Reiner Wein des Reims
Sieh ihn an, sein Leib ist mager,
er ist sehnig, blass und hager.
Denn sein Glück sucht er im Wein,
dieser soll Erlöser sein.
Ihm frönt er bei Tag und Nacht,
was sein Sehen neblig macht.
Und im Trüben sucht er Schätze
für das Schmücken schöner Sätze.
Poesie fließt durch die Venen
und in Augen glänzt ein Sehnen,
als ob er vor langer Zeit
wüsste um die Seligkeit
eines Lebens ohne Sorgen,
ohne Furcht vor jedem Morgen.
Als sein Tisch noch voller Brot
jeden Schmaus dem Munde bot.
Und zu Hause seine Lieben
ihn erwarteten zufrieden.
Wo ist dieser Zeit geblieben?
Wer hat ihm die Last beschieden,
so viel Schmerz in all den Jahren
einsam schweigend zu erfahren?
Keiner lebt noch, den er kannte,
alle Nahen und Verwandte
sind verschieden und verblasst
unterm weiten Sternpalast.
Einzig noch sein schwaches Leuchten
scheint die Gosse zu erleuchten.
Wieso lebt er Tag für Tag
weiter, wider jedem Schlag,
den vom Schicksal zu erfahren
seinen Augen Bilder waren?
Es sind Verse die er schreibt,
wenn am Tage nichts mehr bleibt,
außer reinem Wein der Reime.
Die du last – es waren seine.
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Tag der Veröffentlichung: 01.10.2014
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