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In einem tiefen Wald lebte einst der große Zauberer Zabula. Er war ein großer kräftiger Mann mit einem listigen Bärtchen unter der mächtigen Nase. Kein Zaubertrick war ihm unbekannt. Er konnte Dinge verwandeln oder verschwinden lassen. Dabei half ihm seine sprechende Eule Elsa, die mit dem Zauberbuch immer auf seiner Schulter saß und ihn ab und zu in sein Ohrläppchen zwickte. Die Wohnung des Zauberers war eine Höhle in einem riesigen Felsen. Der Eingang war versteckt. Davor lag ein schwerer Stein, den der Zauberer erst zur Seite zaubern musste, wenn er in die Höhle hinein oder aus ihr hinaus wollte. Der Zauberspruch dafür lautete „ Ene mene Meck, Stein du rückst jetzt weg“ und musste immer von der Eule langsam und leise gemurmelt werden.

Es war genau eine Woche vor Weihnachten, als der Weihnachtsmann mit seinem Schlitten durch den Wald des Zauberers fuhr. Es schneite kräftig und die Rentiere, die den Schlitten zogen, konnten kaum den Weg sehen. Der Weihnachtsmann hatte es jedoch eilig und rief den Rentieren zu, sie sollten ganz schnell laufen, denn er möchte pünktlich zu Weihnachten die Geschenke bei den Kindern abliefern. Durch die hohe Geschwindigkeit des Schlittens und das unwegsame Gelände flog der Schlitten plötzlich aus einer Kurve und prallte gegen einen Baum. Der Weihnachtsmann und die Geschenke fielen vom Schlitten. Die Rentiere bremsten und blieben sofort stehen. Der verdutzte Weihnachtsmann rieb sich ungläubig die Augen, um zu begreifen was passiert war. Da hatte er nun den Salat und nur weil er es so eilig hatte. „ Jetzt komme ich bestimmt zu spät, “ dachte er. Als er aufstehen wollte, merkte er einen stechenden Schmerz im rechten Bein. Es war vermutlich gebrochen und er konnte nicht aufstehen. „Wenn jetzt kein Wunder geschieht, bekommen alle Kinder nichts zu Weihnachten, “ dachte er und bekam es mit der Angst zu tun. Es wurde jetzt dunkler im Wald und der Weihnachtsmann lag immer noch am Boden, versackt im tiefen Schnee. Ihm wurde ganz kalt und seine Zähne klapperten richtig laut in der sonst so weiten Stille der Nacht.


Da hörte er nach einer Weile plötzlich ein seichtes Rauschen wie von Flügeln über sich in der Luft. Es war Elsa, die Eule, die gerade ihren täglichen Nachtausflug machte um sportlich und beweglich zu bleiben. Elsa sah die Bescherung von oben und landete auf dem umgekippten Schlitten. Der Weihnachtsmann staunte nicht schlecht. „Wer bist du denn, “ fragte er die Eule. Elsa stellte sich kurz vor und erzählte von dem Zauberer, bei dem sie lebte. „Das kann vielleicht meine Rettung werden, “ überlegte der Weihnachtsmann. Er beauftragte die Eule, zum Zauberer zu fliegen und über sein Unglück zu berichten. Elsa flog sofort los. Nach einer Weile kam der Zauberer Zabula mit einem fliegenden weißen Pferd zur Unglücksstelle und begrüßte den frierenden Weihnachtsmann, der jetzt auch noch einen riesigen Hunger verspürte. „Kannst du mich retten, “ fragte er den Zauberer. Elsa schaute nach und blätterte im Zauberbuch nach einem Zauberspruch für verunglückte Weihnachtsmänner herum. Dort stand aber nichts geschrieben zu diesem Problem. Der Zauberer dachte angestrengt nach. Zuerst braucht der Weihnachtsmann etwas zu essen. Zabula ging zum Pferd und holte einen goldenen Teller aus der Satteltasche. Es war ein Zauberteller. Er stellte den Teller auf den Boden und sprach: „Hokus pokus Teller, dreh dich immer schneller. Hole aus der Luft heraus einen schönen Weihnachtsschmaus.“ Der goldene Teller fing an sich zu drehen. Erst langsam und dann immer schneller. Und schwupp di wupp, ehe sich der Weihnachtsmann versah, stoppte der Teller vor ihm und er sah darauf einen knusprigen Gänsebraten mit Klößen und Rotkohl. Mit riesigem Appetit verschlang der Weihnachtsmann das gute Essen und es ging ihm schon viel besser. Zabula befreite die Rentiere von ihrem Schlitten und schickte sie wieder in Richtung Himmel. Der Weihnachtsmann jammerte: „Wie soll ich denn ohne die Rentiere die Geschenke zu den Kindern bringen?“ „Lass mich nur machen“, sprach der Zauberer.
Er hob den Weihnachtsmann auf sein Pferd, setzte sich selber darauf und flog zu seiner Zauberhöhle. Die Eule Elsa hatte Mühe, dem fliegenden Pferd zu folgen. Bald kamen sie bei der Zauberhöhle an. „ Ene mene Meck, Stein du rückst jetzt weg“, murmelte die Eule leise. Der Stein rückte zur Seite und machte den Eingang zur Zauberhöhle frei. In der Höhle bekam der Weihnachtsmann erst einmal eine heiße Suppe.

Dann untersuchte der Zauberer sein gebrochenes Bein. Er mischte in der Zauberküche unter leisem Gebrabbel von Zauberformeln eine Kräutersalbe und strich damit das Bein vom Weihnachtsmann ein. „So mein Weihnachtsmann, jetzt musst du drei Tage ruhig liegen und dann ist dein Bein wieder in Ordnung.“ „Aber dazu ich habe keine Zeit und Weihnachten rückt immer näher, “ antwortete der Weihnachtsmann. „Pappala Papp, habe Vertrauen zu dem großen Zauberer Zabula.“ Der Weihnachtsmann fügte sich in sein Schicksal und nach drei Tagen war sein Bein wieder heil und er konnte aufstehen. Jetzt waren es nur noch zwei Tage bis Weihnachten.

„ Ich kann es nicht schaffen pünktlich zu sein und Rentiere habe ich auch nicht mehr, “ jammerte der Weihnachtsmann. Zabula lächelte ihn an und holte seinen Zauberstab aus der Tasche. Damit berührte er die Stiefel des Weihnachtsmannes und sprach: „ Hokuspokus Sausewind, mach diese Stiefel ganz geschwind. Gib dem Weihnachtsmann viel Kraft, das er das Päckchentragen schafft.“ Da kam plötzlich ein starker Wind auf und die Stiefel des Weihnachtsmannes leuchteten rötlich. Seine Muskeln an den Armen und Beinen wurden dick und stark. „ So, Weihnachtsmann, jetzt bis du stark wie ein Bär und mit den verzauberten Stiefeln schnell wie der Wind, “ sagte der Zauberer. Der Weihnachtsmann staunte nicht schlecht. So gingen sie dann zum Schlitten, wo der Weihnachtsmann mit Leichtigkeit die Päckchen auf seinen Rücken lud. Er verabschiedete sich von Zabula und Elsa, bedankte sich noch einmal für ihre Hilfe und raste mit seinen verzauberten Stiefeln los. Elsa und Zabula winkten ihm nach.

So kam es, dass der Weihnachtsmann doch noch pünktlich zu Weihnachten die Geschenke bei den braven Kindern abgeben konnte. Er sauste anschließend zurück in den Himmel zu seinen Rentieren, die schon auf ihn warteten. Er erzählte ihnen sein Abenteuer vom Zauberer und von den verzauberten Stiefeln und wollte sie den Rentieren vorführen. Es klappte jedoch nicht, weil der Zauber verflogen war. Die Stiefel hatten ja ihren Zweck erfüllt und brauchten den Zauber nun nicht mehr.
„Na ja, dann nehme ich nächstes Jahr wieder den Schlitten und fahre langsamer, damit mir solch ein Unfall nicht wieder passiert, “ versprach der Weihnachtsmann seinen Rentieren.

Impressum

Texte: copyright by Wilfried Kreft
Tag der Veröffentlichung: 16.07.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Weihnachtsmärchen für Elany und Emilia, meine Enkel aus Kiel

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