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Tanzhausmaus

„Okay, nochmal von vorn! Eins, zwei, drei und eins, zwei, drei, vier. Fünf, sechs, sieben, acht. Sehr gut! Das wird immer besser! Nochmal!“

Schnell wischte ich mir den Schweiß von der Stirn und stellte mich wieder in die Ausgangsposition. Nachdem er wieder angezählt hatte, hob ich meine Arme, versuchte, meine Hüfte in die korrekte Richtung zu drehen und das richtige Bein zu belasten. Okay und wie ging es jetzt nochmal weiter? Ach ja, richtig. Hochspringen und irgendeine komische Bewegung mit den Armen machen. Was hatte er da gleich nochmal gesagt? Wie ein Ei aufschlagen.

Stolz auf mich, weil ich mir so viel gemerkt hatte, sah ich wieder auf und wurde gleich darauf auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht. Die anderen waren schon einige Schritte weiter als ich. Naja, egal. Die hatte ich mir sowieso nicht mehr merken können. Ich beneidete die jungen Mädchen vor mir, die leidenschaftlich die richtigen Schrittfolgen ausführten. Selbst die anderen beiden Männer bekamen es halbwegs ordentlich hin.

Ich seufzte. Warum ich mir das hier alles antat? Der Grund hüpfte gerade in Shorts und Tank-Top an mir vorbei, machte aus Spaß ein paar Ballettschritte und feuerte uns weiter an, durchzuhalten.

Also nochmal: Linke Hand nach hinten gestreckt, rechte an den Kopf, dann Drehung und die … rechte … nein, linke Hand in die Hüften gestützt, dann wieder Drehung und diesmal die rechte Hand zur Seite nehmen und die linke hinter den Kopf. Jetzt einen Taktschlag ausruhen. Herrlich…

Als die anderen vor mir aufsprangen, tat ich es ihnen gleich. Zumindest im Ansatz. Was genau ich mit meinen Füßen machen sollte, hatte ich schon wieder verdrängt. Beziehungsweise wurde es von den anderen tausend Schritten, die man uns innerhalb von 30 Sekunden beigebracht hatte, überlagert.

Die einzelnen Figuren an sich waren nicht das Problem, aber sich die Reihenfolge zu merken… Irgendwie sah Clubstyle in dem Video, welches ich mir im Internet angesehen hatte, mehr nach Arm- und deutlich weniger nach Hüftarbeit aus. Nicht, dass ich irgendetwas gegen ausgiebige Hüftarbeit mit dem blonden Tanzlehrer einzuwenden hätte, aber… Okay, stopp! Ein Ständer wäre jetzt gar nicht gut. Es reichte schon, wenn ich dauernd rot anlief, weil der Typ mit seinen Arsch, der nur von knappen Shorts verdeckt wurde, vor meinem Gesicht herumtanzte, denn das konnte ich noch auf die Anstrengung schieben.

 

Ich hatte vor Ewigkeiten mal in einen Hip-Hop-Kurs reingeschnuppert und festgestellt, dass diese Art von Tanz nichts für mich war. Bei Clubstyle hatte ich die Hoffnung gehegt, dass es anders sein würde, doch nach den ersten Schritten war auch diese erloschen. Wobei ich immer noch die Meinung vertrat, dass das, was wir hier machten, kein Clubstyle, sondern eher Hip-Hop war. Doch wer hörte schon auf meine stummen Einwände?

Der Tanzlehrer, wegen dem ich hier war, Andy, hatte die Choreo als Mischung aus sexy Latinomädchen und wilder Amazone beschrieben. Tja, bei ihm sah das auch durchaus so aus, aber bei mir…

 

„Okay, zehn Sekunden Pause, dann geht’s weiter!“, schallte die Stimme von Andy durch den Saal. „Einundzwanzig, zweiundzwanzig, …“ Schnell stolperte ich zu meiner Tasche und kramte nach der Wasserflasche. Ich war schon nach den ersten Sekunden der Erwärmung total fertig gewesen und jetzt das…

Meinen Plan, solange hier zu tanzen, bis Andy mich bemerkte, hatte ich bei den ersten Schritten wieder verworfen. Das ließe mein Rest Ego nämlich nicht mehr zu. Ich würde definitiv beim Paartanz bleiben. Da waren die Schritte logisch und mussten nicht so schnell ausgeführt werden. Und man war variabel.

„Achtundzwanzig, Neunundzwanzig, …“ Erschöpft wischte ich mir mit meinem Shirt über das schweißnasse Gesicht, nahm noch einen Schluck aus der Flasche und begab mich dann wieder zu den anderen auf die Tanzfläche.

 

„So und nun werden wir das Ganze mal in Originalgeschwindigkeit üben. Bis jetzt war das doch langweilig.“ Nicht nur ich stöhnte bei seinen Worten auf, inzwischen konnten auch einige andere nicht mehr. Die Mädchen, die neben mir standen, sahen nämlich nicht besser aus.

Ich erwiderte ihr gequältes Lächeln und blickte dann wieder zu Andy, der nach vorne zu dem anderen Lehrer ging und wieder zählte. „Eins, zwei, drei und.“ Nur diesmal bestimmt doppelt so schnell. Wie sollte ich das denn bitte durchhalten?

„Eins, zwei, drei, vier.“ So weit so gut. Nicht, dass es Qualität gehabt hätte, aber ich stand wie die anderen mit geschlossenen Füßen in einer Reihe.

„Fünf, sechs, sieben, acht.“ Äh… was? Ach so, hüpfen und Hände irgendwie über den Kopf nehmen. Nee, das kam erst vier Schritte später dran, jetzt musste der Fuß langsam über den Boden geschleift werden. Oder?

Verwirrt blieb ich stehen, beobachtete die anderen und versuchte deren Schritte nachzuvollziehen. Irgendwie deckte sich das nur teilweise mit dem, was ich mir gemerkt hatte. Super, wie sollte ich denn bitte eine schnelle Choreografie ausführen, wenn ich mir ab dem zweiten Schritt nicht mehr sicher war?

 

„Sehr schön! Ich sehe, das wird. Noch einmal und dann machen wir weiter in der Choreo.“ Was? Da kam noch mehr? Seufzend blieb ich einfach stehen und versuchte gar nicht mehr, den anderen zu folgen.

„Komm schon, eins und zwei und drei.“ Ich hatte gar nicht bemerkt, wie Andy nach hinten gekommen war, doch jetzt stand er vor mir und sah mich auffordernd an. „Ähm…“, begann ich einfallsreich. Super, nicht rumstottern, Finn, reden! „Was?“ Argh! Du solltest doch reden! Nicht was fragen.

Ein Lächeln huschte über Andys Gesicht. „Das wird schon noch. Versuch einfach, mitzumachen. Mit der Zeit findest du dich rein.“ Ich nickte unsicher. Das Lächeln ließ ich lieber bleiben, denn ich war mir nicht sicher, ob meine Konzentration dafür überhaupt noch ausreichte und ich wollte ihn schließlich nicht noch mehr verschrecken.

Nachdem Andy wieder verschwunden war und seine durchtrainierten Oberschenkel aus meinem Sichtfeld gebracht hatte, schielte ich auf die Uhr. Die Hälfte hatte ich geschafft, aber bei der war die Erwärmung dabei gewesen. Diese war zwar anstrengend gewesen, jedoch bei weitem nicht so verwirrend. Wie sollte ich das nur überleben?

 

„So, bitte alle mal hersehen! Wir stehen jetzt alle mit den Händen in die Hüften gestützt da.“ Der andere Lehrer unterstütze Andys Worte mit der dazugehörigen Pose. „Und dann öffnen wir.“ Der Typ sprang hoch und kam mit geöffneten Beinen wieder auf. Dabei hockte er gefährlich tief. Diese Haltung hatte ich noch nie gekonnt.

„Und wieder schließen.“ Er nahm die Arme nach oben und ließ sie wieder nach unten hängen. Das würde ich sogar hinbekommen. „Okay und dann machen wir bei eins einen Schritt nach vorne, bei zwei die Arme nach oben, drei: Schritt zur Seite, vier: Arme nachnehmen.“ Wie bitte? Nochmal wiederholen!

Andy tat mir sogar den Gefallen, nur war ich hinterher kein bisschen schlauer. Vielleicht sollte ich wirklich gehen, das hatte doch alles keinen Sinn. Weder das Tanzen, noch, Andy irgendwie auf mich aufmerksam zu machen, sodass er eventuell mal mit mir einen Kaffee trinken gehen würde.

 

„Okay, und dann nehmen wir die Hände über den Kopf…“ Ich beobachtete ihn im Spiegel, wie er mit halbgeschlossenen Augen seine Arme nach oben streckte und seine Hüfte im Takt der nicht vorhandenen Musik wiegte. Scheiße, sah das heiß aus!

„Jetzt ihr! Ein, zwei, drei, vier. Fünf, sechs, kommt schon!“ Der andere Typ übernahm das zählen, wobei er uns bei weitem nicht so striezte wie Andy. Dieser ging derweil durch die Reihen und half hier und da nach. Als er bei mir angekommen war, besah er sich meine Verrenkungen eine Weile, bis ich schließlich peinlich berührt aufhörte.

„Nicht, mach weiter. Das sah doch gar nicht so schlecht aus.“ Ja, im Gegensatz zu den anderen Figuren… Großer Trost.

Erschrocken fuhr ich zusammen, als ich Andy plötzlich hinter mir spürte. Er legte seine Arme um mich, griff nach meinen Händen. Wie erstarrt ließ ich es geschehen, dass er meine Arme über den Kopf führte, näher an mich trat und seine Hüften rhythmisch bewegte.

„Du musst schon mitmachen, sonst wird das nichts. Also, zwei, drei, vier.“ Sein Atem kitzelte mich im Nacken, auf meinem Körper breitete sich eine Gänsehaut aus. Wie sollte man denn in so einer Situation noch klar denken können? Geschweige denn tanzen?

„Lass los“, raunte Andy an mein Ohr und schickte damit erneut einen Stromschlag durch mich hindurch. Kam es mir nur so vor oder war seine Stimme tiefer und irgendwie ein wenig … heiser geworden? Nein, das konnte nicht sein. Er war bestimmt nur von meiner Unfähigkeit genervt.

Egal, ihm zuliebe versuchte ich es. Bewegte meine Hüfte nach links und rechts, immer in die Richtung, die auch Andy gerade ansteuerte. In regelmäßigen Abständen spürte ich seinen Atem an meinem Hals, nur zu deutlich seinen Oberkörper, der meinen Rücken immer wieder streifte. Seine Hände hielten meine immer noch fest, führten sie in die richtige Richtung.

Fuck! Wenn er mich nicht bald losließ, würde ich kommen. Hier auf der Stelle. Scheiß auf alle anderen.

 

Ich spürte etwas Hartes an meinem Hintern, keuchte überrascht auf. Konnte das sein? Nein, das wäre… Aber wenn doch? Meine Lider fielen zu, ich fing an mich zu entspannen, lehnte mich nach hinten an den warmen Körper. Ganz ehrlich, ich hätte in diesem Moment ewig so weiter tanzen können, doch Andy ließ mich abrupt los, ging an mir vorbei. „Okay, dann üben wir das Ganze mal mit Musik.“

Seine Wangen leuchteten in einem zarten Rot und ich hatte das Gefühl, dass seine Stimme leicht zitterte. Irgendwann wurde es wohl auch für den Tanzlehrer anstrengend…

 

 

Während der restlichen Zeit ignorierte mich Andy vollkommen. Nicht, dass er mir vorher sonderlich viel Beachtung geschenkt hätte, nur hatte er jetzt nicht einmal mehr einen prüfenden Blick für mich übrig. Auch mied er meine Nähe. War er vorher auch an mir vorbeigegangen, hatte es jetzt den Anschein, als ob er sich immer im größtmöglichen Abstand zu mir bewegen würde.

Enttäuscht ging ich am Ende des Kurses zu meiner Tasche, trank meine Wasserflasche in großen Schlucken leer. Seine Missachtung strafte mich. Ich fragte mich die ganze Zeit, was ich falsch gemacht hatte. Außer der Tatsache, einen Tanzworkshop besucht zu haben, ohne tanzen zu können. Hatte er bemerkt, dass seine Nähe mich erregt hatte? Aber eigentlich konnte er sich doch geehrt fühlen, denn Andy war definitiv schwul. Solche Klamotten zog keine Hete an, geschweige denn bewegten sie sich so.

Aber eigentlich hätte es mir von Anfang an klar sein müssen. Was sollte ein Typ wie Andy von einem Typen wie mir wollen? Ich hatte gar nichts. Weder ein überdurchschnittlich gutes Aussehen noch sonst irgendetwas, das mich interessant machen würde.

Immerhin hatte ich meine Portion Sport für den nächsten Monat weg. Morgen würde ich bestimmt mit einem schönen Muskelkater aufwachen.

 

Trotzdem konnte ich nicht verhindern, dass ich bis über alle Grenzen enttäuscht aus dem Tanzsaal ging, Andy noch einen letzten niedergeschlagenen Bick zuwerfend. Zu meiner Überraschung sah er auf und erwiderte den Blick für einen Moment. Den traurigen Ausdruck, der sich auf seinem Gesicht breit machte, bemerkte ich gar nicht mehr, wollte nur noch weg.

Für einen Augenblick überlegte ich, einfach so zu gehen, entschied mich dann aber doch dagegen, denn eine Erkältung war das letzte, was ich jetzt wollte. Also schlich ich die Treppe hoch, tauschte mein Sportshirt gegen ein normales und ging kurz ins Bad, um mir den Schweiß zumindest ansatzweise vom Gesicht zu waschen.

Ich wollte nur noch nach Hause. Duschen und mich dann mit sehr viel Eis und Schokolade ins Bett kuscheln, mir Liebestragödien ansehen und mit mir selbst darüber diskutieren, wie scheiße mein Leben doch war. Gut, auf letzteres hatte ich eigentlich keine Lust, aber egal, was ich tat, es würde immer darauf hinauslaufen. Meine beste Freundin gurkte nämlich gerade irgendwo in Australien herum und als Student hatte ich nicht das Geld, ein Wiederaufbau-Gespräch mit ihr zu führen. Also vielleicht noch eine Packung Eis mehr.

Fertig umgezogen musste ich wohl oder übel die Treppe wieder hinunter und somit an dem Saal vorbei. Ich konnte nur hoffen, dass Andy schon weg oder immer noch drinnen war und mich nicht sah.

Unten angekommen blickte ich mich suchend um und wollte schon erleichtert aufatmen, als sich plötzlich eine warme Hand auf meine Schulter legte und mich herumdrehte. Ich hätte jetzt mit allem gerechnet, nur nicht damit, direkt in Andys Gesicht zu blicken. „Wa…“ „Schht“ Er legte mir einen Finger auf die Lippen. „Nicht reden, mitkommen.“ Sanft, aber bestimmt zog er mich in den nun leeren Tanzsaal. Seine Stimme ganz ohne die Autorität zu hören war ungewohnt, doch keineswegs unangenehm.

Nicht wissend, was er jetzt von mir wollte, lehnte ich mich an die Wand und sah ihn fragend an. Andy fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Eigentlich fehlte bei seinem Outfit nur noch das Stirnband, fiel mir da auf. Aber gut, man erkannte auch so, dass er auf Männer stand. Aber nicht auf mich, sonst würde er irgendetwas tun und mich nicht einfach hier stehen lassen.

 

„Warum bist du wirklich hier?“ Hä? Ach so, das war eine Frage. Von ihm. An mich. Aber… Was? „Ähm…“ „Naja, am Tanzen kann es nicht liegen, dafür warst du zu unmotiviert.“ Er grinste mich schief an. „War ich echt so schlecht?“ Natürlich war ich das, aber es nochmal von ihm zu hören, würde meinem Ego den Rest geben, obwohl ich Andy dann ja vielleicht endlich aus meinem Kopf verbannen könnte.

„Nein, also ich denke, diese Art Tanz liegt dir einfach nicht. Es sah aber wirklich niedlich aus, wie du dich bemüht hast.“ Na danke. Warte, niedlich? Niedlich? Sollte ich mich jetzt geehrt fühlen, von meinem Schwarm als niedlich bezeichnet worden zu sein?

„Hm“, brummte ich missmutig. „Schön, dass ich dich wenigstens belustigen konnte.“ Wenn schon nichts anderes. Er lachte auf. Es war ein angenehmes Lachen. Nicht hoch und piepsig wie das der Mädchen.

„Also? Was willst du wirklich?“ Dich zu einem Kaffee einladen. Aber das konnte ich nach meiner Aktion beim Tanzen vergessen. Eigentlich hätte ich es schon die ganze Zeit vergessen können.

„Hat sich sowieso erledigt.“ „Was, wieso? Also wenn es um das Tanzen geht, mit etwas Übung schaffst du das, du…“ „Nein, nicht das Tanzen. Da war mir schon vorher klar, dass ich nie ein Profi werden würde. Also in dieser Richtung. Ich tanze Paartanz.“ „Ah, das erklärt einiges.“ Ich fragte ihn nicht, was er damit meinte. Ich wunderte mich noch darüber, gerade vier Sätze am Stück gesagt zu haben. Zu ihm, ohne Stottern. Nur war es jetzt auch zu spät. Hätte meinem Hirn mal früher einfallen sollen.

Andy musterte mich immer noch neugierig. Ich seufzte. Irgendetwas musste ich ihm antworten. Und inzwischen war es sowieso egal, da konnte ich auch die Wahrheit sagen. Unsicher sah ich ihm in die Augen und atmete tief durch.

„Ich habe dich das erste Mal auf dem Frühlingsball tanzen gesehen und keine Ahnung, ich war auf den ersten Blick von dir fasziniert. Habe dauernd an dich gedacht und naja“ Ich wurde rot. „Ich habe ein wenig nachgeforscht und bin dann schließlich an deinen Namen gekommen und wusste, was du unterrichtest und dann fiel mir dieser Workshop ins Auge. Ich wusste, wenn nicht jetzt, dann nie und naja, den Rest kennst du. Mein eigentlicher Plan war, dich auf mich aufmerksam zu machen und dann zu einem Kaffee einzuladen, aber nachdem ich mich so blamiert habe…“ Mittlerweile knallrot im Gesicht zuckte ich hilflos mit den Schultern und sah zur Seite.

 

„Du hast dich nicht blamiert.“ Ein Finger schob sich unter mein Kinn und zwang mich, den Kopf anzuheben, sodass ich Andy ansehen musste. „Im Gegenteil, ich bewundere dich dafür, dass du dich überwunden und hier getanzt hast, obwohl du wusstest, dass es nicht dein Stil ist.“ „Wirklich?“ Er nickte und lächelte mich sanft an. Ich erwiderte es schüchtern, immer noch mit geröteten Wangen.

„Du bist süß, wenn du verlegen bist.“ Perplex sah ich Andy in die Augen, registrierte nur schleppend, dass sein Kopf meinem viel näher war, als noch vor wenigen Sekunden. „A-Andy, was…“ „Nicht denken, Finn, lass dich einfach gehen.“

Ehe ich darüber nachgrübeln konnte, woher er meinen Namen wusste und wie schön er sich aus seinem Mund anhörte, wurden meine Lippen von seinen verschlossen. Unwillkürlich seufzte ich auf, erwiderte den Kuss. Andys Hände legten sich auf meine Hüften, zogen mich näher zu ihm heran. Ich spürte seinen durchtrainierten Körper, nahm seinen Duft war. Eine Mischung aus Schweiß und Deo.

 

„Andy, ich mach dann los, kannst du abschließ… Oh. Ähm, ich leg dir den Schlüssel hier auf den Tresen. Also bis morgen und … viel Spaß noch.“ Der Stimme, die ich dem anderen Lehrer zuordnete, war deutlich das Grinsen anzuhören, doch es war mir egal. Für nichts würde ich Andy jetzt gehen lassen, aus Angst, dass er es sich dann doch anders überlegen würde.

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit, die für mich dennoch viel zu schnell verging, löste Andy sich von mir, sah mir mit geröteten Wangen in die Augen. „Du hast keine Ahnung, wie verrück du mich heute gemacht hast. Dich die ganze Zeit vor meiner Nase tanzen zu sehen, wie du so unendlich süß mit deinem Hintern wackelst und dann, wie du dich an mich geschmiegt hast… Sorry, aber wenn ich da nicht sofort abgehauen wäre, hätte ich dich vor allen anderen vernascht.“ Das erklärte natürlich seine abweisende Haltung danach. Also wollte er schon die ganze Zeit etwas von mir? Aber…

„Willst du immer noch einen Kaffee mit mir trinken gehen? Denn wenn ja, dann erkläre ich dir den Rest dort.“ „O-okay, ja, sehr gerne.“ Andy grinste glücklich, griff nach meiner Hand und zog mich aus dem Saal. Dabei schenkte er dem Schlüssel, der auf dem Tresen lag, keinerlei Beachtung.

 

 

 

zwei Monate später

 

Clubstyle würde wohl nie meins werden, doch den Tanzkurs zu besuchen, war die beste Entscheidung meines Lebens gewesen. Auch wenn ich meinen Freund vor unserem ersten Date vielleicht auf den Schlüssel hätte hinweisen sollen. Er hatte am nächsten Tag nämlich reichlich Ärger von seinem Tanzlehrerpartner, der übrigens Maurice hieß, bekommen.

Zu meiner Verteidigung musste man jedoch sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht zurechnungsfähig gewesen war. Das Glücksgefühl dieses Moments hatte sich bis heute gehalten. Andy und ich hatten, während wir einen Kaffee nach dem anderen getrunken hatten, viel geredet und uns zum Abschied für den nächsten Tag verabredet. Dann erneut und immer wieder, bis wir schlussendlich zu dem gekommen waren, was wir jetzt hatten. Eine Beziehung.

Obwohl ich Andy mit meinen nicht vorhanden Tanzküsten in Hip-Hop, Clubstyle und sonstigen Rumhopstänzen regelmäßig in den Wahnsinn trieb, blieb er bei mir. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich mich in den Standart-Latinotänzen doch ganz passabel anstellte. Und wer war schon perfekt?

Vielleicht Andy. Doch ob er es nun war oder nicht, spielte für mich keine Rolle. Für mich zählte nur meine Liebe zu ihm und das Glück, das ich mit ihm hatte. Und wer weiß, vielleicht lerne ich ja doch einmal die eine oder andere Choreografie auswendig und sei es nur, um sein überraschtes Gesicht zu sehen.

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Lektorat: Alles BlackSheeps Schuld! Nein, hab dich ganz doll lieb, meine abffiuazewp ♥
Tag der Veröffentlichung: 24.08.2015

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