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Aller Anfang ist ... Rache?

 

Moritz

 

„Hey Moritz, warte! Clara wollte in zehn Minuten vorbeikommen und uns abholen.“ Nein, sie kommt, um dich abzuholen und genau deswegen will ich ja verschwinden.

Leander legte mir von hinten eine Hand auf die Schulter und drehte mich zu sich um. „Was ist denn los, Alter? Du bist schon seit der Mittagspause so zickig.“ Tja, könnte vielleicht daran liegen, dass du ‘ne halbe Stunde mit Clara telefoniert und ihr gefühlte tausend Mal versichert hast, dass du sie liebst. Tut mir ja leid, wenn ich dann nicht in Hochstimmung bin.

Ich riss mich los und stapfte davon. Es zerriss mir das Herz, ihn einfach so zurückzulassen, aber was sollte ich denn tun? Auch noch zusehen, wie sehr sie sich liebten? Nein, danke. Darauf konnte ich getrost verzichten.

 

Seit dieser ... Sache waren drei Wochen vergangen und nachdem Lele erst gar nicht mehr mit mir geredet hatte, tat er jetzt so, als wäre nichts geschehen. Mit dem einzigen Unterschied, dass er jetzt noch mehr Zeit mit Clara verbrachte. Ich glaube, mir wäre es lieber gewesen, wenn er mich weiterhin ignoriert hätte. Dann hätte ich ihn vielleicht irgendwann vergessen können, aber so…

Offiziell waren wir (zumindest nach Leanders Meinung) noch immer beste Freunde, die einfach nur einen kleinen Streit gehabt hatten und beste Freunde verbrachten nun mal sehr viel Zeit zusammen, erzählten sich alles und hatten keinerlei Berührungsängste. Tja, Letzteres traf bei uns zwar nicht hundertprozentig zu, denn ich wollte ihn ja anfassen, aber er mich eben nicht. Zumindest nicht so. Er hatte keine Ahnung, wie wahnsinnig er mich machte, wenn sich unsere Arme streiften oder er mir immer mal wieder „freundschaftlich“ in die Seite stieß. Ach, wie schön die Welt doch war.

 

„Man, jetzt hör mit dem Scheiß auf, Moritz! Das nervt!“ Leander baute sich vor mir auf. „Ich soll mit dem Scheiß aufhören? Wer betrügt denn hier wen?“ Ich funkelte ihn böse an. Was dachte er sich eigentlich? Dass ich lächelnd daneben stehen und zusehen würde, wenn er Clara die Zunge in den Hals steckte? „Hey! Hör auf, so zu schreien, ja? Und außerdem betrüge ich sie nicht.“ „Nicht? Und was ist das dann mit mir, hm? Wie willst du das erklären?“ Ich war zum Ende hin immer lauter geworden und fuhr erschrocken zusammen, als Leander mir plötzlich eine Hand vor den Mund hielt. „Sei still!“, zischte er mir ins Ohr und ich verfluchte meinen Körper dafür, dass er angenehm erschauderte, als Leles Atem meinen Hals streifte.

Leander zerrte mich in einen leeren Klassenraum und schloss die Tür hinter uns. Er kam bedrohlich näher und stellte sich vor mich, sodass ich zwischen ihm und der Tafel eingeschlossen war.

„Was zur Hölle ist dein verdammtes Problem?“ „Du?“, gab ich trotzig zurück. War das nicht offensichtlich? „Klar, und ich bin Jesus.“ War vielleicht gar keine schlechte Idee. Wurde der Typ nicht gekreuzigt? „Mann, ich versteh dich nicht mehr, Moritz. Was ist denn auf einmal los? Ich hab dir gesagt, dass ich nicht mit ihr Schluss machen werde. Ich li…“ „Wag es ja nicht, dieses Wort noch einmal auszusprechen.“ Ich machte einen Schritt vorwärts und stand jetzt genau vor ihm. Vor einem Monat hätte ich ihn jetzt geküsst und ein Teil von mir sehnte sich auch jetzt danach, ihm wieder nahe zu sein, aber ich hatte keine Lust, erneut verletzt zu werden. Ich hatte damals Glück gehabt, dass Wochenende gewesen war, denn so verheult hätte ich mich definitiv nicht in der Schule sehen lassen können.

„Was soll ich nicht aussprechen?“, fragte Leander spöttisch. „Dass ich sie liebe? Das tue ich aber.“ Ein klatschendes Geräusch durchbrach die Stille. Erschrocken starrte ich erst auf meine erhobene Hand, dann auf Leles gerötete Wange. Shit! Nein, nicht Shit. Er war ein Arschloch und hatte es nicht anders verdient.

Ich drehte mich auf dem Absatz um und verließ den Raum. Sollte er doch verrecken.

 

Auf dem Gang entdeckte ich Clara und stöhnte innerlich auf. Sie sah so unecht aus. Wie eine Botoxpuppe. Was fand Lele nur an ihr? Sie kam mir entgegen, um mich zu umarmen, und ich setzte ein künstliches Lächeln auf. Fiel mir mittlerweile nicht mehr schwer.

„Hey, Moritz. Schön, dich zu sehen. Wo ist denn Lele?“ Und natürlich fragte sie gleich nach ihrem Schatzi. Ich hätte kotzen können. „Äh … Der kommt gleich. Ich…“

„Na, Süße?“, erklang Leanders Stimme von hinten und ich drehte mich automatisch zu ihm um. Er umarmte Clara zur Begrüßung und lehnte seine Stirn gegen ihre. Sanft strich er mit der Hand über ihre Wange bis zu ihren Lippen. Dann wanderte sein Blick kurz zu mir, ehe er sie küsste. Klar, ich hab dich auch lieb.

Seine Hand schlich sich unter ihre offene Jacke bis zu ihrem Hintern. Er presste sich förmlich an sie. Also entweder gingen meine Hass-Fantasien mit mir durch oder er machte das nur, um mich zu ärgern. Leute, wir waren noch immer in einer Schule. Aber kümmert euch nicht darum. Vor allem nicht um mich. Ich bin ja nur dein bester Freund. Stopp, ich war dein bester Freund. Jetzt war ich das fünfte Rad am Wagen, die zweite Geige. Wer wollte das denn nicht sein?

Aber immerhin schien auch Clara nicht gerade glücklich mit der Situation zu sein, denn sie wehrte sich gegen Leanders Berührungen und drehte ihr Gesicht weg. Tja, ich hätte das nicht gemacht. Argh, nein! Nein, nein, nein! Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare und räusperte mich. „Ich geh dann mal. Hab noch was vor…“ Ich schnappte mir meinen Rucksack und steuerte den Ausgang an. Hauptsache weg.

 

„Hä, Moritz, ich dachte, du wolltest dich heute mit Lele treffen?“ Clara hatte sich wohl mittlerweile aus Leanders Klammergriff befreit und lief nun neben mir. „Was?“ Stimmt, da war ja was. „Ja, das meinte ich doch.“ Ich grinste sie an, was mir, nach Leles Blick zu urteilen, gänzlich misslang. Clara aber schien es nicht zu bemerken. Ich sagte es ja: Botoxschlampe und IQ-Wert gleich Null.

 

Natürlich musste die Bahn auch noch bis oben hin voll sein, sodass die beiden schon aus Platzgründen kuscheln mussten. Konnte der Tag eigentlich noch schlimmer werden?

Der einzige Lichtblick war, dass Clara ihren Kopf bei jedem von Leanders Versuchen, sie zu küssen, wegdrehte. Das hatte er jetzt davon. Ich meine, es war doch weithin bekannt, dass Mädchen auf Romantik und viel Geschmuse standen und nicht auf wilde Knutschereien in der Öffentlichkeit.

Gewaltsam versuchte ich, die Bilder von Leles Gesicht im Kerzenschein und die Erinnerungen an die Gefühle, die mich überkamen, wenn er mich berührte, zu verdrängen. Er war und blieb ein verdammter Idiot. Vielleicht sollte ich es Clara einfach erzählen? Ich bezweifelte, dass sie dann noch mit ihm zusammen sein wollte.

Als ob Leander meine Gedanken erraten hätte, sah er mich durchdringend an. Fragend zog ich eine Augenbraue hoch und reckte mein Kinn etwas vor. Er konnte mir nichts anhaben. Und ich würde schon dafür sorgen, dass er das erfuhr. Ich brauchte nur eine Gelegenheit, mit Clara alleine zu sprechen…

 

„Stadtzentrum. Umsteigemöglichkeiten zu allen Bus- und Bahnlinien.“

Endlich! Ich konnte aus der stickigen Bahn raus. Es wurde auch langsam Zeit, denn Leander hatte trotz Claras Widerstand nicht damit aufgehört, ihren Hals zu liebkosen und ihr immer wieder seine Lippen aufzudrücken. Hatte ich schon mal erwähnt, dass mir schlecht war?

„Hey, bis morgen. Ich vermiss dich jetzt schon, Süße!“ Leander hatte seine Arme um Clara geschlungen und drückte sie an sich. Wetten gleich kam der obligatorische Abschiedskuss? Jap, hatte ich es nicht gesagt? Leander umfasste Claras Gesicht und küsste sie. Und das mit so viel Gefühl! Warum? Warum zur Hölle tat er das? Merkte er denn nicht, wie sehr er mich damit verletzte? Doch, bestimmt. Er war ja nicht dumm. Aber so ein verficktes Arschloch!

„Ja, tschüss, Lele. Wir sehen uns.“ Wir sehen uns. Wie das klang… War sie heute mit dem falschen Fuß aufgestanden? Na, eigentlich konnte es mir ja egal sein. So war es wenigstens nicht ganz so schlimm wie sonst. Auch wenn Leander das irgendwie nicht zu realisieren schien, dass sie nicht in Stimmung war.

 

„Moritz! Hör auf, so zu schauen, als würdest du alles und jeden umbringen wollen, und komm endlich. Wir haben noch was vor!“ Verdutzt sah ich meinen Ex-besten Freund an, der ungeduldig auf mich wartete. „Es tut mir ja leid. Normalerweise braucht ihr länger, um euch euren Abschiedsknutschi zu geben.“ Meine Stimme triefte vor Sarkasmus und ich sah Leander herausfordernd an. Doch dieser drehte sich nur mit einem wütend-genervten Schnauben um und stapfte davon. Wie gesagt, offiziell waren wir noch die dicksten Freunde, aber sobald wir aus welchen Gründen auch immer mal zufällig alleine waren, herrschte Funkstille.

Doch da unsere liebe Biolehrerin uns ja ein Projekt aufgebrummt hatte, durfte ich ihm jetzt schön artig hinterher trotten. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, hatten wir bei der Auslosung der Themen auch noch „Die perfekte Partnerschaft“ abbekommen. Wer dachte sich denn solche beschissenen Themen aus? Die perfekte Partnerschaft… Davon konnten wir definitiv ein Lied singen. Hust.

Montag musst es fertig sein - das konnte ja nur lustig werden, da wir bis jetzt noch gar nichts hatten und Leander vorhatte, den Rest des Wochenendes mit seiner geliebten Freundin zu verbringen. War ja schon ein Wunder, dass er sich heute mal für zwei Stunden mit mir abgab.

 

 

Die Präsentation war natürlich, wie zu erwarten, eine Katastrophe gewesen. Leander und ich hatten am Freitag still nebeneinander gesessen und unser Zeug gemacht. Da war Null Absprache gewesen, kein Durchgehen des Vortrages, nicht einmal ein Korrekturlesen des Textes des anderen. Nichts.

Dementsprechend schlecht fiel unsere Bewertung auch aus, Leander schien das jedoch nicht weiter zu stören. Nach der Schule holte ihn mal wieder Clara ab und das erste was er tat, war, sich bei ihr über meine Inkompetenz zu beschweren und wie unfähig ich doch allgemein sei und das er überhaupt nicht wüsste, warum er mit mir befreundet wäre.

Als ich das gehört hatte, war mir der Kragen endgültig geplatzt. Was dachte der sich denn bitte, mich vor allen Leuten so runterzumachen? Dabei war er es gewesen, der immer abgeblockt hatte. Ich hatte des Öfteren versucht, mit ihm zu reden und sei es auch nur über den Vortrag. Aber nein, Mister Ignoranz hielt sich ja für etwas Besseres.

Wäre ich doch nur nicht so weit gegangen. Dann würden wir uns jetzt nicht aus dem Weg gehen, er würde mich nicht hassen und wir könnten unsere inoffizielle Beziehung weiterführen. Eigentlich hätte es mir schon in den Tagen danach klar sein müssen, dass es sowohl mit der Beziehung als auch mit der Freundschaft hundertprozentig vorbei war. Leander hatte sich nämlich das ganze Wochenende nicht mehr gemeldet und das hieß für uns schon was. Es war also nicht das Ich-musste-erstmal-verarbeiten-wie-geil-das-war-Erlebnis gewesen.

Aber als er mit dieser tonlosen, kalten Stimme mit Clara über mich sprach, konnte ich nicht mehr. Es hatten mittlerweile ja eh alle mitbekommen, dass wir uns nicht mehr leiden konnten, denn so ganz ging Leanders Plan, heile Welt zu spielen, dann doch nicht auf. Was hatte ich also noch zu verlieren gehabt? Ich konnte einfach nicht mehr so tun, als ob nichts geschehen wäre.

 

Ich war auf ihn zugegangen, hatte ihn zu mir umgedreht und ihm sowas von eine geknallt, dass es alle in einem Umkreis von 100 Metern gehört haben mussten. Clara hatte entsetzt aufgeschrien, doch das war mir in diesem Moment vollkommen egal gewesen.

Ich hatte gewartet, bis Leander sich wieder halbwegs aufgerichtet hatte und ihm dann gefühllos in die Augen gesehen. „Fick dich doch! Du willst doch nur nicht zugeben, dass es dir verdammt nochmal gefallen hat! Vielleicht solltest du das deiner Barbiepuppe hier noch sagen. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass sie das nicht so toll finden wird, wenn sie erfährt, dass sie nicht die Einzige in deinem Leben ist. Und glaub mir, sie wird es erfahren. Wenn nicht von dir, dann von mir.“

Dann hatte ich mich umgedreht und ihn einfach stehenlassen. Sowie alle anderen, die uns mit offenen Mündern angestarrt hatten. Es war mit gleich gewesen. Ich hatte ihm des Öfteren gesagt, was ich davon hielt, aber er hatte ja nie auf mich gehört. Tja, und jetzt wussten es wirklich alle.

 

Das Problem war nur, dass ich jetzt auf meinem Bett lag und ein riesengroßes schlechtes Gewissen hatte. Wenn noch der Hauch einer Chance bestanden hatte, dass zwischen Lele und mir alles wieder gut werden würde, hatte ich diesen nun erfolgreich zerstört. Super. Was sollte ich nur tun?

Seufzend drehte ich mich auf den Rücken und starrte an die Decke. Verzweifelt versuchte ich, eine Lösung zu finden, aber mein Kopf war wie leergefegt. Es hatte doch eh alles keinen Sinn.

Ich stand auf und ging ins Bad, um mir etwas Wasser ins Gesicht zu spritzen. Erschöpft stützte ich mich auf das Waschbecken und sah in den Spiegel. Hier hatte alles angefangen.

Warum hatte ich auch meine Finger nicht bei mir behalten können? Dann wäre das alles nicht passiert. Nichts von all dem wäre geschehen. Alles wäre gut. Aber so…

Entschlossen sah ich mir in die Augen. Das konnte so nicht weitergehen. Was Lele konnte, konnte ich schon lange. Wenn er mich ignorierte, würde ich ihn ab jetzt auch einfach links liegen lassen. Er würde schon sehen, dass er nicht ohne mich auskam, dass er mich brauchte. Allein dass er das Armband noch trug, zeigte doch, dass ich ihm noch immer etwas bedeutete. Es war also noch nicht zu spät.

Ich grinste mein Spiegelbild an und ging zufrieden zurück in mein Zimmer. Er würde es schon noch bereuen…

Wenn man eins nicht haben kann, dann keins

 

Leander

 

Dieser Idiot! Dieser verdammte Idiot! Warum konnte er nicht einmal seine Fresse halten? Was war denn bitte so schwer daran? Mund zu und Stimmbänder nicht benutzen. Das sollte man in seinem Alter eigentlich schon hinbekommen. Aber nein, nicht mal das konnte er. So typisch! Und jetzt hatte ich den Salat.

 

Clara hatte sich nach Moritz‘ Worten nicht mehr um meine schmerzende Wange gekümmert, sondern mich geschockt angesehen. Sie war ja nicht blöd, seine Worte waren eindeutig gewesen. Und dank seiner Lautstärke wusste es jetzt die halbe Schule.

Dieser… Ich raufte mir die Haare und ging unruhig in meinem Zimmer auf und ab. „Lele? Was meinte Moritz damit, dass ich nicht die Einzige sei?“ Clara saß auf meinem Bett und sah mich fragend an.

Natürlich wollte sie das jetzt wissen, aber was zur Hölle sollte ich sagen? Warum hatte er nicht sein verdammtes Maul halten können?

„Leander!“ Clara erhob sich und hielt meinen Arm fest, um mich davon abzuhalten, weiter durch mein Zimmer zu tigern „Was ist los? Und gib nicht Moritz die ganze Schuld.“ „Es ist aber seine verfickte Schuld! Hätte er nichts gesagt, dann…“ „Dann was? Hättest du mich weiterhin betrogen?“ Tränen glitzerten in ihren Augen und ich bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Sie hatte das nicht verdient. Ich war so ein Idiot!

Als ich weiterhin schwieg, nickte Clara traurig. „Okay“, sagte sie leise. „Ich hatte wirklich geglaubt, dass du anders wärst.“ „Aber Clara,“ Ich hielt sie am Arm fest, als sie an mir vorbeigehen wollte. „Ich bin anders, ich wollte das doch alles nicht, es ist einfach passiert. Ich…“ Entsetzt brach ich ab, als ich merkte, dass ich gerade zugegeben hatte, sie betrogen zu haben. „Scheiße.“

„Ja, scheiße. Weißt du, was das für ein Gefühl ist?“ Sie funkelte mich wütend an, aber das war nicht das Schlimmste. Ihr anklagender, verletzter Blick brannte sich unauslöschlich in mein Gedächtnis. Ich schluckte, versuchte etwas zu sagen. Aber was gab es da noch? Ich hatte Mist gebaut, das wurde mir in diesem Moment bewusst. Warum war ich auch so blöd gewesen, etwas mit Moritz anzufangen? Ich war glücklich mit Clara, sie war ein tolles, intelligentes und hübsches Mädchen. Wollte ich das wirklich für Moritz, einen Jungen, aufgeben? Nein, definitiv nicht!

Aber warum brachte ich es dann nicht übers Herz, sein Armband abzulegen? Es gab theoretisch nur Gründe, die dafür sprachen, schon allein deswegen, weil er sonst glauben könnte, dass er mir noch etwas bedeutete. Was er praktisch ja auch irgendwie tat. Argh! Aber er war mein bester Freund. Und Freunde bedeuteten sich doch etwas. Das musste es sein. So und nicht anders.

Ich zog Clara an mich und strich ihr über die Haare. Versuchte sie zu trösten. „Hey, es tut mir so leid. Wirklich. Ich war ein verdammter Idiot. Keine Ahnung, was da in mich gefahren ist, aber ich würde dich nie im Leben für ihn aufgeben. Du bist mein ein und alles, das wunderschönste Mädchen, was ich je kennengelernt habe, bitte verzeih mir. Ich will dich nicht verlieren.“

Schniefend sah zu mir hoch. „Ihn?“ „Was?“ Verwirrt sah ich sie an. „Du hast ihn gesagt. Du hattest was mit einem Jungen?“ Shit. Ich schluckte, dann nickte ich ganz langsam. „Oh mein Gott, ich fass es nicht.“ Sie löste sich aus meiner Umarmung und fuhr sich durch ihre Haare. „Ich fass es nicht. Einen Jungen. Das ist…“ Entsetzt sah sie mich an. Was hatte sie denn? Ich dachte, alle Mädchen fanden Schwule süß.

„Ich hab dir doch gesagt, dass es mir leid tut. Ich will nichts von ihm, ich…“ „Wenn du nichts von ihm willst, warum hast du dann überhaupt erst etwas mit ihm angefangen, hm?“ Das war eine gute Frage. „Ich…“ „Nein, lass mich ausreden!“ Sie trat direkt vor mich und sah mir fest in die Augen. „Willst du mir wirklich erzählen, dass alles nur Spaß gewesen sein soll? Hab ich dir nicht mehr gereicht? War ich nicht gut genug für dich oder was? Ist es das? Hast du mich deshalb betrogen und dabei gleich noch bemerkt, dass du schwul bist? Oder wolltest du einfach mal ausprobieren, wie es mit einem Jungen ist? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du nur mal so was mit einem Typen anfängst. Du! Mann, wir waren über ein halbes Jahr zusammen und du willst unsere gesamte Beziehung für einen Kerl aufgeben?“ Zum Ende hin war sie immer hysterischer geworden und fuchtelte wild vor meinem Gesicht herum. Irgendwie erinnerte mich diese Geste an Moritz und ich musste unwillkürlich lächeln.

„Findest du das etwa lustig? Klar, du bist nicht wie alle anderen, nein, niemals. Du doch nicht. Weißt du was, Leander? Du kannst mich mal. Fahr doch zur Hölle und werde mit ihm glücklich. Ich könnt mich beide mal!“

Sie stürmte an mir vorbei zur Tür, drehte sich dort aber noch einmal zu mir um. „Sag mir nur eins … wer?“ Unschlüssig sah ich sie an. War das nicht unwichtig? Andererseits hatte sie ein Recht darauf, es zu erfahren, doch irgendetwas in mir sträubte sich dagegen, ihr von Moritz zu erzählen. Dabei hatte der Typ es doch verdient. Also warum konnte ich ihr nicht einfach sagen, dass er es gewesen war? So wie sie aussah, würde sie dann direkt zu ihm gehen und ihm den Hals umdrehen. Warum nahm ich ihn also in Schutz?

„Es ist Moritz, oder?“ „Was?“ Verwirrt blickte ich sie an. „Wie kommst du darauf?“ Sie lachte auf. „Ich bin nicht blöd. Die Blicke, die ihr euch in letzter Zeit zugeworfen habt, die vertrauten Berührungen zwischen euch. Bei mir warst du nie so zärtlich.“ Sie schnaubte. „Wirklich, ich hoffe, ihr werdet glücklich.“ Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und verschwand aus dem Raum.

 

Wie angewurzelt blieb ich stehen, nicht fähig, mich zu bewegen. Kurz darauf hörte ich die Haustür ins Schloss fallen.

Das war es also. Das Ende der Beziehung. Schluss, aus. Alles vorbei. Aber das war noch nicht mal das Schlimmste daran. Das, was mich am meisten fertig machte, war, dass sie verdammt nochmal recht hatte. Klar, sie war hübsch und schlau, aber dennoch… Allein bei dem Gedanken an Moritz freches Grinsen, die Grübchen die sich dabei bildeten, den Klang seiner Stimme, das Gefühl seiner weichen Lippen… „Scheiße!“

Verzweifelt hieb ich mit den Fäusten auf meinen Kleiderschrank ein. Immer und immer wieder. Dabei fragte ich mich die ganze Zeit einfach nur wie ich sowas nur hatte zulassen können. Meine Fingerknöchel rissen auf, doch ich ignorierte den Schmerz. Warum? Warum zur Hölle musste ich mich in meinen besten Freund verlieben? Wieso? Wieso gerade er?

 

Das konnte so nicht weitergehen. Clara war weg, bei ihr hatte ich meine Chance verspielt, aber bei Moritz… Ich musste ihm sagen, dass es nichts werden würde. Er wusste doch von Anfang an, dass es nichts Ernstes war. Nur eine Kleinigkeit zwischendurch. Nichts Großes also.

Die Tatsache, dass es über zwei Monate waren, in denen wir immer wieder übereinander hergefallen waren, ignorierte ich. Es funktionierte einfach nicht. Ich konnte es nicht. Mir wurde alles zu viel, ich konnte meine Gefühle ihm gegenüber nicht mehr kontrollieren. Es machte mir Angst und genau aus diesem Grund würde ich ihm sagen, dass es vorbei war. Genau. Am besten jetzt sofort.

Nein, jetzt würde er mich wahrscheinlich gleich hochkant wieder rauswerfen. Ich musste warten, bis er sich beruhigt hatte. Aber diese Woche noch. Ich musste das endlich hinter mir lassen. Und zwar endgültig. Keine Verwirrungen mehr. Es war bestimmt nur eine Phase. Ich würde ein nettes Mädchen finden und glücklich werden. Basta.

Bitte nicht denken!

 

Moritz

 

„Ich hätte gerne einen Chickenburger und… Moritz, was willst du?“ Lea sah sich fragend zu mir um. Wir standen zusammen bei McDonalds und hatten die letzten 15 Minuten damit verbracht, darauf zu warten, endlich unsere Bestellung aufgeben zu können. Warum musste ausgerechnet heute jeder hier her gehen?

„Ähm, ich … ´ne Cola.“ „Und zu essen?“ „Nichts.“ Lea zog eine Augenbraue hoch und musterte mich besorgt. Ja, sorry, was konnte ich denn dafür, dass ich seit der Sache mit Lele keinen Appetit mehr hatte?

Ich sah sie genervt an. Sie trug zwar nicht die Schuld an meiner schlechten Laune, aber momentan war niemand anderes da, den ich vollmaulen konnte. Nicht sehr nett, ich weiß, aber deswegen hatte ich sie auch herbestellt. Mir ging nämlich meine nicht vorhandene Fröhlichkeit ebenfalls langsam auf den Keks.

Lea runzelte kurz die Stirn und sah aus, als ob wie etwas erwidern wollte, schien es sich dann aber anders zu überlegen und zuckte nur mit den Schultern.

„Okay, also ich hätte gerne ein Chickenburger und zwei Cola.“

Die Frau hinter der Theke reichte ihr beides und meinte dann zu mir: „Sei mal ein bisschen netter zu deiner Freundin.“ „Sie ist nicht meine Freundin“, grummelte ich. Was wollte die Schlampe? Genervt drehte ich mich um und ließ mich auf den erstbesten Stuhl fallen. Lea setzte sich mir gegenüber und stellte meine Cola wortlos auf den Tisch.

„Danke“, murmelte ich und seufzte. „Tut mir leid.“ „Schon okay.“ Sie lächelte mich an „Aber du weißt selbst, dass es so nicht weitergehen kann.“ „Ja, tu ich. Und deshalb bist du auch hier.“

Sie hob überrascht eine Augenbraue. „Okay… Dann schieß mal los.“ Sie nahm ihren Burger in die Hand und biss beherzt hinein. Bei dem Anblick zog sich mein Magen schmerzlich zusammen. Wahrscheinlich sollte ich wirklich mal wieder in Erwägung ziehen, etwas zu essen.

„Also, naja… Ich…“ Ja, was wollte ich eigentlich? Ihr erzählen, dass ich meinem besten Freund einen runtergeholt hatte, er deswegen Schluss gemacht hatte und ich mich jetzt an ihm rächen wollte? Ihr, Leles Ex?

Ja, irgendwie schon. Vielleicht nicht genau so, aber ich musste endlich mit jemandem darüber reden. Sonst würde es mich innerlich zerfressen.

„Ja? Du?“ „Ich…“, setzte ich erneut an. „Es ist alles so kompliziert.“ „Ich hab Zeit.“ Sie zwinkerte mir zu und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Ich grinste. Jap, ich würde es ihr erzählen. Und zwar alles.

Ich nahm noch einen Schluck Cola und spielte nervös mit dem Anhänger von Leles Kette, der um meinen Hals hing. Dann ließ ich mich ebenfalls tiefer in meinen Stuhl sinken und begann zu erzählen. Angefangen von Halloween bis hin zu der Ohrfeige. Ohne ein Detail auszulassen.

 

Als ich geendet hatte, starrte Lea mich perplex an. Ich rutschte unruhig auf meinem Stuhl hin und her. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, ihr alles zu erzählen.

„Jetzt sag schon was. Ich weiß selbst, dass es idiotisch war.“ Lea schüttelte den Kopf und murmelte leise: „Ich wusste es. Ich hab’s von Anfang an gewusst.“ Irgendwie sah sie in dem Moment aus, als hätte sie ‘nen Hirnschlag bekommen. „Lea?“ Sie schreckte hoch. „Was? Äh, ja … sorry.“ Sie nahm einen großen Schluck Cola und strich sich eine blonde Strähne hinter’s Ohr. „Tut mir leid, das muss ich erstmal verdauen. Ich meine, oh mein Gott! Du bist schwul. Lele ist schwul. Ihr seid zusammen.“ Nein, wir waren zusammen. „Das ist … irgendwie so … süüß!“ Sie grinste über das ganze Gesicht und stand dann auf, um mich zu umarmen. Etwas überrumpelt erwiderte ich die Geste. Ich hätte nicht gedacht, dass sie das so gut aufnimmt. Aber andererseits schien sie da auch etwas nicht ganz verstanden zu haben.

„Ähm, Lea.“ Ich löste mich von ihr. „Lele und ich sind nicht zusammen und er ist auch nicht schwul. Und ich bin vielleicht auch nur bi, aber … wir sind definitiv nicht zusammen.“ Leider. Aber das musste ich ihr nicht auch noch unter die Nase reiben. Das hatte sie so schon mitbekommen.

„Ach Moritz.“ Sie setzte sich wieder auf ihren Platz. „Du bist aber auch manchmal echt verpeilt.“ „Wie jetzt? Hä?“ Verständnislos sah ich sie an. „Du denkst doch nicht wirklich, dass Lele nichts von dir will, oder?“ „Ähm, doch genau das glaube ich. Ich hab dir doch gesagt, wie er reagiert hat und dann das ganze Theater mit Clara… Mann, die ist doch so eine Schlampe! Was findet Lele nur an ihr? Ich meine…“ „Mit Clara ist Schluss.“ Verwirrt hielt ich inne. „Was?“ „Sie hat Schluss gemacht. Wahrscheinlich nach der Sache mit der Ohrfeige. Es ist vorbei.“

Ohrfeige. Schluss. Clara. Vorbei. Mein Hirn ratterte und versuchte die einzelnen Informationen zusammenzufügen. Also Clara hatte Schluss gemacht. Aber mit wem? War sie nicht mit Lele zusammen? Aber wenn sie mit ihm Schluss gemacht hätte, wüsste ich das, also schied das schon mal aus. Aber mit wem dann?

„Äh, Moritz? Alles okay mit dir?“ „Was?“ Ich runzelte die Stirn. Was sollte denn bitte nicht okay sein? „Deine Wortwahl war schon mal einfallsreicher.“ Sie grinste. „Also nochmal, ganz langsam und nur für dich: Clara hat mit Leander Schluss gemacht. Da läuft nichts mehr. Es ist aus.“ Abwartend sah sie mich an.

Was erwartete sie denn von mir? Sollte ich mich jetzt freuen? In Tränen ausbrechen? Ich verstand grad irgendwie gar nichts mehr.

„Sie hat Schluss gemacht!“ Ich sprang auf und verschüttete dabei den Rest Cola. „Mein Gott, ja!“ „Sie … sie … sie hat echt Schluss gemacht? Die Beziehung beendet? Ja? Aber das heißt…“ „Ja, hat sie und ja, tut es.“ Lea grinste mich belustigt an. „Du bist heute aber auch langsam.“

Ich ließ mich zurück auf meinen Stuhl fallen. Wenn da zwischen den beiden nichts mehr lief, dann hieß das, Lele war frei. Keine Clara. Ich konnte also…

„Warte“, unterbrach ich meine Überlegungen. Überrascht hob Lea eine Augenbraue. „Lele mag mich deswegen aber immer noch nicht. Er ist immer noch abgehauen und hat mich wie Dreck behandelt.“ Lea seufzte. „Ja, das stimmt, er war nicht sehr nett zu dir und ich hab ihm auch gesagt, dass man seinen besten Freund nicht so behandeln sollte, aber du kennst ihn ja… Immerhin, jetzt macht das alles auch irgendwie Sinn. Also sein ganzes Verhalten dir gegenüber.“ Sie sah mich durchdringend an. „Aber Moritz“, ihre Stimme nahm einen ernsten Ton an. „Dass er einfach so abgehauen ist, war nicht okay, doch ich denke, er musste das ganze erstmal verarbeiten. Denn ganz ehrlich, ich glaube, dass Lele dich wirklich li…“

 

„Hey Moritz!“ Überrascht sah ich auf. Ein dunkelhaariges Mädchen stand vor mir und lächelte mich an. Ich brauchte einen Moment, bis ich sie erkannte. „Oh, hey Elisa!“ Ich stand auf und umarmte sie. Dann zog ich sie auf meinen Schoß und blickte zurück zu Lea. „Was wolltest du gerade sagen?“ „Ähm…“ Sie warf Elisa einen komischen Blick zu. War sie sauer? Enttäuscht? Ich konnte ihn nicht wirklich deuten.

„Nichts, ist schon okay. Ich denke, ich lass euch dann auch mal allein.“ Sie erhob sich und verließ den Laden.

Sie behauptete zwar, es wäre alles in Ordnung, aber trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, irgendetwas vermasselt zu haben.

 

„Wollen wir los? Hier ist es irgendwie nicht wirklich gemütlich, mit der ganzen Cola auf dem Tisch…“ Elisa rümpfte die Nase. Sah komisch aus, irgendwie als wäre sie total faltig… Bei Lele wirkte die Geste immer total niedlich. Nein, ich durfte nicht an ihn denken. Deshalb hatte ich mich ja auch mit Elisa verabredet. Der eigentliche Plan war zwar gewesen, Lele zu zeigen, dass ich das, was er mit Clara konnte, auch auf die Reihe bekam, aber da die beiden nicht mehr zusammen waren… Egal, er hatte mich verletzt und das würde ich ihm jetzt heimzahlen. Und wen interessierte es schon, wie man beim Nasekrausziehen aussah?

 

 

„Ahh! Oh mein Gott! Moritz! Das kann er doch nicht machen. Oh Gott!“ Elisa klammerte sich erschrocken an meinem Arm fest und ich war mir sicher, dass der halbe Kinosaal jetzt wusste, wo wir saßen. Sie musste ja nicht gleich so schreien.

Ich verstand außerdem immer noch nicht ganz, was sie eigentlich hatte. Klar, es war nicht wirklich nett von diesem Typen gewesen, dem Mädchen das Messer in den Rücken zu stoßen, aber… Ganz ehrlich? Die Tusse hatte das erstens verdient und zweitens war der Typ echt heiß. Und so schlimm war das Ganze jetzt auch nicht gewesen. Sie wollte doch unbedingt in einen Horrorfilm, da sollte man sowas schon verkraften können. Anders gesagt, sie konnte meinen Arm ruhig wieder loslassen, den brauchte ich noch.

„Ist doch nur ein bisschen Blut.“, brummte ich. Entsetzt richtete sich Elisa auf und sah mich an. Ich nutzte die Gelegenheit und befreite meinen Arm aus ihrem Klammergriff. Autsch.

„Was hast du denn?“ Sie sah mich aus großen Augen an. Sollte wohl unschuldig wirken, tat es aber irgendwie nicht. Eher im Gegenteil. Es führte dazu, dass ich noch genervter wurde und wieder an Lele denken musste, denn bei ihm sah es süß aus. Er bekam mich mit dem Blick immer rum. Sehr zu meinem Leidwesen…

„Huhu, Moritz!“ Elisa fuchtelte wild vor meinem Gesicht herum. Waren wir hier im Kindergarten? Gott, sie kotzte mich gerade echt an.

„Kannst du das mal lassen?“, fauchte ich sie an und hielt ihre Hände fest, bevor sie mir mit ihren spitzen Fingernägeln noch ein Auge ausstach. Erschrocken starrte sie mich an. Sie konnte knicken, dass ich jetzt ein schlechtes Gewissen bekam. Es war ein Fehler gewesen, mich mit ihr zu verabreden, ja, aber es war nicht meine Schuld, dass sie so schrecklich nervig war. Wer stand denn bitte auf solche Kratzbürsten? Ich war ja schon froh, dass es im Kino dunkel war, denn Elisa sah fast noch künstlicher aus als Clara. Und das musste man erstmal hinbekommen. Aber ihr Charakter… Nee. Nein, nein und nochmals nein!

Immerhin war sie jetzt ruhig und rutschte in ihrem Sitz so weit weg von mir, wie es ging. Es war mir nur recht. In 20 Minuten war ich sie eh los, denn dann war der Film zu Ende und ich hatte ganz sicher nicht vor, noch mit ihr in die Stadt zu gehen. Die paar Minuten würde ich schon noch aushalten.

 

 

Okay, geschafft hatte ich es zwar, aber es waren die schlimmsten 20 Minuten meines Lebens gewesen. Von wegen, sie war eingeschnappt und redete nicht mehr mit mir. Es wäre ja auch zu schön gewesen, aber dass sie mir so auf den Sack gehen würde… Verstand sie denn nicht, dass sie es mit ihrer Aufdringlichkeit nur noch schlimmer machte? Wenn man da überhaupt noch was schlimmer machen konnte…

 

„Gehen wir noch was essen? Schließlich hast du mich ja eingeladen.“ Sie klimperte mit ihren Wimpern. Ich schnaubte abfällig. Ja, ich hatte sie eingeladen und es war das Dümmste, was ich je gemacht hatte. Na gut, vielleicht das Zweitdümmste, denn ohne die Sache mit Lele wäre ich jetzt gar nicht in dieser Situation. Aber ehrlich jetzt? Ich hatte schon das Kino bezahlt, das Essen mit Lea auch und scheiß auf Gentleman, für diese Tusse würde ich keinen Cent mehr ausgeben. Es sei denn, sie ließe mich dafür bis zu meinem Tod in Ruhe. Dann würde ich ihr Millionen, nein, sogar Milliarden zahlen.

„Okay, was ist los mit dir? Ist es wegen diesem Mädchen von vorhin? Die Blonde da? Ist das deine Freundin?“ „Ja, klar. Deshalb hab ich auch mit dir ein Date. Vor ihren Augen. Natürlich bin ich mit ihr zusammen.“ Meine Fresse war die blöd.

„Hey, jetzt werd nicht gleich so gemein.“ Sie boxte mir gegen den Oberarm, nur um sich gleich darauf an ihn zu hängen. „Ach, ich bin so froh, dass du hier bist.“ Ich nicht. Wollte sie es nicht checken oder war sie wirklich zu dumm dafür? War es nicht offensichtlich, dass sie mich nervte?

„Mann, Elisa, lass meinen verdammten Arm los!“ Ich schüttelte sie ab. Oder versuchte es zumindest, denn sie krallte ihre Finger gleich wieder hinein. „Wieso? Ich dachte wir sind zusammen.“ „Hm, dann lass es mit dem Denken lieber bleiben.“ „Hä?“ Okay, sie war wirklich zu blöd.

„Mein Gott, Elisa, checkst du’s nicht? Ich will nichts von dir, klar?“ Abwartend sah ich sie an. Zwei große geschminkte Augen blickten zurück. „Ach, Moritzi, komm schon.“ Sie verschränkte ihre Hand mit meiner. „Bitte?“ Angewidert ließ ich ihre Hand los. „Wie hast du mich gerade genannt?“ „Moritzi. Süß oder?“ Argh!!! Mann! Was war daran bitte süß? Sie regte mich auf, sie… Nein! Das war… Nee! Es ging nicht, so doof konnte doch niemand sein! Ich bekam’s nicht auf die Reihe. Das musste doch psychisch unmöglich sein. Es musste doch irgendwo ein Gesetz geben, in dem solche Dummheit verboten wurde. Ich… Sie… Das… Nee!

Ich schloss für einen Moment die Augen. Tief durchatmen. Nicht ausflippen. Du schaffst das, ganz ruhig. Nicht aufregen. Ganz ru…

 

Etwas nasses, kaltes legte sich auf meine Lippen. Was zur Hölle…? Ich riss meine Augen auf und blickte direkt in Elisas Gesicht. Das war jetzt nicht ihr Ernst, oder? Das konnte sie nicht ernst meinen. Das…

Meine Hand war schneller als mein Hirn es registrieren konnte und schlug Elisa hart auf die Wange. Andererseits konnte sie ja schlecht denken, dass sie für so eine Aktion ungestraft davon kam. Okay, sie konnte das schon. Trotzdem sollte ich aufhören, Leuten dauernd eine zu klatschen. Das machte ich in letzter Zeit irgendwie häufig…

„Au“ Erschrocken wich sie zurück und hielt sich ihre Wange, die sich langsam rot färbte. Ihr Mund öffnete sich, doch ich kam ihr zuvor. „Was zur Hölle ist dein verficktes Problem? Was fällt dir ein, mich einfach so zu küssen?“ „Ich dachte…“ „Halt die Klappe! Mann, hast du dich mal angeguckt? Das ist doch nicht mehr schön! Du siehst so scheiß künstlich aus, hat deine Mama dir nicht gesagt, dass zentimeterdicke Schminke nicht mehr heiß aussieht? Wahrscheinlich sieht sie selbst so aus.“ „Moritz…“ „Nein, nichts Moritz und schon gar nicht Moritzi! Weißt du, wie scheiße dämlich das klingt? Lass mich einfach in Ruhe und such‘ dir jemanden, der auf dem gleichen IQ-Level ist wie du. Wenn es so eine große Dummheit überhaupt noch einmal gibt.“ Tränen glitzerten in Elisas Augen, aber ich hatte mich so in Rage geredet, ich konnte und wollte nicht aufhören. Wenn ich es ihr nicht sagte, wer tat es dann?

Ich holte tief Luft und versuchte, mich wieder etwas zu beruhigen. Einige Passanten sahen teils schockiert, teils belustigt zu uns herüber. „Mann, was glotzt ihr so? Kümmert euch um euren eigenen Scheiß! Und du“, ich sah Elisa fest in die Augen. „Verpisst dich und kommst mir nie wieder unter die Augen.“ „Aber … aber, ich dachte, dass wir…“ „Gott, nein! Hör endlich auf zu denken. Ein wir gab es nie und wird es auch nie geben. Ich will nichts von dir! Kapiert?“ Entnervt sah ich sie an. Was war denn daran bitte nicht zu verstehen?

Ihr Mund öffnete sich, um sich gleich darauf wieder zu schließen. Sie sah aus wie ein Fisch. Ein heulender Fisch. Konnten Fische überhaupt weinen? Ich schüttelte den Kopf und sah ein letztes Mal zu Elisa. Sie stand da und starrte mich an. Vielleicht traf es die Bezeichnung Zombie eher. Wobei, Zombies waren cool, Elisa nicht. Was hatte noch rot unterlaufene Augen?

 

Ein Räuspern erklang hinter mir und ich fuhr herum. „Entschuldigung, kann ich hier vielleicht helfen?“ Ein etwas älterer Mann sah mich tadelnd an. „Nein“, zischte ich. „Ich bin hier fertig.“ „M…Mo…ri…ii…tz“, schluchzte Elisa. Ich funkelte sie an. „Und mit dir bin ich auch fertig.“ Dann drehte ich mich um und ließ sowohl sie, als auch den Typen einfach stehen. Sie konnten mich mal. Kreuzweise.

Wenn Worte meine Sprache wären...

 

Leander

 

„Na, was Moritz wohl gerade mit seiner neuen Flamme macht?“ Sina grinste in die Runde. „Uhh, ich glaube, das will ich gar nicht so genau wissen.“ Chrissi zwinkerte verschwörerisch und ich hätte ihn dafür köpfen können. Es reichte schon, dass diese Schlampe Moritz die Zunge in den Hals gesteckt hatte, da mussten die anderen jetzt nicht auch noch darauf herumreiten. Ich hätte sie von ihm weggezogen, wenn die anderen nicht dabei gewesen wären. Er gehörte mir! Was sollte er bitte von so einer aufgetakelten Tusse wollen?

„Hey, hat jemand ‘ne Ahnung, wie die heißt? Du vielleicht, Lele?“ Böse funkelte ich Sina an. „Nee, und es interessiert mich auch einen Scheißdreck!“ „Wow, ganz ruhig, Tiger.“ Er hob beschwichtigend die Hände. Sah irgendwie komisch aus, da er zwei Köpfe kleiner war als ich. Unwillkürlich zuckten meine Mundwinkel. „Sorry, Alter. Wollte dich nicht anmachen.“ „Schon okay. Wenn meine Freundin gerade mit mir Schluss gemacht hätte, würde ich auch so regieren, glaub ich.“

Hm, wenn es nur das wäre… An Clara hatte ich seit der Trennung nicht mehr wirklich gedacht. Komischerweise. Naja, eigentlich war es nichts Neues, aber… Nein! Das musste aufhören! Ich musste das doch irgendwie wieder geradebiegen können. Moritz zu ignorieren hatte nicht funktioniert. Mich mit meiner (jetzt Ex-)Freundin abzulenken, auch nicht, also was dann?

Resigniert seufzte ich. Ich kannte die Antwort und sie gefiel mir überhaupt nicht. Aber diese ständigen Eifersuchtsattacken waren auch nicht gerade prickelnd.

Scheiße, ich konnte nicht ohne ihn leben, schon gar nicht in dem Wissen, dass er im Moment mit einer anderen rummachte. Fuck!

 

„Lele? Alles okay? Du siehst so blass aus.“ „Was?“ Verwirrt sah ich meine Freunde an. „Oh Mann, du bist ja total durch den Wind.“ „Ja, echt. Vielleicht solltest du lieber nach Hause gehen.“ Nee, das nicht, aber dafür zu Moritz. Die anderen hatten Recht, ich war nicht mehr so ganz zurechnungsfähig. Ich musste das klären, und zwar jetzt.

 

 

Als ich vor Moritz‘ Tür stand, kam mein Entschluss, mit ihm zu reden, deutlich ins Wanken. Er würde mich doch eh gleich hochkant wieder rauswerfen und selbst wenn nicht, was sollte ich denn sagen? »Hey Moritz, ich wollte dir nur sagen, dass ich total verrückt nach dir bin und an nichts anderes mehr denken kann, bitte verzeih mir.«? Bestimmt nicht. Wahrscheinlich war es besser, wenn ich verschwand, ehe mich irgendjemand sah.

Die Tür öffnete sich und Moritz‘ Mutter sah mich fragend an. So viel also zum Thema Verschwinden.

„Hallo, ich … ähm … wollte eigentlich gerade wieder geh’n.“ „Aber wieso das denn? Moritz ist hier, also komm ruhig rein. Er sah zwar ziemlich … wie sagt ihr das heutzutage? Ach ja, er sah zwar ziemlich angepisst aus, aber ich bin auch seine Mutter und nicht sein bester Kumpel, also… Geh nur! Ich bin auch gleich weg.“

Hm, super, wegrennen konnte ich ja nun nicht mehr und wenn Moritz jetzt schon schlecht drauf war… Warum auch immer.

„Ähm, ja. Okay, danke.“ Ich trat an ihr vorbei in den Flur und zog meine Schuhe aus. Dann sah ich mich etwas unschlüssig um. „Na, hast du über Nacht vergessen, wo sein Zimmer ist? Oder ist irgendetwas passiert?“ „Was? Äh, nein. Alles cool.“ Mit einem mulmigen Gefühl im Magen ging ich den Flur hinunter und blieb vor Moritz‘ Tür stehen.

Leise klopfte ich an. „Was? Ich hab dir doch gesagt, ich will dich nicht sehen!“ Wow, also das nenne ich mal eine freundliche Begrüßung. Scheiße.

Ich klopfte erneut. „Mann!“ Etwas krachte gegen die Tür. „Verpiss dich endlich!“ Ich versuchte, den Kloß in meinen Hals herunterzuschlucken, doch es gelang mir nicht. Okay, Lele. Du gehst da jetzt rein. Schlimmer kann es eh nicht mehr werden. Ich holte tief Luft und nahm meinen ganzen Mut zusammen, bevor ich die Klinke nach unten drückte und in das Zimmer der Person trat, die mir seit Wochen schlaflose Nächte bescherte.

 

Moritz lag auf seinem Bett und hatte sein Gesicht unter einem Kissen vergraben. Vor der Tür konnte ich eine in Einzelteile zerlegte Legofigur ausmachen. Wo hatte er das denn her? Es war mir noch nie aufgefallen, dass er so etwas wie Lego besaß.

Unschlüssig blieb ich an der Tür stehen. Wie sollte ich ihn ansprechen? Sollte ich überhaupt etwas sagen? Bis jetzt hatte er mich noch nicht bemerkt, also konnte ich auch wieder verschwinden. Aber was hätte das gebracht? Nein, ich hatte mir vorgenommen, es zu klären und das tat ich jetzt auch.

„Moritz?“, fragte ich leise in die Stille des Raumes hinein. Sein Körper versteifte sich und er wirbelte herum. Seine blauen Augen bohrten sich in meine. „Du“, zischte er. „Du wagst es allen Ernstes, hier aufzutauchen? Wie sehr willst du mich eigentlich noch quälen?“ Wütend und auch zutiefst verletzt funkelte er mich an.

Scheiße, ich hatte ihm echt wehgetan. Doch was regte er sich jetzt eigentlich so auf? Klar, ich hatte Mist gebaut, aber er hatte ebenso mit einer anderen in aller Öffentlichkeit rumgeknutscht. Also was war sein Problem? Ich konnte mindestens genauso angepisst sein.

„Was zur Hölle willst du hier?“, schrie er mich an. „Verschwinde endlich!“ Als ich mich nicht vom Fleck bewegte, erhob er sich und kam bedrohlich auf mich zu. „Hör zu, Leander, ich weiß, dass unsere Freundschaft hin ist, aber ich bin nicht bescheuert. Ich hab gesehen, dass es dir gefallen hat. Und wenn du zu blöd bist, dass auch zu erkennen, kannst du mir nur leidtun.“ Er stand jetzt direkt vor mir. Ich konnte seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren.

 

„Jungs, ich bin dann mal weg. Viel Spaß euch! Pizza ist im Gefrierfach. Ciao!“ Die Haustür fiel ins Schloss. Sollte es mich jetzt beruhigen, dass seine Mutter weg war? Wohl eher nicht, doch diese Tatsache war erstmal egal. Jetzt wurde Klartext gesprochen.

 

„Okay Moritz, weiß du was? Du kannst mich mal. Was ist eigentlich dein Problem? Ich mein du hast es doch geschafft. Clara und ich sind nicht mehr zusammen. Herzlichen Glückwunsch, du hast meine Beziehung zerstört!“ „Nein Leander, die hast du ganz alleine kaputt gemacht. Ich war nur das beschissene fünfte Rad am Wagen.“ „Oh, na dafür scheinst du dich ja gut zu amüsieren.“ Meine Stimme triefte vor Sarkasmus. „Hä? Was willst du, Alter? Weißt du überhaupt, wie scheiße es mir geht?“ Moritz sah mich verwirrt an. „Ich hab die letzten Tage im Bett verbracht, Tonnen an Schokolade gefressen und dich zum Teufel gewünscht.“ Klar, und das in der Stadt war sein Zwillingsbruder gewesen. Natürlich.

Ich schnaubte verächtlich. „Verarschen kann ich mich selber. Küsst sie wenigstens gut?“ Moritz runzelte die Stirn. „Wer?“ „Alter, glaubst du, ich bin bescheuert? Die Tussi?“, half ich im auf die Sprünge. „Oh, na jetzt weiß ich, wen du meinst.“ Der Sarkasmus in seiner Stimme war nicht zu überhören. Genervt verdrehte ich die Augen. „Das Mädchen aus der Stadt. Die, der du die Zunge in den Hals gesteckt hast.“ „Hä? Ach so, Elisa. Nein, ich hab sie nicht geküsst.“ „Klar hast du, du hattest dabei sogar die Augen geschlossen. Mann, ich bin nicht blöd, ich hab’s doch gesehen.“ „Nein, sie hat mich geküsst.“ „Also habt ihr euch doch geküsst.“ Was machte der Typ das so kompliziert? „Ja, also nein, ich will nichts von ihr! Sie ist ‘ne nervende Tussi.“ „Aber wenn du ja angeblich nichts von ihr willst, wieso hattest du dann verdammt nochmal die Augen zu?“ So langsam regte er mich echt auf. „Hä? Ach so, naja, weil sie nervt.“ „Was? Aber wieso küsst sie dich dann?“ „Na, keine Ahnung!“ Hilflos zuckte er mit den Schultern.

Verwirrt sah ich ihm in die Augen. „Irgendwie komm ich grad nicht mehr mit.“ „Ich auch nicht, aber eigentlich kann es dir doch scheiß egal sein, wen ich küsse und ob ich dabei die Augen geschlossen habe oder nicht. Du hast kein Recht darauf, eifersüchtig zu sein.“ „Ich bin ja auch gar nicht eifersüchtig!“ Doch, eigentlich war ich das schon und zwar gewaltig, aber das würde ich ihm garantiert nicht unter die Nase reiben.

„Ach nein?“ „Nein! Und jetzt halt deine verdammte Klappe! Ich bin nicht ohne Grund hier.“ Misstrauisch musterte Moritz mich, setzte sich dann aber auf seinen Schreibtischstuhl und zog abwartend eine Augenbraue hoch. Ich atmete einmal tief durch und versuchte, das Gefühlchaos in meinem Innern zu ordnen. Seine Nähe machte das nicht gerade einfacher.

„Okay, also ich bin hier, um dir zu sagen, dass es ein Fehler war. Es ist vorbei.“ Moritz schnaubte. „Ach was, erzähl mir was Neues.“ „Anscheinend war es dir ja nicht so ganz klar, sonst hättest du den ganzen Scheiß nicht veranstaltet.“ „Hey, nur um das mal klarzustellen, ich würde meine Freundin nie betrügen. Denkst du, ich wäre mit Elisa ausgegangen, wenn ich noch mit dir zusammen gewesen wäre? Leander, du hast mir deutlich zu verstehen gegeben, dass du nicht interessiert bist. Ich hab’s verstanden, okay?“ „Gut, denn es würde eh nicht funktionieren. Ich liebe dich nämlich nicht.“ Nein, das tat ich wirklich nicht. Ehrlich. Er war ein Kerl und außerdem… Ich sah in seine blauen Augen. Diese blickten mich erwartungsvoll an. War da etwa ein kleiner Hoffnungsschimmer? Nein, das bildete ich mir bestimmt nur ein. Und selbst wenn da einer wäre, ich wollte nichts von ihm. Das alles war nur eine Phase gewesen, nichts Besonderes. Ich hatte keine Gefühle für ihn, da war ich mir sicher.

Moritz sah mich immer noch abwartend an. Worauf wartete er? Ich hatte alles gesagt.

„Was?“, blaffte ich ihn an. Langsam erhob er sich und kam wieder auf mich zu. „Du liebst mich also nicht, ja?“ „Nein.“ Ich schluckte. Er war mir gerade definitiv zu nah. Aufreizend langsam strich er mit einem Finger über meinen Oberarm. Ich unterdrückte ein Keuchen und sah ihm stattdessen fest in die Augen. „Was soll der Scheiß, Moritz?“ Mein Herz hämmerte wie wild gegen meine Brust und ich betete inständig, dass er das nicht mitbekam.

Doch anscheinend war mir der ach so liebe Gott heute nicht gnädig, denn Moritz legte seine Hand direkt auf mein Herz und grinste wissend. „Gut, wenn es nur Scheiß ist, den ich hier fabriziere, dann kannst du mir doch sicherlich auch sagen, dass dir das alles nichts bedeutet hat, dass das alles eine Lüge war. Jede Berührung, “ Er trat näher mich heran und fuhr mit seiner Hand über meine Brust. Ich erschauderte wohlig und verfluchte meinen Körper dafür. „Jeder Kuss.“ Er stellte sich auf die Zehenspitzen. Oh nein, er würde mich doch jetzt nicht allen Ernstes…

Seine Lippen legten sich warm und weich auf meine. Unwillkürlich seufzte ich auf. Fuck, fühlte sich das gut an. Wie hatte ich das vermisst, das war… Falsch!

Ich wollte mich zurückziehen, doch Moritz schlang seine Arme um meinen Hals und drückte sich fester an mich. Ich öffnete meine Lippen, um zu protestieren und spürte gleich darauf Moritz‘ Zunge in meinen Mund gleiten. Scheiß… Ahhh… Das war geil. Verdammt!

Er hatte Recht, da war nichts gelogen gewesen, das war alles echt. Ich war verrückt nach ihm, aber…

Keuchend löste ich den Kuss. „Moritz, ich…“ „Stopp!“ Er sah mich ernst an. „Überleg dir genau, was du jetzt sagst.“ Ich fuhr mir nervös mit der Zunge über die Lippen. Was sollte ich sagen? Was…? „Die Wahrheit.“ Verwirrt blinzelte ich. Konnte er jetzt etwa schon Gedanken lesen? Aber okay…

Ich nahm seine Handgelenke und drückte ihn gegen die Wand, pinnte ihn dort fest. „Gut, du wolltest die Wahrheit, hier ist sie.“ Zweifelnd sah Moritz mich an, sagte jedoch nichts. Ich atmete noch einmal tief durch und begann dann, zu sprechen.

„Du hast Recht, ich war ein Idiot.“ „Ach was.“ Ich funkelte ihn böse an. „Entweder du hältst jetzt die Klappe oder ich vergesse mich.“ „Okay, okay, ich bin schon still.“ Er sah mich beschwichtigend an.

„Also… Da war nichts gelogen. Es war alles ernst gemeint. Ich liebe das Gefühl, wenn du mich berührst, mir wird schwindlig bei unseren Küssen, sobald wir auch nur einen Tag getrennt sind, drehe ich durch. Ich will immer in deiner Nähe sein, will dich in den Arm nehmen können, wann immer mir danach ist. Ich liebe dein Lächeln, ich liebe den Klang deiner Stimme, ich liebe deine Augen. Scheiße Mann, ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr, dass es weh tut. Das, was du gemacht hast, hat mir verdammt nochmal gefallen, es war einfach nur geil und ich würde es am liebsten wiederholen. Ich will dich auch so berühren, ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen und genau diese Gefühle jagen mir eine Scheißangst ein.“

Atemlos sah ich Moritz an. Tränen schimmerten in seinen Augen. Shit, hatte ich etwas Falsches gesagt? Aber genau das wollte er doch hören, oder nicht? Die Wahrheit.

„Moritz?“ „Hm?“, schniefte er. „Alles okay?“ „Was? Ja, es ist nur…“ Er sah mich mit großen Augen an. „Meinst du das ernst?“ „Ja, verdammt.“ „Das … das war… Das war die schönste Liebeserklärung, die man sich nur wünschen kann.“ Gerührt blickte er mir in die Augen und lehnte sich vor, um mich zu küssen.

Überrumpelt wich ich einen Schritt zurück. „Warte, du hast da etwas falsch verstanden. Es geht nicht.“ „Was? Ich versteh nicht…“ „Das mit uns. Es geht nicht.“ „Aber warum?“ Verzweifelt kam er auf mich zu. „Nein, Moritz, ich… Ich kann das nicht, es geht nicht, es…“ Ich schüttelte den Kopf und stolperte noch einen Schritt nach hinten. Irgendwann stieß ich mit dem Rücken gegen die Tür.

Moritz hatte seine eine Hand nach mir ausgestreckt. Tränen liefen ihm über die Wange. Nur waren es diesmal keine Freudentränen. Es brach mir das Herz, ihn so zu sehen, aber es war besser so. Ich konnte das nicht, und lieber beendete ich es gleich, als erst dann, wenn es wirklich wehtat.

Ich drückte die Klinke nach unten. Dabei sah ich Moritz noch einmal entschuldigend in die Augen. „Es tut mir leid.“ Vollkommen verzweifelt verließ ich sein Zimmer und verschwand aus der Wohnung.

Fuck, so war das doch alles nicht geplant gewesen!

 

 

Halbblind, mit Tränen in den Augen rannte ich durch die Straßen nach Hause. Ich wollte nur noch weg. Warum tat es so weh? Es war doch das Richtige gewesen, es musste das Richtige gewesen sein… Aber wieso fühlte es sich dann verdammt nochmal nicht richtig an?

Ich beschleunigte mein Tempo, obwohl meine Lungen bei jedem Atemzug brannten. Torkelnd wich ich einem älteren Herrn aus, der mir aufgebracht hinterher schimpfte. Doch es war mir egal. Ich wollte weg, ich wollte zu ihm, ich hatte keine Ahnung, was ich wollte.

Zuhause angekommen, fischte ich mit zitternden Fingern meinen Schlüssel aus der Hosentasche und versuchte, die Haustür aufzuschließen. Scheiße, er passte nicht, es musste doch… Warum passte dieser verdammte Schlüssel nicht? Doch, ja, endlich!

Ich öffnete die Tür und stolperte die Treppe hoch. Nach Atem ringend kam ich oben an, strauchelte über meine eigenen Füße und konnte mich gerade noch so an der Wohnungstür abfangen, ehe ich Bekanntschaft mit dem Boden machte. Ich klammerte mich am Türrahmen fest und versuchte, mich wieder halbwegs zu beruhigen. Wenn meine Mutter mich so sah, würde sie Fragen stellen. Fragen, denen ich mich im Moment nicht stellen wollte.

Ich atmete noch einmal tief durch, dann betrat ich den Flur. Mit Straßenschuhen huschte ich heimlich über den Flur zu meinem Zimmer. Ich wollte mich in meinem Bett zusammenrollen, die Welt, den Schmerz vergessen. Doch meine Mutter stand plötzlich hinter mir und hielt mich am Arm fest.

„Leander? Es gibt gleich Essen. Hilfst du mir noch kurz?“ Als ich nicht reagierte, drehte sie mich zu sich herum. „Oh Gott, ist alles in Ordnung? Du siehst ja gar nicht gut aus.“ Besorgt strich sie mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Meine Selbstbeherrschung geriet gefährlich ins Wanken. Ich konnte das nicht. Das war zu viel, ich musste…

„Ich… Ich geh schnell den Müll rausbringen.“ Eilig drängte ich mich an ihr vorbei in die Küche und schnappte mir den Müllbeutel. Ihren verwirrten Blich ignorierte ich und lief zur Tür. Nur weg, ich musste hier weg.

 

Sobald die Tür hinter mir geschlossen war, ließ ich den Beutel fallen und sank auf die Knie. Ich wollte mich wieder aufrappeln, doch meine Arme versagten mir den Dienst. Kraftlos blieb ich auf dem Boden liegen. Tränen rannen mir in Bächen über die Wange. Fuck, das tat so weh, es tat so höllisch weh!

Ich schlang die Arme um meine Brust, versuchte so, die Kälte zu vertreiben. Es musste doch irgendetwas geben, was dagegen half. Es musste einfach… Es…

Ich rollte mich zusammen. Warum war mir so kalt? Es fühlte sich an, als hätte man mir mein Herz herausgerissen. Aber ich hatte doch Schluss gemacht, warum ging es dann mir so schlecht?

Ich wollte zurück zu Moritz, wollte ihn in meine Arme schließen, ihm sagen, dass es mir Leid tat. Wollte ihm durch die Haare wuscheln, in seine strahlenden Augen sehen. Die Grübchen, die sich bildeten, wenn er lachte mit meinen Fingern nachfahren, seine wundervollen Lippen küssen. Ich wollte ihn.

 

Mühsam rappelte ich mich auf und griff wieder nach dem Beutel. Halb stolpernd, halb rutschend brachte ich Stufe für Stufe hinter mich. Dass meine Klamotten dabei total dreckig wurden und ich mir Arme und Beine aufschürfte, war mir egal. Ich wollte weiter, musste hier weg. Noch vier Stufen, dann hatte ich es geschafft, dann war ich unten, dann…

„Oh Gott, Leander! Wie siehst du denn aus?“ Frau Gersing stand an ihrer Wohnungstür und blickte mich geschockt an. „Hallo“, krächzte ich. „Ach, mein armer Junge. Komm, setz dich erstmal.“ Sie stellte ihre Einkaufstüten ab und half mir, mich auf eine Stufe zu setzen, ehe sie sich neben mir nieder ließ. Frau Gersing war eine nette, ältere Dame, die immer mal auf mich aufgepasst hatte, als ich kleiner war.

„So, nun erzähl mal. Was ist passiert? Hast du dich mit deinen Eltern gestritten?“ Ich schniefte und schüttelte leicht den Kopf. „Warum bist du denn dann so aufgelöst? Hast du eine schlechte Note bekommen?“ „Nein … ich … Moritz.“, stotterte ich. „Moritz? Ist das nicht der nette Junge, der immer mal hier vorbei kommt? Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen, geht’s ihm gut?“ Ich presste meine Hände vor’s Gesicht und schüttelte erneut den Kopf. Wenn es mir schon so dreckig ging, wie musste es ihm dann erst gehen? Bei der Vorstellung, dass er sich noch sehr viel schlechter fühlte als ich, krampfte sich mein Inneres schmerzhaft zusammen.

„Ach Schätzchen, jetzt beruhig dich erstmal. Ist er krank? Oder hatte er einen Unfall?“ Sie legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter. Ich schüttelte erneut den Kopf. Sollte ich ihr erzählen, was passiert war? Frau Gersing war wie eine zweite Mutter für mich, andererseits, wenn ich es nicht einmal meiner wirklichen Muutter erzählen wollte… Doch wenn ich es nicht bald irgendjemand anvertraute, dann würde es mich innerlich zerfressen. Noch mehr, als jetzt schon.

Ich atmete tief durch und schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter. Dann blickte ich ihr kurz in die Augen, suchte nach einem Zeichen, was ich tun sollte. Sie lächelte mich aufmunternd an und ich holte noch einmal tief Luft. „Okay, ich erzähl’s Ihnen. Aber bitte, verurteilen Sie mich nicht.“

Frau Gersing runzelte ihre Stirn und nickte dann bedächtig. „Ich werde mir deine Geschichte anhören und mir erst am Ende eine Meinung bilden, ja?“ Ich nickte. Aus irgendeinem Grund war es mir wichtig, was sie von mir dachte. Auch wenn ich das Gefühl hatte, dass sie nicht gerade begeistert sein würde, wenn sie die ganze Wahrheit erfuhr. Ich war echt ein Arsch gewesen, sowohl Moriz als auch Clara gegenüber. Aber damit musste ich jetzt leben.

 

 

Frau Gersing schwieg die ganze Zeit über, auch als ich schon lange geendet hatte. Nervös knetete ich meine Finger. Hätte ich ihr doch nicht alles sagen sollen? Die schmutzigen Details hatte ich ja schon ausgelassen, aber sie war eine alte Dame, ich hatte keine Ahnung wie sie zu dem Thema Homosexualität überhaupt stand. Was, wenn sie mich jetzt abstoßend fand?

Ich räusperte mich leise. „Frau Gersing? Können… Können Sie irgendetwas sagen?“ „Tja, mein Junge, was gibt es da noch zu sagen?“ Sie musterte mich mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen. War das jetzt gut oder eher schlecht?

„Das heißt?“, fragte ich unsicher. „Das heißt, dass ich Moritz sehr nett fand. Er ist ein freundlicher, aufgeschlossener Junge und du warst in seiner Gegenwart immer sehr fröhlich.“ Sie seufzte. „Leander, sieh dich an. Bist du jetzt noch glücklich?“ „Nein, wohl eher nicht.“ Ich blickte resigniert auf meine Schuhspitzen. „Also, was machst du dann noch hier?“ Überrascht sah ich sie an. „Was meinen Sie damit?“ Sie schenkte mir ein mildes Lächeln. „Ach Leander, es ist ja wohl mehr als offensichtlich, dass du bis über beide Ohren verliebt bist. Denk nicht immer darüber nach, was andere von dir halten. Hör auf dein Herz.“ Sie legte ihre Hand auf meine Brust. An genau die gleiche Stelle, an der Moritz mich vorhin berührt hatte.

Ich schloss bei der Erinnerung kurz die Augen und seufzte leise. Frau Gersing hatte Recht. Mann, ich war echt so ein Vollidiot! Wie hatte ich glauben können, dass ich ohne Moritz leben könnte? Ihn jeden Tag in der Schule zu sehen, mit dem Wissen, dass alles vorbei war, dass da nie mehr etwas werden würde?

Ich stand auf und sah Frau Gersing erleichtert an. „Danke!“ „Nichts zu danken. Du bist ein wundervoller Mensch, Leander. Du hast es verdient, glücklich zu werden. Aber vor allem darfst du Moritz nicht unglücklich machen.“ Sie zog eine ihrer perfekt gezupften Augenbrauen nach oben und bedachte mich mit einem mahnenden Blick. „Ja, Sie haben Recht.“ Ich winkte ihr zum Abschied zu und verschwand aus dem Haus.

Ihr gemurmeltes „Ach ja, die Jugend von heute bekommt aber auch gar nichts mehr allein hin.“ nahm ich nur noch am Rande wahr.

 

Zum zweiten Mal an diesem Tag rannte ich die Strecke zu Moritz, ohne eine Pause zu machen. Ich war doch echt ein Vollpfosten! So ein verdammter Idiot! So ein… Argh, scheiße! Ich musste zu ihm, ich musste ihm sagen, was ich für ihn empfand, was er mir bedeutete, dass ich einen riesen großen Fehler gemacht hatte.

Keuchend kam ich vor Moritz‘ Wohnungstür zum Stehen. Mit klopfendem Herzen drückte ich auf die Klingel und betete, dass seine Mutter wieder Zuhause war oder er selbst aufmachte. „Bitte, bitte mach auf. Bitte“, flehte ich flüsternd. „Bitte.“

Gepolter erklang hinter der Tür. „Wer auch immer da ist, wenn du nicht einen triftigen Grund hast, hier aufzutauchen, nimm lieber die Beine die Hand. Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt!“

Mit einem Ruck wurde die Tür aufgerissen und ich blickte direkt in Moritz‘ rote, verheulte Augen. „NEIN! NICHT DU! DU KANNST MICH MAL! Verpiss dich endlich aus meinem Leben!“ Ich hatte nicht mit einer freundlichen Begrüßung gerechnet, deshalb drängte ich mich einfach an ihm vorbei und schloss die Tür hinter uns. „Verschwinde einfach. Bitte.“ Seine Stimme klang schwach und er sah mir nicht mal mehr in die Augen. Ich drückte ihn sanft gegen die nächste Wand, damit er mir nicht davon lief.

„Warum musst du immer abhauen?“, schluchzte er. „Warum musst du so ein verdammter Idiot sein? Wieso liebe ich dich trotzdem noch? Warum kann ich dich nicht einfach vergessen?“ Er sah mich anklagend an und wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte ich bei dem Anblick gelacht.

„Moritz, ich weiß, du hast keinen Grund dafür, aber bitte, hör mir zu.“ Eindringlich sah ich ihn an. Er erwiderte nichts und ich sprach weiter.

„Du hattest Recht. Mit allem. Ich war so blind. So dumm und es tut mir wahnsinnig leid. Ich weiß, nichts kann das, was ich getan habe, wieder gut machen, aber kannst du mir noch eine zweite Chance geben? Bitte.“ Flehend blickte ich in seine Augen. Hoffte, dass ich nicht alles vermasselt hatte. Obwohl ich das ja irgendwie schon getan hatte.

„Warum sollte ich das tun?“, fragte Moritz leise. „Du hast mich wie den letzten Dreck behandelt. Du hast mich schon wieder einfach stehen gelassen. Also warum zum Teufel, sollte ich dir eine weitere Chance geben?“ Ich biss mir verzweifelt auf die Lippe. Er hatte keinen Grund dazu und das wusste ich. Aber wenn er es nicht tat…

„Moritz, ich liebe dich. Ich weiß, das sagte ich bereits, aber du hattest Recht. Ich kann nicht ohne dich leben. Ich will mit dir zusammen sein, mir ist es egal, was die anderen denken. Ich will mich nicht mehr verstecken. Bitte, ich will dich nicht verlieren. Ich kann nicht ohne dich leben, das schaffe ich nicht. Und das ist mir jetzt auch klar geworden. Ich wollte es erst nicht wahrhaben, aber Frau Gersing hat mir die Augen geöffnet, ich weiß jetzt, was ich will. Und das bist du. Nur du und zwar zu einhundert Prozent. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Ich will abends mit dir im Arm einschlafen, morgens in deinen Armen aufwachen. Ich will dich mitten auf der Straße küssen, will allen zeigen, dass du zu mir gehörst. Ich liebe dich so sehr.“

Ernst sah ich ihm in die Augen und betete, dass nicht alles zu spät war. Hoffte, dass ich es irgendwie ansatzweise wieder gut machen konnte.

„Wer ist Frau Gersing?“, fragte er plötzlich leise. „Was?“ Verdutzt blinzelte ich. Doch Moritz lächelte mich schief an und seine Augen strahlten wieder in einem wunderschönen blau.

Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen und überglücklich presste ich meine Lippen auf seine. Es dauerte einen Moment, dann erwiderte Moritz den Kuss ebenso stürmisch.

Er gab mir eine zweite Chance. Er war bereit, mir zu verzeihen. Ich grinste in den Kuss hinein und drückte ihn fester an mich. Ich würde ihn nicht enttäuschen. Wie Frau Gersing schon gesagt hatte, Moritz musste glücklich werden. Und dafür würde ich sorgen.

Als uns die Luft zum Atmen ausging, lösten wir uns widerwillig voneinander und ich lehnte meine Stirn gegen die von Moritz. „Danke“, hauchte ich. „Du weißt, dass jetzt noch nicht alles wieder gut ist?“ Er hob eine Augenbraue. „Ich weiß, aber ich werde dich nicht enttäuschen. Ich liebe dich.“ Ich nahm sein Gesicht zwischen meine Hände. „Ich liebe dich auch.“ Er lächelte und gab mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Aber was machen wir in der Schule? Mit unserer Familie, unseren Freuden?“ Ich sah ihn ernst an. „Keine Ahnung, aber wir schaffen das. Egal, was passiert, wir stehen das durch. Gemeinsam.“

Und ich meinte es auch so. Ich würde Moritz nie wieder verlassen. Nicht mehr wegrennen. Ich würde für ihn da sein, wann immer er mich brauchte.

 

Wir gehörten zusammen.

 

Für immer.

Impressum

Texte: Alle Rechte liegen bei mir
Lektorat: Hdgdl Schafi ♥
Tag der Veröffentlichung: 07.03.2015

Alle Rechte vorbehalten

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