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<foIch habe eben noch meine Frau im Arm gehabt. Das hat sich wie immer sehr angenehm angefühlt.
Aber wenn ich mir jetzt mal genau überlege, dann möchte ich doch genauer wissen, was ich da so wahrgenommen habe.
Wenn ich ihre Hand drücke, dann spüre ich deutlich einen Widerstand. Wenn ich mir diese Stelle mit einem sehr vergrößernden Mikroskop ansehe, sehe ich zwar genauer, aber immer noch zusammenhängende Haut. Schaue ich aber durch ein Elektronenmikroskop, dann wird es schon anders.
Um das genauer zu erforschen habe ich mich in mein Auto gesetzt, in dem ich einen geheimnisvollen Drehschalter entdeckt hatte. Ich dachte immer es sei für die Nebelschlussleuchte, aber mein Auto hat gar keine. Und als ich ihn mal ausprobiert hatte, war es ein Schalter, mit dem ich das Auto samt Inhalt beliebig verkleinern konnte. Ich bin also auf die Hautstelle zugefahren und habe mich auf 10 Milliardstel Millimeter so verkleinert, dass ich ein Atom ansteuern konnte. Da kam ich zunächst mal auf die Elektronenhülle. Aber die Elektronen selbst sind ja sehr klein und verdammt fix, da muss ich schon viel Glück haben, wenn ich eines entdecken sollte. Also ran an den viel größeren Atomkern. Nur, den habe ich gar nicht entdeckt. Bis mir einfiel, in Physik hatten wir das ja mal gehabt: Wenn das Atom die Größe des Eiffelturmes hat, dann ist der Atomkern etwas so groß wie ein Pfefferkorn.
Und dann bin ich aus meinem Traum aufgewacht.
Aber die Frage bleibt für mich: Wenn das Atom zu 99,9999999999999% aus Zwischenraum besteht, welche Substanz habe ich denn da gefühlt, als ich meine Frau im Arm hielt?
Oder: Woraus besteht Materie?
Don.
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Wie gut ist unsere Sprache?

Ich glaube beinahe, dass die Sprache und später die Schrift die bedeutendsten „Erfindungen“ sind, die die Menschheit zustande gebracht haben.
Auf alle Fälle haben sie dazu beigetragen, Vorteile in der Entwicklung zu haben, die andere nicht sprechende Lebewesen eben vermissen lassen. Es war sicher sehr von Vorteil seinen Stammesgenossen mitzuteilen, dass in Richtung Sonnenuntergang ein Bär lauert bzw. dass hinter dem Berg Himbeeren zu finden sind.
Die ursprünglich sehr einfache Sprache verfeinerte sich im Laufe der Zeit, aber während der meisten Zeit blieb es die Aufgabe der Sprache über „begreifbare“ Dinge zu informieren. Das bedeutet, unsere Sprache ist sehr „dinghaft ausgerichtet“ und hat ebenso unser Denken, unsere Vorstellungsfähigkeit in diese Richtung beeinflusst.
Als wir aber begannen auch über Abstracta nachzudenken und zu diskutieren, da fiel uns zunächst gar nicht auf, dass wir auch in diesem Bereich immer wieder „dinghaft“ oder materiebezogen zu denken begannen.
Zeit z. B. hat durchaus nichts Materielles, aber sie fließt in unserer Vorstellung, sie vergeht, oder jemand hat sie gar nicht (schwer vorstellbar, ich weiß).
Dasselbe ist beim „Raum“ der Fall. Raum ist für mich auch nur konkret vorstellbar immer in Bezug auf etwas, was er enthält. Raum „an sich“, das geht nicht bei mir.
Erst recht wird dies als Schwierigkeit erkennbar, wenn wir – wie auch hier schon häufig- über „Gott“ gesprochen haben. Für Kinder wird er ausstaffiert mit Bart auf Wolke sieben, von wo aus er alles überwacht. Aber auch später noch ist er sehr „personifiziert“.
Mir ist dies aufgefallen, als ich meine Frage vom Raum weiter durchdacht hatte.
Wer kennt ähnliche Abstracta, die in unserer Vorstellung sehr dinghaft in der Sprache vorkommen?
Und was können wir tun, um diesen Mangel zu beheben?
Don


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 02.03.2010

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Widmung:
Denkst Du noch selbst? Oder wo lässt Du denken?

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