An der Nordsee
Immer müde, immer matt
Nie werd ich an der Nordsee satt
Ich esse Krabben, esse Fisch
Nichts anderes kommt auf den Tisch
Danach erschlägt mich gleich der Schlaf
Ich wache auf plump wie ein Schaf
Was ich hier träume für einen Mist
Ganz realistisch ist das nicht
Mal sitz ich rittlings auf einem Wal
Oder ich wandere durchs sandige Tal
Bin immer begleitet von vielen Hunden
Die lecken mir nach dem Laufen die Wunden
Was suche ich hier weitab von Zuhause?
Ich suche das Meer mit seinem Gebrause
Oft stehe ich jedoch am Meeresstrand
Und sehe kein Wasser, sondern nur Sand
Im ersten Moment bin ich ganz platt
Bis mir einfällt, ich steh ja am Watt
Das Wasser macht hier immer 6 Stunden Pause
Dann höre ich wieder sein geliebtes Gebrause
Das ganze heißt hier Ebbe und Flut
Und funktioniert nur mit dem Mond so gut
Ich komme immer gerne wieder ins Watt
Und sehe mich an der Natur hier satt
Moin Moin du herrliches Filet dieser Welt
Man kann dich nicht aufwiegen mit schnödem Geld
Das Glas des Lebens
Am Anfang, da ist das Glas noch ganz voll
In diesem Zustand fühlt man sich toll
Dann kommt jedoch das Fatale
Das Glas wird leerer über die Jahre
Es kommt ein Zustand mit 50 Prozent
Und ich frage mich ganz konsequent
Ist das Glas halbvoll oder halbleer
Die Antwort dazu fällt erst sehr schwer
Der Pessimist tendiert zu leer
Der Optimist denkt dazu quer
Er sieht hinein ins halbvolle Glas
Und gibt im Leben richtig Gas
Der Pessimist schleicht um die Ecken
Lässt sich von allen Dingen erschrecken
Es sinkt bei ihm der Lebensmut
Die Einstellung tut gar nicht gut
Das Beste ist man schaut nicht ins Glas
Dann macht das Leben viel mehr Spaß
Doch gibt es ein Glas, in das blick ich gerne
Wenn am Himmel abends aufgehen die Sterne
Dann wird es gefüllt mit kühlem Bier
Und ich sag zu mir, „ich bin gern hier"
Solange der Gerstensaft steht abends im Glas
Ganz voll natürlich, sonst ist es kein Spaß
Will ich noch hundert Jahre hier bleiben
Und weiter meine Gedichte schreiben
Dusty kämmen
Ich wollt den Dusty kämmen
Da fing er an zu rennen
Versteckt sich unterm Bett
Das find ich gar nicht nett
Lege mich dann auf die Lauer
Aber Dusty ist ein Schlauer
Schleicht sich fort, ich merk es nicht
Mach ein dämliches Gesicht
Jetzt liegt er im Garten
Scheint auf mich zu warten
Mache ein paar Schritte
Bin fast in der Mitte
Dusty drückt sein Gaspedal
Jetzt wird mir alles ganz egal
Kann ihn heute halt nicht mehr kämmen
Morgen werd ich s nicht verpennen
Ein süffiger Abend
Auf der Nordstrasse gibt es ein Modehaus
Da lebt so ein Pärchen in Saus und Braus
Die ganze Woche im Laden steh’n
Kann tüchtig auf den Senkel geh’n
Doch ist der Samstag erst gekommen
Wird sich Besseres vorgenommen
Nur 100 Schritte müssen sie laufen
Um sich im Gasthof dann zu besaufen
Erst wird bestellt ein großer Korn
Von Lady Ilse Nageldorn
Doch es kommt noch sehr viel schlimmer
Den Eimer voll Bier kriegt Mister Schrimmer
Sie trinken ganz hastig und lallen
Den Gästen soll es schließlich gefallen
Hat Siegfried die Muttersprache erst verloren
Fühlt er sich zum Vortragen von Bockmist erkoren
Verstehen kann man’s Geschwafel fast nicht
Es hört sich an wie ein schlechtes Gedicht
Auch wenn die Beine schon schwanken
Sind sie immer noch lustig beim Tanken
Die Augen werden glasig und klein
So wie im Stall bei einem Schwein
Dann wackeln sie nach Hause
Wo weiter geht die tolle Sause
Auch ohne Publikum säuft es sich gut
Beide lassen jetzt raus ihre innere Wut
Fangen an sich zu zanken
Vergessen dabei fast das Tanken
Ist dann die letzte Pulle ganz leer
Sie fallen ins Bett und träumen sehr schwer
Lieber Herrgott mache die Woche ganz kurz
Denn Samstag haben sie wieder kräftigen Durst
Einsamkeit mit Hund?
Elf Tage mit einem Hund nur zusammen
Dabei kann ich mich herrlich entspannen
Schwimmen, laufen, dösen, lesen
Langweilig ist mir nie gewesen
Gedichte hab ich auch geschrieben
Wo ist bloß die Zeit geblieben
Manche Pfeife hab ich geraucht
Das alles hab ich mal gebraucht
Manchmal ist mir Einsamkeit
werter als Gemeinsamkeit
Ich blicke tief in mich hinein
Erkenntnis kommt von ganz allein
Auch mit in sich Horchen
Lässt sich viel erforschen
Solche Seelenanalysen
Stärken sehr mein inneres Fühlen
Drum ist die Zeit der Einsamkeit
Auch wichtig für die Zweisamkeit
Große Bedeutung hat dabei mein Hund
Verwandelt Schwarzweißes ganz schnell in Bunt
So möchte ich dem Dusty danken
Durfte mit ihm elf Tage Freude tanken
Geistestraining
Jeden Mittag in der Pause
Mache ich im Park die Sause
Sitze auf der Bank in der Sonne
Das ist für mich die schönste Wonne
Schaue in ein gutes Buch
Atme ein Pfeifengeruch
Kurzum ich lasse mich treiben
Das ist fast so wie verreisen
Wo mein Ziel ist, weiß ich nicht
Nur der Weg zählt, denke ich
So bin ich in der kurzen Rast
An manchen Orten geistig zu Gast
Denke nach, steh über den Dingen
Fühl ob sie mich weiter bringen
Damit mein ich meinen Geist
Füttere ihn mit Gedanken meist
Mein Korpus ist schon über den Zenit
Des Geistes Grenzen gibt es nicht
Und mit steter Denkübung
Halt ich meinen Geist in Schwung
Goethe ad hoc
Ja Herr Goethe, der große Dichter
Dem brannten im Hirn ganz helle Lichter
Ein Student, sparsam im Lobe
Stellte ihn einst auf die Probe
Ob ein Gedicht mit „Mädchenbusen
Und Haustürklingel“
Ihm wohl in 5 Minuten gelinge
Der Dichter legte sofort los
Und das Ergebnis war famos
„Die Haustürklingel an der Wand,
Der Mädchenbusen in der Hand,
Sind beides Dinge wohl verwandt
Denn wenn man beides leis berührt
Man innen drinnen deutlich spürt
Das unten draußen einer steht,
Der sehnsuchtsvoll nach Einlass fleht“
Klagelied einer Bierkiste
Ich arme Kiste Bier
Wie lang steh ich schon hier
In diesem dunklen Keller
Wird es nicht mehr heller
Mir fehlen in meinen Taschen
Noch fünf leere Flaschen
Bei Dirk stehen sie herum
In einer Ecke ganz stumm
Auf Marcel warten sie lange
Dem Wilfried wird schon bange
Er kriegt einen an seiner Bimmel
Zurück kommen die Pullen bestimmt mit Schimmel
Sie werden dann gewaschen
Das finde ich zum lachen
Möchte schnell wieder zum Marktkauf hin
Nur danach steht mir noch der Sinn
Ich arme Kiste Bier
Wie lang steh ich wohl noch hier
Routine
Jeden Morgen früh um Sieben
Fahr ich los zum Moos verdienen
Ich denke nach, was mach ich heute
Kreuzen meine Bahnen nette Leute
Welches Thema geh ich an
Habe ich auch Spaß daran
Mein Auto saust, es ist gleich da
Ich seh die Firma schon ganz nah
Biege auf den Parkplatz ein
Gehe dann ins Haus hinein
Muss auf den Fahrstuhl warten
Oder das Treppensteigen starten
Komme an in meinem Zimmer
Aufgeräumt ist es wie immer
Jetzt muss ich den Tee erst kochen
Die Brötchen hab ich schon gerochen
Den Computer schalt ich ein
Schau in meine E-Mails rein
Meistens ist es ja nur Mist
Was leider nicht zu ändern ist
Wenn ich mich hab satt gegessen
Darf ich die Arbeit nicht vergessen
Mit großem Schwung und viel Elan
Wird dann endlich was getan
Auf die Uhr ich später schaue
Und kaum meinen Augen traue
Es ist schon wieder Arbeitsende
Jetzt kommt für mich die große Wende
Räume auf mein Zimmer
Ja, das mach ich immer
Ziehe meinen Mantel an
Schleich mich an mein Auto ran
Steige ein und gebe Gas
Der Heimweg macht mir großen Spaß
Mein Frauchen freut sich, Dusty dreht auf
Ich marschiere die Treppe hinauf
Fütter meine Fische
Sitze dann zu Tische
Esse dort mein Abendbrot
Ja, ich leide keine Not
Nach Schläfchen auf dem Sofa fein
Dringen Pfiffe in mein Ohr hinein
Aha, jetzt kommt die Hundetour
Laufen in festgelegter Spur
Kommt heut was im Fernsehn
Etwas, das ich gern seh
Trinke dann mein Bierchen
Hab dabei Plässierchen
Ist der Abend erst herum
Steig ich ins Bett und dreh mich um
Um 6 Uhr 5, da macht es piep
Das heißt die Firma hat mich lieb
Waschen, föhnen und rasieren
Stramm nach draußen dann marschieren
Es ist wieder früh um Sieben
Und ich fahr zum Moos verdienen
Texte: 2. Folge von "Alltagsgeschichten in Reimen"
copyright by Wilfried Kreft
Tag der Veröffentlichung: 18.07.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für Marita und Dusty (mein Hund)