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© K.-H. Kupfer

Streiks
.... wie gerechtfertigt

Kurz vorab: Hier geht es nicht um eine Verweigerung der Arbeit aus körperlich oder ethisch nicht vertretbaren Gründen, sondern um die nicht nachvollziehbare Vermischung von privaten und betrieblichen Interessen.

Wieder stehen Busse und Bahnen in den Depots. Es wird gestreikt. Der Müll steht am Straßenrand und stinkt. Passagiere verbringen Nächte auf Bänken in den Hallen der Flughäfen, weil Flüge wegen streikender Mitarbeiter gecancelt wurden. In Krankenhäusern bangen Patienten weitere Tage und Nächte um den Ausgang ihrer bevorstehenden Operation.

..... Und so fragt sich mancher, der durch die Auswirkungen solcher Streiks betroffen ist, woher Streikende ihre Rechtfertigung herleiten, mit ihrem Handeln die Lebensumstände anderer Mitmenschen zu beeinflussen, bis hin zum möglichen Verlust des Arbeitsplatzes.

Auch ich verstehe noch immer nicht, wie man durch Arbeitsverweigerung, die man salopp Streik nennt, zu mehr Geld kommen kann oder will. Denn wo eigentlich liegt in einem Streik eine Produktivitätssteigerung, die einen höheren Lohn rechtfertigen könnte? – Dazu ein kurzes persönliches Erfahrungsbeispiel:

.... Als ich noch freier Mitarbeiter eines großen Konzerns war, erlaubte ich mir eines Tages zum Werksleiter zu gehen. Ich wollte um etwas mehr Geld bitten, weil ich mir gerade eine neue Wohnung angeschafft hatte und die Miete nicht billig war.

Statt nun aber eine Aufbesserung zu bekommen, fragte mich der ansonsten sehr aufgeschlossene Herr, was ich denn für eine besondere Leistung erbracht hätte, die eine solche Aufbesserung rechtfertigen würde. Schließlich stehen die erbrachte Leistung und das Entgeld in einem festen Zusammenhang, meinte er und fügte an, dass die Firma doch kein Sozialbetrieb sei, der seine Leistungen nur verteilt, ohne diese Gelder selbst verdienen zu müssen.

Das saß. Und so dachte ich nach und kam zu dem Entschluss, es doch so zu machen, wie man es mir gesagt hatte. Gesagt, getan. Und siehe da, es gab Aufbesserungen auch zu Zeiten, wo die Gewerkschaften Nullrunden haben hinnehmen müssen.

Ich begriff den Zusammenhang zwischen Lohn und Leistung, und dass nur eine bestimmte Leistung eine entsprechende Entlohnung rechtfertigt. Mithin, mein Produkt bzw. meine Leistung muss sich für den entsprechenden Preis am Markt verkaufen lassen.

Worin besteht aber nun die Leistung der Menschen bei einem Streik, bei einer Verweigerung der Arbeit, der Leistung? Der bereits genannte Leiter des Betriebes sah einen Streik für mehr Lohn immer als eine staatlich legitimierte Erpressung an und meinte, was denn eine private Notwendigkeit – mehr Geld haben zu müssen – mit der Leistung innerhalb eines Betriebes zu tun habe. Nichts, rein gar nichts. Und der Staat legitimiert dieses Streiken, weil auch er über die Steuer von jeder Entgeldaufbesserung profitiert.

Er vertrat die Ansicht: Wenn die Mitarbeiter der Firma mehr erwirtschaften, dann gebe ich es ihnen doch besser als Firmenleistung zurück. Das ist doch viel sozialer, z.B. in Form eines unentgeltlichen Kantinenessens, einer Sommergeldzahlung (ein Weihnachtsgeld gab es sowieso schon immer), in kostenloser ärztlicher Betreuung in der betriebsärztlichen Praxis während der Arbeitszeit, in Sonderzahlungen bei besonderen Leistungen, in einer extra eingerichteten Sozialabteilung für eine entsprechende Betreuung, in Rabatten oder Zuzahlungen bei Anschaffungen oder dem Anmieten einer Wohnung etc. etc. Damit waren er und die Firma sehr beliebt.

Nur leider entfiel das alles nach und nach mit jeder gewerkschaftlichen Forderung, betriebsnotwendig, wegen der erstreikten immer höheren Lohnforderungen und der dadurch nicht mehr gegebenen Konkurrenzfähigkeit der Firma gegenüber Mitbewerbern am Weltmarkt. Schließlich führte es zur Werksschließung und Abwanderung der Firma nach Fernost. Da halfen auch die üblichen Streiks gegen Werksschließungen nicht, die sowieso widersinnig sind, weil – um bei den Worten des Werksleiters zu bleiben – man mit Erpressung keine Konkurrenzfähigkeit herstellen kann.

Was also ist das für ein Widersinn, wenn man sich etwas erstreikt, das einem letztendlich schadet, nämlich den Verlust eines Arbeitsplatzes, die Firmenschließung, die Abwanderung von Firmen, die Schließung von Theatern und Hallenbädern wegen klammer Kassen der Kommunen oder der Pleite ganzer Städte. Das begreife wer will.

Unlängst sagte ein Stadtkämmerer angesichts neuer gewerkschaftlicher Forderungen, dass man jegliche Forderung weitergeben müsse, weil die Stadtkassen leer sind. Dann werden halt die Eintrittspreise für die städtischen Einrichtungen erhöht, auch für die Kindergärten etc. Industrie und Handel geben die Mehrkosten ebenfalls weiter.

Vielleicht können Gewerkschaftsfunktionäre hierzu Auskunft geben, die mit kämpferischen, aufwieglerischen Reden um Mitglieder werben, damit sich über mehr Beiträge die eigenen Taschen reichlich füllen.

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Tag der Veröffentlichung: 02.04.2012

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