Cover

Black und Duncan

Black und Duncan

 

©von Neschka Angel

 

 

Kapitel 1

Black

*~*~*~*

 

 

Seit Jahrhunderten wandle ich durch die Geschichte, gebe mich unscheinbar, unnahbar und kalt. Noch immer suche ich meinen Mann Duncan, doch in dieser hektischen Welt des 21. Jahrhunderts zu überleben, kostet mich all meine Kraft. Meine eigentliche Bestimmung liegt im Jahre 1500, denn ich bin ein Magier aus diesem Zeitalter. Magie, die im Laufe der Zeit verloren gegangen ist. Ich beherrsche und verstecke sie. Dunkle Mächte versuchen sie mir schon seit meinem Fluch zu stehlen.

Ich aber gebe mich naiv, versuche die Magie tief in mir zu verbergen, damit die dunklen Schatten der Vergangenheit sie nicht finden können.

Meine Albträume kommen immer um Mitternacht, werden mit der Zeit schlimmer, je näher ich meinem Lebenspartner, meinem Seelenverwandten komme. Dies geschieht schon seit dem ich immer wiedergeboren werde. Doch dieses Jahr ist es besonders schlimm.

Nun sehe ich ihn, meinen Mann. Sehe, wie er leidet und sein Leiden frisst mich innerlich auf.

Nie kann ich ihm helfen, weil die Bilder sich verflüchtigen. Ich kann nie erkennen, wo er zu finden ist, und das macht mich traurig.

Nur in meinen Träumen kann ich seine Schmerzen lindern.

Er sieht mich niemals an, hat immer die Augen geschlossen.

Jedes Mal, wenn ich mich ihm im Traum nähere, verzieht sich sein Mund zu einem Lächeln und ein Leuchten überstrahlt dieses harte männliche Gesicht. Er erwartet mich immer mit offenen Armen und weiß, dass seine Qualen weniger werden, wenn ich bei ihm bin.

Bis zu jener Nacht, als er sich mir zuwandte, sich seine Augen öffneten. Mein Herz setzte ein paar Takte aus und ein heißes Glücksgefühl durchdrang meinen, vor Fieber glühenden Körper. »DUNCAN!«

~*~

Ich heiße Black und bin ein Hexenmeister der weißen Magie, wie ihr bestimmt schon erraten habt. Mein Geburtsjahr ist im Jahre 1500.

Eigentlich bin ich für dieses Zeitalter mit meinen 1,80 m zu groß geraten. Das schwarze Haar, das mir bis auf meine Schultern fällt, und die goldenen Augen sind in der Gegend, wo ich geboren worden bin, sehr selten. Schon von Kindheit an, wurde ich gehänselt, misshandelt und ausgegrenzt. Wer will schon mit einem Kind abhängen, aus dessen Hände Funken sprühten, wenn es wütend wurde? Mein Vater war unbekannt, da sich meine Mutter ihren Unterhalt damit verdiente, ihren Körper für Lebensmittel zu verkaufen. Vielleicht war er ein Edelmann, der auf dem Weg nach Hause ritt, da mein Gesicht schmal ist, meine Nase ebenso. Sie ist nicht so breit und flach wie bei den anderen hier. Auch sind die Haare meines Clans strohblond oder feuerrot.

Sobald ich das Alter erreichte, um mich selber zu versorgen, schmiss meine Mutter mich aus ihrer Hütte und verkaufte mich an den Burgherrn.

Angst überfiel mich, dass er mich einfach töten würde, wenn er sah, wie anders ich war. Diese Befürchtung zerschellte in dem Moment, als sich unsere Augen trafen. Ich liebte ihn abgöttisch und gab mein Leben für ihn. Das ist unsere Geschichte.

~*~

Hundertmal bin ich schon wiedergeboren worden, doch meinen Seelenpartner habe ich bis jetzt nicht wieder gefunden. Jedes Mal, wenn ich so nah war, dass meine Hand ihn berühren konnte, starb ich, um Monate später wieder auf die Welt zu kommen. Dieses Jahrhundert ist meine letzte Chance, ihn zu finden und uns zu erlösen. Sollte er mich nicht erkennen, mich verstoßen, dann werde ich laut einem Fluch, den ich auf mich geladen habe, endlos leiden.

In meinen Träumen, ja, da sehe ich meinen Mann Duncan, sehe, wie er sich quält und diese Qualen setzen mir zu.

Ich kann ihm nicht helfen, weil ich dazu verdammt bin, durch die Jahrhunderte zu wandeln und ihn zu suchen.

Dieser verfluchte Zigeuner, der mich hereinlegte, als ich unsere Liebe retten wollte, steht zwischen Duncan und meinem Tod. Das alles nur, weil ich seine und meine Strafe, voller Liebe zu ihm, vor Jahrhunderten, freiwillig auf mich genommen habe.

Mit einem Seufzer falle ich in den Schlaf.

»Da bist du ja!«, murmelte er und öffnete seine Arme.

»Ich habe schon so auf dich gewartet.«

Ich erschrak. Ob er mich sehen kann? Oh, wenn es doch nur so wäre! Er zieht mich in seine Arme und ich lasse mich fallen.

Endlich. Nach so langer Zeit spüre ich ihn wieder. Ich kann es nicht fassen und meine Hände berühren ihn überall, fahren über seinen Körper, um sich zu vergewissern, dass ich es nicht nur träume.

»Du riechst und schmeckst so gut«, wisperte er an meinem Mund, als er seine Lippen darauf senkt und seine Zunge eindringt, mir alles raubt, was ich zu geben habe.

Er zieht mich aus und dreht mich dann auf den Bauch, kniet sich hinter mir hin. Seine Hände fahren an meinem Körper runter und halten auf meinem Hintern inne. Er betrachtet mein Tattoo und prägt es sich ein. Ein Phönix, der aus der Asche wiedergeboren wird.

»Ja, ja«, murmele ich und strecke mich ihm entgegen. Mein Hintern hebt sich empor und seine warmen Hände krallen sich in meiner Hüfte fest. Ein heißer Mund neigt sich zu meinem Hals, leckt mit rauer Zunge über die Schlagader. Ein sanftes Saugen, ein stechender Schmerz, als er in meinen Hals beißt, mein Blut zu sich nimmt. Ein Glücksgefühl durchfährt meinen Leib, beschert mir eine Gänsehaut und ich keuche voller Verlangen auf. Mein Becken hebt sich und reibt über den Unterleib meines Mannes. Ein Orgasmus rauscht durch meinen Körper und ich drücke mich mit meinem Hintern noch fester an seine Lenden, reibe mich an seinen harten Schwanz. Ja, jetzt …

Erschrocken und völlig orientierungslos sitze ich im Bett, als mein Traum abrupt endet. Was ist passiert???

Jemand klopft hartnäckig an meine Tür.

»Moment. Ich komme ja schon«, schreie ich. Meine Beine haben sich um das Laken gewickelt und ich strampele wie wild, um mich daraus zu befreien. Außer Atem öffne ich die Tür, soweit es die Kette erlaubt.

»Was??«

Ich sehe meine Nachbarin und beste Freundin Lisa davorstehen. Wie sie sich erschrocken umschaut. Weit öffne ich die Tür und ziehe sie rein in meine Wohnung.

»Was ist los?«, frage ich erstaunt.

»Black, da war jemand auf meinem Balkon und hat versucht, mich in seinen Bann zu ziehen. Er stand an der Tür, starrte mich mit glühenden Augen an. Da du aber schon vor Wochen einen Schutz um mich gelegt hast, konnte er das nicht.

Er zeigte mir seine Zähne, zeigte auf mich und sprang dann einfach in die Tiefe. Was ist hier los, Black? Seit ein paar Wochen schon habe ich den Verdacht, dass ich beobachtet werde.«

Ich erschrecke und nehme meine Freundin in den Arm.

»Setz dich erst mal und lass mich deine Gedanken lesen.«

Meine Hände legen sich auf Lisas Schläfen und ich dringe behutsam in ihren Geist ein. Sehe, wie der Schatten Lisa beobachtet und versucht, sie zu unterwerfen. Nur, warum? Ob er über meine Freundin an mich herankommen möchte? Will er mich damit erpressen? Gut, dass ich diesen Zauberspruch über Lisa gelegt habe.

Wir kennen uns schon seit ein paar Jahren und sie ist meine Seelsorgerin, was meine Vergangenheit betrifft. Nie hat sie es hinterfragt, nie gesagt, dass es nicht stimmen kann. Ich vielleicht ins Irrenhaus gehöre.

»Lisa, kannst du dich für ein paar Wochen verstecken, bis ich mehr in Erfahrung gebracht habe?«

»Ich habe ein paar Onkel in Schottland. Sie leben dort schon mein ganzes Leben lang. Aber … Black, bitte komm mit mir.«

Soll ich wirklich hier alles abbrechen? Meine Suche könnte ich ja auch von Schottland aus weiter vorantreiben. Was hält mich denn hier? Nichts!

»Hier, ruf sie sofort an.«

Ich werfe ihr das Handy zu. »Ruf sie an, sofort Lisa«, bedränge ich sie, weil ein ungutes Gefühl meinen Nacken prickeln lässt und sich die Nackenhaare aufstellen.

Lisa wählt ein paar Nummern und spricht dann mit jemandem, mit Namen Ian. Sie erzählt ihm alles, was vorgefallen ist und ich höre, wie er Lisa rät, sofort zu ihnen zukommen. Lisa zögert und schaut zu mir. 

Ich nicke mit dem Kopf und Lisa informiert Ian, dass sie noch jemanden mitbringen würde. Ian verspricht, uns am Flughafen abzuholen und legt dann auf.

Bange schaut sie mich an, als ich sie in die Arme nehme und ihr leise ins Ohr flüstere, dass alles gut werden würde.

 

 

 

 

Kapitel 2

Duncan

*~*~*~*

 

 

Duncan ist mein Name. Verflucht für die Ewigkeit, weil ich in meinem Jahrhundert einen Mann liebte. Obwohl wir es geheim hielten, wurde unsere Liebe verraten. Verraten von jemandem, der mir nahe stand, denn nur die wenigsten Freunde wussten von meiner Liebe zu Black.

Der Mann, der mich verfluchte, hatte eine Tochter, wollte, dass ich sie eheliche. Wir waren uns schon von Geburt an versprochen worden. Die Verträge wurden von unseren Vätern gemacht und von mir gebrochen.

Ich liebte sie nicht, denn meine Liebe gehörte schon jemandem. Einem Mann, meinem Mann, Black. Ein wunderschöner Mann, in den ich mich direkt verliebte, als sich unsere Augen trafen. Sohn einer Hure und eines Edelmannes. Nicht selten im Jahre 1500.

Unsere Liebe war rein, voller Glück, doch leider verboten in einem Jahrhundert, in dem Ehen schon bei der Geburt festgelegt wurden.

Ich habe mich dagegen entschieden, wollte die Frau nicht und wurde dafür verflucht, um in Ewigkeit auf Erden zu wandeln, mich nur von Blut zu ernähren, nie meine Seelengefährtin zu finden. Doch was der Mann nicht bedacht hatte, war, dass ich keine Gefährtin suchte, sondern einen Gefährten. Den hatte ich schon in Black gefunden.

Die Hoffnung, damit dem Fluch zu entgehen, war da. Voller Selbstzweifel, ob ich es schaffe, harre ich jetzt schon, Jahrhundert für Jahrhundert aus, um ihn zu finden. Black. Die Männer, die ich damals ausgesandt hatte, um ihn zu finden, kann ich schon nicht mehr zählen. Doch er blieb, wie vom Erdboden verschluckt.

Verflucht, Blut zu trinken, niemals zu sterben, niemals wieder die Liebe zu erfahren, die nur Black mir geben konnte, vegetierte ich die ersten Jahre nur noch vor mich hin. Niemals habe ich ihn wiedergesehen.

 

Gehört habe ich nur, dass er den Fluch abgewandelt hat, eine große Schuld auf sich nahm und dafür bestraft worden ist.

Jetzt langsam verblasst sein Bild und ich vergesse immer mehr, dass es ihn gab.

~*~

Ich bin sehr groß, fast 2,00 m. Einschüchternd, dominant und muskulös. Meine Haare sind schwarz, sehr lang und fallen bis zu meinem Hintern. Meine Augen sind dunkelgrün. Wie die saftigen Wiesen in unserem Land. Ich bin reich, habe großen Einfluss, aber das alles hilft mir nicht, ihn zu finden. Seit Hunderten von einsamen Jahren suche ich ihn schon. Meinen Mann. Niemals habe ich mich wieder verliebt. Doch die Zeit ist gegen uns. Nur in meinen Träumen kann ich ihn sehen, ihn lieben. Sobald die Nacht vorüber ist, scheint er nur noch ein Schatten in meinen Gedanken zu sein. Seit ein paar Jahrhunderten aber ist mir sogar das nicht mehr erlaubt. Nie wieder habe ich von ihm geträumt, seinen Duft erhascht oder seine kleinen erregten Laute der Lust gehört.

Die Männer, die mein Bett wärmen, sind nur dazu da, um meine Gelüste zu stillen. Blut und Sex.

Seit ein paar Monaten träume ich sehr intensiv von einem fremden Mann. Nie kann ich ihn sehen, immer nur fühlen und riechen. Sein Duft erinnert mich an meinen Mann Black. Doch Black ist bestimmt schon Vergangenheit, zu Asche geworden, wie alle meine Freunde.

Nur mein Bruder Ian ist noch bei mir geblieben. Genauso wie ich, verflucht. Diese Träume, die mich seit ein paar Monaten heimsuchen, werden mehr. Meine Schmerzen werden jedes Mal weniger, wenn er mich im Schlaf besucht. Auch dies gehört zu meinem Fluch. Am Tag kann ich mich frei bewegen, bin nicht an die Nacht gebunden, wie die anderen Bluttrinker, aber nachts suchen mich schlimme Schmerzen heim.

Kann man jemanden lieben, den man nicht kennt, nicht sehen kann?

Allein sein Geruch macht mich dermaßen an, dass ich nach jedem verfluchten Traum aufwache und mein Schwanz hart ist, schmerzhaft klopft

Meine Männer flüchten regelmäßig vor mir, da ich so unersättlich geworden bin.

Keiner von ihnen kann mein Verlangen stillen und meinen Blutdurst löschen. Nach jedem Traum wird es schlimmer.

Diese Träume sind auch der Grund dafür, dass ich noch nicht die Hoffnung aufgegeben habe.

 

 

Vielleicht hat meine Suche bald ein Ende. Mein Herz, das schon so lange nicht mehr schlug, holpert jede Nacht los und meine Sehnsucht nach diesem fremden Kerl, nach seinem Duft, wird immer stärker.

Irgendwann schaffe ich es und dann werde ich ihn sehen. Der Mann, der es geschafft hat, dass ich nach Jahrhunderten der Leere, in meinem Leben wieder Hoffnung habe.

 

 

 

 

 

Kapitel 3

Black

*~*~*~*

 

 

Nach mehreren Telefonaten mit der Fluggesellschaft habe ich es geschafft. Zwei One way Tickets, da ich nicht weiß, wann wir wieder nach Hause fliegen können. Schnell ist mein Koffer gepackt und nun sitze ich hier und überlege, ob das, was ich gerade mache, richtig ist. Voller Zweifel bin ich. Meine Zeit ist der Tag und die Nacht bricht schnell heran. Die Dämmerung ist mein Feind, so war es immer schon. In der Nacht trauen sich meine Feinde erst raus. Diese Feiglinge. Mehr als einmal habe ich sie am Tag herausgefordert, doch nie ließen sie sich blicken.

Ich informiere diesen Ian, wann und wo wir landen. Er verspricht, uns abzuholen und seine Stimme ist so sanft, beruhigt irgendwie meine Nerven.

Der Flug ist ruhig, kaum Turbulenzen. Lisas Nerven sind angespannt, sodass ich meine Hand auf ihre Stirn lege, ihr etwas von meiner Ruhe abgebe. Es wird mich nicht anfälliger vor dem dunklen Schatten machen. In den ganzen Jahrhunderten habe ich es perfektioniert, wie ich mich vor meinem Feind verstecken kann. In den ersten Jahren fand er mich immer nach kurzer Zeit. Es hat mich gelehrt, meine Kräfte zu mehren, sie zu bündeln und gegen ihn zu verwenden.

Seine Quälereien nahmen mit der Zeit ab. Er ließ mich in Ruhe leben und sterben, nur, um mit Schmerzen wiedergeboren zu werden. Doch dieses Jahr ist es besonders schlimm geworden. Seine Macht ist größer, als ich gedacht habe. Ich übe und lerne neue Zaubersprüche und versuche, mich zu verstecken, bis ich so stark bin, um diesen Kampf zu gewinnen.

Warum ausgerechnet dieses Jahr? Bin ich meinem Seelengefährten 

denn so nah gekommen? Das erste Mal nach über fünf Jahrhunderten? Ich kann es kaum glauben, bin wie aufgedreht. Es ist genau 514 Jahre her, seit ich seine Lippen auf meinen gefühlt habe. Seinen Körper auf meinem. Ob er mich erkennen wird, wenn ich vor ihm stehe? Ich habe mich so verändert, bin zwar immer noch 1,80m groß, doch meine schwarzen Haare schimmern jetzt bläulich, sind modern geschnitten. Das Gesicht ist weicher geworden, nicht mehr so hager. Meine Augen, sie sind nicht mehr dunkel, nein, sie haben sich in den Jahrhunderten verändert. Dunkelblau mit einem goldenen Rand. Wenn ich erregt bin, verschluckt der goldene Rand das Blau und ich sehe wieder den alten Black in ihnen. Männer und Frauen bescheinigen mir, dass ich wie ein Model aussehe, mein Körper geil ist. Muskeln haben sich an den richtigen Stellen gebildet und mein Schwanz ist auch nicht zu verachten.

Trotz aller Angebote, bin ich wählerisch geblieben. Ich habe immer das Gefühl, meinen Mann zu betrügen und mit der Zeit bin ich nicht mehr ausgegangen. Habe es mir selber besorgt und bin regelrecht vereinsamt. Bis ich Lisa getroffen habe. Wir verstanden uns von Anfang an, ohne viele Worte.

Der Flug ermüdet mich und ich schlafe ein. Seit ein paar Monaten kann ich meinen Mann im Schlaf besuchen. Nie war er so nah und doch so fern. Mein Herz klopft freudig, als ich ihn sehe.

Da ist er wieder. Dieser Mann, meine große Liebe. Solche großen Schmerzen begleiten ihn. Als ich versuche, sie zu lindern, schmeißen sie mich um. Hektisch probiere ich, sie weg zu atmen. Wie konnte er das nur seit Jahrhunderten aushalten?

Ich stehe an seinem Bett, schaue auf ihn hinunter. Mein Gott. Er ist so männlich, so geil. Seine Haut ist bronzefarben, sein Haar von einem so satten tiefen schwarzen Ton, dass es unwirklich scheint. Es ist so lang. Als ich meine Hände darin vergrabe, kann ich fühlen, wie seidig weich es ist. Sein Gesicht ist mir so vertraut. Der Körper, die Sünde pur. Meine Hände legen sich auf seine Brust und zischend nehme ich sie wieder weg. Er ist so heiß. Viel zu heiß. Seine Haut, sie brennt regelrecht. Ich versuche, die Hitze einzudämmen, sie zu kühlen. Er schreit im Schlaf, sucht mich. Schnell ziehe ich mich aus, lege mich auf ihn und versuche, die Hitze zu ignorieren. Langsam hilft mein Zauberspruch und kühlt seine Haut.

»Hier bin ich, Geliebter. Schlaf weiter, schlaf«, wispere ich und seine Atmung wird ruhiger. Meine Stirn sinkt auf seine und ich atme den Duft ein, den er verströmt. Mein Mund legt sich ganz sanft auf seine Lippen, fühlt diese Vertrautheit. Seit über 500 Jahren getrennt, doch noch immer kann ich mich daran erinnern und verlieren. Nie konnte sein Duft in meiner Seele gelöscht werden. Diese Erinnerung, und dass der Zigeuner mir versprach, dass ich Duncan wiedersehen würde, ließen mich nicht verzweifeln. Dass es so lange dauern sollte, und nur in meinen Träumen, das hat er mir wohlweislich verschwiegen. Dieser hinterlistige Bastard. Soll er in der Hölle schmoren.

 

 

 

 

Kapitel 4

Duncan

*~*~*~*

 

 

Schlaflos wälze ich mich im Bett. Das Laken ist feucht von meinem Schweiß. Immer wieder stelle ich mir die bange Frage, ob er heute Nacht wieder in meinen Träumen erscheint? Voller Erwartung und Ungeduld schließe ich die Augen und hoffe, dass er schnell kommt.

Ja, da ist er. Ich kann ihn hören, seinen Duft erhaschen, bevor er auftaucht. Kann seinen Geschmack auf den Lippen wahrnehmen, doch sehen kann ich ihn nie. Mein Herz sehnt sich danach, dass dieser Mann, der mir im Schlaf erscheint, mir neue Kraft für den Tag gibt, sich mir zeigt. Wie gerne würde ich über seine weichen Lippen streicheln.

Heute, wie jede Nacht, seit ein paar Monaten, will ich alleine schlafen. Will keinen meiner Bettgenossen um mich haben, wenn ich ihm im Traum begegne. Langsam drifte ich in den Schlaf. Mein Körper wird schwerer und ich fange an zu träumen. Allein, dass ich es kann, ist schon ein Wunder. Noch nie in meinem verfluchten Leben habe ich geträumt. Immer war mein Schlaf tief und schwarz. Ohne Erinnerungen und Bilder, die mich quälten.

Da ist er. Immer kommt sein Duft zuerst, lässt meine Zähne aus dem Kiefer schießen, ohne dass ich etwas dagegen machen kann. Das Bedürfnis, ihn zu beißen, sein Blut zu schmecken, wird mit jedem Traum stärker. Irgendwann wird das Tier in mir stärker sein und ich werde erfahren, wie süß sein Blut schmeckt.

Seine Stimme dringt zu mir durch. Mir ist so heiß. Mein Körper brennt regelrecht, als sich seine kühlen Lippen auf meine legen und die Hitze weiter ansteigt. Eine sanfte Stimme redet mir gut zu, und als ich seinen nackten Körper spüre, entweicht die Hitze, lässt eine angenehme Wärme zurück.

Seine kühle Haut ist wie Balsam für meine Seele. Er legt seine Stirn auf meine, haucht mir seinen Atem ins Gesicht. Mein Schwanz wird hart, drängt sich seinem Unterleib entgegen. Er lacht leise auf und reibt sich an mir. Seine Atmung wird tiefer und schneller. Plötzlich versteift er sich und mit einem tiefen Stöhnen fällt sein Kopf an meinen Hals, vergräbt sich darin. Sein Mund saugt sich an meiner empfindlichen Haut fest. Ja, ich schreie laut auf, als ich spüre, wie er mir leicht in den Hals beißt. Der Duft seines Ergusses erreicht meine Nase und ein tiefes Grollen entkommt meiner Kehle.

Fest umschlingen ihn meine Beine. Mit den Händen presse ich seinen kleinen geilen Hintern fest auf meinen harten klopfenden Schwanz. Nur noch ein paar kleine Bewegungen, und ich bekomme einen Orgasmus, wie ich ihn schon lange nicht mehr hatte. Keiner hat es in all den Jahren geschafft, dass ich, allein nur durch diese kleinen Berührungen, so schnell kommen konnte.

Seine sanfte Stimme begleitet mich in den restlichen Schlaf. Ich möchte nicht mehr aufwachen, will hier bei ihm bleiben, doch seine Berührungen werden weniger. Schon löst er sich auf, verschwindet aus meinem Traum. Wütend balle ich die Fäuste.

Voller Zorn und Verzweiflung schreie ich auf, als ich nach ihm greifen will und er nicht mehr da ist. Im letzten Moment schaffe ich es unter großer Anstrengung, meine Augen zu öffnen und sehe ein Männergesicht, das mir so vertraut ist und doch so anders.

Schwarze volle Haare rahmen ein schmales, wunderhübsches, männliches Gesicht.

Dunkelblaue Augen, mit einem goldenen Ring, schauen mich schmerzhaft und voller Verlangen an. Dieses Gesicht, dieser Mund. Er sieht aus wie das Bild in der Bibliothek. Verzweifelt frage ich mich, ob das auch eine meiner Strafen ist, die dieser Mann im fünfzehnten Jahrhundert über mich verhängt hat?

Black, flüstere ich voller Sehnsucht, und schon verschwindet er vor meinen Augen. Und wieder falle ich in diesen tiefen schwarzen Schlaf des Vergessens und weiß jetzt schon, dass ich mich morgen früh, an nichts mehr erinnern kann. Erst, wenn die nächste Nacht anbricht, werde ich wieder wissen, was in meinem Leben fehlt, was ich verloren habe und verzweifelt versuche, zu finden. Am schmerzlichsten ist, dass ich meinen Black auch vergessen werde.

 

 

 

 

Kapitel 5

Black

*~*~*~*

 

 

Der Flug nach Schottland, meine schlaflose Nacht, all das fordert seinen Tribut. Mein Kopf fällt nach hinten an die Lehne des Sitzes und ich schlafe direkt ein. Böse Träume verfolgen mich, lassen mir keine Ruhe. Dunkle Schatten stürmen immer wieder auf mich ein, machen mich unruhig. Da, ich sehe ihn, meinen Mann. Eine dunkle Aura schwebt über seinen Leib. Sie greift nach ihm, will sich über seinen schutzlosen Körper senken, ihn verschlingen.

Oh nein, so nicht. Mit all meiner geistigen Kraft wehre ich sie ab, verbanne sie ins Licht. In meinem Kopf fasse ich Wörter zusammen, murmele sie leise vor mich hin. Der Schutzzauber wirkt und senkt sich auf Duncan nieder.

Eben noch wälzte er sich voller Schmerzen auf seinem Bett hin und her. Jetzt atmet er ruhig ein und aus, murmelt meinen Namen. Ihn nach so langer Zeit aus seinem Mund zu hören, lässt mein Herz im Schlaf schneller schlagen. Lässt meinen Schwanz steif werden.

Ich spüre, wie sich meine Hoden zusammenziehen. Erste Lusttropfen quellen aus meiner Spitze und versickern in meiner Pants.

Der schwarze Schatten faucht regelrecht, als ich ihn verbanne und in meinem Geist höre ich ihn fluchen.

»Du kannst ihn nicht immer beschützen. Ich werde wieder kommen, mir das holen, was meins ist, schon immer meins war. Versprochen durch seinen Vater, gebrochen durch dich. Du kannst diesen Kampf nicht gewinnen, Black, denn ich werde dich vernichten, wenn meine Zeit gekommen ist.«

Eine Frauenstimme? Und wieso will sie mich vernichten? Wieso soll ich schuld sein? Ihr böses Lachen lässt mich im Schlaf erschauern. Mir wird

kalt, als sie meinen Geist berühren will, doch mein Schutzzauber hält, verjagt sie, lässt sie laut aufschreien und schmerzvoll flüchten. Nur ihr böses Lachen verfolgt mich.

Schnell begebe ich mich zu meinem Mann, schenke ihm noch eine Nacht ohne Schmerzen, wie ich es seit ein paar Monaten schon mache. Seine Pein geht auf mich über, lässt mich zusammenzucken, und vor lauter Schmerz aufstöhnen. Er ist es wert, war es immer schon wert gewesen.

Etwas berührt meine Schulter, will, dass ich aufwache. Lisa? Was ist geschehen? Mit einem Ruck bin ich wach, merke, wie sie mir ein Tuch vor die Nase drückt. Es ist voller Blut.

»Mensch Black, was machst du nur? Schon seit Ewigkeiten drücke ich das Tuch auf deine Nase, doch es hört nicht auf zu bluten.«

Ich beruhige sie, nehme ihr das Tuch ab und spüre, dass immer noch Blut aus meiner Nase tropft. Ich lege den Kopf in den Nacken, entspanne mich, murmele leise einen Heilspruch. Das Blut versickert, hört auf zu laufen. Mann, das war verdammt knapp.

Um Lisa zu beruhigen, schiebe ich es auf den Druck im Flugzeug und das es immer passiert, wenn ich fliege. Die restliche Zeit vergeht, ohne dass etwas geschieht und ich atme erleichtert auf.

Als wir auf dem Aberdeen Airport landen, ist das Wetter grau. So typisch für dieses Land, das fast nur aus grünen Wiesen zu bestehen scheint. Am Kofferband warten wir, bis meine Tasche da ist, und gehen dann zügig nach draußen. Lisa wird gerufen und wir stehen einem Mann gegenüber, der Duncan so ähnlich sieht, dass es in meinem Herzen schmerzt. Wie kann das sein? Wer ist er? Lisa hat mir von ihren zwei Onkeln erzählt, aber nie ein Bild gezeigt, auf dem sie zusammen zu sehen sind. Ob Ian, genau wie ich, wiedergeboren wurde? Ob er Duncan ist?

Mein Herz schlägt so laut in meinen Ohren, dass ich Angst habe, Ian könnte es hören. Ich schaue ihn vorsichtig, unter gesenkten Lidern an. Ein paar Mal tief ein und aus atmen und schon schlägt es wieder ruhiger.

 

Jetzt schaue ich ihn mir genauer an. Nein, er sieht meinem Mann nur etwas ähnlich.

Ian ist nicht so groß wie Duncan, doch seine Gesichtszüge sind unverkennbar die meines Mannes. Sein Haar ist nicht so schwarz, und statt mir das dunkelgrün der Augen entgegen strahlt, leuchten sie hellgrün in seinem Gesicht. Langsam erinnere ich mich an ihn. Mein Gott, das ist Duncans kleiner Bruder. Ian, ja jetzt fällt es mir wieder ein. Ob er auch verflucht wurde? Oder ist das ein Omen?

Wie konnte ich ihn nur vergessen. Obwohl er bei meiner Rettungsaktion noch ein Teenager war, sieht er seinem Bruder verdammt ähnlich. Er schaut mich ganz erstaunt an. Seine Stirn liegt in Falten, und nachdenklich gleitet sein Blick über meine Gestalt. Ob er überlegt, woher er mein Gesicht kennt? Er scheint sich nicht zu erinnern. Habe ich mich so verändert?

Lisa stellt uns vor. Als ich seine Hand nehme, werde ich das Gefühl nicht los, dass meine Suche durch die Jahrhunderte vielleicht dem Ende zugeht. Kein Wunder, dass der Feind mit aller Macht versucht, mich aus dem Weg zu räumen.

Doch mein Herz schlägt bei seiner Berührung nicht schneller, es bleibt gleichbleibend im Takt. Irgendwie irritiert mich das. Doch ich lasse mir nichts anmerken.

»Du bist also Black? Bist du ihr Freund? Woher kennst du Lisa?« Fragen über Fragen prasseln auf mich ein. Ich versuche, sie zu beantworten, als Lisa lacht und Ian von mir weg zieht. Erleichtert atme ich auf, sehe zu ihm rüber und ein helles Licht tanzt um ihn herum. Es ist warm und einladend. Nein, es ist nicht der böse Schatten, der mich schon so lange heimsucht.

Tief in Gedanken versunken, bemerke ich, dass Ian mich schon wieder intensiv beobachtet. Ob er versucht, sich zu erinnern? Er schüttelt seinen Kopf und verjagt damit seine Gedanken.

»Ich bringe euch zum Schloss. Mein Bruder kann nicht, er ist im Moment leider krank. Seine Migräne macht ihm zu schaffen.«

Immer noch schaue ich fasziniert in dieses Gesicht.

Ob das ein Zufall ist? Nein, ich glaube nicht, dass es dieser Ian aus dem Jahre 1500 ist. Der Fluch betraf nur mich und Duncan, niemals Ian. So war der Vertrag zwischen seinem Vater, dem Zigeuner und mir. Sollte es Duncan jemals herausfinden, wird er mich hart bestrafen. Nie wird er mir glauben, dass ihn sein Vater verraten und verkauft hat. Er wird mich nicht mehr wollen, wird mich verstoßen, aus seinem Haus und seinem Clan.

Dann bin ich gefangen zwischen dem Reich der Lebenden und der Toten. So war der Deal vor Jahren, für sein Leben. Wie soll ich es ihm erklären, dass es die einzige Wahl war, die ich hatte. Sein Leben, für das, was ich bereit war, zu opfern. Mein Leben und die Chance, ihn in irgendeinem Jahrhundert, wiederzufinden.

Die ganze Welt habe ich abgesucht, ihn nicht gefunden. Meine Wiedergeburten waren schmerzhaft und lang. Für ihn hätte ich alles geopfert, obwohl er ein Clanführer war, wie es im Buche steht. Dass er ausgerechnet in Schottland sein könnte, ist mir nie in den Sinn gekommen, da er hier nur Elend und Pein erfahren hatte.

Ian ist ein unterhaltsamer Fahrer, erzählt viel von seinem Land. Wir müssen öfter lachen, wenn er über Begebenheiten spricht. Diverse Malheurs, die ihm passiert sind und seinen Bruder zur Weißglut brachten. Nach zwei Stunden fahren wir durch ein großes Tor.

Das Wappen, so schmerzhaft vertraut. Ob ich es mir nur eingebildet habe? Es gibt hier in Schottland so viele Wappen mit einem Löwen. Es wird wohl nicht unser Clanwappen sein. Trotzdem bekomme ich nasse Hände, reibe sie immer wieder an meiner Hose ab. Lisa legt ihre Hand darüber, drückt meine Finger und ich beruhige mich.

Ian hält vor einer riesigen Tür und wie von Geisterhand öffnet sie sich. Er entschuldigt sich, dass sie nicht viel Personal auf der Burg brauchen und fast alles selber machen. Er zeigt mir mein Zimmer und stellt meine Tasche aufs Bett. Dieses Kribbeln auf meiner Haut, das ich, seit ich das Schloss betreten habe, spüre, nimmt zu. In meinen Ohren summt es wie verrückt. Meine Atmung wird hektisch, mein Herzschlag schneller. Ohne, dass ich es mitbekomme, setzen sich meine Füße in Bewegung. Im Flur bleibe ich stehen, sehe nicht, wie erstaunt Ian mich ansieht.

 

Mein Kopf legt sich zur Seite und meine Augen schließen sich, folgen dem Summton, der sich nicht abstellen lässt.

Ian folgt mir stumm. Mit geschlossenen Augen gehe ich mit sicheren Schritten durch die Gänge des Schlosses. Ohne zu zögern, weiß ich, wohin ich muss. Plötzlich bleibe ich stehen, lege meine Hand auf das Holz der Tür und lausche. Da ruft jemand, spricht meinen Namen mit so viel Sehnsucht aus, dass ich ohne zu zögern ins Zimmer trete.

»Ich komme, Geliebter. Ich komme. Ich bin schon ganz nah », flüstere ich immer wieder.

»Hier bin ich. Gleich geht es dir besser. Ich bin doch schon da.«

Meine Beine führen mich zu einem Bett, worauf ein Mann liegt, mein Mann. Ich kann mich nicht satt an ihm sehen. Die Zeit hat es gut mit ihm gemeint. Seine Haare sind noch länger geworden, sein Körper noch maskuliner. Mit zittrigen Fingern umschließe ich sein Gesicht und mein Mund senkt sich voller Verlangen auf seine Lippen. Ja, er schmeckt genauso, wie ich es in Erinnerung habe. Er stöhnt in meinen Mund hinein, als seine Zunge meine auffordert, ihn wahrzunehmen. So viele Jahre habe ich auf diesen Augenblick gewartet, habe ihn herbeigesehnt und nun ist er da.

Ich schließe die Augen, lasse mich auf seinen Körper sinken, genieße unseren ersten Kuss nach so vielen Jahrhunderten und fühle mich geborgen. Hier ist mein Platz, an seine Seite gehöre ich.

Ich murmele einen Zauberspruch, nehme seine Schmerzen in mir auf und meine Nase fängt wieder an zu bluten. Er raunt mir zu: »Besser, es ist schon besser. Wer immer du bist, ich danke dir.«

Seine Stimme. Ich bekomme eine Gänsehaut, mein Schwanz drückt sich fest gegen seinen Unterleib. Allein durch diese heisere Stimme ist er hart und steif geworden. Leicht reibe ich mich an ihm, als seine Hand mich festhält, meinen Hintern knetet. Mit einem Ruck hebt er mich hoch, setzt sich auf und drückt mich wieder auf seinen Schoss. Mit gespreizten Beinen sitze ich auf ihm. Ein Wimmern entfährt mir, als er anfängt, sich an mir zu reiben.

Plötzlich wird er ganz still, atmet tief ein. Ich sehe, wie sich seine 

Augen öffnen, mich anschauen. Er starrt auf das Blut, das noch immer aus meiner Nase läuft. Seine Zunge leckt kurz darüber, seine Augen verändern sich. Das Grün wird noch dunkler, fast schwarz. Lange Fangzähne schieben sich zwischen seinen Lippen hervor. Ich lege meinen Kopf zur Seite, biete ihm mein Blut an und schon dringen seine Zähne in meinem Hals ein. Es brennt und schmerzt, als er in die sensible Haut beißt. Plötzlich wird er still, zieht mit einem Ruck den Kopf von meinem Hals und schubst mich von seinem Körper. Bedrohlich baut er sich vor mir auf, schaut mir ins Gesicht, und ich erfasse in diesen Augenblick, dass er mich nicht erkennt.

Hoffnungslosigkeit überfällt mich. Traurigkeit legt sich über meine Seele. Wie soll ich gegen ihn kämpfen, wenn mein Herz voller Liebe zu ihm ist?

 

 

 

 

Kapitel 6

Duncan

*~*~*~*

 

 

Seit Jahrhunderten plagen mich Schmerzen, sobald mein Körper Ruhe finden will. Die Zeitabstände werden dabei immer kürzer. Bis, ja, bis er erschien. Dieser Mann, der mich so an meinen Black erinnert. Ich weiß, dass er nicht mehr existiert, zusammen gestorben ist, mit meiner Liebe. Nur im Traum kann ich ihn finden und meine Sehnsucht befriedigen.

Sobald der Tag anfängt, gerät er in Vergessenheit.

Gesucht habe ich ihn jahrelang, in all den Ländern, die ich zu meiner Zeit und in meinen Träumen erreichen konnte. Niemand wusste, wo er war. Warum hat er mich verlassen? Hat unsere Liebe so verraten? Diese Frage stelle ich mir immer wieder. Habe ich etwas verkehrt gemacht? Ihn vielleicht zu hart und streng angepackt? Nein, er hatte es genossen, sich mir zu unterwerfen.

Heute Abend ist es besonders schlimm. Schmerzen durchziehen meinen Körper. Ich höre eine Stimme, die mich beruhigt, mich anleitet, mir meine Pein nimmt. Ein warmer Körper legt sich auf meinen. Er ist so leicht, dass ich ihn fast nicht spüren kann.

Doch dieser Duft, den er immer verströmt, nimmt mich gefangen und erregt mich so stark, dass ich öfter aufgewacht bin, weil ich im Schlaf gekommen bin.

Mit einem Ruck setzte ich mich auf, will diesen Körper besser spüren. Meine Hände umfangen einen kleinen Hintern, drücken ihn runter auf meinen harten Schwanz. Ich reibe mich an ihm, als sich sein Duft verändert, stärker wird. Er riecht nach Vanille und Rosen. Mein Gott, Black …

Mit den Armen umfange ich ihn, als ich die Augen öffne und in ein schmales Gesicht schaue. Die Augen … sie sind so tiefblau, mit goldenen Punkten durchsetzt. Schwarze Haare umrahmen ein männliches Gesicht, das mir irgendwie schmerzhaft vertraut erscheint. Ich versuche, die Gedanken zu ordnen, als ich einen schmerzhaften Stich in meinem Kopf verspüre und sich alles auflöst, verschwindet. Sein Hals ist so nah an meinen Mund, dass ich hören kann, wie sein Blut mich ruft.

Die Zähne werden länger, der Hunger nagt schmerzhaft in meinen Eingeweiden. Ohne darüber nachzudenken, verbeiße ich mich in seinen Hals. Er stöhnt erregt auf, drückt sich fest an meinen Unterleib, reibt sich immer hektischer. Sein Blut schmeckt göttlich, als es voller Erregung in meinen Mund läuft.

Stopp. Erinnerungen stürmen auf mich ein. Zwei Männer stehen in einem Kreis, sprechen Verschwörungen. Ein Dritter kniet vor ihnen. Oh mein Gott. BLACK!

Was macht er da? Er verrät mich. Unsere Liebe. Seine Augen sind vor Schmerz weit aufgerissen und schauen mich voller Liebe an. Betteln um Entschuldigung. Sein Mund ist qualvoll verzogen. Warum Black? Warum nur?

Bevor ich ihn erreichen kann, erscheint ein Blitz und nimmt mir meinen Mann. Verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Meine Fäuste ballen sich und ich verfluche den Tag, an dem ich ihn getroffen, mich in ihn verliebt habe und er der Meinige wurde. Voller Zorn denke ich daran zurück, wie sich mein Vater vor mir aufgebaut hat, seinen Mund höhnisch verzogen. Sätze, dass unsere Liebe vom Teufel gesegnet worden wäre, mir den Tod bringen würde. Er sei froh, dass Black nun weg wäre und ich ihn nie wiedersehen würde. Dann schubste er mir dieses Weib in die Arme. Blind vor Wut, schubste ich sie zurück. Zum ersten Mal in meinem Leben schlug ich meinen Vater.

 

Ian zog mich von ihm weg, versuchte mich zu beruhigen. Er glaubt nicht daran, dass mein Mann mich freiwillig verließ. Die Erinnerungen werden durchsichtig und verschwinden dann ganz. Jetzt, heute will ich diesen Mann genießen, der sich so sanft in meine Arme schmiegt.

Dieses Blut, was ich gerade trinke, stärkt mich. Meine Zellen saugen es durstig auf. Es ist einmalig, stark, belebend und süchtig machend. Sein Herzschlag verlangsamt sich und voller Entsetzen ziehe ich meine Zähne aus seinem Hals, versiegle die Wunde mit der Zunge und schaue in ein entrücktes bildhübsches Männergesicht.

Nein, Blacks Gesicht war herber, nicht so fein gezeichnet. Seine Augen nicht so dunkelblau und seine Haare nicht so blauschwarz. Dieses Gesicht, das sich über mich beugt, ist mir fremd und doch so vertraut.

Panisch schubse ich ihn runter. Er fällt auf die Erde und ich springe direkt vom Bett, stelle mich vor ihm hin. Meine Hände packen ihn an seinen Haaren, ziehen ihn zu mir hoch. Das, was ich sehe, ist so begehrenswert … genau mein Geschmack. Er schaut zu mir auf, sucht meinen Blick.

Diese dunkelblauen Augen haben einen feinen goldenen Rand, der sich gerade ausweitet, das Blau verschlingt und golden erstrahlt. Black wurde wegen seiner dunklen Augen und Haare so genannt. Dieser Mann, der vor mir steht, hat so tiefschwarze Haare, dass es bläulich im Licht schimmert.

Ob er ein Nachfahre von meinem Mann ist? Ein Stich im Herz verdeutlicht mir gerade, dass Black vielleicht eine Frau gefunden hat, mich vergaß. Mein Herz klopft jetzt schneller, mein Blut fließt heißer durch meinen Körper. Mein Schwanz will ihn, ich will ihn.

Ein dunkles Knurren entfährt mir. Sein Blut ruft mich ohne Unterlass. Dieser Rosenduft verlockt mich, ihn noch mal zu kosten. Den Kopf geneigt, lecke ich die Blutspur ab, die noch an seinem Hals zu sehen ist. Mein Knurren wird lauter und meine Hände packen fester zu, lassen den Kerl vor mir leise vor Schmerzen aufstöhnen, was mir eine Gänsehaut beschert. Dieses dunkle Wimmern erinnert mich an Black, wenn er demütig auf seine Strafe wartete.

Ian versucht, mich von ihm wegzuziehen. Den Blick nicht von dem knienden Kerl vor mir nehmend, fauche ich meinem Bruder an und schnell verlässt er das Schlafzimmer. Ian weiß, wann es klüger ist, sich zurückzuziehen. Ich werde diesen Mann schon nicht töten.

Immer noch halte ich ihn an seinen Haaren fest. »Was bist du?«, fauche ich ihn an und schmeiße ihn auf mein Bett zurück. Bevor er reagieren kann, liege ich mit meinem ganzen Körper auf ihm. Er schluckt aufgeregt und schaut mit weit aufgerissenen Augen in mein Gesicht.

Sein Blick huscht zwischen meinen Augen und meinem Mund hin und her. »Black, ich bin Black. Duncan, ich bin Black, dein Mann.«

 

 

 

 

Kapitel 7

Black

*~*~*~*

 

 

Wimmernd bemerke ich den heißen Körper auf mir, sehe in das geliebte Gesicht meines Mannes. Das letzte Mal habe ich es gesehen, bevor ich diesen unglückseligen Fluch auf mich genommen hatte. Sein Vater führte mir die Konsequenzen unserer Liebe vor Augen. Ich war zu dieser Zeit noch so unschuldig und glaubte ihm alles. Duncan hatte mich in sein Leben gelassen, hatte mich geliebt und ich gab es ihm zurück. Wenn ich doch nur mit ihm gesprochen hätte, dann wäre vieles anders gelaufen. Ich musste ja den Helden spielen und bekam die Quittung dafür.

Aber ich liebte ihn so sehr. Mehr als mein Leben. Und nun? Er erkennt mich nicht mehr. Habe ich mich so verändert? Haben die schwarzen Schatten deshalb all die Jahre versucht, mich von ihm fernzuhalten, bis mein Körper nach all den Wiedergeburten sich so umgewandelt hat, dass er mich nicht mehr erkennt? Was ist mit ihm, mit seiner Seele? Ob sie mich wenigstens wiedererkennen wird?

Meine düsteren Gedanken werden unterbrochen, als sich Duncans Unterleib fest gegen meinen drückt. Oh ja, er will mich, ich kann es spüren. Sein Schwanz presst sich fest an meinen, reibt darüber. Er senkt sein Gesicht, bis ich nur noch in dunkelgrüne Augen sehen kann. Sie erinnern mich an die Wiesen in unserem Land. Wie habe ich meine Heimat vermisst.

Sein Atem streicht über meine Lippen, als sich meine Augen in seine bohren. Dominat und ohne Furcht starrt er mich an, bis ich meinem Naturell nachgebe und den Blick senke.

Er atmet hörbar ein, als das geschieht. Drückt sich noch fester auf meinen, unter sich liegenden Körper, zwingt meine Beine auseinander und legt sich dazwischen. Seine Hand packt fest mein Kinn, hebt es an und schon senken sich feuchte Lippen auf meine. Keuchend halte ich die Luft an, versuche mit all meinen Sinnen den Geschmack zu genießen.

Nach all den Jahren kann ich mich immer noch an ihn, seinen Geschmack, seinen Duft erinnern. Bevor ich es zurückhalten kann, sammeln sich Tränen in meinen Augen und perlen langsam die Wangen hinunter. Sein Daumen wischt sie fort, und die Lippen drücken sich noch fester auf meine. Eine Zunge drängt sich tief in meinen Mund und entlockt mir ein heiseres Stöhnen. Erstickt hole ich Luft, will, dass es niemals endet.

Seine Hände wandern über meinen Körper, als ich mit einem Ruck auf den Bauch gedreht werde. Mein Hintern hebt sich seinem Unterleib entgegen, als er sich hektisch an mich reibt. Mehrere Minuten lang höre ich nur sein erregtes Stöhnen, als er von mir runter rollt, sich neben das Bett stellt und mich mit einem Ruck nach oben zieht.

»Ausziehen!«, ist sein einziges Wort und schon beginnen meine Hände ein Eigenleben. Schnell stehe ich nackt vor ihm. Er schaut hinunter, sieht meinen Schwanz, wie erregt ich bin. Ein Lächeln liegt auf diesen grausam verzogenen Lippen, als er langsam auf mich zukommt. Seine Hände legen sich auf meine Hüften und er drückt sich an mich. Dominant senkt sich sein Mund auf meine Lippen und seine Zunge will Einlass. Er schiebt mich rückwärts, bis ich mit den Kniekehlen ans Bett stoße und zusammen fallen wir auf das Bett. Sein großer Körper drückt mich tiefer in die Matratze. Bedächtig wandert sein Mund meinen Bauch hinunter. Mein Herz schlägt wie verrückt.

Voller Verlangen schaue ich ihn an und spüre, wie er sich an meinen Körper entlang küsst, wie die Zunge den Bauchnabel umspielt. Spitze Zähne ritzen die Haut ein und eine heiße Zunge leckt das austretende Blut auf.

Meine Beine öffnen sich automatisch weiter, als er sich dazwischen platziert. So warm, wie sein Mund ist, so heiß fließt mein Blut durch die Adern. Eine nasse Zunge leckt über meine Schenkel, bis hoch zu den Hoden, sucht die Schlagader unter der Haut. Bevor ich es ahne, beißt er zu, fängt an zu saugen.

Lustschmerzen jagen durch meinen Körper, mein Rücken biegt sich durch, hebt sich vom Bett hoch und der Orgasmus kommt für mich so überraschend, dass ich die bebenden Beine zusammendrücke und Duncan zwischen den Schenkeln einschließe. Meinen Schrei der Erlösung, hört man bestimmt im ganzen Schloss.

Grobe Hände schieben meine Beine auseinander, sein grausam verzogener Mund kommt in mein Blickfeld. Strafend sieht er mich an, stemmt sich auf seine Arme und schaut auf mich hinunter.

Genau wie vor Jahren, fängt er meinen Blick ein, hält ihn fest. Genauso hat er mich immer angeschaut, wenn eine Bestrafung anlag. Mein Körper lechzt danach, will es und ich schlucke laut auf.

Seine Stirn zieht sich in Falten, als ob er einen Moment überlegen muss. Ob er sich langsam erinnert? Nein, der Augenblick ist vorüber. Plötzlich dreht er mich um und ich liege auf dem Bauch vor ihm. Seine Hand landet klatschend auf meinem Hintern. Mein Schmerzschrei hallt im Raum nach. So viel Kraft in diesen Händen.

Finger zeichnen mein Tattoo nach, stocken und fahren wieder darüber. Ob er es noch erkennt? Früher war es nicht so filigran gezeichnet. Bei jedem neuen Leben, das ich geschenkt bekam, hat es sich verändert. Nein, er wird sich nicht an mich erinnern und meine Zeit läuft ab. Nie bin ich älter als 30 Jahre geworden und nun bin ich 29. Noch ein Jahr habe ich Zeit, dass er mich annimmt, sich erinnert an unsere Zeit, an unser früheres Leben, sonst tritt der Fluch ein und ich werde für Ewigkeiten in den Schatten verbannt. Ein Jahr, ein einziges bleibt mir, um ihn, meinen Mann zu überzeugen, dass ich Black bin, sein heiß geliebter Mann.

Wieder trifft mich ein Schlag auf den Hintern, lässt mich laut aufschreien, bevor ich auf die Knie geschoben werde. Völlig offen präsentiere ich ihm meinen Hintern, den Schwanz und die Hoden, die er jetzt in seine Hände nimmt und leicht drückt. Der Rücken biegt sich nach oben und ich stöhne leise ins Kissen. Ein heißer Mund küsst sich über meinen Rücken zum Nacken. Harte Hände packen mein Haar, ziehen den Kopf nach hinten, sodass meine Kehle ungeschützt seinem Mund ausgeliefert ist.

Ein Keuchen verlässt die Lippen, als mein Hals überdehnt wird und sich eine nasse Zunge über die heftig pochende Halsschlagader leckt.

»Nimm mich«, keuche ich voller Leidenschaft und Sehnsucht. Sein Mund senkt sich auf den Hals und Zähne bohren sich heftig in die angespannte Haut. Ergeben schließe ich die Augen, als ich spüre, wie er ohne eine Dehnung, ohne Vorbereitung in mich eindringt. Voller Schmerz keuche ich auf, will mich von ihm entfernen, doch harte Hände halten mich an den Haaren fest ins Kissen gedrückt. Seine Zähne sind noch immer in meinem Hals vergraben. Nach jedem Stoß folgt ein Saugen. Ich versuche, mich zu entspannen, ihm das Eindringen in meinen Körper zu erleichtern.

Die Zähne ziehen sich zurück, aber unbarmherzig drücken mich die Hände tiefer in die Matratze. Die Stöße werden schneller, meine Schreie lauter, als er sich mit einem gewaltigen Stoß in meinem Inneren ergießt. Unser erstes Zusammenkommen ist völlig außer Kontrolle geraten. Nichts erinnert mich mehr an den Duncan, den ich kannte. Das hier ist ein Tier, das über mich und meinen Körper herfällt. Ein gefährliches Tier.

 

Impressum

Texte: Copyright ©Neschka Angel-- MAIN Verlag
Bildmaterialien: Umschlaggestaltung: © Cover & Books - Buchcoverdesign / Rica Aitzetmüller Umschlagmotiv: © Mann: shutterstock.com/56964646 © Krawatte: shutterstock.com/251895073 © Hintergrund: shutterstock.com/91184468
Tag der Veröffentlichung: 05.07.2014

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /