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Smiling Kimchi







1. Portion: Exploding Kimchi




Endlich. Endlich war es soweit. Ich war nun schon seit ein paar Tagen hier in Seoul! Ich konnte es noch immer nicht so wirklich glauben, dass ich, ein 18-jähriges Mädchen aus Deutschland, endlich hier war, und somit meinen bis jetzt größten Traum wahr gemacht hatte. Nachdem ich in Deutschland meine Ausbildung als Fremdsprachenkorrespondentin beendet hatte, entschied ich mich nach Südkorea zu gehen, um dort an einer renommierten Uni Dolmetscherin zu studieren. Doch das Ganze war gar nicht mal so einfach gewesen, vor allem was das Finanzielle anging. Meine Eltern hatten mir ja überhaupt erst ermöglicht, eine Ausbildung an einer Sprachschule in meiner Heimat anzufangen, und auch meine Reise nach Seoul hatte ich auch nur ihretwegen antreten können. Ja, ich war meinen Eltern für alles was sie je für mich getan hatten wirklich sehr dankbar. Nun war es an mir, zu zeigen, was ich konnte! Ich sollte/wollte sie keines Falls enttäuschen. Und ich wollte meinen Eltern auch nicht ständig auf der Tasche liegen, deshalb entschied ich mich, mein Studium und meine Unterkunft selbst zu finanzieren. Gesagt – getan. Ich begab mich auf die Suche nach einem Nebenjob, doch das Ganze war nicht ganz so einfach gewesen, als ich mir das vorgestellt hatte. Doch nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen, hatte ich es doch tatsächlich geschafft! Ich hatte eine Stelle in einem Kimchi-Restaurant ergattert. ~ALL STAR’S KIMCHI~ - Ein Geheimtipp unter den südkoreanischen Promis, wie ich dann später erst erfuhr, weshalb ich nur noch mehr aus dem Häuschen war.

Jeongmal kamsahabnida!

“, bedankte ich mich wirklich sehr erleichtert beim Ladenbesitzer, und verbeugte mich einige Male hecktisch. „Cheonmaneyo.

“, entgegnete mir der Mann freundlich. „Nein, wirklich, Sie retten mir damit das Leben!“, sprach ich erneut mit meinem noch sehr gebrochenen Koreanisch, hoffte, dass er mich nicht falsch verstand, und verbeugte mich ein weiteres Mal.“Gwaenchanhayo!

Aber hör jetzt auf damit, die Leute schauen schon.“, sprach er, und fasste mich an den Schultern, damit ich aufhörte, mich ununterbrochen bei ihm zu bedanken und mich zu verbeugen. Na, das war ja mal wieder ein toller erster Eindruck von mir. „Joesonghabnida.

“, murmelte ich nur noch leise und verschüchtert. Der Inhaber seufzte. „Nun ich bin KIM Dong-Su. Und mit wem habe ich das Vergnügen?“, fragte er mich, und sah mich freundlich an, während ich grübelte und in Gedanken die Worte zusammenpuzzelte, bevor ich antwortete: „Julia ibnida!

“, und ihm ebenfalls freundlich zurücklächelte. „So, Julia, wenn du möchtest, kannst du gleich anfangen. Hast du denn schon mal KIMCHI gemacht?“ Etwas erstaunt sah ich ihn an „A-Aniyo…

“ Dong-Su kicherte. „Keine Sorge, mit ein bisschen Übung bekommen wir das schon hin. Mun-Hee wird dir sicher alles Nötige beibringen. MUN-HEE! Ppalli!

“ Also wenn ich ehrlich sein soll, hatte ich von dem ganzen Geplapper vielleicht gerade einmal einen Bruchteil verstanden, weshalb ich auch etwas verwirrt im Raum stand.

Ye, boseu!

Was gibt’s?“, ertönte es dann auch schon von der Küchentür, aus der ein erstaunlich junger Koch trat. Wir sahen uns beide etwas bedröppelt an, als plötzlich ein „KYAAA!“ aus ihm herausbrach und er auf mich zu stürmte, und mich anfing zu umarmen. Ich stand nur mit einem vielsagenden WTF-Gesichtsausdruck da, ließ mich von diesem Mun-Hee abknuddeln und hörte wie er immer wieder ein „Kyeopta!

“ von sich gab. Wie bitte? Süß? Was war mit dem blos los? „Aigoo

, Mun-Hee! Lass sie noch am Leben, und hör auf das arme Ding zu zerquetschen!“, mischte sich Dong-Su entnervt ein, und befreite mich endlich von dieser Klette. Ich seufzte, das war wirklich knapp gewesen, ich dachte schon, ich müsste an einem Erstickungstod sterben. „Man, Hyung

du bist gemein! Ich wollte doch nur etwas mit ihr knuddeln! Sieh sie dir doch mal an, wie klein sie ist und so niedlich!“, schmollte Mun-Hee weiter. Na vielen Dank auch. Schon wieder jemand, der auf meiner Körpergröße von unglaublichen 1,58 m herumritt. Ich seufzte. Womit hatte ich das nur wieder verdient?

Aiish!

Mun-Hee, halt dich doch einmal zurück! Es tut mir Leid, Julia. Ich entschuldige mich für sein Verhalten. Aber weißt du, unser Mun-Hee hier, hat eine Schwäche für kleine, niedliche Dinge.“ „Ach schon gut, da können Sie ja nichts dafür.“ Wie? Klein, ja? Ich warf Mun-Hee einen bösen Blick zu. Er wiederrum spielte nur die beleidigte Leberwurst, und verschränkte seine Arme. „Nun, gehen wir mal in die Küche, und schauen, was du so alles drauf hast!“, sprach Mun-Hee nun zu mir. Ich nickte, und folgte ihm in die Küche. „Aber erwarte nicht zu viel, ich habe noch nie Kimchi gegessen, geschweige denn gemacht.“ „Ach, keine Panik, so schwer ist das jetzt auch wieder nicht.“, sprach er mir Mut zu. „Naja, ich weiß nicht so recht…“ „Mach einfach dasselbe wie ich auch Schau, so schneidest du jetzt das Gemüse, Kleine…“ Wie jetzt? ‚Kleine‘?! Dass das blos nicht zur Gewohnheit wird, klar? Nachdem ich versuchte dieses und ähnliche Kommentare zu ignorieren, machte ich alles genauso, wie Mun-Hee es mir zuvor gezeigt hatte. Ich schnitt die Karotten in Würfel, während ich mir wieder anhören durfte wie klein und niedlich ich doch war. „Kyeopta!

“, Mun-Hee klatschte in die Hände. „Ein kleines, niedliches Mädchen schneidet eine Karotte in kleine, niedliche Würfel!“ Mun-Hee schien ganz begeistert zu sein. Klein? Ja, das war ich zugegebener Maßen schon. Aber niedlich? Auf keinen Fall! Ich fragte mich wirklich, ob Mun-Hee vom anderen Ufer war, wenn ihr versteht was ich meine, oder ob er schizophren war. „Ich bin nicht niedlich.“, murmelte ich. „So und nun rührst du das Ganze so um, und fertig! Gar nicht mal so schwer, was?“, lächelte Mun-Hee mich an. „E-Etwa so?“, „Nein! Hör auf! Du rührst viel zu schnell! So wird das Ganze noch-!“ Doch zu spät. Mit einem Knall flog der Topf im hohen Bogen in die Luft. „-explodieren…“, beendete Mun-Hee letztendlich seinen Satz, und fing an sich die Essensreste aus den Haaren zu ziehen. Na großartig, ich hatte die gesamte Küche in ein Schlachtfeld verwandelt! „Omo!

Ist euch etwas passiert?“, meldete sich nun Dong-Su zu Wort, und lugte mit dem Kopf durch die Tür. „Julia ist hier passiert! Sieh dir doch nur mal unsere Küche an, Hyung!

“, beklagte er sich weinerlich. „Jeongmal…

Es tut mir wirklich sehr leid! Das war wirklich keine Absicht! Ich werde auch alles wieder säubern!, verbeugte ich mich dutzende Male. Dong-Su seufzte. „Schon gut, Julia, mach dir keine Sorgen, du bist ja auch noch am Lernen, aber lass uns schnell gemeinsam alles aufräumen, ja?“ „Mmm…“

Nachdem wir alles gründlich geschrubbt hatten, und alles wieder glänzte, sagte Dong-Su zu mir: „Julia… Du kannst jetzt gerne nach Hause
gehen… Es ist ja auch schon ganz schön spät geworden…“ „Ja, gut…“ „Sei nicht so betrübt, das wird schon.“, lächelte er mich aufmunternd an. „Ich verspreche, ich werde fleißig üben, wie man Kimchi zubereitet, damit sowas nicht mehr passiert!“, versicherte ich ihm. „Gut, das freut mich. Ich bin schon ganz gespannt, wie dein erstes richtiges Kimchi schmecken wird. Du schaffst das schon. FIGHTING!“, feuerte er mich an. „Ja. FIGHTING!

“, lächelte ich erleichtert zurück. „Du solltest jetzt wirklich nach Hause gehen. Es ist schon dunkel.“ Verwundert sah ich ihn an, und lächelte, irgendwie erinnerte er mich an meinen Vater mit seiner fürsorglichen Art. „Und sei vorsichtig, ja?“ „Ja gut.“, ich lächelte noch einmal, verabschiedete mich, „Bis morgen Abend!“, und machte mich auf den Weg zu meiner Wohnung, in der ich zurzeit wohnte.




Impressum

Texte: Photo: Smiling Pasta (Taiwanese Drama)edited by: Julia K.
Tag der Veröffentlichung: 27.11.2011

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