Meine Weihnachtsgeschichte
Der ganze 24.12 hat für mich nicht wirklich toll angefangen.
Es ist für einige Menschen ein ganz normaler Arbeitstag, so stieg auch ich um fünf Uhr morgens aus meinem mollig, warmen Bett und quälte mich unter die heiße Dusche. Ging ins Schlafzimmer, wo sich mein Liebster noch mal umdrehte, gab ihm einen Kuss und verabschiedete mich von Ihm.
Pünktlich um sechs stand ich nun im kalten an der S – Bahnhaltestelle.
Tja leider ist dem Bahnfahrer entgangen, dass ich da warte, also fuhr er an mir vorbei! Gut dachte ich, also 20 Minuten warten auf die Nächste. Macht ja nichts, es ist nur kalt, nass und dunkel.
Da ich nun 20 Minuten verspätet an der Umsteigehaltestelle ankam, musste ich nochmal genauso lange an dieser warten. So war ich anstatt 55 Minuten, zwei ganze Stunden unterwegs zur Arbeit, wo mich Gott sei Dank kein Chaos erwartete.
Gegen Mittag wurde ich von meinem lieben Bruder, der den Kleinwagen meiner Eltern durchtreten musste, damit er von der Stelle kam, von der Arbeit abgeholt und gleich in mein Elternhaus gebracht. Noch gar nicht ganz drin, kam mir meine Mutter mit groß aufgerissenen Augen und einer Salatgurke in der Hand entgegen und meint:
"Verdammt, deine Kusinen ( alle fünf haben mittlerweile Kinder ) haben sich gerade für heute Abend bei uns zum Essen eingeladen, ich habe nicht genug zum Essen zubereitet!“
„Ja dann gibt es halt nur Kartoffelsalat mit Bockwürstchen! Muss doch nicht immer eine Ente oder ein Puter sein“ sagt mein Bruder salopp.
Dazu kam aber noch die Tatsache, dass wir keinen Tannenbaum hatten, da wir vor einigen Jahren beschlossen haben, dass wir schon erwachsen sind und eigentlich keinen Baum haben müssen.
Mama spannt Papa ein, um noch mal einzukaufen, und mich und meinen Bruder, um einen Tannenbaum zu besorgen.
Mein Vater kam nach einer halb stündigen Einkaufsfahrt mit leeren Händen wieder. Er hatte ebend keine Lust verspürt stundenlang an der Kasse anzustehen.
Und ich...?
Bruder geschnappt, sämtliche Baumverkäufer angefahren, die in der Nähe waren. Schade nur, dass am Heiligen Abend gegen 16:00 Uhr keiner mehr eine Tanne hat oder selber schon Nachhause gefahren ist, um mit der Familie Weihnachten zu feiern. Nach einer Stunde vergeblicher Suche nach einer Tanne, hatte ich die Schnauze voll, also wieder Nachhause ... in die Garage, mit Säge und Taschenlampe bewaffnet in einen naheliegenden Wald gefahren.
Schade an Winter ist, dass es immer so früh dunkel wird. So standen wir nun mitten im Wald mit Säge und einer Taschenlampe deren Batterien nicht mehr die stärksten waren, und suchten eine Tanne. Schnell gesucht, schnell gefunden, schnell geklaut!!!
Mist... der passt nicht in den Kofferraum! Verdammt und nun? Ab aufs Dach und mit dem durchaus dafür nützlichen Abschleppseil befestigt.
Nun bloß nicht von der Polizei anhalten lassen und nur noch schnell nachhause!
Ich sag es euch, ich habe noch nie einen so hässlichen Weihnachtsbaum gesehen! Im Wald sah er irgendwie besser aus als bei Mama im Wohnzimmer. Das mag an den Lichtverhältnissen gelegen haben. Auf der einen Seite sah er so schön üppig aus, auf der Anderen leider nicht. Durch das schnelle Sägen war auch noch der Stamm schief und dementsprechend stand dieser jetzt bei Mama im Raum.
Es klingelt an der Tür, ich gehe hin um zu öffnen. Die erste Kusine ist da!!! Sie sah sehr mitgenommen aus; gestresst und müde. Augenringe bis zu den Knien und die Haare zerzaust. So sah sie vor der Geburt Ihrer Kleinen nicht aus. Mutter sein fällt ihr schwer und sie versucht diese Tatsache auch nicht zu verheimlichen. Sie begrüßt mich ganz liebevoll mit:
„Geh mir aus dem Weg, mein Kind stinkt!“
Ja Mary ich wünsche dir auch ein schönes Weihnachtsfest. Als das Kind trocken gelegt war, bimmelte es wieder an der Tür. Ich öffnete diese und sehe die zweite meiner Kusinen.
Sie trug eine grünblaue Babytasche um ihre schlanke Schulter, ihr Kind auf dem Arm. Ich schau runter zu ihren Füssen, da ist da ein kleiner Hund an der Leine, die zu ihrem linken Handgelenk führt. Gut die Alte hat also den Ehemann abgeschafft und hat sich dafür einen Hund zugelegt, der an einsamen Abenden auf dem großen Sofa mit ihr kuschelt.
Etwa nach einer halbe Stunde macht die Tür wieder das widerliche Geräusch, was mir mittlerweile auf die Nerven ging. Die Nächste ist da.
Ich mache das Tor zur Hölle auf und da steht sie da in ihrer Pracht. Eine goldene Jacke von irgendeinem Designer dessen Namen ich noch nicht mal auszusprechen wage, weil ich befürchten muss, dass ich dafür zahlen müsste, mit ihrem Kind an der Rechten und ihrem Nachbarskind an der linken Hand. Ja genau das Nachbarskind. Was will das Nachbarskind hier? Hat es keine eigene Familie? Was soll der scheiß? So war das aber nicht gedacht! Ach! Die Mutter zu dem Kind ist noch im Auto und sammelt die Spielzeuge der Kleinen ein.
Das Bimmeln der Tür katapultierte meine innere Ruhe, die ich an solchen Tagen habe, bis ins unermessliche. Die beiden Kusinen die noch fehlten kamen gemeinsam. So wie Zwillinge halt eben sind, hatten Sie identische Sachen an und beide zwei Kinder; jeweils auch Zwillinge die identische Jäckchen und Hosen anhatten. Furchtbar! Sollte ich irgendwann Zwillinge bekommen, werde ich sie nicht gleich kleiden.
Jacky, eine dieser Zwei, drückte mir ihre Kinder in die Hand und ging wieder zu ihrem Kleinbus um eine, aus Mikrofasern hergestellte, Katzentasche heraus zuholen. Panny, die Andere der Zwei, ging mit den Beiden Zwillingspärchen schon mal hinein.
Nachdem alle Kinder und Mütter beruhigt waren, ging es an den vollen Tisch. Wie es Mama geschafft hat, nach Papas „Keineinkauf“ genug Essen in der kurzen Zeit zu zubereiten frage ich mich noch heute. Es gab nicht nur Kartoffelsalat mit Bockwürsten sondern auch noch einen kleinen Braten mit Pommes ( die Kartoffeln sind beim Salat draufgegangen ) und jede Menge TK Gemüse, natürlich warm gemacht.
Das Essen ging eigentlich ganz ruhig vonstatten, bis eines der Kinder angefangen hat ohne Grund zu weinen. Alle anderen Kleinen, die am großen Tisch saßen, sahen das, schauten einander an und fingen aus Solidarität an mitzuheulen. Dabei machten sie keinen Unterschied, ob etwas noch im Mund war oder nicht! Egal landet doch sowieso in der Hand der Mutter (wenn sie es denn auch auffängt).
Als sich dann alle Kinder beruhigt haben, hielt es Jacky nicht mehr aus und holte ihre Katze aus der Katzentasche raus. Sie fand es war eine gute Idee. Tja es war eine sehr dumme Idee. Die Katze sieht den Hund, macht einen Buckel, bekommt einen dicken Schwanz und scheucht den Hund um den absolut hässlichen und schiefen Tannenbaum herum (nicht anders herum). Emily und Jacky auf allen Vieren auf dem Boden, versuchen ihre Tiere irgendwie wieder auseinander zu bekommen, was sie nach 20 Minuten dann auch schafften.
Irgendwann haben wir beschlossen, dass wir Erwachsenen uns nicht mehr beschenken brauchen, sondern nur die Kleinen was bekommen. Eigentlich wurde es bestimmt. Leider war ich bei diesem Beschluss nicht dabei, so konnte ich mein Veto nicht einlegen. Ich hielt es nicht fair, aber mich hat keiner gefragt was ich davon halte.
Es klingelt schon wieder an dieser dämlichen Tür. Verdammt, es sind doch alle hier. Ich lasse einfach klingeln. Egal, der wird schon irgendwann aufgeben und die geschlossene Tür verlassen und gehen. Tja, da habe ich aber die Rechnung ohne den Türbimmler gemacht. Ich mache völlig entnervt die Tür auf.
Roter Mantel, weißer Bart, auf dem Rücken ein großer Sack. Klar der Weihnachtsmann! Wer bist du? Wo kommst du her? Ich will dich nicht hier haben!
Man was hast du für sexy, blaue Augen? Du kannst mich auch gerne fragen, ob ich dieses Jahr brav und artig war!
Eines der Kinder sah das rote Ungetüm, was ins Wohnzimmer hereinstammpfte, mit seinem fröhlichen HO...HO...HO und versteckte sich hinter den Beinen seiner Mama. Als dieses Kind nun bemerkte das „es“ ein lieber Kerl war, traute er sich hervor und bekam auch sein Geschenk.
Bis heute weiß ich nicht, wer dieser süße Geschenkbringer war.
Tag der Veröffentlichung: 23.10.2008
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