Cover

Mein Leben war ein Wunschkonzert

Mein Leben war ein Wunschkonzert

 

Scheiße, da treff ich auf der Straße diesen kleinen süßen Twink. Dante, 16 Jahre alt, frisch geoutet und zu Hause rausgeflogen. Schon jetzt ist er bildhübsch anzusehen. Rabenschwarzes Haar, dunkelblaue Augen und ein schmales Gesicht. Wenn er mal älter ist, wird sich jeder Top nach ihm die Finger ablecken. Doch jetzt habe ich ihn entdeckt und mich verliebt. Ich werde ihn mit zu mir nehmen, da ich schon selber Geld verdiene. In meiner eigenen kleinen Wohnung, wird das kein Problem für mich sein.

 

Alexander ist mein Name. Ich bin 18 Jahre alt. 1,95 m. Habe dunkelblonde Haare und hellblaue Augen.

 

Dante himmelt mich an. Vergöttert mich regelrecht. Ich bin sein erster Mann und hoffe auch sein letzter. Er ist so anschmiegsam und gehorsam. Unser Sex ist atemberaubend. Egal, was ich von ihm verlange, mir von ihm wünsche, er versucht es mir zu erfüllen. Ich brauche keine anderen Männer mehr, er genügt mir.

Nun sind wir schon ein Jahr zusammen und ich würde ihn gerne pur nehmen, fühlen wie heiß er ist, wenn er sich gehen lässt und ich ihn nehme. Unsere Tests sind negativ und unser erstes Mal pur,- ist die Erfüllung all meiner Träume. Er ist so heiß und eng, genauso wie ich es mir vorgestellt habe. Wild sind wir übereinander hergefallen. Es war der reinste Wahnsinn. Ich liebe ihn.

 

Zwei Jahre sind wir nun schon zusammen und Dante hat sich verändert, ist noch begehrter in der Szene geworden. Die Tops in den Clubs, versuchen ihn mir abzujagen, doch noch ist er meins. Er ist gewachsen, etwas größer als ich. Auch sein Körper hat sich verändert. Seine Schultern sind breiter geworden, seine Beine noch länger. Immer wieder geraten wir in Streit darüber, dass er mich auch mal toppen möchte, doch ich will das nicht, nicht von ihm. Nein, in unserer Beziehung bleibe ich der Top, werde niemals passiv sein. Seine Dominanz mir gegenüber wird stärker, was mir gar nicht gefällt. So gerade schaffe ich es noch, ihr gegenüber zu treten und Dante zu unterwerfen. Doch wie lange noch?

 

Obwohl ich mir keinen besseren Mann als ihn vorstellen kann, möchte ich mehr Freiheit haben und versuche mit ihm darüber zu reden. Dante schaut mich irritiert an, versteht nicht, was ich von ihm verlange. Was ist schon dabei, mal einen Dreier zu schieben. Ich will ihn ja dabei haben. Er soll doch mitmachen. Alleine der Gedanke versetzt mich in einen Glücksrausch. Doch er wehrt ab. Will mich nicht teilen. Dabei übersieht er, dass ich ihn gerne teilen würde.

 

Immer öfters gehe ich alleine aus, weil Dante in einer Bar Arbeit gefunden hat und dort auch nachts arbeiten muss. Ich empfinde, dass mein Leben ein Wunschkonzert ist, bei dem ich mir jeden Wunsch selber erfüllen kann und werde, wenn Dante es nicht will. Das Leben ist einfach zu kurz, um solche Angebote und Gelegenheiten auszuschlagen, die ich im Club bekomme. Sie sagen mir, dass ich von meiner Ausstrahlung nichts verloren habe.

 

Heute Morgen haben wir uns gestritten, weil ich vorgeschlagen habe, mal einen Freund von, uns ins Bett einzuladen. Ich weiß, dass er Dante unbedingt vögeln will, hat es mir schon oft gesagt und ich bin nicht abgeneigt. Meine Fantasy läuft auf Hochtouren, wenn ich es mir vorstelle, wie er Dante vögelt und ich ihm meinen Schwanz dabei in den Mund schiebe. Dante schaute mich entsetzt an und schüttelte den Kopf. Nein, er will das nicht, will nur mich in seinem Leben und Bett haben. Hat es mir doch schon so oft gesagt, dass er sich keinem anderen Mann unterwirft. Was ist schon dabei? Ich bin bei ihm, und passe auf dass ihm nichts geschieht. Er schaut mich an, Unglauben in seinem Blick.

 

Wie langweilig er geworden ist. Kein Mut für was Neues. Nein, so habe ich mir mein restliches Leben nicht vorgestellt. Ich will alles ausprobieren. Ich bin erst 20 Jahre alt, will leben, Feiern und genießen, was die anderen Männer mir zu bieten haben.

 

Seit ein paar Wochen habe ich ein Verhältnis mit Dantes bestem Freund Theo. Er fickt mich durch die Matratze, bekommt das, was sich Dante immer von mir gewünscht hat. Jedesmal bin ich total wund und versuche es so zu drehen, dass, wenn wir Sex haben, ich Dante dominieren kann. Noch klappt es, noch hat er es nicht mitbekommen, dass ich der Unterlegene geworden bin. Irgendwann wird es passieren und er wird mich toppen. Er hat die Veranlagung dazu. Immer öfter wird es mir bewusst. Ich kann sehen, wie er sich entwickelt, wie er immer dominanter in seinem Benehmen wird. Im Club sprechen ihn nur die Twinks an, niemals die Tops.

 

Heute bin ich wieder mit Theo verabredet. Wir wollen einen Zug durch die Bars machen. Dante hat Nachtschicht und kommt erst in der früh morgens nach Hause. Mir ist langweilig. Warum soll ich zu Hause auf ihn warten, wenn es Unmengen willige Kerle in den Clubs gibt, die nur darauf warten, dass ich sie flach lege.

 

Die Stimmung ist gut, der Alkohol fließ nur so und die Kerle schmachten uns an. Theo ist schon zum dritten Mal im Darkroom verschwunden. Die Pillen, die wir uns eingeschmissen haben, zeigen ihre Wirkung und auch ich ziehe zum zweiten Mal einen Kerl hinter mir her und vögel ihn so richtig durch. Theo und ich sind super gut drauf und als wir genug haben, schwanken wir zusammen nach Hause. Im Flur fummeln wir wie verrückt an uns herum und unsere Kleidung verschwindet ruck zuck.

Theo bezwingt mich und schon liege ich auf den Bauch und er dringt pur in mich ein. Vögelt mir meinen Verstand zu Brei. Gott, wie ich das liebe, wenn Theo sich so rasend benimmt. Ich stöhne laut auf und sehe aus dem Augenwinkel wie die Türe zum Schlafzimmer aufgeht und Dante mit weit aufgerissenen Augen im Zimmer steht. Wieso ist er schon zu Hause?

 

Ich winde mich unter Theo hervor und stehe vor ihm. Sehe seine Hände, die sich zu Fäusten ballen, sehe, wie sein Blick leer wird. Statt dass ich mich entschuldige, nein, mache ich ihm auch noch Vorwürfe. Er ist so langweilig geworden, immer nur den einen ficken, nein, ist so gar nicht mein Fall. Dante ist mir zu dominant geworden, lässt sich einfach nichts mehr von mir sagen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er mich bezwingen würde und das wollte ich nicht. Nein, niemals. Nicht von ihm.

 

Mit einem Ruck wendet er sich von mir ab, sein Blick, seine Gesten zeigen mir, dass er sich vor mir ekelt. Mit wütendem Blick packt er alles was ihm gehört, in eine große Tasche und dann knallt die Türe zu und er ist weg. Raus aus meinem Leben und ich bin noch nicht mal traurig darüber. Nein, irgendwie bin ich erleichtert. Kein Aufpassen mehr, dass er mich im Bett unter sich drückt, mich nimmt.

 

Wochenlang lebe ich mein Verlangen aus. Vögel jeden der sich mir anbietet. Lasse mich sogar vögeln. Mit und ohne Kondom. Egal, Hauptsache es ist ein Schwanz in mir oder ich versenke mich tief in einem Arsch. Von Dante habe ich nichts mehr gehört. Irgendwann laufen wir uns im Club über den Weg. Er ist noch hübscher geworden. Sieht aus wie ein Model. Sein Körper ist…unbeschreiblich. Ich will ihn wieder besitzen, versuche ihn aus der Ferne anzuflirten. Nichts zu machen. Er schaut durch mich hindurch. Lässt mich links liegen.

 

Was denkt er denn, wer er ist? Jetzt erst erfasse ich dass mir all die Monate etwas gefehlt hat. Er, Dante hat mir gefehlt. Wie konnte ich ihm auch nur den Laufpass geben. Das auch noch so brutal und schmerzhaft. Ein anderer Mann stellt sich neben ihn und zusammen verschwinden sie. Mein Herz klopft schmerzhaft, als mir bewusst wird, was ich verloren habe.

 

Ich träume von Dante. Zwei Jahre war ich glücklich mit ihm. Wieso nur konnte ich mein Verlangen nach fremden Sex, nach anderen Männern nicht unterdrücken? Dante hat mir doch alles erfüllt, was ich mir gewünscht habe. Im Bett war er einfach göttlich, hemmungslos, geil und so anschmiegsam. Ich vermisse ihn.

Diese doofe Erkältung geht einfach nicht weg. Trotz Medikament ist der Husten hartnäckig. Mein Arzt hat mir Blut abgenommen und nun sitze ich hier, warte darauf, was er so dringend mit mir zu besprechen hat.

 

Benommen sitze ich vor ihm, kann nicht glauben was er mir mitteilt Positiv.-ich bin positiv auf HIV getestet. Der Erreger ist noch nicht ausgebrochen, doch Positiv bedeutet für mich in diesem Moment, dass ich Aids bekommen werde. Wer war der Kerl, der mich angesteckt hat? Hatte ich es schon in mir getragen, als ich noch mit Dante zusammen war? Habe ich ihn etwa angesteckt? Was ist mit Theo?

 

Ich rufe Theo an, informiere ihn darüber, was der Arzt festgestellt hat und er? Lacht mich aus und sagt, dass es mir recht geschieht, dass er mich angesteckt hat. Theo? Warum? Seine Antwort lässt mich fassungslos zurück.

„Wie konntest du nur so einen Mann wie Dante einfach betrügen, ihn aus deinem Leben verbannen? Jeder Kerl im Club würde ihn mit Kusshand nehmen, würde für so einen Mann morden. Ich wollte ihn so sehr, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Doch du hast es nicht geschafft, dass er sich mir hingibt. Also habe ich mir dich vorgenommen. Das Virus trage ich schon seit meiner Jungend in mir. Du wolltest es pur, du bekamst es pur. Jeder bekommt das, was er verdient. Ich habe es dir öfters als einmal gesagt, schütze dich, doch in deiner Gier hast du es einfach verdrängt. Nun lebe damit.“

 

Meine Faust landet in seinem Gesicht und mit Genugtuung sehe ich wie, Blut aus seiner Nase läuft.

 

 

Jetzt heißt es warten, warten darauf, ob meine Medikamente anschlagen. Ich bereue was ich getan habe. Ich liebe Dante immer noch, doch meine Zeit läuft ab. Der Arzt sagt mir, dass kein Medikament anschlägt, dass der Virus ausgebrochen ist. Immer häufiger werde ich krank, erhole mich nicht mehr so richtig. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann mein Körper aufgibt.

 

 

Ich bin doch erst 24 Jahre. Warum nur habe ich das getan? Meine einzige Liebe für ein kurzes Vergnügen, für den Rausch des Verbotenen, aufs Spiel zusetzten? Ja, mein Leben war ein Wunschkonzert. Ich hatte einen Mann, der mir alle meine Wünsche erfüllte, hatte ein Leben mit ihm, voller Liebe, Verlangen und Hingabe. Jetzt liege ich hier und weiß, dass ich den Morgen nicht erleben werde. Mein letzter Gedanke ist Dante und mit meinem letzten Atemzug hauche ich seinen Namen.

DANTE.

 

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.07.2014

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /