Cover

Leseprobe

Inhalt


Einleitung

BLUE SKY  Banker trifft Bankräuber

JOHN KINGSTON  „Ein Werkzeug im Werkzeugkasten“

DRISHTEE  Tante Emma für Indiens Dörfer

HUSK  Lichter für Millionen

INDERPREET CHAWLA  „Non-Profit muss die dreckige Arbeit machen“

KARUNA  Ein Platz für die Geschundenen

LOONY  Verrücktes Design

OLTRE VENTURE  Ein Haus voller Träume

LUCIANO BALBO  „Das ist kein Markt für die breite Masse“

RESTO VANHARTE  Verbündete im Kampf gegen die Einsamkeit

VERBAVOICE  Zwischen zwei Welten

Sechs Wegweiser für Investitionen mit gesellschaftlicher Wirkung



Impressum


Redaktion
Forum for Active Philanthropy – inform inspire impact gGmbH
Monbijouplatz 2
D - 10178 Berlin
Phone +49 30 240 88 240
Email  info@activephilanthropy.org
Web  www.activephilanthropy.org


Autorin
DR. INGA MICHLER


Design
ANDREA RIEBE UND RAIK LÜTTKE  www.projektbarfuss.de

 




Diese Veröffentlichung ist einschließlich aller ihrer Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Active Philanthropy ist unzulässig.

Initiiert von Active Philanthropy, gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der KfW Bankengruppe und der BMW Stiftung Herbert Quandt.

Copyright © 2014 Active Philanthropy
Alle Rechte vorbehalten.

Einleitung

Acht Unternehmen, die angetreten sind, einen sozialen oder ökologischen Mehrwert zu schaffen und dabei, zumindest teilweise, finanzielle Erträge erwarten. Drei Investoren, die von den Möglichkeiten des Impact Investing überzeugt sind, dabei aber gleichzeitig auf die Herausforderungen und Grenzen hinweisen. Die teils berührenden, teils beeindruckenden Geschichten in diesem Buch repräsentieren lediglich einen kleinen Ausschnitt der Organisationen, die angetreten sind, einen Beitrag zur Lösung sozialer oder ökologischer gesellschaftlicher Herausforderungen weltweit zu leisten. Doch sie zeigen die vielfältigen Möglichkeiten einer wirkungsvollen finanziellen Unterstützung von Organisationen mit sozialer Zielsetzung auf – von Spenden über geduldiges Kapital und Darlehen bis zum klassischen Beteiligungskapital. Die Geschichten in diesem Buch beleuchten insbesondere die Chancen und Grenzen, durch aktive Investitionen finanzielle und soziale Erträge für die Unternehmen und die Investoren zu erwirtschaften. Damit richtet sich dieses Buch an alle Förderer und Investoren, die konkret über Impact Investing nachdenken, sowie an einen breiteren Kreis von Interessenten, die mehr über diese Form der Unterstützung erfahren möchten.

Impact Investing wird heute vielfach als DIE Lösung zur Bewältigung globaler sozialer und ökologischer Herausforderungen propagiert. Dabei ist diese Form der Förderung bzw. Investition noch sehr jung, und selbst deren Begründer streiten über eine einheitliche Definition. Die Definition mit dem bisher wohl breitesten Konsens hat 2009 das Monitor Institute geprägt. Danach bezeichnet Impact Investing aktive Investitionen in Unternehmen und Fonds, die einen sozialen und/oder ökologischen Mehrwert schaffen und dem Investor zumindest den Erhalt seines eingebrachten Nominalkapitals garantieren. ¹  Vorreiter dieser Art Investitionen waren vereinzelte Förderer vor allem aus dem Venture Philanthropy-Umfeld, die mutig Kapital in Sozialunternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern investiert haben. Nach dem verheißungsvollen Erfolg betreten nun auch immer mehr etablierte Geldinstitute und Finanzdienstleister den Markt des Impact Investing. Nicht selten versprechen sie positive Wirkung für Gesellschaft und Umwelt bei gleichzeitig bis zu marktüblicher finanzieller Rendite. Zusätzlich wird das Begriffspaar vermehrt von staatlichen Akteuren, z. B. der Big Society Bank in Großbritannien oder der Europäischen Kommission verwendet ²  , wenn diese neue Wege der Finanzierung von sozialen Innovationen umsetzen.

Diese Publikation zeigt, dass Impact Investing weltweit ein Thema ist. Es gilt bei der Darstellung der Fälle, immer den Kontext der jeweiligen staatlichen und zivilgesellschaftlichen Strukturen und Sicherungssysteme zu betrachten. So kann z. B. Deutschland auf eine lange Tradition differenzierter Instrumente und Strukturen der sozialen Sicherung zurückblicken. Diese reicht von staatlichen Netzen und Absicherungen in Bereichen wie der Gesundheit, der Pflege oder der Jugendhilfe über Wohlfahrtsverbände unter kirchlicher oder humanitärer Trägerschaft bis zu einer Vielzahl von kleinen und mittleren gemeinnützigen Organisationen. Im Gefüge dieser Strukturen ist Impact Investing ein Instrument, das Mechanismen des freien Marktes nutzt, um soziale oder ökologische Probleme zu bearbeiten. Dabei stützen sich die Hoffnungen des Impact Investing insbesondere darauf, soziale Innovationen herbeizuführen und mithilfe der bestehenden Strukturen in die Fläche zu tragen.

Active Philanthropy und die Projektpartner dieses Buchs wollten wissen, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit Impact Investing die gestellten Erwartungen von Seiten der Impact Investoren erfüllt. Dafür haben wir hinter die Kulissen von acht Sozialunternehmen mit unterschiedlicher Zielsetzung und unterschiedlichen Geschäfts- und Finanzierungsmodellen geblickt: von der fast ausschließlich spendenfinanzierten Jugendhilfsorganisation bis zum profitablen Energieerzeuger aus Biomasse. Allen gemeinsam ist der übergeordnete Geschäftszweck, nämlich einen deutlichen Beitrag zur Lösung akuter gesellschaftlicher oder ökologischer Herausforderungen zu leisten.



Solche Unternehmen mit sozialem Ansatz lassen sich gemäß der folgenden Grafik in sechs Kategorien gliedern:

Dabei sind die Übergänge zwischen den Kategorien durchaus fließend. Zudem sind Philanthropie und Investitionen mit finanzieller Rendite keinesfalls unauflösliche Widersprüche. Vielmehr sind die verschiedenen Konzepte nebeneinander und in Ergänzung zueinander zu sehen.

Das Zusammenspiel der unterschiedlichsten Akteure, die starke Dynamik des Marktes und die Vielfalt der Begriffe und Definitionen machen die Orientierung in dem noch jungen Markt nicht leicht. Verlässliche Daten über die aktuelle Größe des Impact Investing-Marktes fehlen derzeit noch, und Einschätzungen über das Marktpotenzial fallen unterschiedlich aus. 2009 schätzte das Monitor Institute das Marktvolumen auf weltweit 50 Milliarden US-Dollar und hielt ein Wachstum um das Zehnfache (auf 1 % aller weltweit angelegten Vermögen) bis 2019 für möglich. ³  Das Global Impact Investing Network (GIIN) und der Finanzdienstleister J. P. Morgan prognostizierten im gleichen Jahr ein Wachstum auf 400 bis 1.000 Milliarden US-Dollar in zehn Jahren. ⁴  Dabei beinhalten diese Schätzungen häufig inzwischen etablierte Investitionsfelder wie Mikrofinanzierung oder regenerative Energien, was z. T. die Größe der Zahlen erklärt.

Wie die Geschichten in diesem Buch zeigen, haben jedoch nicht alle sozial ausgerichteten Unternehmen die gleichen Chancen und Möglichkeiten, neben dem angestrebten sozialen oder ökologischen Nutzen auch finanzielle Erträge zu erzielen. Gerade wenn es um rein soziale Belange geht, die sich an die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft wie beispielsweise suchtkranke Menschen oder ehemalige Strafgefangene richten, scheint es schwierig, profitable Geschäftsmodelle aufzubauen und umzusetzen. Und selbst in ertragsträchtigen Feldern, wie dem sozialen Wohnungsbau oder den regenerativen Energien, müssen sozial ausgerichtete Unternehmen mit innovativen Lösungsansätzen zunächst entwickelt und aufgebaut werden, damit sie künftigen Impact Investoren eine ausreichende finanzielle Rendite in Aussicht stellen können.

Aktuell zeichnet sich der Markt weltweit vor allem durch relativ geringe Investitionssummen von durchschnittlich 500.000 US-Dollar, eine starke Fragmentierung von Angebot und Nachfrage und, daraus resultierend, hohe Transaktions - und Beratungskosten aus. Zudem fehlt es an ausreichend Investitionsmöglichkeiten, die den Renditeerwartungen der Investoren entsprechen. Kritische Analysten halten daher eine Marktaufbau- und -entwicklungsphase für soziale Unternehmungen von mindestens fünf bis zehn Jahren für notwendig. ⁵  Dazu sind die Unternehmen auf philanthropisches Kapital, also auf Spenden oder Zustiftungen, angewiesen. Diese erlauben es ihnen, innovative und risikobehaftete Modelle auszuprobieren und darauf aufbauend nachhaltig tragfähige Geschäftspläne zu entwickeln. Besonders deutlich wird dies am Beispiel der Mikrofinanzierung: Um die heutige Marktreife zu erzielen, musste über fast 20 Jahre nicht rückzahlbares Kapital in Form von Spenden, Zustiftungen oder geduldigem Kapital in Höhe von geschätzt 20 Milliarden US-Dollar in den Sektor investiert werden. ⁶

Im gesamtgesellschaftlichen Kontext kann Impact Investing dennoch ein wichtiges Instrument werden. Impact Investing und die unterstützten sozial ausgerichteten Unternehmen allein vermögen zwar nicht die sozialen und ökologischen Herausforderungen zu lösen, vor denen unsere Gesellschaft steht. Doch Impact Investing kann neue Finanzierungsquellen, nämlich privates Investitionskapital, für soziale und ökologische Vorhaben erschließen, die Entstehung von sozial ausgerichteten Unternehmen begünstigen und soziale Innovationen fördern.

Damit Impact Investing sein Potenzial und somit seine volle gesellschaftliche und ökonomische Wirkung entfalten kann, müssen staatliche, private und zivilgesellschaftliche Akteure noch enger zusammenarbeiten als bisher. Daneben benötigt dieser Sektor weiterhin philanthropisches Engagement in Form von Sozial-, Human- und finanziellem Kapital sowie eine gehörige Portion Mut und Durchhaltevermögen.



Die 3 Säulen wirkungsvoller Philanthropie und sozialen Investierens

Mit den Geschichten in diesem Buch möchten wir Sie als Förderer durchaus dazu ermutigen, Organisationen mit sozialem Ansatz neben Spenden oder Zustiftungen auch Investitionskapital zur Verfügung zu stellen. Dabei sollten Sie die Art Ihres finanziellen Engagements sowohl mit Ihren persönlichen Zielen und Erwartungen als auch mit den aktuellen Bedürfnissen der jeweiligen Organisation abwägen. Hohe finanzielle Renditen sind bei den meisten Impact Investments (noch) unrealistisch, doch wenn Sie Ihr Engagement als eine Investition in den Aufbau eines neuen Marktes betrachten, können Sie langfristig einen wesentlichen Beitrag zu finanziell nachhaltigen Modellen leisten, die zur Lösung sozialer, ökologischer und ökonomischer Herausforderungen beitragen.

Den Projektpartnern dieses Buchs danken wir für ihre Unterstützung und ihr Vertrauen: Das Bundesministerium für Frauen, Senioren, Familie und Jugend (BMFSFJ), die KfW-Bankengruppe und die BMW Stiftung Herbert Quandt haben durch ihre großzügige finanzielle Unterstützung die Umsetzung dieser Publikation erst möglich gemacht. Zudem gilt unser Dank den in dem Buch porträtierten Sozialunternehmen und den vorgestellten Investoren. Sie alle haben sich die Zeit für Besuche, Treffen und Gespräche mit der Autorin des Buchs genommen und uns einen umfassenden Einblick in ihre Arbeit gewährt. Inga Michler, der Autorin dieses Buchs, danken wir sehr herzlich. Die Reisen und Interviews mit den porträtierten Unternehmen und Investoren hat sie neben ihrer Tätigkeit als Wirtschaftsreporterin bei der WELT durchgeführt und daraus lebendige Geschichten mit viel Einfühlungsvermögen und Sorgfalt verfasst.



Dr. Felicitas von Peter
Geschäftsführende Gesellschafterin



Michael Alberg-Seberich
Geschäftsführender Gesellschafter

Banker trifft Bankräuber

Ein Ex-Investmentbanker und ein Ex-Einbrecher treten gemeinsam an, die Welt zu verbessern. In ihrem Sozialunternehmen BLUE SKY beschäftigen sie ausschließlich ehemalige Häftlinge – mit erstaunlichem Erfolg. Schwarze Zahlen allerdings schreiben sie bisher trotzdem nicht.

Als Steve Finn durchs Raster fiel, war er gerade einmal 13 Jahre alt. Statt zur Schule ging er mit den falschen Kumpels in den Park. „Anwesenheit: 1 Tag“ stand auf seinem Endjahreszeugnis. Die Mutter nahm es hilflos hin. Sie hatte neun Kinder und einen Mann zu füttern, der mehr im Pub war als daheim. Immerhin fand sich für ihren Zweitjüngsten ein Job beim Metzger um die Ecke. 30 Pfund in der Woche, besser als nichts. Der Metzger schloss, als ein großer Supermarkt nebenan aufmachte – und Steve fand andere Einkommensquellen. Er dealte mit Hasch, dann mit Härterem. Eines kam zum anderen: Drogenschmuggel aus Jamaika, Ladendiebstähle, schließlich ein bewaffneter Banküberfall – und fünf Jahre Gefängnis.

Steve Finn ist ein kleiner, blonder Mann mit freundlichen, flinken Augen. Er ist nicht stolz auf die Geschichte, die er erzählt, aber sie gehört zu ihm. Und Steve findet, er hat doch irgendwie Glück gehabt im Leben. Ein Glück sei es gewesen, dass er nie einen Menschen verletzt habe in seinen kriminellen Jahren. „Ich habe vielen Leuten einen furchtbaren Schrecken eingejagt, das schon“, räumt er ein. Und Glück hatte er auch nach seiner Entlassung. Er fand Arbeit in einer Gärtnertruppe für öffentliche Parks – und irgendwann traf er Mick.

Mick May war zwanzig Jahre lang Banker in der Londoner City, stieg auf in den Vorstand eines Hedgefonds, war Mitgründer einer kleinen Investmentbank – und er wollte auch eine zweite Chance in seinem Leben. „Ich suchte nach einem Beruf, in dem ich glücklich bin“, sagt May. Der schlanke, große Mann wurde zunächst Geschäftsführer eines Hilfsprojekts für Grünflächen in Kommunen. Dort traf er Steve – und hatte die Geschäftsidee, die sein Leben veränderte. Warum nicht ehemaligen Straftätern die Hand reichen? Warum nicht eine Firma mit denjenigen aufbauen, die die Gesellschaft längst abgeschrieben hat? Wer arbeitet, wird seltener rückfällig, das hatte er von Steve gelernt. Und mit Firmengründungen und Businessplänen kannte er sich aus seiner Zeit in der Finanzwelt aus.

May ließ alte Kontakte spielen, sammelte Geld bei Spendern, Hilfsorganisationen und Investoren. Im Jahr 2005 gründete er die „Blue Sky Development & Regeneration“. Mitarbeiter der ersten Stunde war Steve Finn. Der Ex-Banker und der Ex-Bankräuber, sie sind seit acht Jahren unzertrennlich. „Er ist unglaublich verlässlich, unglaublich ehrlich und unglaublich loyal“, sagt der Banker über den Bankräuber. „Auf ihn kann ich zählen, zu hundert Prozent“, sagt der Bankräuber über den Banker. Gemeinsam haben sie Blue Sky als Sozialunternehmen aufgebaut. Gemeinsam nahmen sie das Ziel ins Visier, Blue Sky profitabel zu machen, um unabhängig zu werden von wohlmeinenden Spendern. Und gemeinsam mussten sie über die Jahre erkennen, dass es ohne Geld vom Staat nicht gehen wird.

Die Gründe dafür sind vielschichtig. Dabei ist die Idee von Blue Sky ganz einfach: Das Unternehmen pflegt Grünanlagen von Kommunen, Kirchen oder privaten Auftraggebern, außerdem setzt es Teams bei der Mülltrennung, im Recycling und neuerdings auch in Kantinen ein. Sämtliche Mitarbeiter in den Projekten haben eines gemeinsam: Sie sind erst jüngst aus dem Gefängnis entlassen worden. In der Regel erhalten sie bei Blue Sky einen sechsmonatigen Vertrag, mit der Hoffnung, Anschlussbeschäftigung bei einem der Auftraggeber zu bekommen. Mit der Auswahl von ausschließlich Ex-Häftlingen als Mitarbeiter ist Blue Sky auf dem britischen Arbeitsmarkt einzigartig.

Mehr als 700 ehemalige Straftäter haben seit Gründung bei Blue Sky gearbeitet. Fast die Hälfte von ihnen hat der firmeninternen Statistik zufolge den Sprung in eine dauerhafte Beschäftigung geschafft. Nur 15 Prozent wurden innerhalb von zwei Jahren nach ihrer Entlassung aus der Haft wieder straffällig. Im nationalen Durchschnitt von England und Wales dagegen liegt der Anteil der Wiederholungstäter bei sagenhaften 60 Prozent. „Allein dafür müsste uns der Staat schon riesige Summen Geld zahlen“, findet Mick May. Schließlich koste jeder Wiederholungstäter im Durchschnitt rund 200.000 Pfund. Allein ein Platz im Gefängnis belastet den Staat mit 41.000 Pfund pro Jahr.

Bisher allerdings bekommt May von den Einsparungen, die er mit seinem Unternehmen für den Steuerzahler erwirtschaftet, wenig ab. Lediglich 1.500 Pfund zahlt das Arbeitsministerium für jeden Ex-Häftling in sechs Monaten. Für schwarze Zahlen bei Blue Sky reicht das nicht. Denn von seinen Auftraggebern bekommt May keinen Aufpreis dafür, dass er mit Ex-Straftätern arbeitet. „Die schreiben zwar gern in ihre Nachhaltigkeitsberichte, dass sie bei der Gartenpflege ein gutes Werk tun, aber kosten soll es bitteschön nichts“, sagt May. Und die Konkurrenz ist groß. Auf Großbritanniens privatisiertem Markt für Dienstleistungen wie der Müllentsorgung oder der Pflege öffentlicher Grünflächen bieten auch ausländische Anbieter wie der französische Veolia-Konzern mit. Und die orientieren sich bei ihren Angeboten am gesetzlichen Mindestlohn.

Mick May zahlt seinen einfachen Angestellten im Basisvertrag 6,23 Pfund in der Stunde – vier Pence mehr als die gesetzliche Untergrenze. Von den Auftraggebern bekommt er rund 8,50 Pfund in der Stunde und deckt damit gerade einmal seine Arbeitskosten inklusive der Steuern und Sozialabgaben. Seine echten Kosten aber liegen weit darüber.

Wer das verstehen will, muss Anthony N. kennenlernen. Er ist an diesem Morgen mit zwei Kollegen in einem Park der Gemeinde Uxbridge nördlich von London im Einsatz. Mittendrin liegt ein Blockhaus, in dem die Büros von Blue Sky untergebracht sind. Mit einer lauten Motorsense rückt Anthony den Rasenkanten zu Leibe. Er arbeitet konzentriert und genau. Als er den Besuch bemerkt, stellt er den Motor ab, klopft sich Grasreste von Hose und Fleece-Pulli und grüßt freundlich. An einem Picknicktisch aus Holzblöcken erzählt Anthony seine Geschichte. Immer wieder gerät er

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 02.06.2014
ISBN: 978-3-7368-1706-7

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