Cover

Leseprobe

 

 

 

 

CHRISTINE TROY

BAND 2

Copyright © 2017 Christine Troy

 

Alle Rechte vorbehalten.

Eine Kopie oder anderweitige Verwendung ist nur mit schriftlicher Genemigung

von Seiten der Autorin gestattet.

 

Lektorat: Romy Güntner, www.satzsilbe.wordpress.com

Korrektorat: Romy Güntner, www.satzsilbe.wordpress.com

Coverdesign und Satz: Michael Troy

 

Verwendete Fotos: © Dimec, www.shutterstock.com

© Volodymyr TVERDOKHLIB,www.shutterstock.com

© ESB Professional,www.shutterstock.com

 

Homepage: www.christinetroy.at

Facebook: www.facebook.com/ChristineTroyAutorin

 

 

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Widmung

 

Für Marc, weil die Familie zusammenhält

Kurzbeschreibung

Durch Finns Drohungen verunsichert, überlegt Cassidy ihre Sachen zu packen und zurück nach Montana zu fliegen. Doch sie ist Noels Charme längst verfallen und nicht imstande ihn einfach so zu verlassen. Dank eines Videos, das durchs Internet kursiert, tauchen ausgerechnet jetzt auch noch Paparazzi auf, die Cassy ins Visier nehmen. Und auch Noel kämpft, wie sich bald zeigt, mit den Geistern seiner Vergangenheit. Wird es den beiden gelingen, die Hindernisse zu überwinden?

1. Entscheidungen

 

Wenn es etwas gibt, das ich wirklich hasse, dann ist das Ungewissheit. Mit rebellierendem Magen steige ich die Stufen zu Noels Wohnung empor. Wenn ich nur wüsste, was ich tun soll. Unsere Beziehung, oder was auch immer das ist, was sich da zwischen uns entwickelt, ist empfindlich wie eine junge Blüte und zerbrechlich wie dünnes Eis. Heute vor acht Tagen habe ich meinen neuen Job als Wettermoderatorin bei GCN, Georgias größtem Sender angenommen, und Noel Parker kennengelernt. Verdammt, in der Zeit ist echt so einiges passiert. Gutes wie Schlechtes. Ja, ich glaube, man könnte sagen, dass mein neues Leben hier - hunderte von Kilometern von meiner Heimat Montana entfernt - die reinste Achterbahnfahrt der Gefühle ist. Zumindest was Noel betrifft. Er ist der undurchschaubarste Mensch, der mir je begegnet ist. Aber hey, was soll ich sagen, ich Genie muss mich natürlich Hals über Kopf ausgerechnet in ihn verlieben. Ihn, den Moderator der Show Get up Georgia und Liebling aller. Mit hämmernden Kopfschmerzen erklimme ich die letzte Stufe. Ich hab mir den ganzen Nachmittag über Gedanken gemacht, wie und vor allem, ob ich Noel von der Sache mit seinem Bruder erzählen soll. Schließlich haben wir gerade eigene Probleme. Nach meinem abrupten Abgang am Samstagmorgen, als mich meine Freundin Miranda spontan besuchte, ist er ohnehin nicht gut auf mich zu sprechen. Soll ich da wirklich die Gefahr eingehen, einen Keil zwischen uns zu treiben, indem ich ihm erzähle, was heute zwischen mir und seinem Adoptivbruder Finn vorgefallen ist? Ihm sagen, dass mir dieser Spinner gedroht hat? Mein Willkommen wäre abgelaufen, hat er gemeint und mich gewarnt, dass er mein schlimmster Albtraum wäre. Und das bei unserer ersten Begegnung! Verdammt, der Typ kennt mich keine fünf Minuten und droht mir schon. Was für ein Freak! Da fragt man sich doch, was so jemandem durch den Kopf geistern muss. Egal, Drohung hin oder her, fürs Erste geht es um Noel und mich. Alles andere kann warten.

Vor seiner Wohnungstür angekommen bin ich zwiegespalten. Einerseits will ich nichts dringender, als mich mit ihm auszusprechen, andererseits habe ich schreckliche Angst, dass seine Stimmung mal wieder im Keller sein könnte und er mich wegschickt. Ich kenne niemanden, der auch nur annähernd so launisch ist wie dieser Mann. Das heißt, zumindest mir gegenüber, denn erstaunlicherweise benimmt sich Noel allen anderen gegenüber wie der perfekte Gentleman. Wenn er mich nicht längst in seinen Bann gezogen hätte, würde ich ihm für seine Frechheiten so ziemlich alles an den Kopf werfen und mich bei Mr Keylar, dem Leiter von GCN, beschweren. So aber warte ich geradezu darauf, was Noel sich als Nächstes einfallen lässt. Ob er mich an die Wand gedrückt nimmt oder mit herablassender Miene zurück nach Montana zu schicken versucht. Genauso wie jetzt, da ich mit klopfendem Herzen vor seiner Tür stehe und klingle. Was soll ich sagen, wo fange ich an? Bevor ich mir einen Schlachtplan zurechtlegen kann, öffnet sich die Tür und ich werde von einem grauhaarigen Herrn Anfang sechzig eingelassen. Es ist Albert, Noels Chauffeur. Ich frage mich, was er hier macht.

„Mr Parker erwartet Sie im Wohnzimmer“, erklärt er mit nüchternem Gesichtsausdruck und verschwindet mit einem „Ma’am“ nach draußen. Unsicher betrete ich die Wohnung, folge dem Duft frischer Kräuter und gebratenen Zwiebeln, der mich über die Wendeltreppe in den oberen Bereich führt. Mein Blick streift durch die Küche auf deren Herd einige Töpfe stehen und ins Wohnzimmer dessen Glasflügeltüren offen stehen.

„Das ist mir egal, es ist Ihr Job, ich bezahle Sie dafür, also klären Sie das!“, höre ich Noel jemandem die Meinung geigen. Als ich durch die Küche in Richtung Wohnraum gehe, fällt mein Blick auf den 1,90m großen Mann, der im hellen Mondlicht auf der Terrasse auf und ab geht. Noel. Nervös schluckend durchquere ich das Wohnzimmer und trete durch die Flügeltür nach draußen, in den kühlen Abend.

„... nein, Keylar hat mich bereits informiert ...“ Sich seufzend mit der Hand durchs Haar fahrend lauscht Noel dem Anrufer. Gott, er sieht so gut aus. Die tiefsitzende Jeans, das enge Shirt unter welchem sich sein kräftiger Rücken abzeichnet, und dann das haselnussbraune Haar, das im fahlen Licht schimmert. Am liebsten würde ich hingehen und ihn von hinten umarmen. Doch anstatt auf ihn zuzugehen, bleibe ich wie angewurzelt stehen und frage mich, mit wem er telefoniert. „... ja, das verstehe ich. Trotzdem, Sie werden das regeln ...“ Entnervt sich in den Nasenrücken kneifend, wendet Noel sich zu mir um. Er wirkt müde, überarbeitet. Als er mich erkennt, hellen sich seine Züge auf und ein zaghaftes Lächeln erobert seine Lippen. „Einen Moment“, flüstert er mir stumm zu und ich nicke. Die Arme um meinen Körper geschlungen warte ich und bereue, dass ich nur Jenas und diese dünne Bluse trage. „... okay, ja, dann machen wir es so. Bis wann haben wir erste Infos? ... Gut, dann erwarte ich morgen Ihren Anruf.“ Damit beendet Noel das Gespräch und steckt das Handy in seine Jeans. Die ganze Zeit über hat er mich nicht aus den Augen gelassen. Nun, da er das Telefonat erledigt hat und ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit habe, sind meine Finger kalt vor Aufregung. Weiß der Himmel, wie seine Stimmung heute ist. Wortlos und mit beängstigend ernster Miene, tritt er an mich heran. Blöder Mist, warum habe ich nur das Gefühl, dass er mich ein für alle mal abservieren und wegschicken wird? Vergeblich in seinem Gesicht nach einer Regung suchend, stehe ich da, merke, wie die Anziehungskraft dieses Mannes auf mich übergreift. Wie ich den Wunsch verspüre, meine Hände in seinen Haaren zu vergraben und ihn an mich zu ziehen. Den Drang, ihn anzufassen, niederringend, beiße ich mir von innen auf die Wange. Dann, zu meiner unendlichen Erleichterung, kommt Noel die zwei Schritte auf mich zu, zieht mich in seine Arme und küsst mich. Das Gefühl, seiner Lippen auf meinen, seinen Körper so nah an meinem zu spüren, entschädigt für all den Kummer. In seinen Armen schmelze ich wie Butter in der Sonne, blende alles um mich herum aus, sauge jede Sekunde in mich auf. Als er sich schließlich von mir löst, muss ich mich zusammenreißen, um ihn nicht zurückzuziehen und mein Gesicht an seiner Brust zu bergen.

„Komm, ich will nicht, dass du dich erkältest.“ Mit einem Ausdruck in den Augen, der mein Herz in Flammen aufgehen lässt, nimmt mich Noel bei der Hand und führt mich hinein. „Setz dich doch.“ Auf die Couch deutend, lächelt er mich an. Oh ja, diese Sofalandschaft birgt Erinnerungen. Heiße Erinnerungen. Es ist keine drei Tage her, als mir Noel auf diesem exorbitant großen Teil einen meiner besten Orgasmen, die ich je hatte, geschenkt hat. Mit verbundenen Augen und einer Menge Spielzeug.

„Martini?“, erkundigt er sich, während ich in erotischen Erinnerungen schwelgend auf dem Sofa platz nehme.

„Ja, gern“, sage ich, obwohl mir klar ist, dass selbst eine kleine Dosis Alkohol für meinen leeren Magen gefährlich sein dürfte. Nachdem Noel mir den ganzen Tag über die kalte Schulter gezeigt hatte, habe ich keinen Bissen herunter gebracht. Mit ihm ist es aber auch sowas von schwierig! Nie weiß man woran man ist. Eines ist sicher, von keinem anderen würde ich mir das gefallen lassen und mich freiwillig mit derartigen Launen herumschlagen. Doch bei Noel ist das anders. Es ist schwer zu erklären, aber da ist etwas an ihm, das mich magisch anzieht. Selbst wenn ich wollte, ich glaube kaum, dass ich mich diesem Bann entziehen könnte.

Bewaffnet mit zwei Gläsern eisgekühltem Martini mit Olive durchquert Noel mit selbstbewusster Haltung das Wohnzimmer. Ich liebe seinen legeren Freizeit-Lock. Der Kontrast zu den maßgeschneiderten Anzügen, die er in der Sendung zu tragen pflegt, ist wie Tag und Nacht. Obwohl es nur Klamotten sind, lassen sie ihn wie zwei verschiedene Persönlichkeiten wirken. Passend zu seinen Launen, stichelt die kleine Stimme in meinem Kopf und diesmal muss ich ihr recht geben.

„Hier!“ Reicht er mir ein Glas, bevor er sich setzt und mich in seine unvergleichliche Duftnote einhüllt. Nervös mit dem Daumen Kreise auf mein beschlagenes Martiniglas malend, warte ich auf eine Reaktion von ihm. Ich will auf keinen Fall den ersten Schritt machen, erst recht nicht, weil ich keinen Schimmer habe, woran ich bei ihm bin. Wer weiß, vielleicht hat sein Bruder, dieser Finn ihm ja deutlich gemacht, dass er mich nicht ausstehen kann. Oder schlimmer noch, er hat ihm irgendeine Lüge aufgetischt. Von wegen, ich hätte mich an ihn rangemacht oder so. Das würde ich dieser kleinen Made durchaus zutrauen.

„Cassidy“, dringt Noels tiefe Stimme zu mir durch und lässt mich aufblicken. Im Gebirgsseegrün seiner Augen nach einer Emotion forschend, sehe ich ihn an. Verflixt, warum muss dieser Mann nur so unverschämt heiß und gleichzeitig zermürbend undurchschaubar sein ... mein komplizierter Christian Bale, denke ich, gerade als er sein Schweigen bricht.

„Hör mal, Cassidy, wir kennen uns noch nicht besonders lange, aber du weißt, dass ich es in meinem Leben nicht immer leicht hatte und dass es da Sachen gibt, auf die ich nicht unbedingt stolz bin.“

„Ja“, nicke ich und lasse den Blick automatisch in Richtung seines Rückens wandern. Die riesige Kreuztätowierung, die sich über seine Wirbelsäule und die Schulterblätter spannt, habe ich nicht vergessen. Es sei ein Andenken an eine schlimme Zeit, hat er mir erklärt, und dass die filigran auf lateinisch eingearbeitete Inschrift so viel wie Jetzt und in Ewigkeit bedeutet. Nur was genau es damit auf sich hat, weiß ich nicht.

„Du sagest, du hättest eine harte Zeit hinter dir“, entgegne ich und sehe, wie meine Worte einen gequälten Ausdruck auf seine Züge werfen. Automatisch greife ich nach seiner Hand. Ich will nicht, dass er sich schlecht fühlt. Mein Mitleid scheint Noel gar nicht zu gefallen, denn von jetzt auf gleich schwenkt seine Stimmung von sentimental auf distanziert. Schon ist er auf den Beinen und geht vor mir auf und ab.
„Hör mal, ich weiß, dass ich überreagiert habe ... also wegen dem Wochenende.“ Wie bitte? Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Erst erklärt er, er habe eine schlimme Vergangenheit und nun entschuldigt er sich wegen der Wochenendsache? Hallo, Erde an Noel - ich verstehe nur Bahnhof!, denke ich und sehe ihn mit verwirrter Miene an. Als ihm mein Gesichtsausdruck auffällt, fährt er sich fahrig durchs Haar.

„Ich hätte nicht so angepisst sein dürfen, nur weil du keine Zeit hattest. Das weiß ich und das tut mir leid - okay?“ Seine Worte klingen wie die eines trotzigen Teenagers. „Aber ich habe das Thema Freundin schon vor Jahren abgehackt. Es ist ... schwer für mich“, fährt er fort. Freundin, ich, Noels Freundin? Ein Schmetterlingsschwarm flattert aufgebracht durch meinen Bauch und weckt ein Kribbeln. „Noel ...“, beginne ich, stehe auf und greife nach seiner Hand. Die Berührung lässt ihn in der Bewegung innehalten. Wehmütig senkt er den Blick auf unsere Finger.

„Cassidy, ich hatte vor dir drei ernste Beziehungen und die sind alle ...“ Die Stirn in Sorgenfalten gelegt, macht er eine kurze Pause. „... nun sagen wir, sie sind schlecht ausgegangen.“ Seine Stimme ist kaum ein Flüstern. Da fällt mir der Wikipediaeintrag ein. Als ich in Georgia ankam, und Noel kennenlernte, wollte ich unbedingt mehr über diesen undurchschaubaren Mann in Erfahrung bringen. Also googelte ich ihn. Leider fand ich kaum Infos. Nur, dass er als Säugling auf den Stufen eines Klosters ausgesetzt wurde, keine leiblichen Geschwister hat und vor acht Jahren mit einer gewissen Alison verlobt war. Die Arme starb kurz vor der Hochzeit bei einem Autounfall. Ich frage mich, was damals bei dem Unfall passierte, ob Noel etwa sich die Schuld am Tod von Alison gibt. Plötzlich tut er mir schrecklich leid und ich möchte ihn in den Arm nehmen und trösten.

„Wie heißt es so schön, ein gebranntes Kind scheut das Feuer“, meint er bitter. Weil ich unbedingt die Wehmut von seinen Zügen vertreiben will, trete ich näher an ihn heran und sehe ihm direkt in die Augen.

„Ich habe keine Ahnung, was du erlebt hast, aber ich weiß, dass sich das hier“, damit lege ich ihm eine Hand auf die Brust. „richtig anfühlt. Und wenn wir schon bei Sprichwörtern sind, dann habe ich hier auch eines für dich: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ Noel schmunzelt und ich weiß, dass ich ins Schwarze getroffen habe. Beflügelt, seine Stimmung verbessert zu haben, stelle ich mich auf die Zehenspitzen und lege ihm die Hände in den Nacken. Den Blick mit seinem verschmolzen, grabe ich meine Finger in sein Haar und merke, wie diese schlichte Berührung meine Libido weckt. Das letzte Mal, als ich so durch sein Haar wühlte, hatte er mich an die Wand gedrückt genommen. Ein Kurzes, aber verflucht heißes Aufeinandertreffen. Damals hatte er mich nach der Nummer praktisch aus seiner Wohnung geworfen, was mich tief getroffen hatte. Heute weiß ich, oder besser gesagt, meine ich zu vermuten, weshalb. Noel hatte bisher einfach beschissene Beziehungen. Ganz bestimmt ist er deswegen so unnahbar. Ob die Ladys ihm sein Herz gebrochen, ober er nur den Unfall dieser Alison nie verdaut hat, das vermag ich noch nicht zu sagen. Aber eines steht fest, ich werde es herausfinden. Mehr noch, ich werde die harte Noel Parker Nuss knacken und die Dämonen der Vergangenheit verjagen. Fraglich ist, ob dieser bescheuerte Finn auch einer dieser Dämonen ist oder er einfach nur das Beste für seinen Bruder will, und mir deswegen so blöd kam. Wieder überlege ich, ob ich Noel von Finn erzählen soll, doch bevor ich zu einem Entschluss komme, umfangen Noels große Hände meine Hüfte.
„Tut mir leid, Schneewittchen, aber mit mir wirst du es nicht leicht haben“, gesteht er, die Lippen zu einem frechen Grinsen verzogen, in den Augen ein wehmütiges Schimmern.

„Tja, ich habe noch nie zu der Sorte Frau gezählt, die wegen jeder Kleinigkeit die Flinte ins Korn wirft“, sage ich ernst.

„Ist das so?“, raunt er, schiebt seine Hände unter meinen Hintern und hebt mich hoch. Erschrocken einen spitzen Schrei ausstoßend, schlinge ich die Beine um seine Hüfte. Die Tatsache, dass ich mit meiner inzwischen feuchten Mitte nur Zentimeter über Noels Männlichkeit schwebe, gepaart mit seiner hypnotisierenden Nähe und seinem unverwechselbaren Duft, hüllen mich in einen Nebel der Lust. Meine Hände gleiten von seinem Nacken hoch zu seinem Hinterkopf. „Das habe ich vermisst“, raune ich, kralle die Finger in sein Haar und ziehe seinen Kopf leicht zurück. Dabei lecke ich mir in hungriger Vorfreude über die Lippen. Noels Mundwinkel kräuseln sich. Lacht er mich etwa aus?

„Was?“, schimpfe ich beleidigt. Arsch, nur er kann so einen heißen Moment mit einem Wimpernschlag zerstören.
„Na ja, ich habe mir gerade überlegt, deinen hübschen, aber frechen Mund zu knebeln. Irgendwie bin ich mir sicher, dass dir das gefallen könnte.“ Gott, wie peinlich! Schon klar, er will auf den Scheibensex vom Freitagabend hinaus. Als er mir den Hintern versohlte, was mir so gut gefallen hat, dass ich zum Schluss sogar darum gebettelt habe. Weil meine prickelnden Wangen keinen Zweifel dran lassen, dass ich rot werde, strample ich mich von Noel los.

„Was denn?“, lacht er und zieht mich an seine Brust. Dann legt er einen Zeigefinger unter mein Kinn und hebt es an, um mir in die Augen zu sehen. „Cassidy, das ist kein Grund zum Schämen. Im Gegenteil, du solltest stolz sein auf deine Sexualität. Weißt du, wie viele Menschen da draußen herumlaufen, die keine Ahnung haben, was in ihnen steckt? Die weder ihren Körper noch ihre Vorlieben erforschen und ein Leben lang ihren stinklangweiligen 0815 Sex durchziehen?“ Noels Daumen streicht über meine Unterlippe. „Was für eine Verschwendung, findest du nicht auch?“ Gebannt von der Berührung fühle ich dem Kribbeln in meiner Lippe nach, spüre, wie die Lust sich in warmen Wogen durch meine Venen drückt.

„Ich habe noch sehr, sehr viel vor mit dir, Cassidy Miller.“ Noels Stimme ist wie flüssiger Sex, der mir unter die Haut geht. Die Augen schließend, gebe ich mich dem Gefühl hin, das er in mir auslöst. Ich spüre, wie er seine Lippen auf meine Halsbeuge senkt, worauf sich mir ein Stöhnen entringt. Feucht und warm fährt seine Zunge über meine Haut, lässt mich bis ins Innerste erschaudern.

„Noel“, sage ich so voller Sehnsucht, dass er von mir ablässt, mich eng an sich zieht und küsst. Das war's, jetzt blendet mein Hirn alles um mich herum aus. Nun fühle ich nur noch seine Zunge, die fordernd die meine umspielt, schmecke seinen Geschmack, der mich süchtig zu machen scheint, und spüre seine Nähe, die mich umhüllt und bis in die letzte Zelle erregt. Wie habe ich diesen Mann vermisst, die Berührungen, diese Magie, die von ihm ausgeht. Nur mit Mühe gelingt es mir, meine Ungeduld zu zügeln. Wenn es nach mir ginge, würde ich ihm längst die Kleider vom Leib reißen. Weil Noel mir aber beim letzten Mal erklärte, dass er sich beim Sex gerne Zeit lässt und ich für seinen Geschmack viel zu drängend bin, reiße ich mich zusammen. Umso mehr freue ich mich, als er mich langsam zur Couch zurückdrängt. Oh ja! Das ist es, endlich, endlich, endlich!, jubiliert die kleine Stimme in meinem Kopf. Was Noel wohl heute mit mir vorhat? Wird er mich Knebeln oder Verwöhnen, wie das letzte Mal? Tausend Fantasien wirbeln durch meinen Kopf, eine heißer als die andere. Ich fühle bereits meine Waden gegen das weiche Polstermöbel stoßen, als hinter uns eine Stimme ertönt.

„Na aber hallo, wenn ich gewusst hätte, dass du Besuch hast, hätte ich im Hotel geschlafen.“ Erschrocken lasse ich von Noel ab, auf dessen Miene ein das-darf-doch-nicht-wahr-sein Ausdruck tritt.

2. Männerabend

 

Noels wundervolle Augen fangen meinen Blick und halten ihn einen Moment lang fest. Gerade so, als wolle er sich die Leidenschaft, die darin liegt, einprägen. Dann dreht er sich um. „Finn, ich dachte, du kommst nicht vor Mitternacht?“

„Tja, na ja, das dachte ich auch, aber ich hatte die Nase dann doch eher voll. Weißt schon Jetlag.“

„Verstehe“, Noel klingt versöhnlich, was mich die Zähne knirschen lässt. Dieser verdammte Finn! Jetzt wäre der ideale Zeitpunkt, um ihn bei Noel anzuschwärzen, zu verpetzen. Mit dem brodelnden Gefühl der Rachsucht im Bauch, trete ich an Noels Seite und schaue zu seinem Bruder, dem rotblonden Milchgesicht hinüber. Der setzt sich gerade mit einem Gesichtsausdruck, als ob er kein Wasser trüben könnte auf den Tresen in der Küche. Noels Arm, der sich um meine Taille schlingt und mich an ihn zieht, lässt einen Teil meines Zorns verrauchen. Zu Finns Pech jedoch nicht den ganzen und so schaue ich ihn aus argwöhnisch zusammengezogenen Augen an. Bin gespannt, was dieser falsche Hund will. Aber eines ist sicher, es ist nichts Gutes, das verrät mir das überhebliche Grinsen, mit welchem er mich jetzt misst.

„Also Bruderherz, kann ich was für dich tun?“, erkundigt sich Noel, drückt mir einen Kuss auf die Schläfe und greift nach seinem Martiniglas. Kann man denn wirklich so blind sein?, denke ich ungläubig und schiele zu ihm hoch. Bemerkt er allen Ernstes diese Stimmung nicht? Hallo?! Die Luft knirscht geradezu vor Feindseligkeit! Tatsächlich scheint Noel nichts zu bemerken, denn der Blick, mit welchem er seinen Adoptivbruder bedenkt, ist offen und herzlich. Plötzlich wird mir klar, dass ich ihm kein Wort sagen darf. Das heißt, wenn ich ihn nicht verlieren will. So wie Noel mit seinem Bruder umgeht, allein wie er mit ihm spricht, bin ich davon überzeugt, dass er einer jener Menschen ist, denen die Familie über alles geht. Würde ich ihm von heute Mittag und Finns Feindseligkeiten berichten und davon, dass sein Bruder mir gedroht hat, würde er mir vermutlich kein Wort glauben.

„Nun ich habe vor, Mutter morgen Abend einen Besuch abzustatten. Sie kommt wohl mit dem neuen Fernseher nicht zurecht. Du weißt schon, das riesen Teil, das du ihr gekauft hast. Sie ist auf Krimientzug, weil die Kiste schon ein paar Tage streikt“, erklärt der Rotschopf.

„Das ist so typisch!“ Noel schnalzt verärgert mit der Zunge. „Vermutlich wollte sie wieder die Lautstärke hochdrehen und hat stattdessen die Sender verstellt. Warum sagt sie auch nichts? Ich hätte ihr den Techniker vorbeigeschickt.“

„Was für eine Frage“, meint Finn und schnappt sich einen Apfel aus der Obstschale neben ihm. „Weil sie dich, den schwer beschäftigten Fernsehstar nicht stören will.“ Damit beißt er mit einem knackenden Geräusch in die Frucht.

„Ich hab ihr schon tausend Mal gesagt, dass sie mich jederzeit anrufen kann und ich immer für sie da bin“, schüttelt Noel den Kopf. „Verflixt, ich kann nun mal nicht täglich nach ihr sehen. Was ist mit den anderen?“ Die anderen? Damit muss Noel ihre übrigen vier Adoptivgeschwister meinen.

„Alle ausgeflogen. Tanja ist noch immer in den Flitterwochen, Samuel und Ian in Europa und Melanie mit ihrem Manager in New York. Hat wohl einen neuen Modelvertrag an Land gezogen.“

„In Ordnung, ich werde mich gleich morgen um Mom kümmern. Die von My TV haben soweit ich weiß schon um halb acht offen. Ich werde ihr noch am Vormittag einen Techniker rüber schicken lassen, der soll ihr die Sender neu einstellen und speichern. Am besten er erklärt ihr auch direkt noch mal die Fernbedienung.“

„Gut!“ Mit einem Satz ist Finn von der Arbeitsplatte und schlurft auf uns zu. „Dann kann ich ja ausschlafen, bin echt neben der Spur.“ Mit einem Lächeln an mich, das falscher nicht sein könnte, geht er an mir vorbei und macht es sich auf der Couch bequem. Na toll, das war's dann wohl mit unserem Abend.

„Wie siehts aus, Bruder, Lust auf eine Runde »The Walking Death«?“

„Eigentlich wollten wir gerade ...“

„Schon gut“, unterbreche ich Noel. Mir ist klar, dass sein Arschlochbruder keinesfalls aufgeben und alles daran setzen wird, uns den Abend zu verderben. Aber den Triumph gönne ich ihm nicht. Also gebe ich mich gleichgültig. „Macht ruhig.“ Mit einem Schritt stehe ich unmittelbar vor Noel und lege ihm die Hand auf die Brust. „Wir sehen uns morgen“, meine ich sanft, stelle mich auf die Zehenspitzen und hauche ihm einen Kuss auf die Lippen. „Dann viel Spaß euch beiden mit euren Zombies“, sage ich locker und werfe Finn, der den Kiefer angespannt hat und mich aus bösartig zusammengekniffenen Augen angiftet, einen Blick zu. Gerade will ich mich umwenden und gehen, als Noel mich am Handgelenk packt und zurück an seine Brust zieht. „Sind wir denn hier schon fertig?“ Seine raue Stimme geht mir unter die Haut und ruft mir die heißen Fantasien in Erinnerung. Es fällt mir schwer, seinem Bann nicht zu erliegen, und die Finger in Zaum zu halten, die nur zu gern unter sein Shirt fahren würden. Mein schmachtendes Schweigen, scheint Noel Antwort genug, denn er beugt sich zu mir herab und küsst mich - heiß, sehnsüchtig. Als er von mir ablässt, sind meine Beine Pudding und ich brauche einen Moment, um klar denken zu können. Mein Blick streift an Noels Schulter vorbei zu Finn, dessen Züge sich zu meiner Überraschung verändert haben. Er malmt nun nicht mehr mit dem Kiefer, sondern sieht mich mit ungläubig zusammengeschobenen Brauen an. Ein paar Mal hüpft sein Blick zwischen Noel und mir hin und her, dann scheint er sich wieder unter Kontrolle zu haben und über seine Miene legt sich eine neutrale Maske.

„Gute Nacht, Cassidy“, sagt er ohne einen Funken Abneigung in der Stimme, als Noel mich zur Tür begleitet. Was ist denn jetzt los? Waffenstillstand oder was? Wenn ja, warum? Doch was noch wichtiger ist, was hat ihn einlenken lassen? Über Finns abrupten Stimmungswechsel grübelnd, lege ich die Hand auf die Klinke der Wohnungstür und schaue auf, als sich Noels Finger auf meine legen und ein Prickeln durch meinen Unterarm kriecht.

„Hey“, sagt er, in den hübschen Augen einen besorgten Ausdruck. „Alles okay? Tut mir leid, dass Finn so hereingeplatzt ist und ...“

„Schon gut“, lächle ich. „Ihr zwei habt euch offensichtlich eine Weile nicht gesehen, da habt ihr bestimmt einiges zu besprechen.“

„Ja, Finn war drei Wochen weg ... Aber wir beide, haben ebenfalls noch so manches zu besprechen.“ Mit diesen Worten hebt er eine Hand und streichelt mir zärtlich über die Wange. Den Drang unterdrückend, nach ihr zu fassen, mir einen Finger in den Mund zu schieben und daran zu saugen, sehe ich ihn an, verwünsche Finn und sein saublödes Timing. Hätte er nicht eine Stunde später kommen können ... oder zwei?

„Ich möchte nicht, dass der Abend schon vorbei ist“, raunt Noel und nagelt mich zwischen seinen Armen an der Tür fest. Wie er so vor mir steht und mich mit diesem verdammt sexy Blick misst, kann ich nicht anders, als die Hände zu heben und in seinen Nacken zu legen. Mit den Fingern durch sein Haar wühlend, ziehe ich ihn zu mir herab, drücke meine Lippen hungrig auf seinen Mund. Gott, wie köstlich er schmeckt! Ein Seufzen entringt sich meiner Kehle, als Noel den Kuss erwidert. Mein ganzer Körper, vom Kopf bis in die Zehen, verzehrt sich nach diesem Mann. Umso grausamer ist es, als er unvermittelt von mir ablässt. Erst verstehe ich nicht warum, dann sehe ich Finn, der die Wendeltreppe zur Hälfte herabgestiegen ist und zu uns herüber schielt.

„Ich bestell uns dann schon mal ne Pizza“, erklärt er, als wäre nichts. „Aber die Rechnung geht auf dich, Casanova!“

„Mach das“, lacht Noel. Während sein Bruder im oberen Stock verschwindet, beeile ich mich, nach draußen in den Flur zu kommen, bevor Noels Anziehungskraft meine Willenskraft wie einen Luftballon platzen lässt.

„... und es ist wirklich alles okay?“ Noel hat sich zu mir umgewandt. Auf seinen Zügen liegt ein skeptischer Ausruck, als er sich mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen lehnt.

„Ja, klar ... ich will nur nicht länger stören ...“

„Du störst nicht.“

„Noel?! Hawaii oder Diavolo?!“, ertönt Finns Stimme aus dem Inneren der Wohnung, doch Noel ignoriert die Frage. Stattdessen legt er den Kopf schief und betrachtet mich argwöhnisch.

„Raus damit, was ist los?“, drängt er. Was soll schon los sein, kläfft die kleine Stimme in meinem Kopf. Es kotzt mich an, dass ich, wo ich mich so auf den Abend gefreut habe, meine Zeit mit Noel diesem Arschloch Finn opfern muss. Diesem arroganten Milchgesicht. Ich merke, wie ich angewidert die Lippen verziehe. Also bemühe ich mich rasch um ein Lächeln. „Alles okay, ich bin nur müde“, erwidere ich. Müde, pah, untervögelt, das bist du, meine Gute, und nichts anderes. Bevor es einem meiner Gedanken gelingt, sich über meine Lippen zu stehlen, gehe ich rasch einen Schritt auf Noel zu und hauche ihm einen Kuss auf den Mundwinkel. „Hab einen schönen Abend mit deinem Bruder, wir sehen uns morgen.“ Mit diesen Worten löse ich mich von ihm und gehe, ohne seine Reaktion abzuwarten, nach unten in meine eigene Wohnung.

3. Aktion und Reaktion

 

Mit einem Gefühl in der Brust, als hätte man mir das Herz mit Blei ummantelt, lasse ich mich auf die Couch im Wohnzimmer fallen. Verdammter Finn. Bestimmt gehört sein Auftauchen zu einem hinterhältigen Plan, mich von Noel fernzuhalten. Wenn ich nur wüsste, was sein Problem ist ... oder war? Der Kerl ist ebenso undurchschaubar wie sein Bruder. Heute Abend mag er freundlich gewesen sein, aber mittags sah das noch ganz anders aus. Dem Typ ist nicht zu trauen, so viel steht fest. Ich werde ihn im Auge behalten. Ja, das wird das Beste sein. Gerade als ich nach der Fernbedienung angeln will, klingelt mein Handy.

„Hey, hi, Andrea“, begrüße ich überrascht meine neue Freundin, die Visagistin von GCN.

„Whisky. 16 jährig. In fünf Minuten bei mir!“ Damit beendet sie das Gespräch und ich blinzle ungläubig auf das Display meines Smartphones. „Verrückt“, murmle ich, „die Tante ist einfach nur verrückt.“ Verrückt oder nicht, auf jeden Fall ist sie die perfekte Ablenkung für mein mürbes Hirn. Ein Glas Whisky wird meine Grübeleien und mit etwas Glück auch meine Kopfschmerzen auslöschen. Das einzig Richtige, wenn ich heute noch ein Auge zu tun will. Also schnappe ich mir die Schlüssel, stopfe mein Handy in die Hosentasche der Jeans und gehe nach unten, wo Andreas Wohnungstür sperrangelweit offen steht. Es hat was für sich, mit seinen Arbeitskollegen in einem Haus zu wohnen.

„Andrea?“, rufe ich über die dumpfen Klänge irgendeines Gothic Sounds, als ich eintrete und die Tür hinter mir schließe.

„In der Küche!“, kommt es von meiner offenbar gut gelaunten Kollegin.

„Hey, na du“, begrüße ich den dunkelhaarigen Wirbelwind, der gerade mit der Fußspitze die Kühlschranktür hinter sich zuschuppst. Über und über beladen mit Wurst und Käsepackungen, Bagels, Orangensaft und was weiß ich noch alles, strahlt mich die kleine Frau über den Lebensmittelberg, den sie trägt, an.

„Na, Hunger?“, will sie wissen und marschiert vor mir her ins Wohnzimmer. „Ich war heute Nachmittag mit Trish einkaufen. Hab sie noch zusammengestaucht, weil sie so ziemlich alles, was sie in die Hände bekommen konnte, mitgenommen hat.“ Trish ist Andreas feste Freundin, sie arbeitet im Shooting Star, einem der angesagtesten Nachtclubs hier in Atlanta. „Und ich sag noch zu ihr: Mit Hunger einkaufen, ist ne blöde Idee. Tja und da Trish, kaum als wir zu Hause ankamen, wegmusste ...“, erklärt Andrea weiter und lädt die Sachen umständlich auf dem Mosaikcouchtisch ab. „... darf ich mich mal wieder opfern und das ganze Zeug verputzen. Nur gut, dass du Zeit hast, um mir zu helfen.“

„Von Essen war nie die Rede“, schmunzle ich und setze mich auf einen ihrer bunten Sessel. Es ist und bleibt amüsant, dass meine ständig in schwarz gekleidete Gothic Freundin ihre Bude so farbenfroh eingerichtet hat. Farbenfroh und stilfrei, ergänzt mein Unterbewusstsein. Nicht, dass ich mich hier unwohl fühlen würde. Nein, ihre Wohnung hat einen ganz eigenen Flair. Etwas vollgestellt, aber gemütlich.

„Willst du mir damit sagen, dass du mich das ganze Zeug allein essen lässt?“ Andrea steht bereits wieder im Türrahmen und wirft mir einen ungläubigen Blick über die Schulter zu.

„Das würde ich nie wagen!“, hebe ich theatralisch ergebend die Hände. „Du hast nur kein Wort davon gesagt. Meintest nur was von Whisky.“

„Mhm, 16 jähriger“, zwinkert sie mir zu, bevor sie den Raum verlässt und Richtung Küche marschiert. „Der Whisky ist mein Beitrag zum Einkauf!“, höre ich sie über Gläserklirren hinweg rufen. „Jemand musste ja was Vernünftiges mitnehmen.“ Schon kehrt sie, eine Flasche Whisky in der einen und zwei Gläser in der anderen Hand ins Wohnzimmer zurück.

„Hast du denn kein Eis?“, frage ich, als sie uns von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit einschenkt. Wie um Himmels Willen soll ich das Zeug ohne Eis, das ihm die Schärfe nimmt, herunterbringen?

„Eis?“ Andrea misst mich mit ungläubigem Blick. „Du Banause! So einen edlen Tropfen verdünnt man nicht! Nicht mal mit Eis. Also wirklich, ihr Leute aus dem Norden seid schon seltsam.“

„Hey!“, schimpfe ich. „Bei uns in Montana gehört es zum guten Ton, dass man den Whisky eisgekühlt trinkt.“ Das denke ich zumindest, da ihn mein Dad und die hohen Tiere vom Set so trinken. Mein Vater ist Filmproduzent und berufsbedingt ständig unter den Reichen und Schönen. Ich denke also, er weiß, wie so ein Magenbrenner serviert wird.

„Mir schnuppe, ich trinke den Whiskey aus einem eisgekühlten Glas, ohne

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Christine Troy
Cover: Michael Troy
Lektorat: Romy Güntner, www.satzsilbe.wordpress.com
Korrektorat: Romy Güntner, www.satzsilbe.wordpress.com
Satz: Michael Troy
Tag der Veröffentlichung: 19.07.2022
ISBN: 978-3-7554-1743-9

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