hämmerte mit der Faust gegen das Holz. Doch niemand kam und zu hören war ebenfalls nichts. >>Verdammt noch mal lass mich hier raus! Du kannst mich hier nicht festhalten! Hörst du? <<, schrie sie immer wieder und hämmerte und trat gegen die Tür. Tränen kullerten ihr nun übers Gesicht und schluchzte laut auf. Kein verständlicher Satz kam mehr über ihre Lippen. Durch das Weinen wurden ihre Kopfschmerzen nur noch schlimmer und zwangen sie zurück ins Bett. Dort rollte sie sich zu einer kleinen Kugel zusammen, hielt sich den schmerzenden Kopf und schlief nach einer gewissen Zeit ein.

Irgendwann wurde Felia durch ein klicken wach und sprang wie von einer Tarantel gestochen vom Bett und presste sich an die Wand. Ihr Entführer stand genau ihr gegenüber mit leerem Blick an der geschlossenen Tür gelehnt. Jeder einzelne Muskel zeichnete sich dabei durch das Enge T-Shirt. Schwarze kurze Strähnen hangen in seiner Stirn und verdunkelten sein Gesicht zusätzlich in diesem dunklen Zimmer, trotz der kleinen Lampe auf dem Schreibtisch neben ihm. >>Wurde aber auch Zeit das du wach wirst<<, murmelte er gelangweilt und ließ seinen Blick über ihren Körper gleiten. Automatisch sah sie ebenfalls an sich herab und bemerkte erst jetzt, dass sie noch immer ihre Schlafsachen anhatte. Eingeschüchtert, verschränkte Felia ihre Arme vor der Brust. Jetzt wünschte sie sich richtige Kleidung an ihrem Körper, da sie sich dadurch nur leicht verwundbar fühlte. >>Lass mich gehen! <<, forderte sie ihn auf und machte dabei zur Verdeutlichung einen Schritt nach vorne. >>Erst wenn ich weiß was die Hexen von dir wollen <<, meinte er und hob als Aufforderung zum sprechen für sie eine Augenbraue hoch. >>Aber ich weiß es doch nicht! Ehrlich! Das habe ich dir doch schon gesagt. Ich weiß doch noch nicht einmal dass es Hexen gibt! <<, gab sie leicht verzweifelt von sich und zog dabei die Augenbrauen zusammen. Erst jetzt mischte sich ein wenig Wut in seinen Augen und kam mit einschüchternder Körperhaltung auf Felia zu und hob die Hand. Ängstlich machte sie sich kleiner, wandte sich von ihm ab und schlang ihre Hände an den Kopf. Nicht schon wieder, dachte sich Felia und wartete schon auf den ersten Schlag. Doch es geschah nichts. Vorsichtig lugte sie zu ihm auf. Er stand leicht versteinert da mit großen Augen, die sie ungläubig ansahen. Die Hand hatte er gesenkt und sah nicht mehr so gefährlich aus. Mit einem großen Schritt quetschte sich Felia in die Ecke und schlang die Arme um ihren Körper. Oh bitte würde er sie nicht wie Andrew schlagen und treten! Vor allem jetzt, wo sie nicht mehr fliehen und sich wehren konnte. Sie ist ja extra ausgezogen, um dies nicht mehr erleben zu müssen und jetzt würde es hier wahrscheinlich weiter gehen. Felia wünschte sich bei ihrer Mutter zu sein, die sie in den Arm genommen hätte und ihr sagte, wie lieb sie Felia doch hatte und ihr nie wieder etwas zustoßen würde. Doch darauf könnte sie wahrscheinlich lange warten. Felia erschrak, als er plötzlich sie zärtlich an der Wange berührte. >>Entschuldige. Ich wollte dich nicht erschrecken <<, flüsterte er und nahm seine Hand wieder weg. Ängstlich sah sie zu ihm auf und schlang ihre Arme noch fester um sich. >>Was wirst du mit mir machen? <<, flüsterte sie heißer und hoffte nicht für die Frage sich eine zu fangen. Nachdenklich sah er sie an und es schien, als würde er es selbst nicht so genau wissen. Ohne ihr eine Antwort zu geben, drehte er sich um, zog die Bettdecke zurück und nahm sie dann hoch auf seine muskulösen Arme und legte sie zurück ins Bett wo er sie zudeckte. Leicht verwirrt sah sie ihn dabei an, wie er zur Tür ging und dort kurz stehen blieb. >>Ich weiß es noch nicht <<, murmelte er dann und öffnete die Tür. >>Darf ich denn dann wenigstens deinen Namen erfahren? <<, flüsterte sie ebenfalls und zog die Decke etwas höher. Er senkte seinen Kopf und falten bildeten sich auf seiner Stirn. >>Refail <<, nuschelte er und zog hinter sich die Tür zu und schloss sie ab. Eigentlich hatte Felia gedacht, dass er dies nicht tun würde, doch sie war so müde, dass es ihr völlig egal war. Refail. Irgendwie passte der Name zu ihm, fand sie und kuschelte sich tiefer in die Kissen.

Als sie wieder erwachte, lag über der Stuhllehne ein blühten weißes Kleid mit spitze. Neugierig ging Felia hin und ließ die Seide durch ihre Finger gleiten. Dann sah sie noch auf dem Sitz des Stuhls weiße Ballerinas liegen, die zu dem Kleid gehörten. Wie es schien waren die Sachen für sie bestimmt, damit sie nicht in ihren Schlafsachen durch die Gegend laufen musste. Vielleicht hatte er es sich ja jetzt doch anders überlegt und ließ sie ja wieder nach Hause gehen? Schnell zog sie sich in Windes Eile um, schlüpfte in die Schuhe und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, um sie einigermaßen wieder richten zu können und nicht wild durch die Gegend abstanden. Als sie so weit war, versuchte sie wie ganz am Anfang noch einmal durch die Tür zu gehen, die er abgeschlossen hatte, in der Hoffnung sie dieses Mal offen vor zu finden. Körperliche Wärme legte sich auf metallische Kälte und drückte diese hinunter. Die Tür gab nach und gab den Blick frei auf einen schwach beleuchteten dunklen in grau gehaltenen Flur. Die Wände waren grau, die Bilder an der Wand waren schwarz weiß und sogar die Fußleisten waren grau wie der Boden.

Ihr Zimmer war nicht das einzige in diesem Flur, denn als sie weiter lief, ging sie an vier weiteren Türen vorbei. Am Ende des Flurs führte eine kleine Treppe sie nach oben vor eine weitere Tür. Vermutlich war es die Tür zur Freiheit? Bevor sie diese öffnete legte sie ein Ohr an das Holz und lauschte. Nichts war zu hören. Also ging Felia durch die Tür und wurde leicht geblendet. Nach kurzem blinzeln konnte sie ihre Umgebung erkennen. Sie befand sich in einem großen viereckigen Flur eines alten Hauses, welches langsam zerfiel. Alles war grau weiß und die Tapete hang nur noch bedürftig in Fetzen an der Wand. Die Haustür war zweitürig und ziemlich groß mit einem nicht mehr ganz im intakten halb runden Fenster darüber. Außer der Haustür und der Kellertür gab es noch zwei weitere Türen hier oben. Die erste lag genau gegenüber von ihr und die zweite gegenüber der Haustür, die leicht angelehnt war. Irgendwie hatte sie den Drang dorthin zu gehen und nachzuschauen was sich denn dort befand, doch sie durfte keine Zeit verschwenden, wenn sie von hier weg wollte. Leise schlich sie zur Haustür und legte ihre Hand auf die Türklinke. Gerade als Felia gehen wollte, erklang aus dem gegenüberliegendem Raum wunderschöne Töne eines Klaviers?

Jetzt packte endgültig sie die Neugier und wollte wissen wer denn da so wunderschön spielte. Wieder leise schlich sie auf Zehenspitzen zu den Klängen und linste durch den Türspalt. Doch sie konnte nur den alten schmutzigen Parkettboden sehen und ein halbrundes Fenster. Zitternd hob sie die Hand und drückte die ein wenig auf. Nun konnte sie mit dem Kopf durchschauen und die fordere Hälfte eines Flügels erkennen. Also nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und ging hinein. In der Mitte des Raumes stand der Flügel, an dem Refail saß und spielte. Er hatte es nicht bemerkt, dass Felia im Raum stand und ihn beobachtete. Das Zimmer war ziemlich groß und hinter ihm waren große halbrunde Fenstertüren, die leicht offenstranden. Auch hier war alles alt und heruntergekommen, bis auf den Flügel der wie neu aussah und sehr gut zur Geltung kam durch die vielen bodenlangen Fenster. Felia lehnte sich an die Wand neben der Tür und schloss die Augen um den Klängen zuhören zu können.

Irgendwann wurde es immer leiser, bis es komplett still wurde. Schlagartig öffnete sie die Augen und sah zum Flügel. Refail saß einfach nur still da und beobachtete sie.

Draußen fing es an leicht zu regnen und zog die Aufmerksamkeit der beiden auf sich. Jetzt wo es Regnete nahm sie erst jetzt wahr, dass sie sich mitten im Wald befanden. Refail stand vom Flügel auf und ging zu dem offenen Flügelfenster zu und lehnte sich an dessen Rahmen. Dabei tanzte seine Rückenmuskulatur gefährlich und entspannten sich dabei kein wenig. Eigenartig, wenn sie so zurückdachte, hatte sie ihn noch nie entspannt gesehen. Irgendwie wie er so stand und nach draußen sah, sah es so aus als ob er ihr irgendetwas sagen wollte. Auf der einen Seite wollte sie durch die Haustür rennen und das Weite suchen, doch auf der anderen Seite wollte sie wissen was er sagen wollte.

Zögernd sah Felia zurück, strafte jedoch ihre Schultern und ging zu ihm. Verdammt Felia was machst du da? fragte sie sich selbst und wollte umkehren, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht und ging einfach weiter. Auf der gegenüberliegenden Seite blieb sie stehen und lehnte sich ebenfalls an. Refail sah nicht zu ihr hinüber und beobachtete den Regen. Der Regen prasselte auf die Blätter der Bäume und auf das Dach des Hauses und der leichte Wind wehte ihr den frischen Duft des Waldbodens in die Nase. Alles sah so friedlich aus, was sie irgendwie beruhigte auch wenn sie es nicht sollte. Denn man konnte nie wissen, wie sich die Lage hier entwickelte. >>Wann bist du zum ersten Mal mit ihnen in Kontakt getreten? <<, durchbrach er endlich die Stille.

>>Mit wem? <<

>>Na mit den Hexen wem dem sonst?<<

>>Wie ich schon sagte, ich kenne keine und ich bin diesem Monster begegnet als du es gesehen hast. <<

>>Lügst du mich an oder sagst du die Wahrheit? <<, fragte er Finster und sah ihr tief in die Augen.

>>Ich lüge nicht! Ich weiß nicht wieso sie hinter mir her waren oder wieso du es unbedingt wissen möchtest. Ich weiß nur dass meine Freunde und mein Chef mich als vermisst melden werden und die Polizei mich suchen wird, wenn ich nicht bald zu Hause und in der Arbeit auftauchen werde<<, meinte sie sicher und hoffte so gehen zu können. >>Das kann sein, doch es wird nichts bringen, da dich hier niemand wird finden können und selbst wenn ich dich gehen lassen würde, hättest du dich nur hoffnungslos verirrt und wärst gestorben. <<

Na toll sie war also mitten in der Pampa. >>Und wenn du solch ein großes Interesse an den Hexen hast, wieso gehst du nicht einfach zu ihnen und fragst sie nicht einfach? <<, wollte sie etwas zickig wissen. Er öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder und sah nachdenklich auf seine Schuhe.

>>Das geht nicht. <<

>>Und wieso nicht? <<

>>Wie ich schon sagte es geht nicht und es geht dich nichts an! <<, zischte er sie an und kam ihr bedrohlich näher. Wenn sie zurück weichen könnte, hätte sie es gerne getan. Er litt eindeutig an Stimmungsschwankungen! Erst war er nett und vorsichtig und von einer Sekunde auf die andere war er ziemlich gefährlich.

Kurz bevor er ihr zu nahe kam, klopfte es vorsichtig an der Tür. Ein tiefes knurren ertönte aus seinem Mund, sah aber nicht hin sondern fixierte sie weiterhin. >>Herr das Abendessen ist fertig, möchten sie jetzt speisen oder lieber später? <<, ratterte eine ältere Männerstimme die Frage runter. >>Wir kommen gleich <<, knurrte er als Antwort. >>Sehr wohl. <<

Ein leichtes schlurfen war noch kurz zu hören, ehe die Kellertür mit einem leichten dumpfen Knall zuging. Ohne Vorahnung schnappte er sie am Handgelenk und zog sie hinter sich her. >>Hey ich kann alleine laufen! <<, schimpfte Felia drauf los. In Sekundenschnelle drehte er sich zu ihr um mit einem Blick, der töten könnte. Sofort verstummte sie und folgte ihm widerstandslos.

 

 

 

 

Kapitel 8

 

Sie flog fast die Treppe runter und konnte sich grad noch so mit der freien Hand an der Wand festhalten. Vor der dritten Tür blieb er stehen, um diese zu öffnen und sie dann zu einer mittelgroßen Tischtafel weiter zu zerren. An einem Stuhl angekommen ließ er sie los und zog den Stuhl zurück. Ziemlich sauer über sein Verhalten ließ Felia sich auf den Stuhl plumpsen und schwieg. Refail ging auf die andere Seite des Tisches und ließ sich dort nieder. Bis auf das Geschirr und den Servietten war der Tisch leer. Links von ihr ging die Tür auf und ein etwas älterer Butler kam hinaus gefolgt von weiteren, die alle Teller mit Hauben zum Tisch trugen. Wie auf ein Kommando vom ersten stellten sie die Teller hin und entfernten die Hauben, traten einen Schritt zurück und warteten. Ihr fielen beinahe die Augen aus, so viel wurde aufgetischt. Alles was das Herz begehrt war da. Von Reis bis Nudeln und von Fleisch bis Käse und Beilagen gab es alles. Dies konnte doch niemand essen! Es war so viel, dass Felia sich automatisch umsah, um nach zu sehen, ob noch jemand kommen würde, doch es war niemand da bis auf sie zwei und den Angestellten. >>Herr was darf ich Ihnen bieten? <<, fragte der Butler mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Refail sah sich um, um überhaupt zu sehen was es alles gab. >>Ich nehme von allem was nur nicht von diesem Grünzeug! <<, brummte er und sah den Salat misstrauisch an. >>Sehr wohl. << Der Butler nahm seinen Teller und fing an von allem einen Löffel zu häufen. Beim Steak wurde es schon fast schwierig, da es kein Platz mehr gab, doch irgendwie gelang es dem altem Mann es auf den Teller zu bekommen, ohne das etwas runter viel und stellte es vor seinem Herrn wieder ab. >>Und was möchten Sie Miss? <<, erkundigte er sich nun bei ihr. >>Ich hätte gerne was vom Salat und von dem Reis bitte. <<

Der Buttler nickte und lud ordentlich was auf ihren Teller. Ob sie die Portion schaffen würde? fragte sich Felia, als sie auf ihren Teller schaute. Die Männer deckten das Essen wieder zu und gingen zurück, von wo sie gekommen waren. Refail nahm sein Besteck und fing an zu essen. Wie konnte er sich all nur das leisten? Arbeiteten die Butler alle freiwillig oder werden sie genauso hier gefangen gehalten wie Felia auch? Refail sah auf und sah sie an, doch Felia war zu sehr damit beschäftigt, um es zu merken, trotz dass sie ihn dabei anstarrte. >>Möchtest du nicht anfangen zu essen oder bevorzugst du es gerne kalt? <<, fragte er und riss sie somit aus ihren Gedanken. Schnell schüttelte sie den Kopf und nahm die Gabel auf, um sich ein Blatt Salat in den Mund zu schieben. Offenbar zufrieden aß auch er nun weiter. Alles schmeckte einfach himmlisch! Eine Gabel nach der anderen stopfte sie sich in den Mund und zum Schluss war sie sogar über sich selbst erstaunt gewesen, da sie doch alles verputzt hatte. >>Wie es aussieht, hat es dir ziemlich geschmeckt? <<, schmunzelte Refail und legte seine Serviette neben seinen Teller. Felia sagte bewusst nichts und sah einfach auf ihre Nägel. Irgendwie musste sie ihn doch los werden. Vielleicht würde es ja was bringen ihn zu ignorieren, oder einfach sein eigenes Ding durch zu ziehen? >>Was ist? Möchtest du nicht mehr mit mir reden? <<, frage er sie nun etwas säuerlich. Oh ja und wie sie mit ihm nicht reden möchte! Sie will wieder nach Hause zu ihren Freunden und einfach ihr Leben leben ohne solch große Ereignisse. Was wohl die anderen gerade machten? Suchten sie nach ihr oder haben sie es schon aufgegeben? Wie lange würde sie hier bleiben? Würde sie überhaupt hier je lebend raus kommen?

>>Herr ihre Schwester hat angerufen und sie wird in den nächsten zwei Tagen eintreffen. <<

Was er hat eine Schwester, fragte sie sich entgeistert und sah ihn an wie ein Auto. >>Dann richten sie bitte ihr Zimmer her und besorgen sie bitte alles was sie so gerne mag. <<

>>Sehr gerne Herr! <<

Fröhlich zog sich der Buttler zurück und lies sie wieder alleine. Ob sie netter war als er? Würde sie mit ihm sprechen und sie frei lassen? Sah sie ihm ähnlich? Hatte er noch mehr Geschwister? Refail schob seinen Stuhl zurück und stand auf. Automatisch tat sie dasselbe und entfernte sich ein paar Schritte vom Tisch. Mit großen Schritten kam er näher und stellte sich hinter sie. Zart schob Refail ihr Haar zur Seite und nahm einen tiefen Atemzug an ihrem Nacken. Ein schauer nach dem nächsten jagte ihr den Rücken runter und sie musste sich dazu zwingen sich nicht zu bewegen. Bitte tötete er sie jetzt nicht! Ihr Herz fing an zu rasen und ihre Hände wurden feucht. >>Du wirst noch mit der Sprache raus rücken, was es mit den Hexen auf sich hat. Und nun bringe ich dich zurück in dein Zimmer. <<

Bevor Refail Felia noch einmal anfassen konnte, ging sie zurück in den Flur und ging zu der Tür, aus der sie gekommen war und schloss sie vor seiner Nase zu. Auf der anderen Seite der Tür hörte sie ein unzufriedenes grunzen und Schritte die sich wieder entfernten. Offenbar schloss er die Tür nicht ab von ihr, was zu einem Fluchtversuch von ihr führen könnte. Mit einem zufriedenen Grinsen ging sie auf ihr Bett zu und setzte sich auf dieses.

Nach einer Weile des nichts tun, wurde ihr langweilig und sah sich um, nach etwas was sie machen könnte. Mit irgendetwas musste sie sich doch die Zeit vertreiben können oder nicht? Ach am liebsten würde sie ihre neue erste eigene Wohnung renovieren oder in die Arbeit gehen, doch dies war alles nicht möglich. Ach scheiß drauf! Felia öffnete den Schrank und fand drin nur einen schwarzen Umhang mit Kapuze darin vor. Dieser reichte jedoch aus für ihr Vorhaben. Schnell nahm sie diesen, schloss die Türen von dem großen Holzschrank und zog ihn sich an. Leise auf Zehnspitzen schlich sie sich zur Tür, die hinaus in den Flur führte. Angespannt lauschte sie, doch es war nichts zu hören. Also öffnete Felia die Tür einen Spalt breit und lugte hinaus. Nichts war zu sehen oder zu hören, was gut war. Schnell aber dennoch leise, schlüpfte sie hinaus, schloss geräuschlos die Tür hinter sich und schlich so schnell sie konnte den Flur hinauf zur Treppe. Nur noch zwei Stufen trennten sie von der Tür an die Oberfläche. Doch genau das was sie vermeiden wollte, passierte nun. Ein lautes Ächzen erklang, als sie den Fuß auf die nächste Treppenstufe stellte. Panisch sah sie hinter sich und wartete ein paar Sekunden, doch es passierte nichts. Niemand trat auf den Flur und sah nach, wer da unterwegs war und niemand kam angerannt, um sie sich zu schnappen. Erst jetzt wo die Erleichterung sie erreichte, merkte Felia, dass sie die Luft angehalten hatte. Erlösend atmete sie ein und aus, wischte sich die kleinen Schweißperlen von der Stirn und drehte sich um, um die Tür vor sich zu öffnen. Zum Glück gab diese kein Mucks von sich, als sie diese öffnete und wieder hinter sich schloss. Ohne sich umzusehen, ging sie zielstrebig auf die Haustür zu und trat hinaus ins Freie. Der Regen hatte aufgehört und nur noch ein paar Regentropfen, glitten von den Blättern der Bäume hinunter auf die Erde. Wo hin jetzt? Suchend nach einem Weg, sah sie sich um, doch sie konnte keinen finden. Okay wenn sie vielleicht die ganze Zeit geradeaus gehen würde, würde sie ja vielleicht auf einen Weg stoßen, der sie aus dem Wald führte. Zielstrebig rannte sich auch schon los, da Felia ja nicht wusste, wie lange ihr Fehlen unbemerkt bleiben würde. Der Umhang flatterte ihr hinter her und aus irgendeinem Grund kam sie sich wie irgendjemand vor aus einem Film, den sie schon einmal gesehen hatte. Ihre Beine treiben sie immer weiter durch den Wald, auch wenn durch den nassen Waldboden ihre weißen Ballerinen schmutzig wurden. Schon nach kurzer Zeit fingen ihre Lungen an zu brennen und ihre Beine zu schmerzen. Also wurde sie immer langsamer und wäre am liebsten stehen geblieben, um ordentlich ihre Lungen mit Luft zu versorgen, doch dies war nicht möglich, da ja sonst Refail sie aufgreifen konnte hier draußen. Schwer atmend ging sie weiter und sah sich ständig um, da sie das Gefühl nicht los werden konnte beobachtet zu werden. Doch da war niemand. Und mit niemand meinte sie niemanden! Noch nicht einmal ein Vogel war zu sehen oder zu hören, was seltsam war. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht! Ihr Herz schlug immer schneller, auch wenn Felia schon der Meinung war, das es schneller nicht mehr schlagen konnte. Kalter Angstschweiß rann ihr den Nacken runter und ihre Hände und Füße fingen an zu kribbeln. Wieder sah sie sich um, doch sie konnte niemanden entdecken. Also lief sie immer weiter, auch dann als es anfing dunkel zu werden. Das Adrenalin rauschte ihr in den Ohren und konnte dadurch kaum noch etwas hören. Ihr Hals wurde ganz trocken und kratzig, sodass das Schlucken schmerzhaft wurde. Desto dunkler es wurde, desto orientierungsloser wurde sie und somit auch langsamer. Eigentlich sollte sie wieder rennen, als ob der Teufel höchst persönlich hinter ihr her wäre, doch dann würde sie einen Baum nach dem nächsten innig kennenlernen, worauf sie nun wirklich nicht scharf war. Noch immer konnte sie das Gefühl nicht los werden beobachtet zu werden. Ihr Körper fing an zu zittern, auch wenn es ihr nicht kalt war. Plötzlich stolperte sie und schrie erschrocken auf, als sie auf dem Waldboden landete. Schnell sprang sie auf die Beine und suchte die Gegend ab. Nichts war zu hören oder zu sehen und suchte nun den Boden ab, um zu sehen, worüber sie gestolpert war. Bei genauerem hinsehen entdeckte sie Reifenspuren eines Autos, welche ihre Spuren tief in die Erde gegraben haben. Komisch Autospuren mitten im Wald? Nachdenklich sah sie sich um und in diesem Moment viel es ihr ein. Am liebsten hätte sie sich dafür selbst gehohrfeigt für ihre Blödheit. Das hier war ein Weg im Wald, genau das worauf sie gehoffte hatte! Mit einem neuen Hoffnungsschimmer in sich, folgte sie dem Weg, auch wenn sie sich trotz allem immer wieder umsah. Mittlerweile war es stock finster und nur sehr wenig Licht drang noch durch die Baumkronen zu ihr durch, wodurch ihre Augen sich ziemlich anstrengen mussten, um über Haupt noch etwas sehen zu können. Der Weg kam Felia unendlich lange vor und schien nicht enden zu wollen. Jedes Mal wenn eine Kurve kam, dachte sie jetzt würde sie aus diesem verdammten Wald kommen, doch dem war leider nicht so. Eigentlich hätte sie damit nicht gerechnet so weit zu kommen ohne erwischt zu werden, doch es war gut so. Nie wieder würde sie Refail hinein lassen in ihre Wohnung und auf jeden Fall würde sie sich ein Pfefferspray zulegen, für den Fall das er ihr unterwegs auflauern würde. Noch immer konnte sie es nicht fassen, das ganze durchlebt zu haben. Immer wenn sie von Entführungen gelesen oder gehört hatte, war sie immer fest der Meinung gewesen, das ihr so etwas niemals passieren würde. Doch wie man sehen konnte hat sie sich gewaltig geirrt.

Wie lange sie denn wohl schon unterwegs war? Würde sie wirklich nie aus diesem Wald hinaus finden, so wie Refail es gesagt hatte? Aber wohin führte dann dieser Weg? Ach es schien aussichtslos zu sein. Orientierungslos ging sie weiter und kam nach einer gefühlten Ewigkeit an einem Jägerhochstuhl vorbei. Endlich war dies ein Zeichen von richtiger Zivilisation, denn wo ein Jägerhochstuhl war, da musste eine richtige Straße oder ein Ort nicht mehr weit sein. Doch es gab ein Hacken in dieser ganzen Sache. Felia war hundemüde und konnte kaum noch auf den Beinen stehen. Kurz darauf kletterte sie entschlossen auf den Jägerhochstuhl, um auf diesem sich auszuruhen. Hier im Wald gab es jede Menge Wölfe, Luchse und Bären und sie war nicht scharf darauf als Wildfutter zu enden. Der Hochstuhl hatte ein Dach über dem Kopf und eine kleine Bank mit Lehne. Damit man nicht hinunter fiel und nicht sofort von den Tieren gesehen wurde, waren aussehrum Holzplatten befestigt worden. Wie ein schwerer Sack, ließ sie sich auf die kleine Bank plumpsen und schlang den Umhang um sich und schlief sofort ein.

Am nächsten Morgen wurde sie an der Nase von der Sonne wach gekitzelt. Gähnend und streckend stand Felia auf und sah sich um, doch außer den Wald konnte man nichts sehen. Plötzlich hörte sie ein Auto in der Ferne und sah sich um. Noch war es nicht zu sehen, doch man konnte deutlich hören, dass es sich näherte. Schnell kletterte Felia die Leiter hinunter und versteckte sich etwas weiter im Gebüsch. Wenn es der Jäger war, könnte sie ihn um Hilfe bitten, doch wenn es Refail war der sie suchte, würde sie so schnell wie möglich von hier verschwinden. Das Auto kam langsam immer näher und schon nach wenigen Sekunden kam es in ihr Sichtfeld. Es war ein kleiner schwarzer Jeep, der langsam auf dem Waldweg fuhr. Felia machte sich so klein und unsichtbar wie es nur ging und hoffte, dass man sie nicht sah. Als es direkt auf Augenhöhe zum stehen kam, hielt sie die Luft an und bewegte sich keinen Millimeter mehr. Das Fenster auf der Beifahrerseite glitt hinunter und nun konnte Felia den Fahrer sehen. Es war Refail der sich genau umsah und sich nach vorne lehnte, um besser zum Hochstuhl zu blicken. Ihre Lungen fingen an zu schmerzen und sie konnte kaum noch die Luft anhalten. Bitte fahr weiter! Bitte! Als sein Blick weiter wanderte und kurz zu dem Gebüsch streifte, hinter welchen sie saß, dachte sie schon das es zu spät war, doch wie durch ein Wunder ging die Scheibe wieder nach oben und Refail fuhr weiter. Erleichtert atmete Felia ein und aus und erlöste somit ihre Lungen von dem Schmerz. Doch sie war nicht dumm und blieb mindestens noch eine halbe Stunde versteckt, für den Fall das er wenden würde und sie doch noch entdeckte. Erst dann stand sie auf und folgte dem Weg weiter nur eben etwas abseits von diesem, um sich jederzeit verstecken zu können. Gegen Mittag und mit einem laut knurrenden Magen, schaffte es Felia irgendwie doch noch den Wald zu verlassen. Sie konnte es kaum glauben, als sich der Wald langsam lichtete und die ersten Häuser zu sehen waren. Um auf Nummer sicher zu gehen, entfernte sich Felia vom Weg und benutzte absichtlich nicht die Straße, die sie tiefer in die Stadt führen würde. So dumm war sie dann auch wieder nicht. Glücklich ging sie zwischen Wald- und Stadtrand entlang, bis sie einen kleinen Fußweg entdeckte, den sie aus alten noch glücklichen Zeiten kannte. Sie hat sich früher mit einer Freundin getroffen und sind über viele Schleichwege mit dem Rand hier her gefahren und hatten im Wald gespielt. Genau eben diese Wege würde sie nun zurück nach Hause benutzen, da hier die Gefahr nicht so groß war entdeckt zu werden. Ihre Beine trieben sie immer schneller an, bis Felia schon fast nach Hause rannte. Den wenigen Menschen, denen sie begegnete sahen sie mit Argwohn, entsetzten und schockierend an. Sie alle waren ihr egal und ließ sie einfach links liegen. Kurz bevor sie ankam, blieb sie stehen und drückte sich an eine Hauswand und spähte hinüber zu ihrer Wohnung. Es stand weit und breit kein Jeep oder ein Mann mit seltsamen Augen, was hieß die Luft war rein. Mit schnellen Schritten ging sie auf die Eingangstür zu, doch diese war zu und hinein kam man ja nur mit einem Schlüssel. Dies bedeutete, sie kam nicht rein. Verdammt! Sie ging auf die andere Straßenseite und sah nach, ob der Balkon noch offen war, doch dem war nicht so. Bevor Refail hier auftauchen könnte und sie wieder einsammeln konnte, flitzte sie schnell zur Arbeit. Dort angekommen ging sie über die Mitarbeiter Tür hinein. >>Felia! <<, rief da auch schon Emilian und kam auf sie mit schnellen Schritten zu, um sie dann in seine Arme zu nehmen und sie dabei fast zu erdrücken. >>Schon gut! Schon gut! Lass mich los! <<, bettelte Felia ihn an und wollte komischer weiße ihn dann doch nicht los lassen. >>Ich dachte dir ist etwas zugestoßen? Wo warst du? Wieso hast du dich nicht gemeldet? Wir waren schon bei der Polizei und haben dich als vermisst gemeldet und waren krank vor Sorge <<, ratterte Emilian besorgt herunter und ihre Ankunft blieb nicht unbemerkt. Eric, Sam und Tanja kamen dazu und redeten auf sie ein wie auf ein kleines Kind, welches von zu Hause abgehauen war. Als Felia nichts mehr sagte, ließ Emilian sie los und sah sie von oben bis unten ganz genau an.

>>Geht es dir nicht gut? Brauchst du ein Arzt? <<, fragte er gleich und sah sie noch einmal prüfend an. >>Ich denke sie braucht eher einen neuen Modedesigner. Ich meine das Kleid und die Schuhe sind ganz hübsch aber nicht in diesem Zustand und der Umhang erst! <<, meinte Sam entsetzt und schüttelte den Kopf. Emilian fing an zu lachen und gab ihm recht. >>Mir geht es gut und nein ich brauche keinen Modedesigner. Wenn ich etwas brauche, dann ist es ein Ersatz Schlüssel und eine heiße Dusche. <<

>>Ähm da wird es glaube ich ein Problem geben…<<, meinte Eric und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Fragend sah sie ihn an und hoffte, dass er einen zweiten Schlüssel besaß. >>Naja. Wie soll ich sagen. <<

>>Wenn du mir jetzt sagst, du hast keinen zweiten Schlüssel dann werde ich weiß was ich mit dir machen, also überlege es dir gut was du jetzt sagst! <<, wurde sie nun ein bisschen stinkig.

>>Nein das ist es nicht! <<, meinte Eric hecktisch und hob abwehrend die Hände hoch. >>Offenbar ist hier jemand hungrig! <<, tuschelte da jemand.

>>Ja und sie scheint ganz die alte zu sein. Eine typische alte Furie mit langen scharfen Krallen <<, entgegnete da jemand anderes. >>Ich kann euch hören! <<

>>Entschuldigung ich würde gerne zahlen?!<<, rief ein Gast am Ende des Flurs.

>>Ich geh und kümmer mich drum <<, meinte Sam und alle sahen ihm entgeistert entgegen, da Sam eigentlich nicht dafür zuständig war und sich vor ein paar Jahren dagegen wie eine Katze vor dem Wasser gesträubt hatte.

Als er um die Ecke mit einem Geldbeutel verschwand, richteten sich alle Blicke wieder zurück zu Felia.

>>Naja es ist so. Als wir dich nirgends finden konnten und du weder erreichbar warst noch zur Arbeit aufgetaucht bist, sind wir zur Polizei und haben dich als vermisst gemeldet. Die Polizei ist dann mit mir zu deiner Wohnung gefahren und sind hinein gegangen und da haben wir dieses große Messer auf dem Boden gefunden und dann war da noch die offene Balkontür und naja… Die Polizei hat dann aus deinem Fall ein Großaufgebot gemacht und deine Tür versiegelt. Es gab eine große Suche nach dir, doch du warst einfach nicht zu finden. Und was ich dir eigentlich sagen wollte. Durch dieses Siegel kannst du nicht rein, bis die Polizei weiß das du wieder da bist und dieses Siegel entfernt hat<<, meinte Eric und sah sie besorgt und ängstlich zu gleich an. Okay das erklärte einiges. Sam kam mit einem vollen Tablett wieder zurück, stellte es auf die Theke und kam wieder zu ihnen. >>Hey Felia, da ist so ein komischer Kerl und fragt nach dir <<, meinte er und dann sahen alle sie an wie ein Auto. Ein Kerl? >>Wann wolltest du es uns sagen, dass du einen Kerl gefunden hast und mit ihm durchgebrannt bist? <<, wollte nun Emilian wissen. >>Und seit wann stehst du auf solch kranke Spielchen mit Messern und so beim Sex? <<, wollte nun auch noch Tanja von ihr wissen. >>Bitte was? <<, fragte nun Felia entsetzt und sah jetzt nun genauso wie die anderen sie an wie ein Auto.

>>Naja, du hättest es uns ja sagen können, dann wären wir nicht bei der Polizei gewesen! <<, meinte nun Eric aufgebracht. >>Ja und dann müsstest du jetzt nicht so herum laufen wie ein gescheuchtes Huhn! <<, meinte Sam lachend.

>>Wie sah er denn aus? Ist er noch hier? Weiß er dass ich hier bin? <<, wollte Felia nun panisch wissen und klebte an seinen Lippen, als ob ihr Leben von seinen nächsten Worten abhängen würde. >>Wow Felia Moment mal ist das nicht dein Freund? <<, wollte nun Emilian besorgt wissen.

>>Zum Teufel nein! <<

>>Er hat schwarze Haare, ist gut gebaut und hat Kontaktlinsen an. Ich habe zu ihm gemeint das du nicht da wärst und deine Nummer aufschreiben würde und habe ihn dann warten lassen, ich dachte das du ihm so nicht treffen wollen würdest<<, meinte Sam und sah sich kurz über die Schulter, als ob er sich vergewissern wollte, ob Refail noch immer dort war, wo er ihn zurück gelassen hatte.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 21.08.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich bedanke mich schon mal fürs lesen. Würde mich über Kommentare und Herzchen freuen. Natürlich entschuldige ich mich schon jetzt für Gramatikfehlern usw. Liebe Grüße Nadine

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