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Prolog
Er lächelte, es war so einfach sie zu besiegen. Ein einfaches, kleines Menschlein wie sie. Er spürte seinen Durst doch er wusste, er würde bald gestillt sein. Das Mädchen drehte ihm immer noch den Rücken zu, der Wind ließ ihren Duft zu ihm wehen, ihre Haare flatterten so verführerisch. Ein Knurren kam aus seiner Kehle und sie drehte sich erstaunt um. Er fletschte die Zähne. In ihrem Blick spiegelte sich Verwirrung wieder, dann sah sie seine Zähne, genauer gesagt seine Eckzähne. Die spitzen, wenn notwendig, tödlichen Eckzähne. Zu spät, viel zu spät fing sie an zu schreien.
1.Kapitel

1 Monat zuvor
Ich saß am Frühstückstisch und verschlang hastig meine Cornflakes. Meine Mutter hielt mir gerade eine Standpauke da ich zu spät aufgewacht war. Doch ich hörte nicht zu, dass war ich gewöhnt. Ich und meine Mutter verstanden uns eigentlich ganz gut, außer bei diesem Thema. Wieso blieb ich wohl solange auf? Um für die Schule zu pauken. Und was wollte meine Mutter? Das ich gut in der Schule war. Für mich gab es da nichts einzuwenden aber meine Mom sah das ganz anders. „Was bringt es denn dass du solange lernst wenn du dann in der Schule zu müde bist um aufzupassen? Da kannst du auch gleich früher ins Bett gehen!“ „Aber ich bin nicht müde!“ „Ach wirklich Debbie, dann hattest du diese Augenringe wohl immer hm?“ Ich seufzte, meine Mutter verstand mich einfach nicht. Nicht jeder konnte so schlau sein wie Melinda. Melinda Kingsley war seit ich in Rinden lebte, meine beste Freundin. Ich war mit dem Namen des kleinen Städtchens schon immer unzufrieden gewesen. „Wer nennt eine Stadt schon Rinden? Rinden, da lachen doch alle drüber!“ „Aber Schatz“, hatte meine Mutter dann gesagt, „ich finde es hört sich nach einer netten kleinen Gemeinschaft an, die immer zusammenhält.“ „Ich finde es hört sich nach einer Stadt an, in der die Bewohner zu dumm und fantasielos waren um sich einen vernünftigen Namen auszusuchen.“ „Musst du immer so pessimistisch sein?“ „Musst du immer so optimistisch sein?“ Dieses Gespräch hatte ich vor fünf Jahren, als ich elf war, mit meiner Mutter geführt. Doch wir waren trotzdem dorthin gezogen und ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben eine richtige Freundin gehabt. Eine Hupe ertönte von draußen, Melinda war da. Ich verschlang meine letzten Cornflakes und küsste Mom auf die Wange. „Ich hab dich lieb.“ „Sie lächelte. „Ich weiß.“ Ich lachte. „Gut, ich werd’s dir nämlich nicht noch mal sagen!“ Dann packte ich meine Tasche und rannte hinaus. Das letzte was ich sah war, wie meine Mutter mir die Zunge rausstreckte, sie war nicht wirklich kindlich, alberte aber manchmal gern rum. Denn sie war jung, mit sechzehn schwanger geworden. Die Gründe hatte sie mir nie erzählt aber ich konnte es mir denken. Immer wenn ich damit angefangen hab sie zu fragen wer mein Vater war, wurde sie blass und ihre Stimme zitterte. Schon vor geraumer Zeit hatte ich beschlossen dass ich es auch gar nicht wissen wollte. Zurück in der Wirklichkeit sprang ich in Melindas etwas älteren Opel und knallte die Tür zu. „Du bist spät.“ tadelte sie mich. Ich stöhnte auf und rief: „Fang du nicht auch noch damit an!“ Melinda grinste mich mit ihren perfekten weißen Zähnen an und warf ihre vanilleblonden Haare zurück. Ich beneidete sie um ihr aussehen. Sie könnte Model werden, wenn sie wollte. Doch sie hatte andere Pläne die auch mit der gleichen Branche zutun hatten. Sie wollte Modedesignerin werden. Alle Kunstlehrer waren begeistert von ihr. Melinda hatte schon zweimal die Cheerleaderoutfits gestaltet und es hatte nie andere gegeben. Wieder spürte ich einen Anflug von Neid. Sie würde wahrscheinlich berühmt werden und ich würde als Kassiererin in irgendeiner heruntergekommenen Filiale arbeiten. Melinda wurde außerdem von allen Jungen der Schule angehimmelt doch sie kümmerte sich nicht um sie. Sie redete gerade über die anstehende Kunstarbeit und belanglose Sachen als sie scharf abbremste. Sie hätte fast die rote Ampel übersehen. „Mensch Melinda, ich weiß du hast den Führerschein, aber erst seit einem Monat! Konzentrier dich bitte!“ meckerte ich und fasste mir ans Herz, es pochte wie wild. „Aber ich hab ihn ohne Fehler bestanden.“ grummelte sie und fuhr weiter. Langsam hatte ich mich wieder gefasst und nun beschloss ich zu reden denn sonst würde Melinda wieder nicht aufpassen. Doch sie bremste wieder ab als wir auf den Schulparkplatz fuhren, dort stand direkt im Eingang ein nagelneuer, silberner Mercedes. Ich verdrehte die Augen und Melinda, stöhnte auf als wir sahen wer aus dem Auto ausstieg. Thomas Richter, der unter den Mädchen als Herzensbrecher und bei den Jungen als Frauenheld galt. Er klopfte an Melindas Fenster und sie kurbelte es runter. „Was ist?“ fauchte sie. „Also ich wollte dich fragen ob du vielleicht nicht doch bei einem Fotoshooting von meinem Vater mitmachen willst?“ Er grinste sie an. „Ich hab dir doch gesagt ich will nicht in dieses doofe Modemagazin!“ zischte sie und kurbelte dass Fenster wieder hoch. Thomas steckte seine Hand dazwischen doch Melinda beachtete sie nicht. Thomas heulte auf als seine Hand gequetscht wurde. Wütend, fluchend und mit rotem Kopf stieg er in sein Auto. „Seit Wochen nervt er mich damit.“ schimpfte Melinda und fuhr weiter. Ich lachte bitter. „Modemagazin, ist klar.“ Melinda sah mich fragend an. „Meine Mutter ist ja Journalistin und arbeitet immer für verschiedene Magazine, richtig?“ Sie runzelte die Stirn und nickte. „Nun ja, letztens hatte sie einen ziemlich teuren Auftrag. Sie sollte eine Reportage über eine Automesse halten.“ Ich kicherte. „Und da wurden halt auch Magazine vorgestellt, Auto Aktuell und so, diese ganzen idiotischen Hefte halt. Nun, eines davon wurde von Nils Richter gemacht, Thomas’ Vater und der hat in seinem Heft eine Erotikseite in der halt Bilder von Frauen die sich in so ziemlich zweideutigen Posen auf oder in dem Auto räkeln.“ Melinda sah mich schockiert an. „Thomas wollte dass ich da reinkomme?“ fragte sie zaghaft. Ich nickte. Erst wurde Melinda blass, dann rosa und schließlich dunkelrot. Sie zischte: „Den krieg ich ran, was erlaubt der sich?“ Melinda stieg aus und erst jetzt bemerkte ich dass wir schon geparkt hatten. Schnell rannten wir in das Schulgebäude um nicht zu spät zu kommen. Wir waren so in Eile dass wir sogar ohne ein Wort zu sagen an Schuldirektor Laute vorbei hasteten und in die Klasse stürmten. Gefasst setzten wir uns auf unsere Plätze. Doch als die Tür aufging fiel diese von uns. Der Direktor kam rein, und mit ihm ein junger Mann. „Guten Tag meine Damen und Herren“, seit einem Jahr nannte er uns nicht mehr Kinder, obwohl wir da schon zwischen fünfzehn und sechzehn gewesen waren, „ Ich freue mich dass sie alle da sind, auch sie Frau Meyer, Frau Kingsley obwohl keine Begrüßung angebracht seien müsste.“ Oh Gott, wie peinlich! Ich wurde rot. „Nun ja wie dem auch sei, euer alter Lehrer Herr Barke musste leider Frühzeitig in den Urlaub.“ Der Direktor sah nun leicht pikiert aus. „ Er hat sich beim öffnen einer Dose das Bein abgehackt. Er bekam sie nicht auf und wollte eine Axt zur Hilfe nehmen, niemand weiß wieso also mal ernsthaft, wer macht denn so was?“ Manche lachten, manchen schrieen entsetzt auf. Ich gehörte zu den letzteren. „Nun wird Herr Barohn euch vertreten bis Herr Barke gelernt hat mit seiner Prothese zu laufen, dass könnte lange brauchen vor allem…da er noch keine hat. Er liegt noch für einen Monat im Krankenhaus und brauch dann noch Zeit um eine Prothese zu bekommen und zu lernen wie man mit ihr läuft.“ Herr Laute seufzte, schüttelte den Kopf, er und Herr Barke kannten sich schon ziemlich lange. „Nun denn Herr Barohn, ich lasse sie mal mit ihrer neuen Klasse alleine.“ Dann verschwand er und die gesamte Klasse glotze Herr Barohn an. Vor allem die Mädchen denn er war wunderschön. Er hatte glänzendes braunes Haar, grüne Augen die leuchteten wie Smaragde und geschwungene Lippen. Er war muskulös, unter seinem weißen Hemd zeichnete sich ein Sixpack ab und er war so blass dass ich unwillkürlich an Schnee denken musste. „Guten Tag“, sagte Herr Barohn mit einer melodischen Stimme, „ich werde euch nun geschätzte vier Monate unterrichten.“ Er lächelte. „Viele von euch kennen den Unterricht wohl ganz gut, zumindest glauben sie dass. Aber ich werde eine ziemlich neue Unterrichtsmethode einführen. Als macht euch gefasst.“ Er kicherte, was sich wunderbar anhörte. Ein paar Mädchen seufzten, zu meiner Überraschung auch Melinda. Herr Barohn kramte in seiner Tasche herum und holte ein Mathebuch heraus. Alle stöhnten genervt, er sah uns belustigt an. „Keine Angst, ich gebe euch noch eine Gnadenfrist, sagt mir erst eure Namen, ich fange vorne an.“ Er sah das Mädchen am Anfang der ersten Reihe an und sagt mit einer unwiderstehlichen Stimme: „Wie heißt du denn?“ Das Mädchen stotterte. „Ja…n...Ja…Janine.“ Wieder lächelte er. „Gut. Und wie alt bist du?“ „Sieb…zehn, Herr, ähm…“ Alle lachten. Sie war so zerstreut gewesen, sie hatte seinen Namen vergessen. „Barohn.“ sagte er nachsichtig und fragte weiter. Nach dem Vorstellen kam der Unterricht dran und Herr Baron hatte Recht, sein Unterricht war ziemlich anders. Zum Beispiel bei einer Prozentrechnung. „Frau Meier geht bei einer Tankstelle tanken die eine Sonderaktion macht. Ab fünfzig Litern kostet der Sprit fünfunddreißig Prozent weniger. Sie tankt sechsundsechzig Liter aber die Anzeige zeigt den Preis ohne die Senkung an wie vie…Ach vergesst es das ist langweilig! Das kann man doch bei jeder Tankstelle herausfinden die so eine Aktion hat! Ich hab was Besseres. Ein Dieb bricht in eine Bank ein …“ Und so machte er immer weiter. Herr Barohn machte den Unterricht witzig. Manchmal mussten wir dafür aufstehen und irgendwelche Sachen machen. In Physik bildeten wir zum Beispiel einen menschlichen Stromkreis nach und in Chemie spielten wir kleinste Teilchen. Es war zwar kindisch aber verdammt lustig. Das Gute war dass wir wegen dem Lehrermangel nur Herr Barke gehabt hatten, und somit jetzt auch nur Herr Barohn. Trotzdem viel mir etwas auf, wenn er sprach und wenn er lachte oder lächelte, versuchte er immer den Mund nicht sehr weit zu öffnen. Egal, vielleicht bildete ich mir dass auch nur ein. Ja, es war ein perfekter Tag gewesen, außer der Morgen vielleicht, den hatte uns Thomas ja versaut. Als Melinda mich nach Hause fuhr wirkte sie bedrückt, sie war immer noch wütend auf Thomas, ich hätte es einfach vergessen und riet es ihr auch. Doch Melinda antwortete: „ Ich hab ihn gefragt wieso er so was von mir will da hat er gesagt, weil das alle Jungen erwarten. Und weil ich so was doch eh nicht lese und es mir dann egal seien könne. “ O.K. ,doch nicht so ein perfekter Tag. So was war doch keine Erklärung! Auf dem Weg zu mir nach Hause überlegten wir wie wir es ihm zurückzahlen könnten, es machte Spaß. Am Ende fiel mir etwas ein. Ich sagte zu Melinda: „Warte bis morgen wenn du mich abholst, dann erzähle ich es dir.“ Dann verabschiedeten wir uns. Ich ging ins Haus und schnupperte. Mom hatte gekocht, das erste Mal seit langem. Mein Körper verkrampfte sich. Mom kochte nur wenn etwas Schlimmes passiert war. Langsam ging ich in die Küche. Sie rührte in einer Pfanne. Hm, Eier und gebratener Schinken, lecker. Doch dann wurde ich wieder argwöhnisch. „Du kochst?“ „Ja“, antwortete meine Mutter lächelte, „ich habe gute Nachrichten. Ich habe von einem Magazin namens BeautyInside einen Auftrag bekommen. Ich kriege dafür zehntausend Euro! Aber nur weil die Reportage auch ins Fernsehen kommt.“ Mein Herz blieb stehen. Zehntausend Euro, das war ne Menge Geld. Jetzt wurde Mom aber nervös. „Nur…ich muss nach Rio de Janeiro fliegen und dort…äh zwei Wochen bleiben.“ Sie warf mir einen schnellen Blick zu und nahm die Pfanne vom Herd. Zwei Wochen alleine bleiben, der Traum eines jeden Teenagers. Meiner war es leider nicht. „Aber Mom, stell dir vor ich koche, passe nicht auf und der Herd brennt. Oder ich lasse die Wäsche einlaufen und vergesse Waschpulver in die Spülmaschine zu tun. Ich könnte was kaputt machen was wenn ein…“ Aber meine Mutter schnitt mir das Wort ab. „Debbie, die Nachbarn wissen es schon und werden versuchen dich zu beobachten, das können sie ja so toll. Außerdem mache ich eine Liste mit allem was du machen sollst und wen du anrufen kannst und wie alles geht. Du wirst schon bald siebzehn Debbie, du schaffst das. Außerdem hilfst du doch auch im Haushalt.“ „Aber da warst du immer dabei.“ „Du schaffst das! Ach und Waschpulver gehört in die Waschmaschine und nicht in den Spüler“ Ich nickte. Mom hatte ihren Befehlston angeschlagen und dann war nicht mit ihr zu scherzen „Wann fliegst du?“ fragte ich zwischen einem Mund voll Schinken. „In einer Woche. Ach Debbie, jetzt guck doch nicht so! Du schaffst das schon! Und wenn du keine wilden Partys feierst kriegst du zweitausend Euro ab!“ Ich verschluckte mich. „Was?!“ hustete ich. Mom lächelte. „Ich habe alle Schulden bezahlt und du hast mich all die Jahre unterstützt, ich denke da solltest du auch etwas abbekommen.“ Zweitausend Euro. Während des restlichen Essens dachte ich darüber nach was ich mit dem ganzen Geld anfangen könnte. Dann ging ich in mein Zimmer. Ich liebte es. Als wir in das Haus einzogen sind sollt ich das Zimmer neben dem Bad bekommen. Doch ich entdeckte eine Tür hinter der eine Treppe war, und diese führte zum Dachboden. Er war riesig und hatte auf beiden Seiten zwei große, Kreisrunde Fenster. Das Eine zeigte zur Straße das Andere in den Garten und den dort angrenzenden Wald. Ich hatte mich sofort in alles verliebt und meine Mutter hatte eingewilligt, als ich fragte ob ich dort wohnen könnte. Der Dachboden, er war ein magischer Ort. Von der Gartenseite kam das Licht vom Wald und umhüllte alles in einem grünen Tuch. Ich hatte Pflanzen überall im Raum verteilt und manche von ihren Blättern getrocknet, in Säckchen zusammengesteckt und an die Dachbalken gehängt. Der dunkelbraune Eichenboden war mit einer Bodenheizung ausgestattet damit es auch tiefsten Winter warm war. Doch heute blieb ich nicht, wie sonst immer, stehen um seine Magie auf mich wirken zu lassen, sondern marschierte zu einer Truhe am anderen Ende des Raumes. Ich wühlte und fand das, wonach ich suchte. Als ich zwölf war, hatte ich eine Zeit lang eine Spinnenphase. Ich studierte sie. Fotografierte ihre Netzte, beobachtete fasziniert wie sie ihre Opfer einwickelten und, und, und. Dann fand ich im Internet eine Anzeige von der electronic Spider, einer elektronischen, ferngesteuerten Spinne, die laufen konnte und per Knopfdruck aus ihrem Hinterteil Fäden schoss und man ein Spinnenetz bauen konnte. Außerdem enthielt sie eine Kamera, die im Auge versteckt war. Ich hatte mir das Modell Vogelspinne ausgesucht. Ich wusste dass Thomas riesige Angst vor Spinnen hatte und dass Melinda gerächt werden musste. Perfekt. Nach einiger zeit fand ich auch die Fernbedienung mit dem Bildschirm für die Kamera. Jetzt musste ich nur noch Thomas Schließfach-Code herausfinden und dann…Ich grinste. Das würde super werden. Dieser sollte Tag nur noch schnell vorbeigehen denn morgen sollte ein besserer werden.

Am nächsten morgen war ich ziemlich aufgedreht. Ich hatte die Spinne samt Zubehör in meine Sporttasche gepackt, Gott segne dieses Fach, und würde sie in der Umkleidekabine für Mädchen verstecken. Heute stand ich ausnahmsweise rechtzeitig auf und sprang sofort nach dem Essen in Melindas Auto. „Und?“ Sie sah mich erwartungsvoll an. Auf dem ganzen Weg zur Schule erläuterte ich ihr meinen Plan der mit den Worten endete: „Jetzt müssen wir nur noch den Code für sein Schließfach herausfinden.“ Melinda sah mich schief an. „Ich kenne den Code.“ „WAS? Du…du kennst ihn? Seit wann?“ Ich war baff. Wieso sollte Melinda so etwas wissen? „Seit Gestern. Ich hab dir ja erzählt ich hätte mit Thomas geredet, da hab ich ihn vor seinem Schließfach abgefangen. Und er hat seinen Code eingegeben, er ist ziemlich einfach.“ Ich grinste. „Dann lass Mal hören.“ „Es ist 12543. Ich wünschte mein Schließfach-Code wäre so einfach!“ Wir stiegen aus dem Auto und inspizierten im Gebäude sofort Thomas Schließfach. Niemand war zu sehen und wir gaben den Zahlen-Code ein. Schnell versteckte ich die Spinne ganz hinten, er sollte sie erst entdecken wenn wir auf Position waren. Dann fiel mir neben seinem Schließfach ein Lüftungsschacht auf, dessen Schutzgitter schräg aus den rostigen Schrauben hing. „Und hier haben wir einen Fluchtweg für unsere kleine Freundin Miss Spider.“ Melinda schaute sich den Schacht genau an. „Ich musste mal ein Projekt machen in dem wir mehr über die Schule herausfinden sollten. Ich habe mich über ihren Bau schlau gemacht und kenne das Schacht-System in und auswendig also steuerst du die Spinne und ich sage dir wo’s lang geht.“ Ich musste lachen. Der Plan war zu perfekt. „Wir müssen aber bis zur Pause nach der vierten Stunde warten, da ist die Gelegenheit am Besten, vor allem weil wir da Sport haben und ungestört in der Umkleidekabine sitzen können.“ Melinda nickte, doch plötzlich hörten wir Stimmen und wir machten uns schnell vom Acker. Die Zeit verging schnell, rasend schnell. Ich achtete auf nichts, noch nicht mal auf Herr Barohn, obwohl der Unterricht heute interessant gewesen seien soll. Das glaubte ich zumindest denn alle Mädchen redeten nur darüber. Als die Umkleide vollständig leer war, sahen ich und Melinda uns bedeutungsvoll an und ich zog die Fernbedienung aus meiner Tasche. Ich schaltete sie an und wir blickten auf den Bildschirm. Erst sahen wir nur ein paar Lichtstreifen die von der Schließfachtür stammten, dann zeichnete sich ein Umriss ab und wir hörten Thomas vor sich hin pfeifen. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, er ahnte gar nichts. Die Tür ging auf und wir blickten in Thomas Rundes Gesicht. Er streckte seine Hand aus und ich fing an die Spinne zu steuern. Langsam kam seine tastende Hand näher und ich ließ die Spinne springen. Sie landete mit einem dumpfen Geräusch auf seiner Hand. Thomas verzog sein Gesicht und schüttelte seine Hand, erfolglos. Verwirrt zog er sie aus dem Spind und wir hörten seinen entsetzten Schrei durch den Lautsprecher an der Fernbedienung. Thomas schrie, wedelte mit seiner Hand und lief im Kreis herum. Die Schüler um ihn herum lachten erst aber als sie sahen was da an seiner Hand klebte, fingen auch sie an zu schreien. Mit einem gezielten Sprung beförderte ich die Spinne in Thomas Gesicht und wir hörten seine angstvollen Schreie lauter als zuvor. Dann zog Thomas die Spinne von seinem Gesicht und schmiss sie auf den Boden. Flink ließ ich die Spinne auf den Schacht zu krabbeln und hörte stampfende Geräusche im Hintergrund, offenbar versuchten Thomas und die anderen Schüler die Spinne zu zertrampeln. Doch wir schafften es. Jetzt fing die richtige Arbeit an. Melinda gab mir schnelle Anweisungen. „Nach linkes, Geradeaus, jetzt nach rechts…nach rechts habe ich gesagt, das ist links! Jetzt wieder geradeaus und rechts, links, rechts, links, nee wart mal doch Rechts so und jetzt wird’s ernst, du musst die Spinne nach oben steuern!“ Ich lachte spöttisch und aktivierte die Saugfunktion. Nach einigen Minuten hörten wir ein komisches Geräusch aus dem Schacht der Kabine. Melinda schraubte das Gitter mit einem Schraubenschlüssel ab. Bald kam die Spinne in Sicht. Schnell griff ich sie und schaltete sie aus. Dann ging ich zu meinem Spind. Plötzlich hielt ich inne. Was wenn jemand einen Streich vermutete? Würden dann die Schließfächer durchsucht werden? Könnte Thomas uns vermuten und einem Lehrer Tipps geben? Ich beschloss also die Spinne nicht in mein Schließfach zu tun. Ich tat sie in mein Geheimfach. Als ich in Rinden neu war und ich dort Sport hatte fiel mir sofort etwas auf. Die Rückseite des Schließfaches war nur aus Pappe und an einer Ecke locker. Ich lockerte die ganze Seite, jetzt war es eine Tür zur nackten Wand. In der Mitte der Wand war ein großes Loch. Da kam mir ein Gedanke. Nach Sport wartete ich nun immer bis alle weg waren und nahm mir eine Schere. Mit den Spitzen kratzte ich immer weiter bis aus dem kleinen Loch ein riesiges geworden war. Ein Geheimfach. Eines Tages als ich wieder etwas in ihm verstaute hörte ich jemanden hinter mir, Melinda. Sie beachtete mich nicht und ging zu ihrem Schließfach. Nach einiger Zeit sagte sie. „Komm her.“ Ich dachte sie würde mir nun eine Standpredigt halten aber sie zeigte nur in ihr Schließfach. Ihre Wand war an einer Seite völlig locker, wie eine Tür und hinter dieser war ein großes Loch. Ein Geheimfach. Von dem Tag an waren wir Freunde gewesen. Auch jetzt. In diesem Jetzt verstaute ich die Spinne in meinem Geheimfach. „Kluges Mädchen.“ Sagte Melinda und knuffte mir in die Seite. Dann sahen wir uns an und lachten. Als wir auf dem Weg zur nächsten Stunde waren, immer noch lachend, hörten wir überall Getuschel. „Und sie war in seinem Schließfach…“ „Ja, und sie ist ihm ins Gesicht gesprungen…“ „Die Lehrer glauben an einen Scherz…“ „ und Schulverweis für denjenigen der es war…“ Ich und Melinda sahen uns an. Das war gar nicht gut aber wer würde uns schon verdächtigen?

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Tag der Veröffentlichung: 30.06.2010

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