Die schlichte, weiße Eingangstür mit den rechteckigen Glaseinsätzen verschwamm vor seinen Augen. Hastig wischte er sich mit dem Ärmel seiner Jacke über das Gesicht, obwohl ihm Sekunden später erneut Tränen über die Wangen liefen. Er zog die Nase hoch und klingelte.
Bitte sei da, Schwesterherz!, betete er im Stillen. Innerlich kämpfte er gegen die Flut der Gefühle an, die ihn bis zu dem hübschen Vorstadthaus begleitet hatten: Wut, Scham, Trauer und Angst. Er unterdrückte das Schluchzen, das seine Kehle hinaufkroch und presste erneut den Klingelknopf – länger dieses Mal.
Das Geschrei eines Babys mischte sich in das schrille Scheppern, gefolgt von Schritten, die zum Eingang polterten. Im nächsten Moment riss Fanny die Tür auf und starrte mit blitzenden Augen zu ihm.
»Noah! Ich hoffe …« Sie verstummte. Ihre Wut verpuffte und machte einer sorgenvollen Miene Platz. »Was ist denn mit dir los? Ist etwas passiert?« Sie trat beiseite, um Noah einzulassen.
»Ich … habe … ich war gestern …«
»Du hast dich schon wieder mit Gabriel gestritten?«, schlussfolgerte Fanny aus seinem Gestammel. Sie schüttelte den Kopf und seufzte. »Gott, warum ich?«
»Es tut mir leid.«
»Gib mir fünf Minuten, um Emma zu beruhigen, dann können wir reden.« Sie deutete Richtung Küche – einen Ort, den Noah besser kannte als jeden anderen. In den letzten Wochen war er fast öfter bei Fanny gewesen, als bei Gabriel, seinem festen Freund. Er mutete seiner Zwillingsschwester viel zu, doch sie war die Einzige, an die er sich wenden konnte, seitdem …
Energisch schob er seine Gedanken beiseite. Der Streit mit Gabriel hing ihm in den Knochen, da musste er nicht noch über sie nachdenken. Ansonsten würde er die nächsten Stunden apathisch in einer Ecke sitzen und keinen Ton mehr herausbringen.
Wie ein getretener Hund schlich er in die anheimelnde Küche. Frischer Kaffee und selbstgebackener Apfelkuchen standen auf dem Tisch. Noah wusste, dass er sich bedienen durfte, dennoch wartete er auf seine Schwester. Er fühlte sich schrecklich genug, dass er sie als Seelenmülleimer missbrauchte, da würde er sich wenigstens gedulden und den Anstand wahren. Er ließ sich auf einen Stuhl sinken und vergrub das Gesicht in den Händen. Die Gedanken und Erinnerungen brandeten erneut in ihm auf, doch dieses Mal gelang es ihm nicht, sie zu verdrängen. Er war am Ende! Seit mehreren Monaten glich sein Leben einem Albtraum. Die unendlich vielen Krankenhausbesuche neben seinem Bürojob, als bei Amelie Magenkrebs im Endstadium diagnostiziert wurde. Die unterkühlte Trauerfeier, nachdem sie der schweren Krankheit erlegen war, inklusive den abfälligen Bemerkungen und angeekelten Blicken seiner Familie. Und schließlich die Probleme mit Gabriel, die ihn in letzter Zeit immer wieder zu Fanny trieben. Ihre Beziehung stand auf Messers Schneide, doch es fehlte ihm an Kraft, sich dafür einzusetzen. Dabei liebte er Gabriel aus vollstem Herzen.
Amelie … was würde ich nicht dafür geben, jetzt mit dir zu sprechen. Allein beim Gedanken an das liebenswerte Gesicht seiner Großmutter und die sanften braunen Augen wurde sein Herz schwer. Er vermisste sie so sehr, dass ihm allein der Gedankengang den Atem nahm. Seine Brust zog sich schmerzhaft zusammen.
Aus dem ersten Stock klang Fannys Stimme, die beruhigend auf ihre kleine Tochter einredete. Emmas Weinen verstummte und ein glucksendes Lachen mischte sich unter Fannys Gemurmel. Tiefe Bewunderung erwachte in ihm. Seiner Schwester gelang das Kunststück, sich um ihre kleine Familie zu kümmern, halbtags zu arbeiten und dennoch für ihn dazu sein. Für Noah war sie der letzte Rettungsanker, der ihm von seiner Familie geblieben war. Sollte sie sich auch noch von ihm abwenden, wäre er gänzlich allein.
Gott, du bist so ein Weichei! Bei Amelie konntest du keine Träne vergießen, wegen Gabriel heulst du wie ein Schlosshund. Dabei bist du selbst daran schuld, du Blödmann! Er straffte die Schultern, schluckte den Kloß im Hals hinunter. Es wurde Zeit, sich zu fangen und nach vorne zu blicken. Wenn seine Zukunft nur nicht so düster wäre. Nur noch ein Fehler und er würde seinen Job verlieren – zwei Abmahnungen hatte er bereits kassiert. Seine Beziehung lag in Trümmern und nach der gestrigen Nacht tendierten seine Chancen auf einen Neuanfang mit Gabriel gen null. Selbst wenn er die letzten Stunden ungeschehen machen könnte, schienen sie sich schon seit einigen Wochen voneinander zu entfernen. Sie stritten wegen banaler Kleinigkeiten, waren grundsätzlich gegenteiliger Meinung und gingen einander auf die Nerven. Sie ergänzten sich nicht mehr, hatten ihre natürliche Leichtigkeit verloren.
Und gestern Abend hatte Noah es endgültig auf die Spitze getrieben. Gabriel hatte alles Recht, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Was habe ich mir nur dabei gedacht …?
»Wir müssen leise sein. Emma sollte wenigstens eine Stunde schlafen«, riss ihn Fanny aus seinen kreisenden Gedanken. Sie hob die Augenbrauen und deutete auf den Kaffee. »Du weißt doch, dass du dich bedienen kannst.«
Noah angelte sich eine Tasse und goss erst ihr, dann sich selbst ein. Mechanisch kippte er Milch hinzu und rührte um. Er wusste, dass Fanny auf eine Erklärung wartete, doch es fiel ihm schwer, die richtigen Worte zu finden. Die Scham brachte Tränen mit sich, die ihm nicht zustanden. Gabriel hatte vielmehr Anrecht auf sie.
»Noah? Was ist passiert?«
»Ich hab’s versaut!«, brach es aus ihm heraus. »Gab wird mir nie verzeihen.«
»Was denn?«
»Ich hab ihn betrogen … gestern Nacht.«
Fannys Finger, die sich eben auf seine zitternde Hand legen wollten, verharrten in der Luft. Schlagartig verlor ihr Gesicht alle Farbe. »Aber …«
»Wir haben uns gestritten, er ist mit dem Auto abgehauen und ich hab mich ins Shade aufgemacht. Ich war so verflucht wütend. Eigentlich wollte ich mir nur ein paar Drinks genehmigen, um wieder runterzukommen, doch dann …« Er biss sich auf die Unterlippe. Dass er John oder James auch noch mit in ihre gemeinsame Wohnung genommen hatte, ersparte er Fanny lieber. Es genügte, dass Gabriel sie beide auf dem Sofa erwischt hatte. Gott, er war das letzte Arschloch.
»Du bist so ein verfluchter Idiot!«, herrschte Fanny ihn an, als sie ihre Sprache wiedergefunden hatte. »Würde Emma nicht schlafen, würde ich dir links und rechts eine reinhauen und dich richtig zur Schnecke machen!«
»Verdient hätte ich es.«
»Hör auf damit, dich auch noch selbst zu bemitleiden.« Sie erhob sich, fischte eine Flasche Weinbrand aus dem Küchenschrank und füllte ihre Tasse damit bis zum Rand. »Es wird langsam Zeit, dass du wieder zur Besinnung kommst. Amelies Tod ist zwei Monate her – wie lange willst du dich noch hängen lassen und trauern?«
»Was hat das denn damit zu tun? Ich hab‘ Gabriel in unserer Wohnung betrogen!« Wut kroch in ihm hoch und veranlasste ihn dazu, Dinge zu sagen, die er für sich behalten wollte. Insgeheim wusste er, dass sie recht hatte. Erst als Amelie gestorben war, hatte er sämtlichen Halt verloren. Dabei hatten die Ärzte ihn darauf vorbereitet, dass ihr nur noch wenige Wochen blieben. Fast täglich hatte er sie besucht, mal mit Gabriel, mal allein. Dass sie ihrer Krankheit erlag, als er auf einer Tagung in Berlin gewesen war, hatte ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Er hätte an ihrer Seite sein müssen, anstatt es seinem Chef recht zu machen. Wenn es etwas gab, was er zutiefst bereute, dann die Tatsache, dass er wegen eines Meetings nach Berlin gefahren war.
Oma Amelie ist gestern Abend verstorben. Noch heute hatte er die unterkühlte Stimme seiner Mutter im Ohr, als sie ihn mitten in der Nacht informierte.
»Du bist echt das Letzte! Hör endlich auf, Gabriel und dich mit deinem Egoismus zu verletzen. Seitdem Großmutter nicht mehr da ist, bist du vollkommen neben der Spur und machst Dinge, die du normalerweise verachtest. Warum? Kommst du anderweitig nicht mit dem Verlust klar? Willst du dich betäuben? Allmählich sind wir mit unserem Latein am Ende, Noah.«
»Was soll das heißen – wir?«
»Denkst du, du bist der Einzige, der zu mir kommt? Gab ruft fast jeden Tag an, weil er an deinen Launen verzweifelt. Ich habe ihm zwar versprochen, dir das nicht zu sagen, aber allmählich habe ich es satt, bei euch zwischen den Stühlen zu stehen.« Sie atmete hörbar ein und trank ihren Kaffee zur Hälfte leer. Mit resignierter Stimme fügte sie hinzu: »Allmählich glaube ich, eure Liebe zueinander ist doch nicht so stark, wie Großmutter immer dachte. Dabei habt ihr euch gegen unsere gesamte Sippe gestellt und ein gemeinsames Leben aufgebaut. Und du wirfst das alles weg, du blöder Mistkerl!«
»Ich …«
»Ach halt die Klappe, Noah.« Sie wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Auge. »Ich habe lange genug auf dich Rücksicht genommen. Dabei vergisst du, dass Amelie auch meine Großmutter war. Sie fehlt mir genauso wie dir. Ich weiß, dass ihr euch sehr nahe standet, aber sie ist tot, Noah. Sie wird nicht wiederkommen, deinen Problemen lauschen und dir Ratschläge erteilen. Dafür hast du scheinbar mich auserkoren.«
»Es tut mir leid.« Der Kloß in seinem Hals drohte Noah allmählich zu ersticken. »Ich wollte …«
»Spar‘s dir. Du solltest dich eher bei Gabriel entschuldigen. Er hat mehr Geduld mit dir gehabt, als du verdienst. Und was machst du? Vögelst irgendeinen Kerl in eurer Wohnung, weil du sauer auf ihn bist!« Ihre Stimme überschlug sich. Prompt war leises Weinen aus dem ersten Stock zu hören. Mit einem zornigen Schnauben kam Fanny auf die Beine und steuerte die Tür an.
»Ich gehe wohl besser«, murmelte Noah, auch wenn er nicht wusste, wohin. Nach Hause konnte er definitiv nicht mehr und all seine anderen Freunde waren in erster Linie Gabriels Freunde.
»Du bleibst hier, du elender Feigling! Wir reden, sobald ich Emma beruhigt und mit Gabriel gesprochen habe. Der hat garantiert Redebedarf nach alldem, was du verbockt hast. Aber zuvor …« Fanny verließ die Küche und steuerte das Wohnzimmer an. Noah hörte sie in Papieren herumwühlen, dann schloss sich lautstark eine Schranktür.
Obwohl sein Magen rebellierte, nippte er an dem Kaffee. Er schmeckte bitter und sorgte für ein pelziges Gefühl auf seiner Zunge. So hart Fannys Worte gewesen waren, sie hatte recht – er benahm sich kindisch, melodramatisch und egoistisch. Er konnte sich selbst nicht ausstehen, wusste jedoch nicht, was er dagegen unternehmen sollte. Irgendwann war ihm alles aus der Hand geglitten – sogar er selbst. Er fühlte sich wie ein Fremder in seinem eigenen Körper, tat Dinge, die er verabscheute und verletzte Menschen, die er liebte. Allen voran Gabriel.
»Hier.« Fanny ließ einen dicken Briefumschlag auf den Tisch fallen. »Du hast es zwar nicht verdient und Großmutter Amelie wird mir ewig böse sein, dass ich mich nicht an ihre Anweisungen halte, aber vielleicht hilft es dir, endlich wieder zu dir zu kommen. Oma Amelie hätte nicht gewollt, dass du dich so gehen lässt.«
»Was ist das?«
»Sie hat mir das für dich gegeben, wenige Stunden bevor sie gestorben ist.«
Mit einem Satz kam Noah auf die Beine. Brennender Schmerz machte sich in seiner Brust breit. Enttäuschung, Unverständnis und Wut rangen in ihm um die Vorherrschaft. »Du … du hast sie an ihrem Todestag noch einmal besucht? Wieso hast du das vor mir verheimlicht?«
»Jetzt beruhige dich. Sie hat mich angerufen und zu sich gebeten. Ich musste ihr versprechen, niemandem etwas davon zu erzählen. Im Nachhinein bin ich mir sicher, dass sie schon an diesem Nachmittag wusste, dass sie sterben wird.« Sie wandte sich zum Gehen, hielt an der Tür jedoch inne. »Lies, was sie dir hinterlassen hat. Ich hoffe, dass dich das endlich zur Besinnung bringt, Bruderherz.«
Noah fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Mit brennenden Augen starrte er auf den Briefumschlag, auf dem in Amelies feiner, geschwungener Handschrift sein Name stand. Mit zitternden Fingern zog er das braune Kuvert zu sich und öffnete es. Einige Zettel fielen ihm entgegen, ein schmales, in Leder gebundenes Büchlein und eine kleine, schwarze Schachtel, die er als Schmuckdose identifizierte. Er legte alles vor sich auf den Tisch, ohne zu wissen, was er als Nächstes tun sollte. Sein Herz brannte, als er über die eng beschriebenen Briefbögen strich. Warum hatte sie sich nicht bei ihm gemeldet, als sie im Sterben lag? Er wäre sofort zurückgekommen, hätte sie keinen Moment allein gelassen. Sie musste doch wissen, wie viel es ihm bedeutet hätte, sie noch einmal zu sehen und sich zu verabschieden. In den letzten Wochen hatte er sich unentwegt Vorwürfe gemacht, weil er nicht da gewesen war.
Er schloss die Augen und schob die Schuldgefühle von sich, die ihn einmal mehr zu überwältigen drohten. Das Wissen, dass seine Großmutter ihn vor ihrem Tod nicht mehr sehen wollte, schmerzte beinah stärker als ihr Verlust. Schließlich griff er nach dem Brief und begann zu lesen.
Mein lieber Noah,
ich gratuliere dir und Gabriel recht herzlich zu eurer Hochzeit – ich habe immer gewusst, dass ihr euch eines Tages traut.
Irritiert ließ Noah das Blatt sinken. Was um alles in der Welt war das denn für ein Abschiedsbrief? Fingen diese normalerweise nicht anders an? Traurig und dramatisch, gespickt mit guten Ratschlägen und liebevollen Versprechungen? Zögerlich las er weiter.
Schon als du ihn mir vorgestellt hast, wusste ich, wie viel er dir bedeutet und dass ihr irgendwann den letzten Schritt gehen werdet. Ich habe es in deinen (und seinen) Augen gesehen. Aus diesem Grunde habe ich immer zu euch gehalten, selbst als meine verbohrte Tochter sich von dir abgewandt hat. Als wäre Liebe ein Verbrechen … Es freut mich, dass du jemanden fürs Leben gefunden hast und bin mir sicher, dass ihr die schwere Zeit nach meinem Tod gemeinsam überwunden habt.
»Oh Gott …«, flüsterte er gequält. Tränen sammelten sich in seinen Augen und rannen über seine Wangen.
Umso mehr bedauere ich es, an eurem großen Tag nicht bei euch sein zu können, um euch zu gratulieren. Mir bleibt nur zu hoffen, dass es euch beiden inzwischen gestattet ist, so zu heiraten wie jeder andere Mensch auch, der die Liebe seines Lebens gefunden hat. Haltet aneinander fest – was euch beide verbindet, werdet ihr so schnell nicht wiederfinden.
Falls du dich wunderst, warum ich dich nicht zu mir gerufen habe, als sich mein Zustand so plötzlich verschlechterte – ich wollte nicht, dass du mich so siehst. Du solltest mich so in Erinnerung behalten, wie ich bin. Und meine letzten Worte an dich sollten keinen Schmerz in sich tragen, sondern Freude und Glück. Verzeih den törichten Wunsch einer alten Frau, Noah, aber es war mir wichtig, dass wir uns so verabschieden, wie wir es immer getan haben – mit einem Lächeln. Daher war ich erleichtert, als du wegen deiner Arbeit nach Berlin musstest und uns die Tränen und Abschiedsworte erspart geblieben sind. Wir beide wissen, dass du mich nicht hättest gehen lassen.
Ich hoffe du bist mir nicht böse, dass ich mich in meinen letzten Stunden an Fanny gewendet habe. Sie musste so oft zurückstecken, dass es mir gerecht erschien, ihr wenigstens am Ende meine Aufmerksamkeit zu schenken. Sie und meine Urenkelin Emma bedeuten mir viel und ich möchte mich angemessen von ihnen verabschieden, mit der Aufmerksamkeit, die Fanny schon immer verdient, aber von mir nie bekommen hat.
Darüber hinaus bitte ich dich, deiner Schwester zu verzeihen, dass sie diesen Brief all die Monate (oder Jahre?) vor dir verheimlich hat. Sie tat es auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin und ohne die Absicht dich zu verletzen. Sie sollte ihn dir erst geben, wenn ihr beide heiratet.
Ich habe mir immer gewünscht, dabei zu sein, wenn ihr euch das Ja-Wort gebt und damit den Schritt geht, den ich nie gehen konnte. Trotzdem bin ich glücklich, denn in Form dieses Briefes bin ich bei euch wie ein Schutzengel.
Als Hochzeitsgeschenk vertraue ich dir mein altes Tagebuch aus Jugendtagen an sowie zwei Ringe. Ich wünschte mir, ihr könntet sie tragen, doch sie sind eher für junge Mädchenhände gemacht als für Männer. Dennoch hoffe ich, dass du beides in Ehren hältst. Sie sind mein größter Schatz und wenn du mein jugendliches Ich kennengelernt hast, wirst du verstehen, warum mir eure Hochzeit so viel bedeutet.
Ich wünsche euch beiden alles Glück der Welt.
In Liebe,
Deine Amelie
Die letzten Zeilen verschwammen vor Noahs Augen und er schob den Brief hektisch von sich, bevor seine Tränen die blauen Zeilen trafen und verschmierten. Amelies Worte waren voller Freude und Glück, Wehmut und Sehnsucht gewesen. Dieser Brief spiegelte alles wider, was seine Großmutter ausgemacht hatte.
Noahs Verzweiflung wuchs ins Unermessliche und mit ihr kamen bittere Tränen. Sie hatte so sehr auf ihre Liebe zueinander vertraut, dass sie ihm zu ihrer zukünftigen Hochzeit gratulierte. Und was hatte er getan? Gabriel verletzt und wahrscheinlich für immer von sich gestoßen, Amelies Vertrauen missbraucht und seiner Schwester mit seinen Problemen das Leben schwer gemacht. Er fühlte sich widerlich, unglaublich schmutzig und verachtenswert.
Ich bin so ein verdammter Idiot!
Tag der Veröffentlichung: 15.09.2015
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