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Die Wassermühle am Bach

Rote Rosen stehen auf der Wiese hinter einer alten, heruntergekommenen Wassermühle.

Einzelne Fenster sind zerschlagen, Spinnenweben säumen die morschen, grünlichen Rahmen-

streben. Hölzerne Balken stemmen sich gegen den Grund, stützen das Gebäude. Halten es

zusammen. Sie stöhnen leise und erschöpft, ihre Last ist schwer.

 

Kühler Wind haucht über die Flur, trägt die blassen, erstarrten Blätter eines nahen toten

Baumes durch die Grashalme, die rings um die Mühle wuchern. Tau lag am Morgen noch auf

ihnen; frische Reinheit in ihrem wilden, rauen Bett.

 

Der Bach fließt stetig und geräuschlos unter dem Mühlrad hindurch, ohne dieses noch

anzutreiben. Unnachgiebig, fast naiv, bäumt sich das Wasser an einer Schaufel des Rades auf,

um kraftlos wieder zu versinken. Das Rad steht.

 

Doch im Glanze des gleißenden Scheins am dunklen Zelt kehrt erneut Leben in die erstarrte

Landschaft ein, sodass ein Teil deren alter Magie zu spüren ist. Einzelne silbrige Strahlen

durchbrechen den Nebel, enthüllen ihre Gabe der Hoffnung, erhellen die Umgebung, ringen

mit der Dunkelheit. Besiegen sie für einen Augenblick.

Trübe Glassplitter erhaschen einzelne Strahlen und werfen sie den roten Rosen entgegen, die

hierdurch ihr Antlitz dem Licht preisgeben. Ihre Köpfe ganz abgewandt, matt und welk, so

stehen sie hinter der Mühle, die Blüten wie beschämt zu Boden gesenkt. Der Schein über der

Landschaft lässt nach, die Nachtflut übermalt den veilchenfarbenen Himmel, ihre Leinwand

nimmt wieder düstere Farbe an.

 

Das Rauschen des aufkommenden Windes verjagt die schwarzen Raben die sich auf dem

löchrigen Dach der Wassermühle niedergelassen haben. Die Nebelschwaden werden von der

Kraft des kalten Sogs zerstört. In dessen Macht ächzt die Mühle, die Gräser zittern und die

Rosen werfen ihre alten Blüten über die Wiese, in den Bach, wo sie versinken. Der Himmel

pechschwarz, dunkle Wolken jagen tief über die Mühle, zehren den weißen Glanz auf,

verdecken den Schein.

 

Hölzerne Balken stemmen sich erschöpft gegen den Grund, stützen kaum das Gebäude.

Halten es mühsam zusammen. Sie stöhnen ermüdet, ihre Last scheint zu schwer, die Nacht zu

lang.

 

Eisiger Wind peitscht über die Flur, wirft einen nahen toten Baum in die Grashalme, die rings

um die Mühle wuchern. Staub liegt am Morgen auf ihnen; Fragmente des Gewesenen in

ihrem wilden, rauen Bett.

 

Welke Rosen stehen auf der Wiese hinter einer alten, zerfallenen Wassermühle. Die Fenster

sind zerschlagen, die Rahmen gebrochen. Hölzerne, gesplitterte Balken liegen auf dem Grund,

stützen die Trümmer. Halten sie zusammen. Es ist ganz still, die Last war zu schwer.

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Tag der Veröffentlichung: 02.08.2015

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