Mysterium Goldfisch.
Goldfische – kleine, dumme, orangene Dinger, die sinnlos in einem Wasserglas herumschwimmen. Ich hab mal gehört, das Glas darf nicht rund sein, das wäre Tierquälerei. Keine Ahnung, wer sich das ausgedacht hat. Wahrscheinlich die oberschnöseligen Typen irgendeiner Tierschutzorganisation, die sich damit mal wieder für zwei Tage an die Öffentlichkeit gebracht haben.
Der Fisch drehte weiter seine Runden – in einem eckigen Glas. Ein weiterer Beweis dafür, dass er doof ist. Ich meine, warum dreht er Runden in einem viereckigen Glas? Warum dreht er keine Vierecke? Das wäre viel logischer.
Logik. Die Grundlage meines Denkens. Meines Seins.
Ja, ich bin ein logisch denkender Mensch. Ein Lebewesen entstanden aus vollkommener Logik. Im Gegensatz zu Goldfischen. Die sind einfach nur dämlich. Schwimmen den ganzen Tag Runden in einem viereckigen Kasten. Logisch wäre es, wenn sie Rechtecke schwimmen würden. Aber das tun sie nicht. Nein, sie schwimmen Kreise. Den lieben langen Tag.
Er.
Er ist auch so ein Mysterium. Nur, dass er keine Runden schwimmt. Doch genauso verpeilt wie die Goldfische es sind, ist er auch. Niedlich verpeilt. Irgendwie.
Ich sollte nicht an ihn denken. Er war nicht gut. Nein, nicht nicht gut. Anders. Anders als ich. Nicht gut für mich. Verpeilt.
Ich sollte mich von ihm fernhalten. Sollte ich wirklich – es entsprach allen Regeln der Logik. Und doch tat ich es nicht. Ich tat etwas unlog… Ich… Ich konnte dieses Wort nicht aussprechen. Alles was ich tat, war logisch. Vollkommen logisch. Ich atmete tief durch.
Verpeilt.
Ich dachte über das Wort nach.
Es passte zu ihm. Es war logisch, dieses Wort mit ihm in Verbindung zu bringen. Alles an ihm strahlte diese süße Verpeiltheit aus. Und doch war es nicht logisch, wenn ich an ihn dachte. Er passte nicht zu mir.
Er war verpeilt. Ich logisch.
Die Schulglocke läutete.
Ich erhob mich von meinem Platz, packte meine Sachen zusammen und gab die Sicht auf den immer noch Runden schwimmenden, dummen Goldfisch frei. Verpeiltes Vieh.
Ich trat in den Gang hinaus. Logisch wäre es, jetzt nach rechts, auf schnellstem Wege, in den Speisesaal zu gehen. Ich würde mich in die noch nicht so lange Schlange stellen und auf mein Essen warten.
Ich drehte mich nach links.
Er würde da sein. Er war immer da. Würde vor den Mathematikräumen sitzen und auf sein Handy schauen. Wenn ich an ihm vorbeilief würde er aufsehen und mich anlächeln. So wie immer.
In meinem Magen breitete sich ein mulmiges Gefühl aus.
Was, wenn er heute nicht da saß? Dann hätte ich meinen guten Platz in der Schlange ganz umsonst aufgegeben. Müsste mich umsonst hinten anstellen und umsonst Ewigkeiten auf mein Essen warten.
Nein.
Er würde da sein – es war logisch.
Aber er war verpeilt. Nicht logisch. Verpeilt.
Wieder fiel mir der Goldfisch ein. Ob er es mittlerweile geschaffte hatte, von Runden auf Vierecke umzusteigen? Wahrscheinlich nicht. Dummes Tier.
Ich bog in den Gang ein. Das ungute Gefühl in meiner Magengrube verstärkte sich. Dann verschwand es mit einem Schlag.
Er saß da.
An dem gleichen Platz wie immer. Vielleicht war er gar nicht so nicht logisch. Vielleicht…
Nein! Er passte nicht zu mir. Ich passte nicht zu ihm. Wir passten nicht zueinander. Diese Logik war logisch. Alles andere war es nicht.
Er sah auf. Seine Mundwinkel hoben sich, als er mich fixierte. Seine Augen waren braun. Haselnussbraun. Wunderschön.
Er grinste mich an. Warum war ich stehen geblieben? Das tat ich sonst nicht. Ich sollte weitergehen. Jetzt.
Er erhob sich.
Das tat er sonst auch nicht. Das war nicht logisch. Überhaupt nicht logisch.
Aber auch nicht verpeilt.
Ich schluckte. Er kam auf mich zu. Sein Handy lag immer noch auf der Bank. Es wäre logisch gewesen, wenn er es mitgenommen hätte.
Doch verpeilt.
Er stand vor mir. Ich konnte seinen Geruch wahrnehmen. Er roch gut. Zu gut. Ich hätte mich am liebsten in seine Arme geworfen und den Duft eingesogen.
Wiese.
Das war es, wonach er roch. Wiese und Heu – getrocknete Wiese.
Es war logisch, man konnte nicht nach zwei Sachen riechen. Er roch nur nach Wiese. Eine Wiese, in die mich sofort reingekuschelt hätte. Wie ein Grasnest. Er war mein Grasnest.
„Hey!“
Ich zuckte zusammen. Nein, es war nicht logisch, bei einer Begrüßung zusammenzuzucken. Ich erinnerte mich wieder, dass er da war. Vor mir. Viel zu nah vor mir.
„Hi“
„Hast du heute gar kein Essen bestellt?“
„Doch.“
„Dann bist du aber im falschen Flur.“
„Ich weiß.“
„Hier haben wir nachher dann Mathe.“ Er sah mich belustigt an.
Verpeilt.
Wir hatten Vertretung. Mathe fiel aus. Stattdessen hatten wir noch eine Stunde Bio. Bei dem Goldfisch.
„Das müsstest du als Mathe-Ass ja eigentlich wissen… Also, wo wir Mathe haben.“
Er grinste.
„Ich weiß nicht, was du mit Mathe hast. Ich blick da nicht durch. Das ist irgendwie unlogisch, finde ich zumindest.“
Mein Kopf schoss in die Höhe.
„Mathe! Unlogi…?“ Ich konnte das Wort immer noch nicht aussprechen. Schon gar nicht in Verbindung mit Mathe. Mathe war logisch. Das logischste von allen. 100 %ig logisch.
Er war verpeilt. Und lachte.
„Ja, Mathe und unlogisch. Aber du kannst mir ja Nachhilfe geben und mich dann vom Gegenteil überzeugen…“
Was? Ich ihm Nachhilfe geben? Ich ihm?
Das wäre logisch. Nicht gut, aber logisch. Und mein Leben richtete sich nach logischen Dingen. Ich grinste. Er brauchte Hilfe und ich würde sie ihm geben. Vollkommen logisch.
„Nur unter der Bedingung, dass du Mathe mit diesem Wort nie wieder in Verbindung bringst.“
Nun grinste auch er.
„Super, danke! Wann hast du Zeit?“
„Nach Bio.“
Er runzelte seine Stirn.
„Bio?“
„Bio. Wir haben Vertretung.“
Er schlug sich mit einer Hand vor die Stirn.
„Stimmt, das hatte ich völlig vergessen.“
Oder verpeilt.
„Dann bis gleich!“ Er strahlte mich an.
„Bis dann.“
Er drehte sich um und ging Richtung Treppe.
Definitiv verpeilt.
Ich schmunzelte. Er hatte sein Handy liegen lassen.
Ich ging zur Bank und nahm es in die Hand. Sein Handy. In meiner Hand. Automatisch wünschte ich mir, dass es seine Hand wäre. Nicht sein Handy. Das wäre logischer. Irgendwie.
„Phillip?“
Er blieb stehen und sah mich fragend an.
„Dein Handy.“
Er grinste und kam wieder auf mich zu. Nahm es mir aus der Hand. Streifte meine Haut dabei wie zufällig.
Nein.
Zufälle gab es nicht. Es lag alles einer Logik zugrunde.
Meine Hand kribbelte an der Stelle, wo er mich berührt hatte. Ich wünschte mir mehr. Aber er passte immer noch nicht zu mir. Sein Grinsen. Es war so verpeilt. So niedlich. Süß.
„Danke“, flüsterte er.
Ich konnte nur nicken. Es war schon ein Wunder, dass ich vorhin so viel geredet hatte. Logik brauchte nicht viele Worte. Nur Logik. In Form von Formeln.
Ich sah ihm hinterher. Ich musste zum Essen. Wollte zu ihm. Mich in mein Grasnest kuscheln. Seine Hand halten.
Es läutete.
Bio begann. Der Goldfisch drehte noch immer Kreise, keine Vierecke.
Er saß vor mir. Ich sah seinen Nacken. Beobachtete jede seiner Bewegungen. Prägte sie mir ein. Wie eine Formel. Logik.
„Niklas!“
Ich sah auf.
Die Lehrerin schaute mich böse an.
„Woran haben wir denn gedacht? Doch nicht etwas an Herr Phillips Nacken?“
Ich mochte ihre Art zu reden nicht. Ich wurde rot. Es war nicht logisch, dass ich jetzt rot wurde. Oder?
„N…nein, tut mir leid.“
Sie hob eine Augenbraue, sagte aber nichts weiter. Ich sah auf meine Tischplatte. Ich fing an, nicht mehr logisch zu denken. Ich…
„Niklas“
Ein warmer Atem streifte meinen Nacken. Ich erschauderte.
„Phillip?“
„Ja“
„Was…?“
„Der Unterricht ist vorbei.“
Ich schluckte. Ich war vollkommen abgelenkt gewesen. Das war logisch – ich war in Gedanken. Ich atmete auf. Ich war immer noch logisch. 100 %ig logisch.
Phillip begann an meinem Hals zu knabbern. Auf meinem Körper breitete sich eine Gänsehaut aus. Ich seufzte wohlig.
„Du hast also an meinem Nacken gedacht, ja?“
Ich wurde rot.
„Nein, ich…“
„Psst. Ist okay.“
Er fuhr damit fort, kleine Küsse in meinem Genick zu verteilen. Ich wollte mehr. Wollte ihn.
Ich drehte meinen Kopf und suchte seine Lippen mit meinen. Als sie sich trafen, fing mein gesamter Körper an zu kribbeln. Eine logische Reaktion. Ich lächelte.
„Was ist?“, murmelte er an meinen Lippen.
„Nichts.“
Ich drehte mich auf dem Stuhl um. Wollte ihn besser erreichen. Er nutzte die Chance und setzte sich auf meinen Schoß. Ein Bein links, ein Bein rechts von mir. Er intensivierte den Kuss. Es fühlte sich gut an. Er fühlte sich gut an.
Ich genoss das Gefühl. Es war neu. Es war anders, als ich es mit vorgestellt hatte. Und doch war es logisch.
Es gefiel mir. Das war logisch – er konnte gut küssen.
Ich gab mich ihm hin. Fand immer mehr Logik, in dem was wir taten. Seine Zunge, meine Zunge, gleich sehr sehr gutes Gefühl. Seine Hände in meinen Haaren, meine in seinem Nacken verhinderten, dass zu viel Luft zwischen uns war – auch logisch. Und unendlich schön.
Er hatte das geplant. Dass wusste ich. Es war mir egal. Mathenachhilfen konnte man ausfallen lassen. Oder wiederholen…
Hinter uns schwamm der Goldfisch weiter seine Runden.
Der Goldfisch – verpeilt. Er – verpeilt. Ich – immer noch logisch und unglaublich glücklich.
„Argh, das ist doch so eine Scheiße! Ich könnte sie umbringen! Diese Frau regt. Mich. Auf! Argh!“
Er raufte sich die Haare.
„Ich meine, schau doch mal hier: Bei „Beschreiben“ steht, man soll Eigenschaften oder Vorgänge zusammenhängend und geordnet darstellen. Bei „Darstellen“ aber steht, man soll die Sachverhalte beschreiben. Sind die nur zu inkompetent für…“
Er suchte nach den richtigen Worten und fuchtelte dabei wild vor meinem Gesicht herum.
„Alles!?“
Ich lachte.
„Komm schon! Es ist doch wahr. Schau!“
Er sah mich beleidigt an und hielt mir das Blatt vor die Nase.
„Bei „Ordnen“, „Zuordnen“ und „Einordnen“ sagen sie, dass es das gleiche ist, aber „Erklären“ und „Erläutern“ ist dann wieder etwas vollkommen verschiedenes. Das einzig gemeinsame ist, dass du es wieder geordnet und anschaulich darstellen sollst. Wo wir dann wieder bei beschreiben sind. Oder hier! Bei „Begründen“ darfst du deine Sachverhalte und Aussagen erklären. Wo wir auch wieder bei darstellen wären. Oder du machst es durch Aufführung von Argumenten. Und aufführen ist das gleiche wie „nennen/aufführen“, was hier als aufzählen erklärt wird. Dabei wird aufzählen als Signalwort überhaupt nicht aufgeführt. Wahrscheinlich weil sie sich da noch dachten, dass es eine Wortwiederholung wäre. Und beim „Erörtern“ und „Diskutieren“ darfst du etwas begründen, was du erklären sollst, sodass wir wieder bei der geordneten Darstellung, alias dem Beschreiben, wären. Argh! Das ist doch echt zum… Wer soll denn da noch durchblicken!?“
Erschöpft ließ er sich neben mich auf die Bank sinken. Ich sah ihn immer noch belustigt an.
„Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich „geordnete Darstellung“ nicht mehr hören kann?“, fragte er plötzlich und wandte sich mir zu.
Ich lächelte. „Ja, ich glaube das ein oder andere Mal schon.“
Auf seinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus.
„Sorry, aber die können doch von uns echt nicht erwarten, dass wir bei sowas“ Er deutete wütend auf das Blatt, „Noch irgendetwas checken, oder? Ich mein, schau dir das doch mal an!“
Verzweifelt sahen mich seine grünen Augen an.
Ich schüttelte den Kopf und nahm ihm das Blatt aus der Hand.
„Ich glaube, du hast dich für heute genug aufgeregt.“
„Sorry“, nuschelte er nochmal. „Ich wollte dir damit nicht auf die Nerven gehen…“
„Ach Quatsch! Wofür hat man denn sonst ‘nen Freund?“
Er strahlte mich an.
„Danke, du bist der Beste!“
Er kuschelte sich an mich.
„Wofür habe ich dich bloß verdient?“, fragte er leise.
„Vielleicht hierfür?“
Ich fasste ihn am Kinn und drehte seinen Kopf zu mir, bevor ich meine Lippen sacht auf seine legte. Er seufzte in den Kuss und entspannte sich merklich.
Fragend strich er mit seiner Zunge über meine Unterlippe und ich gewährte ihm nur zu gern den Einlass. Neckend erforschte sie meinen Mund und stupste dann auffordernd meine Zunge an. Eine Weile umspielten sie sich, bis ich mich schließlich wieder von ihm löste.
„Ich liebe dich“, flüsterte ich. „Und da wird auch kein noch so verdammter Zettel je was dran ändern.“
Er lächelte.
„Ich liebe dich auch.“
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Jaaaa, ihr denkt euch jetzt bestimmt WTF! Was hat die für nen Problem!? Aber das musste einfach mal sein XD Wir haben nämlich in Bio so einen Zettel bekommen: „Arbeit mit Aufgabenstellungen“ und dachten uns erstmal alle so What? Naja, auf jeden Fall ist BlackSheep dann aufgefallen, dass sich „beschreiben“ und „darstellen“ irgendwie doppeln und da kam mir spontan der Einfall zu diesem kleinen OneShot…^^ Im Grunde hab ich hier nen bisschen Druck abgebaut, weil mal ehrlich: Wer blickt da noch durch?
Okay, genug rumgenölt. Ich hab euch lieb!
LG euer sich jetzt wieder abreagierter Wolfi ;)
Es war herrliches Wetter. Die Sonne schien, der Himmel strahlte in einem tiefen Blau und das Rauschen der Wellen drang leise an mein Ohr. Der weiße Sandstrand erstreckte sich kilometerweit vor mir und doch waren nur vereinzelt ein paar Menschen zu erkennen. Ich atmete die frische Meeresbrise ein und lächelte. Was gab es besseres, als mit seinem Freund einen entspannten Tag am Strand zu verbringen?
Ich legte mich wieder neben Jannis und fuhr sacht seine Gesichtskonturen nach. Er sah so friedlich, so süß aus, wenn er schlief. Seine braunen Haare hatte der Wind ihm ins Gesicht geweht und ich strich sie zurück hinter sein Ohr. Dort verharrte ich kurz, ließ meine Finger dann über seine Wange gleiten, hinab bis zu seinem Kinn und strich dann vorsichtig über seine Oberlippe.
„Das kitzelt.“ Ich blickte auf und sah in die wunderschönen Augen meines Freundes. „‘tschuldigung. Hab ich dich geweckt?“ „Ach quatsch. Außerdem lass ich mich von dir doch immer gern wecken.“ Er grinste mich an und das Grün seiner Augen leuchtete. Ich liebte dieses Funkeln darin, ich konnte jedes Mal wieder in ihnen versinken.
„Miká?“ „Hmh?“ Er streckte eine Hand aus und strich mir eine blonde Strähne aus dem Gesicht.
„Wusstest du, dass deine Augen die gleiche Farbe wie das Meer haben?“ Ich lächelte. „Woher willst du wissen, wie das Meer aussieht, wenn du die ganze Zeit hier liegst und vor dich hindöst?“ Er knuffte mir in die Seite. „Dann gehen wir jetzt halt baden.“ Er stand auf und zog mich mit hoch.
Hand in Hand liefen wir auf das blaue Nass zu. „Schau mal, wie der Opa da drüben guckt!“, meinte Jannis plötzlich. Ich drehte mich um und prustete los. „Der scheint das gar nicht lustig zu finden. Ich meine, zwei Jungs, die Händchenhalten. Das ist ja mal sowas von eklig!“ Grinsend zog ich Jannis an mich. „Und weißt du, was noch eklig ist?“, fragte ich ihn mit einem verschmitzten Lächeln. Er sah mich warnend an, denn er wusste, dass es für ihn nichts Gutes bedeuten konnte, wenn ich ihn so ansprach.
„Das hier.“ Ich hob ihn hoch und warf ihn ins Wasser. Er schrie noch ein „Nein“, doch es war zu spät. Ich tauchte ebenfalls unter und beobachtete, wie er strampelnd wieder an die Oberfläche kam und sich nach mir umschaute. Ich schwamm an seine Füße heran und zog ihn zurück unter die Wasseroberfläche. Böse funkelte er mich an, doch ich lächelte nur und nährte mich ihm wieder.
Er ahnte, was ich wollte und bedeutete mir, aufzutauchen. Prustend kam ich an die Wasseroberfläche und holte tief Luft. Jannis sah mich verschmitzt an, zog mich wieder unter Wasser und drückte seine Lippen auf meine. Auch wenn es nur ein Lippenaufeinanderlegen war, da uns sonst der Mund voller Wasser gelaufen wäre, fühlte es sich so unbeschreiblich gut an. Jedes Mal, wenn ich Jannis küsste, schaltete sich mein Verstand aus, ich wollte ihn nur noch fühlen.
Notgedrungener Maßen tauchten wir kurze Zeit später nach Luft ringend wieder auf. „Wie wäre es, wenn wir das an den Strand verlegen?“, fragte er. „Klingt gut.“ Ich grinste und schwamm auf’s Ufer zu. Plötzlich wurde ich von hinten gepackt und unter Wasser gedrückt. Prustend kam ich wieder hoch. „Das war die Rache für deine Aktion vorhin.“ Jannis sah mich belustigt an. „Tja, ich glaube, das habe ich verdient…“
Ich lachte und folgte meinem Freund, der zielstrebig auf unsere Handtücher zuging. Die immer noch komischen Blicke des alten Opas ignorierte ich.
Ich ließ mich neben meinen Freund fallen und lehnte mich an ihn. Sanft strich er über meinen Rücken, meine Arme und verteilte kleine Küsse in meinem Nacken. Ich seufzte wohlig auf und kuschelte mich noch näher an ihn. Wie gesagt, ich konnte nicht genug von ihm bekommen.
Ich legte mich auf das Handtuch und bettete meinen Kopf in seinen Schoß.
„Müde?“ „Die Sonne macht schläfrig…“ Wie zur Untermauerung meiner Worte, gähnte ich. „Süßer, du kannst jetzt nicht einschlafen. Wir hatten noch was vor, schon vergessen?“ Ich grinste. Wie sollte ich das vergessen können? „Du hast ja Recht. Aber wenn ich einschlafen sollte, ist es nicht meine Schuld.“ Ich stützte mich auf den Ellenbogen und beugte mich über Jannis. „Glaub mir, du wirst nicht einschlafen.“, erwiderte dieser mit einem Augenzwinkern.
Er legte eine Hand in meinen Nacken und beugte sich vor. Kurz bevor er meine Lippen erreichte, verharrte er plötzlich und schaute belustigt an mir vorbei. Ich folgte seinem Blick und sah den Opa von vorhin wieder, der uns skeptisch musterte.
„Ich glaube, dem müssen wir mal eine Lektion erteilen und ihm zeigen, was es heißt, wenn zwei Kerle knutschen.“, kicherte Jannis. „Oh ja, das denke ich auch.“
Ich kniete mich über meinen Freund und setzte mich auf seine Mitte. Langsam beugte ich mich zu ihm runter und legte meine Lippen auf seine. Fragend strich ich mit meiner Zunge über seine Unterlippe. Sie schmeckte nach Salz. Jannis öffnete seine Lippen und seufzte auf, als unsere Zungen sich trafen.
Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren, während er mit seinen Fingern über meinen Rücken fuhr. Sie wanderten immer weiter nach unten, bis sie meinen Hintern umfassten und mich noch näher an ihn zogen.
Ein Räuspern, in Verbindung mit einem angeekelten Geräusch erklang hinter uns. Ich grinste in den Kuss hinein. „Sieht so aus, als gefällt ihm unsere Vorstellung…“ „Ich glaub auch. Vielleicht ist er ja selber schwul und wird jetzt an alte Zeiten erinnert.“ „Gott, das will ich mir nicht vorstellen, wie er jetzt mit jemanden rummachen würde… Ich meine, brr.“ Ich schüttelte mich. Jannis lachte. „Nee, lieber nicht.“ Dann zog er mich wieder zu sich herunter und fing an, meinen Hals zu liebkosen. Als seine Zunge hinzukam, vergaß ich den schrägen Opa und gab mich ganz diesem Gefühl hin. Jannis küsste mein Schlüsselbein und fing an, in der Kuhle darüber zu saugen, in dem Wissen, dass das meine empfindlichste Stelle war. Ich stöhnte leise auf und vergrub meine Hände noch fester in seinen Haaren.
„Kein Respekt mehr, die Jugend von heute!“, schimpfte plötzlich der Opa hinter uns los. Doch es war mir herzlich egal. Alles, was in diesem Moment zählte, waren Jannis weiche Lippen auf meinen und seine Hände, die sanft über meine Brust strichen
Ich löste mich kurz von ihm und sah ihm tief in die Augen. „Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch.“, flüsterte er und gab mir einen kurzen, zärtlichen Kuss auf den Mund.
„Was hältst du davon, nochmal ins Wasser zu gehen?“, fragte ich, auch wenn ich im Moment am liebsten ganz andere Dinge mit ihm angestellt hätte. Doch da wir ja immer noch am Strand lagen…
„Was hältst du davon, wenn wir zur Ferienwohnung zurückgehen und dort weiter machen, wo wir aufgehört haben?“ Ich grinste. Er kannte mich einfach viel zu gut. „Gerne.“
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Happy Birthday, Laura!!!! Alles Gute und Liebe zum Geburtstag! Hoffentlich lernt der Goldfisch endlich, Vierecke zu schwimmen und wir, wie wir deine Gehirnsuppe doch noch retten können! XD Eigentlich wollte ich dir ja einen Crashkurs in Hogwarts schenken, aber der war leider schon ausgebucht… *betreten guck* Ich hoffe, du hast trotzdem einen schönen Tag und nicht allzu viel graue Haare bekommen? ;D Denk dran, in nächster Zeit weiterzuschreiben! Sonst… Anklagen, noch mehr Morddrohungen und sauteure Rechnung meiner Zimmermöbelierung^^
Warum?
Warum tut es so weh?
Warum tut es weh, euch so zu sehen?
Es macht mich krank. Ich gehe innerlich daran kaputt.
Die Blicke, die ihr euch zuwerft, die Berührungen, die ihr austauscht. So vertraut, innig.
Seid ihr zu dumm, es zu erkennen oder wollt ihr es einfach nicht wahrhaben? Jeder um euch herum sieht es. Sieht, dass ihr euch wollt. Schon monate-, jahrelang. Warum ihr nicht?
Wann werdet ihr das erkennen? Wann wirst du das erkennen?
Ich höre den ganzen Tag deprimierende Musik, versuche die Tränen zu unterdrücken.
Ich frage mich, wie lange ich es noch aushalte.
Ich darf mich davon nicht herunterziehen lassen, darf es nicht zu nah an mich heranlassen. Aber ich kann nicht anders.
Jedes Mal wenn ich euch sehe oder an euch denke, zieht sich mein Herz zusammen.
Ich werde daran kaputt gehen, wenn es sich nicht ändert. Aber was kann ich ändern, wenn ihr nichts ändert?
Wenn ich mich jetzt mit dieser Situation abfinde und dann kommt ihr doch zusammen, was mache ich dann?
Ein falsches Lächeln aufsetzen und euch, sowie jetzt gerade das Gespräch mit dir, meiden? Das will ich nicht.
Es reicht wenn ich dich jedes Mal aufs Neue anlüge, indem ich lächle, wenn ich in Wirklichkeit innerlich daran zerbreche.
Aber was bleibt mir anderes übrig?
Ich darf dir nicht zeigen, wie sehr es mich verletzt.
Ich kann es nicht, denn dann würdest du mir zuliebe »Nein« sagen. Würdest weiter um ihn herumschleichen, würdest ihn weiterhin wollen und nur wegen mir unglücklich sein. Und das will ich nicht.
Du hast es verdient, glücklich zu werden, auch wenn ich gehofft hätte, du hättest dich nicht für ihn entschieden. Du hast jemand besseren verdient.
Doch du würdest fröhlich sein. Ohne mich. Denn du hast ihn.
Ich könnte dir nicht sagen, dass ich mich für euch freue, könnte nicht sagen, was für ein süßes Paar ihr seid. Auch wenn ich es müsste. Eigentlich - es ist meine Aufgabe als BF.
Aber ich kann es nicht.
Ich kann dir nicht sagen, dass er heiß ist, kann dir nicht zustimmen, dass er perfekt ist, denn das ist er in meinen Augen nicht.
Und das weißt du, aber trotzdem wird es irgendwann zu diesem Gespräch kommen.
Du wirst total aufgeregt sein, herumhüpfen und mir vorschwärmen, wie toll und lieb er doch ist, während ich auf deinem oder meinem Bett sitzen und mir wünschen werde, ganz weit weg zu sein.
Ich will mir das nicht anhören müssen, aber was soll ich tun? Wir zwei sind deine besten Freunde und wenn du mit ihm zusammenkommst, bleib nur noch ich.
Wann werde ich damit abschließen können?
Vielleicht könnte ich es, wenn ihr es endlich erkennt. Vielleicht würde es dann nicht mehr so wehtun.
Aber noch kann ich es nicht und ich kann dir auch nicht erklären, warum. Ich will nichts von ihm. Wahrscheinlich bin ich einfach nur eifersüchtig auf ihn, weil er dich hat. Und weil ich dich nicht verlieren will.
Irgendwann hättest du sowieso jemanden gefunden, aber ihm gönne ich es nicht, dass er dich bekommt und dich immer weiter von mir wegzieht.
Wir entfernen uns.
Ich merke es. Vielleicht ist es dir nicht aufgefallen, denn du hast ihn. Hast eine Schulter zum Anlehnen.
Er ist bei dir. Im Moment. Ihr liegt wahrscheinlich eng aneinander gekuschelt auf deinem Sofa. Habt Spaß zusammen, seid glücklich.
Ihr habt euch, während ich 200 km entfernt einsam auf meinem Bett sitze und keinen anderen Gedanken mehr fassen kann.
Das Letzte, an das ich abends denke, seid ihr. Wenn ich morgens aufwache, sehe ich euch vor meinem inneren Auge. Ich kann nicht schlafen, denn ich habe immer das Bild vor mir, wie ihr euch berührt, scheinbar harmlos, unschuldig.
Aber das ist es nicht. Dahinter steckt so viel mehr.
Der Schnee rieselt in kleinen Flöckchen vom Himmel, aber ich kann es nicht genießen. Ich freue mich nicht darüber.
Ihr schon. Während ich erfriere, wird euch warm. Ihr strahlt Liebe und Lebenslust aus.
Für mich ist draußen alles kahl - kalt. Es fühlt sich an, als würdet ihr alle Energie aus mir herausziehen. Je glücklicher ihr werdet, desto schwächer werde ich.
Ich bin allein. Falle in einen Abgrund. Immer tiefer in den Strudel aus Verzweiflung und Dunkelheit ohne jemanden an meiner Seite, der mich auffängt, mich festhält. Denn du bist weg.
Für immer.
Ich hoffe, du wirst glücklich. Ich hoffe es wirklich.
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Der kleine OS ist in der schlimmsten Zeit meiner Depriphase entstanden. Momentan geht's wieder, aber es musste halt mal raus...
Ihr könnt euch aussuchen, ob ihr's als BL lest oder nicht^^
Sonnenstrahlen kitzeln mich an der Nase. Vögel zwitschern und Bienen summen umher. Lassen sich auf den vereinzelt blühenden Blumen nieder, erheben sich nach kurzer Zeit und fliegen weiter zur nächsten. Eine leichte Brise weht, der Wind streicht durch meine Haare, spielt mit einer Strähne.
Frühling - das Erwachen der Natur. Der Neubeginn des Lebens. Das Wiederaufwallen von Gefühlen.
Ich schließe meine Augen und genieße die Wärme der Sonne auf meinem Gesicht. Es ist angenehm, obwohl die Temperatur bisher noch nicht über die 15°-Marke geklettert war.
Der Duft von Tulpen und Narzissen steigt mir in die Nase. Ich drehe mich auf die Seite und lächle den gelb blühenden Blumen zu. Das Gras wiegt sich im Wind, wie Wellen hebt und senkt es sich.
Irgendwo rechts von mir plätschert ein Bach. Leise und gleichmäßig fließt das klare Wasser über die Steine. Fische tummeln sich an den etwas tieferen Stellen, ein paar Frösche springen quakend von einem Stein zum anderen.
Ein paar Meter vor mir rauscht der Fluss in der Tiefe der Schlucht. Kraftvoll und doch so langsam, als ob er keiner Fliege etwas zu leide tun könnte.
Im Unterholz raschelt ein Hase, eine Entenmutter und ihre Küken watscheln vorbei.
Eine Kohlmeise landet auf einem Ast nicht weit von mir. Suchend blickt sie sich um, fliegt hinab und pickt nach einem Korn in der Erde.
Es gibt kaum eine Farbe, die nicht vertreten ist. Der Duft der Blumen, das Zirpen der Grillen, das Summen und Zwitschern der Insekten und Vögel erfüllt die Luft. Alles strahlt eine natürliche Friedlichkeit aus.
Ich lege mich zurück auf den Rücken. Spüre den warmen Stein unter mir. Warum kann es nicht immer so ruhig sein? So entspannt?
Bilder der letzten Nacht tauchen vor meinem inneren Auge auf. Ich versuche, sie wegzublinzeln, doch sie bleiben. Dunkle Gestalten in düsteren Gassen. Vier Männer, die durch die Gegend streifen, jagen. Immer auf der Suche nach ihrem nächsten Opfer. Ihrer Beute.
Ich bin einer von ihnen. Jede Nacht treffen wir uns, schlendern durch die Stadt in der Gewissheit, irgendwo einem Unvorsichtigen zu begegnen.
Wir drängen unsere Opfer in die Enge, jagen ihnen Angst ein. Sie sollen vor uns erzittern, uns fürchten.
Doch nur nachts. Tagsüber sind wir wie jeder andere auch. Normale Menschen, die einem immer gleich aussehenden Alltag nachgehen. Aber wenn es dunkel wird, erwacht das Böse in uns. Wir suchen wehrlose Leute und rauben sie aus. Verprügeln sie. Fügen ihnen seelische Schmerzen zu.
Ich weiß nicht, warum ich mitmache. Vielleicht aus Langeweile, vielleicht aus Mangel an Alternativen. Doch ich weiß bestimmt, dass ich aufhören werde. Wegen letzter Nacht. Letzte Nacht hatten wir es übertrieben. Wir hätten beinahe jemanden umgebracht. Jemanden, der es garantiert nicht verdient hat…
Blau.
Eisblaue Augen blitzen in meinem Gedächtnis auf.
Vom Weinen gerötet, vor Schreck geweitete, verzweifelte, wunderschöne blaue Augen.
Mein Magen krampft sich bei der Erinnerung zusammen. Ich setze mich auf, beuge mich vor, will mich übergeben. Doch es kommt nichts. Nur der bittere Geschmack der Galle bleibt auf meiner Zunge.
Ich habe es verdient.
Er hat es nicht verdient.
Zusammengeschlagen, in sich zusammengesunken, wehrlos, hilflos, weinend, bettelnd hatte er auf dem Boden gelegen. Zusammengekrümmt, blutspuckend, verletzt.
Doch wir hatten nicht aufgehört. Hatten immer weiter auf ihn eingetreten, ihn beschimpft. Fast vergewaltigt hatten wir ihn.
Er hat gewimmert, gefleht, gebetet, doch nichts hat geholfen. Nichts von all dem konnte uns stoppen.
Und dann hat er mir in die Augen gesehen. Die Qual in ihnen war so unendlich groß gewesen. So verletzlich, verzweifelt.
Ich war nach hinten getorkelt, gefallen. Hatte mir die Hand auf den Pflastersteinen blutig geschlagen. Doch der Schmerz war egal gewesen. Alles was in diesem Moment gezählt hatte, alles, was gerade zählt, waren diese Augen. Dieser leidende Blick.
Er hatte aufgegeben.
Hatte sich ergeben, sich nicht mehr gegen die Schläge gewehrt. Zusammengerollt auf dem Boden liegend hatte er auf den Tod gewartet.
Das war zu viel gewesen.
Ich hatte mich aufgerappelt, war davongetorkelt, schließlich gerannt. Solange, bis meine Lungen stachen, ich nach Luft japste.
In diesem Augenblick wusste ich, was ich zu tun hatte.
Ich war zu feige gewesen, dem Jungen zu helfen. Ich hatte die anderen nicht von ihm weggezerrt. Ich hatte nicht die Polizei gerufen. Ich hatte mich nicht gestellt.
Ich war einfach davon gelaufen. Ich wollte das Elend nicht mehr sehen, nicht mehr Teil davon sein.
Doch wie kann man so etwas vergessen? Es geht nicht. Diese Schuld werde ich immer in mir tragen. Egal wo ich bin, egal wann.
Ich habe keine Ahnung, ob er noch am Leben ist, aber wenn es einen Gott geben sollte, bete ich zu ihm, dass er es ist. Dass er nicht wegen uns gestorben ist, nicht wegen mir.
Er hat ein Recht darauf, zu leben. Wir nicht.
Vor allem ich.
Ich bin ein Angsthase, renne weg, wenn es gefährlich zu werden droht.
Mein Leben hat keinen Sinn mehr. Diese Schuld drückt meine Schultern nach unten, Richtung Fluss.
Die Geschwindigkeit des Wassers, so gleichmäßig und beständig. Die Kraft, die davon ausgeht. Die Ruhe und Stärke.
Ich kann die großen Steine im Wasser erkennen. Wie winzige Punkte erheben sie sich aus dem kühlen Nass. Wellen brechen sich an ihnen, Gischt spritzt auf.
Winzige Wassertröpfchen fliegen durch die Luft, schimmern im Sonnenlicht, verschmelzen wieder mit dem Fluss, nehmen ihr ursprüngliches Wesen an.
Ich habe das Gefühl, sie rufen nach mir, wollen mich mitnehmen. Tief hinein in die Wogen des Flusses, weit weg von hier. Hin zum Meer, in die Unendlichkeit.
Ich rutsche an die Kante, kann meinen Blick nicht von der Szene abwenden. Immer weiter beuge ich mich vor, will eins sein mit dem Fluss. Mit dem Wasser. Mit den Fischen. Schwerelos durch die Welt schweben.
Mein Schwerpunkt verlagert sich über die Kante. Selbst wenn ich wöllte, könnte ich den Fall nicht mehr aufhalten. Aber ich will es auch nicht.
Ich will mich endlich wieder frei fühlen, frei von Schuld, frei vom schlechten Gewissen.
Frei von den Gedanken an ihn.
Der Fluss rast auf mich zu. Ich spüre den Wind auf meiner Haut.
Er darf nicht sterben.
Nicht wegen mir. Nicht für mich. Er muss leben. Er hat es verdient, glücklich zu sein.
Das Rauschen wird stärker, ich kann die verschiedenen Farbtöne des Wassers erkennen. Die Nuancen, die ebenso schnell verschwinden, wie sie neu entstehen.
Das Leben ist kostbar. Doch nur, wenn man einen Grund zum Leben hat.
Sterben bedeutet nicht das Ende. Es bedeutet Neuanfang. Wie der Frühling.
Das Alte geht und schafft Platz für Neues.
Das Schlechte verschwindet und gibt dem Guten eine Chance.
Ich sterbe, damit er leben kann.
Mein Leben für seins.
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Ich glaub langsam, ich bin echt depressiv O.o Eigentlich wollte ich mich von dem schönen Wetter inspirieren lassen, aber wenn es am Ende doch auf Selbstmord hinausläuft, ist doch irgendwetwas falsch, oder?
Panisch kam Samuel ins Wohnzimmer gestürmt. „Hannes, mein Ding ist weg!“ Hektisch tastete er seinen Körper ab. „Hast du schon in deiner Hose nachgesehen?“ „Ja, gleich als erstes. Da ist nichts.“ Ich erhob mich seufzend und befühlte ebenfalls seine Jeans. „Hast Recht, die ist wirklich leer.“ „Ich bin verloren!“ „Also ich liebe dich auch ohne noch.“ „Aber du magst meins doch viel lieber als deins.“ „Ja, weil deins größer ist und besser in der Hand liegt. Damit kann man besser spielen.“ „Hm…“ „Aber Samuel, da ist es doch! Nur Schatz, warum musstest du dein Handy eigentlich gleich nochmal Ding taufen?“
Tag der Veröffentlichung: 18.09.2014
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