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© K.-H. Kupfer


Gefahrenpotential
.... Staudamm


Der Ausstieg aus der Atomenergie ist nur möglich, wenn wir das Konzept der regenerativen Energien weiter ausbauen, wobei es fast ausschließlich Sonne, Wind und Wasser sein werden, die durchgehend ein solches Energiekonzept ermöglichen.

Da Sonne und Wind nicht immer zur Verfügung stehen, muss der Energieüberschuss aus sonnen- und windreichen Tagen irgendwie gespeichert werden, wozu sich Wasser am Besten eignet, das man in ältere oder neu anzulegende Stauseen pumpt, um es im Bedarfsfall als Energieträger wieder zu nutzen.

Schon heute gibt es viele Kraftwerke, die von dem gespeicherten Wasser der Stauseen betrieben werden. Dabei wird die Fallkraft (Druck) des Wassers genutzt, um die Turbinen für die Stromgeneratoren anzutreiben. Diese Kraftwerke sind meist im unteren Teil der Mauern von Stauseen eingebaut.

Für die Speicherung des Wassers dienen geeignete geologische Formationen, d.h. hochgelegene Talschluchten, die zu diesem Zweck mit starken Betonmauern zugesperrt werden. In solchen Becken lassen sich unvorstellbar große Wassermassen speichern, die aus Flüssen und Bächen dort einfließen. Auf diese Weise entstehen riesige künstlich angelegte Seen.

Statt das Wasser aus Flüssen und Bächen dort einfließen zu lassen, kann man es auch mit Pumpen von unten nach dort oben hineinbefördern, und zwar mit der Energie aus Sonnen- und Windkraftanlagen, sobald diese überschüssig produzieren, sodass dieses Wasser dann in Flautezeiten zur Erzeugung von elektrischer Energie genutzt werden kann.

Soweit die Technik. Was dabei an Ökologie durch neu anzulegende Stauseen zerstört wird, soll hier nicht Gegenstand der Diskussion sein. Vielmehr soll es die Sicherheit solcher Stauseen sein, weil diese Wassermassen eine unvorstellbare Gefahr für alle Bewohner darstellen, die unterhalb eines solchen Stausees angesiedelt sind.

Bricht eine solche Mauer oder wird sie durch einen Terroranschlag oder einen Flugzeugabsturz zerstört, dann bedeutet es für Tausende von Menschen den sicheren Tod. Das sollte man wissen.

Und es ist mehr als bedauerlich, dass nicht eine einzige der bereits bestehenden Stauseemauern gegen solche Dinge gesichert ist, Dinge, die in letzter Zeit bei den Atomkraftwerken für besonders viel Horror gesorgt hatten. Zum Gefahrenpotential bei Stauseemauern wird leider geschwiegen. Ja, es wird sogar das Kartenmaterial für mögliche Überschwemmungsgebiete geschönt, um die Möglichkeit für Terroranschläge zu mindern. Dennoch bleibt das Gefahrenpotential gewaltig. Hierzu ein paar Beispiele:

1943. Deutschland war mitten im Krieg, auch mit England. Dort schwor man auf Rache für die Angriffe Hitlers auf das englische Festland. Ins Visier geriet die Möhnetalsperre, weil man mit den Wassermassen möglichst viele Menschen zu töten gedachte.

Nach etlichen Fehlschlägen mit normalen Bomben ersann man eine sehr wirksame Methode. Man konstruierte eine Spezialbombe mit der man es schaffte, die Staumauer bis zum Boden aufzureißen. Riesige Wassermassen ergossen sich ins Möhnetal. Mehr als 1.500 Menschen fanden damals binnen Minuten den Tod.

Schauen wir nach China. Als 1975 dort ein Staudamm brach, fanden mehr als 250.000 Menschen in den sich ergießenden Wassermassen den Tod. Dort wie überall auf der Welt gab und gibt es immer wieder Havarien von Staudämmen, aber kaum jemand spricht von den Gefahren die davon ausgehen.

Oder schauen wir in die derzeit politisch nicht so stabilen Gebiete Nordafrikas, dann fällt dort der Assuan-Staudamm ins Auge. Sollte der beispielsweise Ziel eines Angriffs sein, dann würden in nicht ganz 10 Stunden über 80 Millionen Ägypter in den Wassermassen umkommen.

Seltsam ist in diesem Zusammenhang auch, dass ununterbrochen von dem durch das Erdbeben in Japan zerstörte Atomkraftwerk berichtet wurde, aber nicht ein einziges Mal über den dort ebenfalls von den Naturgewalten zerstörten Staudamm, wo mehr als 12 Menschen in den Wassermassen des Stausees starben.

Immerhin geht man in der Schweiz offener mit den Gefahren von Stauseen um. So sind z.B. die Bewohner von Zürich durch ihre Behörden darüber informiert, dass, falls mit der Staumauer des Sihlsees etwas passiert, die Stadt Zürich binnen einer Stunde von einer 8 Meter hohen Flutwelle überrollt würde. Und nicht einmal 5 Minuten hätten die Bewohner des bündnerischen Valsertals Zeit, bis sie von einer über 100 Meter hohen Flutwelle erfasst würden, falls mit der Zervreila-Staumauer etwas passiert.

Für Atomkraftwerke gibt es bis ins Kleinste ausgeklügelte Sicherheits- und sogar Evakuierungspläne, nicht aber für Staumauern, die ebenso gefährdet sind. So ist beispielsweise nicht anzunehmen, dass auch nur eine der vielen Staumauern in Deutschland einen Flugzeugabsturz unbeschadet überstehen würde.

Es wäre gut, sich auch dieser Gefahren bewusst zu werden und rechtzeitig entsprechende Maßnahmen einzuleiten, um nachher nicht wieder das große Geschrei anzufangen.

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Tag der Veröffentlichung: 31.05.2011

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