© K.-H. Kupfer
Experiment Deutschland
Vorwärts Genossen in die Vergangenheit .....
.... könnte man all denen zurufen, die sich nach einer Zeit und einem System sehnen, das sich selbst ad absurdum geführt hat, weil es dem ureigensten Programm im Innersten eines jeden Menschen widerspricht, und das nicht einmal ohne die Gelder von genau denen existieren kann, die dieses System mit seinen Ideen bekämpft. Ein sich selbst widersprechendes System also, wofür die DDR den besten Anschauungsunterricht geboten hat.
Ein solches System muss zwangsläufig untergehen, weil es keine Substanz für eine Existenz hat. Und es führte bei der DDR bekanntlich in die Pleite, die ohne die fortlaufenden Gelder aus der Bundesrepublik Deutschland – also von dem System, das sie bekämpfte – noch viel früher Pleite gegangen wäre. Die Substanz für den Erhalt bezog man also von jenem System, das man an sich bekämpfte.
Jetzt nun soll nach den Vorstellungen einer politischen Gruppe mit nach rückwärts gewandten, gestrigen Ideen ein Feldversuch gestartet werden, um einen angeblich neuen Weg zum Sozialismus zu finden. In der DDR nannte man es den real existierenden Sozialismus. Jetzt spricht man von einem demokratischen Sozialismus und gibt zugleich das Endziel bekannt, den Kommunismus. Nur gut, dass es so öffentlich geschah, und nun niemand mehr sagen kann, er bzw. sie hätte nichts davon gewusst.
Denn in den ersten Januartagen 2011 wurde die berühmte Katze aus dem Sack gelassen. Da schwadronierte tatsächlich jemand von der Spitze einer entsprechend politisch ausgerichteten Partei davon, dass der Kommunismus das Ziel sei, wo es allen besser gehe. Es gäbe viele Wege dort hinzugelangen, man müsse sie nur ausprobieren. Wie bitte? Ausprobieren? Ein Versuchsprojekt mit einem ganzen Staatsgebilde und seinen Bürgern? Na toll. – Man müsse sich nur auf den Weg machen, so heißt es.
Erschrocken über die Reaktion des Volkes wegen solcher Äußerungen, korrigierte man seine langfristige Zielaussage auf das kurzfristig Machbare, den „demokratischen Sozialismus“, weil es ja auch besser klingt. Nur leider ist dieses Wortkonstrukt selbst schon ein Widerspruch in sich, und verdeutlich den ganzen Widerspruch, der hinter all den rosigen Versprechen steckt, die man mit diesem Vorhaben verkündet.
Man sagt, dass dem gemeinen Volke das Eigentum zurückgegeben werden müsse. Mieten müssten wieder erschwinglich sein etc. etc. Da reibt man sich doch die Augen. Hat man bereits vergessen, wie die Häuser in der DDR aussahen, wo die Mieteinnahmen zu keiner Sanierung der Häuser reichten? Hat man denn vergessen, was nach 1945 auf dem Gebiet der DDR geschah? Hat man vergessen, was mit Eigentum geschah und wie man mit den Eigentümern umgegangen ist? Hat man vergessen, wie die Elite lebte, die das „Gefängnis DDR“ regierte?
Es bedarf schon einer nicht zu akzeptierenden Dialektik, nicht nur die Tatsachen zu verdrängen, sondern das alles auch noch zu verdrehen. Da wird davon gesprochen, dem Volk sein Eigentum zurückzugeben.
Sollte man dabei an die volkeigenen Betriebe denken, dann sollte man wissen, dass sich diese Betriebe nicht tatsächlich in den Händen des Volkes befanden, sondern vielmehr in den Händen des Staates, letztendlich der Regierenden, und eben nicht im Eigentum des Volkes.
Sollte man dabei meinen, Eigentum in Volkes Hand zu überführen, dann weckt es die Erinnerungen an die Vorgänge der Bodenreform in der SBZ (Sowjetische Besatzungszone), wo das Land der Großgrundbesitzer in Eigentum von Kleinbauern (Neubauern) überführt wurde. Man nannte diese Aktion der Enteignung: Junkerland in Bauernhand.
Tatsache ist nun weiterhin, dass diese Ländereien später wieder in LPG`s (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften) eingebracht wurden, bzw. eingebracht werden mussten, weil nicht nur die Kenntnisse der Neubauern zur Führung solcher Betriebe fehlte, sondern es fehlten auch die Erträgnisse von den Ländereien. Und damit war es wieder das Ende von einem „frei verfügbaren“ tatsächlichen Eigentum der kleinen Leute.
Dem Volke das Eigentum zurückgeben, wie es jene Vorsitzende in einer Talkshow wiederum postulierte. Das klingt gut. Das klingt sogar so, als setze man sich dafür ein, Eigentum zu schaffen und zu erhalten. Nur darf man den dialektischen Griff in die Mottenkiste nicht übersehen, denn wenn man jemand etwas geben will, dann muss es irgendwo herkommen.
Richtig. Dieses zu verteilende Eigentum soll von den irgendwie Besitzenden kommen, denen es weggenommen wird, die also enteignet werden. Die DDR lässt grüßen, ebenso die Zeit davor, als die Aktion Junkerland in Bauernhand ablief. Das kannten wir also alles schon und muss nicht abermals als Experiment mit einem ganzen Volk durchgeführt werden.
Dem Volke das Eigentum zurückgeben ist also nichts anderes als eine schöne Umschreibung für einen riesigen Enteignungsprozess mit Ausgang: Siehe DDR.
Hier geschieht also entweder ein riesiger Verdrängungsprozess in den Köpfen derjenigen, die solche Ziele als zukunftsweisend formulieren, oder sie handeln in totaler Unkenntnis der Fakten. Beides ist nicht hinnehmbar!
Man fordert auch ständig die soziale Gerechtigkeit und verbindet sie mit dem Nahziel eines demokratischen Sozialismus, wo alle den gleichen Lebensstandard, das gleiche Einkommen etc. haben. Liebe Freunde, diesen Ort gibt es, nämlich in den Zellen von Gefängnissen. Da haben alle das gleiche Essen und Trinken und die gleichen sozialen Verhältnisse.
Aber man sollte nicht vergessen, dort gibt es auch Aufseher und Wärter, denen es besser geht als den Insassen. Die sind auch sozial ganz anders aufgestellt. Und selbst bei den Insassen tobt ein ständiger Kampf um die Vorherrschaft.
Und so wird es selbst in einem ach so sozial gerechten Staat immer eine bestimmte Schicht geben, die oben schwimmt und Porsche fährt. – Das war in der DDR nicht anders, nur es war dort halt kein Porsche. Aber es waren andere Fahrzeuge, andere Immobilien als sie das gemeine Volk besaß. Und es waren andere Einkaufsmöglichkeiten, Waren und Bezugsquellen, von denen das gemeine Volk nur träumen konnte. Was war da also sozial?
Liebe Genossen, träumt Euren Traum von einem sozialistischen Staat woanders und lasst bei Eurem Experiment die Finger vom deutschen Volk! Es hat es nicht verdient, für den Versuch einer Träumerei von längst vergangenen Zeiten in Sippenhaft genommen zu werden. Wählt einen anderen Platz und ein anderes Volks für das utopische Experiment einer Neuausgabe von Sozialismus oder Kommunismus!
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Anmerkung
Der Verfasser dieses Buches weiß, wovon er redet. Sein Elternhaus samt Grundstück wurden seinerzeit auch in Volkseigentum überführt, also enteignet, dann aber 1989 / 1990 von jemand mit den gewissen Beziehungen dem „Volke“ abgekauft. Bereits zu einem Zeitpunkt, als die DDR bereits Vergangenheit war, äußerte sich der Käufer sehr zuversichtlich, dass der Verfasser es nie zurückbekommen werde, was ihm dann mit all den üblichen Verbindungen nebst einem ihm „wohlwollenden“ Gericht, das sich nicht einmal scheute, die Eltern des Verfassers in öffentlicher Sitzung zu diffamieren.
Tag der Veröffentlichung: 05.02.2011
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