Eines Tages kam mein Mann ganz begeistert heim. Er meinte, wir könnten im Schlafzimmer einen großen Spiegel aufstellen. Der Sinn erschloss sich mir zuerst nicht. Er erklärte, dass ich mich öfters ärgern würde, weil der Spiegel im Flur nur unvollständig unser Bildnis zeige.
Nur wenn ich auf die Zehen stehe, könnte ich mein ganzes Selbst erkennen. Wenn wir nun einen großen Standspiegel aufstellen würden, könnte ich mit einem Blick sehen, ob ich richtig passend angezogen sei. Aber im Flur habe ein Standspiegel keinen Platz. Seine Überlegung sei deshalb, dass der Spiegel im Schlafzimmer im Eck sich gut machen würde.
An einem freien Wochenende besuchten wir einen Möbelladen und mein Mann kaufte tatsächlich einen großen Standspiegel. Mühsam luden wir ihn in unser Auto und bauten ihn zu Hause auf. „Hoffentlich hat sich diese Anschaffung rentiert“, meinte mein Mann. Irritiert schaute ich ihn an. Ich meine, in einen Spiegel schaut man/frau öfters hinein. Aber rentieren ist dafür doch ein falsches Wort, oder?
Am kommenden Wochenende überfällt mich mein Mann mit den Worten „Was hältst du von erotischen Spielchen?“ Noch etwas benommen vom Schlaf schaue ich ihn an. „Ich habe mir gedacht, wir könnten uns vor dem Spiegel lieben“, meint mein Ehegspusi. Erstaunt sehe ich ihn an. Was ist denn in Den gefahren? Ich schaue zum Spiegel und sehe ein verschlafenes Gesicht mit Haaren nach allen Seiten stehend und das grinsende Gesicht meines Mannes. Ich kuschele wieder in meine warme Decke.
„Kannst du vergessen. Ich brauche keine Zuschauer. Und ein Paar, das neben uns es miteinander treibt, brauche ich auch nicht.“ Als ich das enttäuschte Gesicht meines Mannes sehe, lasse ich mich umstimmen. Wir knutschen miteinander, aus den Augenwinkeln schaut immer wieder einer zum Spiegel rüber.
Plötzlich schaut mein Mann böse zum Spiegel. „So dick ist mein Bauch nicht, oder?“ Ich stimme ihm zu, denn auch meine Schenkel sind nicht so dick wie im Spiegel. Wir decken den Spiegel mit unserer Decke ab. Aber die Stimmung ist nicht mehr so romantisch. Und von Erotik spüre ich auch nichts mehr.
Mein Mann horcht in den Flur. „Du, die Kinder schlafen noch. Komm, ab in die Küche!“ Kichernd tapsen wir in die Küche. „Ich habe gelesen, es soll so reizen, wenn die Frau nackt putzt. Da ist doch noch Soße von gestern übrig. Die leere ich auf den Boden, du ziehst dich nackt aus und putzt auf. Ich schaue dir zu.“
„Spinnst du“, zische ich, „du kannst doch nicht einfach die Soße auf den Boden leeren. Das ist dann ein Geschmier. Wir haben dann Rutschflecken auf dem PVC-Boden. Nachher rutscht einer aus. Da reicht einmal putzen nicht aus.“ „Frauen“, murmelt mein Mann. Dann fällt ihm wieder etwas ein. „Ach ja, hinsitzen und den Penis mit Soße beschmieren und du leckst ihn sauber.“
Umständlich setzt er sich auf den Boden. „Naja, die Autoren haben sich wohl noch nie auf den Fußboden gesetzt. Das ist weder romantisch noch erotisch. Außerdem ist der Boden kalt. Also schnell die Soße über den Pimmel schmieren“.
„Eine Frage, warum musst du dich dazu auf den Fußboden setzten? Meinst du, ich lege mich vor dich hin, auf den kalten Fußboden, und lecke, mit dem Kopf auf dem Boden, deinen verschmutzen Feuerwehrschlauch ab? Wenn es denn sein muss, setze dich auf den Stuhl. Dann knie ich eben vor dir hin, “ keife ich verärgert und nehme ihm nun den Topf mit der Soße aus der Hand. Er würde ihn bestimmt demnächst ausleeren, so unbeholfen wie Männer sind.
Mein Mann klettert am Stuhl hoch und setzt sich hin. „Also her mit dem Topf! Jetzt gilt es.“ Ich gebe ihm den Topf in die Hand, hole ein paar Küchentücher, einen Löffel und einen Pinsel. Irritiert schaut mein Mann zu mir. „Wozu brauche ich das alles?“
„Die Küchentücher auf den Stuhl, sonst ist die ganze Stuhlfläche beschmiert. Und ich weiß nicht, wie du die Soße vom Topf auf dein Dings bringen willst. Ich würde vorschlagen, du nimmst einen Löffel voll, schmierst mit der Hand oder dem Pinsel schön gleichmäßig oder auch nicht.“ „Wirklich sehr erotisch“, murmelt mein Mann. „Iiih, die Soße ist widerlich kalt!“ schreit er.
„Hallo, natürlich ist sie kalt, frisch vom Kühlschrank. Bist wohl Warmduscher“, lästere ich. Ich nehme den Topf mit der Soße aus seiner Hand und stelle ihn wieder in den Kühlschrank. Ich knie mich vor meinen strahlenden Mann. Dabei fällt mir ein, dass ich die Soße mit viel Paprika und Pfeffer angerührt habe, passend zum Essen. Allerdings bekomme ich von Pfeffer Nießanfälle. Ob das wohl gutgeht?
Kaum komme ich in die Nähe vom Penis, fangen meine Augen an zu tränen. Ich muss mich abwenden, weil eine größere Nießwelle kommt. Keine Chance! Ich rutsche etwas weg und versuche meinem Mann zu erklären, dass das heute nichts wird. Er steht auf, geht ins Bad. Das was er dabei vor sich hinmurmelt, ist hoffentlich nicht das Ende unserer Ehe.
Vielleicht könnte ich ihm noch etwas Gutes tun. Was geben die Autoren denn noch vor?
Natürlich, ich ziehe heiße Dessous an! Ich suche im Schrank nach sexy Unterwäsche. Irgendwo müssten doch rote oder schwarze Spitzenslips sein. Ich weiß ganz genau, dass ich sie irgendwo hin gegraben habe. Endlich finde ich sie.
Ich ziehe sie an und finde mich schon ganz verrucht. Darüber ziehe ich noch schnell meinen Schlafanzug, weil ich das Tappen eines Kindes höre. Ich erlaube den Kindern ausnahmsweise ein Video anzuschauen. Super, wir haben noch zwei Stunden für uns! Liebling, ich komme!
Zurück im Schlafzimmer dekoriere ich mich, nur mit meinen scharfen Dessous, auf dem Bett.
Als mir die Hand einschläft, stehe ich auf und lege erst mal wieder die Decke über den Spiegel. Die Frau im Spiegel macht keinen sexy Eindruck.
Nachdem mir der Fuß ebenfalls eingeschlafen ist, mir außerdem kalt wird, mache ich mich auf die Suche nach meinem Eheliebsten.
Ich finde ihn – auf dem Lokus. Nach vorsichtigem Liebesgeflüster meinerseits, kommt der Aufschrei aus dem Bad. „Hast du schon gelesen, der VfB hat doch glatt verloren. Also das war bestimmt abgekartetes Spiel. Das darf nicht wahr sein!“
So sehe ich das auch. Das gäbe ein tolles Video. Ich, vor der Türe, in durchsichtigen Dessous, mein Mann auf der Toilette, zeitungslesend. Ein toller Film für „Verstehen Sie Spaß?“ Nur finde ich mich und meinen Mann überhaupt nicht lustig!
Ich gehe ins Schlafzimmer, reiße den Fetzen von mir und entschließe mich mein ganz unerotisches T-Shirt und Leggings anzuziehen. Soll sich mein Mann selber erotisieren!
Nachdem ich im Bad meinen Frust über den verpatzten Erotikanfang verarbeitet hatte, gehe ich ins Schlafzimmer. Was sehe ich dort? Heiße Dessous meiner Frau über dem Bett frappiert. Ich schleiche meiner Frau in die Küche nach.
Leider sehe ich sie dort im Schlapper-T-Shirt und –hose herum hantieren. Als ich in ihr Zitronengesicht (sieht aus, als hätte sie ein Pfund Zitronen gegessen) schaue, vergehen mir meine sexuelle Fantasien. Auf Nachfrage stellt sich heraus, dass sie in ihren Dessous erst auf dem Bett, dann vor dem WC auf mich gewartet hatte. Schlechtes Timing meinerseits.
Da werde ich mir etwas Gutes einfallen lassen müssen, sonst verstreicht das Wochenende im Schlapperlook.
Nachdem abends die ganze Familie im Bett liegt, hole ich mir die teuren Rosenblätter, welche ich heute gekauft habe. Ich verstreue sie von der Schlafzimmertüre bis zum Esszimmertisch.
Dort lege ich ein weißes Tischtuch auf. Dann suche ich mir Sektgläser, eine Obstschale und ein paar Kerzenhalter aus dem Schrank. Noch rote Kerzen in die Halter und-
Ich bin super stolz auf mich. Morgen zum Frühstück gibt es für meine Frau und für mich ein romantisches Sektfrühstück. Da kann nichts mehr schief gehen.
Leider fiel meinem Sohn nachts ein, dass er auf der Geburtstagsparty zu viel gegessen habe. Er spuckte erst in sein Bett, dann im Flur bis zu unserem Schlafzimmer und das Bad. Vollgespuckte Rosenblätter sind eklig.
Unser jüngster Spross fand die Vorstellung des Spuckens so super, dass er sich auch einfand. Er bemerkte die Rosenblätter, spielte, und rutschte darauf aus. Festgehalten hat er sich natürlich am Esszimmertisch, an der Tischdecke. So habe ich morgens statt dem Sektfrühstück die Scherben zusammen gesucht.
Das Zitronengesicht meiner Frau löst sich dieses Wochenende wohl nicht auf.
Am Montagmorgen wache ich auf, weil jemand an meinem Ohrläppchen knappert. Meine Frau flüstert mir Liebesworte ins Ohr. Als sie merkt, dass ich am Aufwachen bin, wandert sie mit ihrer Hand entlang meiner Schenkel. Dabei berührt sie immer wieder meine aufwachende Männlichkeit.
Als sie ihn dann noch mit der Zunge streichelt, ist mein ganzer Körper geil auf diese Frau. Während sie sich meinen Bauch entlang windet, umschließt ihre Hand meinen bereits betonharten Penis. Er und ich zucken bereits vor Anspannung. Noch ein bisschen und ich ---
da springt meine Frau aus dem Bett, zieht im Vorbeigehen ein T-Shirt, ihre Jeans an und springt davon. Sie schreit dabei „Der Mülleimer muss raus. Die Müllmänner sind bereits in unserer Straße, hörst du sie nicht?“
Enttäuscht schaut mein geknicktes drittes Standbein mich an.
Nun, selbst ist der Mann.
Bildmaterialien: www.kostenlose-hintergrundbilder-gifbilder.de Herz mit Wellen
Tag der Veröffentlichung: 27.06.2013
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