„Das ist mein Ernst.“, sage ich und sehe das Zielobjekt an.
„Das ist meine Ernste…Haben ihr dass gehörte????“, lacht der Mann.
Tony Viallucine ist Inhaber eines Restaurants. Er ist 32 Jahre alt, gut gebaut, mittlere Größe, schwarze, kurze Haare und ursprünglich italienisch.
„Sie haben die Wahl. Entweder ich bekomme die Kette. Das verläuft dann ruhig und gelassen, ohne Probleme. Oder aber ich HOLE mir die Kette.“, sage ich leise und drohend.
„Ahh, Culo wille meine Kette? Na, da mussen du holen dir.“, meint das Zielobjekt und lacht seinen 3 Freunden zu.
Alle 3 von derselben guten Statur und äußerst gewaltbereit.
Leise seufze ich und gehe auf Tony zu. Um ihm die Kette vom Hals zu reißen.
Und natürlich stürmen alle 3 Männer gleichzeitig auf mich zu.
Das läuft nicht wie in Filmen, es kommt nicht einer nach dem anderen, sodass man eine Chance hat zu gewinnen.
Alle 3 Männer stürzen sich auf mich, heben gleichzeitig die Faust um sie mir ins Gesicht zu rammen.
Ich ducke mich, schlüpfe durch eine Lücke in ihrem Angriff und stehe außerhalb des Kreises.
Den einen, der der vor mir steht, schalte ich aus, indem ich bestimmte Stellen an seinem Rücken angreife. Stellen des Körpers, an dem Nervenstränge zusammen laufen, die ich mit den Fausthieben unterbreche.
Gelähmt fällt der Erste zu Boden.
Da kommen die anderen beiden mit Wutgeschrei auf mich zu.
Tony steht währenddessen daneben und ist sich sicher, dass ich verliere.
Werde ich aber nicht.
Den einen Kerl stoße ich zunächst den Ellbogen in den Solarplexus, sodass ihm kurz die Luft wegbleibt.
Genug Zeit um sich um den anderen zu kümmern.
Ich schlage ihm zunächst in sein Gesicht, welches schmerzverzerrt wieder auftaucht.
Ein paar gezielte Schläge auf bestimmte Teile seiner Brust und er taumelt zurück.
Mein Ellbogen landet also in seinem Gesicht und der Kerl fällt um, landet hart auf dem Boden, sein Hinterkopf prallt auf.
Da springt der andere von hinten auf mich, versucht mich unter sich zu begraben.
Ich greife über meine Schulter und zerre den Kerl nach vorne, werfe ihn mit einem Griff auf den Boden und stemme mein Knie zwischen seine Schulterblätter, greife nach seinem Arm und kugele ihn mit einem Ruck aus.
Der Mann schreit vor Schmerz auf und bleibt liegen.
Damit drehe ich mich zu Tony. Der mich anstarrt wie einen Geist.
„Die Kette Viallucine.“, sage ich ruhig und sehe ihn an.
Mit zitternden Fingern reißt er sich schnell die Kette vom Hals, sie hinterlässt rote Streifen.
„H-hier.“
„Tony, Sie wissen aber, dass das nur eine Versicherung ist. Am Dienstag kommen sie bei Scheffer vorbei und bringen die restlichen 100 Tausend.“, sage ich.
„Jawohl. Ich kommen vorbei und bringen das resliche Gelde mit.“, sagt Tony nervös, sieht sich um.
„Gut.“, meine ich lächelnd und gehe an den drei auf dem Boden liegenden Personen vorbei, gehe aus dem Restaurant und steige in meinen Escalade.
Ich fahre los, durch die nächtlichen Straßen von L.A. und auf dem Weg zu Scheffer.
William Scheffer ist mein Boss.
Ich kann den kleinen Kerl nicht leiden, aber ich respektiere ihn. Und er bezahlt mich, was durchaus dazu beiträgt, dass er mir etwas sympathisch ist.
Scheffer ist in viele Geschäfte verwickelt. Geschäfte bei denen immer wieder Schulden gemacht werden.
Schulden die ich eintreibe.
Ich erinnere die Leute nicht nur daran, dass sie die Schulden zu begleichen haben, was oftmals gewaltvoll zugeht, ich besorge auch eine Sicherheit. Ein Pfand, welches die Klienten zurück bekommen, falls das Geld letztendlich eintrifft.
Doch ich musste in meiner Laufbahn noch nie jemanden ein zweites Mal daran erinnern, seine Schulden zu begleichen.
Ich bin ein Profi-Schuldeneintreiber.
Damit verdiene ich mein Geld, in diesem Beruf bin ich gut und geübt.
Er mag vielleicht etwas gefährlich und brutal sein, aber ich beherrsche nichts anderes.
Ich weiß nicht mehr genau, wie ich in diese Branche gerutscht bin, aber seitdem geht es mir gut.
Anfangs noch ein kleiner Junge aus Spanien, der gerade so mit seinen Eltern und Geschwistern über die Runden kam und jetzt ein stinkreicher Schuldeneintreiber, der sich nichts mehr kaufen will, so viel hat er schon.
Es ist ein großer Sprung, doch ich denke es hat sich gelohnt.
Durch diesen Job kann ich meine Geschwister ernähren, die es doch oftmals schwer haben auch mit Jobs und Hilfe von Freunden.
Meinen Eltern konnte nicht mehr rechtzeitig geholfen werden, die beiden starben sehr früh.
Doch dies hat sicherlich auch einen Grund.
Ich bremse ab, parke am Straßenrand und steige aus dem Auto.
Ich gehe den langen Weg, umsäumt mit großen Rasenflächen und viel Tamtam, entlang auf das Haus zu.
Ich muss weder Klingeln noch Klopfen, ich stoße die Tür lediglich auf und gehe auf die Küche zu, dort wo Scheffer sich meistens aufhält.
„Ah Chris, da bist du ja. Wir dachten schon wir hätten dich verloren.“, sagt Scheffer, und er und Jack fangen an zu lachen.
Jack ist ebenfalls ein Schuldeneintreiber, doch er steht weit über mir. Scheffer und Jack sind schon seit Jahren befreundet, sie essen zusammen Thanksgiving, sie lassen ihre Kinder miteinander spielen.
„Hier ist die Kette.“, sage ich ohne eine Gefühlsregung, die Eigenschaft die Scheffer an mir am meisten schätzt, und reiche ihm die Goldkette mit dem schweren Rubin am Ende.
„Viallucine kommt am Dienstag?“, fragt Scheffer.
„Ja.“
„Gut. Ich hab noch jemanden für dich.“
„Scheffer, ich will aber nicht mehr mit dem Kleinkram abgespeist werden.“, sage ich kalt, denn das stimmt.
In letzter Zeit schiebt Scheffer mir nur noch Mist zu. Höchstens 5.000 zu holen und das ist mir zu wenig.
Meine Geschwister brauchen viel
Und ich will es ihnen geben.
Scheffer sieht mir ins Gesicht, ich starre zurück in seine blauen Augen.
„Und wieder stellt er Forderungen. Mein lieber Will, ich glaube du erziehst deine Kinder nicht richtig.“, scherzt Jack und bekommt einen bösen Blick von Scheffer.
„Na gut. Du willst was Großes Chris? Ich hab was Großes.“, sagt Scheffer und steht auf.
Die Akte, die er griffbereit neben sich liegen hatte, lässt er unangetastet und verschwindet kurz im Nebenraum.
Dann kommt er zurück und drückt mir eine sehr viel dickere Akte in die Hand.
„Das ist was Großes. Und du bist genau der Richtige dafür.“, sagt er lächelnd und dieses Lächeln jagt mir beinahe Angst ein.
Scheffer lächelt nicht so. Nicht so freundlich. Das ist unnatürlich.
„Du musst nach Spanien.“, sagt er und setzt sich wieder auf die riesige Couch.
Ich nicke undeutlich und öffne Akte.
Die erste Seite ist ein großes Bild.
Ein Frau ist darauf abgebildet, die lächelt.
Sie lächelt nicht in die Kamera, aber zur Seite.
Schwarze Haare, die leicht gewellt bis zu ihrer Hüfte reichen, spanische Züge, dunkle Haut.
„Sie heißt Juana Tirado Fernández. Sie schuldet mir nicht unbedingt etwas, aber sie schuldet einem Freund etwas.
Bring sie her, dann bekommst du deine 30.000.“, sagt Scheffer.
Geborene Spanierin also.
„Okay. Ich bring sie her.“, sage ich und nehme die Akte, nicke Jack und Scheffer zu und verschwinde aus dem Haus.
Anschließend fahre ich nach Hause.
Frisch geduscht sitze ich in meinem Wagen und fahre zum Flughafen.
Juana Tirado Fernández ist wie schon erwartet eine geborene Spanierin. Tochter von Pedro Tirado Sanchéz und Maria Fernández Diáz.
Geschwister sind Amília Tirado Fernández und Jaime Tirado Fernández.
Das Zielobjekt arbeitet in einem Café als Kellnerin, verbringt seine Zeit jedoch mit schmutzigem Geld.
Die Schulden wurden bei Danny Salkovsky gemacht, einem von Scheffers Freunden.
Die Schulden betragen 200.000 $.
Wie die Frau dieses Geld aufbringen kann, weiß ich nicht.
Doch ich habe lediglich den Auftrag sie nach Amerika zu verschiffen und sie zu übergeben.
Was Salkovsky anschließend mit ihr macht, ist nicht meine Sache.
Vielleicht ist das herzlos von mir, aber ich musste selbst schon so viel mitmachen, da ist mir Herzlosigkeit kein Fremdwort. Hier geht es doch immerhin um meinen Job und das Geld, dass ich davon bekomme.
Die Frau lebt in Madrid, wie nicht anders zu erwarten, sowie ihre Geschwister. Die Eltern leben in einem kleinen Dorf, welches ein Teil von Antequera ist.
Amília Tirado Fernández ist mit Paco Martínez Vargas verheiratet, noch kinderlos.
Jaime Tirado Fernández und Juana Tirado Fernández sind noch unverheiratet.
Zuerst werde ich das Café ansteuern, in dem Juana sicherlich sein wird und nichts vermutet.
Falls sie nicht da ist, besuche ich Jaime mit dem sie zusammenlebt und sehe, ob sie sich dort befindet. Falls nicht, werde ich Jaime ein bisschen kitzeln, bis er Informationen ausspuckt.
Doch ich bin mir sicher, dass die Frau arbeiten wird.
Am Flughafen angekommen, nehme ich meine Tasche, verstaue meine Waffe unter dem Fahrersitz und gehe gemächlich auf den Eingang zu.
Normalerweise habe ich immer eine Waffe dabei. Doch der Zoll erlaubt dies natürlich nicht.
Generell benutze ich diese Waffe selten, denn es geht meistens sehr gut auch ohne.
Ein bisschen prügeln von mir und die Klienten zittern und geben mir alles, was ich will.
Die Waffe ist nur dazu da, Leuten Angst einzujagen.
Als guter Scharfschütze, passieren manchmal aber auch Schlechte Dinge wenn ich Waffen in die Hände bekomme.
Also sollte man das eigentlich lassen.
Am Schalter angekommen lächele ich der Frau dahinter zu.
Sie lächelt zurück.
„Was kann ich für Sie tun?“, fragt sie freundlich.
„Ich habe bereits gebucht. Ein Flug nach Madrid. Gebucht auf Scheffer.“, sage ich nett.
Sie nickt und gibt etwas in ihren Computer ein.
„Bitteschön Mr. Scheffer.“, sagt sie lächelnd und reicht mir ein Flugticket.
„Danke.“, sage ich und gehe zu Terminal 3.
Ich habe noch 15 Minuten Zeit, also setze ich mich zunächst hin, die Tasche dicht an meinem Fuß, damit niemand auch nur auf die Idee kommt, sie mir zu nehmen.
Es sind hauptsächlich Kleidung und Toilettensachen, aber dazu kommen natürlich noch die dicke Akte und ein paar Bücher.
Man würde vielleicht meinen, dass ich ungebildet bin und nur Brutalität kenne.
So ist das jedoch nicht. Schon als ich klein war, habe ich Bücher zu schätzen gewusst.
Sie waren die einzige Möglichkeit sich aus dem Alltag zu retten.
Kampf um Leben, Hunger und da fand man ein paar Bücher.
Bücher die es mir ermöglichten, in eine zauberhafte Welt einzusteigen, meine Welt zu vergessen und von Männern zu lesen, die viel weniger schwerwiegende Probleme haben, Probleme die gelöst werden.
Männer die aus nichts, viel machen, die reich werden, eine schöne Frau bekommen und in riesigen Villen leben.
All das half mir damals sehr, mich zu entwickeln, einen Charakter zu bekommen.
Ich sehe den Leuten zu, die hin und her hetzen, sehe Einzelheiten. Kleine Sorgenfalten um die Augen rum, leere Ausdrücke von Männern und Frauen an Telefonen.
Zusammen gezogene Augen vor Wut, frustrierte Ausdrücke von Trauer und Verzweiflung.
Kinder die weinen, lachen, schniefen oder schreien.
Da höre ich den Aufruf für meinen Flug.
Ich stehe auf und gehe auf den Schalter zu.
Mein Telefon, meine Uhr und meinen Pieper lege ich in die Schale, damit der Metalldetektor nicht losgeht. Meine Tasche stemme ich mit Leichtigkeit auf das Band.
Meine Tasche rollt durch das Röntgengerät und ich bekomme sie anschließend zurück, mein Ticket wird eingesehen, mein Pass und anschließend mein Gesicht.
Mit einem neutralen Blick des Angestellten werde ich hindurch gelassen.
Ich fliege sehr oft.
Scheffer bekommt es immer wieder hin, dass Menschen Schulden machen und sie dann nach Europa verschwinden.
Somit war ich schon in Spanien, Portugal, Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, den Niederlanden und Belgien.
Zwischendurch verschwinden sie auch nach Asien, aber Scheffer hat in China und weiteren asiatischen Ländern noch ein paar Schuldeneintreiber stationiert.
Das bedeutet dass ich hauptsächlich in die Türkei fliege.
Alle anderen Länder bleiben mir verwehrt.
Aber mein Bereich ist mir mittlerweile auch mehr als genug.
Die Länder zu studieren, bis man sich gut auskennt, ist anstrengend.
Aber da ich der Beste für diesen Job bin, werde ich am meisten gebraucht.
Genau wegen dem Titel des Besten, wundere ich mich auch, dass Scheffer mir nur Mist zum Eintreiben gibt.
Ich gehe den Gang entlang und ins Flugzeug hinein.
Mein Sitz ist in der 6. Reihe, der Sitz Nummer 31.
Ich setze mich, ich sitze am Fenster, vorher verstaue ich noch meine Tasche, die ich als Handgepäck einschreiben lassen habe.
Ich könnte jetzt lesen, aber das hebe ich mir für später auf.
Jetzt muss ich eigentlich schlafen aber ich fühle mich hier viel zu ungeschützt, als dass ich schlafen könnte.
Also sitze ich herum und warte bis wir abheben.
Ich sitze allein in dieser Sitzreihe, dafür hat Scheffer wie immer gesorgt.
Ich weiß nicht genau, woran es liegt, aber es liegt mir nicht, wenn Leute so nahe bei mir sitzen.
Immer dieses unsichere, ungeschützte Gefühl. Das Gefühl dass diese Menschen mir etwas antun wollen, weckt in mir einen Blockungsreflex.
Ich mache dicht und schalte alle anderen aus, achte auf die Umgebung und studiere das Objekt, so wie ich das mit Juana Tirado Fernández machen werde.
Der Flug dauert zwar lang, aber ich schlafe nicht ein.
Wacker sehe ich aus dem Fenster und denke nach, was ich mache, wenn ich die 30.000 $ habe.
Das Meiste wird an meine zwei Brüder gehen.
Bartolo und Nestor arbeiten auch selbst. Sie lassen sich nur sehr, sehr ungern helfen, wehren sich geradezu dagegen.
Aber beide haben eine Familie die zu ernähren ist, da wird meine Hilfe also doch angenommen.
Aber erst wenn die Familie kurz vor dem Hungertod steht.
Deswegen sehe ich öfters nach ihnen.
Wenn es Bartolo, Carmen (seine Frau), Dany und Sue(seine Kinder) schlecht geht, bringe ich Essen, Geld und Kleidung mit.
Genauso läuft es bei Nestor, Olga (seine Frau), Viktor und Santiago(seine Kinder).
8 Personen die ich mitversorge, da ist es kein Wunder, dass ich mir keine eigene Familie zulege.
Aber man muss doch sagen, dass die kleinen…ganz süß sind. Vor allem Sue mit ihren 2 Jahren ist wie ein kleiner Hund, vertraut allem und jedem.
Doch dies ist mehr als gefährlich.
Ich habe genug Erfahrung mit L.A. gemacht, um zu wissen, dass es nicht gesund für ein Kind ist, jedem Menschen zu vertrauen.
Die Ansage zum Anflug auf Spanien wird gemacht und die Aufforderung sich anzuschnallen.
Ich schnalle mich fest und warte bis das Flugzeug ruhig abgesetzt hat, schnalle mich ab, greife meine Tasche und gehe als Erster zur Tür, an der schon eine Stewardess steht und freundlich lächelt.
Anschließend bewege ich mich sicher durch den mir bekannten Flugplatz und komme dem Ausgang immer näher.
Der Flughafen in Madrid ist riesig. Unmengen Menschen die hier ein und aus gehen.
Eine wahre Menschenmasse stürmt auf mich zu, dabei ist es gerade so 6 Uhr am Morgen.
Besonders Geschäftsleute sind hier vertreten.
Männer in Anzügen, Frauen in Kostümen oder Hosenanzügen. Gehobene Nasenspitzen, lautes Gebrüll am Telefon, leere Ausdrücke unterbrochen von Lachern ohne Freude.
Der Rest der Anwesenden sind Touristen oder einfache Reisende.
Mit Koffern und Taschen ausgerüstet durchströmen sie die riesige Eingangshalle, die Schalter sind umringt von Schlangen aus Menschen.
Ich achte darauf niemanden anzurempeln, versuche Kontakt zu vermeiden und schiebe mich durch die Halle auf den Ausgang zu.
Als ich durch die Tür gehe atme ich leise erleichtert aus.
Solche Menschenmassen. Menschen voller Gewalt, Lügen. Menschen die quälen und Sadisten sind. Narzisstische Sadisten die quälen und freudig genießen.
Chris, hilf mir. Bitte nicht, NEIN!!! Ein markerschütternder Schrei ertönt.
Geruch nach Tod und Qual, Schmerz und Folter. Überall auf der Welt.
Ich schüttele leicht den Kopf um die Stimmen aus meinem Kopf zu verjagen.
Es ist doch alles längst vorbei, da muss ich drüber wegkommen, sage ich mir selbst und schließe kurz die Augen, kläre meine Sicht.
Ich packe den Riemen der Tasche fester und mache mich auf den Weg zu dem Mann mit dem Schild auf dem mein neuer Nachname steht.
Der Nachname den ich Scheffer gegeben habe.
„Mr. Alfonso?“, fragt der Mann mich und ich nicke.
Natürlich heiße ich nicht so. Aber bei Scheffer muss man vorsichtig sein, deswegen habe ich meinen Namen so schnell wie möglich geändert, noch bevor ich bei Scheffer einstieg.
Er sollte nichts von meiner Familie wissen, denn er würde sie eindeutig gegen mich verwenden.
„Ihr Wagen, Sir.“, sagt der Mann und zeigt mir den Nissan Sentra.
Ich verziehe leicht das Gesicht.
Klasse. Ein Nissan Sentra. Hätte Scheffer mir nicht gleich eine Mülltonne mit Rädern geben können, darin wäre ich sicher eleganter und auch schneller.
„Danke.“, sage ich trotzdem kalt und lasse meinem Gesicht wie immer nichts ansehen.
Ich ergreife die Schlüssel, gehe im Kopf noch einmal durch, ob der Mann mir vertrauenswürdig vorkommt. Gebügelte Kleidung, blaue Augen, die in einem hellen, blassen Gesicht ein wenig schief stehen.. Lange, gerade Nase, eckiges Kinn, breite Stirn für so ein schmales Gesicht. Groß, schmal und lang gezogen. Drahtig in seiner ganzen Form.
Aber die Augen sind am wichtigsten neben der Körperhaltung.
Und ich vertraue dieser Ehrlichkeit und Gleichgültigkeit in dem Blick des Mannes.
Gleichgültigkeit lässt verlauten, dass er sich nicht genug um mich schert, als dass er mir Komplimente macht, sich freundlich gibt.
Und Gleichgültigkeit ist eines der Gefühle, die die ganze Menschheit spürt.
Ich gehe um den Wagen herum, öffne die Tür und starte den Wagen nachdem ich sitze.
Die Tasche lege ich auf den Beifahrersitz, der Mann bekommt ein kühles Nicken von mir und damit fahre ich los.
Die Jacke liegt auf dem Sessel und ich sitze auf der Bettkante, studiere die Akte.
Geldwäsche. Spielschulden.
Was ist das nur für eine Frau?
31 Jahre alt, gute Familienumstände, gute Wohnung, fester Freund, eigentliche Geldsumme ausreichend.
Wieso spielt sie dann? Wieso macht sie bei sowas mit?
Doch die Frage bleibt wohl unbeantwortet.
Oder sie lässt sich zu einfach beantworten: Weil sie es KANN.
Genau dieser Faktor lässt die meisten Menschen zu dem werden was sie am Ende sind.
Sie KÖNNEN spielen. Sie KÖNNEN Drogen dealen und damit mehr Geld machen. Sie KÖNNEN Prostitution fördern. Sie KÖNNEN bei Geschäften lügen und betrügen ohne erwischt zu werden.
Dieses KÖNNEN bringt Menschen dazu, schreckliche Dinge zu tun, die nicht nur den Mitmenschen schaden sondern auch der eigentlichen Person.
Und damit erkläre ich auch erst einmal den Fall dieses Zielobjektes.
Drogen sind hierbei nicht im Spiel, nur Spielsucht.
Wobei dies auch eine Sucht ist, die man unbedingt unterbinden muss, bevor sie einen unterwirft und man daran zerbricht.
Ansonsten ist das Zielobjekt „sauber“. Nichts das sie beflecken könnte bis auf die Geldwäsche.
Wieso wäscht sie nur Geld? Geldwäsche bringt ihr nichts. Es bringt keinen Gewinn für sie, also warum würde sie es tun?
Doch das Warum sollte ich mir sparen.
Zuerst kommt ihre Verfrachtung nach Amerika.
Dazu muss ich sie erst ausfindig machen, was mich dazu bringt, dass ich meine Jacke überstreife und nach draußen gehe, auf den Nissan Sentra zu, dem ich insgeheim bereits „Todesmobil“ nenne. In diesem Wagen bin ich so ungeschützt wie eine Ratte auf der Hauptstraße.
Ich steige ein, lege die Akte in das Handschuhfach und starte den Motor.
Kaum fällt mir die Umgebung auf, die große Stadt gefüllt mit Menschen und die Landschaft.
Schattenhaft fliegt sie an mir vorbei, die großen Gebäude, all die Fahrzeuge und weiteres.
Ich fahre zielstrebig, wie immer, zu meinem Zielobjekt, bzw. Zielort in diesem Fall.
Das Café / Restaurant, das sich mir nun zeigt, ist klein und wirkt auf den ersten Blick sehr gemütlich.
Ich schlendere gemächlich, aber doch mit Autorität in das Etablissement und messe alles mit einem Blick.
Es steht gut um das Restaurant, kein Dreck, saubere Kunden, Bedienungen. Die Wandfarbe sieht noch recht frisch aus. Das Mobiliar ist in gutem Stand und passt gut zu dem ganzen gemütlichen Thema dieses Cafés. Das Leder ist noch neu und verströmt Duft, die Theke sauber und poliert.
Die Kunden, wie auch die anderen Anwesenden wirken entspannt und zufrieden.
Ich gehe zur Theke und setze mich auf einen Hocker.
Ich will erst einmal nicht auffallen, was recht schwer ist bei 1.98 Meter. Doch ich versuche mich zu etablieren, wobei es in Amerika nicht so leicht ist, wie in Spanien.
Hier falle ich nicht so sehr auf, da meine Hautfarbe mit der, der Einheimischen übereinstimmt.
Mein Gang, mein Gesichtsausdruck und meine Kleidung dagegen, wirken zwar nicht Fehl am Platze aber kommen nicht so gut mit der bequemen Kleidung der Kunden zurecht.
Ich bestelle mir einen schwarzen Kaffee und sehe mich um.
Juana ist nicht zu sehen. Aber sie könnte ebenso in der Küche arbeiten, wobei ich das doch eher bezweifele.
Sie ist Kellnerin.
Sie müsste hier eigentlich hin und her gehen und Essen verteilen, aufräumen oder kassieren.
Nach weiteren 10 Minuten, in denen ich alle Angestellten kurz unter die Lupe genommen habe, wobei auffällt, dass sie alle harmlos sind, winke ich eine Kellnerin zu mir.
Rote gefärbte Haare, klein, vielleicht 1.65 Meter, knapp 20-30 Jahre alt.
„Entschuldigung, ich suche nach Juana. Arbeitet sie heute nicht?“, frage ich lächelnd in meiner Muttersprache.
Es ist eigentlich sehr merkwürdig ihren Namen so vertraut zu sagen.
In meinen Gedanken heißen die Menschen, die mit meiner Arbeit zu tun haben, meistens „Zielobjekt“. Doch es wäre in diesem Moment, mit diesem Zweck, falsch sie mit vollem Namen anzusprechen.
Denn da diese Frau mit dem Zielobjekt zusammen arbeitet, mögen die beiden Frauen sich sicherlich. Durch die Nutzung ihres Vornamens, wirke ich wie ein enger Vertrauter und die Kellnerin wird mir eher antworten.
„Juana hat heute frei. Sind Sie mit ihr befreundet?“, fragt sie freundlich und sieht zu mir hoch, obwohl ich noch immer sitze.
„Ja, wir kennen uns durch Jaime. Er und ich haben zusammen studiert.“, sage ich und denke daran, dass Jaime in Madrid studiert hat. Jura.
Weit hat er es aber nicht damit gebracht.
„Ich glaube Juana ist zu Hause. Normalerweise müsste sie jetzt schlafen.“, sagt die Kellnerin.
„Okay, Dankeschön für Ihre Hilfe.“
„Nicht der Rede wert.“, winkt sie ab und verschwindet. Ihre Hüften bewegen sich sehr stark, anscheinend macht sie mir „schöne Augen“.
Natürlich springe ich nicht darauf an und bezahle mein Getränk.
Danach gehe ich zu meinem Wagen und steige ein, fahre durch Madrid zu meinem Zielobjekt.
Kurz darauf laufe ich die 4. Treppe hoch und komme an Wohnung 4d an.
Ich klopfe an.
„Moment noch.“, höre ich einen Mann schreien.
Jaime Tirado Fernández. Und nur einen Augenblick später öffnet er auch schon die Tür.
Schwarze Haare, braune Augen, 1.76 Meter, 34 Jahre alt.
„Ja, was kann ich für Sie tun?“, fragt er misstrauisch und verschränkt sofort die Arme.
Offenbar ist dieser Mann vorsichtig, bereit zu fliehen und verschlossen ist er.
„Ich suche nach Juana. Ist sie vielleicht da?“, frage ich wieder freundlich.
Jaime sieht noch unwohler aus.
„Ich weiß nicht. Woher kennen Sie Juana denn?“, fragt er.
„Aus dem Café. Gestern habe ich sie getroffen und wollte ihr noch etwas sagen.“
„Und was?“
Ich grinse ein bisschen dümmlich. Man sollte nicht zu intelligent wirken, aber auch nicht zu unterentwickelt.
„Das ist eher privat.“
Jaime entspannt sich. Ich denke an seiner Körpersprache ist zu erkennen, dass dies nicht das erste Mal ist, dass jemand wegen etwas „Privatem“ für Juana ankommt.
„Warten Sie kurz. Kommen Sie doch rein.“, sagt er leicht genervt und geht los.
Ich stehe im Flur und sehe mich kurz um.
Von hier ist die gesamte Wohnung zu sehen. Klein, nicht sehr dekoriert und etwas kalt, wenn man das denn behaupten kann.
Es kommt meinen Zimmern sehr ähnlich. Bis auf die Größe.
„JUANA!!!! BESUCH!!!“, höre ich Jaime bis hier grölen und danach wird eine Tür zugeschlagen.
Juana, zerwühlt, fluchend und halb schlafend, kommt auf mich zu und sieht erst nachdem sie fast in mich hinein gerannt ist, auf.
Und auf. Und auf.
Ihre Augen, verschlafen eben noch, werden groß und sie starrt mich verwundert an.
„Ja, wie kann ich helfen?“, krächzt sie und räuspert sich.
Ich lächele leicht.
„Könnten wir vielleicht wo anders reden?“, frage ich etwas leiser, sehe Jaime bedeutend an, da er immer noch hier steht und uns anstarrt.
Juana sieht Jaime ebenfalls an.
Er stöhnt. „Na gut.“
Damit geht er.
Und lässt mich allein mit dem Zielobjekt.
Eine bessere Chance gibt es nicht.
Noch während Juana Jaime hinterher sieht, packe ich sie von hinten und als sie schreien will, lege ich meine Hand über ihren Mund.
Ich hebe sie hoch, was bei 52 Kilo nicht schwer ist und klemme sie mir unter den Arm.
Juana zappelt und tritt um sich, versucht mich zu schlagen und zu treten, doch die Arme verklemme ich hinter ihrem Rücken, sodass sie gegen meine Brust gepresst sind.
„Sie haben noch eine Schuld bei Salkovsky einzulösen Señora Tirado Fernández.“, sage ich leise und öffne die Haustür so leise wie möglich.
Ihr Körper wird erst steif, danach zappelt sie mit doppelter Kraft und stößt kleine Laute aus.
Sie beißt mir in die Hand, während ich die erste Treppe hinunter spurte.
Ich reiße die Hand nicht direkt weg, sondern lockere nur den Griff.
„Bitte, b-bitte. T-tun Sie mir nichts. Ich b-bezahle noch. W-wirklich.“, stottert sie und mir laufen ihre Tränen über den Handrücken.
Etwas angewidert starre ich sie an.
Das hasse ich am meisten. Dieses schwache, dumme Schluchzen. Damit bekommt man niemanden rum, der einigermaßen kompetent ist.
Mit Weinen macht man es manchmal noch schlimmer.
Doch ich schlage nur selten Frauen und diese wehren sich dann zumeist so sehr, dass es besser ist, sie auszuschalten.
„Sie hätten keine Schulden machen sollen, wenn Sie sie nicht begleichen können.“, sage ich leise und tief in ihr Ohr, sie bekommt Gänsehaut auf ihren Armen.
Erst jetzt fällt mir auf, dass sie sehr wenig trägt und nehme mir vor, ihr eine Decke zu besorgen oder eine Jacke, sonst fallen wir noch mehr auf.
„Nein, nein, nein! Bitte, lassen Sie mich los.“, nuschelt sie in meine Hand und bricht in Schluchzer aus.
Herzzerreißend, denke ich ironisch.
„Señora, das bringt absolut nichts, sie können wieder aufhören zu weinen.“, sage ich neutral.
Mittlerweile sind wir im Erdgeschoss und ich sehe mich um, checke ob jemand uns sehen kann.
„Tun Sie mir nichts, bitte. Tun Sie mir nicht weh. Oh Gott, bitte.“, schluchzt sie und ich presse meine Hand auf ihren zitternden Mund.
Ich gehe schnellen Schrittes zu meinem Wagen, öffne den Kofferraum, sehe mich um und lege das Zielobjekt hinein.
Sie setzt sich auf und will schon weglaufen, da versetze ich ihr eine Ohrfeige.
Noch mehr Tränen quellen aus ihren Augen.
„Bitte nicht. Bitte.“, schluchzt sie.
Ich sehe sie verwundert an, als sie freiwillig die Beine zurück legt und sich auf die Seite rollt.
Ich schließe den Kofferraum und fahre kurz darauf los.
Am Hotel angekommen, laufe ich hoch und hole meine Sachen. Meine Tasche, meine Papiere, all die kleinen Sachen und sprinte wieder herunter, sorge dafür dass niemand mich bemerkt.
Als ich zum Wagen komme, fällt mir auf, dass sie schon ein Ziel hatte.
So laut zu schreien, dass sie selbst durch den Kofferraum zu hören ist.
„HILFE!!!! HELFT MIR!!!! HOLT MICH HIER RAUS!!!! RUFEN SIE DIE POLIZEI!!! DIE FEUERWEHR!!!! HILFE!!!“, schreit sie aus Leibeskräften.
Sowas gefällt mir schon besser.
Ich gehe zum Kofferraum und schlage kräftig darauf, bis sie verstummt.
„Klappe, da drin.“, sage ich ruhig.
Es wird still, aber ihr Weinen ist immer noch zu hören.
Ich schüttelte ganz leicht den Kopf, lasse mir aber nicht ansehen, wie sehr ich diese Frau für ihre Tränen verachte.
Ich gehe zurück zur Fahrerseite und setze mich in die Todesmaschine.
Langsam, bewusst langsam und korrekt, fahre ich zum Flugplatz.
Der Flug ist schon längst gebucht, mir war klar, dass ich das Zielobjekt heute holen würde.
Wenn ich sie nicht so leicht bekommen hätte, dann hätte ich sie mir anders geholt.
Wäre bei ihr eingebrochen oder auf anderen Wegen.
Am Flughafen angekommen, gehe ich um den Wagen herum, öffne den Kofferraum und sehe mir das zusammen geknäulte Etwas an.
Das Zielobjekt weint und sieht mich mit rot verquollenen Augen groß an.
Erwartet sie Mitleid? Courage? Wartet sie darauf, dass ich ihr klar mache, dass es alles nur ein Scherz war? Das sie gehen darf?
Nun, darauf wird sie lange warten müssen.
Alles was ich nun tun muss, ist sie nach Amerika zu verschiffen und mir einen neuen Auftrag holen.
Mich geht es absolut nichts an, was mit dieser Frau passiert.
Sie hat es sich selbst zu verschulden.
„Hören Sie auf zu heulen.“, sage ich weiter auf Spanisch, neutral und kalt.
Sie schluchzt jedoch weiter, die Tränen versiegen nicht und sie gibt immer noch diese jämmerlichen Geräusche von sich.
Ich sehe mich in der Tiefgarage an, sehe ganz genau, dass ich allein bin und dass ich strategisch gut geparkt habe.
Keine Kamera erfasst meinen Wagen mit mir zusammen.
Also gebe ich der Freu eine weiter Ohrfeige, weiter Tränen quellen hervor.
„Aufhören.“, sage ich in dem gleiche Ton.
Als sie nicht aufhören will, hebe ich gerade wieder die Hand, da beißt sie sich auf die Lippen und verstummt.
Ein paar weitere Tränen quellen aus ihren Augen, doch dann versiegen sie.
Geht doch.
„Sie werden mir keine Probleme machen, verstanden? Alles läuft wie ich es will…Jetzt kommen Sie. Und ich warne Sie, machen Sie keine Szene.“, sage ich und werde etwas drohender, da ich schon fast sehen kann, wie sich ein Plan in ihrem Kopf Platz macht.
Ich würde jedwede Szene unterbinden, was es auch kosten mag.
Mich würde es jedoch nichts kosten, im Gegensatz zu ihr.
Ich hebe sie aus dem Wagen, stelle sie auf ihre Füße.
Noch immer trägt sie nur eine Shorts und ein Top, ihre Füße nackt und Gänsehaut überzieht ihre Haut.
Ich sehe sie an, mustere sie.
Sie ist klein und zierlich, dünn.
Mein Hemd würde noch mehr auffallen.
Doch sie braucht Schuhe. Zumindest das.
Also muss ich Schuhe besorgen oder sie irgendwie loswerden.
Sie sieht mich mit großen, roten Augen an.
„Wieder in den Wagen.“, sage ich, da ich eine bessere Idee habe, als sie die ganze Zeit mit mir mitzuschleppen.
„Aber…“
„IN den Wagen.“, sage ich betont und sehe starr in ihr Gesicht.
Sie geht rückwärts, vorsichtig.
Dann setzt sie sich in den Kofferraum und ohne auf ihre Einwilligung zu warten, schlisse ich den Deckel.
Damit gehe ich aus der Tiefgarage in den Flughafen.
Hier würden sich sicherlich Schuhe finden lassen.
Ich gehe in das erste Geschäft, das Schuhe im Schaufenster stehen hat.
Ich greife nach den ersten Schuhen die ich finde, sehe mir die Größe der Turnschuhe an.
38.
Das wird reichen.
Ich gehe an die Kasse und lege sie auf die Theke.
Die Frau sieht die Schuhe an, dann mich.
„Sind Sie sicher, Señor? Ich glaube nicht, dass dies ihre Größe ist.“, sagt die Verkäuferin lächelnd.
Ich erwidere ihr Lächeln ein wenig.
Sie scheint ungefährlich und recht besorgt um mich.
„Sie sind auch nicht für mich, Señora. Trotzdem Danke, für Ihre Andeutung.“
Sie lächelt und antwortet weiterhin auf Spanisch.
Es tut gut, wieder einmal hier zu sein.
Ich habe viel zu selten die Gelegenheit Spanisch zu sprechen.
„Nicht der Rede wert. Beehren Sie uns bald wieder.“, sagte sie und ich greife, nachdem ich bezahlt habe, nach den Schuhe und gehe davon.
Ich spüre ihren Blick auf mir, weiß, dass sie mir nachsieht.
Doch dies passiert oft, da ich so groß bin.
Man ist es nicht gewohnt jemand so großen zu sehen.
Ich verschwinde aus dem Geschäft und gehe gemächlich zur Tiefgarage, nehme die Treppe, anstatt des Fahrstuhls.
Fahrstühle sind mir zu langsam.
Im nassen, dunklen und kühlen Raum angekommen gehe ich zielstrebig auf den Nissan zu.
„HILFEEEE!!!!“, schreit das Zielobjekt laut auf Spanisch und ihre Stimme scheint kratzig.
Es scheint, als habe sie die ganze Zeit geschrieen, während ich weg war.
Ich höre wie etwas gegen das Blech knallt und habe eine lebhafte Vorstellung davon, dass sie mit Fäusten und Füßen gegen den Kofferraum kämpft.
Ich öffne die Klappe und dort liegt sie, sieht mich verängstigt an und zuckt weg.
„Anziehen.“, sage ich und lege die Schuhe auf ihre Beine, die angewinkelt an ihrem Körper liegen.
Sie sieht die Schuhe erstaunt an, mustert sie und ich starre sie an.
„Jetzt.“
„Aber…“
„JETZT.“, sage ich drohend und ziehe die Brauen etwas zusammen.
Das wirkt wie immer und sie streift die Schuhe schnell über.
Sie quetscht ihre Fersen hinein, da die Schuhe offensichtlich zu klein sind.
Diese Mal handelte ich schneller als sonst und hatte mich nicht über jedes Detail über das Zielobjekt informiert.
Normalerweise hätte ich ihre Schuhgröße gekannt.
Ich greife nach ihrem Arm, lege ihn in meinen hinein.
Als würden wir ein Paar sein, und sie würde sich einfach schlecht kleiden.
So gehe ich los, ziehe die Frau hinter mir her.
„Sie werden kein Wort sagen, verstanden? Ein Wort und sie werden einen Vorgeschmack darauf bekommen, was Salkovsky mit Ihnen vorhat.“, sage ich leise.
Ich weiß nicht genau, was Salkovsky vorhat, aber meine Vorstellungen reichen.
Die Frau nickt und neue Tränen glimmen in ihren Augen auf.
„Und keine Tränen mehr.“, sage ich kalt.
Damit gehen wir in den Flughafen und ich setze ein etwas freundlicheres Gesicht auf.
Die Leute passieren uns, werfen nicht einen Blick auf mich oder das Zielobjekt.
Ganz genauso war es geplant.
Ich gehe zum ersten Schalter.
„Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragt ein Mann hinter den Tresen und ich setze ein kleines, freundliches Lächeln auf.
„Die Buchung auf Scheffer bitte.“, sagte ich auf Spanisch.
Der Mann gab einen Moment etwas in seinem Computer ein und überreichte mir die Tickets.
Damit machte ich mich auf den Weg zum Gate.
Die Frau an meinem Arm, krampfte noch immer ihre Fäuste zusammen, sah starr geradeaus und wirkte sehr auffällig dadurch.
„Hören Sie auf so zu gucken. Benehmen Sie sich normal.“, forderte ich sie auf und ging gemächlich durch den Flughafen.
Der Flug ging erst in 15 Minuten und wir waren schon beinahe angekommen.
„Wie…“, begann sie mit zitternder Stimme und sah mich an.
Ich schoss ihr einen Blick zu.
Sie hatte gesprochen…
Doch sie schloss schnell den Mund und versuchte ihr Gesicht zu entspannen.
Ich roch ihre Angst, ihren Schweiß.
Ihre Finger waren fest zusammen gekniffen, ihr Mund zusammen gepresst.
Sie sah unnatürlich steif aus.
Als würde ich sie bedrohen oder kidnappen.
Was ich ja auch tat.
Ich ging in Schweigen weiter.
Ich würde sie in dieses Flugzeug schaffen, dann würde ich sie abliefern.
Es würde alles problemlos verlaufen, dafür sorgten sowohl Salkovsky, als auch Scheffer.
Mal ganz abgesehen von mir selbst.
Danach? Mal sehen.
Vielleicht würde ich meine Familie mal wieder besuchen.
Familie.
Chris, hilf mir. Bitte nicht, NEIN!!! Ein markerschütternder Schrei ertönt.
Geruch nach Tod und Qual, Schmerz und Folter. Überall auf der Welt.
Ich schüttele mich, mein Gesicht fühlt sich kalt und starr an.
Wieso hört das nicht auf?
Wieso kann ich ihre Stimme nicht einfach überhören?
Wieso quält sie mich so unerträglich?
Ich schüttele den Kopf ein klein wenig und konzentriere mich.
Dann würde ich meine Familie an einem anderen Zeitpunkt wieder sehen.
So dringend war es nicht, ich war erst vor 2 Monaten dort gewesen.
Sie würden noch genug Geld haben.
Meine Schritte waren automatisch langsamer gegangen und das Zielobjekt sah mich an, die Augen groß und rund.
Da ging ich schneller weiter.
„DER LETZTE AUFRUF FÜR FLUG 79…“, ertönte eine monotone Stimme und ich wusste, dass es mein Flug war.
Ich ging weiter zu dem Gate, gab die Tickets für uns beide ab und ging weiter.
Im Flugzeug fand ich schnell die beiden Plätze, die einzige Reihe die noch nicht voll gestopft war, sondern vollkommen leer zu sein schien.
Ich setzte mich, zog die Frau neben mich und schnallte sie an.
Meine Hand lag fest um ihren Unterarm.
Sollte sie auch nur etwas versuchen, würde ich ihr zeigen, was es bedeutet, sich zu verschulden um dann abzuhauen.
Frauen schlug ich weniger oft, doch nur, wenn es nach mir lief.
Und die Frauen beugten sich meinem Willen sehr viel öfter, als die Männer.
Zu ihrem Vorteil, da ich selbst Frauen schlage.
Es scheint, als sei ich unnötig brutal.
Doch Erfahrung und Zeit lehrte mich, mit jedem gleich umzugehen.
Wenn man Unterschiede beim Geschlecht machte, musste man damit rechnen, dass die Frauen sich wehrten und versuchten zu fliehen.
Und dadurch musste ich meine Reisen schon sehr oft verlängern.
Und letztendlich endeten diese Frauen sowieso bewusstlos auf meiner Rückbank.
Das Zielobjekt begann unkontrolliert zu zittern, ihre Zähne klapperten.
Weniger vor Kälte, obwohl es doch recht kühl war, eher vor Angst.
In Amerika erwartete sie etwas Schreckliches, ich wusste es aus Erfahrung und Erzählungen.
Salkovsky hatte den Ruf, ebenfalls nicht zwischen Geschlechtern zu unterscheiden.
Und da er Männern oft etwas sehr Abstoßendes antat, wobei es dabei unter die Gürtellinie ging, würde er keinen Unterschied bei einer Frau machen.
Mich durchlief ein kleiner Schauer vor Ekel.
Ich hatte beinahe Mitleid mit der Frau neben mir.
Doch sie hatte es sich selbst zu verschulden.
Sie hätte auch einfach nicht spielen können.
Dann wäre sie weiterhin eine glückliche Kellnerin in Spanien mit einem Bruder und einer Schwester, froh des Lebens.
Jetzt jedoch würde sie entweder verstümmelt und unglücklich, seelisch verkrüppelt, weiter dahinsiechen oder sie würde sterben.
Dabei schien die zweite Möglichkeit sehr viel einladender als alles andere.
Ich drückte fester zu, damit sie mich ansah.
„Aufhören.“, sagte ich ihr leise und tief ins Ohr und sie zitterte noch mehr.
„Hören Sie damit auf.“, brummte ich und quetschte ihren Unterarm zusammen, bis sie sich wieder auf die Lippen biss, damit ihre Zähne aufhörten zu klappern.
Nach ein paar Momenten hatte sie sich endlich beruhigt.
Da ertönte wieder eine Stimme, die besagte, dass wir nun abheben würden.
Ich lehnte mich entspannt zurück, sah aus dem Fenster.
Dieser Flug würde lang sein.
Ich setzte mich in meinen Wagen und zerrte die Frau neben mir her.
Sie zitterte wieder, es war Nacht und sie sah sich gehetzt um.
„Kofferraum.“, sagte ich auf Spanisch.
Sie sah mich an, doch ich schleppte sie nur zu meinem Wagen nach hinten.
In Amerika war es sehr viel weniger auffällig so mit einer Frau umzugehen, als in Spanien.
Ich hätte das Zielobjekt auch anschreien können, niemand würde dies für merkwürdig halten.
Ich öffnete den Kofferraum und stopfte die Frau hinein.
Dann schloss ich den Kofferraum wieder.
Ich fuhr langsam durch die Straßen, hörte laute Musik von draußen, Gesprächsfetzen, da mein Fenster offen war.
Ich fuhr immer weiter bis zu dem Treffpunkt von Salkovskys Mann und mir.
Es war eine unscheinbare Gegend, nichts wies auf Kidnapping hin. Aber wo tat es das schon?
Ein Auto fuhr vor, ein Geländewagen in dunkelgrün.
Das war der Mann.
Er hatte mir sein Auto genauestens beschrieben und dieser Wagen gehörte ihm.
Er stieg aus.
Braune Haare, blaue Augen in einem plumpen Gesicht, ca. 1,80 m groß, 30-35 Jahre alt.
Er könnte gefährlich werden mit seiner guten Figur und den offensichtlichen Muskeln an Oberarmen und Brust unter seinem blauen Hemd.
Ich stieg aus.
„Chris?“, fragte der Mann höflich.
Ich gab niemandem meinen richtigen Namen.
Nicht einmal Scheffer wusste, wie mein Nachname war.
Meinen Vornamen kannte er, doch der war nicht sehr selten.
Christobal.
Ich nicke und sehe den Mann genau an, studiere ihn.
Und etwas kommt mir seltsam vor.
Was es ist, ist mir nicht bewusst.
„Du bist hier um die Ware abzuholen?“, frage ich und hebe die Augenbrauen, eines der wenigen Gesten, die ich oft nutze.
Dadurch wirke ich etwas überheblich und abgehoben, genau diesen Eindruck sollen sie manchmal von mir bekommen.
„Ja. Salkovsky schickt mich.“, sagt er ernst und sieht mir direkt ins Gesicht.
Und da ist es wieder. Dieses Gefühl.
Salkovskys Mann würde niemals erwähnen, dass Salkovsky ihn schickt.
Überall in Amerika wird man abgehört, auch wenn dies paranoid klingt.
Doch gerade in meinem Beruf muss man so etwas wissen.
Ich sehe den Mann ganz genau an.
Die Kleidung sitzt gut.
Schwarze Hosen mit Bügelfalte, ein hellblaues sauberes Hemd.
Weder Krawatte, noch Schal noch irgendein anderes Accessoire.
Er wirkt seriös.
Gut in Form ist er, groß, perfekt.
Ganz genau das, was ein Schuldeneintreiber sein sollte.
Und doch ist er falsch.
„Ich übergebe Ihnen gleich den Koffer, doch zunächst will ich die Bedingungen klar stellen…“, teste ich ihn.
Er nickt. „Hervorragend, doch ich will erst die Ware sehen, danach können wir verhandeln.“
Ich lächele. „Gewieft, das muss man sagen.“, sage ich und ziehe beide Mundwinkel hoch.
Dieser Mann gehört nicht zu Salkovskys Mannschaft.
Niemals. Der richtige Mann wüsste, dass es sich hierbei um eine Person handelt und nichts, was in einen Koffer passen würde.
Und der richtige Mann wüsste, dass ich nicht um Geld verhandle und vor allem würde ich nicht lächeln.
Ich nicke.
„Einen Moment.“, sage ich und drehe mich um, steige in meinen Wagen und lehne mich herunter, tue so, als ob ich einen Koffer unter dem Sitz hervor ziehe.
Währendessen starrte ich den Wagen, sehe hoch, trete die Kupplung und sehe, wie das Gesicht des fremden Mannes mich erstaunt ansieht.
Dann gebe ich Gas und lasse die Kupplung kommen, bin schon weg, bevor andere Menschen aus dem Wagen steigen und mir nach sehen.
Verwundert sehe ich mich noch einmal um.
Gut, dass sie wenigstens nicht geschossen haben.
Ich fahre schnell um ein paar Block und steuere auf Scheffers Haus zu.
Ich parke meinen Wagen in Scheffers Garage und gehe zum Kofferraum.
Das Zielobjekt liegt dort und schläft.
„Aufwachen.“, sage ich streng und greife nach ihrem Oberarm, ihr Unterarm hat blaue Striemen von meinen Fingern, die ihren Arm im Flugzeug ununterbrochen festgehalten hatten.
Sie öffnete die Augen und sah mich erschrocken an.
„Bitte. Nicht. Bitte, ich werde alles zahlen. Alles was Sie wollen, ich tue alles. Nur bringen Sie mich nicht zu….“, sagte sie und erneut liefen Tränen über ihr Gesicht.
Ich griff fester zu und ging durch die Tür zur Garage direkt in Scheffers Haus.
„Ah Chris, wie ich sehe, bist du wieder da.“, sagt Scheffer und sieht mich starr an, als ich die Frau hinter mir ehr zerre.
„Bring sie selbst zu Salkovsky, wenn er selbst nicht dafür sorgen kann, dass alles glatt läuft.“, sagte ich kalt und wechselte wieder zu englisch.
Zu dem Zielobjekt sprach ich nur spanisch.
Scheffer runzelt die Stirn, allein sitzt er mit seinem jüngsten Sohn vor dem Fernseher, ein Scotch in seiner Hand und sein Sohn starrt Pinocchio im Bildschirm an, der vor sich hin trällert.
Der Junge war schon so gewöhnt an all das, Menschen die auf den Boden geworfen wurden und getreten, dass er sich schon gar nicht mehr darum kümmerte.
„Was meinst du?“
„Ich meine, dass Salkovsky vorsichtiger sein sollte. Bullen sind dahinter gekommen und wollten übernehmen. Also schaff sie selbst weg. Ich will mein Geld.“, sagte ich neutral.
So wirkte es besser, als wenn ich geschrieen hätte.
Und ich war mir sicher, dass es Bullen gewesen waren.
Gangs und die Mafia und was es nicht noch alles gab, nahmen keine Frauen mit, wenn es um so etwas ging.
Doch hier war eine Frau anwesend.
„Das werde ich ihm melden. Doch du wirst sie wegbringen oder du bekommst dein Geld nicht.“, sagte Scheffer ernst.
„Zuerst das Geld.“, sagte ich und griff fester an den Oberarm der Frau, sie weinte immer weiter, schluchzte und flehte.
Scheffer sah mich an.
„Na gut. Und bring sie endlich zum Schweigen.“, sagte Scheffer genervt und stand auf, strubbelte seinem Sohn durchs Haar.
Ich sah die Frau an, sie war auf den Knien und sah hoch zu mir.
„Bitte, ich tue alles was Sie wollen. Bringen Sie mich nicht zu ihm. Bitte.“, schluchzte sie laut auf und Scheffers Sohn sah auf und sah die Frau auf den Knien, ihre Arme um meine Beine.
„Still.“, sagte ich einfach und sie schluchzte noch einmal, da sah sie meinen Blick.
Sie hielt die Luft an und machte somit kein Geräusch mehr.
Damit zerrte ich sie hoch und griff wieder nach ihrem Arm.
Ihre eigene Schuld.
Sollte sie doch Salkovsky anflehen und nicht mich.
Salkovsky würde das Angebot „Alles“ annehmen und sie erst danach töten, bzw. verstümmeln.
Je nachdem.
„Hier.“, sagte Scheffer und drückte mir einen dicken Umschlag in die Hand.
Ich nickte und ging weg, ohne jegliche Verabschiedung.
„Bitte…“, wimmerte die Frau und ich holte aus und schlug ihr ins Gesicht.
Nur mit der flachen Hand, jedoch fest genug, damit ihr Kopf zur Seite flog.
„Ich sagte, Sie dürfen nicht sprechen.“, sagte ich leise auf Spanisch.
Sie weinte wieder und ich hob sie grob an den Schultern hoch und legte sie in den offenen Kofferraum.
„BITTE…NEIN…“, schrie sie, da knallte ich den Kofferraum zu.
Chris, hilf mir. Bitte nicht, NEIN!!! Ein markerschütternder Schrei ertönt.
Geruch nach Tod und Qual, Schmerz und Folter. Überall auf der Welt.
Ich schüttelte den Kopf.
Diese Frau hatte es sich selbst zuzuschreiben, dass sie in dieser Lage war.
Ganz anders als…
Niemals würde ich wieder daran denken.
Diese Stimmen mussten aufhören.
Ich ging um meinen Wagen herum, setzte mich hinters Steuer und fuhr aus Scheffers Garage.
Dann fuhr ich langsam durch die warmen Straßen von L.A.
Es war ein lauer, warmer Abend, die Leute entspannten sich draußen, tranken, lachten und sprachen.
Und ich brachte eine Frau zu einem Mann, der sie nun foltern und quälen würde.
Jedoch nur als Warnung.
Er würde sie wieder freilassen und sie würde ihn bezahlen müssen.
Oder er tötete sie und statuiert ein Exempel an ihr.
Dann musste ihre Familie für sie bezahlen oder er holte sie ebenfalls nach Amerika und tat dasselbe mit ihnen.
Ich fuhr nach knapp einer halben Stunde auf Salkovskys Einfahrt und stieg aus, lief zu seiner Tür und nach meinem zweiten Klingeln öffnete mir ein kleines Mädchen mit großen grünen Augen unter blonden Löckchen.
„Kann ich helfen?“, fragte sie mit ihrer kleinen, niedlichen Stimme und kicherte danach.
Sie war fast so süß wie Sue.
„Ist dein Vater da?“, fragte ich höflich, jedoch nicht lächelnd.
Sie sah hoch in mein Gesicht. Dann nickte sie und rannte los, ließ die Tür offen stehen.
„Daddy.“, rief sie und man hörte Salkovskys Stimme.
Tief mit einem polnischen Akzent darin.
Da trat Salkovsky zur Tür, seine Tochter hinter seinem Bein, sah mich noch immer an.
Ich sah den Mann an, der mir diesen Auftrag gegeben hatte.
Und wieder schien seine Erscheinung, seinem Geschäft zu widersprechen.
Er war ein gewöhnlicher Mann mit braunen Haaren und braunen Augen.
Er war ca. 1,78 m und relativ gut in Form. Somit war er auch relativ attraktiv.
„Chris. Was beschert mir die Ehre deines Besuchs?“, fragte Salkovsky lächelnd.
Bei ihm war man sich niemals sicher, ob er freundlich oder drohend war.
Ich sah ihm starr ins Gesicht.
„Ich konnte Ihr Paket nicht übergeben, da etwas dazwischen gekommen ist.“, meinte ich vage und sah ihn weiter an.
„Betsy? Holst du Daddy wohl einen Saft?“, fragte Salkovsky und duckte sich seinem Kind zu.
Sie grinste und nickte, rannte los.
„Sei vorsichtig Schatz.“, rief er hinterher und danach ertönte eine weibliche Stimme. Wahrscheinlich Salkovskys Frau.
„Also, was ist passiert?“, fragte er entspannt und lehnte sich an den Türrahmen.
„Dein Mann wurde anscheinend von der Polizei erwischt und ersetzt. Sie wollten mir das Paket abluchsen, doch es gelang ihnen nicht. Ich habe es jetzt mit.“
Salkovsky hob eine Schulter.
„Wie das Leben nun einmal spielt. Bring sie bitte in meine Garage. Ich werde jemanden dorthin schicken um sie zu übernehmen. Danke übrigens für deine Mühe.“, sagte Salkovsky lächelnd.
„Es war eher Eigennutz als mein Verlangen Ihnen einen Gefallen zu tun.“, sagte ich ernst.
Salkovsky lachte auf.
„Ich mag dich Chris. Sobald du genug von Scheffer hast, sag bescheid. Ich würde dich sehr gern übernehmen.“
Ich nickte. „Ich werde bescheid geben.“
Damit tippte ich mir an die Stirn und drehte mich um-
Die Tür schlug zu und ich ging um meinen Wagen zum Kofferraum.
„Was tun Sie da?“, fragte ich kurz erstaunt, als ich eine Frau an meinem Wagen sah. Sie hob den Kopf.
Dunkle Haare, grüne Augen, ca. 1,80m und schlank. 20-25 Jahre alt.
Sie starrte mich wie ein Reh im Scheinwerferlicht an.
Sie stand an meinem Kofferraum.
Ich sah sie neutral an, doch mein Körper besagte Drohung.
„Verschwinden Sie, schnell.“, meinte ich leise und sie sah mich weiter nur stumm an, ihr Mund etwas geöffnet, als wenn sie keine Worte aus dem Mund bekam.
„Ich bin…Special Agent Miller. Und ich untersuche gerade Ihren Kofferraum, da es einen berechtigten Zweifel an dessen Inhalt gibt.“, sagte sie letztendlich und starrte mich weiter an.
„Ah ja. Sie haben nicht zufällig eine Erlaubnis bei sich?“, fragte ich neutral und verschränkte meine Finger ineinander.
Bullen und ihre Ticks.
Sie sah mich scharf an.
Dazu kniff sie beide Augen zusammen und starrte mich wütend an.
„Ich kann sie für 24 Stunden in Haft nehmen, das wissen Sie doch. Wenn ich Ihren Wagen durchsuchen könnte, könnten wir uns dies ersparen…“, meinte sie und ich sah sie stumpf an.
Sie dürfte meinen Wagen niemals anfassen.
Sie würde die Frau finden.
„Na gut, damit nehme ich Sie fest, Sir. Sie haben das Recht zu schweigen, alles was Sie sagen kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet…“, ratterte sie das Übliche Prozedere ab.
Ich sah sie einfach an.
Sie zückte die Handschellen.
„Wenn Sie sich bitte umdrehen würden.“
„Nein. Ich gehe freiwillig mit Ihnen, also brache ich keine Handschellen zu tragen.“, sagte ich und sah sie weiter an.
Sie schnaubte und ging voraus.
„Da Sie freiwillig mitkommen, gehen Sie bitte vor zu meinem Wagen.“, sagte sie auf dem Weg.
Ich ging weiter, ließ sie jedoch vorgehen.
Da sah ich, wie ein Mann aus der Garage kam und sich umsah.
Ich sah ihn an, zeigte auf den Kofferraum.
Er sah meinen Wagen an. Dann nickte er.
Ich ging weiter.
Die Frau ging immer noch voran, da kamen wir an ihrem Toyota an.
Sie sah mich an und ich setzte mich gehorsam auf die Rückbank.
Wir fuhren zuerst schweigend.
„Wir beide wissen, dass Sie etwas geschmuggelt haben. Und wir beide wissen, dass Ihr Wagen sauber und perfekt sein sollte, wenn wir ihn durchsuchen sollten.“, sagte sie leise und ich sagte nichts darauf.
Es war wichtig nichts an die Bullen durchsickern zu lassen.
„Und ich bin sicher, dass gerade in diesem Moment jemand Ihren Wagen säubert und die Drogen verhökert.“, meinte sie leise.
Darauf erwiderte ich ebenfalls nichts.
Falsch, ich schmuggele Leute, die gefoltert werden sollen, keine Drogen.
Nicht viel besser.
Wahrscheinlich kümmerte sich tatsächlich jemand um meinen Wagen und um die Frau.
Der Frau erging es dabei sehr viel schlechter als meinem Wagen.
Ich hoffte nur, dass sie mein Geld in meiner Rückbank ließen, wobei ich daran zweifelte, dass sie in meiner Rückbank säuberten.
Der Kofferraum war dabei wichtiger, da die Frau dort geschlafen hatte.
Ihre Bedürfnisse hatte sie im Flugzeug gestillt.
Hauptsache, sei hatte sich keine Nägel abgebrochen, gespuckt oder geblutet.
„Und ich weiß ganz genau, dass es nichts bringt Sie für 24 Stunden festzuhalten. Denn weitere Millionen Schmuggler und Drogendealer dealen weiter ohne Rücksicht auf Verluste.
Doch wollen Sie wissen, warum ich Sie trotzdem einsperre?“, sagte sie weiter, ihre Stimme hart und kühl.
Sich selbst verurteilte sie dafür, dass sie nicht genug tat.
Bullen und ihre Macken.
Ich antwortete nicht. Sie würde sowieso etwas zu ihrer eigenen Frage sagen.
„Weil ich will, dass ein Kind, ein Erwachsener noch einen weiteren Tag zu leben hat.“, meinte sie leidenschaftlich und ich konnte den Hass aus ihrer Stimme hören.
Diese Frau hasste mich ohne mich richtig zu kenne, doch das brauchte sie nicht. Sie kannte schon genug Leute wie mich, wir waren doch alle gleich, wie Insekten streunten wir herum und verpesteten die Luft der gesunden, heilen Menschen.
Doch gen au diese gesunden, heilen Menschen machten sich erst kaputt mit Drogen, spielen und Süchten, für die ich lediglich das Geld einsammelte.
Dies wusste die Frau vor mir nicht, aber ich hatte nicht vor, es ihr auf die Nase zu binden.
Stille durchzog den restlichen Weg zum Revier.
Ich wurde hineingeführt und ich sah mich um.
Schreibtische an Trennwänden, Kaffeetassen in den Händen einiger Männer und Frauen.
Akten überall im Raum verteilt…
„Connie, was hast du denn da?“, fragte ein Mann, die schwarzhaarige Frau und sie drehte sich zu ihm, ihr Mund verkniffen und sie wirkte wieder einmal viel älter, als sei es eigentlich war.
„Verdacht von Schmuggelware.“, sagte sie tonlos.
Ich sah mich weiter um, mein Körper entspannt, mein Blick ausdruckslos.
Ich starrte viele Leute an, die mich zurück anstarrten.
Doch ich reagierte nicht, senkte nicht den Blick.
Doch sie alle senkten den Blick, da meine schwarzen Augen oft ein Problem für Menschen war.
Niemand hatte tiefschwarze Augen.
Braun, Dunkelbraun, fast schwarz.
Doch niemand hatte einfach tiefschwarze Augen, bis auf mich.
Die Leute musterten mich von oben bis unten, meine große Gestalt in einem grauen Anzug.
Wie breit ich war, wie groß, wie breit die Schultern, wie das Gesicht geschnitten war.
Als würde sie mich messen um mich einzukleiden.
„Kommen Sie mit. Ich finde sicherlich noch einen Platz für Sie.“, sagte sie und ich ging langsam hinter ihrer Gestalt her.
Wir gingen schweigend weiter.
Da kamen wir an einer Tür an.
Sie öffnete sie und ich sollte durchgehen.
„Setzen Sie sich. Gleich werden Ihnen ein paar Fragen gestellt.“, sagte sie und ging davon.
Ich setzte mich auf den kleinen Metallstuhl, sah in die Spiegelscheibe.
Auf der anderen Seite tummelten sich sicherlich schon einige Leute.
Ich setzte mich versucht bequem hin, doch als es nichts brachte und ich nicht noch mehr zeigen wollte, wie unbequem dieser Stuhl war, blieb ich so sitzen.
Ich sah auf meine Uhr.
Noch ungefähr 23 Stunden und 13 Minuten, dann durfte ich wieder gehen.
Nach einer kleinen Ewigkeit, die genau 40 Minuten und 38 Sekunden andauerte kam ein Mann, gefolgt von einer Frau in den Raum.
Der Mann war um die 40 Jahre alt, blondes, bis braunes Haar, blaue bis grüne Augen, etwas aus der Form. Ca. 1,80m groß.
Die Frau war knapp 1,65 m und 30 Jahre alt. Braunes Haar umspielte ihr Kinn mit Fransen.
Sie war ganz hübsch, so wie sie mich mit ihren tiefen blauen Augen ansah.
Sie beide starrten mich an, da setzte sich der Mann, und die Frau nur einen Moment später.
„Ich bin Officer Thompson und dies ist Officer West.“, sagte der Mann und starrte mir ins Gesicht.
„Wären Sie so freundlich uns Ihre ID zu zeigen?“, fragte der Mann.
Ich griff nach meiner Brieftasche und gab ihm meine ID.
Er sah sie durch.
„Also Mr. Alfonso…“, sagte er den falschen Namen auf meiner ID.
„Uhh…ja. Ihnen wird vorgeworfen Ware geschmuggelt zu haben. Können Sie dies bestätigen?“
„Ja, der Verdacht wurde mir gegenüber erwähnt.“, sagte ich ausdruckslos obwohl ich wusste, dass dies nicht die eigentliche Frage war.
„Nun gut, aber stimmt dieser Verdacht denn mit den Fakten überein?“, fragte die Frau mich, Officer West.
Ich sah sie stumm an.
„Nein.“, sagte ich die Antwort, die sie erwartet hatten.
Die Frau seufzte.
Und ich lächelte innerlich.
Das würde noch anstrengend werden.
Genau 20 Stunden, 28 Minuten und 43 Sekunden nach dem Verhör, stand ich wieder unter der Sonne und ging auf einen Taxistand zu.
Ich nah mir eines, sah wieder auf das Revier.
Es schien tot von außen, dabei war es drinnen aufgeregt und hektisch.
Ich fuhr daran vorbei, sah noch einmal zurück.
Das war eine Erfahrung, die ich nicht wiederholen wollte.
Ich fuhr bis zu meiner Wohnung, mein Wagen stand auf meinem üblichen Parkplatz.
Scheffer. Es war so offensichtlich.
Scheffer war der Einzige, der meine Wohnung kannte.
Ich ging an meinem Wagen vorbei, öffnete ihn dabei mit dem Funkschlüssel.
Ich ging zum Kofferraum, wie erwartet sauber und nach nichts riechend.
Danach stieß ich die Rückbank hoch, sah den Umschlag und nahm ihn heraus.
Ich atmete etwas auf.
Das Geld war noch da, etwas Gutes hatte dies ja.
Ich warf das Paket ein bisschen hoch, ein kleines Lächeln erschien auf meinem Gesicht.
30.000$ waren ein gutes Grund um zu pfeifen und so tat ich dies auch.
Constanza
„Dieser Mistkerl.“, entfuhr es mir und ich verzog das Gesicht gereizt.
„Komm mal wieder runter, Connie.“, versuchte Fisher mich zu beruhigen, doch meine Faust schlug gegen den Autositz des Vans.
„Das sagt sich so leicht. Du hättest dabei sein sollen.“, maulte ich genervt.
„War ich aber nicht. Was ist denn so schlimmes passiert, dass du so ausrastest? Das machst du doch sonst nicht.“, sagte er und starrte mich an.
Ich verzog angewidert die Lippen und starrte Fisher in die braunen Augen.
„Eine Sekunde später und ich hätte das Koks gefunden. Ich hatte den Kofferraum schon fast aufgekriegt, da kam dieses Arschloch und fragt mich was ich da mache.
Verstehst du das? Eine Sekunde schneller und wir hätten diesen Kerl und diesen Salkovsky. Der und seine Drogen, der tötet Millionen von Menschen täglich.“
Fisher sah mich skeptisch an.
Ich rollte die Augen. „Ja okay, nicht Millionen. Aber immer noch zu viele.“
„Das weiß ich. Und es regt mich auch auf, aber du bist doch normalerweise so ruhig, was das angeht.“
Ich lehnte mich zurück und sah aus dem Fenster.
Was ich nicht zugeben wollte, vor allem nicht vor Fisher, war, dass ich diesen Kerl auch noch scharf fand.
Mit meinem Kopf stimmte doch was nicht, sonst würde ich nicht einen solchen Schwachsinn denken und fühlen.
Gleich als ich ihn zum ersten Mal sah, dieses Lächeln auf den Lippen, als er die Drogen fast an uns abgegeben hätte.
Diese Grübchen in seinem sonst so harten Gesicht.
Er war ein wahrer Riese, größer noch als ich selbst. Und ich war sehr groß mit meinen 1,83 m.
Seine schwarzen Augen, so tief wie ein Strudel, der mich immer weiter in ihn hineinzog.
Und dann seine schwarzen Haare, die durchwühlt auf seinem Kopf hausten.
Als ich ihn dort stehen sah, angelehnt an seinen Wagen mit diesem perfekten, muskulösen Körper, wollte ich nur noch durch diese Haare fahren. Meine Finger darin vergraben.
Und ich fand ihn sogar noch schärfer, weil er so ein verfluchtes Geheimnis aus sich selbst machte.
Als sei er ein Spion oder so ein Dreck, tat er so als wenn er was Besonderes wäre.
Sagte kein Wort auf Fragen, gab keine Meinung zu nichts ab und saß nur da und sah verdammt heiß aus.
Und ich hasste mich dafür, dass ich ihn scharf fand.
Ja, schon klar, sicher fanden ihn viele scharf, aber trotzdem, gerade ich durfte ihn nicht heiß finden.
Ich war Special Agent, ich wurde dafür bezahlt Leute wie ihn hinter Gitter zu bringen.
Ich war in der Drogendezernat und dieser Salkovsky war einer der besten Drogenhändler in L.A.
Er verkaufte seinen Stoff an jeden und alle, gefährdete damit Menschen und tötete sie.
Hauptsache der Preis stimmte.
Solche Leute waren nur verachtenswert.
„Du hättest ihn mal bei der Fragestunde erleben sollen. Nicht ein einziges verdammtes Wort kam rüber, nicht ein Tipp, nicht einmal sein Wohnort.
Scheiße, was ist nur los mit den Kriminellen heute? Warum gibt es keine ordentliche n Spitzel mehr?“, brauste ich auf und starrte wütend auf den Escalade, denn wir standen in dem Van vor der Wohnung, in die Chris Alfonso gegangen war.
Dieser Wagen enthielt keine Beweise mehr.
Nichts war mehr zu finden.
„Und hast du den gerade gesehen. Freut sich ’nen Keks, dass wir nichts gegen ihn haben und spielt mit seinem verfickten Geld. Wie ich sowas hasse.“, motzte ich und dachte daran, wie er ein kleines braunes Paket aus seinem Auto geholt hatte.
Und wieder war dieses schöne Lächeln auf seinem Gesicht aufgetaucht.
Er war pfeifend die scheiß Treppe hoch getrippelt, als sei er die Prinzessin auf der verdammten Erbse.
„Hast du deine Pillen vergessen? Hast du PMS? Man kann dich heute ja überhaupt nicht ertragen…“, sagte Fisher und ich erdolchte ihn mit meinem Blick.
„Arschloch.“, zischte ich und verschränkte die Arme.
„PMS ist es also.“, sagte er grinsend und ich trat gegen seinen Oberschenkel, der direkt neben meinem Fuß lag.
Durch meinen Turnschuh fühlte ich seine festen Muskeln unter der Haut und sah ihn wütend an.
„Fick dich. PMS, ich geb’ dir gleich PMS!“, sagte ich und starrte weiter geradeaus.
Fisher war ruhig und wir saßen weiterhin ruhig da.
Da bewegte sich etwas.
Ein Auto stellte sich neben seines, eine Frau stieg aus.
Sie war hübsch, sehr hübsch.
Ich sah durch mein Fernglas und betrachtete die Frau.
Rote Haare, lang, fast bis zur Hüfte und ihre Augen waren blau.
Sie war eine irische Schönheit.
Weiße, perfekte Haut.
Und eine wunderbare Figur.
„Meinst du, die geht zu ihm?“, fragte Fisher leise und sah durch sein eigenes Fernglas.
Ich schüttelte den Kopf, als ich sah, was sie aus dem Wagen holte.
Ein Kind.
Ein Mädchen um genau zu sein.
Pechschwarze, durchwühlte Haare reichten bis zu ihrem kleinen Kinn, die Augen waren schwarz.
Mein Mund ging auf.
Die kleine Tochter, sah genauso aus, wie ihr Vater.
Oh mein Gott, er hatte eine Tochter.
Sofort fühlte ich mich noch schlechter.
Ich fand einen verheirateten, mit Kindern beschenkten, Vater scharf. Und der Vater dealte mit Drogen…
Das Mädchen hatte jedoch das Gesicht der Mutter und auch die Hautfarbe, cremeweiße Haut mit dunklen Haaren und dunklen Augen.
Der Mund war rosarot.
Sie sah aus wie Schneewittchen.
Und die beiden gingen hoch, eine Treppe herauf zu Alfonsos Wohnung.
Sie klopften beide an und die Tür öffnete sich.
Waren die beiden vielleicht getrennt? War das der Grund für ihr zaghaftes Klopfen?
Der Kerl beugte sich herunter und lächelte ein breites, glückliches Lächeln, sein Mund sah unwiderstehlich lecker aus und ich wollte ihn nur noch küssen und verschlingen.
Er nahm das Mädchen auf seine starken Arme und umarmte dabei die Schönheit.
Dann schloss sich die Wohnungstür.
„Ich glaub’s nicht. Wieso haben alle scharfen Kerle eine Frau oder sind schwul?“, rutschte es mir heraus.
Fisher starrte mich an. „Ich habe keine Frau und bin nicht schwul…“
Darauf wusste ich nun wirklich nichts zu sagen…
Cristobal
„Was macht ihr denn hier?“, fragte ich lächelnd.
Wenn meine Familie vorbei kam, dann konnte ich nicht kühl und neutral sein.
Mein Gesicht verzog sich vollkommen automatisch zu einem breiten Grinsen.
Ich sah Carmen etwas erstaunt an.
Normalerweise kam sie nicht ohne Bartolo, nicht ohne Grund auf jeden Fall.
Carmen lächelt mich an, ihre blauen, großen Augen, ziehen sich vergnügt zusammen.
„Schockiert, dass ich und Sue allein sind?“, fragte sie grinsend.
Ich schüttelte den Kopf und wiegte Sue noch immer auf meiner Hüfte, ihre kleinen Hände lagen an meinem Hals.
Sie war eine der Frauen, die ich mehr liebte als alles andere.
Eine der Frauen denen meine Größe keine Angst machte.
„Nein, ich doch nicht. Ich frage mich nur wie Tolo dich einfach so gehen lassen hat, dabei hängt er doch immer so an dir…“, sage ich und setze mich auf meine breite, weiche Couch.
Die Couch ist das einzige Zeichen von Luxus, kein anderes Möbelstück ist persönlich ausgewählt, meine Wohnung ist beinahe unberührt.
Nur diese Couch ist benutzt und an ihr hängen Erinnerungen.
Carmen setzt sich neben mich.
Sie seufzt und reibt sich die Stirn.
Doch auch ohne sie zu kennen, weiß ich, dass es kein echter Seufzer war.
„Tolo hat Nestor und die Jungs genommen und zum Eishockey mitgenommen.
Olga macht wie immer alles mit und ist mit den Kerlen mit. Allein unter Männern. Aber es scheint, als wenn sie nichts dagegen hat.“, sagt sie und seufzt wieder.
Olga und Carmen verstehen sich nicht sehr gut, sie können sich tolerieren, mögen sich sogar etwas, aber je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto schwieriger wird es, sie das nächste Mal wieder zusammen zu bringen.
Ich nicke und streichele Sue kleinen Kopf mit meiner Hand, sehe sie an und sie grinst mich an, zeigt mir eine kleine Zahnlücke.
Ich grinse zurück und küsse sie auf die Stirn.
„Was für ein Eishockeyspiel denn?“
Sie zuckt die Schultern und lehnt sich zurück.
Fast wäre ich aufgesprungen um ihr etwas zu trinken zu holen, doch Carmen mochte das nicht. Meinte, ich sollte mal locker lassen und nicht alles so ernst sehen.
Sie war eine dieser unabhängigen Frauen.
„Keine Ahnung, ehrlich gesagt, habe ich nicht so richtig zugehört…“, damit rollt sie sich etwas zusammen.
Ihre Füße stecken unter ihrem Hintern, ihr Gesicht und Körper mir zu gewand.
Ich streichele Sue weiter, die eines der best erzogenen Kinder auf der Welt zu sein scheint, da sie keinen einzige Mucks gemacht hat und das schon seit langem.
Ich sehe die Kleine wieder an, doch sie scheint wach und gesund.
Ich sehe Carmen genau an, ihre Augen sehen wie immer strahlend blau aus, aber ihre Augenringe sind wieder tiefer geworden.
„Cristobal, ich bin hier, weil…“, sagte sie und wird leiser, sieht mich nur noch an.
Ich lächele und strecke meine Hand aus.
Sie greift nach meinen Fingern, drückt fest auf meine Hand.
„Du kannst es mir sagen, es ist schon okay.“, beruhige ich sie und spüre, wie Sue sich an meine Brust presst.
„Tolo hat gesagt, er bekommt es schon hin, hat mir sogar verboten herzukommen, aber ich konnte nicht mehr warten. Chris…es wird immer schlimmer.
Dany geht es nicht richtig gut und er braucht Hilfe, Viktor scheint auch krank zu sein und Tolo ist zwar stur, aber es wird ihm auch zu schwer.
Ich weiß, dass du mich für gierig halten wirst, aber ich bin hier…um nach…Geld zu fragen“, sagt Carmen und sieht mich verzweifelt an.
Sie hätte diese Erklärung gar nicht erst abgeben müssen, sie hätte einfach fragen müssen.
Ich hatte doch schon alles was ich brauchte, mein Leben war gut so, wie es war.
Meine Familie war jetzt dran und ich würde alles tun um Bartolo und Nestor zu helfen.
Und deren Familien.
„Wie viel brauchst du?“, frage ich freundlich und Carmen sieht mich erstaunt an.
Sie hat mich noch nie um Geld gebeten, wenn dann kommt Nestor.
Bartolo kann es dagegen hin nicht ertragen, seinen kleinen Bruder um etwas zu bitten, was es auch sein mag.
„Du gibst es mir einfach?“, fragt sie leise.
Ich lächele und ziehe ihr Gesicht heran, sehe ihr tief in die Augen.
„Ich werde euch immer helfen. Also, wie viel braucht ihr?“
Sie sah mich an, Tränen schossen in ihre Augen, aber sie kniff die Augen fest zu.
Carmen würde niemals vor mir weinen, sie würde sich danach zu sehr verabscheuen.
„Danke, Cristobal, Danke…“
Ich schüttelte lediglich den Kopf und setzte, die halb schlummernde, Sue ab, setzte sie zwischen mich und ihre Mutter.
„Wie viel braucht ihr beiden?“, frage ich weiterhin freundlich.
Es fällt mir nicht einmal schwer freundlich zu sein.
Es tut fast schon gut.
„Ich weiß nicht. Ich habe alles schon durchgerechnet, aber es kommt mir vor, als wenn das zu viel wäre. Ich will dich nicht arm machen, Chris.“, sagte Carmen gefasst.
Ich grinste schelmisch. Wenn sie nur wüsste…
„Nenn mir einfach die Summe, Carmen. So schlimm wird es nicht sein…“
„Ungefähr…“ sie schluckte und sah auf ihre Hände, peinlich berührt, dass sie so etwas tat. „…8.000$. Aber das kannst du unmöglich bezahlen…Das musst du nicht. Wir brauchen nur eine kleine Anzahlung, den Rest schaffen wir schon. Ich sehe mich schon nach einem 2. Job um.“
„Carmen…“, sage ich still und sah in ihr Gesicht.
Nicht wütend, jedoch beruhigend.
Sie verstummte.
„Ich bin gleich zurück.“, meine ich nur und gehe in mein spartanisches Schlafzimmer.
Dort lief ich rüber zum Safe, gut versteckt in meinem Schrank.
Nicht hinter einem Bild, nicht einfach so, sondern unter den Bodendielen.
Dort würde jeder kompetente Mann auch suchen, aber vorher würden sie alles andere absuchen und verzweifeln, wenigstens das wusste ich mit Sicherheit.
Und ich wollte wenigstens jemanden verärgern, wenn er mich schon bestahl.
Ich öffnete den Safe mit einer Fünferkombination von Zahlen und öffnete die kleine Tür.
Der Safe war bis oben hin mit Geld gefüllt.
Ich zog ein Bündel heraus und schloss den Safe.
Dies müssten ungefähr 9-10.000 $ sein.
Ich lief also wieder los, sah Carmen von weitem immer och auf der bequemen Couch, wie sie mit Sues Haar spielte und kleine Babygeräusche von sich gab.
Als ich kam, sah sie auf und betrachtete mich.
Ich übergab ihr das Geld mitsamt Gummiband und sie nahm es entgegen, sah es an.
Dann hob sie den Blick.
„Du hast dein Geld bar in deiner Wohnung?“, fragte sie ungläubig.
„Einen Teil.“
„Das ist nur ein Teil davon? Chris, wie viel hast du denn?“, fragte sie verblüfft.
Ich gab eigentlich kein Geld für irgendwas aus.
Nur für meine Brüder.
„Genug.“, sagte ich schlicht und mein Mund verkniff sich etwas.
Wenn meine Familie wüsste, woher ich dieses Geld habe, würden sie es von sich stoßen wie Abfall.
Die Moral in meiner Familie war sehr hoch und wenn sie auch nur ein Sterbenswörtchen von dem wüssten, was ich tat, würden sie mich enterben und verstoßen.
Carmen sagte gar nichts.
„Was kann ich tun um dir zu danken?“, fragte Carmen ehrlich und sah mich dankend an.
„Werdet wieder gesund und bleibt es.“, sagte ich grinsend.
Sie strich Sue über den Kopf und das Mädchen sah mich an.
Ich sah zurück und zwinkerte ihr zu.
Sie grinste darauf.
Ich liebte dieses Mädchen einfach.
„Ich werde für dich kochen, wie wäre das? Ein Familienessen?“, fragte sie und erhob sich bereits, sah freudig und glücklich aus.
Wenn ich absagte, würde sie in sich zusammen fallen, ihr Gesicht würde traurig und müde werden.
Ich seufze. „Na gut, wann denn?“
Carmen grinst und hebt Sue an der Hand hoch, stellt das Mädchen auf ihre Füßchen.
„Nächste Woche. Am Freitag müssen Nestor und Tolo nicht arbeiten, dann könnten wir das sicherlich einrichten.“
Donnerstag hatte ich noch nichts vor, doch ich musste wieder zu Scheffer.
Ich hatte zwar genug Geld, aber sicher ist sicher.
Außerdem langweilte ich mich sehr, sehr schnell.
Ich nicke. „Na gut, dann am Freitag.“
„Komm gegen 7 Uhr vorbei. Und ich werde dich bekochen, dass du umfällst vor Glück.“, sagte sie lächelnd und ich reichte ihr ihre Jacke, da sie bereist zur Tür lief.
Sie öffnete die Tür und trat gerade heraus, als ich sie am Arm aufhielt.
„Deine Jacke.“, meinte ich und sie streckte die Arme nach hinten.
Dies war eine der seltenen Gelegenheiten um ein Gentleman in Carmens Gegenwart zu sein.
Sie ließ sich immer in die Jacke hinein helfen.
Also legte ich ihr die Jacke an, machte sie vorne zu und grinste ihr ins Gesicht.
Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und küsste meine Lippen.
Nur sehr kurz, doch sie lächelte dabei.
„Danke. Du weißt wie viel du uns allen bedeutest, oder?“
Ich schmunzelte. Frauen und Romantik.
„Ja, ich weiß es.“
„Gut, dann vergiss es bitte auch nicht.“
Ich sturbbelte kurz durch Sues Haar, sodass sie kicherte, umarmte Carmen und sah ihnen nach, als die beiden die Treppe herunter trippelten.
Ich grinste noch, als ich aufsah.
Dieser Van.
Er stand fast direkt an meinem Wagen und ich war mir sehr sicher, dass er schon eine längere Zeit dort stand.
Als ich Carmen die Tür öffnete, sah ich ihn schon.
Und er war immer noch weg, doch ich kannte alle Bewohner und deren Bekannte.
Dieser Van gehörte nicht auf diesen Parkplatz.
Carmen war noch nicht von der Treppe herunter, da lief ich ihr hinterher, mein Hemd, das sowieso nur von einem Knopf zusammen gehalten wurde, als Carmen auftauchte, platzte auf und wedelte an meinen Armen wegen der leichten Brise.
„Carmen, warte, ich begleite dich noch zu deinem Wagen.“, meinte ich neutral.
Sie sah mich verwirrt an, da sie diesen Ton nicht von mir kannte.
Ich war immer der herzliche, großzügige, lustige Cristobal in ihrer Welt.
Nie der harte, brutale, herzlose Chris, den alle anderen kannten.
„Okay, aber du weißt, dass das nicht nötig ist.“
„Wer weiß…“, murmelte ich leise und legte Carmen meine Hand in den unteren Rücken, führte sie vorbei an dem Van und versuchte gleichgültig und unauffällig durch die Windschutzscheibe zu sehen.
Niemand auf den Sitze, jedoch war eine Trennwand aufgezogen zwischen dem hinteren Teil des Wagens und dem Rest.
„Wie meinst du das? Mit jemandem wie dir, passiert doch nichts.“, sagte Carmen scherzhaft und sah meine Brust an.
Ich fühlte fast das Bedürfnis das Hemd zu schließen, aber ich beobachtete lieber den Van aus dem Augenwinkel.
Sollte sich auch nur ein Stück davon bewegen, würde ich Carmen und Sue herunter werfen und die Waffe von meiner Wade ziehen.
Die beiden würden niemals ein Leid erfahren oder ich musste mich umbringen.
Meine Familie ging diese Welt, meine Welt, nichts an, sie sollten lieber in ihrer Welt bleiben und meine Welt, meine Welt bleiben lassen.
Ich öffnete die Autotür, nachdem Carmen aufgeschlossen hatte.
Ich hob Sue hoch, Carmen sah mich misstrauisch an, und schnallte sie in ihrem Kindersitz fest.
„Onkel Chris…“, sagte sie grinsend und ich küsste ihre kleine Wange.
Dieses Mädchen war einfach zum Küssen, ich konnte es gar nicht abstellen, so stark war ihre Anziehung auf mich.
Ich kam wieder aus dem Wagen, vorsichtig und mir des Vans bewusst.
Ich ging zu Carmen, die am Wagen lehnte.
„Was ist denn los, Chris?“, fragte sie leise.
Ich schüttelte den Kopf, küsste ihre Stirn und grinste.
„Fahrt vorsichtig. Keine Ampeln überfahren und immer den Rückspiegel im Blick haben.“, sagte ich scherzhaft, doch es schien, als wenn sie die Nachricht ernst nahm.
Carmen konnte manchmal Gedanken lesen, glaube ich.
Sie stieg ein und fuhr davon, ich sah ihr nach.
Als der Wagen außer Sichtweite war, schnellte mein Kopf zum Van.
Der Van war fremd, die Sicht auf den hinteren Teil versperrt.
Ich ging daran vorbei.
Die Fenster im hinteren Teil waren verdunkelt.
Polizei.
Ich musste mich nicht versichern, es war klar, dass die Polizei jeden beschattet, der wegen Drogen festgenommen wurde.
Vor allem jemanden wie mich, würden sie beobachten.
Also in nächster Zeit keine Jobs von Scheffer mehr, bis die Polizei so angeödet von meinem Leben war, bis sie mich allein, ließ.
Ich sah direkt in eine hintere Scheibe, zog einen Mundwinkel ein kleines Stückchen nach oben und tippte mir an die Stirn, grüßte die Bullen darin.
Damit verschwand ich wieder in meiner Wohnung.
Constanza
„Das ist alles nur Schauspiel.“, maulte ich genervt.
Seit über einer Woche beschattete ich jetzt Chris Alfonso und nichts war passiert.
Dieser Mann war langweiliger, als die Polizei es erlaubte.
Er ging morgens joggen, tat am Nachmittag nichts, ging am Abend raus und aß etwas. Immer allein.
Er hatte nicht eine einzige Sekunde Gesellschaft.
Die Frau von diesem ersten Tag hatte ihn nicht wieder besucht, ansonsten auch keine Menschenseele in der Nähe von Alfonsos Wohnung.
Er ging allein zu Bett und stand allein wieder auf.
Und er sprach auch nicht.
Er sprach mit niemandem.
Einen Morgen ging ich in seine Wohnung, sah mich kurz um und verwanzte seine Wohnung.
Und nicht ein Wort sprach er.
Kein einziges Wort.
Niemand rief an, niemand wurde von ihm angerufen, er sang nicht einmal beim Duschen.
Er war eigentlich gar nicht da.
Er war körperlich anwesend, doch seelisch nicht.
Kein Ton kam über seine Lippen, er machte ständig das Gleiche.
Jedes Gespräch, das er abends mit anderen Leuten in einem Geschäft führte war kurz und ich konnte ihn nicht abhören.
Er tat nichts, sagte nichts und HALF nicht.
Ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass er nur etwas verheimlichte, dass er wartete bis wir verschwanden.
Wir parkten den Van wo anders, weiter entfernt, auf anderen Parkplätzen, an Straßen, auf Wiesen.
Doch noch immer tat sich nichts.
Es war, als wenn er spürte, dass er beobachtet wurde
„Special Agent Miller, dies ist einzig und allein Zeitverschwendung.“, sagte Fisher autoritär.
Er war auf gleicher Höhe mit mir, aber mir war klar, dass mein Boss langsam sauer wurde, weil ich immer noch nicht weiter war.
Er wartete auf Erfolge, die im Drogendezernat eher selten waren.
Wenn ich diese Erfolge nicht brachte, wurde er scheiß sauer.
„Halt deine Fresse Fisher. Wir beide wissen, dass er nur schauspielert. Der hat Dreck am Stecken. Zum Himmel stinkenden Dreck.“, spuckte ich aus und verschränkte wütend die Arme.
„Ist klar. Aber der weiß, dass er beschattet wird. Der bleibt verdeckt. Und Connie, wir werden sowieso nichts aus dem rauskriegen.
Das weißt du auch, ich meine ja nur, guck ihn an.“, sagte Fisher gerade rechtzeitig, sodass ich beobachten konnte, wie Alfonso auf seine Wohnung zugelaufen kam.
Sein Shirt klebte wie immer vor Schweiß an seinem göttlichen Körper.
Dieser Mann war groß und so unglaublich muskulös, ohne aufgepumpt und merkwürdig auszusehen.
Und er sah so….spanisch aus.
Dieser Kerl war einfach unwiderstehlich.
Und ich durfte fasziniert zusehen, wie seine gespannten Muskeln sich unter dem Shirt, an seinen Armen und Beinen bewegten und entspannten als er langsamer trabte und ein paar Dehnübungen machte.
Ich schmolz fast, als er sich immer weiter dehnte.
„Du sollst ihn nicht ansabbern, du sollst nur sehen, dass der nicht auspacken wird.“, sagte Fisher genervt und ich versuchte den Speichel zurückzuhalten, den Fisher gerade noch so charmant angesprochen hatte.
„Aber ich will nicht aufhören. Der wird noch klein bei geben, dann kriegen wir den und Salkovsky. Fisher, ich hänge jetzt schon fast ein Jahr lang an Salkovsky und kriege ihn einfach nicht. Ich muss das schaffen oder ich werde mich immer hassen.“, sagte ich ehrlich und sah Fisher an.
Ich wollte es nicht zeigen, aber das Mitleid in Fishers Augen sagte mit, dass er meine Verzweiflung sah.
„Wir können ihn nicht mehr beschatten.“, sagte Fisher und öffnete den Mund wieder.
„Denk doch darüber nach, wenn wir den jetzt von der Angel lassen, sehen wir den nie wieder, der wird verreisen und wir sitzen wieder auf dem Trockenen.“, sagte ich aufgebracht.
„…Aber du kannst allein weitermachen. Wenn einer von uns fehlt ist das nicht schlimm, außerdem weiß nie jemand wo du bist. Wenn ich meine Schreibtischarbeit weiter mache, dann kannst du diesen Alfonso weiter beschatten.“, beendete Fisher seinen Gedanken und ich starrte ihn an.
„Das würdest du machen?“, fragte ich erstaunt und sah Fisher dankbar an.
„Na klar, Partner. Ich werde es mir notieren und dich als Brutjungfer laden, wenn ich heirate. Ich werde dich in ein scheußliches Kleid zwängen.“, sagte er grinsend und ich schlug mit der Faust gegen seinen Oberarm.
„Denk nicht einmal daran.“, meckerte ich unbewusst.
Ein Kleid und dann auch noch ein Brautjungfernkleid.
Unmöglich, das würde ich nie in meinem Leben tragen.
Fisher grinste nur und ging nach vorne zum Fahrersitz.
„Wir fahren jetzt zurück zum Revier und ich bring alles wieder rein. Ein paar Elektroniksachen kannst du weiter mitnehmen, aber nicht zu viel.“
Ich schnaubte. „Schon klar, du bist nicht der erste mit dem ich das mache.“
Und das stimmte. Fisher war bei weitem nicht der Einzige mit dem ich das schon durchgezogen hatte.
Wir fuhren langsam zum Revier.
Ich verschränkte die Knöchel und lehnte mich zurück.
Ich würde weiter an Alfonso hängen, da würde er machen können was er wollte.
Ich wollte Salkovsky und seine scheiß Drogen endlich aus L. A. haben, ob Salkovsky nur hinter Gitter ging oder starb. Mir war es einerlei.
Hauptsache Abfall wie er verschwand von der Straße.
„Ich werde diesen scheiß Mistkerl kriegen, egal was es ich kosten wird…“, murmelte ich leise und zog die dunklen Brauen zusammen.
„Gut, denn ich dachte an goldene High Heels.“
Ich grunzte. „Idiot.“
Tag der Veröffentlichung: 12.04.2011
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