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Prélude

Anno Domini 2010: Die Straßen des Südbadischen Städtchens Ettenheim liegen im Licht der Straßenlaternen. Alles scheint ruhig zu sein, die Winde fegen durch die Straßen. Und durch diese Straßen geht ein Junge, kaum älter als 14 Jahre. Während er so dahin schritt, konnte er nicht ahnen was sich in dieser ruhigen Nacht ereignen würde. Er bog in die Kanalgasse ein. Was war das? Nur eine Katze huscht durch den Türschlitz. Er machte sich auf den Weg in die Innenstadt, die Geschäfte waren alle verschlossen. Er begab sich auf den Weg zum Kirchenfriedhof. Das Tor benötigte dringend mal wieder Öl so wie es quietscht. Er ging die einzelnen Reihen ab bis er vor einem Grab stehen blieb. Tränen schlichen sich über sein Gesicht. Ein Knarren durchdrang die Nacht. Der Junge sah sich um, doch er sah nichts. Dann schabte Stein auf Stein. Die Grabplatten hoben sich ab, heraus kamen Menschen. Alle mit einem feurigen Blick, der den Tod verhieß. Die Eckzähne waren extrem lang und scharf. Einer kam auf ihn zu. Sein schlankes bleiches Gesicht beugte sich zu ihm herunter. Es war von überirdischer Schönheit. Als sich die roten Lippen an den Hals des Jungen presste, konnte er sich nicht wehren, beziehungsweise wollte es nicht. Die Zähne des Vampirs gruben sich in seinen Hals. Das Blut floss die Kehle des Vampirs hinunter. Der Junge fiel nun tot zu Boden. ,,Heute Nacht ist unsere Zeit gekommen! Wir haben uns mit den Clans der Werwölfe in Amerika, den Stämmen der Dragonoiden in Afrika und Ozeanien und den Drachen Asiens verbündet um die Herrschafft über die Welt an uns zu reisen. Heute Nacht werden in ganz Europa die Vampire die Regierungen der Menschen stürzen und uns so zu mehr Macht verhelfen. Aber all dies geschieht nur zu unserem Vorteil. Wir werden die ganze Welt unterjochen. Keiner wird es jemals mehr wagen an unserer Existenz zu zweifeln. Der Zirkel der Vier wird die Menschheit vernichten…“


Finsternis umfing ihn
Die Nacht schlich sich in sein Herz
In das Herz des Landes


Das Land vom Blut derer Getränkt, die sich Menschen nennen
Das Blut derer, die sich gegen die neue Ordnung auflehnen
Das Blut derer, die die Macht der Nachtwesen unterschätzen…


1.Akt

Anno Domini 2050:Leopold wachte auf. Es war früh am Morgen, die Sonne war bereits aufgegangen. Aber auch jener Feuerball, droben am Himmel, gab keinen Schutz mehr vor den Blutsaugern, die Nosferas‘, reinblütige, mächtige Vampire, hatten es geschafft, zu mindest teilweise, den Tag zu besiegen. Eben jene sind die Elite. Seit die Menschen vor 40 Jahren die Herrschafft über die Erde an die Blutsauger und die anderen Wesen abgeben musste, war die Menschheit zu Grunde gegangen. Verdammt dazu in kleinen Dörfern rund um die Städte zu leben. Die Menschen wurden wie Vieh gehalten, und dienten den Vampiren als Nahrung. Es gab keine Menschen mehr die mehr als 23 Jahre zählten, denn ab diesem Alter wurden sie alle geschlachtet, um Blut für die Blutsauger zu bieten. Obwohl es eigentlich keine Städte mehr gab. Sie alle wurden vernichtet. Nur vier große wurden übriggelassen. Wien, Paris, Bukarest und Helsinki, wie sie einst hießen. Wien ist Judasstadt, Paris ist Nosferas-sûr-Sang, Bukarest ist Draculsoara und Helsinki ist Stalinfors, alle vier nach den mächtigsten Vampiren benannt. Judas Iskariot, einer der Jünger Jesu, Nosferatu, Vlad III Draculea, der grausame Woiwode und Vladislav Stalin, der einstige Herr über die Sowjetunion. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr, dachte Leopold. Er musste zur Arbeit, damit er kräftig wurde. Alle ab 14, also auch er als 16jähriger, musste arbeiten. Die Vampire wollen ja schließlich von wohlgenährten Menschen leben, kräftige Menschen. Gedankenverloren ging er die Straßen des Dorfes Drevan entlang. Er bog um eine Kurve. Plötzlich rannte er ein Mädchen um. ,, Autsch“, rief sie. Er stand auf und half ihr hochzukommen. ,,Tut mir unendlich leid, aber ich bin auf dem Weg zur Arbeit und wollte nicht zu spät kommen und da..“ Leopold stockte. Er sah das Mädchen an. Er kannte es nicht, und das Dorf war nicht sonderlich groß, daher kannte er alle Gesichter. Doch dieses kannte er nicht. Es war ein überirdisch schönes, schlankes Mädchen in seinem Alter. Ihr schwarzes Haar war zu einem Zopf zusammengebunden, das zerfetzte Kleid das sie trug, passte nicht zu ihrer Erscheinung. Ihre Augen waren tiefbraun, und hatten etwas Glänzendes. ,, Wer bist du?“, wollte er wissen. ,,Ich bin … ähm … Jolanda“, sagte das Mädchen. ,, Ich hab dich hier noch nie gesehen. Ich bin Leopold.“ ,,Kann ich mir denken. Ich bin neu hier, könntest du mir die Gegend zeigen?“, fragte sie schüchtern. ,, Nun ich muss zur Arbeit“, wiederholte er. ,, Macht nichts.“, antwortete Jolanda. Er wusste nicht was tun. Wenn er nicht zur Arbeit kam, würden sie ihn vor dem ganzen Dorf auspeitschen, allerdings war die Aussicht mit Jolanda allein durch die Straßen zu Streifen schon verlockend. ,, Nun wenn du meinst“, sagte er entschlossen. Jolanda lachte. Er zeigte ihr die ganze Gegend, vom See im Wald, bis hin zu seinem Lieblingsplatz, dem alten Baum auf der Lichtung. Er zeigte ihr die Arbeitsstellen, die Taverne und alles andere in der Gegend. Allerdings vergas er die Zeit, die Sonne hatte schon ihr Haupt gesenkt. ,,Es war toll, danke“, sagte Jolanda. Und dann stand ein Blutsauger hinter ihr. ,,DU kommst jetzt mit“, fuhr er sie an. Er packte sie, und zog sie mit sich. Vorher noch schleuderte er Leopold durch die Straße. Leopold stand benommen auf und folgte ihnen. In einer Ecke blieb der Blutsauger stehen. ,, Was fällt dir ein dich mit Menschen einzulassen?“, wollte er wissen. ,,Ich bin es leid ständig zuhause zu sitzen und nichts zu tun!“, gab sie genervt zurück. ,,Das wird Konsequenzen nach sich ziehen Anne-Marie von Judas“, sagte der Bulldozer. Nun begriff Leopold warum sie so überirdisch schön war, warum sie ihn verzaubert hatte, weshalb er sie nicht kannte. Sie war ein Vampir vom Clan der Judas‘!

Die Peitschenschläge die man ihm verpasste spürte Leopold kaum. Der Aufseher, ein großer bulliger Vampire hatte ihm 100 Schläge für das vernachlässigen der Arbeit versprochen, doch nach knappen 50 waren seine Nerven wie betäubt, er spürte nichts mehr. Seine Gedanken waren bei Anne-Marie. Sie war eine Vampirin, eine Nosferatu vom Clan der Judas und somit eine Reinblüterin. Die Vampire unterschieden in Reinblüter, und solche die vorher Menschen waren, sogenannte Draculae. Den Draculae erging es meist auch nicht besser als den Menschen, doch wenn sie sich anstrengten konnten sie die Gunst eines Nosferatu gewinnen und so höhere Posten bekommen, was nicht hieß dass sie nicht verachtet wurden. Es gab vier große Vampireclans: Die Judas (Nachfahren des Judas Iskariot), die Stalins (Nachfahren Stalins), die Nosferatus (Nachfahren von Nosferatu) und die Draculs (Nachfahren Draculas). Die einflussreichsten und mächtigesten waren die Judas, die Älteste der vier Familien. Das Anne-Marie von Judas unser Kaff besucht hatbedeutet das judasstadt in der Nähe von unsren Dorf sein muss, dachte sich Leopold. Aber warum war sie abgehauen, warum kam sie hier her? Kann es sein das die jungen Vampire sehr streng gehalten wurden? Dass sie nur wenig durften? Oder war Anne-Marie neugierig auf die Menschen? Soweit Leopold wusste bekommen die Vampire in den Städten ihr Blut nicht durch jagen sondern bekamen es von den Arbeitern geliefert. Nach 60 Peitschenhieben machte der Aufseher eine Pause. ,,Hey du da! Komm mal hoch“, rief er einem Arbeiter zu. Es war ein 20 Jähriger, der hatte nur noch 3 Jahre zum leben. ,, Ich brauch Erfrischung“, meinte der Aufseher und schon hatte er seine Zähne in den Hals des Arbeiters gerammt. Nach 2 Minuten lag der Arbeiter Tod am Boden. Auch die letzten 40 spürte Leopold kaum noch. Aber nun dachte er intensiver über das Auftauchen der Judas nach. Mit ihr einen nachmittag zu verbringen war extrem gefährlich. Wie schnell Vampire altern wusste er nicht. Bei den Draculae wusste er dass sie körperlich nicht alterten, über die Nosferatus wusste keiner etwas. Keiner wusste über ihre Fähigkeiten etwas, geschweige denn ob sie alterten. Anne-Marie von Judas hätte tausende Jahre alt sein können ohne dass Leopold es wusste. Und er erschrak über eine wichtige Erkenntnis. SIE HÄTTE IHN TÖTEN KÖNNEN. Und selbst wenn nicht, Panik bekam er trotzdem. Der Kontakt mit Reinblütern war verboten, darauf stand definitiv die Todesstrafe. Nach dem letzten hieb sank er zu Boden. Seine Eltern brachten ihn nach Hause. Sein Gedankenfluss wurde durch den ihn übermannenden Schlaf unterbrochen…

Leopold erwachte am frühen morgen. Er rief sich die Ereignisse des Vergangenen Tages in Erinnerung. Er stand auf, automatisch schaute er in den Spiegel in seinem kleinen kreisrunden Zimmer. Mal von den Striemen die er durch die Peitsche am Vortag abbekam, konnte er es optisch dennoch nicht mit einem Nosferatu aufnehmen. Er war groß, dünn und schlaksig. Trotz dass die Vampire „wohl genährte“ Menschen schlachten wollen waren die meisten eher dünn. Sein zotteligen dunkelbraunen Haare hingen ihm ins Gesicht und verdeckten seine hellgrünen, kalten Augen. Eine lange Narbe zog sich quer durchs Gesicht, von seinem linken Auge, über seine Nase, bis hin zu seinem rechten Mundwinkel. Nun ja optisch konnte er es wirklich nicht mit den mächtigen Vampiren aufnehmen. Aber warum machte er sich deshalb Gedanken? Wegen der Judas? Nun, er durfte sie eh nicht mehr sehen, mal davon abgesehen dass er nichts über sie wusste. Sie konnte tausende von Jahren alt sein, Blut von sehr vielen Menschen konnte durch ihren Körper fließen. Und dennoch wirkte sie so naiv und kindlich, wie ein typisches Mädchen in seinem Alter. Eines stand fest, sie war gefährlich, tödlich. Er musste so schnell wie es ging weg aus Drevan. Er zog sich an, schnürte seine Schuhe und machte sich auf zur Arbeit. Wenn er verschwinden wollte, musste er die Vorratskammer plündern, damit er überleben konnte. Dieses Vorhaben, war alleine kaum zu bewältigen. Er musste Gleichgesinnte finden, die aus Drevan raus wollten. Er ging zu seiner Arbeit als Schreiner. ,,Hey Leo! Was hat man dir denn getan?“, rief ein Muskulöser 16-jähriger aus einer Ecke ihm zu. ,,Frag dass den Aufseher Stan, oder warte. Besser nicht sonst verpasst der dir auch noch hundert Hiebe.“, antwortete Leopold dem Jungen. Stanislaus‘ Gesicht war kantig, sein Blick war offen und immer gut gelaunt. ,,Ich hab gestern bei der Arbeit gefehlt, aber warst du nicht bei der öffentlichen Auspeitschung dabei?“ ,,Du dürftest wissen dass ich für öffentliche Auspeitschungen nichts übrig habe. Aber warum hast du gestern bei der Arbeit gefehlt? Das passt nicht zu dir“, wollte Stanislaus wissen. ,, Nachher in der Pause“, flüsterte Leopold. Sie arbeiteten an ihren Tischen weiter. Während dessen waren seine Gedanken wieder bei den Blutsaugern. Sie werden ihn jagen. Er hatte schließlich Kontakt zu einer Judas. Er musste sein Leben retten, und dafür musste er fliehen. Die Vampire werden es ihm bestimmt nicht leicht machen, aber er musste weg. Der pausengong wurde geschlagen. Dröhnend donnerte er durch die Halle. Er ging zu Stanislaus und zog ihn mit sich. ,,Was war gestern los?“, flüsterte Stanislaus. Leopold erzählte. Stanislaus sah ihn erschrocken an nachdem er geendet hatte. ,,Dir ist doch klar dass dich diese dreckigen Blutsauger jagen werden?“ ,,Ja.“ ,,Du musst hier weg.“ ,,Das weiss ich.“ ,,Aber alleine gehst du nirgendwohin“, sagte Stanislaus. ,,Alleine wäre ich auch nirgendwohin gegangen.“, antwortete Leopold.

Auf dem Heimweg sprachen die beiden kein Wort. Das Schweigen wurde letztendlich von Stan gebrochen. ,,Komm mal mit in unseren Keller“, meinte er. Leopold kam mit in den dunklen Keller. Verstaubte Regale waren zu beiden Seiten des Raumes aufgestellt. Stanislaus ging zum Ende des Raumes und schob ein Regal zur Seite. Hinter dem Regal hing ein Gemälde. ,,Halt das mal“, wies Stanislaus Leopold an. Während er das Gemälde hielt stellte er fest, dass es nichts weiter war als das Porträt von Stans Vater. Er schaute wieder zu Stanislaus. Hinter dem Gemälde war ein Tresor. Stanislaus drehte kurz am Rädchen. Mit einem Klicken schwang die Tür quietschend auf. Im Tresor lagen zwei längliche Kisten. Stanislaus zog sie raus und gab eine davon Leopold. Als er sie öffnete traute er seinen Augen nicht. Darin war ein silberner Degen. ,,Wo habt ihr die her?“, wollte Leopold wissen. „Nun, das sind Erbstücke von meinem Alten. Die Degen sind aus geweihtem Silber.“, erklärte Stanislaus. Leopold betrachtete den Degen genauer. Der griff war kunstvoll verziert. Des weiteren war die Waffe federleicht. ,,Heute Nacht fliehen wir“, eröffnete ihm Stanislaus…

Leopold schlich sich aus dem Haus. Schnellen Schrittes ging er durch die Straßen. Wie üblich vernachlässigten die Blutsauger Leopolds Viertel. Wenn die heutige Flucht gelingt, würden die Vampire vielleicht wenn sie lange genug untertauchen ihn vergessen. Mit seinen Gedanken war er wieder bei Anne-Marie von Judas, und wie knapp er eigentlich dem Tod entkam. Sie hätte ihn töten können. Er dachte immer und immer wieder über die Situation nach. Die Judas war eine Reinblüterin, demnach war sie außerordentlich mächtig, aber über die Macht der Reinblüter wusste niemand was. Aber offensichtlich trotzten auch sie dem Sonnenlicht, soviel stand fest. Es hieß auch, sie könnten die Gestalt des Windes annehmen und Tiere ihren Willen aufzwingen. Doch dies konnte er nicht bestätigen. Die waren nun mal nur die Legenden, die man ihm immer wieder erzählt hatte. Auch hätte sich niemand träumen lassen, dass die Blutsauger das Tageslicht bezwingen konnten. Er kam bei Stanislaus‘ Haus an. Nachdem er sich umgesehen hatte, öffnete er die Tür. Er trat ein. Stanislaus hatte bereits auf ihn gewartet. ,,Hier nimm den Mantel und den Degen“, wies er ihn an und warf ihm einen schwarzen Mantel zu. Behutsam nahm Leopold den Degen in die Hand. ,, Wir werden die Vorratskammer überfallen. Die beiden Wachen kenne ich, das sind Trantüten, die erledigen wir mit links. Wir schnappen so viele Vorräte wie möglich, dann schauen wir das wir zum Haupttor kommen. Die beiden Wachen müssen wir überraschen, die sind nicht so verpennt wie die bei der Vorratskammer. Dann schauen wir, dass wir so schnell wie möglich weit weg von dem Kaff kommen“, erklärte Stanislaus. Leopold nickte nur. Die Beiden zogen sich die schwarzen Mäntel an und machten sich auf den Weg zur Vorratskammer. Die beiden Wachen trugen Maske, schwarze Oberteile und schwarze Hosen. Darauf waren drei gekreuzte Dolche über einem Geldsack zu sehen. Das Wappen der Judas. Sie trennten sich und schlichen sich von der Seite an die beiden ran. Sie rammten den Wachen ihre Silberdegen ohne Vorwarnung in ihr Herz. Ihnen blieb keine Zeit für Gegenwehr. Sie lösten sich zj Staub auf. Stanislaus deutete auf die beiden Uniformen. Leopold hab sie auf. Als sie in der Vorratskammer verschwanden, zogen sie sich in Windeseile um, und füllten ihre Rucksäcke bis zum Rand. ,,Ich denke mit den Uniformen kommen wir vielleicht ohne Kampf an den Wachen vorbei.“, eröffnete ihm Stanislaus. Sie gingen gemächlich zum Eingang des Dorfes. ,, Was habt ihr beide denn vor?“, fragte eine der Wachen, während sie das Tor passieren wollten. ,,Wir sind auf der Durchreise nach Judasstadt“, versuchte es Leopold. ,,Nun dann halten wir euch nicht weiter auf.“, meinte die andere Wache. Ein unerwarteter Luftzug fuhr durch die Straßen. ,,Hier riecht es... nach… Mensch!“, meinte die eine Wache erschrocken. ,,Lauf Stan!“, entfuhr es Leopold. Die wachen versperrten ihnen den Weg. Die eine hieb nach Stanislaus, der die Geschwindigkeit der Blutsauger unterschätzte. Er bekam einen Hieb in den Bauch und sackte zusammen. Leopold fuchtelte mit dem Degen in der Gegend herum und versuchte dem Vampir das Schwert in sein Herz zu stechen. Er durchbohrte seinen Oberarm. ,,Silber!“, stöhnte die Wache schmerzerfüllt und zog sich das Schwert aus der Wunde. Sie sackte ohnmächtig zusammen. Leopold hieb ihr gezielt den Kopf ab. Die Wache verging ihn einer Staubwolke. Derweil hatte Stanislaus sich wieder aufgerappelt und der andren Wache das Bein durchbohrt. Allerdings schien sie sich vom Silber eher weniger beeindruck zu lassen, zog sich das Schwert aus der Wunde und warf es über das Tor. Seine Fingernägel wurden zu Krallen und er begann nach Stanislaus zu schlagen, vergas derweil aber Leopold. Dieser rammte ihm gezielt den Degen ins Herz. Der Blutsauger erstarrte und wurde zu Staub. Stanislaus stand auf. Gemeinsam öffneten sie das Tor und rannten durch die Nacht. Die Angst ließ sie kein einziges Mal zurückblicken und mit jedem Schritt ließen sie Drevan immer weiter ein Teil ihrer Erinnerung werden. Ihre Beine wollten keinen Halt machen, denn sie wussten, wenn sie nur einen Augenblick verharren würden, wäre die Chance dass die Vampire sie finden höher gewesen. Sie rannten in den Wald und verließen den Weg, hetzten ins Dickicht. Erst als der weg vollkommen verschwunden war, schlugen sie ihr Lager auf und legten sich schlafen…

,,Aufstehen!“, meinte eine harte unbekannte stimme am Morgen. Leopold dachte zuerst an die Blutsauger, blickte allerdings in das kantige Gesicht eines zwanzigjährigen, dunkelblonden Menschen, der ihm ein Breitschwert vor die Brust hielt. Er blickte zu Stanislaus der genauso erschrocken dreinsah wie er selbst. Eine Gruppe von Menschen stand um sie. Es waren drei Männer, alle zählten ca. 20 Jahre und hatten jeder ein Breitschwert aus Silber am Gürtel. Zwei davon bedrohten Stanislaus und Leopold. Der eine war schwarzhaarig, der andere braunhaarig. Zwei von ihnen erinnerten an Preisboxer. Während der andere eher drahtig wirkt. Dennoch hatten alle den gleichen Blick: den Blick eines Kämpfers. ,,Was macht ihr hier?“, wollte der Blonde wissen. ,,Wir sind aus unserem Dorf geflohen, letzte Nacht, es heißt Drevan“, versuchte Leopold zu erklären. ,,Genau. Wir haben vier Blutsauger erledigt und die Vorratskammer geplündert.“, versuchte es Stanislaus ebenfalls. Die Männer sahen sich an, dann brachen sie in schallendes Gelächter aus. Die Miene des Blonden hellte sich auf. ,,Tut mir leid wegen gerade eben. Wir hielten euch für Räuber, aber wenn es so ist ist alles in Ordnung. Lange würdet ihr nicht überleben wenn ihr so achtlos unterwegs seid. Die blutsaugenden Parasiten haben ihre Augen und Ohren überall. Die hätten euch spätestens in drei Tagen geschnappt. Aber warum seid ihr aus eurem Dorf geflohen? Die meisten die fliehen sind 22 und wollen nicht wie Vieh zur Schlachtbank geführt werden. Ihr seid viel jünger. Warum?“, wollte der Blonde wissen. ,,Nun ich hatte Kontakt zu einer Judas, sie hätten uns gejagt, daher waren wir im Dorf nicht mehr sicher uns sind abgehauen.“, erklärte Leopold. ,,Das erklärt so einiges. Aber eure Namen kennen wir noch nicht. Ich bin Sergej. Bin aus Skandinavien abgehauen. Das hier sind Marek“, er deutete auf den der Stanislaus bedrohte, ,,und Mirko.“ Er deutete auf den anderen. ,,Falls es euch interessiert, wir haben eine Siedlung errichtet, einen Tagesmarsch etwa entfernt. Keine Sorge, dort gibt es keine Parasiten. Nur Menschen leben dort.“, eröffnete ihnen Sergej. Leopold sah verdutzt zu Stanislaus, der nur nickte. Sie packten in Windeseile zusammen und setzten sich in Bewegung zur Siedlung. Während Stan angeregt mit Marek plauderte, dachte Leopold wieder über die gesamte vertrackte Situation nach. Erstens: Er hatte mit einer Judas einen ganzen Tag verbracht. Zweitens: Sie sind aus Drevan geflohen. Drittens: Sie haben vier Blutsauger getötete und Viertens: Sie begaben sich nun in eine Menschensiedlung, womit sie alle deren Bewohner in Gefahr brachten. Sicher waren die blutsaugenden Parasiten bereits auf Leopolds und Stanislaus‘ Spur. Sie würden sie über den ganzen Kontinent jagen. Des weiteren war da noch Anne-Marie von Judas. Sie wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen. Sie hatte ihn in ihren Bann gezogen, und damit in gewaltige Gefahr gebracht. Sie hätte ihn töten können. Warum sie es nicht getan hat war ihm ein Rätsel. Er war gegen Vampire vollständig wehrlos. Und wenn er sich recht entsinnte hat noch niemand die Zweisamkeit mit einem Vampire überlebt. Er kannte die Geschichten von Männern die sich der überirdischen Schönheit von Vampirinnen hingaben und dann bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt wurden. So ein Idiot war er aber nicht. Er musste sie vergessen. ,,Falls es euch Grünschnäbel interessiert, wir sind Teil einer Rebellenalinaz.“, meinte Marek. Jetzt wurden Leopold und Stanislaus hellhörig. ,,Wie meint ihr das?“, wollte Stan wissen. ,,Nun , die Siedlung die wir vorhin erwähnten ist unsere Basis. Unser Ziel ist es die Blutsauger zu stürzen. Überall haben wir verborgen vor den Blutsaugern Basen und Stützpunkte errichtet. So sind wir überall.“, erklärte Sergej. Leopold dachte über die Neuigkeiten nach. Wenn er zu der Basis kam würde er das ganze Unterfangen in Gefahr bringen. Aber wenn er sich den Rebellen anschloss, würde er einiges bewirken können. Stanislaus schien das gleiche zu denken. ,,Ich denke wir könnten euch von Nutzen sein.“, eröffnete Stanislaus den dreien. Sergej und Marek prusteten los. Mirko schmiss sich auf den Boden und krümmte sich vor Lachen. Als die drei sich wieder beruhigt hatten ergriff Sergej das Wort. ,,Nun wenn ihr uns helfen wollt müsst ihr etwas mehr können als bloß per Zufall vier Vampire ausschalten.“, erklärte Sergej. ,,Das war kein…“ Sergej ergriff sein Breitschwert und hieb nach Stanislaus. Er konnte gerade noch ausweichen und zog seinen Degen. Kurz drauf wirbelte der Degen durch die Luft und Sergej zeigte mit seinem Schwert auf Stanislaus Kehle. ,,Wenn es kein Zufall war hättest du dich nicht so leicht entwaffnen lassen dürfen. Grünschnäbel wie ihr werdet von den blutsaugenden Parasiten in Sekundenschnelle zerteilt.“, meinte Sergej. Er hob den Degen auf und reichte ihn Stanislaus. ,,Und pass besser auf dein Schwert auf. Sonst wird das gannze bald übel für dich enden. Ah, da vorne kommt die Siedlung in Sicht!“, sagte Sergej. Sie näherten sich langsam dem großen Tor. Ein großes Holztor war links und rechts von Palisaden umgeben. Ein Mann stand oben am Tor und rief runter. ,,Hey Sergej! Seit wann machst du Gefangene wenn du Vampirhändler plünderst?“, wollte der Kerl wissen. „Das sind keine Blutsauger, sondern Flüchtlinge. Wir haben sie mitgenommen.“, erklärte Sergej. „Öffnet die Tore!“, rief der Mann über seinen Rücken. Quietschend und langsam öffneten sich die Tore. Es schien eine halbe ewigkeit zu dauern. Als die Tore offen standen traten die fünf ein. Leopold kam aus dem Staunen nicht mehr raus. In der Siedlung herrscht geschäftiges Treiben. Menschen stehen vor Ständen und handeln, Gaukler stehen auf der Mitte des Platzes und begeistern die Zuschauer. „Wahnsinn!“, flüsterte Stanislaus Leopold zu. Sie staunten beide über das geschäftige Treiben auf dem Platz. Vor allem eines war erstaunlich. Hier gab es keinen einzigen blutsaugenden Parasit. Hier war eine Menschensiedlung von der sie nichts wussten. Hier war eine Rebellenalianz wo die Blutsauger stürzen wollte. Hier war das neue Zuhause der beiden Jungs.

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Tag der Veröffentlichung: 05.11.2010

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