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Also erst einmal ein paar Grundregeln.
◘Wenn man in ein großes Finanzgebäude einbrechen will, es betreten will, muss man dies zuerst bei Tageslicht tun.
Man sollte sich als Kontaktmann, als Überbrückmann ausgeben.
Vorher noch kurz von einem Hacker Hilfe holen und sich informieren, welche Firmen tatsächlich in den Unterlagen des Gebäudes vertreten sind und welche in letzter Zeit Personen geschickt haben.
Und dann auf ins Gefecht.
Oder aber man gibt sich einfach als Kunde aus.
Was ich gerade tue.
Ich bin bei Gerard & Sons.
Und ich soll für einen Kunden den Peter mir beschafft hat einige Dateien entwenden. Oder eher, einige Dateien scannen und dann als unterstützte Datei auf einen Stick verfrachten.
Ich habe nicht genau eine Ahnung, was das für Dateien sind, aber ich weiß wie ich sie mir beschaffe, wo, warum und wann.
Also stehen meinen Plänen kaum noch Hindernisse im Weg.
Ich trage gerade einen meiner nicht gern getragenen Anzüge und bin in dem Gebäude, gehe souverän auf die Rezeption zu.
◘Noch eine Regel. Immer arrogant und selbstsicher auftreten
Wirklich niemand glaubt einem dass man ein sehr vermögender Kunde ist, wenn man mit Angstschweiß auf der Stirn und Sorgenfalten aufkreuzt.
„Hallo. Ich würde gerne Mr. Keene sprechen.“, meine ich mit leicht versnobten Ton zur Rezeptionistin.
Sie sieht auf und mustert mit kurz.
„Mr. Keene wünscht nicht gestört zu werden.“
„Da wäre ich mir nicht so sicher. Sagen Sie ihm Perry Harring will mit ihm plaudern.“, meine ich und stelle mich etwas aggressiver hin.
Die Frau zeigt wenig Reaktion aber ich kann trotzdem den Angstflimmer sehen, der sie durchzuckt.
„Einen Augenblick Sir.“, meint sie mit gekonntem Lächeln und hebt den Hörer ab.
Ich stelle mich aufrecht hin und der Aktenkoffer wird langsam schwer in meiner Hand. Ich bin es nicht gewohnt dieses Ding mit mir umher zu schleppen und langsam aber sicher hasse ich das schwere Teil.
„Mr. Harring, Mr. Keene hätte nun Zeit für Sie.“, sagt die Frau.
Ich sehe sie spöttisch an.
„Zu freundlich.“, sage ich und gehe ohne jegliche Verabschiedung auf die Fahrstühle zu und drücke auf den Knopf für die 15. Etage.
Ich bin in Philadelphia und bin etwas müde. Ich habe seit ungefähr 28 Stunden nicht mehr geschlafen und langsam wirkt sich das auf mein Urteilsvermögen aus.
Ich komme im Stock an und steige aus dem Fahrstuhl.
Tom hat mir genaue Raumpläne besorgt, nur noch die Sicherheitsvorkehrungen fehlen, aber das kann ich ganz einfach ändern.
Ich gehe auf das Büro zu, dass mir als Mr. Felix Keenes Büro bekannt ist.
Ohne anzuklopfen stampfe ich in den Raum und sehe ihn von oben herab an.
Er ist ein ungefähr 40 jähriger Mann mit hellen braunen Augen und einer Figur die meiner ähnelt. Nur ist er kleiner als ich und sieht (Wenn ich es denn behaupten darf) schlechter aus als ich.
„Mr. Harring. Schön Sie einmal persönlich kennen zu lernen.“
„Jetzt da Sie endlich Zeit für mich aufbringen konnten. Es wird Harriet freuen, zu hören, dass ich endlich zu Ihnen durchgerungen bin.“, meine ich verächtlich und versuche mich zu beherrschen.
Ich weiß nicht genau wer Harriet ist, aber anscheinend ist sie ein sehr großer Fisch, den man sich nicht durch die Lappen gehen lassen sollte.
Tom sagte mir klipp und klar, dass ich sie erwähnen müsste, damit alles funktioniert.
Mr. Keene sieht mich stur an und lässt kein Gefühl in seinem Gesicht erkennen.
„Nun ja, es tut mir leid, dass ich Sie nicht früher empfangen konnte, aber da Sie mich heute zum ersten Mal wirklich mit Ihrer Anwesenheit behelligen, kann ich doch wohl behaupten, dass dieses Gespräch durchaus früher hätte stattfinden können.“
„Durchaus, durchaus. Aber lassen Sie uns zum Geschäft kommen.“, meine ich und setze mich unaufgefordert in einen modern geschnittenen Sessel…
„Das wäre wohl auch mein Wunsch….Also, Sie wollen dass wir dieses Dorf loswerden?“, fragt Keene mich.
Ach ja, noch eine Regel:
◘ Egal was passiert, niemals zusammen zucken oder unsicher werden, was auch immer der Betreffende dessen Persönlichkeit ihr euch angenommen habt getan haben sollte, was auch immer tun werden würde.
Ich sehe mir die Karte an.
Sieht mir nach Afrika aus. Ein kleiner Teil Landes ist eingekreist.
„Ja, dieses Dorf hindert uns an unserer Arbeit. Auf diesem Stück Land sind große Reserven von Diamanten vorhanden und die Ureinwohner machen uns Probleme dieses Vorhaben durchzuführen.“, meine ich ungerührt und lehne mich nach hinten.
Keene sieht mich direkt an.
„Das könnte schnell erledigt sein. Die Bezahlung….“
Ich wedele schnell mit der Hand und hebe die Nase noch ein Stückchen höher.
„Sie bekommen Ihr Geld noch, machen Sie sich da keine Sorgen. Doch ich mache mir Sorgen. Nach dem letzten Mal in einer solchen Firma will ich lieber auf Nummer sicher gehen. Wie sieht es hier denn mit den Sicherheitsvorkehrungen aus?“
Keene steht auf.
„Es lässt keine Wünsche offen.“
„Ihre Worte sind schön und gut, aber ich will mich selbst davon überzeugen.“
Und so, liebe Leute, bekomme ich einen privaten Einblick in die Sicherheit der Dateien in dieser Firma. Ich werde herumgeführt, nach Fragen werde ich aufgeklärt und erhalte somit einen guten Einblick in dieses Gebäude.
Doch man muss doppelt auf Fallen gefasst sein.
Und damit kommen wir zu einer weiteren Regel:
◘ Kritisieren Sie die Sicherheitsvorkehrungen und man trifft einen schwachen Punkt. Alle Personen werden darauf anspringen und Ihnen alles zeigen, Ihnen alles klar machen und erklären um sich damit brüsten zu können.
Und so kommt es, dass ich durch das ganze Gebäude geführt werde, sodass mir alles gezeigt und erklärt wird.
Und ich gehe mit meinem Aktenkoffer und einem innerlichen Grinsen aus dem Gebäude, der ganze Plan in meinem Kopf verankert und ich mache mich auf den Weg zu Tom.
Ich lockere die Krawatte, als ich weit genug entfernt bin und fahre in den Hof des leer stehenden Hauses, in dem Tom und ich im Moment verweilen.
Ich stampfe durch die Tür, schließe sie und seufze.
Tom kommt auf mich zu gehüpft wie ein kleines Kind.
„Und? Hast du alles?“
Ich nicke und nehme mir schnell den Gebäudeplan aus dem Aktenkoffer.
Ich angele mir eine Kugelschreiber aus Toms Stiftdose und zeichne alles ein, das ich weiß, das ich denke und das ich mit Sicherheit umgehen werde.
Währendessen ziehe ich mir die Krawatte über den Kopf und die Jacke folgt sogleich.
„Wie ich diesen Mist hasse. Anzüge sind für den Arsch. Und ich sehe darin so affig aus.“
Tom seufzt. „Können wir mal deine Anzugkrise hinter uns lassen? Jedes Mal das Gleiche. Dann nimm eben keine Aufträge von Peter mehr an. Außerdem übertreibst du.“
„Tu ich nicht. Und ich werde ganz sicher weiter mit Peter arbeiten, er ist der der mit am meisten Geld beschafft.“
„Na dann viel Glück dabei.“ Ich schieße Tom einen bösen Blick zu.
„Vielen Dank auch für die überragenden Unterstützung.“
Kichernd verschwindet Tom in der Küche.

Nächste Nacht.
Ich bin wieder bei Gerard & Sons aber diesmal ist es ungefähr 3 Uhr am Morgen.
Ich habe meine übliche Ausrüstung dabei plus noch ein paar Sachen, die Peter mir vorbei gebracht hat.
Das Gebäude steht leer, bis auf die Wachmänner die ständig patroullieren. Aber die umgehe ich einfach.
Ich warte bis der leicht abgelenkte Wachmann zur Toilette rennt und schleiche mich langsam am Haus entlang, immer darauf achtend nicht in das Sichtfeld der Außenkameras zu kommen.
Ich komme schnell durch ein Fenster in den Stock direkt unter meinem Ziel.
Ich gehe zum Fahrstuhl und quetsche meine Finger zwischen die Türen.
Mein Gott, das ist immer so anstrengend. Ich hasse Fahrstühle einfach. Sie sind fast noch schlimmer als Flugzeuge.
Ich bin das letzte und erste Mal geflogen, da war ich, denke ich so, 11 Jahre alt.
Ich versuche mit so viel Kraft wie möglich die Fahrstuhltüren aufzuziehen, sodass ich meinen Fuß dazwischen klemmen kann.
Schon viel besser, denke ich als ich mit Leichtigkeit die Fahrstuhltüren mit dem Bein aufdrücke.
Der Fahrstuhl ist meiner Erfahrung nach im Erdgeschoss und so klemme ich mich mit einer bestimmten Ausrüstung an die Fahrstuhlseile und ziehe mich mitsamt meinem Equipment hoch.
Okay, das haben wir gleich.
Einen Stock höher, ziehe ich diese blöden Türen wieder auf, bis meine Finger pochen und sie sich taub anfühlen.
Aber ich bin im richtigen Stock. Dann steht mir kaum noch etwas entgegen.
Ich erinnere mich genau an den Plan, ziehe ihn aber trotz alledem aus meiner Tasche.
Dort sind genau Bewegungsmelder, Kameras, Infrarotsysteme eingezeichnet plus der genauen Schrittzahl die ich mir während des Rundgangs gezählt hatte und mir gemerkt hatte.
Ich umgehe die heiklen Stellen und komme am Computerzentrum an.
Dort hole ich Peters Gerätschaft aus meiner Tasche und setze sie vorsichtig an den Hauptrechner, der der dafür sorgt, dass bei einem Einbruch oder eine Razzia der Polizei alle Dateien die gespeichert sind geschmolzen werden. Damit hatte sich Keene gebrüstet, als sei es sein eigenes Kind.
Normalerweise sollte der Rechner funktionieren, doch da ich Peter angerufen hatte und ihm die Details durchgegeben hatte, besorgte er ein Gerät dass dieses Alarmsystem mitsamt Konsequenzen umgehen kann.
Ich warte während die Dateien auf den Stick übergehen und drehe wahrhaftig Däumchen.
Ich kann einfach im Moment nichts tun außer zu warten. Ich habe während ich in den Raum kam, alle Kameras mit einem Gerät ausgeschaltet das die Frequenz der Aufnahme stört und somit die Kameras lahm legt.
Ich kann meinen Rückweg erst mit den Dateien planen und fertig legen.
Alles hängt davon ab dass dieses verdammte Scheißding funktioniert.
Danach sieht es aber nicht aus. Es macht kein Geräusch, ich kann nicht sehen, dass irgendwelche Firewalls überbrückt werden, dass auch nur das Geringste geschieht.
Das ist derartig deprimierend.
Noch ein bisschen, dann muss ich das Ding wohl oder übel vom Rechner lösen. Es bringt doch alles nichts.
Mein Gott, aber seit wann gibt mir Peter irgendwelche Geräte die nicht funktionieren? Will er dass ich auffliege?
Das Gerät macht einen piepsenden kurzen Ton.
Ich sehe auf den kleinen Bildschirm.
Download abgeschlossen.
Ich nehme das Ding und stehe auf. Na gut, das wird schon.
Und ich mache mich auf den Weg nach unten, bin kurz davor die scheiß Fahrstühle einfach zu benutzen, entsinne mich aber wieder dieser Idee.
Also quetsche ich meine Finger wieder zu Tode und bin anschließend im Erdgeschoss gegen eine Wand gepresst und warte darauf dass der Kerl direkt vor dem Eingang verschwindet.
Tut er aber nicht. Ungefähr eine halbe Stunde vergeht und ich bin gereizt, wie schon lange nicht mehr.
Mann, ich muss noch schlafen und danach mit jemandem vögeln. Ein Monat war lang genug enthaltsam zu leben.
Ich war noch nie monogam und habe auch nicht vor es plötzlich zu werden.
Ich quetsche mich an der Wand entlang auf ein Fenster zu und nehme vorsichtig das kleine Schaltfeld daneben von ihrer Ankerung. Dann suche ich nach dem erlösenden Draht, der mir hilft das Fenster zu öffnen ohne den Alarm auszulösen.
Ich kappe den Draht, nachdem ich ihn in dem Gewirr entdeckt habe und sehe mich kurz um. Niemand zu sehen, der in der Nähe zu mir steht.
Ist aber auch nicht verwunderlich, diese riesigen Firmen brüsten sich mit ihren Alarmanlagen und rechnen gar nicht damit, dass irgendwer diese umgehen könnte.
Ich drücke mich vom Boden auf die Fensterbank und springe so schnell es geht auf den Boden und ducke mich in einen Busch.
Falls die Kamera etwas erwischt haben sollte, war es mein Rücken und der sagt nicht so viel aus.
Meinen Rücken würde niemand wieder erkennen, mein Gesicht wahrscheinlich aber meinen Rücken nicht. Aber ich muss mir zudem auch keine Sorgen um mein Gesicht machen, die Kappe ist weit genug herunter gezogen um nur erkennen zu lassen, dass ich ein Stückchen Nase besitze und einen Mund.
Gut gelaunt, jedoch gereizt und müde gehe ich auf den Wagen zu.
Es hat alles doch noch geklappt, ich muss mir keine Sorgen machen.
Ich setze mich in meinen Wagen und fahre los, fahre am Eingang entlang und die Wachmänner sehen mich verwundert an, fragen sich was ich um 4 Uhr am Morgen hier in ihrer Nähe zu suchen habe.
Ich grinse sie an und hupe, fahre weiter.
Ich komme am Haus an und stürme nach ein bisschen Fummelei am Schloss herein.
„Hey Tom ich habs!“, rufe ich grinsend, erhalte aber keine Antwort.
Er schläft schon wieder.
Ich ziehe mir die Kappe vom Kopf, zerre mir die Jacke und das verschwitzte Shirt vom Körper und lasse es im Flur liegen.
Ich habe derart in diesem Gebäude geschwitzt ich bin schon kurz davor mich ganz auszuziehen, als ich es mir doch anders überlege.
Tom mag es so nicht, und ich fühle mich dabei auch nicht so wohl.
Ich suche ihn im Wohnzimmer, finde ihn aber nicht.
„TOM?“, rufe ich laut um ihn zu wecken. Da höre ich eine hohe Frauenstimme.
Nicht schon wieder.
„Mein Gott Tom, hör auf zu ficken und komm runter. Ich habs. 1. 5 Millionen für uns.“
„W-wer auch immer Sie sind. R-raus hier.“, sagt eben diese Frauenstimme.
Ich seufze und mache das Licht an.
Sie ist ziemlich alt. Älter und auch hässlicher als alle Frauen die Tom jemals hatte.
Aber Tom ist in seinen Eigenarten immer eklig gewesen.
„Kleine hol einfach Tom runter.“
Sie starrt mich mit großen grauen Augen an.
„I-ich rufe die P-polizei Mister.“, meint sie stotternd und ich grinse sie an und verschränke die Arme.
„Was hat er dir bezahlt dass du das machst? Egal wie viel es ist, du kannst das gut. Jetzt hol ihn runter.“, sage ich langsam genervt, als sie immer noch nichts tut und mit der einen Hand einen Staubwedel umklammert und mit der anderen ihr weißes, mit Spitze besetztes Nachthemd knetet.
Und da dämmert es mir.
Ich bin entweder im falschen Haus, ich halluziniere oder aber die Besitzer des Hauses sind wieder da.
Na Bravo, danke dass Tom bescheid sagt.
„Oh….ich bin glaube ich im falschen Haus. Hier leben doch die Barneys. Oder?“, frage ich und meine damit die Familie am Anfang der Straße.
Sie schüttelt den Kopf und braune glatte Haare fliegen hin und her.
„Oh, das tut mir leid. Ich gehe dann mal.“, sage ich verschämt grinsend und mir wird erst jetzt klar, dass ich kein Shirt anhabe.
Ich gehe rückwärts, und die Frau sieht mir hinterher.
Ich hebe alles auf, was ich habe fallen lassen und stürme aus dem Haus, steige in meinen Wagen und fahre los.
Ich hole beim Fahren mein Handy heraus und wähle Toms Nummer.
„Ja?“, ertönt seine verschlafene Stimme.
„Du dreckiger Mistkerl. Wieso hast du mir nicht gesagt, dass wir heute den Standort wechseln?“
„Oh….das habe ich dir nicht gesagt?“
Ich schlage mit der flachen Hand kurz gegen meine Stirn und biege ab auf eine Kreuzung zu.
„Nein hast du nicht Blitzbirne. Sag mir wo du bist.“

Ich wache auf und fühle mich gut aber gleichzeitig wieder müde. Ich sehe auf die Uhr neben meiner Matratze. Ich liege auf dem Boden eines etwas älteren Hauses und Tom schnarcht neben mir weiter.
Ich seufze. Philadelphia gefällt mir nicht. Die Häuser hier riechen alle merkwürdig und es gibt viel zu wenige Frauen. Keine Frauen in Minikleidern oder Miniröcken, mit großen Ausschnitten oder gar Oben ohne.
Ich rolle mich herum. 15.48 Uhr.
Ich habe ungefähr 10 Stunden geschlafen und ich fühle mich wunderbar.
Aber durch ein offensichtliches Problem weiter unten, ein Problem das mir sozusagen ins Auge sticht, wird mir bewusst dass noch etwas fehlt.
Also stehe ich auf und verziehe mich ins Bad. Dort dusche ich.
Und das Problem erliegt dem zunächst kalten Wasser.
Aber bald geht es und mir läuft das heiße Wasser über die angespannten Schultern, die müden Muskeln werden wach und genießen die Behandlung die ihnen zuteil wird.
Ich summe währenddessen ein kleines Liedchen und rubbele mir durch die Haare.
Mit einem Handtuch umschlungen gehe ich wieder herunter und trete Tom in den Rücken als ich den Raum betrete. Und ja, das war Absicht und keineswegs einfach ein Unfall.
„Verpiss dich.“, murmelt Tom, immer noch müde von seinen Eskapaden mit einem 20 jährigen blonden Mädchen.
Ich weiß es nicht mit Genauigkeit, aber Tom hat davon erzählt. Was mir einen Schauder über den Rücken trieb.
„Tut mir leid. Ich hab dich nicht gesehen.“, sage ich neutral und trockne mich ab.
Ich stehe im Raum, sehe noch kurz ob Tom die Augen öffnet und nehme das Handtuch und trockne mir das Gesicht, die Haare und die Brust.
Die Beine sind schon trocken und der Rücken ist mir nicht wichtig genug um mir die Mühe zu machen.
„Wird das jetzt so ein Soft-Schwulenporno? Denn ich mache ganz sicher nicht mit.“, meint Tom verächtlich und ich nehme das Handtuch von meinem halbtrockenem Haar.
„Sicher dass du nicht willst? Willst du das hier nicht?“, frage ich, grinse breit und mache ein ausholende Bewegung mit der Hand um meine ganze Pracht einzufangen.
Tom schürzt die Lippen. „Nö danke. Ich bin nicht von deinem Ufer Kumpel.“, sagt er und steht auf, verzieht sich in die Küche.
Ich kichere leise und trockne mich zu Ende ab, ziehe mir eine Jeans und ein Shirt an, darüber ein offenes Hemd.
„Heute irgendwas vor?“, fragt er mich, nachdem ich meinen ersten Kaffee getrunken habe.
Ich zucke die Schultern.
„Will was aufreißen.“
Tom sieht mir ins Gesicht. „Bist du dir sicher?“
Ich denke nach. Vom Kopf her will ich, meine Eier pochen und wollen endlich geleert werden, sie wollen berührt werden und ich habe ganz eindeutig keine Lust auf Selbstfummelei.
Ich runzele die Stirn. „Ja, wieso?“
Tom zuckt die Schultern und sieht weg.
Ich stehe auf.
„Tom, was ist los?“
„Na ja, Stacy hat angerufen.“
Stacy…Stacy….Stacy? Welche Stacy? Ich strenge mein Gehirn etwas an.
„Ah. Ach so.“
Ich nicke zufrieden, weil ich mich noch an sie erinnern kann.
Aber dann fällt mir ein, was Tom gesagt hat.
„Wieso ruft sie an?“
„Sie wollte sich dafür entschuldigen, dass sie so ausgerastet ist und wollte sich mit dir treffen. Sie will das Kriegsbeil begraben.“
Gar nichts will sie. Höchstens MICH begraben. Frauen hegen einen Groll sehr viel länger und hassen viel tiefer, als Männern überhaupt klar ist. Ich werde heute noch von einigen Frauen abgrundtief gehasst.
Stacy will sich höchstens an mir rächen und denkt sicherlich nicht einmal daran sich mit mir zu vertragen.
„Falls sie noch mal anruft, leg einfach auf.“, sage ich und stehe auf.
Tom zuckt die Schultern.
Die nächsten Stunden verbringe ich mit Fernsehen und stehe erst auf, als es an der Tür klingelt und ein Mann vor mir steht. Nachdem ich ihn misstrauisch gemustert habe, nehme ich den Aktenkoffer, öffne ihn und finde 1.5 Millionen US Dollars.
Ich gebe ihm den Stick und er verschwindet.
Ungefähr um 22 Uhr mache ich mich auf den Weg in eine Bar, weise Tom an, mir ein Hotelzimmer zu buchen und den Schlüssel für mich hinterlegen zu lassen.
In der Bar brauche ich gerade mal 20 Minuten bis eine Frau mich zum 7. Mal anlächelt und mit den Augen klimpert dass ihr Kopf schon wehtun muss.
Sie ist groß, ein kleines Stückchen kleiner als ich und ist sehr schlank und hübsch. Genau mein Favorit.
Ich gehe rüber, lehne mich nahe an sie heran und flüstere:
„Lust mit zu mir zu kommen?“
Und als sie gerade dieses Flirtspiel anfangen will, von wegen: Aber nein. Erst musst du mir einen ausgeben!, da sieht sie meinen Ausdruck. Und sie weiß ganz genau, dass sie bei einer Verneinung Geschichte für mich sein wird.
Also klappt sie ihren Mund zu mit dem sie sich wehren wollte und nickt knapp.
Ich grinse, ziehe sie am Arm mit und setze sie vor mir auf meine Maschine.
Sie ist dünn genug, sodass ich die Arme um sie legen kann und so die 2 Kilometer bis zum nächsten Hotel fahre, ohne angehalten zu werden und ohne Komplikationen.
Das namenlose Mädchen klammert sich an mich, reibt ihre Lippen über meinen Adamsapfel und erwartet anscheinend, dass ich sofort vor Verlangen zerplatze. Tu ich aber nicht, es braucht schon mehr als so ein bisschen Gefummel, dass ich hart werde oder platze.
Ich bringe sie zur Rezeption frage nach dem Schlüssel auf Toms Namen und erhalte ihn auch gleich. Auf Tom ist immer Verlass.
Ich schubse die Frau vor mir in den Raum und lasse mich auf das Bett fallen, sitze jedoch noch immer.
„Na dann lass mal sehen.“, meine ich und sie will wieder etwas dagegen sagen, überlegt es sich bei meinem Gesicht jedoch anders, sonst hätte ich sie hier rausgejagt und würde mir eine andere ins Bett holen.
Sie zieht sich aus. Und hat falsche Brüste. Was mich ganz schön deprimiert. Ich hatte Silikontitten schon so oft, ich habe schon aufgehört zu zählen. Ich will endlich mal jemanden mit echten Möpsen.
Aber egal. Und sie ist akkurat rasiert.
Ein Blitz aus Schamhaaren ist zu sehen, was ja ganz interessant wirkt, aber mir doch ein wenig bescheuert vorkommt.
Ist egal.
Sie kommt zu mir und reibt sich an meiner Hose.
Und das mag ich nicht.
Meine Hose soll sauber von ihr bleiben.
Also ziehe ich mich schnell aus und zieh das Kondom über.
Ficken ist ja schön und gut, aber ich will mir nichts von ihr hier einfangen. Blitzschamhaar soll ihre Läuse gefälligst bei sich behalten.
Ich drücke sie auf den Rücken und stoße in sie vor, ohne auf ihre Proteste zu hören, das Vorspiel sei doch wichtig.

Okay, es war nicht so wie ich wollte. Aber Mann, ich mag Sex wirklich. Ich steh total drauf!
Ich liege schweißgebadet im Bett und ich habe die Frau gerade heraus gejagt.
Ich bin derartig erschöpft, dass ich mich frage wie die Frau noch normal gehen konnte.
Aber nach ihrem Gesichtsausdruck als sie ging zu urteilen, habe ich ihr Gehirn erfolgreich aus dem kleinen Kopf gevögelt.
Ich mag Sex. Es fühlt sich gut an, wenn der Partner kommt, wenn sich die Muskeln um mich herum zusammen ziehen und sich dann dehnen.
Es fühlt sich gut an in seinem Ego bestätigt zu sein, wenn du dich aus ihr zurück ziehst und sie winselt und dich zurück rein zieht.
Es fühlt sich gut an zu kommen.
Ich mag das ganze Phänomenen des Sex.
Aber ich muss noch etwas erledigen. Obwohl das ja eigentlich bis Morgen warten könnte….
Ich entscheide mich hier zu bleiben, meinen Erinnerungen nach zu schwelgen und es zu genießen mit so etwas Simplen und Primitiven meine Bedürfnisse befriedigen zu können.
Also rolle ich mich herum.
Mein Handy piept nervtötend.
Ich hebe es hoch.
Meine Mutter.
„Was ist los? Du hast dich schon wieder seit 2 Tagen nicht gemeldet. Willst du dass ich einen Herzinfarkt erleide? MELDE DICH: RUF MICH AN!!!!!“
Ich seufze.
Es ist ungefähr 4 Uhr morgens, deswegen schreibe ich ihr eine simple SMS.
Aber ich habe noch eine SMS, die ich bis jetzt nicht einmal bemerkt hatte.
„Ich weiß was ich gesagt habe, ich weiß es ganz genau, aber ich will mich mit dir vertragen. Treff mich bitte heute um 7 Uhr bei Sandy’s Cakebar.“
Offensichtlich von Crow.
Das Heute das sie erwähnt hat, war vorgestern.
Na ja, ich wäre sowieso nicht hingegangen.
Ich rolle mich herum und schlafe bald ein.

„Und was machen wir jetzt?“, fragt Tom leicht gereizt.
Ich zucke die Schultern.
„Das Geld ausgeben.“, schlage ich vor und Tom seufzt.
„Ich weiß nicht einmal was ich genau kaufen will und trotzdem werde ich losgeschickt im Auftrag irgendeinen Müll zu kaufen.“
Ich verdrehe die Augen in großer Geste und schlage Tom auf die Schulter.
Es war als freundschaftliche Geste gemeint.
Doch Tom zuckt zusammen und reibt sich die anscheinend schmerzende Schulter.
„Au. Pass auf! Immer tust du mir weh. Man sollte dir deine übermäßige Kraft einfach wegnehmen, damit du normal kräftigen Menschen keinen weitern Schaden zufügen kannst.“
„Ach sei kein Weichei.“, meine ich, nehme mir jedoch vor ihn nicht mehr so hart zu schlagen.
„Das sagt sich so leicht, wenn man keine Schmerzen oder Empfindungen fühlen kann.“, grummelt er.
Und dieser Satz bringt mich wieder auf die Palme.
Ich weiß, dass es so rüberkommt, als wenn ich keine Schmerzen spüre…aber ich musste mich doch gegen die Welt wehren. Wenn man das nicht tat wurde man von Menschen, fremden Menschen, und der Welt an sich vollkommen ausgelaugt und man würde am Ende zusammen brechen und eine Art von epileptischem Anfall bekommen.
Man muss sich einen Panzer zulegen, einen sehr wirksamen.
Und das habe ich getan, zwar wirke ich jetzt wie ein Roboter (Ein sehr oft wütender), aber immerhin bin ich jetzt versichert, dass mir niemand zu nahe kommt. Dass keine Frau je wieder mein Herz zerreißen kann, dass meine Freunde mir nicht so nahe kommen, dass ich es nicht ertragen würde, würden sie mir genommen werden oder wenn sie selbst entscheiden würden, nicht mehr bei mir sein zu wollen.
Ich muss keine Angst um irgendwen haben, wenn ich weiß dass ein Freund sich in Gefahr begibt, dass eine Frau die ich kenne sich in Gefahr befindet.
Aber zurück in die Realität.
„Ich fahr dann mal. Ruf mich an wenn Beatrice was findet.“
„Ja, mach ich schon. Was ist eigentlich los, dass sie dich nicht selbst anruft?“, fragt er verwirrt.
Ach ja, diese Geschichte.
„Na ja, wir haben uns gestritten.“
„Willst du mir erzählen, du hattest was mit Beatrice?“
Okay, das jagt mir definitiv einen Schauer über den Rücken.
„Nein, eindeutig nein.“
Es war so: Beatrice ist hübsch, etwas alt aber immer noch mein Typ.
Aber ich bringe Geschäft und Vergnügen ungern zusammen, dabei kommt es nur zu Missverständnissen und Problemen. Eben das Übliche.
Es war viel mehr so, dass Beatrice verheiratet war und ein Kind bekam. Das war natürlich vor meiner Zeit.
Und dieses Kind war ein Mädchen.
Ein Mädchen, dass 22 Jahre at war als ich sie das erste und letzte Mal traf.
Ein Mädchen das ich entjungfert hatte ohne es zu wissen.
Ich schlief mit ihr, etwas vorsichtiger, weil sie darum bat, dass ich nicht so hart, so schnell machte.
Mir war damals nicht bewusst, dass sie dies sagte, weil sie Schmerzen hatte – ich dachte lediglich, sie würde auf Blümchensex stehen.
Also war ich langsam und sanft und weich, aber direkt nachdem ich gekommen war, war ich aufgestanden und hatte mich angezogen.
Sie fragte was los sei. Ich sah sie verwirrt an.
„Ich bin fertig.“, sagte ich und setzte mich auf meine Maschine.
Das Mädchen, Felicia, lief zu Beatrice und weinte sich aus.
Und dann war die Fehde zwischen uns eröffnet. Sie arbeitete schon damals mit mir und wollte mich als einen sehr guten Arbeiter nicht verlieren. Also rief sie ab diesem Tag nur noch Tom an um irgendetwas zu klären.
„Und was ist dann passiert?“, fragt Tom.
Ich wedele mit der Hand.
„Nichts Wichtiges. Ich muss los.“, sage ich und gehe ohne einen weitern Blick aus dem Raum.
Ich setze mich auf meine Maschine und fahre los.
Ich weiß nicht wohin, weshalb ich wo auch immer hin will oder was auch immer ich an diesem noch unbekannten Ort kaufen und machen möchte.
Ich fahre einfach los.
Ich halte mich auf der 676 und fahre einfach weiter.
Ich habe wirklich keine Ahnung, was ich mir kaufen soll. Ich denke ich bringe mein Baby einfach in eine teure Werkstatt und lasse sie durchchecken und falls etwas nicht in Ordnung ist, lasse ich ausnahmsweise mal jemand anderen an ihre Karosserie.
Ich lasse nur spezielle Mechaniker, die sich auf Motorräder spezialisiert haben an meine Maschine, wenn ich gerade Geld habe.
Und da ich einen sehr, sehr guten Mechaniker in Chinatown kenne fahre ich also nach New York.
Ich wechsele auf die 295 halte mich auf der Straße und wechsele dann auf die 95.
Auf der halte ich mich die ganze Nacht durch.
Ich habe keine Lust auf irgendein Motel in dem das Essen schlecht ist und die Parkgelegenheiten erst recht.
Ich fahre einfach durch.
Ich komme New York immer näher. Man riecht es, man fühlt es in der Atmosphäre.
Ich fahre an Trenton vorbei, an den vermüllten Straßen, sehe wie die ersten Menschen wach werden und zu ihren Durchschnittsjobs gehen.
Ich fahr an ihnen vorbei, überfahre beinahe einen Kerl, der das entweder nicht wirklich realisiert, so schnell geschieht es, oder ihm ist es einfach egal ob er stirbt oder nicht.
Ich wechsle auf die 78 und fühle mich wunderbar.
Der muffelige Geruch, der stockende Verkehr, die verschiedenen Sprachen die überall auf mich eindreschen.
Von Englisch, zu anderem Englisch mit Akzent, zu Spanisch, Italienisch, Deutsch, Portugiesisch, Türkisch, Chinesisch, Japanisch, Ukrainisch, Holländisch, Arabisch, Indisch, Französisch, Russisch und so viele andere, deren Herkunft ich nicht kenne.
Es ist unglaublich, ich liebe diese Stadt einfach und es macht mich jedes Mal glücklich, wenn ich herkomme.
Ich fahre an Menschen mit Handys am Ohr vorbei, Kaffeepötte zum Mitnehmen in den Händen und die Taschen fest um die Schultern gewickelt.
Ich fahre auf die Canal Street zu und fahre einen kurzen Moment auf der belebten Straße. Die Taxis hupen, der Verkehr kommt beinahe vollkommen zum Stillstand, die Fußgänger nutzen diese kurze, gefährliche Chance um sich durch die Autos zu schlängeln und auf die andere Straßenseite zu kommen, was ohne Ampeln und viel Glück niemals geglückt wäre.
In dieser Stadt kommt man nie so schnell voran wie man eigentlich möchte. Als Fußgänger muss man auf einen Verkehresstau warten oder darauf, dass die überfüllten Straßen sich für ein paar Sekunden, wenn auch nur einen Bruchteil einer Sekunde, leeren – Autofahrer müssen halten und aufpassen, dass sie keinen übermütigen Zivilisten überfahren, zudem noch die Ampeln die alle zwei Sekunden von Grün auf Rot schalten.
Motorradfahrer haben es ein wenig leichter.
Wenn man aufpasst dass kein Polizist in der Nähe lauert, kann man sich einfach durch die Autos hindurchschlängeln, falls ein Fußgänger vorbei kommt, kann man ausweichen und kommt schneller an sein Ziel. Das heißt aber noch lange nicht, dass es schnell genug für mich geht.
Ich stocke ein bisschen, sehe mich um und fahre dann durch den Freiraum zwischen den Autos.
Man hört das Hupen der aufgebrachten Fahrer, ihre Beschimpfungen mir gegenüber und sie erhalten einen behandschuhten Mittelfinger als Gegenleistung von mir.
Ich biege ab.
Ich rieche Chinatown schon.
Es ist als wäre man im Supermarkt und käme in die Gewürzabteilung, die Feinschmeckerabteilung.
Es riecht einfach himmlisch. Von Curry zu Balsamico, Koriander, Rosmarin.
So viele Gewürze die mich überkommen, die mich verwöhnen und mir den Magen anregen.
Ich fahre etwas schneller, sehe die ersten Stände am Straßenrand.
Franky wohnt nur eine Straße weiter, in der Bayard Street.
Ich halte direkt vor der Mei Li Wan Bakery und trete den Ständer meines Babys durch.
Ich bin etwas unsicher ob mein Schatz nicht gestohlen wird, weil sie einfach eine Schönheit ist, aber es wird schon gut.
Und wer immer es auch versuchen würde, ich würde ihn finden und ihn dermaßen zur Schnecke machen, dass er die nächsten Wochen im Krankenhaus Blut pissen kann.
Ich gehe durch die Bakery.
„Sil Sil, Sie dülfen Nicht dolt hin. Sil!!!!“, schreit eine kleine Asiatin mich an und hat diesen lustigen Akzent, mit dem sie das R immer als ein L sagt.
Ich drehe mich um und grinse ein bisschen schräg.
Und auch auf sie hat das Lächeln einen gewissen Effekt.
Wenn ich es so Recht bedenke, hatte ich noch keine Asiatin in Chinatown. Immer nur woanders. Vielleicht waren die in Chinatwon anders im Bett. Das musste ich raus finden. Aber nicht jetzt.
„Kleines, ich suche einfach nur nach Franky. Ist er zu Hause?“
Sie sieht mich misstrauisch an.
„Was wollen Sie von Flanky? Wollen Sie ihm wehtun?“
Ich schüttele ehrlich den Kopf.
„Nein, nie im Leben. Das schwöre ich auf das Grab meiner Mutter.“
Die Mutter die noch nicht tot ist.
Man kann ja nie wissen, vielleicht tue ich Franky doch ein bisschen weh.
Es kommt alles auf die Umstände an.
Die Asiatin scheint ein wenig beruhigt.
„Na gut. El ist oben. Ich glaube el Schläft noch, abel Sie können ihn ja wecken.“
Ich nicke und trabe die Stufen hoch.
Ich klopfe an die Tür.
Nichts. Vielleicht schläft er noch.
Also fummele ich kurz an dem Schloss herum und öffne die Tür einen Spalt breit.
Das Wohnzimmer ist leer.
Ich schließe die Tür hinter mir.
„Hallo?“, rufe ich und bin merkwürdig angespannt. Hier stimmt irgendetwas nicht.
Ganz und gar nicht. Es ist einfach die ganze Sache dass Franky noch schläft. Franky schläft nicht. Und das meine ich so. ich habe ihn noch nie geweckt, wenn ich um 5 Uhr morgens vorbei kam. Ich habe ihn nie vom Schlafen abgehalten, wenn ich um 3 Uhr morgens vorbei kam und ihn bat sich dringend um meinen Schatz zu kümmern. Er hatte noch nie geschlafen während ich da war. Vielleicht tat er es, aber selbst nach einem Tag mit 22 Stunden Arbeit rund um die Uhr (Das hatten wir schon einmal, weil ich ihn da in einen Sache hineinzog, die ihn gar nichts anging. Wir gewannen am Ende und es gab immerhin nur einen Toten, die anderen waren lediglich schwer verletzt.) wirkte Franky munter wie sonst was.
„Hallo?“, rufe ich noch einmal und warte auf eine Antwort. Nichts. Aber da ist eindeutig Atem zu hören.
Leise und schwer kommt der Atem, aber er ist da.
Ich gehe auf das Schlafzimmer zu.
Ich drück die Tür einen Spalt breit auf.
Das Bett ist leer.
Ich mache die Tür voll auf. „Franky, hier is….“, sage ich etwas lauter und das Nächste das ich weiß ist, dass mir etwas derartig gegen die Schläfe gerammt wird, dass ich spüre wie Blut aus meiner Haut fließt
„Was zur…“, quetsche ich heraus und sehe herunter auf Franky. Er hat die Augen zugepresst und verteilt Schläge gegen meinen Bauch.
Es tut nicht wirklich weh.
Es würde blaue Flecke machen, das wars dann aber auch.
„Verschwinde!!!!“, kreischt er wie eine Furie.
„Franky….“, versuche ich ihn zu beruhigen, doch er lässt nicht von mir ab.
Er holt mit seiner kleinen Faust aus und schlägt mit roher Gewalt auf meine Nase und den Wangenknochen daneben ein.
Kaum zu glauben, aber meine Nase bricht nicht, sie hat anscheinend schon genug durchgemacht, damit dieser kurze Schlag ihr nichts ausmacht.
Aber sie tut weh. Und die Wange auch.
Und jetzt da Franky mein Gesicht gefunden hat, schlägt er darauf ein wie auf einen Punchingball.
Und es tut weh. Er macht mir gerade sicherlich ein Veilchen.
Ich greife hart nach seiner Faust, als sie auf mein Gesicht zu kommt und drücke zu bis eines seiner Gelenke knackt, einen wahre Kanackorgie fängt in seiner Hand an.
Anfangs macht es ihm nichts aus, er holt sogar noch mit der anderen Faust aus, aber ich halte auch diese fest und drücke zu.
Er weiß dass ich ein Mann bin, größer und stärker, und versucht sein Knie zwischen meine Beine zu rammen.
Ich halte einfach seine Fäuste und weiche ein bisschen aus.
„Alter, so tief sinkst doch nicht einmal du.“, murmele ich zwischen meinen schmerzenden Zähnen hindurch.
Ich will Franky nicht wehtun, aber er kommt ja nicht zur Vernunft.
Er öffnet die zusammen gekniffenen Augen und starrt mich mit verwirrten grauen Augen an.
„Vinety?“, fragte er ungläubig und ich nicke, lasse erleichtert seine Fäuste los.
„Scheiße und ich dachte du wärst einer von Marcelle. Wie gehst dir Junge?“, fragt er mich grinsend, reibt sich aber doch mit seinen Fingerkuppen über seine Fingerknöchel.
Ich sehe ihn etwas gereizt an und halte mir eine Hand gegen das Blut das aus meiner Schläfe tropft.
„Um ehrlich zu sein, ging es mir schon einmal besser. Was für eine nette Begrüßung! Und was hast du mir da gegen den Kopf geknallt?“, frage ich und spüre wie das Blut durch meine Finger rinnt und an meinem Kiefer entlang fließt
Franky wird etwas verlegen.
„Es war ein Aktenkoffer. Ich hatte eigentlich gedacht, jeder der sowas gegen den Kopf kriegt fällt um, aber wie immer habe ich nicht mit dir gerechnet.“
Ich grinse. „Na ja, ich bin eben eine übernatürliche Spezies, euch sehr weit überlegen.“, scherze ich und Franky lacht.
Ich weiß nicht was es ist, aber ich kann diesem Mann schlichtweg einfach nicht böse sein.
Er hat mit den Fäusten auf mich eingeschlagen, hat mich zum Bluten gebracht und trotzdem mag ich ihn noch immer, freue mich riesig ihn zu sehen.
Er strahlt mich an und schnippt kurz mit den Fingern. „Ich hole dir mal ein Handtuch für diese Sauerei.“, meint er und geht fröhlich los.
Er schlurft hörbar durch den Raum, setzt seinen kleinen 90 Kilo schweren Körper in Bewegung.
„Und was möchtest du hier?“, fragt Franky mich.
„Ich hab gerade Geld und wollte mein Baby durchchecken lassen.“
Franky seufzt laut und vernehmlich.
„Wie ich meinen Liebling vermisst habe.“
„Hey, hey. Höre ich da etwa Liebe aus deiner Stimme? Denk daran: Sollte ich sie mit dir erwischen, wirst du einen schrecklichen Tod erleiden.“
Franky lacht auf. „Das wäre es wert. Mit so einer Schönheit.“
Er hat Recht. Mein Motorrad verdient einen Preis, so schön war es.
Er kommt zurück und drückt mir einen blau karierten Lappen in die Hand. Wenigstens ist er nicht mit Öl verschmiert.
„Was hast du getan dass Marcello jemanden schickt um dich zu beseitigen?“, frage ich interessiert und wische das Blut von meiner Wange, kann jedoch nichts an meinem Hemd und dem Shirt entfernen.
Marcello ist in Chinatown und Little Italy sowas wie der Präsident der Vereinigten Staaten. Man kann Anträge stellen um ein Haus zu bauen und natürlich geht das über die Üblichen Behörden, aber bevor das passiert, sieht Marcellos sich alles an und schickt, bei seinem Gefallen, den Auftrag weiter. Bei seinem Missfallen wir der Antrag zerschreddert und sollte jemand Einsprüche erheben landet er schnell in einem Fluss oder auch in einem Müllcontainer mit einem kläffenden Loch im Kopf.
Er war das Gesetz, die Durchführung und der Henker zugleich.
Franky zuckt leicht die Schultern.
„Das Übliche. Ich schulde ihm Geld.“
Ich sehe ihn ernst an.
„Soll ich dir aushelfen?“, frage ich.
Ja, ich weiß das ist eine ziemlich selbstlose Geste, aber ich würde ihn für das Durchchecken sowieso bezahlen, da kann ich auch was drauf legen. Er ist mein Mechaniker, mit denen muss man sich gut stellen.
„Ach was, nein. Ich krieg das schon selbst hin.“
Und es ist offensichtlich, dass das eine Lüge war.
Aber ich kenne Franky. Er wird niemals Almosen annehmen, er wird niemals Geld annehmen, das er anschließend zurück zahlen soll.
So ist er. Und er würde es schon beinahe als Beleidigung sehen, wenn ich es ihm noch einmal anbieten würde. Also halte ich den Mund, selbst wenn es mir etwas schwer fällt.
„Also wo ist denn das gute Stück?“, fragt Franky mich und zieht sich einen Sweater über.
„Vor der Bäckerei.“
Franky zieht eine Braue hoch.
„Sicher, dass sie noch immer dort steht?“, fragt er misstrauisch.
Ich grinse ihm zu. „Du weißt was passiert wenn nicht.“
Fanky lacht auf.
„Dann lass uns einmal nachsehen.“
Und so traben wir die Treppe herunter und durch die Bakery.
Die kleine Asiatin sieht mich etwas geschockt an, aber ich zwinkere ihr einfach zu.
Mein Motorrad steht noch immer an seinem Platz.
Franky seufzt.
„Hallo Babe!“, schnurrt er und lässt die Hand über einen Kotflügel gleiten.
Ich kann mein Grinsen nicht zurück halten.
Ich will ja nicht prahlen…obwohl, das will ich.
Jeder Mechaniker würde in Liebesschwärmerei ausbrechen wenn meine Schönheit auftaucht.
„Dann check sie mal durch.“, sage ich und Franky tritt sanft den Ständer durch und schiebt mein Baby hinter das Haus und in einen kleinen Schuppen.
Ich stehe hinter ihm und sehe zu wie er das erste Gerät heraus holt.
Franky dreht sich zu mir.
„Du solltest uns etwas Privatsphäre schaffen, wenn ich bitten dürfte.“
Ich schnaube, gehe aber trotzdem aus dem Schuppen und setze mich auf eine der Stufen die in die Bäckerei führen.
Mein Handy klingelt und ich hole es aus meiner Hosentasche und starre auf das Display.
Wie ich dieses Ding hasse.
Die Nummer ist mir unbekannt und ich nehme ab.
„Vinety.“, sage ich.
„Dean? Oh Gott, endlich erreiche ich dich. Es ist als würdest du das Handy nur als Deko in deiner Tasche spazieren führen.“
Die Stimme kommt mir eindeutig bekannt vor.
Und da klingelte es in meinem Hirn.
Crow.
„Was willst du?“, frage ich und klinge genauso wie ich wollte: gemein und misstrauisch.
Ich höre wie sie die Luft einsaugt.
„Wieso bist du so gemein zu mir?“, fragte sie mit einem hörbaren Schmollmund.
Ich seufze.
„Aus ganz normalen Gründen Crow: Du stalkst mich, ich habe genug von dir und ich bin gerade beschäftigt.“
„Dann wärst du aber nicht rangegangen.“
„Woher sollte ich denn wissen dass eine Verrückte auf der anderen Leitung sitzt?“, meine ich zweifelnd.
„Ich bin nicht verrückt.“
„Das meinst du, nicht ich.“
„Deine Meinung ist mir momentan weniger wert, als ein Esel.“
Okay, merkwürdiger Ausdruck.
„Wieso rufst du mich dann an?“
Sie holt kurz Luft.
„Okay, das tut mir leid. Ich wollte mich mit dir vertragen. Wollte dir sagen, dass ich nicht sauer oder sowas bin.“
Und doch hört man ihre Verbitterung.
„Na gut. Dann ist gut. Tschüß.“
„Warte!“
Na toll.
„Was noch?“
„Ich will mich mit dir treffen. Ich will wieder mit dir arbeiten.“
Ist diese Frau total gestört?
Ich meine das nicht böse, aber Hallo?
Ich behandele sie wie Dreck, bin gemein zu ihr als sie alles erledigt hat was ich will und sie will wieder mit mir arbeiten?
Da stimmt etwas ganz und gar nicht.
„Wieso willst du das?“
„Weil ich dich eigentlich mag und gerne mit dir arbeite.“
Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.
„Wir haben nur ein einziges mal miteinander zu tun gehabt, du weißt nicht ob du gerne mit mir arbeitest.“
„Es hat mir gefallen, als wir letztes Mal den Saphir gestohlen haben.“
Das ist genug!
„Mädchen, ich weiß nicht was du planst und es interessiert mich einen Dreck, aber du hast ALLEIN diesen Saphir geholt und da hast zu diesem Zeitpunkt ganz sicher nicht gerne mit mir gearbeitet!“, meine ich stur, weil das die Wahrheit ist.
Ich habe genug und lege auf.
Diese dumme, kleine, hübsche, sexy, mutige, unglaubliche Frau!
Wie kann man nur so blind für das Offensichtliche sein?
Mein Handy klingelt wieder.
Aber anders als erwartete ist es nicht die gleiche Nummer.
„Vinety.“, sage ich.
„Ich WILL auf jeden Fall mit dir arbeiten. Ich mag Tom und dich und mir ist so langweilig, ich fange schon an meine Zehennägel zu lackieren und meine Handtasche auszuräumen.“
„Mein Gott, lass mich doch einfach in Ruhe. Akzeptier dass ich dich nicht mehr will und damals auch nicht mehr wollte. Akzeptier es!!!“, schreie ich sie am Ende an und auf der anderen Leitung ist nur Stille zu vernehmen.
„Das ist mir bewusst.“
Ihre Stimme zittert, eine Lüge also.
„Ich habe nie erwartet dass du mich noch willst, auch wenn das total unverständlich ist.
Und ich bin schon längst über dich hinweg, also mach dir keine Mühe mir etwas in die Schuhe zu schieben, dass ich niemals bestätigt habe.“
Ich habe noch nie eine derart schlechte Lüge gehört.
Außer von meinem großen Bruder, aber der ist total unfähig wenn es darum geht Spaß zu haben und sich frei zu benehmen.
„Crow, stellen wir ein paar Dinge mal klar: Falls ich wieder mit dir arbeiten sollte, und dieses Falls ist riesig…“
Was wollen Sie von mir? Sie hängt noch an mir und ist unheimlich sexy.
Ein Fick zwischendurch ist durchaus drin.
„…wirst du dich in dem sehr unwahrscheinlichen Fall dass dies wirklich eintrifft normal benehmen und keine große Szene veranstalten weil du noch an mir hängst? Und was ist wenn du genug von der Arbeit hast mit mir? Was wenn ich dich wieder absäge? Und du müsstest unterschreiben mir niemals mit deinem Knie in die Nähe zu kommen, ich will schließlich sicher gehen dass du meine Juwelen nicht beschädigst.“
„Ich kann dir versichern, ich werde unterschreiben. Ich will deine Eier sowieso nicht schädigen.“
Ich höre jedoch etwas Enttäuschung aus ihrer schönen Stimme.
„Ich werde alles unterschreiben dass du willst, ich will nur nicht mehr so gelangweilt sein.“, sagt sie verzweifelt.
„Komm morgen nach New York zum Big Apple.“
„Aber ich bin in Kansas.“
„Tja so läuft das bei mir. Beeil dich lieber, sonst schaffst du es nicht mehr.“, damit lege ich auf. Und grinse.
Das wird eindeutig interessant.
„Hey Dean, komm mal rein. Wills du dein Schätzchen nackt sehen?“, fragt Franky laut.
„Ich hatte dich gewarnt. Jetzt gehst dir schlecht.“, meine ich lachend und trabe zu Franky in den Schuppen.

„Du bist tatsächlich hier….“, entfährt es mir als ich ein kleines Mädchen mit großen, wippenden Brüsten in einem niedlichen Rüschenkleid sehe, die blonden Locken sind etwas zerwühlt und ihre Augen sehen müde aus.
Mann, sie ist sowas von heiß. Ich hatte das schon ganz vergessen.
„Du hast gesagt ich soll kommen, da bin ich gekommen.“
Ich grinse sie vieldeutig an.
Sie macht den Mund auf und schlägt gegen meinen Bauchnabel, da wo sie mit der Hand am Besten heran kommt.
„Hör auf so zu gucken. Wir sind jetzt Partner.“
Ich seufze. „Schon wieder dieses Partner-Ding. Zum letzten Mal, du arbeitest FÜR mich nicht MIT mir!!“, maule ich sie entnervt an.
Sie ist unheimlich scharf, aber ich hatte auch ganz vergessen wie unglaublich nervig sie ist.
Sie zieht einen Schmollmund.
Und ohne nachzudenken beuge ich mich herunter und ziehe mit den Zähnen an der hervor stehenden Unterlippe, sauge sie in meinen Mund und lecke darüber.
Sie gibt mir eine schallenden Ohrfeige, woraufhin die anderen Frauen die mich bis jetzt angestarrt hatten, anfangen sich laut zu empören.
„Wie konnte sie nur, dabei hat er sie geküsst.“
Ich fange an zu lachen und reibe mir kurz über die feurig pochende Wange.
„Immer noch mein Mädchen.“
„Hör auf mich so anzugucken. Und hör auf mich zu küssen. Wir arbeiten zusammen, das ist alles.“
„Dann streck mir das Ding nicht immer entgegen.“, meine ich etwas verstört und zeige auf ihre Unterlippe.
Sie saugt diese in ihren Mund und kaut darauf herum.
Das irritiert mich viel mehr.
Ich greife an ihre Lippen und ziehe die Unterlippe aus den Fängen ihrer Zähne.
„Lass sie ganz einfach normal aussehen.“
Sie sieht mich verbissen an, lässt ihre Lippe aber in Ruhe.
Und verschränkt dafür ihre Arme unter den mächtigen Brüsten.
War diese kleine Frau schon immer so ablenkend?
„Lass uns gehen.“, sage ich, greife an ihren Arm und ziehe sie mit in das nächste Cafe.
„Und was machen wir hier? Hast du was geplant?“
„Einen Kaffee trinken.“
Crow seufzt.
„Hast du nicht irgendetwas Interessantes zu erledigen? Irgendeinen Auftrag mit viel Geld?“
Ich gehe ins Cafe und stelle mich in der Warteschlange an, die eher endlos scheint.
„Besorg du doch so einen Auftrag.“
„Ihr versucht es bloß nicht richtig.“
Ich kneife die Lippen zusammen und sehe sie wütend an.
Und es hat tatsächlich Erfolg.
Sie zuckt zurück und ihre Augen werden größer vor Angst.
Aber irgendwie ist es nicht ganz so ein Triumphgefühl ihr Angst zu machen. Ein eher schlechtes Gefühl.
Ach was, wahrscheinlich weil ihr alles Angst macht, da braucht es nicht viel Aufhebens um das fertig zu bringen.
„Na klar. Solche Aufträge liegen nicht einfach so am Straßenrand. Wir müssen abwarten und darauf hoffen, dass es neue Funde und Ergebnisse gibt.“
„Ja schon klar, man kann nichts klauen, wenn nichts da ist.“
Ich schnaube als Antwort.
Noch 5 Kunden vor mir an der Reihe.
„Aber es muss doch auch andere Aufträge geben. Man muss ja nicht immer aus Museen klauen oder sowas, man kann doch auch von Privatmenschen klauen. Oder irgendetwas mit großen Geschäftsfirmen.“
Ich sehe sie skeptisch an.
„Okay, wenn ich mich richtig erinnere haben wir uns beide Male bei einem Privatauftrag getroffen, also ja wir haben diese Fälle durchgesehen.“
Stacy zieht die Augenbrauen zusammen.
„Hab ich schon vergessen. Tut mir leid. Aber was ist mit Daten von Firmen. Hat das noch keiner gemacht? Dann können wir das ja anfangen.“
Sie klingt richtig enthusiastisch.
Ich komme dran und lächele die Angestellte freundlich an.
„Ich will einen fettarmen Latte Macciato mit Soja Milch, braunem Zucker und einem Hauch Zimt.“, meint Stacy beiläufig.
Ich runzele die Stirn und sehe zu der blonden Angestellten auf.
Sie starrt mich aber einfach an, also denke ich sie hat es nicht mitbekommen.
Ich grinse und lehne mich etwas vor, dabei kriege ich oft Nummern und einen kleinen Rabatt.
„Zwei schwarze Kaffees bitte, Süße.“, ich zwinkere ihr zu und sie holt tief Luft, lehnt sich vor und lässt mich einen tiefen Blick in ihren Ausschnitt werfen.
Dabei wickelt sie sich eine Strähne um den Finger und leckt sich kurz über die geschminkten Lippen.
„Sonst noch was? Ich kann dir alles besorgen, dass du willst. Alles.“, sie grinst mich etwas träumerisch an und setzt ihre beiden Ellenbogen neben ihrem Busen auf den Tresen, quetscht ihre Titten noch etwas mehr zusammen, sodass es aussieht wie eine endlose Schlucht.
„Vinety, ich sagte einen fettarmen Latte Macciato mit Soja Milch, braunem Zucker und einem Hauch Zimt. Ich kann schwarzen Kaffee nicht leiden.“
Ich drehe mich mit einem entschuldigenden Lächeln zu Crow um.
„Klappe halten, ich bin dabei jemanden abzuschleppen.“, zische ich ihr zu und drehe mich wieder zu der Angestellten um und greife kurz nach ihrer Hand, lasse meine Finger über ihre zarte Haut wandern und ich hebe die Hand an meine Lippen.
„Leider wars das schon. Ich muss los.“ Ich zeige auf Crow und die Frau am Tresen wirkt beleidigt.
„So sind kleine Schwestern nun mal.“
„Oh das ist Ihre kleine Schwester. Es ist ja so ein gutes Beispiel dafür, dass die Familie sich umeinander kümmert.“, schwärmt sie und als ihr Kollege von nebenan sieht dass sie mir lieber ihre Möpse vor die Augen hält, als unsere Bestellung auszuführen und andere Kunden zu betreuen, winkt er sie alle zu ihm rüber.
„Nun ja, so bin ich eben. Familie ist mir das Wichtigste.“
„Sie sind ein sehr familienbewusster Mensch nicht? Das ist so unglaublich schön, meine Familie hat nie so funktioniert wie Ihre.“
Ich setze eine empörte Maske auf.
„Wirklich? Das ist ja furchtbar. Erzählen Sie mir alles darüber.“
Sie nickt eifrig, aber ein gezischter Kommentar von ihrem Kollegen bringt sie wieder auf den Boden der Tatsachen.
„Ich kann leider nicht, aber ich würde gerne mit Ihnen reden. Wohnen Sie hier in der Nähe?“
Ich verziehe gespielt bedauernd das Gesicht.
„Ich befürchte, wir reisen schon morgen früh ab. Wir fahren morgen zu meinem Vater ins Krankenhaus. Er hat Krebs.“
Sie sieht mich ehrlich traurig aus und versucht nicht mehr zu flirten sondern ist sich sicher, dass sie meine Aufmerksamkeit hat.
„Das ist ja schrecklich. Wenn Sie reden wollen, oder eine Freundin brauchen die Sie tröstet, hier ist meine Nummer.“
Und damit greift sie sich eine Serviette und kritzelt ihre unwichtige Nummer darauf und steckt sie mir zu.
Na Bravo.
Nur wegen Crow ist dieses ganze Familiending ausgebrochen.
Ich will nicht ihre Nummer, ich will dass sie zu mir ins Hotelzimmer kommt und dort für ein paar Stunden bleibt. Ich brauche einfach keine Therapie.
„Rufen Sie mich einfach an, wenn ich vorbei kommen soll.“, sagt sie mitfühlend und rennt los um mir den Kaffee zu holen.
Ich seufze als sie weg ist und reibe mir die Stirn.
„Also das…war das ekligste das ich seit langem gesehen habe.“, meint Crow abfällig.
Ich sehe sie böse an. Sie zuckt zusammen.
„Das ist alles deine Schuld. Nur weil du da bist kam das ganze mit der Familie auf. Du hast alles ruiniert.“
Die Angestellte kommt zu mir und stellt mir die Kaffees hin.
Ich ziehe schon mein Portmonnaie aus der hinteren Hosentasche, da winkt sie ab und schüttelt dabei die hübschen Brüste.
„Nein, nein. Sie brauchen doch sicherlich jeden Cent für Ihren Dad.“
Ich nicke, lächele und gehe aus dem Cafe.
Als wir draußen sind, gebe ich Crow ihren Kaffee.
Sie wirft ihn ohne einen weiteren Blick in den Abfalleimer.
Die Serviette folgt.
Ich stöhne. „Ist ja schön und gut, dass du heiß bist und man dich ansehen kann. Aber wenn es ab jetzt immer so läuft wenn du in der Nähe bist, dann schiebe ich dich ab.“
Sie verschränkt die Arme und schiebt die Lippen vor.
Ich schnaube.
Und schubse sie vor mir her.
Sie fällt bei meinem ersten Schubsen fast um und hält sich gerade noch am Eingangsgriff fest, damit sie nicht mit dem Boden Bekanntschaft macht.
„Wieso behandelst du mich so grob?“, murrt sie und rappelt sich auf.
Ich zucke die Schultern.
„Du hast mir die Tour verdorben.“
Um ehrlich zu sein, weiß ich selbst nicht warum ich so zu ihr bin.
Es ist ja nicht so als hätte sie mir was getan. Nur das eine Mal (Die Hodenzerstörung schlechthin) und dafür habe ich mich genugtuend revanchiert (gemeine Abschiebung), also ergibt das alles gar keinen Sinn.
Aber ich kann mich nicht wirklich davon abhalten.
Wir gehen kurz schweigend über den Bürgersteig, ich nippe an meinem Kaffee und Stacy sieht sich um.
„Wie lange bist du schon im Geschäft?“, frage ich sie.
Es geht darum, dass sie das mit der Firmenidee hatte.
Denn jedem der länger als ein Jahr drinnen ist, ist bekannt dass es gewöhnlich war, dass Firmen ausgeraubt wurden.
„Keine Ahnung, ungefähr 3 Jahre.“
Das erstaunt mich jedoch wirklich.
„Und du weißt nichts von der Firmensache?“, frage ich verständnislos.
Sie sieht mich verwirrt an.
„Was meinst du?“
„Kennst du die UTSF?“
Okay der Name ist etwas lächerlich, aber ein Genie hat ihn entwickelt, hat die ersten Geräte zur Datenübertragung in unserer Gewerkschaft eingebracht
United Thieves Stealing Files.
Ja, ja ich weiß.
„Nö. Was ist das?“, fragte Stacy.
Ich schubse sie zu einer Parkbank und sie fällt, wörtlich, auf den Sitz.
„Ein sehr reicher, intelligenter Saftsack hatte die Idee, dass wir nicht nur auf wirkliche Wertgegenstände angesetzt werden sollten, sondern auch um bestimmte Dateien zu besorgen um den bösen Kerlen zu helfen, ihre bösen Sachen durchzuziehen. Und das gibt es jetzt schon seit 11 Jahren. Ich hab das knapp nach einem Jahr erfahren und seitdem bin ich mit auf dem Zug. Deswegen musste ich auch aus London raus, da hatte man mich erwischt und drohte mir Dinge an, die ich jetzt lieber nicht besprechen möchte.“
Da der einzig richtige Schwachpunkt eines Mannes in seiner Hose ist, wurde viel darüber spekuliert, was man mit meinen Kronjuwelen anstellen wollte. Und das wollte ich mir dann wirklich nicht antun lassen – Ich verschwand.
Stacy denkt nach und dabei entsteht eine kleine Falte zwischen ihren Augenbrauen.
„Also helfen wird damit den Bösen?“
Ich zucke die Schultern. „Hauptsächlich.“
„Aber wieso?“
„Weil die Guten niemals auf die unglaublich gute Idee kommen würde, die Sachen zu klauen oder wenigstens zu kopieren. Die Guten begnügen sich damit, dass sie eine Demo anfangen können.“
Sie nickt verträumt und starrt mich merkwürdig an.
Ich runzele die Stirn und reibe mir über den Mund, Nase und Stirn.
Hab ich was im Gesicht?
„Was ist? Wieso guckst du so?“
„Ich denke nur nach.“
„Könntest du wohl woanders hinstarren, während du das tust?“
„Wird da jemand rot?“
Ich sehe sie böse und skeptisch zugleich an.
Sie zuckt etwas zurück.
„Ich werde rot ja?“, frage ich sie sarkastisch.
Sie zuckt die Schultern und verschränkt die Arme.
Und starrt mich weiter an.
„Hör auf damit.“
„Womit?“
„Das weißt du ganz genau!“
„Tu ich nicht. Was tu ich denn?“, fragt sie und reckt das Kinn vor.
„Du starrst mich an. Hör auf damit.“
„Verunsichert das dich etwa?“
„Nein.“
„Doch, tut es. Ich sehe dir das an.“
„Das meinst auch nur du.“
„Du bist verunsichert.“
„Bin ich nicht.“
„Bist du.“
„Mädchen, noch ein bisschen und es knallt.“
„Jetzt bist du rot, verunsichert und deswegen drohst du einer unschuldigen Frau. Soweit ist es mit dir schon was?“
„Ich bin weder rot, noch verunsichert und ich drohe dir nicht wegen diesen Gründen. Ich drohe dir, weil du mich nervst. Und als wärst du unschuldig.“
„Unschuldiger als du auf jeden Fall. Ich drohe wenigstens niemand. Ich wette ich könnte dich anzeigen.“
„Na klar. Du drohst mir doch nur nicht, weil du weißt dass du mir nichts antun kannst.“
„Ich kann dir was antun.“
„Kannst du nicht.“
„Das glaubst auch nur du. Ich kann dir wehtun. Du bist nicht der große, starke, Angst einflößenden Mann, der du denkst du bist.“
Ich sehe sie wütend an. Sie zuckt zusammen und rückt ab.
„Ja, genau. Du tust mir weh. Du hast Angst vor mir.“
„Habe ich nicht. Das war einfach weil ich nicht in deiner Nähe sein will.“
Ich lache.
Wir werden gleich sehen.
„Ach meine Kleine.“, seufze ich gespielt nett und greife nach ihr, vergrabe mein Gesicht an ihrem Hals und verteile kleine Küsse über die warme Haut unter den dichten Locken.
Mann, die riecht aber auch gut.
Ich schlinge beide Arme um ihre Taille und drücke sie an meine Seite, streichele ihr Rückrat und den Oberschenkel.
Zuerst wehrt sie sich ein wenig (Um die Farce aufrecht zu erhalten), aber dann gibt sie nach und vergräbt beide Hände in meinem Haar.
Ich hebe den Kopf und sehe ihr lange in die Augen, drücke meine Lippen auf ihre.
Sie stöhnt ein bisschen und schiebt die Zunge in meinen Mund.
Und ich pruste los, schiebe sie weg von mir und streiche das durchwühlte Haar gerade.
„Was ist?“, meint sie etwas aggressiv, als sie erkennt was sie getan hat.
„Oh ja, du willst nicht bei mir sein. Erzähl das deiner Oma. Du willst mich immer noch und hast bloß Schiss vor mir.“
„HAB ICH NICHT!!!!!“, schreit sie und springt auf, ballt die Fäuste und kneift die Augen fest zusammen.
„ICH HAB KEINE ANGST VOR DIR, VERSTEH DAS DOCH!“, schreit sie und viele Leute drehen sich uns zu und starren Stacy verwirrt an.
Ich zucke die Schultern und sehe die Leute entschuldigend an.
„Natürlich Schwesterherz, natürlich,. Wir gehen wieder zurück nach Hause ja? Hat die nette Pflegerin dir heute schon deine lustigen Pillen gegeben?“, frage ich und schiebe sie etwas zu grob vor mir her.
Die Leute scheinen zu verstehen und widmen sich wieder ihren eigenen Interessen.
„Jetzt stell es nicht so dar, als wenn ich geistig nicht ganz da wäre.“
„Ich doch nicht.“
Ich schiebe sie weiter.
„Hol deine Tasche und deinen Wagen, wir müssen los.“
„Wohin?“, fragt sie.
Ich sehe in den Himmel.
„Las Vegas.“
Helle Lichter, explosionsartige Farbgestallten, Millionen Menschen, überall Geld im Spiel – Genau mein Ding.
Ich freue mich schon mein Baby wieder einmal nach Las Vegas kutschieren zu dürfen.
„Oh Gott. Nicht doch Las Vegas.“, mault Stacy und stampft davon.

„Was zur Hölle ist jetzt schon wieder?“, keife ich genervt.
Wir sind vor ungefähr 12 Stunden losgefahren. Wir sind in Indiana.
Und ich bin kurz davor, diese Miststück zu erwürgen.
Ich fahre voraus, damit wir die Wege etwas verkürzen können. Mittlerweile war ich schon so oft in Las Vegas, bin in so vielen Städten gestartet um in die Stadt zu kommen die niemals schläft.
Und alle zwei Minuten (etwas übertrieben gesprochen) klingelt mich diese Stück Dreck auf dem Handy an und will irgendetwas.
Die ersten zwei Städte konnte ich es ignorieren, aber dann riss mein Geduldsfaden.
Und so hielt ich jedes Mal an, wenn sie mich anklingelte.
Ich sehe sie so wütend an wie noch nie.
Sie zuckt zusammen und geht langsam rückwärts auf die Fahrerseite ihres Toyotas zu.
„Ich will Pause machen.“, sagt sie so leise, dass ich es kaum hören kann.
Pause? PAUSE????????? Verdammt, wir hatten schon so viele Pinkelpausen, Essenspausen und für jeden beschissenen Anlass andere Pausen eingelegt.
Diese komplette Fahrt bestand bis jetzt fast nur aus diesen verkackten Pausen!!!!!!
„Wieso denn diesmal? Musst du auf Toilette? Hast du Hunger? Hast du plötzlich PMS?“, rufe ich und schreie am Ende.
Ich kann deutlich sehen wie ihr Tränen in die Augen schießen und kurz davor sind auszubrechen.
Wir sind auf einem öffentlichen Parkplatz.
Und die anderen Menschen auf dem Parkplatz starren uns verwundert an.
„WAS IST DENN CROW? WAS HAT DAS KLEINE MÄDCHEN JETZT WIEDER FÜR BESCHWERDEN? HAT SIE HUNGER, LANGWEILT SIE SICH?? SAG ES MIR SCHEIßE NOCHMAL!!!!!“, schreie ich wie noch nie.
Ich spüre fast wie meine Stimmbänder wie verrückt vibrieren, höre wie der ganze Satz mit einem tiefen Grollen und Knurren aus meiner Brust ausgestoßen wird.
Das einzige das mir positiv an dieser Situation auffällt ist, dass ich endlich das Mitleid und die Angst voll geplärrt zu werden verloren habe. Ich habe sie anscheinend erfolgreich verdrängt.
Gott sei Dank, sonst würde ich sie wieder einmal trösten. Wie ich das früher schon immer getan hatte.
Damit war und ist es endgültig vorbei.
„Entschuldigung, gibt es ein Problem?“, fragt ein ziemlich stämmiger Mann, seine Frau steht etwas abseits und mustert mich abschätzig.
„NEIN!“, herrsche ich ihn an und ich spüre wie mir langsam der Kopf vor Wut rot wird und meine Sehnen im Hals sichtbar werden.
„Das habe ich nicht Sie gefragt.“, meint der Mann mit dem grauen Pferdeschwanz knurrend und wendet sich Stacy zu, der mittlerweile die runden, schweren Tränen über die Wangen rollen.
„N-nein. A-alles g-g-gut.“, stottert sie schluchzend und bekommt einen Schluckauf.
Na Bravo. Das war überzeugend Mädchen.
„Sind Sie da ganz sicher?“, fragt der Mann leise und nimmt Stacys Hand in seine, drückt sie.
Mannomann, den interessiert das wirklich.
Hätte ich nicht erwartet.
„Ja. Es geht schon.“, meint sie und wirkt schon gefasster. Sie wischt sich die Wangen mit den Fingern ab.
Bis auf dieses Paar Anfang Fünfzig, beachten die anderen auf dem Parkplatz vor McDonalds uns nicht.
Es ist einfach schon alltäglich, dass Menschen in der Öffentlichkeit gedemütigt und angeschrieen werden.
Wahrscheinlich denken sie, ich wäre ihr Ehemann und würde sie täglich verprügeln. Das passiert heut zu Tage so oft, dass die Leute schon nicht mehr empört dazwischen gehen sondern sich abwenden und lieber weiter die Zeitung lesen.
„Rufen Sie einfach, wenn Sie Hilfe brauchen.“, sagt der Mann freundlich lächelnd (wenn ich nicht da wäre, würde Stacy sich eher GEGEN ihn wenden und sich nicht mit ihm verbünden).
Stacy nickt stumm.
Das Paar geht etwas weiter, sie bleiben aber in der Nähe. Und es ist offensichtlich, dass sie uns beobachten werden und sich über mich unterhalten.
Um ehrlich zu sein, kann ich mir gut vorstellen wie ich im Moment aussehe.
Ich habe mich mit diesem Gefühl schon einmal gesehen.
Und für alle Menschen, die diesen Gesichtsausdruck sehen, ist klar, sie wollen nichts, aber auch gar nicht, mit mir zu tun haben.
Stacy sieht mich an, beinahe 3 Meter von mir entfernt, und kaut auf ihrer Lippe herum.
„Ich wollte dich fragen ob wir heute durchfahren oder ob wir in ein Hotel gehen. Na ja….ich bin….müde. Tut mir leid. Kommt nicht wieder vor.“, sie sieht zu Boden, aber ich kann trotzdem sehen wie die Tränen über ihr Gesicht kullern.
Ich seufze.
Mein Gott, ich hasse mich manchmal.
Ich breite die Arme etwas aus und sehe sie an, enttäuscht von meiner ziemlich schwachen Abwehr.
Dann gehe ich etwas auf sie zu. Ihre Augen weiten sich vor Angst und sie zuckt zusammen. Sie macht kleine Schritte immer weiter weg von mir.
Langsam werde ich sauer. Da biete ich ihr Frieden an und was macht sie? Weglaufen.
„Komm her.“, höre ich mich sagen, so sanft wie ich schon lange nicht mehr zu ihr gesprochen habe.
Das letzte Mal war, als ich mit ihr in diesem Hotel war und wir es trieben.
„Ich…“, murmelte sie und wollte sicherlich sagen, das sie nicht will, dass sie Angst vor mir hat.
Ich weiß einfach nicht was mit mir los ist!
Ich sehe dass sie Angst hat und mir gefällt es. Dann sehe ich in einem anderen Moment dass sie Angst hat und das macht mich beinahe krank, macht mich wütend, bringt einen Selbsthass auf, den ich seit Claire nicht mehr gefühlt hatte.
Und gerade jetzt macht mir ihre Angst wirklich sehr viel aus.
„Ich tu dir nichts.“, flüstere ich und krümme meinen Finger, locke sie zu mir.
Sie macht einen Schritt nach vorne und das nehme ich als Zeichen.
Sie starrt mich an. Ihre braunen Augen sind feucht, das Haar zerzaust, als wenn sie es sich im Auto raufen würde, ihre Lippen zittern und sie umschlingt sich selbst, weil sie zittert. Und zwar richtig. Nicht so ein Kälteschauer, der bald vorbei ist. Sie bebt beinahe.
Ich gehe auf sie zu, ziehe dabei meine Jacke aus.
„Was machst du?“, fragt sie nervös und der Mann von eben, steht schon auf um mich daran zu hindern Stacy was anzutun.
Der Mann regt mich noch mehr auf.
Stacy hat Angst, was mich dazu bringt mich selbst abscheulich zu finden und dieser Kerl macht mich nur wütend.
Ich bin still, gehe einfach auf sie zu und als ich bei ihr bin, zuckt etwas in mir stark zusammen.
Der Selbsthass versucht mich zu zerfressen, wie schon seit Jahren nicht mehr, versucht mich dazu zu bringen zu zerbrechen.
Und das lässt sich dadurch erklären, dass Stacy tatsächlich zusammen zuckt und die Augen zukneift, ihr Gesicht mit den Händen schützt und die Schultern hochzieht, sodass ihre Locken ihren Kopf zum Verschwinden bringen.
Mir entweicht ein kurzes Keuchen.
Aber ich will nicht, dass Stacy sieht wie es in mir aussieht.
Ich nehme die Jacke und lege sie ihr um die angespannten Schultern, streiche sanft über ihren Kopf.
Sie zuckt erst zurück, was wieder einmal Hass durch meine Zellen schießen lässt.
Ich lasse meine Hand von ihrem Kopf auf ihr Schulterblatt gleiten und schließe auch den anderen Arm um ihre kleine Gestalt.
Und dann schließe ich die Augen, genieße den Augenblick und bin mir durchaus bewusst, dass der Mann von gerade eben mich immer noch anstarrt.
„Tut mir leid. Ich wollte nicht so grob sein. Es war ein langer Tag und ich war gleich zu Anfang nicht so toll gelaunt.“
Mittlerweile hat Stacy erkannt, dass ich ihr nichts tue und ich erkenne erleichtert, dass sie mich immer noch will.
Das erkenne ich daran, dass sie sich endgültig entspannt, ihr Gesicht an mein Brustbein presst und beide Arme fest um meine Mitte schlingt.
„Du bist ein Arschloch.“, murmelt sie gegen meine Brust.
Ich vergrabe meine Nase in ihrem Haar und lache leise.
„Ich weiß.“, meine ich leise und drücke ihr einen Kuss auf den Scheitel, lasse meine Hände an ihre Taille gleiten und streichele sie durch das rote Shirt hindurch.
„Und ein Wichser.“
„Ich weiß.“
Sie lässt beide Hände an meine Schultern gleiten und hebt das Gesicht, sieht mir in die Augen.
Ich grinse sie leicht an.
„Dreckskerl.“, schleudert sie mir laut ins Gesicht.
Und ich fange an zu lachen.
Und ziehe sie näher, drücke meine Lippen kurz an ihre Wange, dann den Mundwinkel.
„Ich weiß.“
Sie verschränkt die Finger in meinem Nacken und spielt mit dem Daumen an ein paar Locken, die sich kurz vor meinem Kragen kräuseln.
„Du verdienst dass ich dir die Eier zermalme.“
Ich streiche langsam über ihre Wange, drücke meine Hüfte etwas gegen ihre.
Und ich werde darin bestätigt dass ich dieses Funkeln in ihren Augen richtig deute, da sie mir nichts dergleichen antut.
Und ich bemerke vage, dass die Leute jetzt doch alle glotzen.
Das Paar von eben schüttelt den Kopf und sagt Dinge wie: „Das arme Ding, das ist doch immer so. Erst verprügelt er sie aber sie kommt doch zurück.“
Die anderen Personen glotzen, weil sie entweder das Gleiche denken oder weil sie auf etwas Action von mir warten, eine Art Softporno. Wie in diesem einen Film Crank.
„Wahrscheinlich.“
„Und dann sollte ich sie abschneiden und dich zwingen sie zu essen.“
Ich drücke meine Lippen kurz auf ihre Schläfe, dann auf die andere.
„Das wäre wohl angebracht.“
„Und dann…“
Ich drücke ihr meine Lippen auf den hübschen, viel zu viel sprechenden Mund.
„Klappe.“, murmele ich in ihren Mund und schiebe meine Zunge durch ihre Lippen.
Sie schlingt fest beide Arme um meinen Nacken und macht mit.
Applaus von zwei Kerlen. Die anderen starren nur verwirrt und ein paar holen Handys heraus um uns zu filmen.
Das wird mir dann zu viel.
Ich habe genug Feinde da draußen, wenn sie Stacy bei mir sehen, gibt ihr niemand mehr einen Job.
Ich löse mich, Stacy winselt kurz und ich grinse.
„Wir gehen in ein Hotel. Geh und hol dir was zu essen. Und dann geh auf Toilette. Wir wollen noch bis Bedford.“
Sie lächelt schüchtern, sieht sich nervös um und nickt.
„Krieg ich Geld?“, fragt sie leise.
Ich seufze. Und greife mir schon an die hintere Tasche, da spüre ich Stacys Hand an meinem Hintern.
Mit zwei Fingern kneift sie mich, dann holt sie meine Brieftasche heraus.
Sie hüpft davon, erinnert mich wieder einmal an eine kleine Elfe und ich schaue ihr etwas verträumt hinterher.
Mann, ich bin diesem hübschen Mädchen verfallen.
Aber ich muss mich zusammen reißen. Sonst endet das wieder wie vor ein paar Wochen.
Ich will dass sie weiter mit mir und Tom arbeitet, sie soll nicht wieder verschwinden. Obwohl es ja eigentlich nur an mir lag, dass sie verschwand.
Weil ich ein Arschloch, ein Dreckskerl bin.
Ich muss mir dringend abgewöhnen sie so zu mögen.

„Ich bin sowas von kaputt.“, stöhnt Stacy und kommt mit mir in das Doppelzimmer.
Zwei schmale Betten sehen simultan aus und wenig einladend.
Das ganze Haus hier erinnert mich an den „wilden Westen“. Und das Hotel brüstet sich noch mit der Auszeichnung, dass es genau das ist: eine blöde, kleine Spelunke mit weniger Klasse als einer Prostituierten.
Okay, ich bin etwas groggy. Ich bin müde, hungrig und geil.
Keine gute Mischung.
Über die Goldington Road bin ich mit Stacy immer am Arsch klebend zum Bedford Arms Hotel gefahren.
Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee war. Ich mag die Super 8 Filialen viel mehr als diese kleinen Nebenhotels, die sowieso nie richtig besucht werden, wo das Essen mittelmäßig bis schlecht ist und es im ganzen Raum muffig nach alten Möbeln und nicht richtig gewaschener Bettwäsche stinkt.
Aber wie gesagt, mir geht es nicht gerade berauschend, da muss man solche innerlichen Ausbrüche die von vielen Flüchen begleitet werden wohl aushalten oder sogar eher erwarten.
Aber wie dem auch sein mag, Stacy schmeißt ihre Tasche auf den Boden und lässt sich auf das Bett fallen.
Sie kuschelt sich sofort in die Kissen und wickelt sich innerhalb von 3 Sekunden vollständig in das Laken ein.
Das volle Programm, sie umarmt ein Kissen, ihre Beine verheddern sich vier Mal um die einigermaßen dünnen Laken, ihr Oberkörper bekommt dadurch gar nichts ab und das Gesicht ist in der Matratze vergraben.
„Schläfst du immer so?“, frage ich leicht zweifelnd.
In der Zeit in der ich sie im Bett gesehen hab, war sie einfach nur nackt und wach. Wenn ich aufgewacht bin, stand sie schon wie der frühe Sommermorgen vor mir und strahlte wie die liebe Sonne (Wieso sagt man eigentlich liebe Sonne? Die Sonne ist oftmals viel schädlicher, als der „liebe Schnee“).
Sie hebt den Kopf, zieht eine Augenbraue hoch und sagt: „Problem damit?“
Ich grinse unschuldig und schüttele den Kopf.
Ich ziehe meine Schuhe aus, weil ich mittlerweile auch richtig müde bin.
Ich weiß, es ist blöd und gerade ich dürfte nicht so schüchtern/prüde/stolz sein, aber trotz der Tatsache, dass ich bereits mit ihr geschlafen habe, will ich einfach nicht die Hose und das Shirt ausziehen.
Irgendwie erscheint es mir so….na ja, jedenfalls soll sie sich gefälligst vor mir umziehen!
Also lasse ich mich aufs Bett sinken, schalte vorher noch das Licht aus und wir sind in Dunkelheit gehüllt.
„Nacht.“, murmelt Stacy, schon beinahe eingeschlafen.
Ich brumme nur zustimmend.
Ich bin hundemüde. Und ultra geil.
Und um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung welche Beschwerde mein Körper für wichtiger hält.
Okay….doch mein Körper hat sich entschieden.
Natürlich nicht zu meinen Gunsten.
Also stelle ich mir einen Porno vor. Schließlich haben mein Gehirn und mein Körper sich für „geil“ entschieden, damit muss ich jetzt zurecht kommen.
….
Nein, ich komme nicht damit zurecht. Ich muss jetzt etwas Weibliches unter mir haben.
Ich bin auf Entzug! Ich kann nicht mehr. Es ist schon VIEL zu lange her. Wie soll ich das nur durchstehen?
„Wieso schläfst du nicht?“, fragt Stacy und klingt gleich viel wacher.
„Wieso schläfst DU nicht?“, frage ich.
Die beste Verteidigung ist Angriff.
„Ich hab zuerst gefragt.“
„Das kannst du nicht beweisen.“
„Kann ich wohl.“
„Und wie?“
„Verehrtes Gericht und ich zitiere Miss Crow: Wieso schläfst du nicht? Hah, da hast dus!“, meint sie und fängt an zu kichern. Ich lache leise mit.
„Das will ich schriftlich haben.“, spanne ich das Gespräch weiter.
„Hab weder Stift, noch Papier.“
„Nimm was anderes.“
„Na toll. Gibst du dich mit Blut und einem Laken zufrieden?“
Ich grinse und tue als müsst ich scharf überlegen, obwohl mir sofort etwas einfällt.
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich das als tatsächlichen Beweis annehmen kann. Es wirkt mir nicht authentisch genug. Ich würde mich jedoch gerne auf etwas einigen.“
„Und das wäre?“, sie klingt ein wenig misstrauisch.
„Ein Höschen von dir und Lippenstift.“
Sie schnappt nach Luft.
Und ich pruste los.
„Ich hoffe für dich, dass das ein Scherz war. Zwar ein sehr geschmackloser Witz, aber immer noch einer.“
Sie klingt drohend.
„Ja, ja. Klar, war nicht ernst gemeint.“, sage ich und weiß ganz genau, dass es nach dem exakten Gegenteil klingt.
„Hey, wollen wir ’ich sehe was, was du nicht siehst’ spielen?“
Ich sehe skeptisch rüber, auch wenn sie mich nicht sehen kann.
„Dafür braucht man Licht.“
„Ach Mist, sowas vergesse ich immer.“
Ich grinse einfach weiter vor mich hin.
Stille tritt ein.
….
Ich bin GEIL!!!!!! Ich kann es nicht länger ertragen.
Ich muss hier raus, muss in Bedford nach einer Bar suchen und mir ein neues Zimmer nehmen. Hauptsache dieses dumme Ziehen hört endlich auf.
Das Bett von Stacy knarrt und quietscht, die Laken rascheln.
„Was machst du da?“, frage ich und setze mich etwas auf.
„Ich…“ Schnaufen, mehr Geraschel. „…ziehe mich um.“, sagt sie etwas schwer atmend.
„Klingt eher nach Krafttraining.“
„Es tut mir außerordentlich leid, wenn Mylord nicht mag, wie ich zu atmen pflege.“
Ich schnaube. Und lasse mich wieder herunter sinken.
Sie zieht sich um, dann kann ich endlich auch meine Sachen loswerden.
Also versuche ich mich aus der Jeans zu schälen.
Sind die schon immer so eng gewesen. Ist ja wie eine zweite Haut.
Bei Stacy ist alles ruhig, dafür quietscht mein Bett jetzt ohne Unterbrechung und es klingt tausend Mal schlimmer als bei Stacy.
Wahrscheinlich weil ich mehr wiege. Und größer bin
„Was zur Hölle tust du da?“, fragte sie laut.
Ich zerre immer noch liegend an meiner Hose. Aber sie will mir nicht von den Beinen.
Ich stemme mich mit den Füßen auf die Matratze und der Kopf bleibt auch liegen. Die Hüfte strecke ich ihn die Luft und versuche meine viel zu enge Jeans (die ich nie in meinem Leben wieder tragen werde) von meinen Hüften zu schieben.
„Stirbst du gerade? Wenn ja, kann ich deine Maschine verkaufen?“, fragt Stacy und ich höre ihre tapsigen Schritte auf dem Holzfußboden.
Ich habe endlich die Jeans in der Hand und lasse sie auf den Boden fallen.
Das Hemd ziehe ich schnell über den Kopf.
„Dean?“, fragt sie, als Stille eintritt.
Sie ist nicht mehr im Bett, aber sehen kann ich sie auch nicht.
Da geht das Licht an, während ich noch das Laken über meine Hüften ziehe.
Mittendrin höre ich auf und lege beide Hände vor mein Gesicht.
Ich springe auf.
„Was ist?“, fragt Stacy.
Ich nehme ihre Hand in die eine Hand und schiebe sie mit meiner Brust zur Seite.
Dann mache ich das Licht aus.
„Frau, mach das nicht noch mal.“, meine ich und noch immer tanzen weiße Punkte durch mein Blickfeld.
„Es war doch nur Licht.“, meint sie verwirrt.
„Zu schnell und zu hell.“, sage ich und lege meine Hände an ihre Taille, schiebe sie zu ihrem Bett.
Sie trägt irgendeinen fließenden Baumwollstoff, ich sehe keine Farbe, aber momentan sehe ich überhaupt nichts, also ist das nicht verwunderlich.
„Du bist manchmal so ein Weichei.“, nörgelt sie und legt die Finger an meine Handflächen, sie will sich aus meinem Griff befreien.
„Bin ich nicht. Geh schlafen.“, meine ich, sie stemmt sich noch immer gegen mein Schieben.
Ich hab keine Lust mehr, habe immer noch die gleichen Beschwerden und hebe sie an der Hüfte hoch.
Sie schreit laut auf.
„Was tust du da mein Gott?“
„Herr und Meister reicht, ich bin noch nicht dein Gott. Ich bringe dich zum Bett.“
Sie zappelt herum, also bleibe ich stehen und amüsiere mich ein wenig an ihrem Gefluche.
„Ich habe durchaus selbst Beine, dich ich auch benutzen kann.“
„Das ist aber viel lustiger, als wenn du einfach in dein Bett gehen würdest.“
„Lass mich runter.“
„Na wenn du so nett fragst: nein.“
Sie hört auf zu zappeln und hängt nur in meinen Händen.
Ich schmeiße sie aufs Bett und sie schreit wieder auf.
Der Mond scheint durchs Fenster und lässt Stacy strahlen.
Und ich bin geil. So richtig. Es tut richtig weh, sie anzugucken.
Wie ihre Haare sich wild um ihre Gesicht arrangieren, wie sie mich anblitzt, wie ihre Beine leicht gespreizt auf dem Bett liegen, ihre Brüste kommen in dem grauen Shirt gut zur Geltung. Aber das liegt weniger an der Farbe, als an den Brüsten an sich.
„Guck nicht so. Geh schön wieder in dein Bett. Wir wollen doch nicht, dass du plötzlich impotent bist.“, meint sie und wedelt mit dem Finger, zieht das Laken über sich und schafft nach ein paar Augenaufschlägen wieder diese mit dem Laken verhedderte Position.
Ich sehe sie böse an und gehe in mein Bett.
Und kann nicht schlafen.
Schäfchen zählen soll ja angeblich helfen.
1…2…3…4…5…6…7…Stacy…8…Möpse…9…10…11…Porno…12…
Das hilft nicht.
Ganz und gar nicht. Meine Schafe verwandeln sich in völlig unschafige Dinge.
Ich drehe etwas Däumchen, kann aber immer noch nicht einschlafen.
Was soll ich nur tun?
Ich werde mitten in der Nacht wach.
Ich weiß aber nicht wieso.
Als ich den Kopf nach rechts drehe, fallen mir zwei Dinge gleichzeitig auf.
Erstens: Es ist schon 4 Uhr 37 am Morgen.
Zweitens: Stacy schläft in meinen Armen.
Der zweite Punkt ist dann doch der länger währende Schock.
Okay, es kommen ein paar Fragen auf.
Wie kommt sie hier hin?
Kam sie von selbst?
Bin ich in ihrem Bett oder anders herum?
Wieso ist sie hier?
Wieso schläft sie hier?
Was war der Grund für ihr Umbetten?
Und wieso ist es hier so schweinekalt?
Auf diese letzte Frage bekomme ich schnell eine Antwort. Stacy hat sich das Laken wieder um den Körper geschlungen und hat mir auch das Kissen unter dem Kopf weggerissen. Sie umarmt es gerade, ihr Körper liegt aber trotzdem nahe an meinem.
Ich ticke sie an.
„Stacy.“
Keine Reaktion. Sie schnaubt nur kurz.
„Stacy.“, meine ich lauter und schüttele kurz an ihrer Schulter.
Sie schmatzt kurz, presst das Gesicht an mein Schlüsselbein und nimmt den einen Arm vom Kissen, schlingt ihn um meine Hüfte.
Und es ist angenehm genug, dass ich mich einfach hinlege, einen Arm unter ihren Kopf schiebe, sodass ihr Kopf in meiner Ellenbeuge liegt und vergrabe die Nase in ihren Locken.
Ich wache danach wieder auf.
Es kommt mir vor, als hätte ich gerade erst ihren Kopf neu arrangiert, dabei sind schon drei Stunden vergangen.
Und sie schläft immer noch. Das Laken ist vollständig von mir gelöst, meine Füße sind nur noch Eisklumpen, aber der Rest meines unbedeckten, nur von Unterwäsche zensierten Körpers ist mollig warm.
Das liegt daran, dass Stacy sich gegen mich presst, das Kissen zwar gegen meinen Bauch gedrückt und somit gegen ihre Taille, aber beide Arme liegen um meine Hüfte, eine Hand halb an meinem Gesäß.
Ihr kleines, hübsches Gesicht ist an meinen hals gepresst und beide, mit dem Laken vereinte, Beine sind um mich geschlungen, unsere Beine sind verheddert.
Ich habe keinen blassen Schimmer, wie ich so schlafen konnte.
Musste wohl ziemlich müde sein gestern, vielleicht kaputter als ich gedacht hatte.
Möglicherweise war ich ja in einen Komaschlaf gefallen.
Ich war momentan immer noch müde, aber der Tatendrang zwang mich, Stacys Kopf von mir zu drücken und meine Beine aus ihrer Falle zu zerren.
Sie antwortete mit einem kleinen Winseln und dass sie beide Beine so schnell wie möglich um meine Hüften schlingt, sich fest an mich presst und ihre Lippen bleiben ein Stück geöffnet an meinem Oberarm kleben.
Unmöglich, aber ich finde diese Stellung ist geeignet zum Schlafen.
Ich denke ich könnte so wieder einschlafen, wenn nur diese Kälte nicht wäre.
Es hat alles keinen Sinn, ich drücke Stacy so schnell es geht weg und springe aus dem Bett.
Ich gehe duschen, putze mir die Zähne und rasiere mich.
Als ich in den Schlafraum komme, schläft sie immer noch.
Und das ist das Verwirrende an der ganzen Sache.
Normalerweise steht sie um 6 Uhr auf und nervt mich ab diesem Moment, damit ich endlich aufstehe.
Ich sehe sie ein wenig länger an.
Sie wirkt einfach so klein und zerbrechlich wie sie da liegt und ihr Mund offen steht.
Es wirkt niedlich, etwas merkwürdig weil sie sonst so eine elfenhafte Eleganz ausstrahlt und sie das im Schlaf auf jeden Fall nicht mehr tut.
Ich bemerke dass sie wach wird, weil sie sich plötzlich krampfhaft aus dem Laken befreit und ihre Lider sich in kurzen Zeitabständen leicht öffnen.
Ich stehe über dem Bett und sehe sie konzentriert an.
Das ist das erste das sie sieht.
„Wieso starrst du mich an?“, fragt sie etwas heiser vom Schlaf.
Sie räuspert sich und setzt sich auf.
„Wieso bist du in mein Bett gekommen?“, frage ich dagegen und starre sie an, meine Arme sind verschränkt.
„Bin ich nicht.“, lügt sie mich offensichtlich an und wird rot.
„Dann sieh dich doch mal um. Du warst im rechten Bett und jetzt nicht mehr.“
Sie sieht sich um, nicht verblüfft darüber dass ich Recht habe.
„Also, wieso bist du zu mir ins Bett gekrochen?“
Sie sucht nach einem Ausweg. Findet aber keinen.
Sie reckt das Kinn vor und steht auf.
Ihr Schlafanzug besteht aus einem breiten, langen, verwaschenen Shirt in dunkelgrau, welches jedoch bereits zu hellgrau verfärbt ist.
„Mir war kalt.“, sagt sie und stolziert mit so viel Würde wie möglich ins Bad.
„Natürlich. Und du konntest dir ja keine neue Decke bestellen oder mich wecken, damit ich dir meine gebe.“, rufe ich ihr durch die Tür zu.
„Das hättest du doch nicht gemacht.“
Da hat sie allerdings mal Recht. Ich hätte ihr niemals meine Decke gegeben.
Doch ich glaube ihr einfach nicht dass ihr kalt war. Nicht dass ich es nicht mit meinen Ego vereinbaren könnte. Ich weiß dass ich gut aussehe, ich weiß dass mich alles Weibliche auf hundert Meter sexy findet. Ich zweifele nicht daran, dass Stacy genau deswegen zu mir ins Bett gekrochen ist, aber ich werde mich sicher nicht mit meinem Aussehen brüsten, das verscheucht die Ladys. Also versuche ich anders die Wahrheit aus ihr heraus zu kitzeln. Oder auch quetschen. Wie man es nimmt.
„Dir war kalt. Soso. Und deswegen bist du zu mir gekommen.“
„Bist du taub? Das habe ich doch gerade gesagt.“
„Dir war sicherlich sehr, sehr kalt, damit du dich überreden konntest zu mir zu kommen.“
„Ja, es war richtig kalt.“
„Und obwohl es so kalt war, hast du deine Decke auf deinem Bett gelassen um mir dann meine zu klauen.“
Ich höre, dass das Gekrame im Bad stoppt und kann fast sehen wie Stacys Gesicht rot wird, ihr klar wird, dass ich es sowieso weiß.
„Das…ich war müde und habe die Decke dann vergessen.“
Ich lache nur leise. „Natürlich.“, meine ich leicht abfällig.
„Fahr doch zur Hölle.“, mault sie und ich höre wie sie eine Schublade laut zuknallt.
Grinsend gehe ich zurück um meine paar Habseligkeiten zu packen.

„Hör auf mich zu schlagen.“, versuche ich die keifende Stacy von meinem Gesicht weg zu halten.
„Mach ich, wenn wir jetzt endlich schlafen gehen.“
„Was regst du dich so auf. Das war eine meiner schnellsten Fahrten nach Lamar.“
Wir sind in Lamar, Colorado und Stacy hat nach einer 20-stündigen Fahrt genug.
„Nach meinem Routenplaner geht es schneller. Du machst das mit Absicht. Lässt mich absichtlich Ewigkeiten mit dem Auto fahren um mich dann zwei Stunden danach zu wecken.“
Ich sehe sie spöttisch an.
„Kleines, normalerweise wäre ich jetzt schon in Vegas, also halt schön die Klappe. Ich mache nur deinetwegen diese ganzen verfluchten Pausen. Normalerweise würde ich jetzt schon in einem Lokal sitzen und mein Gesicht in den Brüsten einer Stripperin vergraben. Und da du gerade davon anfängst: Vertraue nicht auf Routenplaner, sie machen dir nur falsche Hoffnungen. Wir wären früher hier gewesen, wenn alle anderen Autos plötzlich nicht mehr funktionierten würden.“
Sie hat den Mund offen und starrt mich an.
„Stripperin?“, macht sie atemlos.
Ich schlage mir kurz gegen die Stirn.
„Ist das wirklich das Einzige dass du noch von meiner Rede behalten hast?“
Sie verschränkt die Arme.
„Du würdest zu einer Stripperin gehen, obwohl ich da bin?“
Das erstaunt mich. Will sie den Job etwa übernehmen?
„Ja, es sei denn du kannst genauso einen Lap Dance hinlegen wie so ein Profi.“
Ihr Gesicht wird rot, ihre Ohren glühen und die Röte zieht sich bis in das Dekoltee.
„So…so meinte ich das gar nicht.“
„Kein Lap Dance von dir?“, meine ich und ziehe eine Braue hoch.
„Nein.“, brüllt sie und verpasst mir heute die 6. Ohrfeige.
Mittlerweile fangen die Ohrfeigen an weh zu tun, schließlich trifft sie immer die gleiche Stelle.
Meine Laune geht etwas runter.
„Dann gehe ich auf jeden Fall in eine Stripperia.“, meine ich und benutze das Wort dass Tom und ich immer sagen.
Stacy zieht die Mundwinkel nach unten und macht dabei einen Schmollmund.
Ich starre die Lippen an, die jetzt noch viel voller erscheinen. So glänzend und weich….
Ich zeige auf ihre Lippen, wie auf einen Haufen Dreck.
„Ich hatte dir verboten das zu tun.“
Sie sieht mich verkniffen an, ihr Mund kräuselt sich und sie sieht aus wie 40.
„Ich will nicht in eine Stripperia, wobei das Wort wirklich geschmacklos ist.“
Ich grinse. „Schätzchen, ich hatte ganz sicher nicht vor, dich mit zu nehmen. Du gehst schön Pokern oder sowas.“
„Aber ich will jetzt schlafen. Wenn ich das schon über mich ergehen lassen muss.“
Ich seufze. „Dann such gefälligst nach einem Hotel.“
Sie grinst. Wie ein Kind. Kinder kann man auch so leicht zufrieden stellen.
„Okay.“ Und sie hüpft davon zu einer Telefonzelle.
Ich reibe mir die Augen.
Um ehrlich zu sein bin ich auch fertig. Mein Rücken tut weh, mein Hintern auch etwas und ich bin wieder so geil.
Gut dass ich eine Bar in Lamar kenne, da kann ich die ganze Spannung rauslassen.
„Hab eins. Days Inn Lamar.“
Das kannte ich. Das war glaube ich auch das einzige Hotel in der Gegend um Lamar.
Ich steige wieder auf mein Baby und wir fahren zum Hotel.
Der Kerl an der Rezeption sieht mich misstrauisch an, Stacy mustert er von oben bis unten, von Scheitel bis zu den Füßen.
„Heute noch alter Mann.“, schnauze ich ungewollt und er sieht mich böse an.
„Was darf es sein?“, fragt er mich kühl.
Ich hole eine der geklauten Brieftaschen aus meiner Tasche und werfe ihm ein paar Scheine hin.
„Zwei Einzelzimmer.“
Wir gehen zu unseren Zimmern, Stacys ist direkt neben meinem.
„Wieso Einzelzimmer?“, fragt Stacy und kommt mit in mein Zimmer, anstatt in ihres zu gehen.
„Ist es wegen gestern? Das war ein Einzelfall. Hier ist es sicher nicht so kalt. Vertrau mir.“
Ich ziehe die Augenbrauen zusammen, schiebe die Tasche unter mein Bett.
Ein neues Hemd und eine Hose, mein Rasierzeug und Deo habe ich schon auf das Bett geworfen.
Unterwäsche will ich heute nicht mehr tragen.
Sie mustert wie ich mein Hemd ausziehe und dann ins Bad gehe.
„Was machst du?“, fragt sie.
„Ich gehe duschen.“
„Wieso denn das?“, fragt sie immer noch neugierig.
Ich ziehe Hosen und Unterwäsche aus und steige in die Kabine.
„Ich habe noch was vor.“, sage ich und reibe mir die Haare mit Shampoo ein.
Meine Haare sind wirklich zu lang geworden. Sie fallen ja schon fast in meinen Kragen rein.
Stacy ist still und wenn ich nicht durch das Milchglas sehen könnte, würde man glauben sie ist verschwunden. Aber sie steht noch immer am Waschbecken angelehnt und sieht auf das Milchglas.
„Deswegen also Einzelzimmer.“, sagt sie und klingt sehr merkwürdig.
„Was ist mit dir los? Sonst würdest du dich über getrennte Zimmer freuen.“
„Schon klar. Aber wenn du im Zimmer bist fühle ich mich irgendwie geschützt.“, meint sie leise.
„Vor wem soll ich dich denn bitte schützen?“
„Was weiß ich. Einbrecher, Vergewaltiger, Wölfe.“
Ich lache leise und wasche meinen Körper.
„Was machst du gerade?“, fragt sie.
„Ich dusche.“
Sie seufzt.
Ich bin fertig und mache das Wasser aus, steige aus der Dusche und greife nach dem nächsten Handtuch.
Dann drehe ich mich mit dem Rücken zu Stacy und hole mein Rasierzeug.
„Woher kommt das?“, fragt sie.
Ich schaue auf das billige Rasierzeug und stelle mich neben sie, direkt ans Waschbecken.
Das Handtuch ist straff um meine Hüften geschlungen, meine Hände stützen an den Seiten des Waschbeckens, aber Stacy lässt ihre Position direkt neben mir nicht fallen.
„Wahrscheinlich aus irgendeinem Supermarkt. Keinen blassen Schimmer mehr. Wieso?“, frage ich und reibe meinen Kiefer mit dem Rasierschaum ein.
„Doch nicht das du Idiot. Das.“ Sie lässt einen Finger an meinen Rippen entlang wandern. Und ich weiß, dass sie weder meine Haut noch die Knochen darunter meint.
Sie meint die lange, dünne Narbe.
„Nur eine Schlägerei.“
„Langsam kommt es mir vor, als wenn du oft in Schlägereien gerätst.“
Ich zucke die Schultern.
„Aber wie ist dabei eine Narbe entstanden? Im Gesicht würde ich verstehen, weil jemand so lange auf deine Wange eingeschlagen hat, bis die Haut geplatzt ist. Aber so eine Narbe.“
Sie lässt ihre Finger darüber gleiten.
„Na ja, als es danach aussah als wenn ich gewinne, hat ihm ein Kumpel ein Messer zugeworfen. So ist das gekommen.“
Stacy sieht mich an, während ich mich weiter rasiere.
„Und woher kommen die anderen alle?“, fragt sie.
Und ich ärgere mich, dass sie fragt. Es geht sie nichts an, das ist einfach alles. Die anderen Narben an mir kommen von anderen Schlägereien, noch aus Teenagerzeiten, im frühen Erwachsenenalter bis heute.
Einige Streitereien hatte ich selbst angefangen und provoziert, andere waren um meinen großen Bruder, der so viel schwächer und stiller war als ich, zu verteidigen.
Einige waren um meine damalige Freundin zu verteidigen. Andere…waren um Claire zu verteidigen.
Und die schlimmsten Narben, die die immer noch wehtaten und die ich niemals vergessen werden würde, waren die die Stacy nicht sehen konnte.
Die die innen wucherten und meine ganze Gestalt bedeckten, die Wucherungen die man unter tastenden Fingern auf meiner Haut nicht spüren konnte.
Ich will nicht dass Stacy auch nur weiß, woher EINE der Narben kommt, aber jetzt ist es zu spät. Doch sie wird nichts mehr erfahren.
Ich bin fertig mit rasieren und wasche mein Gesicht.
„Nichts Wichtiges. Irgendwann habe ich sie alle abbekommen.“
„Du kannst mir das ruhig erzählen.“, meint sie und wahrscheinlich denkt sie auch dass ich das könnte. Aber ich kann es einfach nicht. Ich will nicht dass irgendwer mich für schwach hält und das würde passieren wenn ich diesen ganzen Kram aussprechen würde.
Wenn ich einmal ausgepackt hatte, dann würde ich es nie wieder an den alten Platz drängen können.
„Ja, ja. Vielleicht später, Seelenklempner. Ich habe jetzt vor mich in einer Frau zu vergraben, also…“, ich schubse sie vor mir her, aus dem Bad.
„Kusch, Kusch.“, meine ich und drehe mich um.
Ich weiß ganz genau, dass sie hinter mir steht, dass sie die Arme verschränkt hat und nicht einmal daran denkt zu gehen.
„Wir müssen früh los. Das hast du selbst gesagt, da wäre es doch besser bis Vegas zu warten.“, meint sie.
Ich grinse und schmeiße das Handtuch weg, hole mir mein Hemd.
Normalerweise wäre zuerst die Hose dran, aber es geht doch nichts über das pulsierende Blitzen in ihren Augen, während sie mir auf den Schwanz starrt.
„Wenn ich warte, rammel ich bald sogar Pflanzen.“
Ich ziehe die Hosen an, etwas vorsichtiger als normal.
„Musst du nicht. Ich bin doch d…“, sagt sie und verstummt auf meinen Blick.
„Willst du damit sagen du hättest nichts gegen ein kleines Schäferstündchen unter Kollegen?“, sage ich verächtlich.
Ich will mich nicht noch mehr an sie binden, dann wird sie zu wichtig und das würde sie bemerken.
Sie soll nicht wichtig werden, damit ich sie ohne Probleme und viele Komplikationen loswerden kann. Ohne dass mir ein Teil meines Arbeitspensums verloren geht.
Sie wird rot. „Nein, das meinte ich nicht. Ich meinte damit, dass ich dich von den Pflanzen fernhalten würde.“
Das ist die Stacy die ich kenne. Die Stacy, die immer eine unlogische, falsche Ausrede hat, die ihr sowieso niemand mehr glaubt.
„Ich gehe jetzt.“, sage ich und nehme meinen Helm.
„Na gut. Dann geh. Aber ich komme mit. Abstinenz ist zum Kotzen. Wenn du dir was gönnst, darf ich das auch.“
Ich grinse und halte ihr die Tür auf.
„Fahr mit deinem Wagen. Das wirkt falsch, wenn wir zusammen kommen. Mach dich noch fertig, bis dahin bin ich dann wieder hier.“
Sie rollt mit den Augen. „Oh Bitte! Als wenn du gleich auf den ersten Blick eine abschleppen könntest.“
„Nicht auf den ersten Blick.“, rufe ich und laufe aus dem Hotel.
Ich fahre so schnell ich kann zu der Bar und setze mich an den Tresen.
Da wirkt man immer allein, als wenn man gerade von der Arbeit kommt und Entspannung sucht.
„Ein Bier.“, bestelle ich bei der Kellnerin.
Sie mustert mich, lächelt viel sagend und verschwindet mit wackelndem Hintern.
Ich bekomme mein Bier und warte darauf, dass eine Frau mich anspricht. Normalerweise würden Männer immer auf die Frauen angehen, aber das wirkt bei mir nicht so richtig.
Dann sehen sie mich, erkennen sofort meine Absicht und verschwinden.
Wenn ich aber keiner meine Beachtung schenke und warte, kommen alle angeflogen.
Das Aussehen ist dabei wichtig, sonst hätte ich mich auch nicht rasiert.
„Dean?“, fragt eine weiche Frauenstimme und ich drehe mich um.
Sie ist beinahe so groß wie ich, durchtrainiert und einfach eine Wucht.
Dunkles, glattes Haar fließt ihr über den schmalen Rücken, ihre Augen sind grau und ihre Haut ist beinahe schneeweiß. Wie Schneewittchen.
Und ich weiß auf den ersten Blick dass ich sie kenne. Vage, aber ich weiß dass sie mir bekannt vorkommt.
Und das kann vieles heißen. Das kann bedeuten ich habe sie entweder im Fernsehen gesehen oder dass ich sie persönlich kennen gelernt habe. Das kann wiederum heißen, dass ich sie entweder gefickt oder einen riesen Streit angefangen habe.
Sie kommt auf mich zu und ihr Grinsen sieht ehrlich aus.
Sie lässt ihre Finger meine Schulter hoch wandern und spielt mit meiner Locke an der Schläfe.
„Du hast mich nie angerufen.“, sagt sie und schaut mir ins Gesicht.
JACKPOT!!!!
„Und ich bereue es mehr als ich dir sagen kann.“, meine ich und nehme ihre Hand, küsse jede Fingerspitze.
Ich weiß nicht ob das erregend ist, aber sie zittert kurz und sieht mir in die Augen.
„Lass uns verschwinden.“, raunt sie mir zu und leckt kurz über mein Ohrläppchen.
Ich nicke und stehe auf.
Sie, wie auch immer ihr Name ist, legt sich meinen Arm um die Schultern und zieht mich mit ihrem Arm an der Hüfte zu ihr.
Ihre Brüste sind zwar etwas klein, aber dafür umso fester, was ich auch genießen werde.
Ich öffne die Tür und zuerst sehe ich nur viele Locken hoch stehen.
Stacy.
Sie starrt mich mit offenem Mund an, aber ich bleibe nicht stehen. Das würde die ganze Sache nur verderben.
„Hast du ein Zimmer?“, fragt meine Begleiterin mich und lässt ihre Finger vorwitzig in meine Hose gleiten. Wir stehen auf dem dunklen Parkplatz und stehen an meiner Maschine.
Ich spüre Stacys Verwirrung, Wut und Erstaunen bis hier hin, spüre dass sie mich anstarrt wie ich kurz zusammen zucke, weil die Nägel der Frau über meinen Schwanz fahren.
Und sie sieht wahrscheinlich auch, wie ich mich entspanne und hört wie ich kurz aufstöhne.
„Klar habe ich eins.“, sage ich, etwas heiser und hole ihre Hand heraus, hebe sie an der Taille hoch und setze sie auf meine Maschine.
Sie grinst und schmiegt sich an meinen Rücken, als ich rückwärts ausparke und dann losfahre.
Ich spüre Stacy Blick immer noch, drehe mich kurz zu ihr um, grinse und winke.
Damit will ich ihr Glück wünschen.
Sie bebt kurz und ich sehe wie ihre Fäuste sich zusammen kneifen.
Dann stürmt sie in die Bar.
Ich lache etwas und fahre weiter.

Ich wache auf. Und weiß nicht wieso.
Ich bin noch immer erschöpft, noch immer verschwitzt und doch allein.
Anscheinend wollte die Frau, dessen Namen ich immer noch nicht wusste und den ich wahrscheinlich niemals erfahren werde, sich nur rächen. Sie schlief mit mir, ließ sich alles gefallen und wir taten es ungefähr 3 ausdauernde Male. Dann ging sie und warf mir einen Blick zu der besagte: Jetzt weißt du wie deine Medizin schmeckt.
Und um ehrlich zu sein, schmeckt meine Medizin weder bitter noch besonders schlecht. Es schmeckt großartig.
Denn wenn es immer so laufen würde, würde ich mich nur mit gutem Sex abgeben und weniger mit schreienden, bösen, fluchenden Frauen oder eben schluchzenden, heulenden, wimmernden Frauen.
Das wäre mal etwas Gutes. Aber ich glaube Schneewittchen hier ist einmalig, was das angeht.
Ich setze mich auf.
Und mir fährt ein unguter Schauer durch den Körper, als mir klar wird, warum ich wach geworden bin.
„Nein, lass das!“, ruft Stacy etwas schrill und ein Kerl knurrt irgendetwas. Stacy schreit auf.
Ohne nachzudenken stehe ich auf, schiebe mich beim Gehen in meine Levis und schmeiße mich mit der Schulter gegen Stacys Tür.
Die Tür bricht auf.
Und in mir bebt so eine tobende Wut, dass mir ganz schwarz vor Augen wird.
Sie sitzt in einer Ecke und weint, der Kerl steht über ihr und ist splitterfasernackt.
Er ist kräftig, ungefähr so gebaut wie ich und sein Blick ist wahnsinnig.
Stacy kauert sich zusammen, ihr Kleid in Fetzen und sie schluchzt, ihre Wangen sind beide rot und ich weiß, ich weiß einfach, dass es nicht mit ihrer Blutzirkulation zu tun hat.
„Dean.“, stößt sie aus und zuckt zusammen als der Kerl sie in die Rippen tritt.
Das wars. Das wars für ihn.
Ich gehe auf ihn zu, er dreht sich um, der Ständer auf mich gerichtet wie eine Waffe.
„Raus hier, Schleimscheißer.“, knurre ich und gehe weiter auf ihn zu. Der Typ verschränkt die Arme.
„Also ist sie deine Schlampe, ja? Wirklich was zu bieten hat sie ja nicht. Da wollte ich ihr zeigen, wie ein richtiger Mann sich verhält und sie heult sich die Augen aus wie das kleine Mädchen das sie noch immer ist.“, meint der Typ mit dunkler Stimme.
„Hat deine Mutter dir nicht beigebracht, dass es nicht gesund ist sich den Hammer gegen die Stirn zu hauen?“, meine ich und fühle das Grollen durch meine Brust gehen.
Ich will auf ihn losgehen. Sofort. Ich weiß überhaupt nicht, warum ich noch zögere.
Und doch ist es mir bewusst.
Es ist Stacy. Was wird sie von mir denken, wenn sie erst einmal sieht wie ich mit meinen Gegnern umgehe?
Wird sie Angst vor mir haben?
Ich sehe sie an, ignoriere den Kerl, der so versessen auf Aufmerksamkeit ist.
Ihre Augen sind verquollen von Tränen, ihre Wangenknochen sind geschwollen, die Lippe ist gerissen und ich kann durch die Kleiderfetzen sehen, dass sich blaue und lila Flecke über ihren Körper verteilen.
Sie nickt mir zu. Weiß sie was ich denke?
Aber ich muss aufhören darüber nachzudenken, weil der Kerl sich auf mich stürzt wie eine Hyäne.
Doch auch wenn er mich zuerst auf den Boden befördert, sitze ich im nächsten Moment auf seiner Hüfte (nicht besonders angenehm, dank seines Steifen) und haue auf sein Gesicht ein.
Noch vor kurzem hatte ich einmal gedacht, es war langweilig sich zu prügeln, wenn der Gegner nicht einmal den Namen Gegner verdiente. Das stimmt generell auch.
Aber in diesem einen Moment, in dem Moment in dem ich krachend höre wie seine scheiß Nase bricht, macht es mir solchen Spaß, dass ich gar nicht mehr aufhöre.
Ich hiebe auf seinen Mund ein, reiße mir dabei die Fingerknöchel ein, aber ich sehe mit einem wölfischen Grinsen auf dem Gesicht zu, wie zwei Zähne in seine Kehle fallen.
Beide Lippen platzen auf, hinterlassen blutige Spuren auf meinen Fingern.
Hiebe auf seine Nase ein. Breche sie an zwei Stellen und höre wie er aufschreit und mich anbettelt aufzuhören. Höre wie er durch Schmerzen, Verzweiflung und den Schlägen auf seinen Mund nuschelt und werde richtig glücklich.
Hiebe auf seine Wangen ein. So lange bis die Haut vor Spannung platzt und blutet.
Hiebe auf seine Augen ein, bis ich einen leisen Knacks höre und weiß ich habe ihm etwas am Schädel gebrochen. Der kleine Knochensplitter der ihm aus dem Schädel gesprungen ist und nun in seiner Haut steckt.
Er schreit auf und ich sehe deutlich, wie seine Augäpfel sich nach hinten drehen, wie er bewusstlos wird, da auch seine Hände meine Arme loslassen. Ich spüre wie mir das Blut wieder durch die Adern schießt, die bis jetzt abgeklemmt waren.
Aber ich bin immer noch wütend. Diese Wut brodelt und schwindet nur langsam dahin.
Ich hiebe auf seine Stirn, auf seine Wangen, auf seinen Kiefer ein.
Höre wie die Gelenke in seinem Kiefer knacken und ich den Kiefer ausrenke.
Und immer noch bin ich wütend.
Ich schlage auf seinen Kopf ein, benutze den Kopf dieses unnützen Psychopaten als Punchingball und kann mir das boshafte Grinsen nicht aus dem Gesicht wischen.
Das Blut klebt an meinen Händen, spritzt hoch auf mein Gesicht als ich weiter auf ihn einschlage.
Und mir wird klar, dass ich beobachtet werde.
Ich höre auf, auf den miesen Dreckkerl einzuschlagen und sehe auf.
In der Tür stehen ein paar Menschen, alle im Nachkostüm und alle schauen mich schockiert an, wie ich auf dem Kerl sitze und mein Gesicht voller Blut ist.
Sie sehen dass der Kerl nur noch ein riesiges Schlachtfeld als Gesicht zur Schau stellt.
Sie gaffen mich an.
Aber das ist mir egal. Nur noch eines zählt.
Ich drehe mich um und sehe Stacy an, die mich anstarrt, die Tränen laufen ihr unentwegt über die Wangen.
Mit einem verabscheuenden Blick auf den Typ stehe ich auf und setze mich ihr gegenüber.
Ich lasse meine Fingerspitzen an ihrem geschundenen Gesicht entlang wandern.
„Alles okay?“, frage ich leise.
Sie schüttelt den Kopf, ein paar blutige Locken fliegen hin und her.
Ich drücke mich näher zu ihr hin.
Und ohne mein Zutun schlingt sie beide Arme um mich, drückt ihr kaputtes Gesicht an meine Brust.
„Es tut mir so leid. Ich hätte schneller hier sein sollen.“, flüstere ich ihr zu.
Ich drücke einen Kuss auf den Scheitel und lasse sie an meiner nackten Brust weinen.
Ich drehe mich den Gaffern zu.
„Worauf wartet ihr? Ruft einen Krankenwagen, sie braucht Hilfe.“, schreie ich wütend und drücke Stacy etwas näher.
Ich setze sie auf meinen Schoss und schlinge beide Arme um sie, wiege uns hin und her.
„Schhh….Alles wird gut. Es ist vorbei, beruhige dich.“, sage ich ihr immer wieder, einerseits um sie zu beruhigen und zur Vernunft zu bringen, andererseits um meine Wut zu bändigen, um mich selbst runter zu bringen.
Sie krallt ihre Fingernägel in meine Schultern.
„Rufen Sie einen Krankenwagen. Und die Polizei.“, höre ich eine ältere Männerstimme.
Es ist mir egal, auch wenn ich die Polizei nicht ausstehen kann. Was ziemlich verständlich ist, immerhin stehle ich Dinge.
Es kommt mir vor wie Ewigkeiten.
Wir sitzen hier, ich schaukele uns hin und her und drücke immer wieder federleichte Küsse auf ihren Scheitel, halte sie sanft an der Taille fest um ihr nicht weh zu tun.
„Sir.“, sagt eine autoritäre, laute Stimme.
Ich hebe das Gesicht, und sehe einem blonden, jungen Polizisten ins offene Gesicht.
Blaue Augen, sein wenig energisches Kinn, hohe Wangenknochen.
„Sie braucht wirklich Hilfe.“, meine ich und versuche Stacy loszumachen.
„Ich glaube eher Sie brauchen Hilfe, wenn man bedenkt was sie dem Mann angetan haben.“
Das lässt meinen Geduldsfaden reißen. Ich bin so wütend, wie schon lange nicht mehr.
Ich zerre Stacys Finger von meiner Schulter, sie lässt es zu, da sie offenbar spürt, dass ich nicht mehr kann.
Der Polizist ist kleiner als ich, schwächer, aber ich bilde mir nichts ein. Ich werde ihn nicht angreifen, ihm nur etwas drohen.
Außerdem hat er noch einen älteren, schwarz haarigen Kollegen der schon mit dem Schlagstock in Reichweite steht.
„Holen Sie ihr Hilfe. Jetzt.“, meine ich grollend und Stacy klammert sich an mein Bein.
Ich sehe auf sie herab, lasse meinen Finger an ihrem Kiefer entlang wandern. Mein Blick wird automatisch zärtlich und die Polizisten sehen mich merkwürdig an.
„I-ich B-brauche k-kei-keine Hilf…“, der letzte Ton sackt weg, weil sie die Stimme nicht mehr halten kann.
Sie sieht mir offen ins Gesicht, ihr kleines, hübsches Gesicht geschwollen und verunstaltet.
Ich wünsche mir dass der Kerl wieder aufsteht und dass ich ihm das Gleiche noch einmal antun kann.
„Miss, der Krankenwagen ist schon unterwegs, aber wir müssen uns erst um den Mann kümmern.“, sagt der ältere Cop.
Er erinnert mich an meinen Großvater. Ich konnte meinen Großvater noch nie leiden.
Dann haben wir es hier wohl mit Surferboy und Gramps zu tun.
„Was haben Sie dem armen Mann getan?“, fragt Surferboy und sieht sich schockiert den bewusstlosen Kerl an.
„WAS? Armer Mann? Sehen Sie sich ihr Gesicht an. Tut ein „Armer Mann“ einer Frau so etwas an? Wollen Sie mir erzählen, ein armer Mann tut so etwas Schreckliches?“
Die beiden Cops sehen mich verwundert an und sehen zu ersten Mal in Stacys Gesicht
Gramps hat sich besser unter Kontrolle, doch Surferboy sieht schockiert aus.
„Na also. Wünschen Sie sich nicht auch, ihn noch mal wach zu rütteln um ihn wieder so hinzurichten?“, knurre ich wütend und starre den Kerl auf dem Boden an.
Sein Schwanz ist wieder schlaff und mickrig. Mir kommt beinahe mein Abendessen hoch, als ich seinen Körper mitsamt Gesicht sehe.
„Wie lange haben Sie gebraucht um ihn so aussehen zu lasse?“, fragt der Surferboy.
„Nicht lange genug. Ich hätte es langsamer machen sollen. Ihn alles spüren lassen sollen.“
Surferboy nickt feierlich, noch ein bisschen und er hätte applaudiert.
Doch Gramps weiß wie ein Cop sich zu benehmen hat.
„Bevor der Krankenwagen kommt, will ich Ihnen noch ein par Fragen stellen.“
„Unter vier Augen.“, fügt Surferboy hinzu und sieht Stacy an.
„Sie bleibt hier. Ich lasse sie ganz sicher nicht allein.“, meine ich stur.
Gramps sieht Surferboy an und eine stille Kommunikation findet statt.
Letztendlich kommt Gramps zu mir rüber, ignoriert Stacy, und Surferboy geht zu den Gaffern die immer noch den Typen auf dem Boden anstarren.
„Es gibt nichts zu sehen. Wenn ich Sie bitten dürfte, machen Sie bitte Platz, der Krankenwagen trifft gleich ein.“, sagt Surferboy zu ihnen und scheucht sie weg.
„Wie kam es zu dem Streit?“, fragt Gramps gleich nachdem er meinen Namen (Ziggy Konvlov) und meine Telefonnummer(ebenfalls falsch) aufgeschrieben hat.
Ich sehe ihn wütend an, Stacy klammert sich an mein Bein. Sie hat aufgehört zu weinen, ist aber immer noch geschockt.
Sie wurde wahrscheinlich heute zum ersten Mal richtig geschlagen.
„Ich hörte sie schreien und da bin ich rüber gerannt, hab die Tür aufgebrochen und der Kerl stand über ihr.“
„Was hat er getan?“
„Sie geschlagen.“
„Und was haben Sie daraufhin getan?“
„Ich forderte ihn auf zu verschwinden.“
„Das tat er offenbar nicht.“
„Nein, er redete mit mir.“
„Worüber?“
„Er sagte ein paar Dinge über sie und als ich ihn ignorierte ist er auf mich losgegangen.“
„Also handelte er zuerst?“
„Ja.“
„Was taten Sie?“
„Ich wehrte mich.“
„Einige Hotelbewohner sagten, Sie haben selbst noch zugeschlagen, als der Mann bereits bewusstlos war.“
Das ist jetzt meine erste Lüge. „Das bekam ich gar nicht mit.“
„Wie kam er überhaupt in das Zimmer?“
„Das weiß ich nicht. Ich weiß nur noch dass ich von ihrem Schreien aufgewacht bin.“
„Was haben Sie davor getan?“
„Ich habe geschlafen.“
„Wieso haben Sie nicht gleich bei den Schreien die Polizei gerufen?“
Ich sehe den Cop gequält an.
„Okay, das hätte ich vielleicht tun können. Dann wären sie wann? Oh, so gut fünf Minuten zu spät um ihr zu helfen eingetroffen. Es war effektiver die ganze Sache selbst in die Hand zu nehmen.“
„Wir müssen Sie wahrscheinlich in Gewahrsam nehmen.“, meint Gramps.
„Wieso denn? Weil ich für Gerechtigkeit gesorgt habe? Weil ich eine hübsche, wehrlose Frau gerettet habe, bevor sie zu Matsch geprügelt worden wäre?“
„Dafür dass sie einen Zivilisten krankenhausreif geprügelt haben.“, sagt Gramps, aber ich sehe doch den von mir erhofften Zweifel ob er für den Kerl stimmen soll oder nicht.
„Das ist ja schön und gut, aber was passiert mit dem Kerl. Sehen Sie sich doch an, was er mit ihr gemacht hat. Fast hat er sie vergewaltigt und vielleicht zu Tode geprügelt.“
„Vielleicht. Er wird erst einmal ins Krankenhaus gebracht und anschließend kommt er in Polizeigewahrsam.“
„Es gibt doch hoffentlich keine Kaution oder?“
Mir wird wieder schlecht, wenn ich daran denke, wie der Kerl frei herum läuft.
„Das sehen wir noch später.“
Ich habe Glück in Lamar zu sein. In großen Städten haben Cops schon alles gesehen und sind abgehärtet, zeigen keine Gefühle. In Lamar dagegen ist noch nicht so viel Schlimmes passiert und den Menschen in Lamar macht eine Vergewaltigung viel mehr aus.
„Der Krankenwagen ist da.“, meint Surferboy und kommt rein.
Ich bücke mich zu Stacy, die mir unverwandt ins Gesicht sieht.
„Okay…“, sage ich und hebe sie an der Hüfte hoch.
Sie kneift die Augen zusammen, als ich anscheinend an eine ihrer Prellungen komme.
Ich hebe sie auf meine Arme, wie bei einer Hochzeit und sie schmiegt ihr Gesicht so gut es eben geht ohne Schmerzen an meinen Hals.
„Das wird nicht nötig sein….“, wirft Surferboy, doch Gramps und ich sehen ihn beide an. Ich böse, funkelnd und Gramps schüttelt stumm den Kopf.
Ich gehe an dem Kerl vorbei, sehe kurz nach ob de Polizisten sich auch wirklich in die Notizen vergraben haben und versetze dem Kerl einen harten Stoß gegen die Rippen.
Etwas knackt.
Und ich sehe grinsend zu wie der bewusstlose Mensch noch einmal zusammen zuckt, dass die gebrochene Rippe gegen sein Inneres drückt.
„Hey, was tun Sie da?“, fragt Gramps und kommt auf mich zu.
Ich zucke leicht die Schultern. Stacy wimmert.
„Ich sehe mir noch einmal sein Gesicht an.“
Gramps tut das Gleiche. Er schaudert.
„Womit haben Sie ihn geschlagen.“
„Hände.“
„Sieht eher nach einem Baseballschläger oder einem Brecheisen aus.“
„Ich war kurz davor eines zu holen.“, murmele ich, Gramps sieht mich wütend an, seine Polizeimasche und ich drücke Stacy etwas an mich, drücke einen Kuss auf ihre geschundene Wange.
Nur ganz leicht lasse ich die Lippen über ihren Wangenknochen gleiten und sie entspannt sich etwas.
„Miss, wir müssen auch mit Ihnen sprechen.“
Sie nickt nur stumm.
Und ich gehe raus zum Krankenwagen. Zwei Sanitäter rufen wild durcheinander und eine Bahre wird aus dem Wagen gezogen.
„Machen Sie Platz.“, mault der eine mich an.
„Ich habe aber das Opfer im Arm.“, knurre ich.
Die Sanitäter machen kurz Pause und sehen den kleinen Körper in meinen Armen.
„Setzten Sie sie dort ab.“, damit deutet er ins Wageninnere auf eine gepolsterte Sitzvorrichtung, die ein dritter Sanitäter als Bett aufzieht.
Ich setze Stacy vorsichtig darauf ab und hebe ihr Kinn an.
Ich lasse meine Lippen kurz auf ihren liegen, dann löse ich mich.
„Sir, wenn ich bitten dürfte.“, sagt Sani 3.
Ich gehe zur Seite, doch Stacy zieht an meinem Arm, ich soll bei ihr bleiben.
Sie Tür wird geschlossen und Stacy soll aufstehen.
Ich will den Sani schon erschlagen, weil er sie zwingt, aber Stacy lächelt mich an.
Etwas das mir das Herz bricht. Sie sieht so klein und tapfer aus.
„Stehen Sie bitte auf. Und ziehen Sie bitte die Kleider aus.“, sagt Sani 3 und holt Antiseptikum und Watte heraus. Dazu noch Verbandszeug.
Stacy versucht ich das Kleid über den Kopf zu ziehen und zuckt zusammen.
Ich lege meine Finger auf ihren Oberarm, als sie es noch einmal versuchen will.
„Warte.“
„Sir, Sie…“, fängt Sani 3 an.
Ich achte nicht auf ihn, ziehe Stacys Hüfte langsam näher und greife das Kleid am Kragen.
Ich zerreiße den übrigen Stoff in zwei Hälften und ziehe ihn über Stacys Schultern.
„Dreh dich um.“, meine ich und drücke ihr einen Kuss unter den Bauchnabel.
Sie dreht sich um und ich öffne kurzerhand den BH.
„Die Unterwäsche auch?“, frage ich Sani 3, der schon an Stacys Blessuren am Oberkörper zu Gange ist.
„Ich will nur checken ob alles in Ordnung ist.“, sagt er und Stacy zuckt zusammen, als er das Mittel auf ihre Wunden reibt.
Also lege ich beide Hände an ihre Hüften und ziehe den Slip langsam herunter, damit sie keine Schmerzen hat.
Mit dem Rücken zu mir wird sie von oben bis unten mit dem Mittel eingerieben, ihr ganzer Körper ist übersäht mit Blessuren.
„Okay, dann mal Ihr Gesicht.“
Stacy setzt sich und lehnt den Rücken an meine Brust.
Ich nehme ihre Hände und halte sie fest, während ihr Eis an die Wangen gehalten wird und gleichzeitig die Augen und die anderen Teile behandelt werden.
Es dauert ungefähr eine Viertel Stunde bis Stacy wieder ihre Unterwäsche trägt und ich sie zurück in ihr Zimmer bringen will.
Der Kerl liegt auf der Bahre und ist nirgends zu sehen.
Gramps und Surferboy sind immer noch im Raum.
„Wir haben noch ein par Fragen an Sie.“, meint Surferboy und wendet sich Stacy zu, die mit den Pillen in dem kleinen Röhrchen schüttelt.
Sie hat eine Schmerztablette genommen, ist aber noch vollkommen klar.
„Kann das nicht warten?“, frage ich schlecht gelaunt.
Ich habe genug. Ich will Stacy nur noch wegschließen und niemals jemanden an sie ranlassen.
„Mr. Konvlov…“
„Ist okay.“, höre ich Stacy sagen und sie bedeutet mir sie runter zu lassen.
Ich stelle sie ab, aber sie lehnt sich immer noch an mich.
„Was sind das für Fragen?“
Surferboy fängt an und mustert Stacy mitleidig.
„Wie kommt der Mann in ihr Hotelzimmer?“
„Ich habe ihn eingeladen. Ich wusste ja nicht, dass er austicken würde, sobald die Tür zu ist.“, sagt sie etwas schwach, versucht sich aber auf den Beinen zu halten.
„Wieso haben Sie ihn eingeladen?“
Stacy sieht den Jungen an. Er wird rot.
„Das ist doch offensichtlich oder?“
„Es sind Standardfragen bei so einem Prozess.“
„Na gut.“
„Was ist passiert, nachdem die Tür zu war?“, springt Gramps für Surferboy in die Bresche, da dieser kein Wort heraus bringt.
„Zuerst war alles ganz normal. Wir sind ins Schlafzimmer gegangen. Da hat er sich ausgezogen und mir gesagt…na ja, er wollte etwas von mir, das ich nicht machen wollte.“
Sie windet sich etwas.
„Und das wäre?“
Stacy windet sich etwas mehr. „Na ja…dass…dass…“ Sie seufzt, da es keine schöne Umschreibung dafür gibt. „Er wollte dass ich ihm einen blase. Ich wollte aber nicht. Da hat er angefangen mich anzuschreien und zu beschimpfen. Und bevor ich was sagen konnte, hat er schon auf mich eingeschlagen und an meinem Kleid herum gezerrt, bis es ganz zerfledderte.“
„Was passierte anschließend?“
„Ich war in der Zimmerecke und habe geschrieen. Da kam D…Ziggy herein und hat mir geholfen.“, sagt Stacy angeschlagen und nimmt meine Hand.
„Sind Sie beide ein Paar?“
„Nein.“, sage ich und Stacy schüttelt gleichzeitig den Kopf.
„Wie heißen Sie?“, fragt Gramps.
„Hilary Ritter.“, sagt sie ohne zu zögern. Und dabei kann sie nicht einmal richtig lügen.
„Na gut. Das war es erst einmal.“, sagt Surferboy. Gramps tippt sich an die Stirn und nickt uns zu. Surferboy versucht es genauso, versagt kläglich.
Wir gehen aus dem Zimmer, die Gaffer betrachten uns eingehend.
„Das haben Sie gut gemacht, Junge.“, sagt mit eine alte Frau und lächelt.
„Endlich mal jemand der das selbst in die Hand nimmt.“, meint ein Mann ungefähr 30.
Ich schiebe Stacy in mein Zimmer.
„Bist du dir sicher? Ich klaue dir wahrscheinlich die Decke.“
Ich lache leise und komme mir richtig verzweifelt vor.
Das ist alles meine Schuld.
Hätte ich keine Einzelzimmer genommen und hätte ich nicht die namenlose Frau flach gelegt, hätten Stacy und ich in einem Raum geschlafen, sie hätte den Kerl nie kennen gelernt und wir wären gemächlich weiter gereist.
Ich kann kaum glaube, dass sie sich an mich klammert, ich bin schuld an ihrem Unglück.
„Du kannst mir die Decke so oft klauen wie du willst.“, sage ich, lasse sie langsam auf das Bett und decke sie bis zum Kinn zu.
„Kommst du nicht?“, fragt sie und nuschelt wegen der geschwollenen Lippe.
„Gleich.“, sage ich lächelnd und streichele ihr Kinn, bevor ich ins Bad gehe.
Dort wasche ich mir die Hände, damit ich nicht mehr das eklige Blut von diesem Schwein an mir kleben hab.
Ich wasche mir mein Gesicht. Will aber nicht in den Spiegel sehen.
Das ist meine Schuld. Ich hätte verletzt werden müssen, nicht sie.
Sie verdient das nicht, ich wahrscheinlich, aber nicht Stacy Crow.
Niemals.
„Dean?“, fragt Stacy heiser und ich trockne das Gesicht und gehe ans Bett.
Ihre Augen sind zu, doch sie ist immer noch wach.
„Hör auf.“, sagt sie leise und zieht an meinem Arm.
Ich interessiere mich im Moment wenig wegen meiner Nacktheit, ziehe die Jeans aus und schlüpfe neben ihr ins Bett.
„Womit aufhören?“, frage ich und traue mich nicht sie anzufassen.
Also übernimmt sie das, schmiegt ihr Gesicht etwas an meine Brust und lässt die Hand an meinem Bauch hinab und hinauf wandern.
Streichelt meinen Hüftknochen und die Sehnen und Adern die etwas hervor stehen.
„Dir die Schuld zu geben. Ich hätte selbst aufpassen müssen. Mir hätte auffallen müssen, dass er mich anlügt und gefährlich ist. Also hör auf dich selbst zu beschuldigen und schlaf. Der Tag war lang.“, sagt sie und legt ein Bein über meines.
Sie hat Recht. Der Tag war lang. Aber ich bin trotzdem schuld daran.

„Ist alles okay?“, höre ich mich zum ungefähr 17. Mal an diesem Tag fragen.
Erstaunlich aber wir sind bis jetzt 8 Stunden unterwegs gewesen und ich will nur noch in ein Hotel und Stacy zudecken.
Wir sind in Cortez, noch immer in Colorado und ich habe überhaupt keine Lust mehr auf Vegas.
Ich hatte Stacy sogar angeboten, dass wir einfach irgendwohin fahren und uns Ruhe gönnen. Dass ich auf sie aufpasse.
Und sie hatte etwas Unvorstellbares getan.
Sie gab mir wieder einmal eine Ohrfeige und nahm dann mein Gesicht zwischen ihre kleinen Hände.
Und sie sah mir direkt ins Gesicht.
Ihre Beulen und Schwellungen waren schlimmer als vorher und waren beinahe schon schwarz.
„Komm wieder zu dir. Benehme dich bitte wieder wie der Dean den ich kenne und verachte. Sei egoistisch, sei unvorsichtig, sei grob und gemein zu mir.“, maulte sie mich nuschelnd an.
Und ich starrte sie einfach verwundert an und strich ihr mit dem Zeigefinger vorsichtig an der Stirn entlang, da wo am wenigsten zu sehen war.
Sie hatte mich losgelassen und gestöhnt.
„Wir fahren weiter.“, meinte sie und stürmte aus meinem Zimmer um ihre Sachen zu holen.
Dann war die Polizei da, ich wurde nicht fest genommen und wir gingen aus dem Hotel.
Und ich, keine Ahnung wieso ich plötzlich so war, rief Tom an, von dem ich sowieso schon ein paar Nachrichten hatte.
Neben meiner Mutter, war er der Einzige der regelmäßig bei mir anrief. Also scrollte ich mich an ein paar Panikanrufen und SMS von meiner Mutter zu Toms Nachrichten herunter.
Gewöhnliche Fragen. Was ich tat? Wo ich war?
Ich rief ihn an.
„Ja?“, fragte er, da er meine Nummer erkannt hatte.
„Hi. Ich bin in Lamar, Colorado im Days Inn Lamar. Ich lasse meine Maschine da stehen. Kannst du sie abholen?“, fragte ich ungeduldig und sah Stacy zu, wie sie zu ihrem Wagen humpelte.
„Willst doch mit einem Wagen fahren? Soll ich einen mitbringen?“
„Brauchst du nicht. Ich hab einen. Oder so ähnlich. Ich melde mich bald, fahre jetzt nach Vegas.“
„Okay. Ich melde mich, wenn ich was Neues von Beatrice höre.“, sagte Tom.
Er klang entspannt, aber den Unterton erkannte ich. Er war neugierig, da ich nie freiwillig mit einem Auto fahre.
Es ist wie mit Flugzeugen.
Es ist eine kleine, metallene Kammer, die dich weniger schützt, als einengt und schließlich in den Tod treibt.
Motorräder sind freier.
Aber wie auch immer.
Deswegen fahre ich jetzt mit Stacys Wagen durch die Straßen, biege zu einem McDonalds ab und parke.
Stacy ist in ihrem Sitz zurück gelehnt und sieht aus dem Fenster.
„Geht es dir gut?“, frage ich und schalte den Motor aus.
Sie seufzt. „Mach dir keine Sorgen. Und hör auf mich das ständig zu fragen. Ich lebe noch.“, schnauzt sie schlecht gelaunt.
Was hat sie nur? Sie sollte sich doch eigentlich gut fühlen, schließlich kümmere ich mich um sie, ich hätte sie auch einfach in ein Krankenhaus bringen können und allein nach Vegas weiter ziehen können.
Das hatte ich aber nicht getan und ich habe es auch nicht vor. Ich werde mich so lange um sie kümmern, bis sie wieder ganz in Ordnung ist.
„Was willst du essen? Ich hol dir was du willst.“, sage ich und ziehe den Schlüssel aus dem Anlasser.
„Mir egal. Irgendwas, ich habe nicht wirklich Hunger. Außerdem will ich mir die Beine vertreten, da komme ich gleich mit.“, sagt sie und steigt aus.
„Warte, ich helfe dir.“, sage ich und eile rüber, mache die Tür auf und lege meinen Arm um ihre Taille, lege mir ihren Arm um den Nacken und hebe sie aus dem Auto.
„Okay, kannst du gehen?“, frage ich. Ihr Arm liegt immer noch um meinen Nacken.
„Nein. Wenn du meinen Arm loslässt, komme ich vielleicht auch auf den Boden.“, meint sie gereizt.
Ich gehe etwas in die Knie, bis ich sicher bin, dass sie den Boden mit den Zehen berührt.
Die Wahrheit ist, ich will nicht dass sie gesund ist.
Ich weiß es ist krank, aber ich mag es mich um sie zu kümmern.
Wahrscheinlich liegt das daran, dass ich mich noch nie um jemanden außer mir gekümmert habe.
Deswegen ist das jetzt der Reiz des Neuen. Denke ich.
„Dean…“, sie klingt erschöpft. „Lass mich einfach los.“
Ich setze sie vorsichtig auf die Füße, als würde ich jeden Moment damit rechnen, dass ihre Knöchel brechen könnten.
Die Menschen auf dem Parkplatz sehen Stacy erschrocken an und ihr Blick gleitet automatisch auf mich.
Und ich sehe deutlich was sie denken: Er hat sie zusammen geschlagen.
Es ist unwichtig, ob es ein Schluss ist, es ist völlig unwichtig ob ich mich um sie kümmere, alle Menschen auf diesem Parkplatz denken, dass ich ihr das angetan hätte.
„Geht es?“, frage ich an ihrem Ohr.
Sie sieht mich wütend an. Was habe ich ihr angetan, dass sie immer sauer auf mich ist?
„Lass mich einfach in Ruhe.“, zischt sie mich an und humpelt auf den Eingang zu.
Das lässt mich erst einmal verstummen und ich starre diesem kleinen Körper in einer breiten Shorts und einem meiner Hemden hinterher.
Okay, ich habe schon oft gehört, dass Frauen etwas sagen und es dann nicht so meinen.
Aber so wie sie mich angestarrt hat, ist es doch fraglich ob sie nicht genau das gemeint hat.
Ich gehe ihr trotzdem hinterher.
Mit nur drei langen Schritten, habe ich sie eingeholt und gehe in etwas Abstand neben ihr her.
„Es tut mir leid, wenn ich die nerve.“, meine ich leise. „Ich mache mir nur Sorgen. Es war meine Schuld, dass du den Kerl erst eingeladen hast, da will ich es wieder gut machen.“, meine ich ausweichend. Zwar ist das die Wahrheit aber nur ein Teil davon. Ich will ihr nicht beichten, dass es mir gefällt, dass sie von mir abhängig ist.
Sie stoppt kurz vor dem Eingang und ein paar Leute überholen uns und werfen uns verwirrte, schockierte Blicke zu.
Sie sieht müde aus. Sie hat Schatten unter den hübschen Augen und sieht unglücklich und erschöpft aus.
„Ist nicht so schlimm. Und es ist nicht deine Schuld. Lass uns rein gehen.“, meint sie und geht voran. Sie zieht den Fuß ein bisschen nach, weil an dem rechten Bein sehr viele Blutergüsse sind, das Bein muss sehr wehtun beim Bewegen.
Ich halte ihr die Tür auf und lasse sie vorgehen.
Die Leute heben den Blick von ihrem Essen und sehen uns an.
Wieder diese erst schockierten Blicke auf Stacy, dann die verachtenden auf mich.
In mir brodelt wieder so eine Wut.
Am liebsten wäre ich auf den nächsten Tisch gesprungen und hätte geschrieen: ICH WAR ES NICHT!!!!!
Aber das lasse ich erst einmal.
Wir gehen zum Tresen.
Stacy geht an die Kasse und der Kassierer sieht auf.
Sein Blick ist erst schockiert, der Mund klappt auf und er sieht mich mit Angst in den Augen an.
„Ein Big Mac Menü mit Cola und eine kleine Pommes mit einem Erdbeershake und einem Salat.“, bestellt sie und nimmt meine Bestellung ohne ein Wort von mir dazu.
Wir waren schon oft genug in solchen Lokalen, dass sie weiß was ich immer nehme.
„13 $ und 40 Cent.“
Stacy streckt die Hand nach hinten und ich ziehe die Brieftasche hervor, die ich einem Anwalt vor einem Burger King abgenommen habe.
Stacy bezahlt und wir setzen uns an einen Tisch am Fenster.
Sie starrt nach draußen.
„Ich…was ist los mit dir?“, frage ich leise und nehme ihre Hand in meine, streichele langsam über ihre Handfläche.
Sie sieht mich an. Und schließt die Augen, nimmt meine Hand fester in ihre und drückt die Lippen auf meine geschundenen Knöchel.
„Ich bin müde.“, lügt sie mich an.
Sie öffnet die Augen und sieht mich an.
Sie weiß, dass mir bewusst ist, dass sie mich angelogen hat. Sie weiß es, ich weiß es und trotzdem belasse ich es dabei.
Sie wird es mir schon noch sagen, das weiß ich.
Wir essen schweigend und steigen wieder in den Wagen.
„Nimm eine Tablette.“, sage ich während der Fahrt, da sie sich windet und das Gesicht immer wieder verzieht.
„Ich brauche die Tabletten nicht.“
„Entweder nimmst du jetzt eine Tablette oder ich halte an und zwinge dich.“, meine ich ruhig und fahre auf ein Hotel zu.
Es ist erst 10 Uhr am Abend, da ich sie erst gegen 2 Uhr am Nachmittag geweckt hatte.
Ich wollte sie nicht wecken und beschäftigte mich mit meinem Handy, während sie friedlich weiter schlief.
Als sie anfing aufzuwachen und das ziemlich wimmernd vor Schmerz, legte ich mich neben sie und streichelte ihre Stirn, ihr Haar.
Da beruhigte sie sich wieder einigermaßen.
„Wieso fahren wir zu einem Hotel? Ich bin nicht müde.“
„Mir egal. Ich will dass du dich in ein Bett legst und schläfst.“
Ich halte und hebe Stacy aus dem Wagen.
„Dean, ich will weiter fahren. Du sollst…“, ich drücke meine Lippen auf ihre, sie muss den Mund schließen.
„Ich bringe dich jetzt in ein Zimmer und du schläfst.“
Sie zieht die Lippen zu einem Schmollmund und ich lächele, gebe ihr einen leichten Kinnstuber.
Sie grinst und lässt sich mit in die Hotellobby ziehen.
Diesmal habe ich ein besseres Hotel ausgesucht, eins mit bequemen Betten und gutem Essen.
Ich bringe Stacy in unser Zimmer, lege sie auf ihr Einzelbett und ziehe ihr das Hemd aus.
Sie schlägt mir auf die Finger.
„Was machst du da?“
„Dich ausziehen.“, meine ich stumpf und öffne das Hemd vollständig.
Darunter trägt sie nichts und auch als ich die Shorts öffne, sehe ich dass sofort Haut aufblitzt.
„Hör auf. Ich kann das selbst.“, meint sie böse und will mich verscheuchen.
Ich sehe sie böse an und ziehe die Shorts herunter.
„Das wirst du aber nicht. Jetzt hör auf rumzuzappeln.“
Sie seufzt und gibt sich geschlagen.
Ich ziehe sie aus und lege sie auf das Bett, ziehe die Decke unter ihrem Körper hervor und decke sie zu.
„Schlaf jetzt.“
Damit mache ich das Licht aus, gehe zu meinem eigenen Bett und ziehe mich bis auf die Unterwäsche aus.
„Du bist ein Idiot.“, mault Stacy und ich höre wie sie sich das Laken schnell um die Beine dreht.
Mit einem leisen Lachen endet jegliche Konversation.

„Ich töte dich, wenn wir nicht augenblicklich weiter fahren.“, sagt Stacy zischend und schlägt mir gleichzeitig fest auf den Oberarm.
Langsam mache ich mir Sorgen darüber, dass sie so bereitwillig gewalttätig wird, wenn es um mich geht. Irgendwas in unserer Beziehung ist anscheinend schief gelaufen und sie lässt ihre Wut auf mich mit ziemlich schmerzhafter Gewalt raus.
Aber darüber sollte ich mir im Prinzip keine Sorgen machen.
Ich bin ihr Kollege, ihr Arbeitgeber und Mentor, das sollte es mir egal sein, was sie von mir hält.
Das sollte ich. Das bedeutet aber leider nicht, dass ich das auch einhalte. Langsam verabscheue ich mich. Ich breche ständig meine eigenen Regeln, mache meine Prinzipien zunichte.
Ich sehe sie jetzt von der Seite an und studiere ihr Gesicht.
Die Wunden sind immer noch schlimm und dunkel-lila. Aber die Schwellung ist beinahe verschwunden, was bedeutet dass es nicht mehr aussieht, als hätte sie ein Wassergesicht, also einen Wasserkopf.
Jetzt wirkt es einfach wie ein sehr verletztes Gesicht und nicht mehr wie ein riesiger Tumor mit Augen.
Funkelnden, hübschen, braunen, großen, wunderbaren Augen…
Mann, sie hat mich.
Innerlich schlage ich mich selbst, trete mir in den Hintern.
Sie hat mich. Ich weiß nicht wie sie es geschafft hat, aber ich mag sie, mache mir Sorgen um sie…liebe sie irgendwie.
Aber nur irgendwie, nicht richtige, tiefe Liebe wie bei Claire.
Claire hat dafür gesorgt, dass ich diese Art von Zuneigung nicht mehr spüren kann.
Diese tiefe, selbstlose und unumgängliche Liebe, die das Herz von innen aufbläht und zum Platzen bringt, falls doch etwas nicht nach Plan läuft.
Das werde ich nie mehr fühlen können. Da ist es hoffnungslos, man sollte den Plan gleich aufgeben.
Ich werde das mit Stacy schon noch regeln. Werde dafür sorgen, dass sie weit genug weg von mir arbeitet und mich nicht tiefer, als gesund für mich, hinein reitet.
Ich habe wirklich keine Lust, keine Zeit und einfach keine Geduld für ein weiteres Intermezzo mit Konsequenzen die einem Atomkrieg nahe kommen.
„Wir fahren ganz sicher nicht weiter. Ich kann beinahe sehen, wie die Müdigkeit aus deinem Körper fließt.“, meine ich und will in Flagstaff einen Halt machen.
„Ich bin nicht müde. Ich habe keinen Hunger. Ich habe auch keinen Durst. Ich muss nicht auf Klo. Können wir bitte nach Las Vegas durchfahren? Der Routenplaner sagt es sind von hier nur noch ungefähr 6 Stunden.“
Ich fahre auf eine Tankstelle zu.
„Stacy, hatten wir diese blöden Planer nicht schon besprochen. Vertrau nicht auf diese Teile.
Was denkst du wie viele Autos da fahren werden, wie viel Verkehr dort herrschen wird. Warst du etwa noch nie in Vegas? Dann kann ich dir mal was sagen. Ich war einmal in einem Stau kurz vor Vegas und habe dort 5 Stunden zugebracht. Und das auch noch mit meiner Maschine. Also konnte ich mich ein bisschen durch die Autos schlängeln. Du solltest das Wort „Routenplaner“ niemals wieder in den Mund nehmen.“, rege ich mich etwas zu sehr auf.
Ich atme tief durch.
„Wow.“
„Was?“, meine ich leicht gereizt und fahre an eine Zapfsäule.
„Du musst diese Planer wirklich hassen.“
Es gibt einen bestimmten Grund dafür. Natürlich regt es mich im Allgemeinen auf, dass diese Planer immer den Verkehr nicht beachten.
Aber es hat auch einen tieferen Grund.
Und es ist mittlerweile jedem klar, dass dieser Grund Claire ist.
Aber ich kann überhaupt nichts dagegen tun. Sie IST meine Vergangenheit. Nicht ein Teil davon.
Sie IST meine ganze Vergangenheit, die Vergangenheit in der ich noch in einer Werkstatt gearbeitet habe.
Nachdem sie mich an diesem Tag verlassen hatte, mich stehen gelassen hat, fing ich ein neues Leben an.
Und nicht etwa, dass ich mich erst einmal in meiner Verzweiflung und Trauer suhlte, nein, ich ging gleich zu bewegenden Maßnahmen über.
Ich schluckte alles runter, das hochkommen wollte und begann unschuldige Personen auszurauben.
Wenn Claire wüsste, dass ich wegen ihr in diese Branche übergewechselt habe, hätte sie den hübschen Kopf geschüttelt, dass die Haare nur so fliegen würden und etwas gesagt wie:
„Ich hätte mehr von dir erwartet Dean.“
Das gibt mir wie immer einen Stich.
Aber wie auch immer.
Als ich noch ein ganz normal arbeitender Junge in den Zwanzigern war, tauchte diese unglaubliche Frau auf und verzauberte mich.
Ich war ihr ausgeliefert und sie griff zu, nahm so viel wie möglich.
Und jedes Mal wenn wir eine Reise planten und sie schließlich anfingen, gingen wir ins Internet und suchten uns eine Route.
Nach dem ersten Mal wollte Claire sich nicht mehr auf diese Dinger verlassen, aber ich fand es lustig, dass sie sich so künstlich aufregen konnte.
So machten wir weiter, Claire regte sich auf wenn wir auch nur eine Minute zu viel im Auto verbracht hatten und ich lachte und nahm sie in die Arme, drückte sie an mich und sagte ihr wie wunderschön sie war.
Dann kam immer ein Kuss, dessen Gedanke mich jetzt zusammen zucken lässt.
Ich verstehe Gefühle nicht.
Genauso wie Frauen.
Männer sagen immer und immer wieder, dass sie Frauen nicht verstehen und die Frauen glauben das meist nicht, zeigen den Vogel und sagen: „Na klar.“
Aber so ist es. Frauen handeln zu impulsiv, zu spontan um zu erraten was sie als Nächstes planen.
Und Gefühle sind genauso. Sie setzen spontan ein, lassen dich impulsiv handeln und meist ist das etwas Schlechtes.
Zum Beispiel genau jetzt – Es tut weh. Mehr als nur ein bisschen. Ich betrauere sie immer noch, wünsche sie mir manchmal wieder zurück und komme einfach nicht darüber hinweg, dass sie mir das angetan hat.
Dass sie mir mein Herz heraus gerissen hat um es sich in die Handtasche zu stecken und dann zwischendurch mit einem Stift darauf herum zu hacken.
Und jedes Mal tut es ein bisschen mehr weh, jedes Mal wir mein Herz geschunden und braucht viele Monate zum Heilen, doch schon wieder kommt sie mit dem unbarmherzigen Stift und sticht auf das Herz ein.
Und es kommen auch noch andere Gefühle auf. Trauer, Verzweiflung, Einsamkeit, Wut und das durch dringendste der Gefühle ist: Das Gefühl versagt zu haben.
Versagt zu haben, sie nicht mehr gehalten zu haben. Nicht in der Lage gewesen zu sein ihr das zu geben, dass sie will.
Das ist das was am meisten schmerzt.
Dass ich einfach unfähig war das zu sein, das sie will.
„Dean?“, fragte Stacy scharf und schnippt vor meinen Augen.
Der Motor ist aus und irgendwie ist es passiert, dass ich nur gerade aus starre, immer noch im Wagen und nachdenke.
„Wenn wir schon in ein Hotel gehen, will ich das jetzt machen. Ich hab Hunger und muss auf die Toilette.“
Das bringt mich auf ihre Beteuerungen zurück.
Ich ziehe eine Augenbraue hoch und starre sie an.
Sie hebt die Hände und zuckt die Schultern. „Was willst du? Ich wollte, dass du weiter fährst.“
Ich steige aus, immer noch in Gedanken und fülle Benzin in den Tank.
Was hätte ich nur tun müssen um sie zu halten? Sie hatte mir nie etwas dergleichen gesagt. Sie hatte mich nie auf etwas aufmerksam gemacht, dass ihr nicht gefiel.
Ich weiß es ist eine leere Versprechung, jetzt da ich keine Chance mehr habe. Aber ich hätte alles getan, wenn ich nur gewusst hätte, was sie genau wollte.
Hätte sie mir ihren perfekten Mann erklärt, ich hätte alles dafür getan um dieser Mann zu sein, zu werden und mich für immer zu ändern.
Ich würde auch heute noch alles für Claire aufgeben. Ich würde aufhören ein Dieb zu sein, würde wieder in einer Werkstatt arbeiten und sie rundum glücklich machen. Wann immer sie rufen würde, ich käme angerannt um ihr Fußabtreter zu sein.
Es klingt verzweifelt und bescheuert, schließlich will ein Mensch auch wie einer behandelt werden.
Aber ich fände es besser sie wäre noch hier um mich schlecht zu behandeln, als das sie weg wäre.
Und ich weiß auch, dass das oft gesagt wird, aber ich meine es auch so.
Oftmals wird einfach behauptet: Ja, ich hätte es lieber wenn sie mich zusammen schlägt, Hauptsache sie berührt mich irgendwie.
Aber ich meine es.
Wenn ich mir erlauben würde zu weinen, hätte ich die ersten paar Monate durch geweint, hätte mich in eine Ecke gequetscht um langsam von meinem Leid erlöst zu werden.
Und ich weiß ganz genau wie das klingt. Einige meinen ich übertreibe, sowas gäbe es nicht, ich sei einfach emotional.
Aber das bin ich nicht. Ich bin nie sehr emotional gewesen. Diese vernichtende, schrecklich schöne Liebe, die wir hatten zerfrisst mich von innen. Ich bin hauptsächlich eine Hülle für den Schmerz den ich mit mir herum trage. Irgendwann, und das weiß ich ohne den kleinsten Zweifel, werde ich daran krepieren. Ich werde zu einem Krüppel, der niemanden mehr an sich ranlässt.
Im Moment ist es noch gar nichts. Ich habe keine guten Freunde, habe mich von den einigen Menschen die mich wahrscheinlich lieben abgekapselt, damit der Unterschied zu früher nicht so auffällt.
Sogar mein großer Bruder, der der mich besser kennt als ich mich selbst, glaubt einfach dass ich zu einem Arschloch geworden bin, dabei steckt viel mehr dahinter.
Aber ich habe nicht wirklich vor, irgendwen aufzuklären.
Ich gehe keine tiefen Freundschaften ein, in denen man sich auf den anderen verlässt und was romantische Liebe angeht, ist mir nichts Tiefes passiert und das ist mir mehr als nur Recht. Nur Stacy bis jetzt, aber das werde ich ändern.
Und ich will nicht dass es nach einer Morddrohung klingt, ich werde sie einfach nicht mehr an mich ranlassen, im übertragenen Sinne.
Sobald sie wieder auf den Beinen ist, schicke ich sie allein mit Tom los, halte sie mir vom Leib.
„Dean, heute noch?“, motzt sie und vor meinem Blick zuckt sie nicht zurück.
Ich seufze und gehe in die Tankstelle um zu bezahlen.
Ich glaube das hat mich schon von Anfang an, an ihr verzaubert. Sie hatte bis vor kurzem nie Angst vor mir.
Hat nur irgendwann damit angefangen.
Aber anscheinend ist diese Angst wieder weg.
Und das gefällt mir. Ich will nicht dass die Frau die ich auf eine nicht richtig tiefe Art liebe mich fürchtet.
Aber es hat doch überhaupt keinen Sinn mich auch nur etwas darüber aufzuregen, es wird sowieso bald vorbei sein. Wenn man denn sagen könnte wir wären zusammen. Was man nicht kann.
Ich setze mich in den Wagen und fahre auf das nächste Hotel zu.
Ich parke auf dem Parkplatz des Ramada und helfe Stacy aus dem Wagen.
„WIESO LÄSST DU DAS NICHT? ICH BIN IMMER NOCH KEIN KRÜPPEL VERDAMMT!!!“, schreit sie mir dabei direkt ins Gesicht.
Und ich lächele sie einfach an und hebe sie hoch, lege sie über die Schulter.
„Lass mich los. Du bist so ein ungehobelter, grober Dreckskerl.“, mault sie und schlägt auf meinen unteren Rücken ein, da wo sie mit den kleinen wenig schmerzhaften Fäusten heran kommt.
Ich zucke die Schultern und Stacy strampelt etwas mehr mit den Beinen.
Ich gehe zum Kofferraum und öffne ihn.
Ich nehme unsere Taschen mit.
Meine kleine Tasche mit dem ganzen Geld (ich vertraue nicht auf Banken. Sie handeln mit deinem Geld und verkaufen dir das als etwas anderes, etwas unvorhersehbares, das sie nicht aufhalten konnten) und Stacy mit ihrem ganzen Frauenkram, von dem ich gar nichts wissen will.
Ich mag Frauen, sexuell gesehen, aber ich mag nicht was in ihrem Uterus passiert.
Ich mag weder Kinder noch irgendetwas anderes das da raus kommt.
Bei Claire war mir das immer egal, aber ich kann mir nicht vorstellen es mit einer Fremden zu tun während sie PMS hat. Das fände ich…falsch.
Ich bin parteiisch, ich habe nie etwas anderes beteuert.
„Lass mich runter! Oh Gott, wenn ich hier runter komme, dann….“, sie stockt. Wahrscheinlich denkt sie diese unausgesprochene Drohung wirkt.
„Dann machst du was?“, frage ich und ruiniere den ganzen Effekt.
„Ich…na ja, etwas Schreckliches. Deine Urenkel, falls du denn Kinder zeugen könntest, werden noch von dem schrecklichen Vorfall ihres Grandpas reden.“, droht sie ziemlich falsch.
Sie würde mir niemals etwas Schreckliches tun. Nicht mehr. Seit sie von mir gerettet worden war, hat sie Vertrauen zu mir gefasst, zwar ist neuerdings so eine unterschwellige (habe ich das wirklich gedacht? Unterschwellig? Bin ich blöd?) Wut und Abneigung, aber das wird sich schon noch einrenken, sodass wir ein normales Arbeitsklima erhalten werden können.
Ich schleppe sie an die Rezeption vom Ramada und die ältere Frau mit den langen, glatten roten Haaren sieht uns erstaunt an.
„Ein Doppelzimmer. Zwei Betten.“, sage ich und halte Stacy so still es eben geht.
„Lass mich runter. Mein Gott, mach endlich was ich dir sage. Ich bringe dich um. Ich meine es so. ich werde dir einen schrecklichen, langsamen grauenvollen Tod bescheren.“, keift sie und die Frau sieht uns unter den Wimpern her immer wieder an, während sie etwas in ihren Computer eingibt.
„Ganz ruhig auf den billigen Plätzen.“, meine ich grinsend.
Sie versucht mir ins Gesicht zu treten, aber ihre Beine müssten einem Flamingo ähneln um das zu schaffen.
„Oh…ich werde mich rächen. Deine Eier glauben zuerst dran. Und dann dein kleiner, mickriger Schwanz. Glaub mir, das wird Spaß machen.“, sie versucht böse zu lachen, versagt aber und klingt einfach nur noch genervt.
Ich lache leise, bekomme einen Schlüssel von der Frau.
Während ich mich versuche zu bücken, tritt Stacy gegen meinen Bauch.
„Was war das? Klein und mickrig? Da hast du aber auf dem Küchentisch was anderes gesagt.“, meine ich etwas leiser, doch mir ist sehr wohl bewusst, dass die Frau mich langsam böse mustert.
Stacy ist ruhig, da sie nichts dagegen sagen kann.
Ich sehe gut aus. Das weiß ich. Aber ich weiß auch dass ich gut bestückt bin. Was bringt gutes Aussehen wenn man einen Schwanz von der Größer eines Feuerzeugs hat?
Ich drehe mich mit einem Lächeln von der älteren Frau weg und Stacy bemerkt, dass ich nicht umsonst stehen geblieben war.
„Helfen Sie mir! Rufen Sie die Polizei. HILFE!!!“, schreit Stacy und zappelt herum, tritt mir gegen den Oberschenkel und haut auf meinen Rücken ein.
Dann beißt sie mich in die Schulter.
Und das ist der erste Moment in dem sie mir wirklich wehtut.
Ich unterdrücke das lang gezogene Stöhnen, das ich eigentlich loswerden will und grinse.
Mann, ich hasse es.
„Bist du ein Vampir oder was? Sind wir zum Vamp geworden?“
„Fick dich doch.“
„Ich fick lieber dich.“
„Ich weiß damit stärke ich dein Ego aber: Dann tun wirs endlich. Ich warte schon seit Tagen.“, meint sie und dreht den Kopf an meinen Nacken, verteilt kleine Küsse und zarte Bisse.
Ich komme am Zimmer an, schließe auf und unterdrücke immer noch ein Stöhnen doch diesmal aus anderen Gründen.
Ich stelle Stacy auf die Füße, werfe die Taschen hin und komme nicht mehr dazu meine Stirn zu reiben, Stacy hat genau wie die namenlose Frau ihre Hand in meiner Hose.
Ich weiß, wieder parteiisch, aber bei Stacy gefällt’s mir gleich hundert Mal besser.
Aber ich kann das nicht zu lassen.
Ich nehme ihre Hand aus meinem Intimbereich, bedauer es, als meine Eier mich anschreien, doch drücke beide ihre Handgelenke nach unten.
„Was ist?“, Fragt Stacy und drückt ihren Busen an meine Brust.
„Stopp. Aufhören.“
„Wieso denn? Es gefällt uns doch.“, sagt sie und wird langsam verwirrt.
„Es ist nicht der richtige Zeitpunkt. Sieh dich doch mal an, ich habe ja schon Schiss dich nur anzugucken. Vielleicht zerbrichst du wenn ich dich anpuste. Ich habe wirklich keine Lust Stacyteile aufzusammeln.“, meine ich.
Dabei wäre das nicht einmal meiner erste und wichtige Sorge. Meine Sorge ist viel einfacher.
Dadurch wird sie noch wichtiger. Und das will ich nicht. Ich will allein sein, mir holen was ich brauche, wen ich es dringend will und nicht so. ich will nicht dass ich mir Sorgen mache, wenn sie weg ist, ich will unabhängig sein und es soll mich eine Dreck interessieren, was sie von mir hält, was sie von mir denkt und was sonst so in ihrem Kopf herum schwirrt.
„Das wird schon. Dann mach eben ein bisschen langsamer. Das kannst du ganz sicher.“
Ich kann es und konnte es schon immer, aber ich werde es nicht tun.
Ich werde sie mit dieser Ausrede beschwichtigen und dann verschwinden.
„Ich will nichts riskieren. Außerdem habe ich keine Kondome. Außerdem bin ich müde und nicht wirklich in Stimmung.“
Ich höre mich ja schon an wie so ein Weib.
Stacy erkennt die Ausreden als eine Überbrückungsgeste und zieht ihre Hände aus meinen Fingern.
„Wenn du mich nicht willst, dein Pech.“, sagt sie verächtlich und ich sehe, dass ihr Selbstbewusstsein einen enormen Riss abbekommen hat.
Damit stolziert sie aus dem Hauptraum ins Bad.
Im nächsten Moment höre ich die Dusche.
Ich hole mein Handy raus, beruhige meine Mutter die sich wahrscheinlich wieder einmal ausmalt wie ich durch eine Großstadt zu meinem kleinen Büro gehen will, einen süßen Aktenkoffer in der Hand und plötzlich von mutierten Kakerlaken angegriffen werde.
Ich schreibe ihr eine SMS, bestätige somit, dass ich noch lebe und wähle Toms Nummer.
„Was ist?“, meint er schlecht gelaunt und ich sehe auf die Uhr.
Erst 9 Uhr, er ist höchstens in einer Bar, hat noch keine Frau an sich hängen.
„Morgen bin ich in Vegas. Gibt es irgendwas in der Nähe? Ruf Peter an und frag nach. Egal was es ist, ich hol es. Ich brauch Ablenkung.“
Von Claire, von Stacy.
„Wovon brauchst du Ablenkung? Geld? Spaß? Huren?“, fragte Tom verwirrt.
Ich arbeite mit ihm, aber ich habe ihm noch nie etwas über Claire erzählt.
Bis auf meinen Bruder und meine große Schwester, weiß niemand von Claire.
Und meine Geschwister haben ihr auch nur einmal „Hi“ gesagt. Niemand weiß, wie sie mich abserviert hat, niemand weiß wie ich mich gefühlt habe und noch heute fühle. Und auch Tom weiß nichts davon.
Und niemand wird etwas von Claire hören.
„Alles zusammen. Ich bin voller Tatendrang“, meine ich enthusiastischer als ich eigentlich bin.
„Okay. Ich ruf Pete an, dann melde ich mich.“
„Ach ja, sag Beatrice es kann auch unter ‘ner Million sein. Ich brauche kein Geld, sondern Abwechslung.“
„Ja, ja. Mach ich schon.“
„Ach warte. Hast du in letzter Zeit mal mit Anne gesprochen?“
Anne Romanow ist eine Russin erster Klasse. Dunkle asiatisch anmerkende Augen, das russische typische Kinn (Natürlich die weibliche Sorte), einigermaßen feine Züge, breite Stirn, dunkle, glatte Strähnen und nicht zu vergessen die Standhaftigkeit eines Schluckspechts.
Ich weiß noch, ein Mal in meinem Leben bin ich zu einer ihrer Partys gegangen.
Und das nächste was ich weiß ist, dass ich in Erbrochenem in Ohnmacht gefallen war.
Ich weiß nicht wessen Erbrochenes es war. Es war nicht wirklich Essen, es war Wodka.
Purer Wodka.
Ich lag damals in einer puren Pfütze von Wodka, schlimmerem Wodka und Magensäure.
Ich weiß noch, dass ich ein Glas bekam und nachdem ich es geleert hatte wurde es auf mysteriöse Weise wieder gefüllt.
So ging es den ganzen Abend bis es mir so schlecht ging, dass ich umfiel.
Anne weckte mich am nächsten Morgen und sah aus wie die Sonne, etwas dunkel aber immerhin.
Seitdem ich dort war, hat sie eine Sympathie mir gegenüber entwickelt und gibt uns Bescheid wenn etwas zu holen ist. Sie ist auf nichts spezialisiert, sie ist einfach durch ihren Beliebtheitsgrad und ihrem Machstand gut informiert.
Und das Erstaunliche, das dass mich an ihr so fasziniert ist nicht nur ihre hübsche Aufmachung sondern die Tatsache, dass sie überhaupt nichts Sexuelles von mir will.
Ich will nicht sagen, dass jedes weibliche Wesen mich begehrt mit mir in die Kiste will, aber doch sehr, sehr viele.
Und Anne ist da eine Ausnahme.
Darum stelle ich mir auch öfters vor, wie eine waschechte Russin denn so wäre.
Natürlich hatte ich schon Russinnen aber die waren alle jung und ziemlich wenig Russisch.
„Nö. Mach du das. Sie mag dich sowieso mehr als mich.“
„Okay. Melde dich.“
Damit lege ich auf und wähle Annes Nummer.
Es piept vier Mal.
„Hier ist Anne.“, sagt sie und ihr Akzent ist erfrischend.
„Anne.“, sage ich auf meine übliche lang gezogene, leicht erotische Art.
Und es erfreut mich immer wieder, dass sie sich sogar noch nach 3 Jahren ohne Kontakt an mich erinnert.
„Dean. Schatz. Wie geht es dir denn?“, fragt sie und ich höre ihr Lächeln.
„Oh ganz gut. Und wie sieht es bei dir aus? Ein neuer Mr. Romanow in Sicht?“
Sie seufzte gespielt. „nein. Gute Männer sind mittlerweile ja so rar gesät.“
„Ich kenne einen gut aussehenden Kerl, relativ jung, potent und sehr scharf auf dich.“, meine ich grinsend.
„Dean, mit wem telefo…“ ich unterbreche Stacy die gerade reinkommt mit einer Handbewegung.
„Ach ja? Und wo ist dieser perfekte Mann?“
„Dieser sehr scharfe Mann sitzt um ehrlich zu sein gerade auf diesem Bett und fantasiert von dir auf einem weißen Laken.“
Ich fahre mir durchs Haar.
Anne lacht. Heiser, Rau, Sexy.
„Ach Vinety. Ich bin eher der blaue Laken Typ.“
Ich grinse. „Ich kann auch blaue Laken holen. Ich habe da meine Kontakte.“
Sie lacht wieder und ich spüre deutlich wie mir das erotische Lachen durch den Körper zischte, mein Blut zum rasen bringt und sich südwärts bewegt.
Das ist das Problem, wenn ich jemanden scharf finde, sie aber nicht bekomme.
Es endet damit, dass ich immer hart werde, wenn sie etwas macht das mir gefällt.
Und Anne muss nur sprechen und ich werde so spitz wie schon lange nicht mehr.
Vorbei sind Pläne über die Arbeit, über Stacy. Vorbei sind Gedanken über Claire.
„Warten wir noch ein paar Jährchen, dann bist du vielleicht bereit für mich.“
Ich ziehe ein Gesicht, und Stacy sieht mich immer noch. Sie sieht mich wütend an, wahrscheinlich ist sie immer noch sauer wegen meinem benehmen von vorhin.
„In ein paar Jährchen, werde ich vielleicht nicht mehr so straff sein.“, gebe ich zu bedenken.
„Oh glaub mir…“, schnurrt sie. „Das wird mir dann egal sein.“
Meine Augen werden etwas weiter, mein Mund geht auf und ich spüre schon wie Sabber sich aus meine Mundwinkel stehlen will.
„Aber das ist doch sicherlich nicht alles, was du möchtest.“, sagt Anne, wieder Geschäftsfrau.
Ich setze mich etwas auf, weil ich mich automatisch einigermaßen hingelegt hatte.
„Na ja, mir ist langweilig und ich wollte wissen ob du was hast?“
„Gibt es Grenzen?“
„Kaum.“, sage ich und kratze mich an der Nase, Stacy starrt mich an.
„Okay. Ich habe gehört ein Diamant wird in einem Casino aufbewahrt.“
„Nein, das braucht zu viel Vorbereitung. Irgendetwas das ich sofort angehen kann.“
„Da mag jemand es aber schnell.“, schnurrt sie und klingt wie ein kleines Kätzchen. Aber ich weiß aus guten Quellen, dass sie weder klein noch ein Kätzchen ist. Sie ist ein bedrohlicher Panther.
„In jeder Hinsicht, Pumpkin.“, meine ich genauso rau wie sie.
Sie kichert ein bisschen.
„Na gut. Es gibt ein Gemälde in einem Privathaus.“
„Weiter?“
„Gut. Also in der Nähe von Californien. In Dayton. Der Kunde dafür ist bereit 700.000 dafür zu bezahlen.“
Ich grinse und hole mir einen kleinen Block, der vom Hotel gestellt wird und einen Kugelschreiber.
„Dayton. Okay. Ich bin morgen in Vegas, das ist nicht weit. Und das klingt doch lecker.“
„Ein beinahe unbekannter Künstler, nur Kenner wissen von ihm. Viktor Krylow.“
Ich seufze.
„Wieso bist du enttäuscht?“, fragt Anne scharf.
„Nein, danke für die Infos. Ich habe nur geseufzt weil er Russe ist. Russen sind clever, er wird sicher viel Alarmmäßig haben.“, meine ich beschwichtigend und Anne beruhigt sich.
Russen sind nicht oft clever. Sie decken sich einfach mit jedem bescheuerten Alarmsystem auf der Welt ein und hoffen dass es funktioniert.
Ich kenn nur sehr wenige Russen die clever sind. Anne ist beinahe die Einzige.
„Okay, danke. Das wars schon.“
„Gern geschehen, Schatz.“
„Wir wären perfekt zusammen.“, meine ich grinsend.
Anne lacht. „Oh, für mich bist du nicht bereit. Ich werde dich im Bett zerbrechen.“
„Solange es in einem Bett ist und du nackt, ist alles okay.“
Anne lacht laut und hört sich wirklich glücklich an, dann ein Klicken. Sie hat aufgelegt.
Ich sehe das Handy sehnsüchtig an. Dann seufze ich ein wenig träumerisch.
Und werde mir bewusst, dass Stacy vor mir steht, vor Wut bebend und nur in einem Handtuch eingewickelt.
„Und wer war das?“, meint sie immer noch böse wegen vorhin.
„Anne. Du kennst sie wahrscheinlich nicht, wenn du nichts von UTSF wusstest.“
„WER ist diese Schlampe?“
Und da geht mir ein Licht auf.
„Du bist eifersüchtig.“, stelle ich verblüfft fest.
„BIN ICH NICHT! STECK DIR DOCH DEINE MEINUNG IN DEN ARSCH!!!“, schreit sie mich an und verzieht sich stampfend ins Bad, knallt die Tür laut zu.
„Es zeigt doch nur, was für einen guten Geschmack du hast.“, rufe ich und breche in Gelächter aus.
Ich schmeiße mich auf das Bett und denke nach, was ich tun soll.
Ich nehme wieder das Handy, sehe dass meine Mutter wieder gesimst hat und klicke es weg. Ich rufe Tom an.
„Hast du was?“, ist seine Begrüßung. Er klingt verblüfft.
„Ich hab was. Ein Gemälde. Viktor Krylow. Wohnt in Dayton. Kannst du mir die Adresse und den Rest schicken?“
„Du hast Glück, dass ich nicht in Stimmung für Sex bin. Na gut. Ich bin aber erst morgen früh fertig.“
„Kein Problem. Ich schlafe im Ramada in Flagstaff.“
„Du bist jetzt schon in einem Hotel? Wolltest du nicht nach Vegas. Ich dacht du wärst schon längst da.“
„Es gab Komplikationen. Ich erzähle es dir wann anders. Ich bin in Zimmer 128. Danke.“
Ich lege auf.
Ich lege mich hin und denke nach.
Was will ich tun?
Es ist gerade mal knapp Viertel nach 9. Ich könnte in eine Bar, aber ich will Stacy nicht allein lassen. Wenigstens bis sie wieder ganz in Ordnung ist.
Sie kommt aus dem Bad, immer noch nur das Handtuch um sich gewickelt.
Und im Moment bekomme ich trotz dem Vorsatz sie nicht wichtig zu nehmen und den Blutergüssen richtig Lust auf sie.
Und man kann mir das auch sicher ansehen.
Stacy tut es jedenfalls.
„Das glaubst auch nur du. Ich halte sicher nicht für deine kleine Schlampe hin. Ich bin niemals zweite Wahl!“, mault sie und lässt das Handtuch fallen.
Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf.
Ich hatte sie das letzte Mal nackt gesehen, da war ich sehr um ihren gesundheitlichen Zustand besorgt.
Und Mann…sie ist scharf.
Sie passt zwar auf keinen Modelsteg, aber ich mag Models sowieso nicht, sie sind immer so knochig.
War ihre Taille immer so schmal? Waren ihre Brüste immer so groß und schwer? Waren ihre Nippel immer so zart rosa? War ihr Schoss schon immer mit so kleinen Locken bedeckt gewesen?
Waren ihre Beine schon immer so wohl geformt? Und diese Hüften verlangten geleckt zu werden.
Mein Blick heftet sich auf sie, ich kann nichts dagegen tun. Meine Hose fühlt sich zu eng an, mir ist heiß und ich kriege meinen Blick einfach nicht von dem Flaum zwischen ihren Beinen weg.
Ich versuche in ihr Gesicht zu sehen, aber da sie meine Reaktion als ein kleines Zelt in meiner Hose erkennt, werden ihre Brustwarzen hart. Und ablenkend.
„Ist das nur eine neue Foltermethode oder werde ich noch zu etwas kommen?“, meine ich heiser und räuspere mich.
Stacy kommt auf mich zu und hält mich ab, sie anzufassen.
Langsam lässt sie ihre Brust nahe an meinem Gesicht vorbei huschen, sie nimmt meinen Kopf und legt ihn so, dass meine Nase langsam durch ihre Führung über ihre Brüste, zum Bauchnabel und zwischen die Beine gleitet.
Ich kriege keine Luft mehr. Mein Schwanz tut weh. Meine Eier ziehen.
Ich rücke meine Nase etwas tiefer, berühre warmes, leicht feuchtes Fleisch und stöhne.
Sie drückt meinen Kopf in den Nacken und legt ihre Stirn an meine.
Ich will nur noch ihre Lippen verschlingen.
Und da sagt sie es.
Im Nachhinein, ist klar gewesen, die ganze Zeit, dass das passieren würde, aber in diesem Moment mit meinem pochenden Schwanz kommt es mir grausam vor.
„Schlaf gut.“, sagt sie, grinst und nimmt das Handtuch, verschwindet im Bad.
Ich bin erst vollkommen ratlos, wie ich reagieren soll.
Mein erster Gedanke ist, ihre Tür einzuschlagen und sie für diese Vorstellung noch ein bisschen schneller und fester zu vögeln.
Mein nächster ist, es ihr doppelt und dreifach heimzuzahlen.
Das bleibt mein Gedanke.
„Das wirst du büßen Crow.“, murmele ich und reibe mir durch Haar.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 23.09.2010

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