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© K.-H. Kupfer

Occupy
.... und was dann?


Von einer lieben Bekannten darauf aufmerksam gemacht, begann ich die Suche nach Informationen, weil sie meinte, dass es eine Bewegung sein könnte, die die Welt verändert. Neugierig las ich darüber, stellte aber bald fest, dass sich mehr Fragen auftaten als dass ich Antworten fand.

Zudem fielen mir die vielen hasserfüllten Kommentare von Menschen auf, die meinten, zu dem Thema unbedingt etwas sagen zu müssen, was schnell zu der Frage führt, ob die Welt denn wirklich so unmenschlich ist wie oft dargestellt. Und bringen Proteste allein eine Besserung vorhandener Missstände? Sitzen die vermeintlichen Schuldigen für so manche Misere wirklich dort, wo man sie allgemein vermutet?

Man greift sich Banken und Wohlhabende heraus und stellt sie trotz deren teils erheblichen Zahlungs- und Spendenaufkommens als Bösewichte hin, ohne das Ursächliche zu benennen, nämlich, dass beispielsweise ein früherer amerikanischer Präsident die Banken sogar aufgefordert hatte, jedem Bürger ohne weitere Prüfung Geld zu leihen, weil er auf diese Weise die Wirtschaft seines Landes ankurbeln wollte.

Das war der eigentliche Ursprung all dessen und begann als Immobilienkrise. Auch andere Regierungen taten es ebenso. Sie gaben Geld aus, was sie nicht hatten, und die Banken gaben es ihnen. Hochzinsländer freuten sich schließlich über die Einführung des Euro, konnten sie doch nun zinsbillig Schulden machen. Abgesehen von einigen Auswüchsen bei Banken, sollte man also besser ganz andere Fragen stellen.

Wenn man derzeit so manche Beschreibung unserer Welt liest, muss es wohl eine andere sein als die, die real existiert. Offensichtlich gibt es zu viel Twitter & Co., um die Welt so negativ und unmenschlich sehen zu können. Wir leben nicht in einer virtuellen Welt – die sich leider mehr und mehr zu etablieren scheint – sondern in einer real existenten, die normalerweise Menschen für Menschen gestalten sollten, wo der Verstand Vorrang hat und nicht eine virtuelle Vernetzung, wo zudem der Wahrheitsgehalt der Informationen oft sehr fragwürdig ist.

Die einzigsten Infos, die man zu der Occupy-Bwegung erhalten kann, sind die, dass die Menschen der „neuen Bewegungen“ tatsächlich nicht wissen, was sie eigentlich wollen, nun aber gerade dieses diffuse Etwas als Möglichkeit einer Veränderung für mehr Menschlichkeit ansehen und es sogar propagieren. Das kommt einem vor, als würde ein Mauerer einen Kübel Mörtel anrühren und über einen Haufen Steine gießen, und sich schließlich wundern, wenn es kein Haus wird.

Und so scheint es, als würden wir gemäß der Chaostheorie derzeit am Rande eines stabilen Zustandes stehen, der gerade dabei ist, in den chaotischen Zustand umzukippen. Man bewahre uns davor! ... zumal man bereits in höchsten Kreisen (auch in Brüssel) durchaus kriegerische Handlungen bei den neuen, zu erwartenden Verteilungskämpfen befürchtet und sogar entsprechende Vorsorgemaßnahmen plant, auch in Deutschland.

Wo also ist das Ziel der Bewegung? Gegen alles sein - und da gibt es in letzter Zeit viele Beispiele - hilft der Menschheit nicht weiter. Fehlt die klare Definition für ein Ziel, dann ist dem Chaos jeglicher Weg bereitet.

Spielen wir es durch: Beginnen wir also getreu dem Motto der Bewegung, die Banken und Börsen zu besetzen. Mit welchem Ziel? Den Geldhandel und die Börsengeschäfte zu unterbinden? Was dann? – Woher bekommen dann z.B. Unternehmer ein Darlehn, um ihre Firma zu erhalten oder auszubauen?

Nicht nur, dass so keine neuen Arbeitsplätze geschaffen werden, nein, es wird auch zu einem massiven Abbau von Arbeitsplätzen führen, weil die Aufträge bei Zulieferfirmen ausbleiben. Denn viele Aufträge werden über Kredite abgewickelt. Und das alles geschieht bei Großfirmen (DAX-Unternehmen) umso drastischer, weil dann dort nicht einmal eine Kapitalaufstockung durch Aktienhandel möglich wäre. Auch andere Dinge würden betroffen sein.

Spielen wir das Spielchen weiter. Es wird auch über neue Demokratiesysteme und Parteien gesprochen, aber nicht darüber, wie die aussehen sollen, geschweige denn über die Ziele und wie man die erreichen will.

Da werden Einschnitte in die Sozialsysteme beklagt, ohne zu sagen, wie diese Systeme anders weiterhin finanziert werden sollen.

Da wird von Revolutionen gesprochen, ohne auch nur ansatzweise an den Ausgang zu denken.

Da werden Demonstrationen veranstaltet, aber niemand interessiert sich für die dabei entstehenden Folgekosten für die Steuerzahler.

Da wird über Finanzsysteme hergezogen, ohne das eigene Streben nach Gewinn – und dazu gehört auch die Suche jedes Einzelnen von uns nach immer billigeren Schnäppchen – zu überdenken.

Wo eigentlich bleiben die Vorschläge, wie - realistisch betrachtet - eine zukünftige Welt zu gestalten wäre, ohne alte Fehler und Systeme zu wiederholen??? Auf der Straße werden wir die Erkenntnis bestimmt nicht finden.

Man sagt, man strebe eine gerechtere, friedlichere und menschlichere Welt an. Doch wie sieht es tatsächlich aus, in Ägypten, dem Jemen und anderswo? Ist die Welt dort friedlicher geworden?

Und was ist gerecht? Das haben bisher weder Vertreter der Kirchen noch der Gewerkschaften, noch Politiker oder Soziologen erklären können. Jeder versteht unter Gerechtigkeit immer nur, was ihm selbst und seinem Klientel nützt. Auch da gibt es immer Gewinner und Verlierer. Es ist seltsam, etwas anstreben zu wollen, wo keiner weiß, was es ist und wohin es führt.


Deshalb, liebe Leut` der Occupy-Bewegung, macht Euch der Sachverhalte kundig bevor Ihr auf die Straßen geht. Und redet nicht immer die Phrasen nach, die man Euch vorgibt oder die Ihr aus nicht recherchierten Quellen bezieht. Wäre es anders, dann würdet Ihr nicht irgendwelche Finanzhaie und Banker für die Krise verantwortlich machen, sondern Politiker und deren Handeln.

Denn Ursprung und Anlass für die Auswüchse im Finanzwesen waren Vorgaben aus der Politik, die dann die Banken voll ausgeschöpft haben - mehr nicht. Die Banken sind der Politik gefolgt, und das nicht nur in Amerika. Deshalb solltet Ihr Eure Parolen überdenken, weil die so nicht greifen.

Auch klingt sonst alles etwas verworren. Selbst die Moderatorin einer FS-Show ist kürzlich an dem Gerede einzelner Vertreter Eurer Bewegung fast verzweifelt, weil trotz beharrlichen Nachfragens kein eigentliches Ziel formuliert wurde, sondern immer nur, dass man reden wolle und dass jeder seine Meinung äußern darf.

Übrigens: Seine Meinung darf man in der Bundesrepublik Deutschland laut Art. 5 Abs. 1 GG sowieso frei äußern, was in vielen anderen Ländern nicht so ist. Dafür brauchen wir nicht eine solche Bewegung.

Warum also demonstriert niemand gegen die von Politikern gesetzten Rettungsschirme und deren Hebelung, was nicht nur den Sozialetat vieler Regierungen schmälert, sondern auch die Grundlage weiterer Krisen und vielleicht sogar des Untergangs vieler Länder sein wird?

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Tag der Veröffentlichung: 22.11.2011

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