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Mensch nur viertintelligentestes Wesen?



In "Macht's gut und danke für den Fisch" haben wir gelernt, dass der Mensch nur das drittintelligenteste Lebewesen ist (und nicht wie bisher angenommen, das zweitintelligenteste nach den Ratten). In Douglas Roman erobern die Delphine den ersten Platz. Forschungen haben jedoch ergeben, dass Delphine und Ratten, ihren Meister längst gefunden haben. Kraken sind Superhirne, oder mit den Worten der Biologin Jennifer Mather von der Uni Lethbridge, Alberta gesprochen : "Gegen diese Wesen wirken selbst die begabtesten Primaten wie tumbe Einfaltspinsel."

So stand es jedenfalls einem Journal zur Fernsehsendung "Welt der Wunder" (Ausgabe 02/05), die ich mir vor einiger Zeit gegen die Langeweile einer Zugfahrt gekauft habe. Gibt es im Englischen dir Formulierung "tumbe Einfaltspinsel?" Ich weiß es nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass die Übersetzung nicht ganz astrein ist. Vielleicht gehört der Mensch auch nicht zu den begabten Primaten, oder die Biologin hat einfach nicht daran gedacht.

Dass Kraken intelligenter sind, als Menschen, lässt sich derzeit dennoch nicht ausschließen. Das einzige wirkliche Resultat der sechsjährigen Untersuchung war nämlich, dass die für andere Tiere üblichen Intelligenztests, Kraken hoffnungslos unterfordern. Aus Langeweile haben sie ihre Artgenossen beobachtet, und sich die Lösungen gemerkt. Weil so der zweite Kandidat immer schon vorher die Lösung wusste, waren verlässliche Ergebnisse einfach nicht drin.

Kraken sterben romantisch an der Liebe, wobei die Männchen Liebe wohl mit Sex gleichsetzen, und direkt nach der Paarung das Zeitliche segnen. Die Mädchen versorgen liebevoll noch ein halbes Jahr mehr als 100 000 Eier, vergessen vor Begeisterung das Fressen, und sterben dann an Erschöpfung - was vermutlich sinnvoller ist, als sich mit 100 000 cleveren kleinen Nervensägen herumzuschlagen. Ziemlich menschlich, soweit. Nachdem beide Elternteile in den ewigen, großen Ozean im Himmel gepaddelt sind, müssen die Kleinen nun selbst herausfinden, was richtig und was falsch ist. Das macht sie wohl auch so schlau - (bzw. so tot, in den meisten Fällen). Traurig - also Themenwechsel.

Lieber schnell noch ein paar interessante Einzelheiten. Kraken haben neun Gehirne, drei Herzen - (die zwei Nebenherzen an den Kiemen nicht mitgezählt) und acht Arme mit je zweitausend Saugnäpfen. Sie haben damit gewissermaßen 16 000 Hände. Nur ist der Krakenarm so stark wie sechs Profiboxer - (Stand auch in der Zeitung. ich staune, dass alle Profiboxer gleich stark sind) - und jeder Saugnapf ist deutlich sensibler, als eine menschliche Hand. Sollten die Kraken irgendwann ihr Fortpflanzungsproblem meistern, und der erste Krakenvater seinem Krakenfilius auf krakisch sagen "Solange du deine Tentakel unter meinen Tisch steckst...", dann könnten wir vielleicht ein echtes Problem bekommen. Die Gefahr ist jedoch nicht sehr groß, denn Kraken gibt es schon 180 Millionen Jahre länger als Haie, und wenn sie es in dieser Zeit nicht geschafft haben, dann wird das wohl auch in Zukunft nichts. (Huch, das war knapp).

Kraken sind keine Kalmare. Das Wort Krake kommt aus dem norwegischen und bedeutet - na gut, es bedeutet nun ausgerecht Kalmar, aber Kraken sind trotzdem keine Kalmare. Einen sechs Meter langen Riesenkalmar kann man übrigens seit 2005 im Meeresmuseum Stralsund sehen. Einen toten natürlich, denn für einen lebenden hätte man ein tausend Meter tiefes Aquarium gebraucht, in dem es so dunkel sein müsste, dass man absolut nichts sieht. Obwohl das wahnsinnig teuer und vollkommen sinnlos wäre, ist bislang noch keine deutsche Behörde auf den Gedanken gekommen, es zu veranlassen. Na das lässt doch hoffen.

Anders als Kalmare, die äußerlich vor allem an den zwei langen Tentakeln mit auffälligen Keilenden und am Mund, der an einen Papageienschnabel erinnert, zu erkennen sind, haben Kraken keine Form sondern einen völlig flexiblen Körper, den sie problemlos durch die kleinsten Löcher und Ritzen quetschen können. Damit wären wir wieder in den Labors gelandet, wo die von den primitiven Tests gelangweilten Tiere sich die Nächte damit vertrieben, auszubrechen und die wissenschaftlich hochwertvollen Leckerbissen aus den Nachbarbassins zu verspeissen. Und mit dem Fazit von Nathan Tublitz von der Uni Oregon: "Wir werden Jahre brauchen, um einen Intelligenztest zu entwickeln, der diese Tiere nicht langweilt." hole ich mir jetzt auch etwas zu Essen, und denke über die menschliche Arroganz nach, oder auch nicht. Schönes Wochenende.

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Texte: Alle Rechte beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 22.05.2009

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