Cover

Kapitel 1 Kirstin




Kirstin fährt nach Hause. Sie ist total entspannt und summt im Auto. „Alles super!“ Kirstin freut sich, holt tief Luft. „Wer hätte das vor ein paar Jahren gedacht, wie toll sich alles entwickelt." Ein Schatten fällt über ihr Gesicht, als sie an Rolf denkt. „Damals, als ich im 6. Monat mein Kind verlor. All diese Vorwürfe. Wir beide total vernarrt in unseren Beruf und in einander. Rolf, 10 Jahre älter, war so kinderlieb. Ich wusste, dass er am liebsten 10 Kinder haben wollte. Ich wollte doch ebenfalls Kinder. Natürlich keine 10, aber 2 oder 3. Aber mit 23 Jahren nach meinem Studium wollte ich erst mal Geld verdienen, die Arbeitswelt kennenlernen. Als ich dann schwanger war, war ich natürlich überfordert. Aber ich habe mich gefreut auf unser Kind. Ich wusste ja, wie glücklich ich Rolf damit machte. Aber es sollte nicht sein. Diese Vorwürfe von Rolf waren absolut ungerecht." Kirstin hing noch etwas ihren Gedanken nach.

„Was soll´s! Nach dem Aus unserer Beziehung habe ich meine Berufung entdeckt. Singen und Kleider entwerfen." Stolz dachte Kirstin an die Bemerkung des Veranstalters: „Im Juli nächstes Jahr dann der Auftritt in Essen in der Halle mit 6000 Plätzen. Mit deiner Stimme bekomme ich auch diese Halle voll."

Kirstin rekelt sich im Autositz. „Ach ja, und meine Entwürfe für Kinderkleidung. Lustig, selber habe ich keine Kinder, aber meine Entwürfe gefallen Kinder und den Eltern. Dabei präsentieren meine zwei Filialen nicht gerade preiswerte Kleidung. Und die Bestellungen im Internet auszuliefern, schaffen meine Angestellte auch nicht mehr. Bald muss ich noch eine neue Arbeitskraft einstellen. Wird langsam viel organisatorische Arbeit."

Kirstin holt tief Luft. „Jetzt denke ich nur an die Taufe meiner Nichte. Sie ist ja so lieb, einfach zum Knuddeln. Mama ich komme! Nur noch eine Stunde und ich fahre ein. Und dann: Morgen die Taufe deiner ersten und noch einzigen Enkelin!Und ich werde Taufpatin!"

Kapitel 2 Frau Müller




Frau Müller summt vor sich hin, während sie den Kuchen in den Ofen schiebt. Sie holt die Tortenböden und fängt an die Creme zu rühren. Sie lächelt vor sich hin. „Ach, wie schön ist heute alles. Nun hat es bei meiner Großen nach mehreren Übergängen doch noch geklappt mit dem Baby. Und was für ein schönen Baby. Kein so ein rotes Affenbaby, sondern eine wunderschöne Tochter mit zarter Haut, langen Wimpern, ein blonder Schopf und staunende große braune Augen. Einfach zum Knuddeln. Und wir alle total aus dem Häuschen!" lacht Frau Müller vor sich hin. „Meine Tochter, deren Mann, die Schwiegereltern und natürlich meine Wenigkeit. Und auch Kirstin freut sich riesig, dass sie Taufpatin werden darf."

Ein Schatten fällt über ihr Gesicht. „Schade, dass mein Mann dieses Glück nicht mehr erleben darf. Damals als er diesen Unfall im Winter hatte, als er … . Nein, nicht daran denken! Ohne die Mädels hätte ich es damals nicht überstanden. Aber jetzt dieses tolle Glück. Kirstin als Sängerin auf dem Weg zum Höhepunkt ihrer Karriere und als Geschäftsfrau von Kinderboutiquen. Als Kirstin erfahren hatte, dass ihre Schwester den 6. Monat überstanden hatte, sprühte sie über vor Ideen für ihre Kinderwelt. Sogar im Studio hatte sie immer ihren Malblock dabei."

Frau Müller füllt die Schoko-Creme auf den 1. Tortenboden, die Vanille-Creme auf den 2. Tortenboden, setzt den 3. Boden darauf und fängt an, den oberen Boden zu dekorieren. Sie freut sich auf Kirstin. „Endlich kann ich meine Kleine einmal wieder verwöhnen. Nach dem Abgang ihres Babys und von Rolf hat Kirstin nur noch Tag und Nacht gearbeitet. Aber jetzt mit 29 hat sie Beachtliches erreicht. Und für eine Familie hat sie ja noch 10 Jahre Zeit. Wird schon noch kommen."

Frau Müller schaltet den Radio an und sucht einen Sender mit flotter Musik.


Kapitel 3 Hans




Hans steigt sauer in sein Auto. „Immer dieses Theater. Sie weiß doch, dass ich, als Kinderloser oft Bereitschaftsdienst und Überstunden schiebe. Dabei habe ich Glück. Mein Chef bezahlt diese Zusatzstunden gut. Sonst könnte ich der verwöhnten Tochter aus reichem Hause doch keinen solchen Lebensstandard bieten." Hans murrt vor sich hin. „Ist vielleicht ganz gut, dass ich heute wieder arbeiten muss, sonst hätte es noch Streit gegeben." Hans fährt los. „Die halbe Stunde Fahrtzeit tut mir gut, dann kann ich mich nachher wieder voll auf meine Arbeit konzentrieren."

Nach einer Weile geht es ihm wieder besser. „Ach, was soll die Aufregung. Ich bin vernarrt in meine Frau und würde alles für sie tun, und sie liebt mich. Wenn sie absolut eine Schiffsreise machen möchte, werde ich sie buchen. Ich werde nachher gleich fragen, ob ich im Frühjahr zwei Wochen Urlaub haben kann. Danach rufe ich sie an, entschuldige mich, und frage so nebenher, ob sie die Schiffskarten schon gebucht hat." Hans schmunzelt. Er schaltet das Radio ein und fährt entspannt weiter.

„Noch etwa eine Viertelstunde bis ins Krankenhaus und dann frage ich gleich nach meinem Urlaub." Das Handy klingelt. Hans schaut auf das Display und grinst. „Meine Liebste ruft an. Es tut ihr bestimmt leid. Aber ich will sie doch überraschen. Also nehme ich nicht ab und rufe sie dafür sofort nach dem Gespräch mit meinem Chef zurück. Soll sie glauben, ich bin noch sauer." Beschwingt fährt er weiter.


Kapitel 4 Tamara




Die 16-jährige Tamara kommt ins Jugendzentrum. Adrian sitzt vor seinem Pils, schaut auf und sagt lautstark zu seinem Kumpel „Cut." Tamara schaut unsicher zu ihm hin. Der 21-jährige Adrian winkt ihr gönnerhaft zu. Tamara setzt sich dazu. Man sieht ihr an, dass sie für den älteren Adrian schwärmt, aber bisher hat er sie noch nie beachtet. „Na Kleine, was willst du trinken? Du siehst heute richtig super aus," nickt ihr Adrian zu. Michi, sein Freund, schaut schmunzelnd auf Tamara. Dass sie für seinen Freund schwärmt, weiß er schon länger. Schließlich ist sie die Schwester seiner Freundin. Aber so schüchtern wie sie ist, hätte er nicht geglaubt, dass sie tatsächlich mal mit ihm spricht.

Während Adrian mal wieder angibt, schaut Michi auf die Türe. Seine Freundin wollte doch schon längst hier sein, sie wollten doch noch in die Disco. Sein Handy vibriert. SMS: Schatz, musste auf Fränzchen aufpassen. Mama gerade gekommen. Komme. Habe Auto von Mama. Herz Ev.

Adrian stößt Michi an. „He, Träumer. Fahren wir jetzt?" Er wendet sich an Tamara. „Willst du mitkommen? Wir wollen noch ins E.T. Kannst mit mir fahren." Tamaras Augen weiten sich vor Glück. „Aber gerne," stottert sie heraus. Michi erwidert: „Wenn ihr wollt, könnt ihr schon mal losfahren. Ich komme mit Ev nach. Sie hat das Auto ihrer Mutter." Adrian will empört seinen Kumpel anfahren. Er weiß doch, dass er gerne ein Bierchen mehr trinkt und Michi fährt dann immer nach Hause. Aber als er sieht, wie Michi schmunzelnd auf Tamara schaut, versteht er dessen Plan. >Ist die Tamara wert, dass ich deshalb heute nur alkoholfreie Sachen trinke?< fragt sich Adrian und schaut auf die junge Tamara. >Na ja. Süß ist sie schon. Und wie sie mich anhimmelt.

Kapitel 5 Vorfreude




„So, die Torte ist dekoriert und der Kuchen ist ebenfalls fertig. Jetzt noch das Bett von Kirstin richten. Und dann wird mein Mädchen eintrudeln." Frau Müller räumt noch etwas auf. Dabei fällt ihr ein Trinkglas herunter. "Glück und Glas, wie leicht bricht das", sinniert sie vor sich hin. Sie räumt die Scherben weg und stellt das Radio etwas lauter, damit sie die Musik auch im Flur hören kann.


„Nun noch die Ausfahrt und in ein paar Minuten bin ich zu Hause. Mama freut sich bestimmt, dass sie mich wieder verwöhnen darf," denkt sich Kerstin. „Es ist schon ganz dämmrig." Sie schaltet das Licht und das Radio an. Sie freut sich auf ihre Mutter.


„Jetzt noch die Ausfahrt und in ein paar Minuten frage ich dann den Chef wegen meinem Urlaub. Ich freue mich, meine süße Schnecke danach anzurufen," überlegt Hans. Er schaltet das Autolicht an und dreht das Radio etwas lauter.


„Adrian, musst du nicht hier abbiegen?" fragt Tamara. Adrian erschrickt.Er war so in Gedanken versunken, wie er bei seiner Mitfahrerin Eindruck schinden könnte, dass er tatsächlich vergessen hatte, rechtzeitig auf die Autobahn aufzufahren. Großspurig erklärt er: „ Ach nein, ich fahre abends immer die Ausfahrt hoch. Das gibt immer einen tollen Kick.“ Er biegt zur Ausfahrt ein. „Aber, da darf man doch nicht hoch. Wenn nun ein Auto runter fährt?“ Verzweifelt sieht Tamara Adrian an. Adrian schaltet das Licht an. „Die sehen mich doch. Außerdem ist mir noch nie ein Auto entgegengekommen."

Um dieser blöden Situation schnell zu entkommen, gibt er Vollgas.

Kapitel 6 Unfall




„Wieso kommt mir da ein Licht entgegen? Gibt es hier eine Nebenstrecke?" erschrickt Kirstin. Bis ihr Fuß auf das Bremspedal tritt, ist es schon zu spät.


„Wieso bremst das blöde Auto vor mir? Wir sind doch noch nicht an der Kreuzung." Auch Hans tritt zu spät auf das Bremspedal.


Der Schrei von Tamara geht im Kreischen der Autos unter.


„Auf der Ausfahrt von der Autobahn A16 gab es einen schrecklichen Unfall. Ein junger Geisterfahrer mit jugendlicher Beifahrerin fuhr die Ausfahrt hoch, eine Frau kam ihm entgegen und fuhr ungebremst frontal in das Auto des Geisterfahrers. Ein nachkommender junger Mann fuhr ebenfalls ungebremst in das Auto der vorausfahrenden Frau. Deren Auto wurde durch den starken Aufprall weiter in das Auto des Pärchens geschoben. Polizei und Feuerwehr sperren die Unfallstelle ab. Ein Hubschrauber fliegt bereits zum Einsatzort. Die Polizei gab noch nicht an, ob es nur Schwerverletzte oder auch Tote gab."

„Ach je. Schon wieder ein Unfall auf unserer Autobahn!" denkt Frau Müller und dreht das Radio aus. Sie hört ein Auto vor dem Haus halten.

Impressum

Bildmaterialien: fotos.piqs.de/3/9/4/4/e/c1682b3a60a12d0d794d26b46146c01c.jpg
Tag der Veröffentlichung: 14.01.2012

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /