Er hatte bereits die Entfernung von der Erde bis zum Mond und wieder zur Erde zurückgelegt und noch immer wurde Jimmy des Laufens nicht müde. Ganz im Gegensatz zu seinem Laufrad. Das litt unter starken Ermüdungs-erscheinungen, denn es quietschte fürchterlich.
»Oh Mann! Wie lange muss ich denn noch laufen, bis ich mir endlich etwas Futter in meine Hamsterbacken stopfen kann? Ich habe nun genug trainiert. Wenn ich noch weiter renne, werde ich ganz dürr. Außerdem hätte ich gern ein paar Streichler. Die habe ich mir wohl verdient. Es wird schon bald hell und meine Freundin ist noch immer nicht aufgetaucht. Wo bleibt sie nur? Ich bin müde, und von all der Rennerei bekomme ich Hunger. Freundin! Hörst du mich denn nicht? Bist du taub? Das Quietschen schmerzt bereits in meinen Ohren. Du flache Hamsterbacke! Ich bin hungrig!«
Lisa wälzte sich unruhig im Bett hin und her. Das unerträgliche Geräusch begann ihr auf die Nerven zu gehen. Es klang wie eine verstimmte Spieluhr, die gerade ihre letzten Töne spielte, bevor sie endgültig verstummte. Genervt steckte Lisa den Kopf unter das Kissen. Obwohl sie die Tür zu ihrem Kinderzimmer geschlossen hatte, war das Geräusch noch immer zu hören.
Lisa stöhnte und presste das Kissen fest gegen die Ohren. Lange hielt sie es nicht aus. Sie konnte kaum noch atmen. Nach Luft schnappend streckte sie die Arme hoch in die Luft. Dabei hielt sie das Kissen zwischen den Händen gepackt. Sie konnte es nicht lange hochhalten. Das Kissen begann immer schwerer zu werden. Fast so schwer wie ein Elefant. Lisas Arme sackten nach unten. Mit einem Seufzer schob sie das Kopfkissen unter ihren Kopf. Das schreckliche Geräusch wurde wieder lauter. Genervt drehte sie sich auf die Seite und starrte den Wecker an.
»Oh Jimmy!«
Sie musste kräftig gähnen.
»Du verrückter Hamster! Es ist Viertel nach fünf! Geh endlich schlafen«, murmelte sie müde.
Doch Jimmy ließ sich nicht abhalten, sein Fitnesstraining fortzusetzen.
Jimmy lebte in einem Käfig, der im Wohnzimmer auf einem kleinen Tisch stand. Ihr Vater hatte den Tisch selbst gebaut und ihn extra nicht so hoch gemacht, damit seine Tochter ohne Probleme das Käfigdach öffnen konnte. Immer, wenn Lisa von der Schule nachhause kam, holte sie ihren kleinen Freund zu sich. Zuerst streichelte oder schmuste sie mit ihm. Dann durfte Jimmy frei auf dem Boden herumlaufen. Solange er dabei war, das Wohnzimmer zu erkunden, machte Lisa ihre Schulaufgaben, schaute ihre Lieblingssendung, oder las ein Buch.
Hinterher musste Lisa ihren Zwerghamster oftmals suchen, weil Jimmy sich in einer dunklen Ecke verkrochen hatte. Lisa ärgerte sich, weil es dann immer so spät wurde, dass sie nicht mehr mit ihrer Freundin Klara spielen konnte. Meistens entdeckte sie Jimmy dann in der hintersten Ecke unter dem Wohnzimmerschrank. Mit einem Stück Karotte oder einem Salatblatt lockte sie ihn heraus. Danach war all der Ärger vergessen, denn sie war sehr froh darüber, dass ihr kleiner Freund gesund und munter war. Jimmy wurde dann mit einem dicken Kuss belohnt. Wenn sie mit dem Kuscheln fertig war, schickte sie Jimmy zurück in sein Haus. Dann war es für Lisa ebenfalls Zeit, ins Bett zu gehen. Schließlich musste sie am nächsten Tag ausgeruht in der Schule sein.
Lisa schloss die Augen. Es waren noch nicht einmal fünf Minuten vergangen, da öffnete sie erneut die Lider.
»Okay. Du hast gewonnen«, stöhnte sie. Schlaftrunken setzte sie sich auf, reckte und streckte sich, als erneut ein Gähner aus ihrem Mund schlüpfte. Sie mochte nicht früh aufstehen. Ihre Hand suchte nach dem Lichtschalter der Nachttischlampe. Als sie ihn fand und drückte, tauchte die Einhornlampe das Zimmer in ein lilafarbenes Licht. Es war angenehm und blendete nicht. Genau das Richtige am frühen Morgen, wenn es noch dunkel war.
Ihre Mutter schmierte gerade die Pausenbrote, als Lisa total verschlafen in die Küche geschlurft kam.
»Guten Morgen, Liebes«, wurde sie mit einem warmen Lächeln von ihrer Mutter begrüßt.
»Auf dem Tisch steht eine Tasse heißer Kakao und dein Müsli. Das gibt
Verlag: Elaria
Texte: Kim Rylee - Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung oder Vervielfältigung dieses Buches - auch auszugsweise - sowie die Übersetzung dieses Werkes ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.
Bildmaterialien: Alina Sawallisch
Cover: Alina Sawallisch
Satz: Kim Rylee
Tag der Veröffentlichung: 14.04.2019
ISBN: 978-3-96465-140-2
Alle Rechte vorbehalten