Table of Contents
Kurzbeschreibung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Epilog
Weitere Bücher von Christine Troy
Die Autorin
CHRISTINE TROY
Copyright ©2021 Christine Troy
Alle Rechte vorbehalten.
Eine Kopie oder anderweitige Verwendung ist nur mit schriftlicher Genehmigung von Seiten der Autorin gestattet. Personen und Handlungen sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Korrektorat: SW Korrekturen
Covergestaltung: Michael Troy / MT-DESIGN
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Widmung
Für meine Großmutter Isolde. Ich kenne niemanden, der ein größeres Herz hat als du. Danke für eine wundervolle und liebevolle Kindheit.
Kurzbeschreibung
Alexander ist alles, was ich mir wünsche. Ihn zu sehen, ist wie ein Sonnenaufgang nach einer düsteren Nacht.
Wie konnte das passieren? Warum musste ich mich ausgerechnet in einen Geist verlieben? Noch dazu in einen, auf dem ein Hexenfluch lastet!
Seit über sechzig Jahren ist Alexanders Seele an dieses Haus gefesselt. In meiner Verliebtheit habe ich ihm versprochen, einen Weg zu finden, seine Verwünschung aufzuheben. Leider habe ich keine Ahnung, wie ich das anstellen soll. Schließlich ist mit schwarzer Magie nicht zu spaßen. Doch ich weiß, für ihn werde ich alles in meiner Macht Stehende tun. Ich werde seine Seele befreien. Koste es, was es wolle ...
Dies ist der finale Band der „Das Haus in der Birngasse"-Dilogie. Eine Geschichte voller Herzklopfen, Mystery und Liebe!
Kapitel 1
„Ach das“, sage ich und zucke gelassen die Schultern, obwohl mein Herz wie verrückt rast. „Ja, von diesen Geschichten habe ich auch schon gehört. In der Schule nennen sie unser Haus das Brunnenhaus.“ Ich gebe mich so locker wie möglich in der Hoffnung, Mama die Furcht vor unserem neuen Zuhause zu nehmen.
Zehn Tage ist es jetzt her, dass wir in die Birngasse 3 gezogen sind. Anfangs habe ich das marode alte Gebäude, in dem all diese seltsamsten Dinge passieren, gehasst. Wie Mama habe auch ich herausgefunden, dass sich vor vielen Jahren eine Frau namens Ottilia Hefel im Brunnen hinter dem Haus das Leben genommen hat. Ich bin davon ausgegangen, dass es ihre Seele ist, die in unserem neuen Heim ihr Unwesen treibt. Doch vor Kurzem bin ich dahintergekommen, dass nicht die Tote, sondern ihr Sohn, Alexander, die Birngasse 3 heimsucht. Wie all die anderen Mieter zuvor wollte er auch uns aus seinem Zuhause vertreiben. Er hat mir Angst eingejagt und mich in meinen Träumen heimgesucht. Zu seinem Ärger bin ich jedoch nicht so leicht loszuwerden wie die Leute, die vor uns hier lebten. Für mich und Mama ist dieses Haus alles, was uns geblieben ist, denn wir sind pleite. Unsere finanzielle Lage haben wir meinem Erzeuger zu verdanken. Nachdem Mama vor einigen Monaten dahinterkam, dass mein Vater eine Affäre mit ihrer besten Freundin hatte, ist unsere heile Welt zusammengebrochen. Wie sich herausstellte, war Petra nur eine von vielen Geliebten, für die er jede Menge Geld verprasste. Ums kurz zu machen: Dank meinem Vater sind wir ziemlich abgebrannt und können uns keine andere Wohnung als die in der Birngasse leisten. Zumindest nicht hier, in Dornbirn, unserer neuen Heimat. Nachdem Petra meine Mama gestalkt und wie verbissen versucht hat, die Sache mit ihr wieder geradezurücken, mussten wir umziehen. Nun leben wir hier, in Vorarlberg, in einem Haus, das von einem unverschämt gut aussehenden Geist heimgesucht wird.
Mein wild hämmerndes Herz wird heiß, als ich an Alexander denke. In meinen siebzehn Jahren bin ich nie einem attraktiveren Jungen als ihm begegnet. Sein Aussehen – gepaart mit diesem unerschütterlichen Selbstbewusstsein, das er ausstrahlt – wirkt geradezu einschüchternd. Er ist so anders als die Typen, die ich kenne. Was mit ein Grund dafür ist, weshalb ich mich Hals über Kopf in ihn verliebt habe. Ja, es stimmt, ich habe mich in einen Geist verliebt. Dumm, ich weiß, aber so ist es nun mal.
Nachdem ich gestern Nacht herausgefunden habe, was Alexander widerfahren ist: dass die Jahrmarktshexe Madame Donka ihn verflucht und seine Seele an das Haus gefesselt hat, habe ich mir etwas geschworen.
Ich werde ihm helfen, den Fluch aufzuheben.
Wenn Mama in ihrer Angst jedoch beschließt auszuziehen, sind mir die Hände gebunden. Dann kann ich mein Versprechen, ihn zu befreien, nicht einlösen; und das darf auf keinen Fall geschehen. Darum muss ich sie unbedingt davon überzeugen, dass die Geschichten, die man sich über das Brunnenhaus erzählt, übertrieben sind und die Birngasse 3 ungefährlich ist.
„Brunnenhaus?“, fragt Mama und ihre Augen werden groß – ich kann die Angst in ihnen sehen. „Genau so nennen es auch die Kollegen im Rathaus.“
Um die Kollegen im Rathaus wollte sich eigentlich Tante Dani kümmern, denke ich wütend bei mir. Dani ist die Zwillingsschwester meiner Mama. Sie hat ihr einen Job im Meldeamt besorgt und ist die Einzige, die zumindest teilweise weiß, was mir in der Birngasse widerfahren ist. Um Mama zu schützen, hat sie versucht, den Klatsch und Tratsch auf der Arbeit von ihr fernzuhalten. Offensichtlich erfolglos …
„Brigitte aus der Buchhaltung sagt, dass es in unserem Haus spuken würde“, fährt Mama mit verheißungsvoller Stimme fort.
Ich lache. „Ja, das habe ich auch gehört. Ganz schön abergläubisch, die Leute hier, was?“ Ich versuche noch immer locker zu wirken und Mama zu vermitteln, dass es unnötig ist, sich Sorgen zu machen.
„Ja. Ha, ha.“ Ihr Lachen klingt unecht und der angstvolle Ausdruck haftet hartnäckig auf ihren Zügen.
„Mama, du wirst das Geschwätz der Leute doch wohl nicht ernst nehmen. Ich meine, du liebst dieses Haus.“
Sie gibt ein schwermütiges Seufzen von sich. „Und wie ich es liebe! Aber weißt du, wenn ich ehrlich bin, geschehen bei uns wirklich ungewöhnliche Dinge. Ich habe mir bisher nie was dabei gedacht, wenn es in den Leitungen gekreischt oder in den Wänden geklopft hat. Selbst beim Rohrbruch habe ich mir keine Sorgen gemacht. Immerhin ist das Haus alt. Da kann so was schon mal passieren, oder?“ Ihr Blick ist Hilfe suchend.
„Absolut. Alte Häuser sind nun mal unheimlich.“
Sie nickt – ist immer noch blass um die Nase. „Komisch ist nur, dass das Kreischen und Klopfen vor Kurzem aufgehört hat.“
Oh, oh.
„Ist dir das auch aufgefallen?“
„Eigentlich nicht.“
„Weißt du, das ist es, was mir Angst einjagt. Warum verfällt ein Haus, das laut war wie das unsere, von einem Tag auf den anderen in Totenstille?“
Weil ich den Geist, der darin lebt, überreden konnte, uns für die nächsten drei Monate in Frieden zu lassen, denke ich bei mir, was ich ihr allerdings unmöglich sagen kann. Stattdessen suche ich fieberhaft nach einer Erklärung.
„Das ist eine berechtigte Frage. Ich vermute, das liegt daran, dass wir angefangen haben einzuheizen.“
Mamas Brauen ziehen sich zu einer Linie zusammen. „Was sollen die Geräusche mit dem Heizen zu tun haben?“ Sie schüttelt ungläubig den Kopf.
„Na ja, bis vor Kurzem gab es immer wieder Temperarturwechsel. Tagsüber war es warm, fast heiß, und in der Nacht hat es sich stark abgekühlt. Dehnt sich Holz bei Wärme nicht aus und zieht sich bei Kälte zusammen? Vielleicht ist Ruhe im Haus, weil wir den Kachelofen immer am Laufen halten und sich die Mauern aufgewärmt haben.“ Meine Erklärung ist an den Haaren herbeigezogen. Aber ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll. Ich brauche etwas, um Mama zu beruhigen, und wie es aussieht, denkt sie zumindest über die Möglichkeit mit dem Kachelofen nach.
„Kann sein. Wer weiß.“ Sie massiert sich mit den Fingerspitzen die Schläfen. „Ich bin zu müde, um genauer darüber nachzudenken.“
„Du brauchst dir wegen der Birngasse keine Sorgen zu machen“, beruhige ich. „Überleg mal, wenn es in dem Haus wirklich spuken würde und irgendein Geist uns was antun wollte, dann hätte er das doch längst getan.“
Das scheint sie zu überzeugen. „Hast recht.“ Ein Lächeln zupft an ihren Mundwinkeln. Zuversichtlich sieht sie mich aus ihren großen Augen an. Es ist ein wenig, als würde ich in einen Spiegel schauen. Die auffallend grasgrünen Augen, die markanten Brauen und die schmale, sommersprossengesäumte Nase. Ich bin meiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten.
„Wir lassen uns nicht unterkriegen, oder?“, sagt sie mit einem schiefen Lächeln.
„Niemals“, versichere ich.
Mama nickt, sie wirkt erleichtert. Ich beuge mich zu ihr hinüber und drücke ihr einen Abschiedskuss auf die Wange. „Ich muss los. Bis später. Hab dich lieb.“
„Ich dich auch, mein Schatz, und ich wünsch dir einen tollen Tag.“
„Danke, bis später.“ Ich steige aus und werfe die Tür hinter mir zu. Mit einem beklommenen Gefühl schaue ich Mamas Auto hinterher, das sich in den morgendlichen Verkehr einfädelt und davonfährt.
Jetzt kann ich nur hoffen, dass sie aufhört, sich den Kopf zu zerbrechen, und die Leute reden lässt. Mit diesem Gedanken rücke ich den Rucksack über meiner Schulter zurecht und trete durch das schmiedeeiserne Tor des Gymnasiums. Heute ist mein vierter Tag an dieser Schule. Anfänglich hat mich der Wechsel gestresst, inzwischen habe ich mich jedoch eingewöhnt.
Mein Vormittag vergeht wie im Flug. In der ersten Stunde schreiben wir einen Mathetest, der mir einigermaßen gelingt. Eine Drei dürfte drin sein. In der zweiten Stunde haben wir Deutsch mit einer Buchvorstellung von Marco – dem blonden Mädchenschwarm mit den kobaltblauen Augen. Er ist ein richtiger Entertainer und bauscht seinen Vortrag zu einer Show auf. Ich bin sicher, Inès – die Alphazicke an dieser Schule – wäre begeistert, wenn sie hier wäre. Zu ihrem Pech ist sie in einer anderen Gruppe. Die dritte Stunde – Religion – zieht sich minimal. Das liegt daran, dass Elisabeth – meine neue Freundin und Quasselstrippe – mir die Ohren vollheult, weil wir am Nachmittag Turnen haben. Sie hasst Sport und meint, sie hätte zwei linke Füße und Hände. Außerdem wird sie von einigen der Mädchen gemobbt, weil sie eine, wie sie selbst sagt, zu große Oberweite hat. Laut Elisabeth lässt sich ihr Busen nur mit Sport-BHs bändigen und stört sie beim Rennen. Ich bin sicher, dass die Zicken eifersüchtig sind, und habe eine Vermutung, wer ganz vorn an der Mobbingfront steht.
Nach der Vormittagspause nutze ich die übrigen Stunden bis zum Mittag, um mir Notizen darüber zu machen, was ich recherchieren will. Heute früh habe ich mich bereits ein wenig auf meinem Handy über Flüche schlaugemacht. Leider hatte ich nur ein paar Minuten Zeit, weshalb ich nicht weit gekommen bin.
Als die Glocke läutet, eile ich aus der Schule und verkrümle mich auf die Parkbank hinter der Bücherei. Mein Lieblingsplatz, wenn ich Ruhe will. Da es bewölkt und kalt ist, sind wenig Leute unterwegs. Das ist gut, so werde ich von nichts und niemandem gestört.
Mit meinem Schinkenkäsesandwich auf dem Schoß suche ich nach dem „zweiten Gesicht“, einem Ausdruck, auf den ich heute früh gestoßen bin. Sintifrauen mit dem zweiten Gesicht, hieß es da, wären die gefährlichsten von allen. Donka ist ein geläufiger Name bei den Roma oder Sinti, ich bin sicher, sie war eine von ihnen. Der Wikipedia-Eintrag, den ich zu dem Thema finde, ist kurz, aber aufschlussreich. Da steht: Menschen, die das zweite Gesicht haben, verfügen über prophetische Kräfte.
Alexander nannte Madame Donka in seinem Tagebuch eine Wahrsagerin. Ich wette, sie hatte das zweite Gesicht.
Wahrsagerin? Hexe trifft es eher, höre ich ihn in meiner Erinnerung sagen. Mich fröstelt, wenn ich überlege, was ihm widerfahren ist.
All die Jahre an ein Haus gefesselt, einsam und allein. Kein Wunder, dass er menschenfremd geworden ist und sich so benimmt …
Kopfschüttelnd lenke ich meine Aufmerksamkeit zurück auf die Recherche und suche weiter. Diesmal nach „Sintiflüche“ und „Wie hebt man einen Fluch auf“. Beitrag für Beitrag gehe ich durch. Neunundneunzig Prozent davon sind nutzlos, was zermürbend ist. Einen hilfreichen finde ich jedoch schließlich. Er ist in Romani verfasst. Ich kopiere den Text und übersetze ihn in einem Onlineprogramm. Die Satzstellung ist verworren, aber ich verstehe den Kontext. Er besagt Folgendes:
Kein Fluch gleicht dem anderen. Um eine Verwünschung aufzuheben, muss man erst wissen, um was für eine Art von Fluch es sich handelt.
„Das klingt logisch“, sage ich zu mir selbst. Gedankenverloren nehme ich den letzten Bissen von meinem Sandwich und verfüttere die Rinde an die beiden Tauben, die mich entdeckt haben.
Das Problem ist nur, dass Alexander nicht weiß, was für ein Fluch auf ihm lastet. Ich senke den Blick zurück auf das Handydisplay, will meine Suche fortsetzen, als ich mit Entsetzen feststelle, wie spät es bereits ist.
„Verdammt, zwanzig nach eins!“ Wie von der Tarantel gestochen fahre ich hoch. Vor lauter Recherche habe ich die Zeit vergessen und komme zu spät zum Nachmittagsunterricht. Schnell raffe ich meine Sachen zusammen und eile in Richtung Schule.
Ausgerechnet jetzt habe ich zum ersten Mal Sport und muss die Umkleide erst finden. Als ich eine Viertelstunde später im Turnsaal erscheine, wärmen sich meine Klassenkameradinnen gerade mit Hampelmännern auf. Ihre rhythmischen Sprünge hallen durch den weitläufigen Raum.
„Katharina Geiger?“, fängt mich die Lehrerin ab. Sie ist Ende dreißig, etwa einen Meter fünfzig klein und trägt das schulterlange Haar zu einem strengen Pferdeschwanz zusammengebunden.
„Ja, das bin ich. Bitte entschuldigen Sie, dass ich zu spät komme. Hab die Umkleide nicht gefunden.“
Ihrer strengen Miene entnehme ich, dass sie diese Ausrede nicht gelten lässt.
„Sieh mal einer an, das Brunnenmädchen schwänzt doch nicht“, bemerkt Inès laut genug, damit die anderen es hören können. Spätestens jetzt liegt die Aufmerksamkeit aller auf mir.
„Ihr Zuspätkommen gibt einen Eintrag ins Klassenbuch“, erklärt die Lehrerin, hebt die Trillerpfeife, die sie über ihrem hellblauen Trainingsanzug trägt, an die Lippen und gibt einen Pfiff ab. Sofort erstirbt die Geräuschkulisse um mich herum. Die Mädchen haben innegehalten. Einige von ihnen stehen nach Atem ringend da. Darunter Elisabeth. Ich geselle mich zu ihr.
„Wie ihr mitbekommen habt, haben wir eine neue Schülerin unter uns“, hebt die Lehrerin an. „Wie immer bei Neulingen darf sie entscheiden, was wir in ihrer ersten Stunde machen.“
„Aber, Frau Welte!“ Adele hebt die Hand. Die Blondine steht in einer schwarzen Sporthose und weißem T-Shirt mit dem Aufdruck BG-Dornbirn inmitten der Mädchentruppe.
„Ja, bitte?“
„Sie hatten doch vor, mit uns für das Handballmatch am Wochenende zu trainieren. Wir haben uns darauf verlassen.“ Adele deutet auf sich und zwei andere Mädchen, die dasselbe weiße BG-Dornbirn-Shirt tragen.
„Keine Sorge, ihr werdet eure Gegner so oder so platt walzen“, versichert die Lehrerin und wendet sich mir zu. „Also, Katharina, was darf es in deiner ersten Stunde sein? Volleyball, Geräteturnen, ein Hindernisparcours oder vielleicht rhythmische Sportgymnastik?“
„Handball“, antworte ich, woraufhin die Mädchen untereinander zu tuscheln beginnen.
„Ha!“ Inès lässt ein spitzes Lachen hören und wirft sich das lange, haselnussbraune Haar über die Schulter. „Was für eine Arschkriecherin.“
„Inès!“, maßregelt sie Frau Welte.
„Was denn? Ist doch so!“ Die Zicke verschränkt die Arme vor der flachen Brust und sieht mich streitlustig an.
„Du brauchst dich nicht unseretwegen für Handball zu entscheiden“, mischt sich Adele ein. „Ehrlich, du blamierst dich nur.“ Sie macht eine Kopfbewegung auf ihre Teamkameradinnen. „Wir spielen seit drei Jahren in der Schulmannschaft.“
„Die reißen dir den Arsch auf“, gibt Inès ihren Senf dazu. Keiner von ihnen – nicht einmal Elisabeth – weiß, wie gut ich in dieser Sportart bin. In meiner Heimat Frankenberg habe ich einige Jahre lang in der Schulmannschaft gespielt – war sogar Kapitänin.
„Bist du sicher, dass du Handball spielen willst?“, erkundigt sich Frau Welte. Um den Wow-Effekt zu verstärken, gebe ich mich unschlüssig. Ich schaue zwischen den Mädchen hin und her. Elisabeth schüttelt heftig den Kopf, während Adele und ihre Teamkolleginnen selbstbewusst grinsen. Schließlich zucke ich mit den Schultern.
„Wir können es ja mal versuchen“, sage ich vorsichtig, was die Handballmädels jubeln und in die Hände klatschen lässt. Frau Welte kommt an meine Seite.
„Hast du denn Erfahrung mit dem Sport?“
„Ein wenig.“
„Na schön“, sagt sie laut, um die Aufmerksamkeit ihrer Schülerinnen bemüht. „Es ist entschieden. Ihr spielt Handball. Teamkapitäne sind Adele und Katharina. Stellt euch in einer Reihe auf.“
Die Mädchen tun, wie ihnen geheißen, während Adele sich mit selbstgefälliger Miene an meine Seite stellt.
„Wählt eure Teams“, weist uns die Lehrerin an. „Katharina, du beginnst.“
Mein Blick streift über die Gruppe. Einige der Mädchen schauen zur Seite – wollen offensichtlich nicht gewählt werden –, andere, wie Adeles Freundinnen, machen ein verächtliches Gesicht, und Inès, die in einem kurzen Höschen und Tanktop dasteht, belächelt mich.
Na warte, dir wird das Lachen schon noch vergehen.
„Ich nehme Elisabeth“, sage ich, woraufhin ein belustigtes Prusten durch die Reihe geht.
„Ruhe!“, mahnt Frau Welte, während Adele neben mir nur schmunzelnd den Kopf schüttelt. Mir ist egal, was die anderen von meiner Entscheidung halten. Ermutigend schaue ich meine Freundin an, deren Augen hinter der Brille weit aufgerissenen sind.
„Was? … Ich? … Keine gute Idee“, stammelt sie und tapst auf mich zu.
„Dann nehme ich Heidi.“ Adele zeigt auf eine ihrer Freundinnen, die sich mit federnden Schritten an ihre Seite begibt.
Während Elisabeth der Lehrerin ihre Brille überreicht, wähle ich die Nächste. „Du“, sage ich und zeige mit dem Finger auf das übrig gebliebene Mädchen mit dem weißen BG-Teamshirt.
„Was – ich?“, entfährt es ihr.
„Ja, du“, sage ich.
„Aber ich will nicht!“
„Keine Widerrede, Lena. Katharina hat dich ausgewählt, also ab in ihr Team.“
Lena brummt widerwillig, stellt sich aber an meine Seite. Als Nächstes wählt Adele Inès, die mit hochmütig gerecktem Kinn zu ihrem Team tritt. Da ich keine Ahnung habe, wer wie spielt, wähle ich auf gut Glück.
Als alle Schülerinnen aufgeteilt sind, bestimmt jede von uns eine Spielerin, die ins Tor muss, und sechs Feldspieler – die Übrigen dürfen erst mal auf die Bank. Ich entscheide mich für Lena, Elisabeth und drei Mädchen mit athletischen Körpern. Ich kann nur hoffen, dass sie gut sind. Adele im gegnerischen Team nimmt Inès, Heidi aus ihrem Handballteam und die anderen drei scheint sie willkürlich zu wählen.
Da ich die Neue bin, hat mein Team Anwurf. Unsere Teamkolleginnen teilen sich im Feld auf, während Lena und ich uns in den Sturm stellen.
„Hör mal“, sagt sie mit einem verstohlenen Blick auf Frau Welte. „Ich hab echt keine Lust, mich mit dir zu blamieren. Tu mir den Gefallen und gib den Ball einfach an mich ab, wenn du ihn in die Hände bekommst, ja?“
„Weißt du was“, sage ich freundlich. „Ich habe genauso wenig Lust, mich zu blamieren. Halt mir einfach den Rücken frei, dann wird das schon.“
Ihre Brauen heben sich überrascht. Damit hat sie nicht gerechnet. Gut so!
„Achtung!“ Frau Welte wirft mir den Ball zu. „Alle bereit?“
Adele, die mir gegenübersteht, geht leicht in die Knie, macht sich bereit loszustürmen. „Bereit!“, bestätigt sie, woraufhin ein schriller Pfiff durch die Halle peitscht. Ich werfe Lena den Ball zu und laufe um Adele herum.
„Hier!“, rufe ich und werfe die Arme in die Luft. Für den Bruchteil einer Sekunde rutscht mir das Herz in die Hose, weil es so aussieht, als wolle Lena den Ball an Adele abgeben. Doch dann scheint sie sich zu besinnen und passt mir zu. Ich fange den Ball und nutze die Überraschung der anderen, die wie Ölgötzen dastehen und mich anglotzen, indem ich los und bis vor den gegnerischen Kreis presche. Wie in guten alten Zeiten springe ich auf das Tor zu und donnere den Ball ins Netz. Früher hätten meine Freundinnen gejubelt oder die Zuschauer bei unseren Spielen applaudiert, heute ist es um mich herum mucksmäuschenstill. Ich drehe mich zu den anderen um, die mich mit offen stehenden Mündern und reichlich dämlichen Gesichtern anstarren. Sogar Frau Welte scheint nicht zu glauben, was sie gerade gesehen hat. Da keiner etwas tut, hole ich den Ball, laufe zurück und drücke ihn Adele gegen die Brust.
„Ihr habt Anwurf“, sage ich, als müsste ich ihr auf die Sprünge helfen. Die Blondine braucht einen Augenblick, um sich einzukriegen. Sie nimmt mir den Ball ab und alle bringen sich wieder in Position. Erneut hallt der Pfiff aus Frau Weltes Trillerpfeife durch die Turnhalle. Adele wirft den Ball zu Inès, die gar nicht weiß, wie ihr geschieht, als ich ihn ihr in dem Moment, als sie ihn auf den Boden dribbelt, aus der Hand schlage und abnehme. Sie gibt ein ungläubiges Grunzen von sich. Diesmal laufe ich nur drei Schritte, bevor ich den Ball Lena zupasse. Die stürmt an unseren Gegnerinnen vorbei und versenkt ihn im Tor. Jetzt klatschen die übrigen Schüler, die auf den Bänken sitzen und zuschauen. Sie scheinen sich aus ihrer Starre befreit zu haben und beginnen mitzufiebern. Ich nehme wieder meine Startposition neben Lena ein.
„Hey“, raunt sie und wirft mir einen Blick zu, „das war nicht schlecht. Sieht aus, als könnte das Spiel noch spaßig werden.“
„Bin ganz deiner Meinung“, sage ich mit einem Grinsen, das Inès bemerkt und ihren Kopf vor Wut tomatenrot anlaufen lässt.
„Ich bin dran, ich mache den Anwurf!“, ätzt sie und reißt Adele den Ball aus der Hand.
Lena hat richtig vermutet, es wird ein verdammt spaßiges Spiel. Da Inès sich immer wieder in den Vordergrund drängt, haben Adele und ihr Team keine Chance, sich einzubringen. Wir sind um Längen besser, liegen nach der ersten Hälfte bereits mit 9:2 Toren vorn. Dabei gebe ich mir Mühe, alle meine Teamkolleginnen mit in das Spiel einzubeziehen – selbst Elisabeth, die tatsächlich zwei linke Füße und Hände hat. Ich passe ihnen zu, lobe sie, wenn ihnen ein Tor gelingt, und ermutige sie, wenn ihnen der Ball abgenommen wird. Kurzum, ich bin ganz in meinem Element. Nach dem Spiel bestehen Adele und ein paar andere auf eine zweite Runde. Ich bin dabei. Wir wählen neu. Diesmal ist Lena im gegnerischen Team und Adele an meiner Seite. Erst denke ich, dass wir verlieren werden, doch ohne Inès, die sie eingeschränkt hat, ist die Blondine richtig gut. Und sie taut mir gegenüber auf. Zweimal, als uns ein besonders spektakuläres Tor gelingt, klatscht sie sogar mit mir ab.
Am Ende der Doppelstunde sind wir alle durchgeschwitzt, aber die Stimmung ist top. Zumindest meine. Inès hingegen sieht aus, als würde sie mir am liebsten die Augen auskratzen.
„Alles klar, Mädchen!“ Frau Welte bläst zum Abschluss ein letztes Mal in ihre Trillerpfeife. „Das wars für heute!“, verkündet sie. „Ihr dürft unter die Dusche.“
Während die anderen erschöpft den Turnsaal verlassen, hält mich die Lehrerin mit einem: „Augenblick noch“, zurück.
„Ja, Frau Welte?“, frage ich und gehe zu ihr.
„Das war eine fantastische Leistung“, lobt sie. „Von wegen, du bist ein wenig mit dem Sport vertraut. Du hast doch in einem Verein gespielt, oder?“
„Erwischt“, sage ich grinsend. „Hab in der Schülerliga gespielt.“
„Dachte ich mir. Wie lange?“
„Vier Jahre.“
Sie nickt. „Und bist du auf der Suche nach einem neuen Team?“
„Ist das ein Angebot?“ Natürlich ist es das, ich sehe es an dem erwartungsvollen Schimmern in ihren Augen.
„Davon kannst du ausgehen. Mädchen wie dich brauche ich in meinem Team. Du bist schnell, wendig und hast Saft in den Armen.“
Das Kompliment hätte auch von meiner ehemaligen Trainerin kommen können. „Das ist nett, aber leider fehlt mir dazu die Zeit.“
Sie verzieht bedauernd das Gesicht. „Schade. Solltest du es dir anders überlegen, du weißt, wo du mich findest.“ Sie zwinkert.
„Alles klar, danke.“
Dass Frau Welte mich in ihrem Team haben will, ist schmeichelhaft, aber im Moment habe ich tatsächlich keine Zeit, immerhin habe ich einen Fluch aufzuheben.
Kapitel 2
Nach dem Sportunterricht verändert sich das Verhalten einiger meiner Mitschülerinnen. Sie werden mir gegenüber offener und sprechen mich teilweise direkt an. So wie Lena, die sich für das klasse Spiel bedankt. Sie meint, es wäre cool, wenn ich ihrem Handball-Team beitreten würde. Selbst Adele wirkt verändert. Sie macht jetzt nicht mehr dieses abgeneigte Gesicht, wenn ich was sage oder unsere Blicke sich kreuzen, und lächelt mich zwischenzeitlich sogar an. Das heißt, wenn Inès, ihre beste Freundin, es nicht sieht. Die ist nebenbei bemerkt die Einzige, die – wenn das überhaupt möglich ist – mir feindseliger denn je gegenübersteht. Aber das juckt mich nicht. Um ehrlich zu sein, ist mir vollkommen egal, wer mir wie gegenübersteht. Die Schule ist für mich gerade zweitrangig. Ich gehe hin, weil ich einen ordentlichen Abschluss will. In Gedanken jedoch bin ich immerzu bei Alexander.
Das ist auch in der letzten Nachmittagsstunde so und als ich mich nach dem Unterricht auf den Heimweg mache. Meine Gedanken kreisen wie ein Schwarm Bienen um Alexander und dessen Fluch. Selbst als ich in der Birngasse ankomme und die Treppe zur Veranda hochsteige, kann ich an nichts anderes denken.
Gerade durchforste ich meine Jacke nach dem Haustürschlüssel, als mein Handy klingelt. Es ist meine Tante.
„Hi, Dani“, begrüße ich sie.
„Kathi“, sagt sie aufgeregt. „Ich habe großartige Neuigkeiten!“
„Ach ja?“ Ich lasse von meiner Jacke ab und bin ganz Ohr. „Worum geht’s denn?“
„Um die neue Wohnung. Ich hab’s geschafft, ich hab was Passendes für euch gefunden!“, jubelt sie.
Mist! Bis vor Kurzem hätte ich mich unheimlich über diese Nachricht gefreut. Aber nun, da ich von Alexanders Fluch weiß und versprochen habe, ihm zu helfen, wirft sie meinen Plan durcheinander. Ich kann und will hier nicht mehr weg.
„Ach ja“, sage ich und reibe mir unbehaglich über den Nacken. „Deswegen wollte ich dich auch schon anrufen.“ Weil ich nicht möchte, dass Alexander – der die Gedanken der Menschen, die sich in seinem Haus befinden, hören kann – mein Telefonat belauscht, gehe ich über die Veranda zurück und die Treppe hinab in die Einfahrt.
„Kannst du dich an die Wohnung im Oberdorf erinnern, von der ich dir erzählt habe?“, fragt sie.
„Klar. Du meintest, sie wäre vergeben.“
„Stimmt, aber stell dir vor, das ist sie nicht mehr!“, flötet sie mir ins Ohr. „Der Vermieter hat mich heute Morgen angerufen. Er sagt, die Wohnung wäre wieder zu haben. Wir dürfen sie am Wochenende besichtigen, und wenn alles klappt, könnt ihr bereits im Dezember einziehen. Ist das nicht toll?“
„Schon, aber …“
In ihrer Euphorie überhört Dani meinen Einwand und plappert munter weiter. „Ich weiß, ich weiß, die Wohnung wäre ein bisschen teurer, aber ich bin sicher, Bianca und du würdet die zweihundert Euro mehr im Monat irgendwie stemmen.“
„Zweihundert Euro mehr?“
„Mhm. Ich sag dir, das ist immer noch ein Schnäppchen. Dann habt ihr endlich wieder eine Zentralheizung und …“ Sie senkt die Stimme zu einem Raunen. „… kommt aus dieser Geisterbude raus.“
Automatisch hüpft mein Blick auf das Gebäude vor mir. Die hohen Kastenfenster, die eierschalengelbe Fassade, die Veranda mit den darüberliegenden Balkonen und das steile Dach – alles wirkt so vertraut. Zum ersten Mal, seit ich hier eingezogen bin, überkommt mich das Gefühl, hier richtig zu sein. Dieses Haus, die Birngasse 3, ist mein Zuhause. Ich spüre, dass ich hierhergehöre, und das hat nichts mit Alexander zu tun … Na gut, vielleicht ein klein wenig. Jetzt verstehe ich jedenfalls, was Mama an diesem Haus findet. Es ist schwer, in Worte zu fassen, aber hat man sich an diesen alten Kasten erst einmal gewöhnt, wird man zu einem Teil von ihm.
„Ich will nicht weg“, spreche ich meine Gedanken laut aus.
„Was?“ Dani klingt verwirrt. „Wie meinst du das? Wir hatten doch besprochen, dass ich was Neues für euch suche.“
„Schon, aber das war, bevor …“ Mist, jetzt brauche ich dringend eine überzeugende Ausrede. „… bevor ich das Bild gefunden habe“, sage ich, als mir eine passende einfällt.
„Welches Bild?“
„Na, das von Ottilia.“
„Redest du von Ottilia Hefel – der Urenkelin, die sich in den Brunnen gestürzt hat?“
„Ganz genau“, bestätige ich und lege in meine Stimme einen verschwörerischen Klang. Ich mache eine kurze Pause und sage dann betont unheilvoll: „Ich habe im Keller, eingehüllt in ein Stück Stoff, eine Schatulle gefunden. Darin war ein Bild von ihr.“ Das stimmt nicht. In Wahrheit habe ich ein Schwarz-Weiß-Foto von Ottilia und Alexander in deren ehemaligen und heute leer stehenden Wohnung im zweiten Stock gefunden.
„Nein!“
„Doch! Und, Dani, dieses Bild, es … es hat gelebt.“ Ich lege all mein schauspielerisches Talent in diese Lüge. „Ich hab mir fast in die Hose gemacht. Die Frau auf dem Bild, ihre Augen, sie haben mich verfolgt. Und weißt du was, wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, wie sich ihre Brust gehoben und gesenkt hat. So als würde sie atmen.“
„Kathi, du machst mir Angst.“
Das ist der Sinn der Aufgabe. Sonst würdest du mir womöglich nicht glauben.
„Was hast du mit dem Bild gemacht? Ist es noch im Haus?
„Nein. Ich habe es verbrannt.“ Das ist ebenfalls gelogen. Tatsächlich steckt das Bild unter meiner Handyhülle.
„Verbrannt?“, wiederholt sie mit angstgeschwängerter Stimme.
„Mhm. Das Ding hat gestunken, als würde man Haare anzünden.“
„Großer Gott“, wispert sie. Würde mich nicht wundern, wenn sie sich gerade bekreuzigt.
„Jedenfalls war’s das. Seit ich das Bild verbrannt habe, ist Ruhe im Haus.“
„Wie, Ruhe?“
„Na, es klopft nicht mehr in den Wänden, die Wasserleitungen haben aufgehört zu kreischen und Rohrbrüche gab es auch keine mehr.“
„Dann hast du Ottilias Geist verjagt?“
„Verjagt, befreit, keine Ahnung, was aus ihr geworden ist. Fakt ist, dass sie uns nicht mehr heimsucht.“ Und auch nie heimgesucht hat …
„Das ist unfassbar“, meint Dani ehrfürchtig. „Du bist unglaublich, Katharina. Ich glaub’s nicht, du hast den Geist vertrieben!“
Unglaublich wäre ich, wenn ich dahinterkommen würde, wie Alexanders Fluch aufzuheben ist.
„Dann braucht ihr also keine neue Wohnung?“
„Nein.“ Zumindest aktuell nicht, denn an Alexanders Drei-Monats-Frist, die er uns gesetzt hat, um was Neues zu finden, hat sich nichts verändert. Bleibt zu hoffen, dass er sie aufhebt, wenn er sieht, dass ich ihm wirklich helfen will. Oder, wer weiß, vielleicht erledigt sich das Problem von selbst, wenn es mir gelingt, den Fluch aufzuheben und seine Seele zu befreien. Daran, dass er dann vermutlich für immer weg wäre, will ich gar nicht denken.
„Das ist toll“, murmelt meine Tante. Sie klingt, als bräuchte sie noch ein Weilchen, um das Gehörte zu verdauen. „Dann sage ich dem Vermieter ab?“
„Ja, tu das bitte.“
„Okay.“
Mamas Auto erscheint vorn auf der Straße und rollt zu mir in die Einfahrt.
„Ich muss Schluss machen, Dani, Mama kommt gerade nach Hause.“
„Alles klar. Sag ihr einen lieben Gruß.“
„Mach ich.“
„Und, Kathi?“
„Ja?“
„Ich bin stolz auf dich.“
Obwohl ich ihr Lob nicht verdient habe, tut es gut. Mag sein, dass ich das Haus nicht vom eigentlichen Geist befreit habe, aber ich habe wenigstens geregelt, dass er uns in Ruhe lässt. „Danke.“
Wir verabschieden uns und ich gehe um das Auto herum und öffne die Fahrertür.
„Du bist heute aber früh zu Hause“, begrüße ich Mama.
„Früh?“ Sie wirft einen Blick auf die Uhr im Wagen. „Eigentlich nicht, hab bloß keine Überstunden gemacht. Ich will auch gleich wieder los, bin nur hier, um dich zu fragen, ob du mich zum Wochenendeinkauf begleiten willst. Wie sieht’s aus, hast du Lust mitzukommen?“
Ob ich Lust habe? „Unbedingt!“ Früher, als wir noch in Frankenberg lebten, fuhren Mama und ich jeden Donnerstagnachmittag zum Einkaufen. Das war ein fixes Ritual.
„Na, dann los, schwing deinen Hintern ins Auto“, sagt sie gut gelaunt, beugt sich auf die Beifahrerseite und angelt nach dem Türgriff.
Eigentlich hatte ich vor, mich in meinem Zimmer zu verkriechen und weiter nach einer Lösung für Alexanders Problem zu suchen. Aber eine Ablenkung wie diese tut mir bestimmt gut. Das Einkaufen wird mir helfen, den Kopf freizubekommen. Außerdem will ich herausfinden, ob ich ihr heute früh wirklich die Angst nehmen konnte. Darum umrunde ich den Wagen und steige ein.
Fast drei Stunden lang sind wir unterwegs. Mama hat ihr erstes Gehalt oder besser gesagt eine Art Vorschuss erhalten. Wir besorgen erst die Lebensmittel und bummeln dann durch das Einkaufszentrum. Ich überrede sie, sich warme Winterstiefel zu gönnen, denn die, die sie aktuell trägt, sind reif für die Tonne. Ich kaufe mir Handschuhe, weil ich meine alten seit dem Umzug nicht mehr finde. Wir haben eine tolle Zeit, holen uns auf dem Marktplatz einen Glühwein und schlendern mit einer Tüte Maroni durch die Innenstadt. Es ist schön, was mit Mama zu unternehmen, und ich glaube, es ist mir tatsächlich gelungen, ihr die Angst vor unserem neuen Zuhause zu nehmen. Denn sie verliert weder ein Wort über die Tote noch über die Spukgeschichten. Stattdessen unterhalten wir uns über ihre Arbeit und die Schule. Wie es aussieht, haben wir uns beide eingelebt. Es tut gut zu sehen, wie sie aufblüht und die Vergangenheit hinter sich lässt. Ihr Arbeitskollege John, erzählt sie, hätte bereits zweimal nach einem weiteren Date gefragt. Aber wie Mama eben ist, sucht sie ständig nach irgendwelchen Ausreden.
„Was ist dein Problem?“, frage ich, als wir am Stadtbrunnen vorbeischlendern. „Du hast gesagt, du magst John.“
„Kann sein, aber ich weiß einfach nicht, ob ich schon bereit für was Neues bin.“
„Wie hat Oma immer so schön gesagt? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, erinnere ich sie. Mama schiebt sich eine Maroni in den Mund und kaut nachdenklich darauf herum. Ihr Telefon klingelt. Sie holt es aus ihrer Handtasche, wirft einen Blick auf das Display und raunt: „Wenn man vom Teufel spricht.“ Nervös blinzelnd nimmt sie den Anruf an. „Hi, John.“
Ich grinse und wackle vielsagend mit den Brauen. Mama stößt mich mit dem Ellenbogen an und lauscht seinen Worten. „Ja, ich hab heute pünktlich Schluss gemacht … aha … mhm … Morgen? Kino?“
Jetzt bin ich es, die sie in die Seite stupst, weil sie klingt, als müsse sie über seine Einladung nachdenken. „Los“, zische ich, „sag zu.“
Mama schneidet eine Grimasse und gibt mir zu verstehen, dass ich still sein soll.
„Stell dich nicht so an“, nerve ich sie. „Sag zu, los, sag zu.“
„Wie – was sagst du? Ach so, nein, das ist meine Tochter, Kathi.“ Sie kneift die Augen zusammen und wirft mir ihren besten Sei-endlich-still-Blick zu. Ich hebe ergebend die Hände. Sie überlegt kurz und gibt sich schließlich einen Ruck. „Okay, ja. Ich bin dabei.“
„Ja“, sage ich leise und stoße triumphierend eine Faust in die Luft.
„Mhm, dann treffen wir uns morgen um sieben bei mir … Ich freu mich auch. Bis dann.“ Sie legt auf und sieht mich finster an. „Duuu“, zischt sie, doch ich sehe das Lächeln, das sie zu verbergen versucht. „Wegen dir Nervensäge habe ich morgen ein Date.“
„Na und?“, sage ich frech, woraufhin sie eine Maronischale nach mir wirft.
„Ich weiß doch noch gar nicht, was das zwischen uns ist und ob ich ihn wirklich kennenlernen will.“
„Dann finde es heraus. Weißt du, Mama, dafür sind Dates da“, ziehe ich sie auf und bekomme dafür ein weiteres Stück Schale zugeworfen. „Na warte!“ Mit spitzen Fingern pule ich eine der Schalen aus meiner Tüte und schleudere sie ihr entgegen.
„Aha, so ist das also, du willst Krieg!“, ruft sie lachend, stopft sich eine Maroni, die sie gerade geschält hat, in den Mund und eröffnet das Feuer auf mich. Wie Kinder jagen wir uns über den Marktplatz und albern herum, bis uns die Munition ausgeht. Wie gesagt, ich liebe es, Zeit mit meiner Mama zu verbringen. Ich kenne kaum eine Frau in ihrem Alter, die im Herzen so jung geblieben ist.
Zurück in der Birngasse mache ich mich daran, die Lebensmittel zu verstauen, und Mama geht in den Keller, um Holz für den Ofen zu holen. Während sie beschäftigt ist, nehme ich meine Umgebung genau in Augenschein. Ich hoffe, Alexander zu sehen, und suche nach dunklen Stellen am Boden und den Wänden. Hier, in der realen Welt, erscheint er mir immer als nebulöse Schattengestalt, während er mir in meinen Träumen als echter Junge gegenübertritt. Doch Alexander lässt sich nicht blicken. Dabei würde ich ihm zu gerne von meinen Nachforschungen erzählen, ihm berichten, was ich herausgefunden habe.
Da er nicht auftaucht, versuche ich, gedanklich mit ihm Kontakt aufzunehmen.
Ich habe Neuigkeiten, denke ich und hoffe, dass er mich hört. Heute Mittag bin ich auf einen interessanten Bericht gestoßen. Eine Verwünschung aufzuheben ist schwieriger als gedacht. Wir müssen unbedingt herausfinden, mit was für einer Art von Fluch dich diese Madame Donka belegt hat.
Eine Packung Milch in den Händen stehe ich in der Küche und schaue mich weiter nach Alexander um. Zu meinem Ärger zeigt er sich nicht. Auch hat es sich im Raum nicht abgekühlt, was mich vermuten lässt, dass er nicht hier ist. Aber ich will ihm unbedingt sagen, was ich weiß. Ungeduldig verstaue ich die Milch im Kühlschrank und gehe zum Tisch, auf dem wir die Einkaufstüten abgestellt haben.
„Alexander“, flüstere ich und nehme zwei Joghurtbecher aus einer der Papiertüten. Was soll denn das, warum kommt er nicht?
„Alexander“, sage ich lauter und fahre vor Schreck zusammen, als hinter mir eine Stimme erklingt.
„Katharina?“ Es ist Mama, die mit einem Stapel Holzscheite in der Tür steht und mich besorgt anschaut. „Mit wem redest du?“
„Ich?“ Meine Stimme ist zwei Oktaven zu hoch, weil sie mich ertappt hat. „Mit niemandem. Selbstgespräche.“
Sie runzelt misstrauisch die Stirn. „Selbstgespräche. Aha“, meint sie und geht hinüber ins Wohnzimmer.
Toll, das war ja kaum auffällig. So geht das nicht. In ihrer Gegenwart muss ich mich zusammenreißen. Wenn ich anfange, mit Leuten zu reden, die gar nicht da sind, wird das ihre Angst vor dem Haus unnötig schüren.
Den restlichen Abend über achte ich auf mein Verhalten. Ich vermeide es, meine Blicke über die Wände wandern zu lassen, und spreche nicht mehr mit Alexander. Auch nicht in Gedanken. Sicher ist sicher.
Da am Nachmittag keine von uns daheim war und den Kachelofen angeschmissen hat, ist die Wohnung ausgekühlt. Es dauert, bis sich die gemütliche Wärme des Ofens in den Räumen verteilt. Darum essen wir im Wohnzimmer, in unsere Wolldecken eingekuschelt, zu Abend. Es gibt Pizza aus dem Backofen und frisch gepressten Orangensaft. Heute verzichten wir auf den Fernseher, stattdessen zünden wir Kerzen an und unterhalten uns. Wir lassen den Nachmittag Revue passieren und überlegen, was wir am Wochenende unternehmen wollen. Ab und zu habe ich das Gefühl, dass sie leicht zusammenzuckt, wenn ein Holzscheit im Ofen knackt. Das ruft mir ihre Sorge von heute Morgen in Erinnerung.
„Beschäftigen dich die Geschichten über die Tote im Brunnen noch immer?“, frage ich vorsichtig.
„Nein. Es ist bloß …“ Sie sieht sich unbehaglich um. „Ich muss das Ganze einfach noch verarbeiten.“
Was so viel bedeutet wie ja – die Sache beschäftigt sie sehr wohl noch. „Aber dir ist klar, dass wir hier alleine sind, oder?“ Ich hebe demonstrativ die Hände, bin still, damit sie lauschen kann. „All diese Geschichten, die man sich erzählt“, sage ich nach einem Moment. „Die sind Humbug. Nichts weiter.“
Sie nickt, doch das Lächeln auf ihren Lippen wirkt unecht. „Schon klar, es gibt keine Geister“, winkt sie ab, und ich sehe ihr an, dass es keinen Sinn macht, weiter auf das Thema einzugehen. Sie braucht Zeit, um die Geschichten zu verdauen und sich selbst davon zu überzeugen, dass es hier nicht spukt. Ich schätze, es wird für sie in etwa so sein, als hätte sie sich einen Horrorfilm angesehen. Zwei bis drei Tage wird sie mit Licht schlafen, eine weitere Woche hat sie Angst, in der Nacht auf die Toilette zu gehen, und dann wird alles wieder gut.
Wir sitzen bis zehn im Wohnzimmer und quatschen. Dann zieht es Mama ins Bett. Eine Nacht auf der Couch reicht ihr, meint sie. Wir putzen zusammen die Zähne, und ich drücke ihr einen Kuss auf die Wange, bevor ich in mein Zimmer gehe. Dort setze ich mich auf mein Bett und lausche auf Geräusche aus ihrem Zimmer. Der Holzrahmen ihres Betts knarrt, als sie sich hineinlegt. Leise höre ich, wie sie sich eine Folge Columbo auf dem Laptop einschaltet. Obwohl ich sicher bin, dass sie innerhalb weniger Minuten einschlafen wird, verzichte ich darauf, Alexander zu rufen. Ich will nicht riskieren, dass sie uns hört. Stattdessen schnappe ich mir mein Handy und forsche weiter.
Vertieft in meine Recherche bemerke ich erst, dass der Raum sich abgekühlt hat, als sich vor mir Alexanders Schattengestalt manifestiert.
„Es gibt was Neues?“, erkundigt er sich mit gedämpfter Stimme, die wie immer unendlich weit entfernt und zugleich ganz nah klingt. Ich hebe überrascht den Kopf und schaue ihn an. In meiner Brust wird es heiß, als ich seinem Blick begegne.
„Ja“, flüstere ich und deute mit dem Daumen über meine Schulter auf die Wand, an der ich lehne. „Aber wir müssen leise sein. Meine Mama hat die Geschichten über das Brunnenhaus gehört. Sie macht sich Sorgen.“
„Ich weiß“, sagt er ruhig, aber mit einem Ausdruck auf dem hübschen Gesicht, den ich als sorgenvoll einstufen würde. „Ich habe ihre Gedanken gehört.“
„Zeigst du dich deshalb erst jetzt?“ Das klingt vorwurfsvoller als beabsichtigt. Aber ich muss gestehen, es hat mich geärgert, dass er sich mir nicht eher gezeigt hat.
„Wäre es dir lieber gewesen, wenn sie mich gesehen hätte? Schon vergessen, Bianca stand in der Tür, als du nach mir gerufen hast.“
Das stimmt. Ich schüttle verneinend den Kopf.
„Deine Mutter ist ein sensibler Mensch. Sie darf niemals von mir erfahren.“
Da hat er recht. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie sie auf ihn reagieren würde.
„Dann sind wir besser leise, damit sie nicht aufwacht“, flüstere ich.
„Keine Sorge, sie wird uns nicht hören“, versichert Alexander, nimmt den Stuhl, der an meinem Schreibtisch steht, und stellt ihn verkehrt herum vor mein Bett. „Bianca schläft tief und fest, dafür habe ich gesorgt. Ich lasse sie träumen“, erklärt er, nimmt auf dem Möbelstück Platz und legt einen Schattenarm auf dessen Stuhllehne.
„Wie bitte?!“ Das war lauter als beabsichtigt.
Ich will nicht, dass er sie in einen seiner Albträume zieht.
„So, Albträume nennst du unsere Treffen?“, fragt er mit einem unverschämt schiefen Lächeln.
„Wie würdest du sie nennen?“, halte ich dagegen, spüre jedoch, wie mir unter seinem Blick Hitze in die Wangen steigt. „Ich erinnere dich an den Jahrmarkt und die Gesichtslosen.“
„Touché.“ Er hebt noch immer grinsend eine Hand. „Keine Sorge, Biancas Traum ist harmlos. Sieh her.“ Mit diesen Worten zeigt er auf mein Fenster. In der Spiegelung der Scheibe taucht Mama auf. Sie steht an einem glockenklaren Sommertag draußen im Garten und pflückt Birnen. „Siehst du, ein harmloser Traum.“ Alexander wendet sich wieder mir zu. „Und jetzt erzähl, was hast du herausgefunden?“
„Wie es aussieht, gibt es Möglichkeiten, deinen Fluch aufzuheben.“
„Wirklich?“ Seine Augen runden sich überrascht.
„Ja. Allerdings müssen wir dazu wissen, mit was für einer Art von Fluch dich Madame Donka belegt hat.“
Alexander zuckt die Schultern. „Aber das weiß ich nicht.“
„Bist du sicher?“
„Absolut sicher.“
„Dann überleg mal. Warum könnte es diese Frau auf dich abgesehen haben? Hast du ihr was getan?“ Aus seinem Tagebuch geht hervor, dass er nicht viel von den Schaustellern gehalten hat. Vielleicht war er auf dem Jahrmarkt und hat sie beleidigt.
„Unsinn“, erwidert er. „Weder war ich auf dem Jahrmarkt noch habe ich Madame Donka oder ihre Sippschaft beleidigt. So was habe ich nicht nötig.“
„Aber was war es dann? Hast du jemanden gegen sie aufgehetzt?“
„Warum hätte ich das tun sollen? Bis auf die wenigen, die sich etwas von ihnen erhofften, hielt man zu meiner Zeit nichts von diesen Leuten. Im Gegenteil, die Menschen fürchteten das fahrende Volk.“
„Etwas erhofften?“, wiederhole ich. „Meinst du wie einen Trank oder Zauber?“
Er weiß, worauf ich hinauswill, ich sehe es ihm an.
„Du meinst wie Judith, unsere Nachbarin?“
„Genau. In deinem Tagebuch hast du geschrieben, dass sie zu Madame Donka wollte, und deine Mutter hatte vor, sie zu begleiten.“
„Na und? Das hat nichts mit mir zu tun.“
„Schon, aber vielleicht hat deine Mutter …“
„Stopp“, unterbricht er scharf und steht auf. „Meine Mutter hat nichts mit der Sache zu tun.“
Ach ja? Und warum weicht er dann plötzlich meinem Blick aus? Ich wette, sie hat …
„Nein!“, donnert er und für einen Wimpernschlag wallt der Nebel um seine Gestalt herum auf, als würde ein Windzug in ihn fahren. Seine plötzliche Wut erschreckt mich. Instinktiv versteife ich mich. Alexander kehrt mir den Rücken zu. Einen Moment lang herrscht eisiges Schweigen.
„Entschuldige“, sagt er schließlich mit sanfter Stimme. „Das war unangebracht. Gibt es denn keinen universalen Bannspruch? Etwas, was bei allen Flüchen angewendet werden kann?“
„Nicht dass ich wüsste. Aber ich kann gern weitersuchen, wenn du willst.“
„Bitte, tu das.“
Wieder schweigen wir, und diesmal ist es keiner von uns, der die Stille unterbricht, sondern mein Handy, das vor mir auf dem Bett liegt. Der Klingelton lässt mich vor Schreck zusammenfahren. Schnell hebe ich es hoch und stelle es auf stumm, dabei sehe ich, dass der Anrufer mein Exfreund ist.
Mist, Leon habe ich ganz vergessen.
Eigentlich hatte ich vor, heute ein klärendes Gespräch mit ihm zu führen, aber das kann ich nicht, solange Alexander hier ist. Also lege ich das Telefon zurück aufs Bett und widme mich wieder meinem geisterhaften Besucher, der sich gerade zu mir umdreht. Sein Blick fällt auf das Smartphone. Ich bin sicher, dass er meine Gedanken belauscht und mitbekommen hat, wer versucht hat, mich zu erreichen.
„Das ist ein schnurloses Telefon, nicht wahr?“, fragt er.
„Mhm.“ Stimmt ja, damals gab es keine Handys. Das habe ich ganz vergessen. Die moderne Technik muss befremdlich für ihn sein. „Telefon, Radio, Lexikon. Es kann praktisch alles“, erkläre ich mit wummerndem Herzen, weil Alexander zu mir rüberkommt und sich neben mich aufs Bett setzt. Seine Nähe, gepaart mit der Kälte, die sein Körper ausstrahlt, lässt mich zittern. Wie festgefroren sitze ich mit trockener Kehle da und betrachte die Rauchschwaden, die um seine Gestalt herum züngeln. Normalerweise bin ich Jungs gegenüber offen. Wenn ich zurückdenke, hatte ich nie Probleme beim Flirten. Aber bei Alexander ist das anders. Er ist nicht wie gewöhnliche Jungs, er ist … unheimlich. Alles an ihm wirkt einschüchternd, angefangen von der gespenstischen Stimme, bis hin zu seinem selbstbewussten Auftreten. Und doch fühle ich mich zu ihm hingezogen wie zu keinem anderen zuvor. Das Schlimmste ist, dass es mir in seiner Nähe immer wieder die Sprache verschlägt. Ehrlich, manchmal komme ich mir vor, als wäre ich zwölf.
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Christine Troy
Cover: Michael Troy / MT-DESIGN
Korrektorat: SW Korrekturen
Tag der Veröffentlichung: 19.07.2022
ISBN: 978-3-7554-1746-0
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