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Feenprinzessin Ajnif und der Weg zur Elusch

Margit Schaafberg


Inhaltsverzeichnis
Hallo!
1. Die große Nachricht
2. Der Bauchpack
3. Das Luschgewand
4. Der Luschweg
5. Die Luschblase
6. Der Brief
7. Der große Tag
8. Die große Versammlung
9. Die große Luschparty
10. Der erste richtige Luschtag


Hallo!
Irgendwo hier in der Nähe gibt es ein Land, das heißt Krollerland. Es ist gerade groß genug, dass die Feen darin gut leben können, aber so klein, dass kein Menschenkind es je gesehen hat.
In diesem Land leben die Umdrehelfen. Sie sind eigentlich fast so wie du oder du oder du oder du. Sie haben nur Flügel auf ihren Rücken und sind sehr klein. Und sie sprechen ein bisschen komisch, denn ihre Namen und ganz besondere Worte drehen sie gerne um.
Für dich wäre Krollerland nur so groß, wie dieses Blatt Papier, aber für die Krollerländer ist es so groß, wie der Himmel und die Erde zusammen und sie glauben, dass keine Fee lange genug fliegen kann, um an das andere Ende zu gelangen.
Auch in Krollerland müssen die kleinen Feenjungs und Feenmädchen lernen. Sie gehen aber nicht in die Schule sondern in die - na rate mal. Vieles ist dort anders, als in deiner Welt und wenn du dich wunderst, dass in dieser Geschichte etwas nicht so abläuft, wie du es erlebt hast, musst du bedenken, dass es schon viele Jahre her ist, dass ich in eine Schule gegangen bin und dass mir nur die Umkehrfeen erzählt haben, wie es auf dem Weg dahin zugeht.


1. Die große Nachricht
"Amam! Endlich holst du mich ab. Heute war es so langweilig in der Spielerei. Ich habe gar keine Lust mehr, hinzugehen. Die anderen Feen sind alle so klein und können noch gar nichts."
So ging es seit Wochen jeden Morgen und Amam, die Mama von Ajnif, konnte ihr Elfenkind gut verstehen. Aber es half ja nichts. Die Zeit für die Elusch war für Ajnif noch nicht gekommen und wenn Isi und Ajnifs andere Freunde in der Spielerei waren und nicht zu ihnen kommen konnten, war es für Ajnif zu Hause ja noch langweiliger. Aber heute heute hatte Amam eine große Nachricht. Sie lächelte geheimnisvoll
"Rate mal, was Herr Botepost heute gebracht hat!"
Ajnif hüpfte neben ihrer Mutter her nach Hause (und stell dir mal vor, wie lustig das aussieht, wenn eine Fee im Fliegen hüpft!)
"Was denn? Was denn? Ein Paket von Amo? Ein neues Kleid?"
"Viel besser, Ajnif! Die Elusch hat geschrieben. Und rate mal was!"
"Die Elusch? Die Elusch! Darf ich? Darf ich wirklich endlich?"
"Ja, Schatz, nach den großen Remmosferien darfst du auch endlich in die Elusch, genau wie dein großer Bruder."
"Hurra!", rief Ajnif und flog glatt einen Salto vor Freude. "Endlich bin ich auch groß! Wann denn? Wann sind die Ferien endlich vorbei?"
"Na sechs Wochen wirst du noch warten müssen. Aber wir haben noch vieles zu erledigen bis dahin. Du brauchst einen Bauchpack und ein Eluschgewand und Bücher und Stifte und in den Urlaub wollen wir ja auch noch fahren."
"Sooo lange noch?", fragte Ajnif. "Das ist ja länger, als bis an das Ende der Welt und wieder zurück. Ich glaube, die Zeit wird nie vorbeigehen!"
"Warte es ab, mein Schatz! Bestimmt kommt der große Tag schneller, als du denkst!"

2. Der Bauchpack
Hast du schon einen Rückenpack? Wie sieht er aus? Welche Farbe? Welches Muster?
In den letzten Tagen vor den Ferien gibt es in der Spielerei bei den großen Feen kein anderes Thema mehr.
"Amam, wann bekomme ich denn endlich meinen Rückenpack?"
"Aber Ajnif", sagt die Mutter. "Du bekommst doch einen Bauchpack. Wenn du dir den Pack auf den Rücken setzt, kannst du doch nicht mehr fliegen!"
"Ich will aber einen Rückenpack!", mault Ajnif. Bauchpacks sind ganz uncool. Die sehen aus, wie Spielereitaschen."
"Das ist doch Quatsch, Ajnif. Isi bekommt doch bestimmt auch einen Bauchpack. Nur die Schraubhuber mit ihrem Rotor auf dem Kopf können so einen Rückenpack tragen."
"Ja, aber außer Isi und mir kommen dieses Jahr nur Schraubhuber in die Elusch!"
"Dann seid ihr eben etwas ganz besonderes. Und willst du wirklich den ganzen Weg zum großen Lechiebaum laufen? Das ist doch doppelt so weit, wie zur Spielerei."
"Ich kann doch auf einem Heupferdchen reiten!"
"Das dürft ihr erst, wenn ihr in der neunten Klasse den Heupferdchen-Reiterschein gemacht habt. Nein, nein, du bekommst einen Bauchpack, in vier Jahren können wir noch mal überlegen."
Ajnif hat gar keine Lust mehr, mit Amam und Apap mit dem Heupferdchenbus in die Stadt zu reiten und den Bauchpack zu kaufen. Beleidigt sieht sie die ganze Zeit in die Luft. Schließlich sind sie da.
"Sieh mal, was für schicke Bauchpacks es gibt!", sagt Apap. "Da ist einer mit deinen Lieblingsbeeren, da einer mit Heupferdchen, da einer mit einer Gruselspinne - oh, den hätte ich ja gerne! - da einer mit blauen Eulen..."
"Die sind alle doof!", Ajnif ist für nichts zu begeistern.
"Kann ich Ihnen helfen?"
"Ach, unsere Ajnif will unbedingt einen Rückenpack, weil alle anderen Kinder auch einen haben. Aber für eine kleine Fee passt der doch nicht, damit kann sie doch gar nicht fliegen."
Die freundliche Verkäuferin überlegt einen Augenblick, dann lächelt sie.
"Da habe ich doch gestern etwas ganz besonderes hereinbekommen!" Sie verschwindet im Hinterzimmer und kommt kurz danach mit einem ganz ungewöhnlichen Pack zurück. Vorne und hinten ragen Gurte heraus. Und er ist giftgrün mit blauen Blubberbeeren darauf, genau das Motiv, das Ajnif am liebsten hätte.
"Sieh mal, Ajnif, das ist ein Rübapack, den kannst du beim Fliegen auf dem Bauch und beim Laufen auf dem Rücken tragen. Eigentlich hat der Packpacker da ja einen Fehler gemacht, aber für dich ist es glaube ich genau das Richtige."
Vorsichtig setzt Ajnif den Rübapack erst mal auf den Bauch.
"Beweg mal deine Flügel!", sagt Apap und Ajnif hebt gleich ein paar Zentimeter über dem Boden ab. Dann setzt sie den Pack auf den Rücken und trippelt aufgeregt im Geschäft hin und her. Dann strahlt sie.
"Den will ich haben!"
"Was kostet der denn?" Fragt Apap besorgt.
"Ach, das ist ja eine Fehlproduktion, der kostet nur 75 Lechie."
"Das ist ja viel weniger, als gedacht", freut sich Apap. "Dann nehmen wir ihn." Dann suchen sie noch ein Schreibebündel und einen Hopsebüdel aus, die zu dem neuen Pack passen, Apap zählt viele, viele Lechie aus seinem Geldbeutel und sie reiten mit dem nächsten Heupferdchenbus wieder nach Hause. Hoffentlich hat die Verkäuferin jetzt auch noch einen Rübapack für Isi übrig!

3. Das Eluschgewand
"Ach, da ist ja meine kleine Ajnif!" Tante Agleh drückt Ajnif einen dicken Schmatzer auf die Wange. Ajnif dreht sich schnell weg und verzieht ein Gesicht. Gibt es etwas schrecklicheres, als Tante Aglehs Riesenschmatzer? Und überhaupt - klein - sie kommt doch jetzt zur Schule.
"Guck mal, was ich dir mitgebracht habe!", gluckst Tante Agleh und zieht ein großes Bündel hinter ihrem Rücken hervor. Neugierig knotet Ajnif die Liane auf, mit der das Bündel zugebunden ist.
"Was ist das denn?" Ratlos hält Ajnif das lange Stück dicken karierten Stoffs in den Händen.
"Ein Netlafrock! Ist der nicht schön? Ich habe ihn selbst genäht. Du musst doch schick sein an deinem ersten Eluschtag. Sieh mal, den kannst du dir so um den Bauch wickeln. Ist der nicht schick?"
"Amam!"
Amam versteht. Sie weiß doch, dass Ajnif und Isi seit Wochen von dem grün-blau-schillernden Llütrock träumen, der bei Schneider Ledan im Schaufenster hängt und nicht ahnen, dass ihre Amams längst jeder von ihnen einen davon gekauft haben. Aber wie bringen sie das jetzt Tante Agleh bei?
"Ja, Agleh, der ist dir mal wieder ganz toll gelungen. Probiere ihn doch gleich mal an, Ajnif!"
Ajnif guckt Amam ganz vorwurfsvoll und entsetzt an. Aber Amam zwinkert, sie hat schon einen Plan. Also tüdelt sich Ajnif das Karomonster um den Bauch. Er passt gleich doppelt um sie herum.
"Ich weiß nicht, Agleh, der Rock ist ja wirklich schick, aber meinst du nicht, dass er viel zu warm ist? Draußen sind 30 Grad im Schatten. Aber für den Winter, da ist er genau richtig."
Tante Agleh zieht eine Schnute. "Jetzt habe ich mir so viel Mühe gemacht. Drei Tage habe ich daran genäht! Im Winter werde ich ihn ja gar nicht sehen, da bin ich doch immer auf Acrollam."
"Wir schicken dir dann ein schönes Malgemälde, Maler Skcelk wird es malen."
"Aber einen anderen Rock nähe ich ihr jetzt aber nicht mehr!"
"Nein, das können wir wirklich nicht von dir verlangen. Da müssen wir wohl mal gucken, was Schneider Ledan in seinem Laden hat." Und Amam zwinkert Ajnif zu.
Ajnif ist so froh, dass sie Tante Agleh um den Hals fliegt, laut "Danke für den schönen Rock" ruft und ihr einen dicken Schmatz gibt.

4. Der Eluschweg
"Jetzt wird es aber Zeit, dass wir den Weg zur Elusch üben", sagt Amam. "Bald wirst du mit Isi alleine fliegen dürfen. Mal sehen, ob du auch alles richtig machst."
Ajnif guckt genervt. Was denkt Amam denn? Neulich war doch erst Flugüberwachungsmeister Iezilop in der Spielerei und hat mit allen Kindern die Flugregeln wiederholt. Außerdem spielt sie gerade so schön und hat gar keine Lust auf einen Ausflug.
"Nach Lust geht es hier nicht wie dein Apo immer sagt", meint Amam. "Jetzt beginnt der Tsnre des Lebens. Und morgen fliegen wir in den Urlaub nach Tchawoh, da ist für die Übung keine Zeit mehr."
"Darf ich dann wenigstens meinen Rübapack aufsetzen?" Fragt Ajnif. "Das ist eine gute Idee", meint Amam. "Da sehen wir gleich, ob du damit wirklich klarkommst.
Und so fliegen sie los. Erst zum Baumloch von Isis Familie, aber Isi ist heute nicht da. Schade, zu zweit hätte der langweilige Kram ja vielleicht noch Spaß gemacht.
"Dann flieg mal vor. Ich folge dir und schaue, ob du auch alles richtig machst."
Ajnif sieht sich sorgfältig um, nirgends ist ein anderer Flieger zu sehen. Also fliegt sie langsam los. Erst drei Bäume geradeaus, dann kommt die Lichtung, da muss man anhalten und nach Fliegern Ausschau halten. Ajnif schaut nach links und nach rechts und wieder nach links und dann fliegt sie los.
"Halt", ruft Amam. "Du hast das Wichtigste vergessen.
Ajnif kommt zurück und sieht Amam ratlos an. Genau so hat Herr Iezilop es doch gezeigt.
"Hast du denn das Verkehrsschild nicht gesehen? Das ist wirklich ganz wichtig!"
Amam zeigt auf ein Dreieck mit rotem Rand, auf dem ein großer Vogel abgebildet ist, ein großer, brauner Ball, der vom Himmel fällt und ein Pfeil nach rechts.
"Hier musst du einen kleinen Schlenker nach rechts machen, dies ist die Vogelflugschneise. Wenn du nicht aufpasst, lassen sie ihr Geschäft genau auf deinen Kopf fallen. Dieses Verkehrsschild vergisst Herr Iezilop jedes Mal zu erwähnen."
Jetzt ist Ajnif froh, dass sie mit Amam den Eluschweg üben geflogen ist. Was wäre das schrecklich, wenn ihr dieses Missgeschick passierte. Jetzt haben sie die Lichtung überquert und es geht weiter einen Pfad entlang, an dessen Rand viele blaue Blubberbeerenbüsche wachsen. Das wäre doch das perfekte Pausenbrot! Ajnif taucht ab.
"Halt!" Ruft Amam wieder. "Ich wusste doch, dass du da nicht widerstehen kannst. Wenn du zur Elusch fliegst, dann musst du auf direktem Weg fliegen. Egal, was du spannendes am Wegesrand siehst. Sonst kommst du ja zu spät. Und auf dem Rückweg darfst du auch nicht trödeln, sonst mache ich mir Sorgen. Nach dem Urlaub machen wir einen Ausflug hierher und pflücken Blubberbeeren für eine große Torte zu deiner Luschparty."
"Eine Party?" Freut sich Ajnif.
"Ja sicher. Erinnerst du dich nicht mehr, wie wir gefeiert haben, als dein Bruder Falo zur Elusch kam?"
Ajnif denkt an die Blubberbeertorten und all die anderen Köstlichkeiten und hat nun noch einen weiteren Grund, sich ganz doll auf ihren großen Tag zu freuen.
Nach den Blubberbeerenbüschen ist es nun gar nicht mehr weit bis zur großen Echie, in der sich die Elusch befindet. Die Mückenschnellflugstrecke direkt vor dem Baum überfliegt Ajnif, ohne einen Fehler zu machen. Amam ist zufrieden.


5. Die Eluschblase
Ajnif, Falo, Amam und Apap haben einen wunderschönen Urlaub in Tchawoh verbracht. Ajnif ist braungebrannt. Sie hat viele Nleschums gesammelt und im Tautropfenmeer gebadet. Am letzten Tag hat sie sogar das Heupferdchen-Abzeichen gemacht. Jetzt kann sie es gar nicht erwarten, ihrer Freundin Isi alles zu erzählen. Aber Isi lässt sie gar nicht zu Worte kommen.
"Hast du schon deine Blubberblase?" Fragt Isi, kaum das Ajnif zur Tür herein gekommen ist.
"Was denn für eine Blubberblase?" Wundert sich Ajnif.
"Na DIIIIIIIIE Blubberblase! Die du am ersten Eluschtag mit Leckereien und Geschenken bekommst."
Da fällt Ajnif Falos erster Eluschtag wieder ein und die große, gruselig grün-braune Blase, die er den ganzen Eluschweg an einem Stöckchen, wie beim Laternelaufen, vor sich hergetragen hat. Und wie er dann nach der Elusch lauter Dinge daraus hervorgeholt hat, die Ajnif auch gerne gehabt hätte. Aber Amam hat damals gesagt "Wenn du zur Elusch kommst, bekommst du auch eine, heute ist Falos großer Tag."
Ob Amam die große Blubberblase wohl vergessen hat? Oder ob sie jetzt Falos Blubberblase nehmen muss? Grün und braun sind doch Farben führ Jungs! Schnell verabschiedet sich Ajnif von Isi und fliegt zurück nach Hause.
"Amam, ist Falos Blubberblase eigentlich noch da?"
"Warum möchtest du das denn wissen?" Fragt Amam und lächelt insgeheim, auf die Frage hat sie ja längst gewartet.
"Isi hat ihre Blubberblase schon gesehen und sie ist soooooooo groß und wunderschön, in lauter Blautönen und türkis!"
"Also bei uns in der Familie sehen die Kinder ihre Blubberblase erst am ersten Eluschtag, sie soll ja eine große Überraschung sein."
"Bekomme ich denn eine? Bekomme ich wirklich eine Blubberblase?"
"Na das wäre ja noch schöner, wenn unsere Ajnif am ersten Eluschtag als einziges Kind keine Blubberblase hätte. Natürlich bekommst du eine ganz besonders schöne, ganz alleine für dich. Aber mehr verrate ich noch nicht, sonst verdirbst du dir ja die ganze Überraschung."
Jetzt ist Ajnif zufrieden und trollt sich zurück zu Isi, um ihr endlich von ihren Ferien zu berichten.

6. Der Brief
'Liebe Ajnif,
herzlich willkommen in der 12a'
"12a?" Unterbricht Ajnif ihre Amam beim Vorlesen des Briefs. "Ich komme doch in die erste Klasse. Ich kann doch noch gar nichts."
"Ja, aber wir zählen die Klassen doch von 12 zurück. Du bist nicht in der ersten Klasse, sondern im ersten Jahr Schule und das heißt dann Klasse 12. Also weiter."
'Ich bin dein Klassenlehrer, Herr Bucheles und ich freue mich, dass du in meine Klasse kommst. Du hast dir gewünscht, mit deiner Freundin Isi zusammen zu sein und das bist du auch. Ich schicke dir auch die Namen deiner anderen Klassenkameraden und eine Liste mit all den Dingen, die deine Eltern noch für dich besorgen müssen. Sei am 20. August pünktlich um 10 Uhr an der großen Echie, damit ich dich begrüßen kann. Viele Grüße
Dein Herr Bucheles'
Immer wieder muss Amam den Brief vorlesen und dann die Liste mit den Namen. Außer Isi kennt Ajnif noch drei Schraubhuberkinder aus der Spielerei. Woher kommen denn die anderen Kinder?
Mama weiß Bescheid. Es gibt vier Spielereien in Krollerland, aber nur eine Dnurgschule, dort kommen sie dann alle zusammen.
Da kommt Falo vom Llabßuf spielen mit seinen Freunden. "Wen hast du denn erwischt?" Fragt er.
Ajnif guckt erstaunt. Dieses Wort kennt sie noch gar nicht.
"Aber Falo", sagt Mama. "Ajnif bekommt Herrn Bucheles als Klassenlehrer."
"Au weia", sagt Falo. "Du Arme. Der ist ganz furchtbar streng."
"Jetzt mach deiner Schwester doch keine Angst. Wenn man ständig dummes Zeug macht, mit dem Llabßuf die Fensterscheibe vom Klassenzimmer zerschießt und seine Aufgaben nicht ordentlich macht, da muss er ja streng sein. Aber seit du dich gebessert hast, kommst du doch gut mit ihm klar."
Ajnif staunt. Hat ihr großer Bruder wirklich so viel dummes Zeug angestellt? Falo grinst. Eigentlich mag er Herrn Bucheles ja ganz gerne, aber er ärgert Ajnif auch gerne mal.
"Wirst schon selber sehen", meint er und das findet Ajnif auch.

7. Der große Tag
"Amam, aufstehen schnell! Es ist schon hell!"
Amam macht erst das linke Auge auf und dann das rechte, dann dreht sie den Kopf, so dass sie den Rappelzeiger sehen kann.
"Aber Ajnif, es ist doch erst halb fünf. Wir haben noch drei Stunden Zeit, bis wir aufstehen müssen. Die Elusch fängt doch erst um zehn an. Geh noch mal zurück ins Bett, sonst schläfst du nachher bei der großen Versammlung ein."
"Ich bin aber nicht mehr müde!", ruft Ajnif. "Ich will aufstehen und baden und du sollst mir Zöpfe flechten und ich will endlich meine Blubberblase sehen und den Rübapack aufsetzen..."
"Ich bin aber müde", knurrt Apap unter seiner Bettdecke hervor. "Und ich schlafe bestimmt sowieso bei der großen Versammlung ein, egal, ob ich ausgeschlafen bin oder nicht."
"Aber Apap", sagt Amam. "Du bist aber wirklich kein gutes Vorbild. Sieh dir doch noch mal deine Bilderbücher an, Ajnif, bald kannst du sie auch selber lesen."
Ajnif geht zurück in ihr Zimmer und blättert in einem Bilderbuch. Das ist langweilig. Also fängt sie an, alle As auf der ersten Seite zu zählen. Das A kennt sie am besten, denn damit fängt ja ihr Name an. Bis 20 kann Ajnif schon zählen und zum Glück gibt es nur 17 As auf der ersten Seite.
Als nächstes holt Ajnif ihre Puppe Attol hervor. Sie soll auch in die Schule kommen. Aber dafür braucht sie ja einen Rübapack. Ajnif versucht, aus einem Taschentuch und einigen Lianen einen Rübapack zu basteln. Das ist ganz schön schwierig. Und als Attol den Rübapack endlich auf dem Bauch hat fällt Ajnif ein, dass sie ganz vergessen hat, Attol erst ihr Sonntagskleid anzuziehen. Endlich hört Ajnif Amam und Apap aufstehen. Dann schlurft Falo ins Badezimmer. Wie immer grummelt er herum, dass er gar keine Lust hat, zur Elusch zu gehen. Und endlich klopft es auch an Ajnifs Zimmertür.
"Ajnif, aufstehen, es ist soweit!"
Mit einem Affenzahn fliegt Ajnif ins Badezimmer. Sie hüpft unter die Dusche und schrubbt sich von Kopf bis Fuß, dann putzt sie sich ganz besonders gründlich die Zähne und cremt sich mit ihrer Lieblingspaste ein. In Ajnifs Zimmer wartet Amam schon mit dem blau-grün-schillernden Llütrock und einer passenden Bluse mit Pufföffnungen auf dem Rücken, durch die Ajnifs Flügel ragen. Während Amam ihr die Haare flicht, singt Ajnif alle Eluschlieder, die sie in der Spielerei gelernt hat.
"Man, wie kann man so früh am Morgen schon so fröhlich sein!" mault Falo, als sie zum Frühstück in die Küche kommt. "Und das am ersten Eluschtag."
Ajnif ist so aufgeregt, dass sie keinen Bissen von ihrem Honigbrötchen herunterbekommt.
"Macht nichts", meint Mama. "Ich habe dir ein Frühstücksbrot in deinen Rübapack getan. Wenn du später Hunger bekommst, kannst du es essen."
Apap schaut auf den Rappelzeiger. "Jetzt sollten wir aber los, sonst sind die besten Plätze in der Alua schon besetzt."
Amam und Apap helfen Ajnif, ihren Rübapack aufzusetzen. Dann geht Amam mit geheimnisvollem Gesicht aus dem Zimmer und als sie zurückkommt, trägt sie Ajnifs Blubberblase vor sich her.
"Oh ist die schön! Oh ist die schön!" Ajnif kann sich gar nicht beruhigen. Dass es so viele verschiedene Schattierungen von lila und pink gibt! Die Blubberblase funkelt und leuchtet im Sonnenschein, als sich die Familie endlich auf den Weg zur Elusch macht.

8. Die große Versammlung
In der großen Alua summt und brummt es, wie es nur summen kann, wenn sich lauter Schraubhuber und Elfen in einem engen Raum versammeln. Aber es gibt auch noch andere Wesen, die Ajnif noch nie zuvor gesehen hat - ein Wassermannkind und eine Nixe in einer großen Badewanne, zwei Zwergenkinder und sogar ein Paar Trollzwillinge. Ajnif ist so damit beschäftigt, all die verschiedenen Leute zu betrachten, dass sie gar nicht merkt, wie Direktor Stockrohr die Bühne betritt.
"Liebe Kinder, herzlich willkommen. Heute beginnt auch für euch der Tsnre des Lebens."
Ajnif kichert, Tsnre ist doch ihr Onkel, der immer so komische Faxen macht. Wird der wohl auch in die Elusch gehen? Direktor Stockrohr hält eine lange Rede, in der Onkel Tsnre noch mehrmals vorkommt. Bei der Theateraufführung der Elftklässler ist er aber genau so wenig dabei, wie in dem Chor der Zehntklässler, der ein lustiges Lied über Remmosferien singt.
"Und jetzt werden euch eure Klassenlehrer nacheinander zu sich rufen und dann mit euch in eure Klassenzimmer gehen.
Herr Bucheles kommt als erster auf die Bühne und da Ajnifs Name mit einem A anfängt, muss sie gleich als zweites zu ihm kommen, nur der Trollzwilling Abraxus ist noch vor ihr dran. Mit vor Aufregung weichen Knien versteckt sie sich hinter Herrn Bucheles Rücken und passt auf, wer sonst noch in ihre Klasse kommt. Als freilich feststeht, dass der Wassermann und die Nixe in verschiedene Klassen kommen und in aller Eile eine zweite Badewanne besorgt werden muss, muss sie auch kichern.
Endlich sind alle Schüler der 12a um Herrn Bucheles versammelt und sie fliegen, hüpfen oder laufen hinter dem Lehrer her durch viele Gänge bis zu einer Tür. Als letztes freilich kommt der Laubfrosch an, der die Badewanne mit der Nixe zieht, hinterdrein.
Falo hat Ajnif natürlich schon erzählt, wie es in einem Klassenzimmer aussieht, aber als sie es nun sieht, ist es doch viel aufregender und ganz anders, als sie es sich vorgestellt hat. Gemeinsam mit Isi läuft sie um all die Tische und sucht das Schild, das zeigt, wo sie sitzen soll. Endlich haben sie ihre Plätze gefunden und harruh, sie dürfen sogar nebeneinander sitzen. Als alle Kinder sitzen stellt sich Herr Bucheles vor die Lefat und klopft mit einem dünnen Ast drei Mal auf sein Tlup.
"Flieger, Hüpfer und Schwimmer, hier werden wir in den nächsten vier Jahren gemeinsam lernen und arbeiten. Aber damit fangen wir erst morgen an. Heute möchte ich nur, dass mir jeder von euch seinen Namen sagt. Wer das schon kann, darf ihn auch an die Lefat schreiben."
Einer nach dem anderen sagt seinen Namen und die meisten können ihn auch an die Lefat schreiben. Nur mit der Kreide fühlt sich das ganz ungewohnt an.
"Sehr gut macht ihr das", sagt Herr Bucheles. "Bald werdet ihr noch viel mehr lesen und schreiben und rechnen können. Seid morgen um 8 Rhu wieder hier, dann fangen wir mit dem Lernen an. Jetzt geht aber zurück zu euren Eltern und dann nach Hause, um eure Blubberblasen aufzustechen und zu feiern."
Und das machen sie dann auch.

9. Die große Luschparty
Auf dem Heimweg von der Elusch stehen Ajnifs und Isis Münder nicht still. So vieles gibt es zu erzählen. Und weil die beiden Familien zusammen zurückfliegen, reden sie die ganze Zeit durcheinander und wollen sich übertreffen mit all den tollen Dingen, die sie gesehen und erlebt haben.
Endlich haben sie Isis zu Hause erreicht und Ajnif ist mit ihren Eltern allein. Neugierig versucht sie beim Fliegen durch die Haut der Blubberblase zu erkennen, was denn nun darin ist. Aber sie kann nur Schatten sehen. Fast hätte sie ihr Haus übersehen, dabei ist es doch heute besonders sehenswert.
Über der Eingangstür hängen ein großes Plakat mit vielen Buchstaben, die Ajnif noch nicht alle lesen kann und eine lange Blumengirlande
"Was steht da?" Fragt Ajnif.
"Ajnif ist jetzt ein großes Eluschmädchen", liest Amam vor und Ajnusch wird rot vor Freude. Jetzt können alle Nachbarn sehen, dass sie auch endlich zu den Großen gehört. Und nun geht die Tür auf und Amo und Apo und Ami und Api und Onkel Tsnre und Tante Adnama und Onkel Dreg und Tante Arne und Tante Agleh und alle Cousinen und Cousins kommen gelaufen und gratulieren ihr.
"Jetzt darfst du deine Blubberblase aufstechen!" Sagt Amam und gibt Ajnif eine lange Kcirtsnadel und Ajnif sticht mit viel Kraft in die glitzernde und funkelnde Blase.
Was da alles drin ist! Snobnobs in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen, neue Tnubstifte, eine Rhu, ein Büchlein mit vielen Buchstaben und wenigen Bildern und eine neue Esulb, auf der in großen Buchstaben 12a steht. Ajnif will sie gleich anziehen. Auch all die Tanten und Onkel ßorgeltern haben Geschenke mitgebracht und Ajnif ist richtig ein bisschen schadenfroh, dass diesmal Falo zusehen muss und nichts bekommt, so wie sie vor zwei Jahren, als er zur Elusch kam.
Dann versammeln sich alle um den großen Tisch im Garten und halten ein Festessen ab. Es gibt alle Leibspeisen von Ajnif, Gemüse und Beeren, Kräuter und Samen und zum Nachtisch eine riesige Schüssel Eis aus lauter verschiedenen Früchten, das mit ganz viel Honig gesüßt wurde.
Nach dem Essen spielen Ajnif und Falo mit ihren Cousinen und Cousins im Wald verstecken und fangen, bis es anfängt zu dämmern.
"Kinder, wir müssen nach Hause", rufen die Onkel und Tanten. "Morgen müsst ihr früh aufstehen, die Schule fängt an."
"Das hatte ich gerade vergessen", mault Falo. Aber Ajnif freut sich und kann es gar nicht erwarten, bis es Morgen wird.

10. Der erste richtige Luschtag
"Ajnif, Falo, aufstehen, ihr müsst gleich in die Elusch!" Ajnif ist sofort hellwach. Schnell hüpft sie ins Badezimmer, bevor Falo ihr zuvorkommen kann. Gründlich wäscht sie sich von Kopf bis Fuß und vergisst auch nicht, ihre Zähne zu putzen und ihre Haare zu bürsten. Dann zieht sie die neue Esulb und den schönen Glitzerrock an und setzt ihren Rübapack auf.
"Fertig, Mama! Wir können los."
"Aber Ajnif, willst du nicht erst einmal etwas frühstücken? Du hast dich so beeilt, wir könnten noch zwei Mal zur Elusch und wieder zurück fliegen und du wärest immer noch pünktlich."
Also setzt sich Ajnif an den Nechüktisch. Sie trinkt ein Glas Morgentau mit einem Klecks Honig darin und isst eine Scheibe Petersilienbrot.
"Falo, bist du endlich fertig? Wir müssen los. Du willst doch nicht gleich am ersten richtigen Eluschtag zu spät kommen." Ruft Amam.
"Ich komme ja schon", brummelt Falo. Er hat gerade noch Zeit, um einen Bissen von seinem Brot abzubeißen, dann müssen sie schon los. Als sie zu Isis Haus kommen, ist sie schon ohne Ajnif zur Elusch geflogen. Ajnif ist böse auf den Trödelfalo. Wie kann man sich nur so wenig auf die Elusch freuen? Nun sausen Amam, Ajnif und Falo mit Höchstgeschwindigkeit hinter Isi und ihrer Amam her und holen sie kurz vor der Elusch tatsächlich noch ein.
"Dann habt viel Spaß, passt gut auf und macht kein dummes Zeug", sagt Amam an der Tür. "Heute Mittag holen wir euch hier wieder ab und ab morgen dürft ihr dann alleine fliegen. Falo ist schon in der großen Echie verschwunden und nach und nach strömen viele Kinder von überall her. Ajnif und Isi nehmen sich an den Händen und fliegen hinter ihnen her. Endlich hat die Elusch angefangen.


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Tag der Veröffentlichung: 01.10.2011

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