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© K.-H. Kupfer

Atomkraft
.... Teufelszeug oder war?


Angst ist ein schlechter Ratgeber. Sie schaltet jegliches Denken aus, denn sie vollzieht sich auf emotionaler Ebene des Menschen. Deshalb lässt sich dieses Thema auch so schwer rational und sachlich diskutieren. Dennoch versuche ich es hier mit diesem kurzen Büchlein. Ein weiteres Buch "Atomare Strahlung" gibt ausführlich Auskunft zu den einzelnen Strahlungsarten und deren Wirkung.

Jetzt nun, wo die Multikatastrophe über Japan hereingebrochen ist, wo das Erdbeben samt Superstunami weite Landstriche verwüstet haben und ein Atomkraftwerk zur Havarie brachten, auch noch Ängste und Hysterie zu verbreiten, wie es leider derzeit überall geschieht, ist nicht nur unverantwortlich, sondern auch ein schlechter Ratgeber für Hilfen und bessere Lösungen.

Denn Hysterie und Ängste schalten jegliches Denken aus, weil sich alles, was dabei geschieht, auf emotionaler Ebene des Menschen vollzieht. Deshalb lässt sich dieses Thema auch so schwer sachlich diskutieren. Die Menschen sind kaum noch für eine reale Schilderung der Zusammenhänge zugänglich. Trotz allem hier ein Versuch, zu erklären, was Radioaktivität ist, wo sie uns natürlich umgibt und wo sie uns wie schaden könnte.

Hinweis:

Wer jetzt aus übertriebener – leider oft geschürter – Angst glaubt, sich ein Strahlenmessgerät kaufen zu müssen, oder es bereits getan hat, war und ist schlecht beraten, weil der Umgang mit einem solchen Gerät und die Beurteilung der gemessenen Werte erhebliche Kenntnis und Übung erfordert. Ein solcher Kauf nützt also vorrangig nur dem Verkäufer.

Radioaktive Ängste – was stimmt

Gewiss, die Vorfälle in Japan sind alles andere als harmlos, dennoch bringt uns Hysterie nicht weiter. Die dortige Havarie der Reaktorblöcke wurde durch ein bisher nicht vorstellbares Naturereignis – einem Erdbeben mit nicht gekannter Stärke und anschließendem Tsunami – ausgelöst, was uns daran erinnert, dass wir auf der Erde nur geduldete Gäste sind, die sich den Naturgewalten zu fügen haben.

Nicht wir bestimmen, was geschieht, sondern Mutter Natur. Und so haben wir auch kaum Einfluss darauf, dass in rund 4,5 Milliarden Jahren sowieso alles vorbei ist. Dann wird die Sonne alles Leben dieser Erde unwiederbringlich vernichten. Auch dieser Tatsache sollten wir uns bei unserm Denken und Handeln stets bewusst sein.

Nun leisten dort in Japan die Rettungskräfte unter Einsatz ihres Lebens eine hervorragende Arbeit. Sie haben bisher Schlimmeres verhindert, was äußerste Anerkennung verdient.

Diese Menschen sind es, die bisher einen Supergau verhindert haben, ebenso wie eine noch größere Verstrahlung. Man sollte bedenken, dass das Atomkraftwerk von einer 14 Meter hohen Tsunami überrollt wurde, was niemand hätte vorhersehen können. Deshalb sind Vorwürfe an die dortigen Verantwortlichen völlig fehl am Platze.

Vielmehr sollte man all die Betroffenen tatkräftig unterstützen, statt sich in Deutschland der Not dieser Leute zu bedienen, und sie für eine Panikmache zur Unterstützung der eigenen Interessen zu nutzen.

Und ob das abrupte Umlegen des Schalters auf andere Formen der Energiegewinnung – so, wie es jetzt bei uns geschieht – richtig ist, ohne vorher aus den Fehlern des bisherigen gelernt zu haben und das zu verbessern, bleibt abzuwarten. Einem ingenieurmäßigem Vorgehen entspricht es nicht, dann schon eher, was dort unter den schwierigsten Bedingungen in Fukushima passiert. Dort gewinnt man wichtige Erkenntnisse....

Radioaktivität

Nun zum Thema: – Radioaktivität ist das natürlichste der Welt und kommt überall im Erdreich vor, mal stärker, mal schwächer. Außerdem unterliegen wir einem ständigen Beschuss aus dem Weltall mit kosmischer Strahlung. Und wir müssen sogar davon ausgehen, dass beide Strahlungsarten wesentlich zur Evolution auf dieser Erde beigetragen haben. Ohne Strahlung wären wir wahrscheinlich gar nicht das, was und wie wir heute sind.

Es gibt verschiedene Arten radioaktiver Strahlung. Wir unterscheiden zwischen Alpha-, Beta- und Gammastrahlung. Hinzu kommt die Neutronenstrahlung, die vorwiegend in Kernkraftwerken auftritt, dort aber gut abgeschirmt wird.

Außerdem gibt es als harte Strahlung noch die Röntgenstrahlung und die kosmische Strahlung. Letztere geht von der Kernfusion der Sonne aus und trifft uns mal mehr, mal weniger stark.

Alles zusammen bildet die sogenannte harte Strahlung, der wir Menschen in bestimmten Maßen, wenn auch nur gering, immer ausgesetzt sind, abgesehen von der Röntgenstrahlung, die zwar eine ähnliche Wirkung hat, aber normalerweise nur in entsprechenden Vorrichtungen bei Ärzten auftritt.

Was also angstmachend für den Menschen bleibt, wäre eigentlich nur die Alpha- und die Gammastrahlung. (Siehe mein Buch „Atomare Strahlung“.) Beide Arten gehen von entsprechenden Materialien aus, die solche Strahlungen aussenden.

Die Alphastrahlung ist eine reine Teilchenstrahlung, wo bestimmte Teilchen aus den Atomkernen herausgeschleudert werden, während die Gammastrahlung auf die Abstrahlung von elektromagnetischen Wellen beruht. Und je höher der energetische Inhalt dieser Strahlung und die jeweilig abgestrahlte Menge ist, um so stärker ist der Einfluss auf unsern Körper.

Ist radioaktive Strahlung nun gut oder böse

Wie immer im Leben: Es kommt auf die Dosis an, auf die Menge, ob etwas nutzt oder schadet. Das merkt jeder, der sich zu lange in die Sonne legt. So ist es auch bei der Radioaktivität. Ein bestimmtes Maß an radioaktiver Strahlung wirkt sogar belebend, was jeder auf vulkanischen Ferieninseln an sich selbst feststellen kann, während ein Zuviel tödlich ist.

Wann ist die Strahlung tödlich?

Allein schon diese Frage ist so leicht nicht zu beantworten, weil man zum einen eine Langzeitwirkung beachten muss und zum andern eine sehr hohe Strahlendosis zum unmittelbaren Tod führen kann.

Grundsätzlich sollte man davon ausgehen, dass der Körper eine Strahlungseinheit zur anderen addiert, wodurch sich für das gesamte Leben eine Gesamtdosisleistung ergibt, die möglichst nicht überschritten werden sollte. Allerdings kommt es dabei auch auf die gesamte körperliche Konstitution und auf das sonstige Umfeld an.

Daraus ergibt sich für Arbeiter in Atomkraftwerken eine maximale Strahlendosis von 25 Mikrosievert pro Stunde. Für den normalen Bürger rechnet man mit etwa 1/10 davon. Wer jedoch einer Strahlungsleistung von 500 Mikrosievert pro Stunde ausgesetzt ist, der muss bereits mit erheblicher gesundheitlicher Belastung rechnen. Dafür müsste man aber unmittelbar mit radioaktiven Stoffen in Berührung kommen.

Zum Vergleich: Die Strahlung unseres normalen Umfeldes in freier Natur beträgt ca. 0,15 Mikrosievert pro Stunde im Mittelwert. In manchen Gegenden ist der Wert etwas höher aber auch niedriger. Im Flugzeug beträgt er durch die stärkere kosmische Höhenstrahlung ca. 5 Mikrosievert pro Stunde. Wer also auf die erhöhten Werte in Japan verweist, die durchaus sehr widersprüchlich sind, der sollte zunächst mal die Werte auf seinen eigenen Flugreisen überdenken.

Heilung durch Radioaktivität

Andererseits dürfen wir auch nicht vergessen, dass bestimmte Mengen und Arten von radioaktiver Strahlung Heilung bei Krankheiten bringen. Denken wir nur an das radioaktive Gas „Radon“, das man in entsprechenden Bergwerksstollen bei Atemwegserkrankungen einsetzt, wo es die Patienten über einen bestimmten Zeitraum einatmen.

Oder denken wir an die heilende Wirkung radioaktiver Bestrahlungen bei Krebserkrankung. Selbst das radioaktive Jod, das wir bei der Havarie eines Atomkraftwerkes immer so fürchten, spielt eine entscheidende Rolle bei bösartigen Erkrankungen der Schilddrüse. Andere radioaktive Strahlung kommt bei anderen Krankheitsbildern zum Einsatz.

Sogar die Neutronenstrahlung wird medizinisch eingesetzt, die normalerweise nur in Kernkraftwerken entsteht. Bei München arbeitet ein Krebszentrum ausschließlich mit dieser Strahlung, was ohne einen Minireaktor gar nicht möglich wäre.

Auch in der gesamten medizinischen Diagnostik bedient man sich der hochenergetischen Strahlung, denn Röntgenstrahlung ist halt auch nur so etwas wie künstliche Radioaktivität. Deshalb sollte man nicht gleich in Angst und Schrecken verfallen, wenn man nur das Wort Radioaktivität hört.

Natürliche Strahlung überall

Im Grunde gibt es auf unserer Erde kein einziges Fleckchen Erde, wo wir nicht einer natürlichen radioaktiven Strahlung ausgesetzt sind. In manchen Gegenden von Deutschland gibt es sogar relativ hohe Konzentrationen des radioaktiven Gases „Radon“ im Keller der Häuser, weil es aus dem Erdreich heraus dort eindringt. Und das ist nicht nur in der Eifel oder im Westerwald so, sondern auch auf dem flachen Land, z. B. im südlichen Teil von Sachsen-Anhalt etc. Das Radon ist dort wie auch sonst völlig natürlichen Ursprungs.

Und in bestimmten Gegenden Thüringens, Sachsens oder des Schwarzwaldes gibt es sogar eine natürliche Strahlung des Erdreichs, die um einiges höher liegt als z. B. im Emsland. Niemand hat die Erde dort verstrahlt. Das hat sich so während der Entstehung der Erde bei der Elementenbildung und deren (ungleichen) Verteilung herausgebildet.

Die Menschen leben dort überall völlig schadlos und erfreuen sich ihrer Heimat. Das ist gut so, denn oft sind sie sogar gesünder als Menschen anderswo. Man sollte also sehr sorgsam mit Begriffen wie Verstrahlung etc. umgehen.

....Denn auch Baumaterialien strahlen

Wer nichts mit Radioaktivität zu tun haben möchte und diese aus seinem Leben verbannen will, der sollte darauf achten, dass er nicht in einem Haus wohnt, das mit Steinen aus gemahlenem Vulkangestein gebaut wurde, denn damit hat er sich quasi die Strahlung ins Haus geholt. Diese Steine strahlen ohne irgendein Reaktorunglück – einfach so von Natur aus, und zwar um ein Mehrfaches stärker als z. B. Kalksandstein.

Mancher legt bei seinem Haus auch besonderen Wert auf Luxus und lässt sich alles schön in Granit gestalten. Wer aber denkt daran, dass auch dieses Gestein strahlt? – Offensichtlich niemand, und das ist richtig so, weil der menschliche Körper all diese Strahlung seit Anbeginn kennt und sich ihr angepasst hat.

Wann und wo ist die Strahlung zu hoch?

Wo also beginnt eine Verstrahlung des Menschen oder der Umwelt, was momentan so hochgepuscht wird? Wissen Demonstranten, die sich in der Nähe von Castortransporten aufhalten, überhaupt, welcher Strahlung sie dort ausgesetzt sind? - Offensichtlich nicht.

Diese Castoren strahlen weit über das natürliche Maß hinaus, weil dort die natürlichen radioaktiven Stoffe auf ein sehr geringes Volumen verdichtet und in der atomaren Struktur leicht verändert worden sind, wodurch die Intensität der Strahlung für den Menschen nicht mehr verträglich ist. Dort ist es also die Konzentration des strahlenden Materials, was uns Menschen schädigt, aber auch wiederum nur, wenn wir uns zu nahe daran aufhalten. Mit jedem Meter der Entfernung nimmt die Strahlung ab. Wenn man also konsequent jegliches Strahlenrisiko meiden möchte, dann sollte man unbedingt die Nähe solcher Behälter meiden.

Wie kann man sich schützen

Es ist nicht leicht, sich zu schützen, denn je nach Strahlungsart gibt es Schutz oder auch keinen. Hier nur so viel: Ganz übertrieben müsste man sein Haus mit sehr, sehr dicken Betondecken und Bleieinlagen versehen, um sich allein schon vor der kosmischen Strahlung zu schützen, denn diese Strahlung ist noch viel energetischer als die radioaktive Strahlung. Und die wiederum kommt nur als strahlende Teilchen zu uns, als radioaktiver Staub, wenn man so will. Also müsste man auch noch Fenster und Türen verschlossen halten. Dass das alles nicht so geht, leuchtet schnell ein.

Nur, ob eine totale Abschirmung gegenüber radioaktiver Strahlung der Gesundheit dienlich wäre, ist sehr zweifelhaft, weil allein schon das Immunsystem des Menschen eine bestimmte Menge dieser hochenergetischen Strahlung braucht, um aktiv zu werden und aktiv zu bleiben.

Strahlung wichtig für die Atemluft

Zudem ist für die Atemluft eine bestimmte Menge hoch-energetischer Strahlung wichtig, weil durch sie die vielfach wichtigen Luftionen gebildet werden, die in der Luft vielseitige Wirkung haben und sehr nützlich sind, auch für die Energiegewinnung unseres Körpers. Das aber soll hier nicht Gegenstand sein.

Deshalb bitte, keine Hysterie .....

......denn ein bestimmtes Maß an Radiaktivität ist ganz natürlich und für unser Leben sogar notwendig. Selbstverständlich müssen wir den Leuten, die täglich mit solcher hochenergetischen Strahlung umgehen, vertrauen können, und das nicht nur in Kernkraftwerken, sondern auch anderswo, auch dort, wo radioaktiv kontaminiertes Metall eingeschmolzen wird, wie beispielsweise zwei Kilometer vor meiner Haustür.

Von den Menschen und Firmen fordern wir deshalb einen äußerst verantwortungsvollen Umgang mit der Materie, und nicht wie in Tschernobyl, wo ein offensichtlich betrunkenes Personal einen von Hand gesteuerter Versuch fuhr, was bekanntlich gründlich danebenging.

Das Kapitel Tschernobyl ist also etwas völlig anderes als eine hereinbrechende Naturgewalt, die man nicht so vorhersehen konnte, die uns Menschen aber lehrt, unser Leben und unsere Techniken stets den neuen Herausforderungen anzupassen, aber auch, dass nicht alles in unseren Mächten liegt und wir immer mit einem Restrisiko auf dieser Erde leben müssen.

* * * * *

Ich verneige mich vor der Leistung
jener Menschen in Japan,
die vor Ort helfen, das Schlimmste zu verhindern,
und vor dem japanischen Volk
und dessen Besonnenheit, mit der es dieser Multikatastrophe begegnet.



20.03.2011

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 22.03.2011

Alle Rechte vorbehalten

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