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Ich wurde von einem gleichmäßigen piepen geweckt. In der Annahme es sei mein Wecker taste ich nach meinem Nachttisch. Doch er war nicht da. Verwirrt schlug ich die Augen auf. Grelles typisches Krankenhauslicht stach mir in die Augen und ich fand mich in einem Krankenzimmer wieder. Völlig orientierungslos fragte ich wie ich hierher gekommen war. Doch plötzlich umspülten mich wie eine Welle die Ereignisse von gestern. Plötzlich war der Piepton lang gezogen und wollte nicht enden. Mein Herz war stehen geblieben! Das piepen wurde unregelmäßig als ich Panik bekam und dann wieder normal als ich mich wieder beruhigte. Dann kam die Enttäuschung. Hätte mein Herz nicht stehen bleiben können? Dann wäre ich jetzt bei Melinda gewesen. Das ist der Preis für deine Schuld. flüsterte eine Stimme in mir. Ja, ich war schuld daran dass Melinda tot war. Wäre ich nicht so schusselig gewesen und hätte meine Jacke vergessen, würden wir jetzt wahrscheinlich darüber diskutieren, dass wir nichts Verdächtiges an Herr Barohn gefunden hatten. Die morbide Erkenntnis dass meine Jacke immer noch in der Schule lag blitze kurz in meinem Kopf auf. Doch eigentlich war es total egal. Egal dass ich im Krankenhaus lag, egal dass meine Mutter wegen dieser Geschichte nach Hause kommen würde. Und egal dass ich in der Schule die nächsten Wochen wie ein fremdes Tier behandelt werden würden, in Kontakt mit ihm aufzutreten und ihm zu zeigen dass sie nur gutes wollen um dann Freunden zu erzählen, was sie über besagtes neues Tier wussten. Und es angaffen, natürlich. Dieses verhalten hatte mich immer tierisch aufgeregt doch jetzt...Eine Krankenschwester und ein Arzt kamen herein. „Guten Abend Ms. Meyer, sie sind also endlich wach! Fast wären sie uns entwischt aber durch eine Bluttransfusion und ein paar Wiederbelebungsversuchen meinerseits haben wir sie wieder ins Reich der Lebenden bekommen.“ Stolz lächelte er mich an und wendete sich meinem Krankenblatt zu. Kochend heiße Wut stieg in mir hoch, was erlaubte er sich eigentlich. Ich war schon weg gewesen, bei ihr und er holte mich einfach zurück? „Also meine Liebe, ihre Herzfrequenz war zwischendurch sehr unregelmäßig, ist alles in Ordnung mit ihnen?“ Nie würde ich einem Kerl antworten der mich in dieses Unglück gebracht hatte und mich dann noch scheinheilig „Meine Liebe“ nannte! Er wartete noch kurz meine Antwort ab aber ich starrte auf einen imaginären Fleck an der makellosen Wand. „Nun denn, wahrscheinlich müssen sie die Erlebnisse von vor fünf Tagen noch verarbeiten, also lassen wir sie erstmal in Ruhe. Wenn sie Fernsehen gucken wollen, im Nachttisch liegt eine Fernbedienung.“ Ich war so geschockt dass ich nicht bemerkte dass er hinausging und mich mit der Schwester allein ließ. Fünf Tage! Das hieß heute war Freitag also hatte ich eine komplette Schulwoche durchgeschlafen! Aber plötzlich kam mir auch dies völlig belanglos vor. Dann stellte ich endlich erleichtert fest dass ich alleine wahr und schloss die Augen, doch schnell öffnete ich sie wieder. Sobald ich meine Augen schloss sah ich Melinda vor mir, und das tat weh. Doch...ich konnte sie sehen! Ich schloss sie wieder und ich sah Melinda vor mir, wie sie mich besorgt ansah. Die Erinnerung war wunderbar, verursachte mir aber solche Schmerzen, dass ich meine Augen mit einem wehmütigen Seufzer wieder öffnete. In den nächsten Minuten kreisten meine Gedanken um das schmerzhafte Thema Melinda. Ihr Lächeln, ihre strahlenden Augen, ihre scharfsinnigen und klugen Witze und Kommentare, all dies waren bittersüße Erinnerungen die wie Messer durch meinen Kopf schossen und sich in meinen Schädel bohrten. Ich zitterte. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und sah mich nach dem Nachttisch um. Er war auf der rechten Seite, meiner war immer auf der linken gewesen, kein Wunder dass ich ihn nicht gefunden hatte. Ich langte nach der Fernbedienung, was sich als schwierig erwies, da meine Arme bandagiert waren. Als ich den Fernseher anschaltete kamen gerade die Abendnachrichten. Es wurde die Live-Aufnahme einer Kirche gezeigt, die der Kirche von Rinden sehr ähnlich war. Moment Mal, das war unsere Kirche! Auf ihr stand ein mir unbekanntes Gebilde und die Leiter eines Feuerwehrautos war ausgefahren worden, um das Ding herunter zu holen. Jetzt hörte ich auf dass, was die Reporterin von sich gab. „Die Feuerwehr versucht nun den Leichnam der Schülern Birgitte B. von dem Kirchdach zu befördern. Der Pfarrer entdeckte die Leiche, als er in die Kirche gehen wollte, um ein Abendgebet durchzuführen. Ihre Leiche wurde an ein umgedrehtes Kreuz gebunden, niemand weiß wie in der kurzen Zeit, in der niemand bei der Kirch war, der Täter es geschafft haben könnte, das Kreuz auf das Dach zu befördern. Des weitern...“ Doch ich hörte nicht mehr zu Brigitte Bakken, sie war eines der Mädchen das letzte Woche verschwunden war. Auf einmal sah man wie das Kreuz nach vorne kippte, die Feuerwehrleute brachten sich schnell in Deckung und man hörte selbst durch den Fernseher ein grauenvolles Platschen. Für einen Moment fiel die Maske der professionellen Gelassenheit vom Gesicht der Frau und man sah ihr Entsetzten und ihren Ekel. Dann fasste sie sich wieder. „Ehm...ja...dann jetzt zum Wetter mit Ed Jefferson, Auf Wiedersehen!“ Entsetzt starrte ich auf den Bildschirm, auf dem ein pausbäckiger Mann Sonnenschein für die nächsten Tage ankündigte. Das währe das erste Mal seit drei Monaten doch eines war wichtiger...das Gleiche würde mit Melinda geschehen. Ich konnte es nicht fassen. Aber ich wollte ihren Leichnam nicht so sehen, ich wollte ihn überhaupt nicht sehen. Ich wollte sie lebendig sehen. Tränen traten in meine Augen und ich fing an zu weinen. Die Fernbedienung fiel mir aus der Hand. Erst wurde mein Kopfkissen nass, dann die Partie um meinen Kopf und am Ende reichte die Nässe bis zu meiner Brust. Ich schluchzte haltlos und glitt in einen Zustand in dem nur der Schmerz und die Trauer bei mir waren.

Als ich aufwachte war es zwei Uhr morgens, im immer noch angeschalteten Fernseher lief ein Horrorfilm. Schlaftrunken knipste ich das Licht an und stand auf. Erst jetzt bemerkte ich dass ich mit einem Tropf verbunden war. Ich zog ihn hinter mir her und hob die Fernbedienung auf. Dann schaltete ich den Fernseher aus. Auf Fleisch fressende Zombies hatte ich jetzt keine Lust. Mein Bettlaken war klamm, immer noch nichtganz trocken. Doch es war nicht wichtig. Ich fühlte mich ausgelaugt, als hätte ich gestern alle Emotionen aus mir heraus geweint. Ich empfand nun gar nichts mehr. Es war ein unwillkürlicher Schutzmechanismus meines Unterbewusstseins, wurde mir später klar, doch in diesem Moment fühlte ich ja nichts. In mir drin war nur gähnende leere. Ich schaltete das Licht aus und legte mich wieder hin. Die Leuchtzeiger der Uhr glitten von der zwei zur drei und von der drei zur vier. Langsam wurde das Licht gräulich. Dann dämmerte ich weg.
Am Morgen wachte ich dadurch auf dass eine Krankenschwester mir den Tropf aus dem Arm zog. Sie sah dass ich aufgewacht war und sagte: „Hallo Schätzchen. Du brauchst den Tropf nicht mehr, jetzt darfst du schon wieder essen. Dein Frühstück steht neben dir. Lass es dir schmecken.“ Sie lächelte, ihre weißen Zähne waren ein starker Gegensatz zu ihrer dunklen Haut. Dann wuselte sie davon und schloss die Tür. Ich seufzte und starrte auf das Essen. Eine Kanne Tee, ein noch dampfendes Brötchen und Marmelade- Mein Körper signalisierte mir zwar dass ich Hunger hatte aber Appetit empfand ich nicht. Ich nahm das Brötchen und schmierte die Marmelade drauf. Ich probierte es, es schmeckte nach nichts, genauso wie der Tee. Nach meinem kleinen Frühstück schaute ich hinaus. Trostlose graue Wolken bildeten eine feste Decke. Ein sanfter Wind ließ die Bäume rauschen. Doch auch mit den Wolken war es um die zwanzig Grad. Die Zeit verging doch für mich hatte sie keine Bedeutung. Ein Vogelschwarm schoss an meinem Fenster vorbei. Eine junge Frau führte eine alte Dame durch den Park des Altenheimes, das mit dem Krankenhaus verbunden ist. Die alte Frau sah aus wie halb tot. Weiter hinten hatten zwei Pfleger einen alten Mann ruhig gestellt, der einen Wutanfall bekommen hatte da er seinen Brei nicht Essen wollte. Nun grinste er dümmlich und ließ sich den Brei hineinwürgen. Fast alle dieser alten Leute, voll gepumpt mit irgendwelchen Medikamenten sahen aus wie ich mich“ fühlte“. Halb tot, leer und hilflos. Wieder geht die Tür auf, Mittagessen. Es war eine andere Krankenschwester, sie stellte das Essen ab, sah mich geringschätzig an und verschwand wieder. Ausdruckslos begutachtete ich das Essen. Spinat, Kartoffelbrei und zum Nachtisch Wackelpudding. Daneben stand eine Wasserflasche und ein Glas. Ich hasste Spinat und Wackelpudding, trotzdem schaufelte ich alles in mich hinein, immer noch geschmacklos. Etwas später kam der Arzt von gestern in mein Zimmer und untersuchte mich. „Tja, Ms. Meyer sieht so aus als könnten wir Sie bald entlassen doch es gibt da ein paar Komplikationen. Ihre Mutter sollte eigentlich morgen hier ankommen, doch auf Island ist ein Vulkan ausgebrochen und durch die Aschewolke wird der Flugverkehr die nächsten Tage gestrichen sein.“ Entschuldigend lächelte er mich an. „Wollen sie vielleicht mit ihrer Mutter telefonieren, Sie haben hier ja ein Telefon.“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein danke.“ sagte ich. Der Arzt wich kaum merklich zurück, was wahrscheinlich an meiner Stimme lag. Sie hörte sich total gefühllos an. Dann wurde sein Blick mitleidig. „Wenn sie wollen schicke ich ihnen einen Psychologen der mit ihnen über das Geschehene redet, wäre das in ihrem Sinne?“ Wieder schüttele ich den Kopf. „Dann lasse ich sie jetzt allein, auf Wiedersehen!“ Klackend fiel die Tür ins Schloss. Man weiß immer wenn man alleine ist und wann nicht. Man spürt die Anwesenheit des Anderen. Doch in diesem Raum hätten tausende von Menschen sein können, ich hätte sie nicht bemerkt. Der Himmel begann wieder sich zu verändern. Das helle Blau verfärbte sich zu dem Rosa und Gold, das den Sonnenuntergang ankündigt. Das Abendessen wurde gebracht, ich aß es mechanisch. Und dann war es Nacht. Ich konnte nicht schlafen. Stundenlang wälzte ich mich in meinem Bett herum. Die Uhr zeigte halb eins an. Ich dachte daran, dass in diesem Krankenhaus Leute gestorben waren aber auch wiederbelebt wurden. Kinder wurden hier geboren doch manchen wurde hier gesagt dass sie krank waren, zum Tode verurteilt waren. War in meinem Bett schon jemand gestorben? Plötzlich hielt ich es hier nicht mehr aus. Ich schaltete das Licht an und sprang ab. Hektisch sah ich mich in dem Zimmer um. Meine Sachen waren nicht da, natürlich. Dann müsste ich mich wohl mit der Krankenhauskluft begnügen. An der Tür wurde mir bewusst dass ich da nicht raus konnte. Es gab ja die Nachtschicht. Ich lief zum Fenster und öffnete es. Es war zu tief um zu springen aber neben meinem Fenster verlief eine Feuerleiter. Schnell kletterte ich herunter und landete im dunklen Park. Ich huschte über das feuchte Glas und lief auf einen der Ausgänge des Parks zu. Er führte zur Eingangshalle des Krankenhauses. Ich lugte hinein. Die einzige Person war eine gelangweilte Krankenschwester in der Rezeption die Musik hörte und eine Zeitschrift las. Perfekt. Ich kroch über den Boden bedacht darauf, keinen Mucks von mir zu geben. Dann trat ich wieder in die kühle Nachtluft und rannte über die Asphaltfläche des Parkplatzes. Ich rannte und rannte ohne darauf zu achten wohin. Meine nackten Füße wurden wund, sie waren es nicht gewohnt so lange barfuss zu laufen. Irgendwann blieb ich stehen und holte Luft. Ich wusste nicht wo ich war, völlig orientierungslos sah ich mich um. Heruntergekommene Häuser umgaben mich und da wurde mir klar wo ich mich befand. Es war das Armenviertel von Rinden. Es war ziemlich ungewöhnlich das so eine Kleinstadt überhaupt ein Armenviertel hatte, auch wenn es, wie in Rinden, ziemlich klein war. Meine Mutter hatte mal, als sie noch nicht in der Weltgeschichte herumreiste, für eine Wohltätigkeits-Organisation ehrenamtlich gearbeitet. Einmal hatte sie mich mitgenommen, als sie in einem Bully in dieses Viertel gefahren war um Pakete mit Essen, Waschzeug, Spielzeug und anderen Dingen verteilen. Ich war ziemlich verängstigt gewesen, da viele der Häuser halb verfallen waren und überall zahnlose Obdachlose herumsaßen. Viele der Menschen, denen wir diese Pakete haben, waren beschämt und dankbar aber manche sahen uns auch so an als ob sie die Pakete nicht annehmen wollten aber sie konnten es sich nicht leisten sie abzulehnen. Am meisten hatte es mich aber geschockt, als meine Mutter bei einer großen Familie klopfte. Eine dünne erschöpfte Frau öffnete uns die Tür. Ihr Gesicht war geschwollen, es sah aus als hätte jemand sie geprügelt. Ein Baby ruhte in ihren Armen, man konnte seine Rippen sehen und nichts von Babyspeck. Fünf Kinder kamen angerannt, drei Mädchen und zwei Jungen. Zwei der Mädchen waren in meinem Alter und ich winkte ihnen eingeschüchtert zu. Alle fünf waren abgemagert und schmutzig. Zu dem was sie trugen konnte man nicht mal mehr Kleidung sagen. Ein Junge von 12 Jahren trug seine kleine Schwester auf dem Arm, weil diese zu schwach war um zu stehen. „Hier, das ist für Sie, ich denke sie werden es gut gebrauchen können.“ Tränen standen der Frau in den Augen als sie das Paket annahm. Die Kinder starrten es mit großen Augen an. „Falls sie es nicht wissen, in der Stadt gibt es eine Tafel, in der kriegen sie kostenlos warmes Mittagessen. Und im Falle von häuslicher Gewalt, “ Die Augen meiner Mutter streiften das Gesicht der Frau. „gibt es Unterkünfte in denen sie für mehrer Monate eine Wohnung bekommen und wenn sie nachweisen können, dass Sie einen Job haben oder dass sie sich eine Arbeit suchen, dann werden Sie in eine Wohnanlage geschickt in der Sie kostenlos wohnen können bis Sie das Geld für eine richtige Wohnung haben. Dort gibt es auch eine Schule.“ Meine Mutter gab der Frau ein Prospekt mit den jeweiligen Adressen. Die Frau fing jetzt noch mehr an zu weinen und umarmte meine Mutter. Sie erwiderte die Umarmung. Dann winkte sie der Frau zu und wir fuhren weiter. Wir hatten nichts mehr von der Frau gehört aber ich war mir sicher, dass ich sie einmal in Vernünftiger Kleidung und gut gepflegt gesehen hatte, wie sie durch das Einkaufszentrum schlenderte. „Jetzt denke nicht über die Vergangenheit nach, versuch lieber hier wieder herauszufinden.“ murmelte ich und sah in eine Seitenstraße. Es war eine Sackgasse. Ich ging in die entgegen Gesetzte Richtung, irgendwo musste es doch hinausgehen! Ich irrte durch die Gassen tausende Gedanken flogen durch mein Gehirn. Dann blieb ich abrupt stehen. Auf diesem kleinen Platz war ich schon tausendmal gelandet! Wütend schüttelte ich den Kopf. Ein Windstoß ließ mein Haar nach hinten flattern. Plötzlich hörte ich ein Knurren hinter mir. Verwirrt drehte ich mich um. Ich sah ihn, Herr Barohn. Doch es war nicht der wunderschöne Lehrer den ich kannte. Dies war ein gefährliches Monster, eine Killermaschine. In seinen Augen sah ich das gleiche Glitzern, dass ich schon bei Katzen gesehen hatte wenn sie wussten dass ihnen ihre Beute nicht mehr entwischen konnte...und dieses Mal war ich die Beute. Seitdem ich herausgefunden hatte was mit Melinda geschehen würde oder vielleicht schon geschehen war, hatte ich Angst den Rest meines Lebens Alleine zu sein. Diese Angst fiel nun von mir ab. Ich würde sterben. Falls es ein Leben nach dem Tod geben würde, würde ich mit Melinda vereint sein und wenn nicht wäre wenigstens der Schmerz von mir genommen. Ich war ruhiger als je zuvor. Er grinste und ich konnte seine Spitzen Zähne sehen, dann sprang er auf mich zu, warf mich um. Sein Körper war schwerer als ich Gedacht hatten. Als er seine Zähne in meinen Hals grub, sie fast hörbar mein Fleisch durchschnitten tat es erstaunlicherweise gar nicht weh. Es fühlte sich eher so an als ob er meinen Hals liebkosen würde. Mein Körper wurde immer kälter während Herr Barohn das Blut aus mir heraussaugte. Dann plötzlich sah ich Melinda hinter ihm stehen, so wie ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Aber ich lebe doch noch.“ murmelte sie. „Wieso musst du mich jetzt verlassen? Ich dachte du liebst mich.“ „Aber das tue ich doch.“ „Dann wehre dich!“ brüllte sie und verschwand. Aber ich wollte sie doch sehen! Ich musste unwillkürlich an die Worte meiner Mutter denken: „Du bist nun echt nicht das Mädchen das sich kreischend überwältigen lässt sondern eher eines, das vor Wut brüllend auf den Angreifer losgehen würde.“ Also schrie ich auf und versuchte ihn von mir zu werfen. Er hob noch nicht ein Mal den Kopf von meinem Hals sondern umschloss meinen Körper mit seinen Armen und Beinen, wie ein Schraubstock. Verzweifelt schrie ich laut herum, in der Hoffnung dass mich jemand hören könnte. Eine junge Frau zog die Gardinen des Hauses zur Seite, welches gegenüber von uns lag. Ich konnte mir denken wie es Aussah. Ein Mann der auf einem brüllenden Mädchen lag, klar was die da dachte. Ich verstand wieso sie die Gardinen wieder zu zog. Wahrscheinlich war sie es gewohnt so etwas zu sehen und wollte nicht selbst dran sein. Mir wurde immer kälter und ich erinnerte mich daran wie ich von den Polizisten ins Krankenhaus gebracht wurde. Eine Träne kullerte über meine Wange. Sooft hatten Menschen versucht mir zu helfen, mich zu retten und zu beruhigen. Letztendlich war es alles vergeblich gewesen. Ich verspürte tiefe Dankbarkeit und Zärtlichkeit für diese Menschen. Meine Mutter, Melinda, die vielen Psychologen zu denen ich gegangen war und am Ende auch die Polizisten. Ich bereitete mich auf meinen Tod vor. Dann noch ein Knurren, es kam von Rechts. Mein Kopf war zu schwer, ich konnte mich nicht zu dem Geräusch umdrehen. Ganz plötzlich verschwand das Gewicht von mir und dann wurde ich hochgehoben. Schwarze Flecken und Blitze tanzten vor meinen Augen. Ich wurde durch die Luft geschleudert. Die Blitze wurden intensiver und die Flecken immer größer. Mein Gehör verschwand, ich konnte nichts mehr spüren. Lag ich auf dem Boden oder flog ich durch die Luft? Das letzte was ich sah war der klare Sternenhimmel in dessen Mitte der Vollmond prangte. Dann verließ mich auch meine Sicht.

Impressum

Texte: Photo: mady by me
Tag der Veröffentlichung: 02.10.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Allen, allen, allen die das hier lesen!

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