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Vor einiger Zeit hatte ich einen kleinen „ Zwischenfall“ mit meinen Super – sexy –Pfennigabsatz – superteuren – Lederstiefel!
Vorgesehen war mit Marie eine Shoppingtour durch die Altstadt von Prag und dessen Boutiquen.
Ziel war: Günstig, soviel wie möglich tolle Klamotten einzukaufen, auch wenn sie sich zu Hause als doch nicht so toll entpuppten! Prag ist eine sehr schöne Stadt, nicht nur für Touris die dem Shoppingwahn verfallen sind sondern auch für uns.
Nun laufen wir Beiden, anmutigen Grazien, durch die Altstadt. Sie mit Turnschuhen und einer lässigen Jeans bekleidet und ich in einem todschicken Hosenanzug aus grauen, Leinen und Lederstiefeln. Warum ziehe ich eigentlich immer nur unpassende Kleidung an?

Da machen wir uns Gedanken welche Boutique wir als nächstes aufsuchen, auf einmal...krrk...ich bleibe mit meinem rechten Absatz in einer S- Bahnschienenlücke stecken.
Die vollgepackten bunten Tüten, der verschiedensten Boutiquen, an meinem Handgelenken die mir das halten des Gleichgewichtes nicht grad einfacher machen, zwangen mich innerhalb einpaar Sekunden auf meinem Hintern auf dem kalten Kopfsteinpflaster zu setzten.
Marie dreht sich um, schaut mit ihren großen, braunen Augen auf mich runter und bricht in schalendes Gelächter aus.
Gut das sie sich die Hand vor dem Mund hält, sonst hätte noch jemand die Zahnlücke in Ihren hübschen Mund entdeckt.

In einem solchen Moment ist es durchaus erlaubt die Fassung zu verlieren und zu schreien:
“ Hör jetzt auf hier rumzugröhlen und hilf mir“ schrei ich fassungslos auf sie ein. Doch was macht sie? Da nimmt sie mir die bunten Tüten von den Handgelenken! Toll, denke ich, du bist mir echt eine große Hilfe!
Ich versuche mich irgendwie aufzurappeln, doch...autsch...mein Fuß tut mir weh! Warum tut es so weh?
Was ist passiert?
Mein Fußknöchel ist angeschwollen, och nööö.
Nur gut das wir beschlossen haben nur noch etwas zu essen und zurück zum Hotel gehen wollten, um uns langsam auf den Heimweg vorzubereiten.
„ Marie, nun hilf mir doch bitte, ich kann alleine nicht aufstehen, mein Knöchel ist dick geworden!“ Sagte ich genervt.

Tja das Problem war das ich mit meinem Fuß sowie dem Schuh da nicht wegkam. Den Schuh konnte ich nicht ausziehen da die schmerzende Geschwulz an meinem Fuß den Reisverschluss des Stiefels blockierte.
Auf einmal schaut Marie nach rechts, macht noch größere Augen und läuft weg...einfach so.
Bis ich gesehen habe, dass eine S- Bahn uns immer näher kam, hat es einwenig gedauert. So stand nun meine Kusine Meterweit von mir entfernt mit einer Körpersprache wir eine Polizistin die den Verkehr nach einem Unfall regelt, schreit so laut das sogar ich es höre“ STOP“ und hält ihre Handfläche auf Höhe der Fahrerkabine.

Der Fahrer springt aus seinem klapprigen Gefährt und fängt an Marie auf tschechisch vollzuquatschen. Aus den Augenwinkel erkannte ich das der Mann in gelber Weste sein Handy rausholt und wild gestikuliert.
Marie kam hektisch wieder zu mir und sagte nur:
„ Na das hast du ja mal wieder ganz toll hinbekommen. Er hat nun die Polizei gerufen und der Notarzt kommt auch gleich. Ich habe keine Ahnung was auf uns jetzt zukommt!“
Dann dreht sie sich um und geht wieder. Ich sehe sie nicht mehr, oh mein Gott, wie kann sie mich in dieser Situation alleine lassen? Und das nennt sich Familie? Die blöde Kuh, wenn ich wieder laufen kann, die wird was erleben!

Da sitze ich nun, in Prag, mit einem kaputten Stiefel, schmerzen im Fuß und verlassen von der Familie.
Gefühlte 30 Minuten aber in echt nur Fünf, kam sie um die Hausecke gebogen, mit einer Papiertüte in ihrer linken Hand. Ich hätte sie knutschen können als ich das große, goldene „M“ auf der Tüte erkannte. Sie hat mich doch nicht alleine gelassen. Ich liebe Sie dafür.
Wie konnte sie jetzt ans essen denken? Egal, vielleicht hätte ich in der umgekehrten Situation auch daran gedacht.
Der Krankenwagen kam gleichzeitig mit der Polizei. Der Arzt fragt mich auf recht schlechtem deutsch-englisch Misch:
„Warum you sit on the Strasse?“ ja was meint er denn? Das ich einfach nur keinen bock mehr hatte aufzustehen oder einfach mal eine Pause vom shoppen gebraucht habe? Mann können Männer dämlich sein.

Ein netter Polizist versuchte mich vorsichtig aus der Misere zu befreien. Mittlerweile war die Strasse mit vielen Schaulustigen gepflastert die ihm auch noch gute Tipps gaben wie:
“ du musst den Fuß drehen“ oder
„zieh doch doller“
„Ich geb` euch gleich doller, ich habe schmerzen!“ Schrie ich der fremden Menschenmasse zu. Nachdem das Chaos beseitigt war und der Prager S-Bahnverkehr weiterlief, verbrachten Marie und ich einen tollen Nachmittag in einem Prager Krankenhaus.
Ich habe bis dahin immer ein Vorurteil gegen die Krankenhäuser „im Osten“ gehabt.

Doch als sich uns ein Arzt mit:
„Guten Abend, mein Name ist Dr. Joachim Schulz“ vorstellte, war ich wie von Sinnen.
Der Mann spricht die gleiche Sprache die ich spreche, ist das toll!
Dieser unglaublich toller, netter und in die Jahre gekommener Mann gab Marie einen Kaffee und setzte ihr einen jungen Assistenzarzt zur Seite, der Sie dann beruhigte. Zumindest ging ich davon aus, das er sie beruhigt hat, nachdem sie ihren Kopf auf seine Schulter gelegt hat.
Mit einem alten Taxi und verarztet wurden wir dann in unser Hotel gebracht.
Marie völlig erschöpft und verliebt. Und ich mir einem kaputten Fuß, nur einer Socke und das schlimmste daran war, mein Stiefel musste aufgeschnitten werden.

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Tag der Veröffentlichung: 16.11.2008

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