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<iDer Platz der zwei Welten
Dass unser Garten ein Zaubergarten ist, wissen inzwischen schon viele, aber was dadurch alles möglich ist habe ich selbst noch nicht gewusst.
Wenn besondere Nachte den ganzen Garten verzaubern, naja, das kommt schon überall einmal vor, aber bei uns gibt es einen Bereich, der um unseren Kirschbaum herum, da ist es doch etwas ganz Besonderes und noch längst ist da nicht alles bekannt.
An einem schönen warmen Frühlingstag lag ich unter unserem Kirschbaum und blinzelte in die schon wärmende Frühlingssonne. Über mir ein volles Leben in unserem blühenden Kirschbaum. Herrlich entspannend und ganz zum Loslassen verführend. Und wenn ich nicht schon in dieser verträumten Situation gewesen wäre, dann hätte ich es vermutlich gar nicht bemerkt, dass nicht nur im Kirschbaum selbst so ein seltsames Leuchten war, sondern auch hier, wo ich im Gras lag.
Und als mir das aufgefallen war blinzelte ich mit meinen Augen, ich wollte das doch mal etwas genauer beobachten: und siehe da, ich erkannte, dass manche Graspartien nicht mehr wie normale Gräser aussahen, sondern wie kleine Wälder. Interessante Gewächse dachte ich so vor mich hin. Und nachdem ich mich ein wenig auf die neue Größenordnung eingestellt hatte, da konnte ich auch allerlei anderes erkennen.
Da krabbelten und wogten allerlei kleine Wesen umher.
Ganz erstaunt rief ich aus: Oh je, was ist denn das?
Und eines von denen blieb stehen und antwortete mir: Was soll schon sein. Wir sind hier zu Hause! Und wer bist Du?
„Hallo, ich bin Don, der Märchenerzähler, und ich bin hier auch zu Haus!“
antwortete ich erstaunt.
„Ja, und ich bin TomTom, der Elfenjäger mit dem schnellen Bogen!“
Und so kam es, dass wir beide uns vorstellten und gegenseitig einige Komplimente austauschten, und dass wir einiges voneinander lernten.
Das Wichtigste zuerst. Die Welt der Elfen und die Welt der Menschen überlagern sich in ganz wenigen Bereichen. Das sind nur kleine Flecke, aber Gottseidank gibt es sie wenigstens überhaupt. Wer sie entdeckt kann mit der anderen Welt in direkten Kontakt treten, denn er ist dort ja in beiden Welten „zu Hause“.
TomTom erzählte mir von dem Elfenreich allgemein und von seinen eigenen Besonderheiten und ich erklärte ihm unsere Welt und meine Besonderheiten.
Er war nun ein besonders geachteter Jäger, weil er sehr genau seinen Bogen zu handhaben wusste. Aber er war nicht perfekt. Dazu fehlte ihm die Fähigkeit schnell und elegant zu fliegen. Und das zählt in der Elfenwelt, wo jeder und alles Flügel hat besonders.
„Und was willst Du nun tun, um dem abzuhelfen?“ fragte ich.
„Training hilft nicht mehr, das hab ich schon durch. Aber ich habe Dir schon mal über die Schulter geschaut, als Du hier unter Kirschbaum gelegen hast und dir Kataloge angesehen hast. Da war einer von „Pro Idee“ oder so ähnlich, und die haben ein Elektrofahrrad angeboten.
Also das wäre ja toll.“
Ich warf ein: „Aber dann könntest Du wenigstens schon auf der Wiese schnell hin und her flitzen. Aber mehr auch nicht!“
„Ach nein, ich habe doch im Wettbewerb bei den Magiern eine Tube „Federleicht“ gewonnen.
Wenn ich das Elektrofahrrad damit einstreiche, dann bin damit genauso beweglich in der Luft und überall.“
„Ja, und wie willst Du an so ein Elektrofahrrad kommen?“
Und da sah er mich so von unten her aus dem Schatten seiner spitzen Mütze heraus an und sagte: !“Na, ich dachte da so an Dich!
Schau mal, wenn Du so ein Rad kaufst und es unter den Kirschbaum stellst, dann steht es doch zugleich in beiden Welten. Und wenn Du dann zulässt, dass ich es mir nehme ist dann für immer im Elfenreich.“
„Ach, das stellst Du Dir aber einfach vor. Und weißt Du auch was so ein Rad kostet? Eintausend dreihundert Euro!!! Und der Transport!!
Und dann überhaupt…“
„Nein, überhaupt zählt gar nicht“ unterbrach er mich. Und dann erzählte er mir, wie sich sein ganzes Leben entwickelt hatte. Ganz am Anfang hatte er die Entscheidung getroffen mit dem Bogen besonders gut umgehen zu können und dafür einen anderen Nachteil in Kauf zu nehmen. Dass das nun gleich beim lebenswichtigen Fliegen sein würde, damit hatte er nicht gerechnet. Aber so war es nun mal, und er hatte sich damit abgefunden. Aber sich abfinden hieß nicht es nicht doch zu verändern.
„Sieh mal, “ sagte er, „bei uns weiß nahezu jeder Gebildete, dass ein jeder die Gestaltung seines Lebens selbst in der Hand hat. Jeder schafft sich seine eigene Wirklichkeit selber.“
„Ach“, sagte ich nur!
„Ja, und ich habe nun schon durch ein eifriges Studium die Stellen in unserer Welt gefunden, die sich mit der Menschenwelt überschneiden.
Und an all den Stellen, da bist Du nun die Nummer eins gewesen, die als meine Hilfe infrage kam, denn Du bist doch Märchenschreiber und Erzähler!! Und wenn solche Menschen schon nicht mehr an das glaubten, was sie selber schreiben und erzählen, dann…. dann…“!
„Ja, schon gut, ich weiß, aber 1.300 Euro das ist doch auch für mich kein Pappenstiel“! wandte ich ein.
„Was soll ein Pappenstiel, gegen ein unerfülltes Leben gelten?“
Und damit hatte er mich überzeugt.
Ich bestellte bei Pro Idee das Elektrofahrrad und bekam als Geschenk noch zwei Satteltaschen dazu, damit man den Elektromotor noch etwas verstecken konnte.
Ich brachte das Fahrrad auch unter den Kirschbaum und ich sah zu, wie TomTom es in Besitz nahm und das Fahrrad, sich sofort den Dimensionen des Elfenlandes anpasste. Und ich höre den Glücksschrei noch heute, den der kleine TomTom ausstieß, als er mithilfe des Fahrrades die tollsten Kapriolen in der Luft vollführen konnte. Ich gebe es gerne zu, ich hatte Tränen in den Augen, die ich mir verstohlen wegwischte. TomTom hatte sich seine Wirklichkeit neu gestaltet.
Einige Tage später lag ich wieder unterm Kirschbaum und spähte nach TomTom aus. Und da war er auch schon, mir schien, als sei er inzwischen etwas gewachsen, so strahlte er voll Lebensfreude und Zuversicht.
„So, Don, das war ich, und jetzt zu Dir!“ sagte er.
„Was heißt zu mir?“
„Nun, das ist doch klar, ich habe mein Leben verändert und wozu glaubst Du, dass du diese Zwischenwelt hier entdecken konntest?“
Ungläubig starrte ich TomTom an,“ meinst Du dass ich auch…“
„Ach stell Dich nicht an, natürlich ist das hier für Dich genau die gleiche Möglichkeit, also denk nach, was Du ändern willst.“
Und als er das sagte, da brauchte ich nicht lange nachzudenken. Ich hatte als junger unerfahrener Mann die Wahl zwischen zwei Frauen. Da war einmal Angelina, eine engelsgleiche Erscheinung mit viel Herz, und einer Ausstrahlung von Menschlichkeit und Verständnis. Und da war Paolina, die ihre Röcke stets am kürzesten trug und deren Brüste voller waren und nicht so sorgsam verpackt, wie bei den anderen. Und ich hatte auf all die äußeren Dinge geschaut und Paolina geheiratet. Und dann lebte ich mit ihr, die ersten Jahre noch ganz glücklich, aber sobald ich erkannte, dass in ihrem Kopf auch nur äußere Merkmale eine Rolle spielten, begann meine Leidenszeit. Ich war unglücklich, unausgefüllt und dasselbe galt wohl auch für Paolina. Aber das war nun mal unser Leben, so wie wir es damals entschieden hatten.
„So und jetzt bist Du traurig, ja?“
„Ja, natürlich, aber so ist es nun mal!“
„Dann änderst Du es eben jetzt, Du hast doch weiter oben selbst geschrieben: „TomTom hatte sein Leben neu gestaltet.“ Das machst Du jetzt auch!!!“
„Und wie?“
„Du musst Dir in irgendeiner Weise den Vorteil zunutze machen, dass Du mit Deinen Märchenaugen diesen „Platz der Zwei Welten“ entdecken konntest. Das kam doch nicht von ungefähr!!“
Aber was ich genau machen sollte, das wusste zunächst keiner von uns beiden. Ich bohrte ohne es zu bemerken mit dem Zeigefinger in meiner Nase. Das geschieht häufig, wenn ich intensiv nachdenke.
„Ich brauchte wohl einen ganz neuen Raum , einen neuen Bereich für mein neues Leben,“ nuschelte ich vor mich hin.
„Heureka, das ist es“, sprudelte es aus TomTom heraus.
„Du musst neue Bereiche schaffen, nicht nur entdecken.“
„Und wie soll das geschehen?“
„Hier, hier“, schrie er ganz aufgeregt, „hier liegt die Lösung!!!“ und er zeigte auf einen großen Stein in meinem Garten.
„Hier liegt der Grenzstein zwischen dem „Platz der zwei Welten“ und nur Deiner Welt. Du musst ganz einfach diesen Grenzstein versetzen!!!“
„Ach ja, ganz einfach!!!“ lächelte ich etwas ungläubig.
„Natürlich bedarf es besonderer Anstrengungen, aber wenn wir es bei mir geschafft haben, warum willst Du es dann nicht auch wenigstens versuchen? Schau mal, wenn Du diesen Grenzstein versetzt entsteht ein neuer bisher noch nicht gewesener Raum, der unbesetzt ist. Wenn Du nur schnell genug bist, kannst Du ihn mit deinem neuen Leben in Anspruch nehmen. Und dann lebt Paolina weiter auf ihrem bisherigen Raum und Du und Angelina – pardon, das hast Du ja noch gar nicht genau gesagt…..“
„Aber ja, unterbrach ich ihn, ich hätte damals schon klüger wählen sollen, jetzt weiß ich es…“
„Na also, dann tu es jetzt. Gestalte Deine Realität, wie Du es willst.
Wenn Du in der Lage bist, den Grenzstein der Welt zu versetzen, dann kannst Du auch Deine Wirklichkeit neu erschaffen!“
Oh ja, das klang alles ganz toll, aber bitte kann mir mal einer von euch erzählen, wie er schon einmal den Grenzstein unserer Welt versetzt hat?
Na, sei es drum, einen Versuch schien es mir wert zu sein.
Ich nahm eine ganz bequeme Haltung ein, ich erinnerte mich an alles, was ich wusste über die Konzentration der Kräfte, ich setzte meine Atemtechnik ein, um ganz im Hier und Jetzt zu sein, ich beschwor alle Helfer, dass sie meinen Willen stärken sollten und dann packte ich zu,
meine Adern schwollen an, meine Muskeln wurden zu Stahl und ich bekam den Stein in meine Hände und dann ja dann spürte ich, wie ich ganz langsam versagte. Der Stein rührte sich nicht.
Enttäuschung machte sich breit, ich hatte versagt. Und TomTom stand mir gegenüber und schüttelte den Kopf.
„Ja, sag mal, wie stellst Du Dich denn an? Ich glaube, ich muss Dir wohl für Deine 1300 Euro-Hilfe jetzt eine Hilfe meines Volkes zu teil werden lassen. Du kannst einen Willen haben, so stark wie Du ihn nur entwickeln kannst. Aber der Erfolg wird nie so sein, wie wenn Du ganz einfach von anderen Voraussetzungen ausgehst.
Du musst Deiner Sache nur absolut sicher sein, dass der gewünschte Erfolg bereits eingetreten ist. Dann brauchst Du statt des Willens eine Veränderung ganz neu zu bewirken nur die Korrektur auszuführen zwischen der alten Wirklichkeit und der neuen Realität. Das leuchtet doch ein, nicht wahr?“
„Und wie mir das einleuchtete, ich bin ja nicht umsonst Märchenerzähler!“
Ich stellte mich erneut in Positur, schloss die Augen und sah nach einiger Zeit, den großen Grenzstein bereits an seiner neuen Stelle liegen.
Ich ging auf den Grenzstein zu, ich packte ihn wie vorher mit aller Gewalt, die ich aufbringen konnte ich sah ihn schon an seiner neuen Stelle liegen, sah nur den Stein an seiner neuen Stelle griff zu und konnte ihn bewegen nur zwei, drei Schritte, aber das reichte, ich hatte die Grenzen meiner Welt verändert. Das laute Plumpsen des Steines an seinem neuen Platz war gar nicht zu hören, so laut jubelten TomTom und ich unsere überschwängliche Freude heraus. Ich hatte es geschafft, ich hatte meine neue Realität erschaffen. Und die sah so aus, dass jetzt mein Engel, meine Angelina, und ich als ein Paar unser Grundstück bewohnen, zusammen mit Joe unserem Hund und Sternchen unserer Katze. Und natürlich mit dem Kirschbaum auf dem „Platz der Zwei Welten“ und unserem gesamten Garten.
Und was ich daraus gelernt habe, will ich gerne noch einmal erzählen:
Natürlich gibt es ein Schicksal, aber jeder, absolut jeder hat sein Schicksal selbst in der Hand. Jeder schafft seine eigene nur zum ihm passende Realität. Ausreden wie: Meine schwere Kindheit, die schlechte astrologische Stellung der Gestirne, unpassende Gene für die ich nichts kann, die gesamte Umwelt, das sind Ausreden, die nicht wirklich zählen.
Merkt euch: Jeder hat das Schicksal, das er verdient. Und wenn es dir nicht passt, dann brauchst Du es nur mit aller Kraft zu verändern, dann hast Du nämlich wieder Dein Schicksal wie Du es verdient hast. Aber jetzt ist alles viel leichter und angenehmer. Also Tu was, und wenn Du Erfolg hast, dann vergiss nicht ein Dankeschön auch an TomTom rüberzuschicken: mit ihm zusammen fing alles an!
Euer Don, der Märchenerzähler!
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Tag der Veröffentlichung: 10.02.2010

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