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Prolog



Mondblume




Seit Jahrhunderten tobt in der Welt der Elfen ein erbarmungsloser Kampf um die Macht.
Elfen sind keine kleinen Wesen mit Flügeln, sie sind nicht liebenswürdig oder erfüllen Wünsche.
So stellen wir sie uns vor, jedoch sind Elfen heimtückisch, eiskalt und berechnend.
Starke Krieger, mächtige Magier und ein strahlendes Herrscherhaus, das sind die Elfen.
Magie, diese geheimnisvolle Macht erfüllt ihre Welt.
Niemand weiß woher die Magie kommt und warum manche Elfen mit dieser Gabe gesegnet werden. Es ist ein Mysterium.

Die Welt der Elfen ist in zwei Parteien aufgeteilt worden, zwei mächtige Häuser zerreißen das Reich.
Die einen sind die Laslitate, das alte Herrscherhaus, der andere Klan, der über die Jahre immer mehr Macht gewonnen hat, sind die Wualitave.
Sie dürsten schon seit Jahren nach der Krone, wollen das Reich übernehmen, sie meinen das es ihnen zusteht.
Die Schlacht nimmt kein Ende, die Elfen ziehen weiter in Scharen in den Krieg.

~*~

~Prolog~



"Magie regiert diese Welt, sie ist in jedem noch so kleinen Staubkorn enthalten, auch in euch wohnt diese Kraft inne. Ihr müsst sie nur entfesseln.
Tief in eurem inneren liegt sie, die Quelle aller Macht, wenn ihr sie befreien könnt so seid ihr in der Lage die Magie zu benutzten.
Doch seid gewarnt: Wenn die Magie stärker ist als ihr selbst, so wird sie euren Geist übernehmen und ihn Stück für Stück aufzehren, bis nur noch eine leere Hülle eures Körpers zurückbleibt."

Diese Worte hatte Lady Siliora ihnen immer wieder eingeschärft, bis sie sie auswendig konnten.
Ruhigen Schrittes ging Aliena den Pfad nachhause entlang, Stille umfing sie, nur das Zwitschern der Vögel störte die Ruhe.
Ein Windstoß ließ ihre blonden Haare umher wirbeln, sie drehte sich um und beobachtete das Spiel der Blätter, wie sie wild durch die Luft flogen.
Entspannt streckte sie ihr Gesicht den warmen Straheln der untergehenden Sonne entgegen, ein Vogel landete auf ihrer Schulter und sang fröhlich sein Lied.
Ein glockenhelles Lachen zeriss die Stille und Aliena rannte den restlichen Weg, getrieben von Tatendrang und Vorfreude.
Morgen war Neumond.
Und es war der wichtigeste Tag in ihrem Leben.
Sich das Laub aus den Haaren schüttelnd, trat sie in die warme Geborgenheit ihrer Hütte ein und ließ sich in den Schaukelstuhl sinken.
Gedankenverloren starrte sie ins Feuer.
Morgen war es soweit, morgen würde sie wissen welche Magie sie beherrschte.
An jedem fünften Neumond wurden die Magiebegabten zu dem Platz der Wende geführt, dort wurde eine uralte Zeremonie durchgeführt und dann würde sich ihr Schicksal entscheiden.
Langsam nickte sie am Feuer ein und fiel in einen traumlosen Schlaf.

~*~

Die Entscheidung


Erstes Kapitel




Die Entscheidung




Gähnend streckte ich meine steifen Glieder und fiel dabei fast aus dem Schaukelstuhl.
Schläfrig stellte ich fest das ich hier wohl gestern abend eingeschlafen sein musste.
Mühsam erhob ich mich, tapste zum Kleiderschrank und zog ein grünes Kleid, mit einem langen wallenden Rock hervor.
Prüfend ließ ich den seidigen Stoff durch die Finger gleiten, er war leicht und weich, ganz anders als die rauhen Kleider, die ich sonst trug.
Mein müdes Hirn suchte verzweifelt die Antwort, warum ich heute sowas edles aziehen sollte.
Es ratterte in meinem Kopf, schlagartig fiel es mir wieder ein.
Panisch sah ich nach draußen und das Herz blieb mir stehen: Die Sonne war schon dabei unterzugehen!
Verdammt, wie lange hatte ich denn bitte geschlafen?! Diesen Gedanken aus meinem Kopf werfend, schälte ich mich aus meinen Sachen.
Hastig schlüpfte ich in mein Kleid und strich mir die Haare glatt, dann rannte ich hektisch aus dem Haus.
Heute, am wichtigsten Tag meines Lebens hatte ich verschlafen! Bei Sonnenuntergang musste ich beim Platz der Wende sein.
Ich beschleunigte mein Tempo und flog praktisch durch den Wald, schnelles Rennen war für mich kein Problem, immerhin war ich eine Elfe.
Vollkommen außer Atem kam ich schließlich beim Platz an, auf dem schon viele Elfen versammelt standen, heute war einer der wichtigsten Tage im Jahr.
Zitternd stand ich vor dem imposanten Platz, der von vielen Fackeln in warmes Licht getaucht wurde.
Der Himmel tat sich über mir auf, dunkel und klar, er spendete mir Trost.
Ein flaues Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit und mich überfiel die Übelkeit.
Ich bekam Angst. Wie würde es wohl ablaufen? Würde es wehtun?
Unter anderem diese Fragen schossen mir durch den Kopf.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals, dennoch sagte ich mir, das ich mich beruhigen musste.
Dann kamen die Priesterinnen.
Ein Klingeln lag in der Luft, alles wurde schlagartig still, als der große Zug den Platz erreichte.
Ein gespenstischer Singsang drang an mein Ohr, ein eisiger Schauer ließ mich erbeben.
Ich spürte die Macht die von den strahlenden Gestalten ausging, sie erfüllte die Luft.
Fasziniert beobachtete ich ihren federleichten Gang, Ruhe erfüllte mich.
Entschlossen straffte ich die Schultern und ging mit erhobenen Kopf in die Mitte des Platzes, wo meine "Mitschüler" mich schon erwarteten.
Die Aufregung unter ihnen war deutlich zu spüren, panische Stimmen ertönten von hier und da.
Ich stand kerzengerade in der Menge und war ausgefüllt vom Gesang der Priesterinnen.
Eine kraftvolle Stimme erschallte über dem Platz, sprach die uralten Worte der Macht, die niemand auf der Welt verstand, diese Sprache war vor Tausenden von Jahren verloren gegangen.
Dennoch löste die Macht der Worte in mir ein erwartungsvollen Prickeln aus, die Magie flammte unwillkürlich in mir auf, doch nach jahrelangen üben konnte ich sie unter Kontrolle halten.
Die anderen Priesterinnen fielen in die Worte mit ein, tanzten um uns herum, fließende Bewegungen voll geschmeidiger Anmut.
Die Flammen kamen mir heller vor, alles explodierte in gleißendem Licht.
An mein Ohr drangen begeisterte Rufe, als die ersten Elfen ihre Magie erhielten.
Maori war in blaues Feuer gehüllt, um Enigol tobte ein Sturm.
Es war mir egal, die Realität um mich verschwand, verbrannte in dem hellen Feuer meiner Magie.
Ich spürte wie die Kraft in mir anschwoll, alles ausfüllte, ich schloss die Augen, genoss dieses Gefühl der Macht.
Mein Körper fühlte sich leicht an, ein Schauder ließ mich beben.
Ich schlug die Augen auf, jedoch sah ich nicht mit meinen Augen, ich sah mich, meinen Körper!
In silbernes Licht getaucht schwebte ich über dem Boden, alle Flammen waren gelöscht.
Nur das Licht erhellte den Platz, ließ ihn geheimnisvoll erstrahlen.
Men Körper schien in Flammen zu stehen, ich schien zu verbrennen.Der helle Vollmond ging über mir auf und das obwohl doch eine mondlose Nacht herrschte.Mein Körper badte im silbenen Feuer,es wurde immer heller und flammte gleißend hell auf. Mein Rücken drückte sich durch und ich landete sanft auf dem Boden.
Der Mond war verschwunden und ich befand mich wieder in meinem Körper.Lautes Stimmengewirr war das letzte was ich hörte, bevor ich in der Dunkelheit versank.

~*~
Stöhnend richtete ich mich auf, die Augen fest zusammengekniffen.
Mein Kopf brummte und mein Körper fühlte sich eigenartig leicht an.
Zögerlich öffnete ich die Augen, ich lag in meinem Bett, helles Sonnenlicht durchflutete den Raum.
Im Schaukelstuhl saß meine beste Freundin Maori, anscheinend schlief sie.
Maori hatte sich verändert, stellte ich verwundert fest.
Ihre braunen Haare waren jetzt flammend rot und ihr Gesicht hatte schärfere Züge.
Warum sah sie so anders aus? ,fragte ich mich und versuchte krampfhaft Erinnerungen hervorzurufen.
Als ich kurz davor war aufzugeben, fiel es mir wieder ein.
Gestern war die Zeremonie gewesen, sie hatte ihre Magie erhalten, deswegen hatte sie sich verändert!
Elfen, die der Magie kundig waren, erhielten ihr endgültiges Aussehen erst nach der Entscheidung.
Aufregung überkam mich. Welche Magie hatte ich erhalten? Ich konnte mich nur noch dunkel daran erinnern, an silbernes Licht und ein Gefühl grenzenloser Macht.
Bemüht Maori nicht zu wecken schlich ich zum Spiegel, die Veränderung meines Aussehens würde mir sicherlich einen Hinweis geben.
Gespannt blickte ich den Spiegel und stieß einen leisen Schrei aus.
Wer war das?! Das war doch nie im Leben ich! Fassungslos musterte ich mein Spiegeblild.
Meine vorher blonden Haare, waren nun tiefschwarz und funkelten wie Sternenlicht.
Die Haut, die vorher sonnengeküsst gewesen war, hatte nun eine milchweiße Farbe.
Mein Gesicht war schmal, die Gesichtszüge scharf und die Augen groß.
Die vollen, blutroten Lippen waren zu einem überraschten Laut geöffnet, sie verliehen mir etwas Hilfloses.
Die schwarzen Haare und die blasse Haut ließen mich zart und zerbrechlich aussehen.
Meine Augen funkelten in einem geheimnisvoll leuchtenden grün und die langen ,schwarzen Wimpern warfen feine Schatten auf die hohen Wangenknochen.
Geheimnisvoll, das war das richtige Wort.
Ich wirkte wie unergründliches Mysterium.
"Aliena?" die zaghafte Stimme Maoris ertönte hinter mir und ich drehte mich schockiert um. "Was ist mit mit passiert?!" Selbst meine Stimme hatte sich verändert, sie klang melodisch und sanft, nicht mehr laut und hell.
" Was für eine Art Magie ändert mich aus so radikale Weise?" wollte ich wütend wissen. Sie neiget leicht den Kopf. "Eine sehr alte und sehr seltene Magie, erinnere dich du hast schon einmal von ihr gelesen." Verwirrt sah ich sie an, worauf wollte sie hinaus?
Maori stieß einen Seufzer aus, dann sagte sie mit zittriger Stimme: "Mondmagie."
Ich schreckte zurück, so als hätte sie mich geschlagen.
"Das...das ist unmöglich..." hauchte ich und sie ließ den Kopf hängen.
Mondmagie war eine antike Magie, über die nur wenige Elfen je verfügt hatten. Sie waren gefürchtet gewesen, ihre Macht war zu groß.
Jahrelang hatten die Mondmagier unfrieden gestiftet, bis sie alle ausgerottet wurden, keiner war mehr übrig geblieben. Obendrein waren die meisten wahnsinnig geworden, sie hatten die Macht in die Zukunft zu sehen.
Und diese Wissen hatte die meisten verrückt gemacht, sie sahen schreckliche Dinge, die sie nicht verhindern konnten,sie träumten von ihrem eigenen Tod.
Mir graute davor, eine von ihnen zu sein.
Mir graute vor der Veränderung, ich war nicht mehr ich selbst, ich blickte in das Spiegelbild einer Fremden.
"Das kann einfach nicht sein..." redete ich mir selbst ein, meine Stimme kippte.
"Maori, ich will das nicht....Ich will nicht wahnsinnig werden!" Meine Stimme schnellte eine Oktave höher, sie zuckte zusammen und trat zurück.
Sie hatte Angst vor mir, stellte ich fest.
Als hätte sie mich geschlagen zuckte ich ebenfalls zurück und sah sie fassungslos an.
"Aliena, es tut mir leid..."
Mit einer Handbwegung brachte ich sie zum Schweigen, sah sie kalt, verletzt und schockiert an.
Sie war meine Freundin und nun fürchtete sie mich.
Unbekannter Zorn stieg in mir auf, wie konnte sie nur?!
Ich dachte wir wären Freunde! Und sie schreckte zurück....
Meine Gefühle übermannten mich, Stolz, Wut, Enttäuschung, das alles brach über mir zusammen wie eine Welle.
Der Zorn behielt die Oberhand, ich war zornig auf alles. Zornig aus Maori , auf die Magie und auf mein Schicksal.
Meine Magie loderte auf, brannte in meinem Körper, brach heraus.
Ich sah Maoris ängstlichen Blick, die Augen weit aufgerissen hielt sie sich schützend die Hände vors Gesicht.
Durch diese Geste wuchs mein Zorn ins Unermessliche, meine Trauer kannte keine Grenzen.
Die Magie umhüllte mich, weißes Licht erhellte gleißend den Raum.
Maori stieß einen halbunterdrückten Schrei aus und fiel unter meiner Macht zusammen, sie konnte den Druck nicht standhalten, ihr Körper war zu schwach.
Sie lag am Boden, wimmernd und zusammengerollt wie ein Kind. Entsetzt, darüber was ich getan hatte, verpuffte mein Zorn. Langsam ging ich auf Maori, die sich keuchend aufrappelte.
"Maori..." setzte ich an, wollte sie berühren, doch sie sprang zur Seite.
"Fass mich nicht an!" Panisch schritt sie rückwärts in Richtung Tür .
Wie erstarrt blieb ich stehen, sah sie an, Maori stolperte nach draußen und rannte so schnell sie ihre Beine trugen, davon.
Alleine stand ich in der Tür, in meinen Augen glitzerten die Tränen.
Ich besaß diese Macht erst einen Tag und schon hatte sie mich meine beste Freundin gekostet.

Träume


Ich flog, schwebte, von einer unsichtbaren Macht emporgehoben.
Vor mir breitete sich ein riesige Ebene aus, der Wind wirbelte den Staub auf und trug den widerlichen Gestank des Todes zu mir. Es war ein Schlachtfeld, der Boden war aufgeweicht von dem Blut, Leichen lagen verstreut wie Sand am Meer.
Gebrochene Fahnen flatterten im Wind, zeugten von dem Stolz der Armee, die nun, niedergemetzelt im Dreck lag.
Entsetzten packte mich, dort, in mitten der Leichen stand ich.
Mein Haar flatterte wild im Wind, Blut tropfte von dem Schwert das ich in der Hand hielt...
Der Blick mit dem ich die Leichen musterte, jagte mir einen Schauder über den Rücken.
Kalt, berechnend, skrupellos.
Mein weißes Kleid, war rot vor Blut, klebte an meinem Körper.
Unbemerkt trat eine weitere Gestalt auf, jedoch konnte ich denjenigen nicht erkennen, sein Gesicht war verhüllt...
Von hinten trat er an mich heran, umarmte mich, ich lehnte mich an seine Brust...

Aufeinmal veränderte sich die Szenrie, ich und er standen uns gegenüber, auf einem Schlachtfeld.
Kalt und entschlossen sah er mich an, eine Krone glitzerte auf seinem Haupt, er war von strahlenden Licht eingehüllt. Eine Armee nahm im Hintergrund aufstellung.
Ich warf ihm einen hasserfüllten Blick zu, mein Körper funkelte silbern und doch umgab mich tiefschwarze Nacht . Hinter mir eine Streitmacht, sie wartete nur auf meinen Befehl.
Eine Krone lag zu meinen Füßen, entschlossen hob ich sie auf. Zwei strahlende Hände krönten mich, ich strahlte grenzenlose Macht aus.
Es war wie ein Schachbrett, schwarz und weiß, König und Königin stehen sich gegenüber.
Lautlos und doch ohrenbetäubend prallten die Soldaten aufeinander, ein wildes Kampfgetümmel entstand.
Er und ich schwebten, losgelöst von allen, kreuzten sich funkensprühend unsere Klingen.
Wir sahen uns an, unsere Körper flammten auf, die Schwerter lösten sich kreischend voneinander.
Anmutig flog ich durch die Luft, stürmte sogleich wieder auf ihn zu.
Schwarz und Weiß prallten aufeinander.
~*~
Keuchend fuhr ich aus dem Schlaf aus, ein lautloser Schrei verließ meine Lippen.
Hektisch sah ich mich um.
Kein Schlachtfeld, keine Soldaten, ich war allein.
Zitternd versuchte ich mich wieder zu fassen, war ich diesen Traum doch gewohnt, immerhin suchte er mich schon einen ganzen Monat heim.
Ein Monat war vergangen, seit der Entscheidung und doch ging es mir noch kein bisschen besser. Über Maori war ich hinweg, jedoch fühlte ich mich allein, betrogen und wütend.
Ich hatte mich nicht mit meinem Schicksal abgefunden, wollte es einfach nicht akzeptieren. Am liebsten würde ich zurück in die Vergangenheit reisen, um so zu leben wie früher ,doch das war selbst Magiern nicht möglich.
Verzweifelt hatte ich mich abgeschottet, obwohl ich schon mehrere Male zum Dorfältesten geladen war.
Da ich nun eine Magie beherrschte, war es an der Zeit das man mich auch so auszeichnete.
Ich würde eine Uniform bekommen, die alle Mondmagier getragen hätten, wenn es doch noch welche gebe.
Außerdem würde ich einen Ausweis erhalten, um aufzuzeigen das ich wirklich eine Magierin war.
Doch das wollte ich nicht, denn damit stünde mein Weg fest, es gäbe dann kein zurück mehr.
Seufzend schälte ich mich aus den Decken und warf rasch ein Kleid über, ich wusste sie würden bald kommen.
Jeden Tag kamen sie um mich erneut aufzufordern, doch ich würde mich wie immer weigern.
Immer noch bebend, durch die Nachwirkungen des Alptraumes, machte ich mich frisch, dabei wanderten meine Gedanken immer wieder zur Bedeutung dieses Traumes.
Anscheinend war ich im Krieg und zu allem Übel war ich auch noch die Anführerin, doch der geheimnisvolle Mann, war mir so unbekannt, wie vor einem Monat auch schon.
Es klopfte und ohne große Eile öffnete ich die Tür.
Vor ihr standen zehn bewaffnete Soldaten, die mich grimmig, gleichzeitig aber auch angstvoll musterten.
Kalt sah ich sie an, spürte wie sie unter meinem Blick zu wanken begannen.
" Lady Aliena, wir haben den Befehl sie zu Meister Ewaldion zu bringen!" sagte ein Mann mit entschlossener Stimme.
Gelassen lehnte ich mich an den Türrahmen. "Ach ja? Tja das ist Pech für ihn, sagen sie ihm das ich keinerlei Interesse daran habe mit ihm zu sprechen. Wenn sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, ich habe besseres zu tun."
Ich wollte mich abwenden, als sich die Hand des Soldaten Schraubstockartig um meinen Arm schloss.
Blitzschnell drehte ich mich zu ihm um, meine erhöhte Schnelligkeit und die besseren Reflexe waren die Folge der Magie, und zischte ihn an.
"Lass mich los!"
Er zuckte unter meinen gefährlich funkelnden Augen zusammen, gab meinen Arm jedoch nicht frei.
Dann müssen wir ihnen wohl ein bisschen Angst einjagen, dachte ich mir und suchte nach der Flamme meiner Magie.
In mir loderte es, als ich meiner Kraft gestattete auszuströmen.
Genießerisch schloss ich die Augen, es war so schwer diese Massen an Magie immer nur zurückzuhalten, sodass es eine Erleichterung war die jetzt rauszulassen.
Mein Körper erstrahlte, die Luft war schwer von der uralten Macht.
Die Männer atmeten stoßweise, die schwachen unter ihnen waren schon keuchend zusammengebrochen.
Nicht viele konnten dem Druck lange standhalten.
Die Macht war zu groß, zwang sie in die Knie, ihre Körper waren nicht geschaffen dafür, um diesen Druck lange auszuhalten.
Jedoch befand sich mein Arm immer noch in fester Umklammerung, der Mann keuchte zwar, aber er stand auf wackligen Knien.
Ich ließ meine Magie immer noch ausströmen, achtete aber darauf das die Masse sie nicht töten würde, auf kurze Sicht jedenfalls.
Einige der Männer rührten sich nicht mehr, sie waren anscheinend bewusstlos.
Wenn das so weiter ging würden sie sterben!
Bittend sah ich den Mann vor mir an.
"Lass mich los, sie werden sonst sterben!"
"Erst wenn Ihr mitkommt!"keuchte der Mann angestrengt.
Wütend darüber, das der Meister so weit ging, das die Soldaten mich unter Einsatzt ihres Lebens zu ihm bringen sollten, schlug ich die Augen nieder.
"Bitte, zwing mich nicht dazu!" meine Stimme klang leise und angestrengt und doch hatte sie noch diesen weichen Klang. Wie Eulenfedern in der Dunkelheit.
Der Mann schien einfach nicht aufgeben zu wollen, obwohl seine Kameraden nur noch röchelnd am Boden lagen!
Unfähig jemanden zu töten ließ ich die Macht versiegen und der Mann brach keuchend zusammen.
Mit den Rücken zu ihnen flüsterte ich: "Was hast du mit mir vor Ewaldion, das du soweit gehst?!"
Das er bereit war, Männer zu opfern, machte mir Angst.
Was wollte er bloß von mir?
"Nun gut, ihr habt gewonnen, bringt mich zu ihm."
Mit diesen Worten half ich den Männern auf die Beine und hauchte ihnen wieder Leben ein, indem ich die Spuren der Magie in mir aufnahm.
Auf sehr wackligen Beinen eskortierten sie mich zu Meister Ewaldion, dem Oberhaupt des Dorfes.
~*~
In dem großen Haus, das beinahe so alt war wie die Zeit selbst, wurde ich schon erwartet.
Eine niedere Elfe begleitete mich, um mich "angemessen" einzukleiden.
In einem kleinen Raum befand sich die Ausstattung der Mondmagier.
"Ihr habt Glück, es war das allerletzte." meinte die blonde Elfe und deutete auf ein Kleid.
Es leuchtete schwach im dämmrigen Licht.
Obwohl es mir gar nicht passte, mich als Mondmagierin zu kleiden, musste ich dennoch zugeben, das das Kleid eine ehrfurchtsvolle Schönheit austrahlte.
Seine Farbe ähnelte dem Glanz meiner Haare, weiß und silber, wie das Mondlicht.
Der lange Rock wallte, der spitzenbesetzte Saum kräuselte sich auf dem Boden.
Es war eng geschnitten, das Kleid wirkte elegant und leicht.
Und als ich den wunderschönen Stoff durch meine Finger gleiten ließ, war er geschmeidig wie Wasser.
Zwar höchst widerwillig, aber dennoch fasziniert zog ich es an.

Gespannt blickte ich den Spiegel.
Das Kleid ließ mich geisterhaft erscheinen, wie der Mond selbst.
Es betonte meine blasse Haut und das rabenschwarze Haar, ließ mich erstrahlen, anscheinend hob es gezielt die Vorzüge dieses neuen Aussehens hervor, die Mondelfen waren also eitel gewesen.
Der wallende Rock floss bis zum Boden, ließ meine Füße verschwinden.
Das Kleid lockte eine bis jetzt unbekannte Anmut in mir hervor, es sah so aus als würde ich über dem Boden schweben.
Die weiten Ärmel und der lange Rock hatten etwas altmodisches, wirkten dennoch zeitlos und elegant.
Gebannt bewegte ich mich ein bisschen hin und her, der Stoff flog regelrecht bei der kleinsten Bewegung durch die Luft, er glitzerte wie tausend kleine Diamanten.
Ich riss mich von meinem Spiegelbild los und drehte mich zu der Dienerin um.
"Folgt mir bitte, Mylady."
Wie geheißen folgte ich ihr stumm durch die hell erleuchteten Gänge, bis wir zu einer großen, mit Eisen beschlagenen Tür kamen.
Die Elfe verabschiedete sich mit einer Verbeugung und ließ mich alleine zurück.

Schicksal


Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich die Schultern straffte und mit hoch erhobenen Haupt die Tür aufstieß.
Ewaldion stand mit dem Rücken zu mir.
"Da seid Ihr endlich." Seine Stimme knarrte, wie altes Holz, das jeden Moment zerbrechen könnte.
"Ewaldion. Dürfte ich erfahren warum Ihr mich herbestellt habt? Wegen des Kleides allein wird es wohl kaum gewesen sein."
Mittlerweile war ich zu dem Schluss gelangt, das es hier um etwas viel Größeres ging.
"In der Tat. Hm, vorneweg möchte ich euch eine schlechte Nachricht überbringen, die mich vor kurzem ereilt hat."
"Und die wäre?" wollte ich kühl wissen.
Er drehte sich um, musterte mich aus verschlagenen Augen.
" Eure Familie ist tot, seit einem Jahr schon, jedoch waren sie zu weit weg, die Kunde ihres Todes hat mich erst vor ein paar Tagen erreicht."
Fassungslos sah ich ihn an.
"Tot?" hauche ich, Tränen sammelten sich in meinen Augen, ich konnte sie kaum noch zurückhalten.
"Alle?"
Ewaldion nickte bekümmert.
"Alle im Krieg gefallen."
Wie durch Watte drang diese Hiobsbotschaft an mein Ohr, sickerte nur langsam zu mir durch.
Eine gähnende Leere breitete sich in meiner Brust aus, das Gefühl vollkommen allein auf der Welt zu sein, verschlug mit den Atem.
"Wer?" fragte ich angestrengt beherrscht.
"Ich weiß es nicht, das einzige das ich weiß ist, das sie tot sind, nur ihre Leichen hat man nicht gefunden."
Ich sah rot.
"Das interessiert mich nicht, ich will wissen gegen wen sie gefallen sind?!" kreischte ich, mit einer Handbewegung fegte ich ein Regal um, krachend fiel es zu Boden.
Ewaldion zuckte nicht mit der Wimper, sah mich aus ernsten Augen an.
"Sie sind gegen die Wualitave gefallen."
Unbändige Mordlust stieg in mir auf, verdrängte alles andere.
" Die Wualitave also." stellte ich, zwischen zusammengebissenen Zähnen fest.
Ewaldion nickte teilnahmsvoll.
Tot, meine Eltern, meine Schwester, sie alle waren tot. Gefallen gegen die Wualitave! Ihr Leben wurde ausgelöscht wie eine Kerzenflamme, ich werde sie nie wieder sehen.
Blutiger Rachedurst erfüllte meinen Körper, der Wunsch zu töten war gewaltig.
Ich wollte das Blut der Wualitave sehen, ich würde sie alle ausrotten, ihnen alles nehmen, so wie sie mir alles genommen hatten.
"Hiermit schwöre ich, nicht eher zu ruhen, bis jeder Wualitave auf der Welt tot unter der Erde liegt. Und wenn ich meinen Schwur breche, so soll der Himmel auf mich herabstürzen, das Wasser mich ertränken und das Feuer der Hölle mich verbrennen, so sei es! Ich werde ihnen alles nehmen, egal ob Mann oder Frau, solange ich atme wird kein Wualitave auf dieser Welt sorglos leben können!!" Meine Stimme war laut und meine grenzenlose Wut ließ sie zittern.
"So sei es." meinte Ewaldion und ich meinte in seinem Blick so etwas wie Zufriedenheit erkennen zu können, um das jedoch zu analysieren fehlte mir im Moment an Vernunft.
Das einzige woran ich noch denken konnte war meine Rache.
Ich werde alles tun was nötig ist um die Wualitave auszulöschen, sogar meine Magie werde ich akzeptieren wenn ich doch nur meine Rache bekomme!
"Lady Aliena, werdet Ihr in den Krieg ziehen? Werdet Ihr eurem Schicksal folge leisten?"
Meine Stimme war kalt wie Eis.
"Ja, das werde ich."
Ich spürte wie die Magie in mir immer größer wurde, ich tat nichts um es zu verhindern, ließ es zu. Die Kraft würde ich noch benötigen um die Mörder zu töten.
Ewaldion lächelte, es war ein schleimiges, hinterhältiges Grinsen.
" Wann wollt Ihr aufbrechen?" wollte er wissen.
Getrieben vom blutigen Rachedurst sagte ich: " Sofort."
Er nickte.
"Gut, Eure Koffe werden gepackt,dann könnt Ihr aufbrechen. Ich nehme an das Ihr eine Kampfausbildung erhalten habt?"
Knapp nicke ich um sowohl das eine, als auch das andere zu bestätigen.
"Sehr gut. Setzt euch doch, solange Ihr wartet."
Mit einer mageren Hand deutete er auf einen Sessel, in der Ecke des Raumes.
Ich ließ mich in das weiche Leder fallen und nahm alles was um mich herum geschah nur noch durch einen Schleier der Wut und der Trauer wahr.
Während alles für meine Abreise vorbereitet wurde , fand ich mich damit ab ganz allein in dieser grausamen Welt voller Krieg, Tod und Leid zu sein.
Und ich ergab mich meinem Schicksal, das am Ende doch über mich gesiegt hat.
Solange hatte ich versucht meinem Schicksal zu entfliehen, doch jetzt weiß ich das das nicht möglich ist.

Bei Sonnenuntergang verließ ich meine Heimat.
Die leblosen Körper der Wualitave vor Augen, fiel es mir überraschen leicht zu lächeln.
Ein klirrend kaltes Lächeln zierte meine Lippen als ich, ohne einen Blick zurück, meinem Schicksal entgegen ritt.

Impressum

Texte: Alle Charakter sowie Handlunge gehören mir! Ebenso wie der Text, rauskopieren ist untersagt! Copyright by Freya L.
Tag der Veröffentlichung: 22.12.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch allen Menschen die mich inspiriert oder unterstützt haben!

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