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 Die Anzeige zeigte kurz nach fünf Uhr an. Mano ich wollte noch nicht aufstehen sondern einfach noch eine halbe Stunde liegen bleiben. Ganz kurz die Augen zumachen, wirklich nur noch ein paar was würde ich darum geben? Rrriiing what the fuck nicht schon wieder......verdammter blöder Wecker an die Wand könnte ich ihn klatschen sodass er in tausend Einzelteile zersprang. Wie dem auch sei, mir blieb nichts anderes übrig und ich musste mich leider aus dem Bett erheben und richtig widerwillig rausquälen. Ganz langsam streckte ich mich, sodass sich mein Muskelkater etwas lösen konnte. Half zwar nicht viel aber besser als zuvor war es allemal. Jeden Tag das gleiche Ritual. Umso mehr liebte ich die Sonntage ganz lange ausschlafen und faul sein. Den ganzen Tag im Jogginganzug auf der Couch rumchillen und die Seele baumeln lassen. Kennt ihr das auch? Wer jetzt nein sagt den habe ich erwischt und der lügt eindeutig. Ab ins Bad, Haare kämmen, Zähne putzten.

Boa sah ich heute wieder hässlich aus. Heute fühlte ich mich gar nicht wohl in meiner Haut. Noch dazu so ganz ohne Schminke absolut grauenhaft. Jeder Frau geht es gleich oder fast jeder Frau ohne Makeup verlässt sie sehr selten das Haus oder die Wohnung.

Sehr viele Frauen gibt es nicht die darauf pfeifen wie sie ungeschminkt aussehen. Ich zählte definitiv nicht zu unteren Prozent der Mauerblümchen. Ich war eindeutig die Kategorie eingebildete Tusse oder wie man sie auch nennt. Niemals im Leben würde ich mich ungestylt aus dem Haus trauen nicht mal für tausend Euro.

Ich fing mit Zähne putzen an. Igitt die Zahnpasta schmeckte einfach nur scheußlich und ekelhaft. Jedes Mal musste ich mich fast übergeben. Ich kam einfach nicht dazu mir eine neue zu kaufen oder ich vergaß beim Einkaufen immer darauf eine andere Sorte zu nehmen. Ohh wie ich meine Haarverlängerung liebte. Was würde Frau nur ohne sie tun, wirklich eine klasse Erfindung. Meine Haare waren leider kurz naja das kann man relativ sehen denn sie gingen mir locker schon bis über die Schulter. Jedes Monat stand ich vor dem Spiegel und freute mich über jeden Zentimeter oder Millimeter den meine Haare wuchsen.

Es dauert leider immer eine Ewigkeit bis man seine Wunschlänge erreichte. Ich gehörte nicht zu den Glückspilzen deren Haare sprießten, aber dafür gab es ja Verlängerungen die zauberten im Handumdrehen eine tolle Länge. Ich klatsche mir eine Schicht Makeup ins Gesicht, etwas Wimperntusche und Kajal. Ein letzter Blick in den Spiegel um Outfit und Schminke zu überprüfen. Schnell schlüpfte ich in die Jacke, schnappte meine Tasche und eilte zur U-Bahn.

Wie ich diese Hektik in der Früh hasste. Jeder hatte es eilig, viele rempelten einen an und drängelten sich vorbei. Da könnte ich auf der Stelle kotzen sorry für den Ausdruck, aber es stimmt doch. Man hört heutzutage nicht mal eine kurze Entschuldigung wenn man geschubst oder getreten wird. Die Gesellschaft von heute ist sehr unfreundlich geworden, doch daran musste man sich wohl oder übel gewöhnen. Spätestens nach drei Wochen in der Großstadt war man es gewöhnt und benahm sich vielleicht selbst nicht besser. Na toll mich erwartete wieder ein lange Schlange auf der Rolltreppe. Das konnte ja heiter werden. Auf gar keinen Fall durfte ich die U-Bahn verpassen, denn ich war schon etwas später dran. Mit einen Sprung schlüpfte ich an ein paar Leuten vorbei und schaffte es in die U-Bahn. Während der Fahrt nahm ich neben einer etwas älteren Dame Platz die gerade Zeitung las.

So ein kleiner Fußmarsch, über einen Zebrastreifen drüber, ein bisschen geradeaus und ich war angekommen. Ein schneller Blick auf die Uhr verriet mir dass ich noch zehn Minuten Zeit hatte was ja fast ein neuer Rekord für mich war. „Hey wunderschönen guten Morgen wünsche ich euch allen“ schrie ich gut gelaunt in die Klasse. Genervte Blicke und Gemurmel gingen durch den Raum. Wie ich es liebte meine Klassenkameraden in der Früh ein wenig zu ärgern. „Boa Sarah kannst du denn nicht einmal leiser sein? Kriegst du das womöglich einmal hin?“ sagte Timmy böse.

„Ich kann es versuchen liebster Kollege, nur ob ich es hinbekomme weiß ich doch jetzt noch nicht“ grinste ich verlegen. Alle lachten auf einmal fröhlich auf und die Stimmung wurde allmählich erträglicher. Oh das hatte ich bis jetzt noch gar nicht erwähnt, oder vielleicht doch? Ich befand mich im ersten Jahr der Krankenpflegeschule die drei Jahre dauerte. Ich hatte mich für Kinderkrankenschwester entschieden. Es war schon früher mein großer Traum als ich ein kleines Mädchen war und den verwirklichte ich mir jetzt. Natürlich würde es eine harte Zeit mit sehr viel Lernen, wenig Freizeit und Stress werden aber ich war hart im Nehmen und wusste dass ich es schaffen würde.

Man sollte für seine Träume leben und kämpfen und sie sich von niemanden kaputt machen oder ausreden lassen. Dazu stand ich und das blieb auch meine Meinung, egal ob sie jemanden gefiel oder nicht. Schließlich muss jeder sein Leben selbst leben. Wenn man im Leben unglücklich ist, dann muss man etwas daran ändern, denn auf Dauer geht man daran kaputt. Heute stand wieder ein langer Stundenplan an. Bis fünf Uhr Schule das konnte ja sehr heiter werden, überhaupt bei dem schönen Wetter aber man konnte es nicht ändern. Was tut man nicht alles für eine gute Schulausbildung und später für einen vernünftigen, relativ gut bezahlten Job? Richtig geraten so gut wie Alles um sich ein halbwegs normales Leben leisten zu können.
Zähne zusammenbeißen und durch sagte ich mir immer wenn es sehr hart wurde. Irgendwann würden sich die Mühen und Anstrengungen lohnen da war ich mir ziemlich sicher. Die Wochenenden verbrachte ich mit stundenlangen Lernen. Da blieb fast kaum Zeit für Freunde treffen, shoppen oder sonst irgendwelche Aktivitäten. Hatte man mal den Stoff kapiert wurde es auch leichter und man konnte die Freizeit wieder mehr genießen. Trotz alldem für einen Freund reichte es keinesfalls denn keine Beziehung würde das drei Jahre lang überstehen, schon gar nicht eine welche sich ganz am Anfang befand. Im Gegensatz eine die schon etwas länger hielt und die gefestigt war eine solche konnte das locker überstehen.
Es kann alles so schnell gehen und unerwartet gehen und ehe man sich versieht ist man Hals über Kopf verliebt. Nun ich bin eine sehr harte Kokosnuss. Mich musste man erst einmal knacken und hatte man das mal geschafft traf man auf mein Inneres ICH.
Total aufgeregt fieberte ich meinen ersten Praktikumstag im Krankenhaus entgegen denn heute war mein erster Tag. Oh wie nervös ich doch war.. Der Aufzug fuhr im Eiltempo rasend schnell die vierzehn Stöcke nach oben.....Diiiing und ich war auch schon oben angekommen. Bloß nicht überschnappen dachte ich mir, ganz ruhig bleiben. Nur mehr ein paar Schritte und ich war am Ziel "Kinderstation". Schon jetzt hatte ich weiche Knie, am liebsten würde ich kotzen. Die ganzen kleinen Schreihälse, das würde was werden die nächsten sechs Monate. Wie sehr ich mich darauf freute ( eben nicht ) konnte man mir ansehen. Am liebsten hätte ich mit Jemanden getauscht, was aber so kurzfristig leider nicht mehr möglich war.

So kurz durchatmen und sich vorstellen. Die Stationsschwester wartete schon auf mich. Streng musterte sie mich wie ich aussah usw. Auf den ersten Blick konnte ich sie mich schon mal nicht leiden das spürte ich förmlich. Da stand mir ja eine sehr tolle Zeit dachte ich mir. „Hallo stellte sie sich vor mein Name ist Schwester Sandra, mit wem habe ich das Vergnügen?“ fragte sie grimmig. Mit ihrem strengen Getue verunsicherte sie mich nicht mal ein Stück innerlich war mir zum Lachen zumute, aber das sah man mir nicht an. „Also ich bin Sarah und verbringe ab heute einen Monat hier auf der Station und hoffe das ich in dieser Zeit ein wenig dazulerne“ antwortete ich schüchtern.

Mit einen schnippischen Unterton bekam ich eine kurze Antwort: „Naja Mädchen wir werden sehen, was du kannst und du dich anstellst. Auf den ersten Blick überzeugst du mich noch nicht. Ob das wirklich der passende Beruf für dich ist? Aber wir werden sehen was die nächsten vier Wochen bringen“ und mit einen Augenzwinkern ließ sie mich wie angewurzelt stehen. Was für eine dumme, eingebildete Bitch Du doch bist. Dir werde ich es schon zeigen, warte nur ab, wofür hältst du dich bitte.....dachte ich mir ärgerlich. Meine Gesichtsfarbe wechselte von hellrot auf dunkelrot. Tief durchatmen, ganz langsam bis zehn zählen und dabei langsam ein und ausatmen. Das wiederholte ich circa fünf Minuten, danach hatte ich mich halbwegs beruhigt und machte mich auf den Weg ins Schwesternzimmer. Von einer anderen Krankenschwester namens Luisa wurde ich sofort freundlich begrüßt. Sie gab mir meine Arbeitskleidung und erklärte mir ausführlich den Tagesablauf und was meine Aufgaben für die nächsten Stunden sein würden.

Stressig würde es nicht werden, denn außer Medikamente ein- und aussortieren, die dreckige Wäsche in Säcke geben und Tee zubereiten mehr hatte ich nicht zu tun. Trotz allem der Tag flog nur so dahin, als ich auf die Uhr sah war es bereits kurz nach sechs Uhr, also höchste Zeit um Schluss zu machen. Zum Abschluss trank ich noch einen Kaffee, verabschiedete mich von allen und begab mich auf den Heimweg. Fünf Minuten auf den Aufzug warten, das kann es doch nicht sein, der Cafe to go verbrannte mir langsam aber sicher meine Finger. Bing endlich war er da, schnell sprang ich rein und schon ging es KLATSCH und der Inhalt ergoss sich auf der schneeweißen Hose eines mir unbekannten Arztes.

Verdammt nochmal ich war wirklich der größte Tollpatsch den die Welt je gesehen hatte.

2

Sekundenlanges Schweigen, dann ein Räuspern.....Das konnte nichts Gutes bedeuten. Um die Stille zu unterbrechen, rang ich mich durch und sagte ganz leise: „Oh mein Gott bin ich vielleicht tollpatschig. Es tut mir furchtbar leid können Sie mir verzeihen?" Grüne Augen musterten mich irgendwie misstrauisch, dann ertönte zu meiner Erleichterung ein lautes Lachen und ich bekam amüsiert eine Antwort: „Na Madame das kann schon mal vorkommen. Es ist doch nichts passiert außer das meine Hose jetzt dreckig ist. Solange es nicht zur Gewohnheit wird ist die Entschuldigung angenommen“ dabei zwinkerte er mir frech zu.
„Nein natürlich nicht! Es wird hoffentlich nicht mehr vorkommen Herr Doktor Schmid“. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Feierabend" erwiderte ich perplex. Den Namen konnte ich auf seinen Karteikärtchen lesen, welches er auf seiner Brusttasche seinen Arztkittels befestigt hatte. Mit einen Nicken verabschiedete er sich und stieg im dritten Stock ohne ein weiteres Wort aus. Verdutzt blieb ich zurück und dachte mir nur „Was für ein eigenartiger, aber recht freundlicher Arzt“. Auf welcher Station er wohl arbeitete?
Die frische Abendluft peitschte mir ins Gesicht, die paar Gehminuten zur U-Bahn überbrückte ich einstweilen mit Musik hören. Zehn Stationen und ich war endlich daheim. Der Tag war nicht anstrengend gewesen, dennoch überkam mich schnell die Müdigkeit. Keine fünfzehn Minuten später schlief ich erholt ein bis mich der morgendliche Wecker aus meinen schönen Träumen riss.
Warum träumte ich bitte von Dr. Schmid? Diese kurze Begegnung ging mir nicht mehr aus den Kopf. Ob ich ihn schnell wiedersehen würde? Langsam quälte ich mich aus dem Bett. Der erste Weg führte wie jeden Morgen ins Bad, Zähne putzen, Haare machen, etwas Schminke fertig. Verdammt war ich noch müde. Wie ein Roboter begab ich mich zu meiner geliebten Kaffeemaschine. Wie ich dieses Geräusch und den Duft von Kaffee liebte. Eine Tasse dieses braunen Getränkes und meine Lebensgeister kehrten zurück. Keine Ahnung was da in meinen Körper passierte, aber kaum ausgetrunken war ich fit wie ein Marathonläufer oder wie ein Turnschuh.

Ein Blick auf die Uhr sagte mir das ich noch in etwa ein Stunde Zeit hätte also reichte es noch für ein kleines Frühstück bei Mc Donald zum Mitnehmen.

Zwei Apfeltaschen, ein Schokodonut, zwei Käsetoasts das müsste für den Tag reichen. Nun gesund war das nicht, aber heute würde es ein stressiger Tag werden. Das hatte ich im Gefühl und dieses täuschte mich so gut wie nie und ich sollte rechtbehalten. Kaum angekommen konnte ich gerade noch meine Vorräte in meinen Schrank geben, mein Gewand ablegen, mich in Windeseile umziehen und schon wurde ich herumgescheucht. Medikamente austeilen, Tee zubereiten, Proben mit Namen beschriften und ins Labor bringen.

Das waren meine Aufgaben die den ganzen Tag auf mich warteten, na gut es war die erste Woche meines Praktikums. Natürlich war mir klar dass mir noch keine schweren Aufgaben anvertraut wurden. Das würde sich aber mit der Zeit meines fast sechs monatigen Aufenthaltes hier wohl bald ändern, hoffte ich zumindest. Denn jeden Tag diese Dinge zu machen würde mit Sicherheit nach drei Wochen langweilig werden. Schließlich wollte ich auch jede Menge praktische Erfahrungen sammeln bevor die anstrengende Lernzeit wieder begann, das war zumindest mein Plan. Mal abwarten und Tee trinken dachte ich mir.

 Vom ganzen Herumlaufen taten mir nach sieben Stunden schon meine Füße weh, sie schmerzten heute das erste Mal so richtig. Wehleidigkeit zählte zu einer  meinen Schwächen. Schmerzen und ich vertrugen sich überhaupt nicht, denn sie waren die Hölle für mich.

Endlich war der lang ersehnte Feierabend da und konnte mich hinsetzen und verschnaufen. Während des Dienstes hatte ich es nicht mal geschafft richtig zu essen außer eine halbe Apfeltasche konnte ich in einer schnellen zehn Minuten Pause verdrücken. An diesen ganzen Stress musste ich mich erst gewöhnen das ging nicht von heute auf morgen es brauchte seine Zeit.

 

3

 Ich sah im Schwesternzimmer in den Kühlschrank und erblickte eine Tupperdose mit Essen darin. Darauf klebte ein Zettel „Zur freien Entnahme“. Beim Öffnen erkannte ich, dass es sich um relativ frische Käsespätzle handelte. Sie waren wohl von irgendwem vom Buffet mitgenommen worden und für später gedacht gewesen. In meinem Magen krachte und rumorte es vor Hunger. Schnell kippte ich die Spätzle auf einen Teller, den ich mir aus der Spülmaschine nahm, stellte ihn in die Mikrowelle und stellte die Anzeige auf drei Minuten und achthundert Watt. Das musste reichen und sie würden hoffentlich wie frisch schmecken. Wie ein Idiot stand ich wie hypnotisiert vor der Mikrowelle und sah dabei zu wie sich der Teller langsam im Kreis drehte.

Ungeduldig zappelte und sprang ich herum um mir die Wartezeit zu verkürzen. Ein „Ding“ signalisierte mir das es fertig gewärmt war. Eilig nahm ich den viel zu heißen Teller raus und verbrannte mir die Finger. Warum ich mir kein Geschirrtuch zur Hilfe genommen hatte, wusste ich selbst nicht. Der Duft stieg mir förmlich in die Nase und ließ mir das Wasser im Mund zusammenrinnen. Ich setzte mich auf den Sessel, stellte den Teller am Tisch an und wollte gerade anfangen zu essen, als mir Jemand amüsiert ins Ohr flüsterte: „Willst du das alles wirklich ganz alleine aufessen? Die große Portion passt doch nie und nimmer in deinen kleinen Magen.“

Die Stimme des Fremden kam mir sofort bekannt vor, es war die von Dr. Alex Schmid. Ohne den Kopf nach hinten zu drehen antwortete ich ein bisschen zu frech: „Da stehst Du aber jetzt blöd da und könntest dich gewaltig irren. Denn ich habe einen Bärenhunger und könnte locker die ganze Portion verdrücken.“Dr. Schmid kam um den Tisch herum geflitzt, holte sich eine Gabel aus der Schublade und nahm gegenüber von mir Platz. Ohne zu fragen, spießte er sich ein paar Spätzle auf und ließ sie in seinen Mund verschwinden. Dabei sah ich etwas Metallisches auf seiner Zunge aufblitzen und erkannte ein Zungenpiercing.

Mit offenen Mund und perplex über diese freche Aktion starrte ich ihn einfach nur an. Grinsend sah er mich an und sagte: „Pass auf sonst fliegt dir eine Fliege in den Mund und du verschluckst dich.“ Also dieser Arzt besaß eine freche, witzige Art die mich jetzt schon ein bisschen sprachlos machte. Mutig entgegnete ich: „Ich habe dir nicht erlaubt mitzuessen also schleunigst Finger weg, sonst bekommst du eine auf die Pratzen.“

Er prustete belustigt los und äffte mich wortlos nach. Ich knüllte eine Zeitung zusammen und schlug ihn damit so fest ich konnte auf die Finger. Augenblicklich ließ er die Gabel fallen, sah mich schmollend an und streckte mir die Zunge raus. Jetzt konnte ich mich vor Lachen nicht mehr halten und schob ihn als Friedensangebot den Teller hin. Wortlos verputzen wir die Reste und grinsten uns dabei ab und zu an. 

„Sarah danke dass ich mitessen durfte, um ehrlich zu sein ich hatte genauso schon so einen Bärenhunger wie du. Der nächste Kaffee und das nächste Essen gehen auf mich. Es ist schon spät, soll ich dich mit nach Hause nehmen? Ich habe in deiner Akte gelesen, du wohnst nur fünf Gehminuten von mir entfernt.“
„Oh danke ja sehr gerne Dr. Schmid.“, antwortete ich schüchtern.
„Sarah ich bin Alex, wenn du mich Dr. Schmid nennst fühle ich mich steinalt, was ich noch nicht bin. Zwischen uns sind nur zehn Jahre Unterschied, du könntest quasi meine kleine Schwester sein. Von nun an duzen wir uns.“
„Okay Alex wir können los.“ mehr brachte ich nicht über meine Lippen. Beide schnappten wir uns unser Zeugs und machten uns auf den Weg in die Garage. Langsam folgte ich ihn, ertappte mich aber dabei, wie ich ihn öfters auf den Hintern sah. Alex bemerkte es Gott sei Dank nicht. Die Autotüren öffneten sich, ich nahm neben ihm am Beifahrersitz Platz und schnallte mich an. Von der Seite her musterte ich Alex und stellte fest, dass er für seine fast dreißig Jahre nicht älter als dreiundzwanzig aussah.

Er guckte mich müde an, griff zu mir herüber und kontrollierte ob ich angeschnallt war. Während der ganzen Fahrt, sah er konzentriert auf die Straße und ließ sich nicht mal durch sein klingelndes Handy ablenken, welches pausenlos läutete. Am Display konnte ich nur den Namen „Schatz“ erkennen. Oh er hatte also eine Freundin oder womöglich sogar eine Frau, was ich als ziemlich schade empfand. Vom Typ und vom Charakter her, gefiel Alex mir auf Anhieb. Doch vergebene Männer waren für mich tabu und würden es auch immer bleiben. Oder etwa doch nicht?

 Alex stupste mich vorsichtig an der Schulter an und ich schrak hoch. Ich musste während der Fahrt wohl irgendwann eingeschlafen sein. Verschlafen blickte ich in seine rehbraunen Augen, die einen leichten Goldton am äußeren Rand zu haben schienen. „Sarah wir sind da aufwachen“, sprach er leise.
„Ja ich bin schon wach danke und tut mir leid, ich wollte dir keine Umstände machen und dich aufhalten.“, antwortete ich schlaftrunken.
„Du hast mich nicht aufgehalten liebe Sarah. Wenn wir gleichzeitig Dienstschluss haben, nehme ich dich jederzeit gerne mit, damit du nicht öffentlich heimfahren musst. Ich würde mich über deine Gesellschaft freuen und es wäre mir ehrlich gesagt lieber, denn da wüsste ich du kommst jedes Mal sicher heim und dir kann nichts passieren. Gute Nacht und süße Träume.“ Alex gab mir zum Abschied ein Bussi links und eines rechts auf die Wange, so als ob wir schon lange Freunde wären.
„Ähm ja danke das Angebot nehme ich gerne an und Gute Nacht Alex“, stotterte ich, stieg schnell aus und schlug die Haustür hinter mir zu. Mein Herz pochte wie wild und ich wusste dies waren die ersten Anzeichen, wenn ich Jemanden süß fand. Doch nein das durfte nicht sein, erstens hatte er eine Freundin und zweitens war er mein Chef. Freundschaft ist okay, aber mehr nicht sagte ich mir immer wieder, bis es mein Hirn zu kapieren schien. Dies könnte der Anfang einer echt netten Freundschaft werden. Es war doch nicht schlimm mit sich mit einem seiner Vorgesetzten gut zu verstehen oder privat befreundet zu sein.

Impressum

Texte: Abigail Dilaurentis
Bildmaterialien: Abigail Dilaurentis
Tag der Veröffentlichung: 23.01.2016

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