Nun fehlte nur noch etwas Rosmarin und eine Prise von ihrem Lieblingsgewürz: Petersilie! Und fertig war ihr verspätetes Mittagessen. Sie richtete sich ihre Tagliatelle auf einem Teller an und goss sich dazu ein Glas Rotwein ein. Das hatte sie sich nach ihrem anstrengenden Tag verdient. Dann trug sie die herrlich duftenden Sachen zu dem kleinen Wohnzimmertisch und ließ sich erschöpft auf das Sofa sinken. Für einen Moment lehnte sie sich zurück und starrte hinauf zur weißen Zimmerdecke. Direkt über ihr hing der runde Lampenschirm. Sie schloss die Augen, hörte die Vögel draußen zwitschern und den Autolärm, das Gehupe, den Dunstabzug, den sie vergessen hatte abzuschalten und das Ticken der Küchenuhr, das ihr auf einmal viel lauter vorkam. Sollte sie Musik anmachen oder doch eher den Fernseher einschalten, um Stimmen zu hören? Mit einem Ruck setzte sie sich auf und griff zur Fernbedienung. Sies schaltete den mittelgroßen Fernseher vor ihr ein und zappte durch bis sie zu einer Dokumentation über französische Spezialitäten kam, der sie nur mit halbem Ohr zuhörte. Auf den Fernseher blickend, begann sie die Tagliatelle mit Sauce zu vermischen und danach zu essen. Bis vor einem Vierteljahr war es nie so ruhig gewesen. Da hatte ihr bester Freund Jack noch hier gewohnt. Aber sie er mit seiner Freundin Lizzy zwei Straßenbahnstationen entfernt zusammengezogen war, hatte sie eine ganze Wohnung für sich allein. So angenehm es anfangs auch gewesen war, wenn alles nur nach ihrer Ordnung herumlag, so einsam wurde die Wohnung mit der Zeit. Genüsslich schlürfte sie ihre Nudeln und starrte weiterhin auf den Bildschirm vor ihr, sie nahm zwischendurch einen großen Schluck Wein. Und mal wieder kam jetzt eine Werbepause. Deshalb zappte sie wieder, fand aber diesmal nichts, was ihr halbwegs gefiel. Sie schaltete den Fernseher ab und begann in der Zeitung im Karriereteil zu blättern. Schön langsam sollte sie sich einen Job suchen, den sie nach ihrem Studium machen konnte. Einige Anzeigen betrafen Lehrstellen in Technik, Elektronik und sonstigen Bereichen, die sich für sie alle gleich anhörten. Gerade eben, so kam es ihr vor, war sie noch in der Schule gesessen und hatte mit den anderen gelangweilt in Biologie gekritzelt oder in Geographie. Jeder hatte auf die Matura hingearbeitet, um ins Leben zu starten. Da hatte sie sich nicht viele Gedanken machen müssen, keine eigene Miete zahlen und immer schauen, dass Wäsche gewaschen war, genügend zu essen zuhause. Was wohl die anderen aus ihrer Klasse jetzt machten? Lächelnd dachte sie an Amy, die sicher ins Ausland gegangen war. Jack hatte nur ein Jahr nach der Matura seinen Arbeitsplatz bei einem Autohändler bekommen. Dort war er nun schon seit eineinhalb Jahren und sie hatTe anfangs als Aushilfe in irgendeinem kleinen Schuhgeschäft gearbeitet. Mit nur ungefähr fünf Kunden pro Tag war der Job eher langweilig. Also hatte sie in einem antiken Buchgeschäft einen Teilzeitjob angenommen. Den ersten halben Monat war sie jedes Mal aufs Neue überrascht wie viele Bücher und Magazine in dem winzigen Laden Platz hatten. Gerade einmal so groß wie ihr Wohnzimmer war er und dabei war ihres schon eher klein. Schon am ersten Arbeitstag hatte sie sich dort inmitten der Romane und Reiseführer wohlgefühlt. umgeben vom GERuch der Seiten und einem Raumduft nach einer Mischung aus Vanille und Sandelholz, ordnete sie dort die Bücher nach einem Muster in die Regale ein, das ihr die Besitzerin des Ladens erklärte, während diese einen Schal, Pulli oder sonst etwas mal wieder für einen ihrer Enkel strickte und in einem fort übers ganze Gesicht strahlte. Doch obwohl sie sich jeden Tag auf die gemütliche Atmosphäre gefreut hatte, tat sie nach einiger Zeit immer dasselbe. Deshalb arbeitete sie nun vorübergehend bei Thalia und war für die Abteilung mit fremdsprachigen Büchern und die rund ums Reisen zuständig. Wie gesagt, das sollte ein Job sein der nur vorübergehend ist. Und daher sollte sie sich auch weiter die Inserate anschauen. Ein paar Banken, Beratungsfirmen und Schulen suchten jemanden. Ein Stellenangebot von Peek & Cloppenburg fiel ihr auf. Hörte sich gar nicht mal so schlecht an! Als Qualifikation reichte Matura und der Aufgabenbereich sah ziemlich abwechslungsreich aus. Ihre Cousine hatte so etwas schon mal bei Hollister gemacht. Was genau konnte sie sich nicht mehr erinnre. Aber wozu studierte sie Französisch, wenn sie sich dann in ein Modegeschäft stellte, um Leute zu beraten oder die Auslagen zu gestalten? Natürlich wäre Lehrerin eine Möglichkeit, aber das wollte sie auf keinen Fall! Und schon gar keine Französischlehrerin in Österreich. Kaum jemand mochte diese Fach in der Schule. Sie war in ihrer Klasse eine der wenigen gewesen, die se mochte. Außerdem war sie fürs Unterrichten ihrer Meinung nach nicht geeignet und wollte dann nicht wie die Geschichtsprofessorin vorne stehen, die sich viel zu leicht zu weniger Stoff überreden ließ die Klasse nicht wirklich im Griff hatte und im Allgemeinen den Stoff nicht gut rüberbrachte. Nein, so würde sie definitiv nicht enden. Also musste sie wohl oder übel weiterschauen. Um sich wieder konzentrieren zu können, nahm sie einen Schluck Wein, beugte sich über den Tisch und blätterte auf die nächste Seite. Nachdem sie diese und die folgenden genauestens studiert und bis auf eine Stelle in einem Reisebüro nichts Interessantes gefunden hatte, das mit Sprachen zu tun hatte, trug sie das Geschirr in die Küche. Gerade als sie Musik aufdrehen wollte, tönten rhythmische Gitarrentöne von "wake me up when september ends" von Greenday aus der Küche. Mit einem Seufzer ging sie zurück in die Koche und öffnet summend den Reißverschluss ihrer Tasche. Und einen weiteren. Und noch einen. Dann hatte sie ihr Handy und hob ab. "Hey, Jack! Was gibt's?", begrüßte sie ihn. Gut gelaunt und mit federndem Gang ging sie zurück ins Wohnzimmer, ließ sich auf das Sofa fallen und legte die Beine überkreuzt auf die eine Lehne, während ihr Kopf auf der anderen lag, "Kommst du heute jetzt mit? Wir treffen uns in einer halben Stunde am See. Du wirst uns sicher bemerken." "Ja, klar komm ich! So leise wie ihr immer seid, kann ich euch ja gar nicht überhören!", erwiderte sie lachend. "Bis dann, Jack!" "ah ja, noch etwas, Bree, nimmst du noch was zum Trinken für heute mit?" " Sicher, kein Problem! Also bis dann!" "Tschüss!"
Bevor sie noch auflegen konnte, hatte Jack das anscheinend schon getan. So, jetzt musste sie sich ganz schön beeilen. vielleicht hätte sie sagen sollen, dass es später werden konnte. Den bus in zwanzig Minuten musste sie erwischen, wenn sie nicht eine Stunde auf den nächsten warten wollte. Und vorher sollte sie ja auch noch en bisschen etwas besorgen.
Was und wie viel sollte sie da nehmen? Zwei Six- Pack Bier würden genug sein, oder? Ja, mehr konnte sie eh nicht tragen und das einzige Bier, das auch ihr schmeckte, war Kirschbier. Das konnte sie noch dazu besorgen. Während sie sich darüber noch Gedanken machte, hastete sie in ihr Zimmer und riss die Kastentüren auf. Wieder einmal bemerkte sie, dass sie zu wenig Gewand hatte. Der rock, der ein Stück über den Knien endete und heute perfekt gewesen wäre, war natürlich in der Wäsche. Sie musste sich nun schnell für irgendetwas entscheiden, ermahnte sie sich. Spontan griff sie nach ihrer schwarzen Hotpants und einem weißen Top. Nein, das konnte sie nicht anziehen. Das war viel zu langweilig. Egal, wie wenig zeit sie hatte, aber das ging einfach nicht. Also holte sie ihr orangefarbenes Top heraus, bei dem man den einen etwas drei Zentimeter breiten Träger sah, der andere bestand aus einem dünnen hautfarbenen Streifen. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass schon sieben Minuten vergangen waren. Noch dezente Schminke auftragen. Das Gewand sah jetzt gar nicht so schlecht aus. das Schwarz und knallige Orange passten, fand sie, sogar sehr gut zu ihren naturblonden haaren die locker hochgesteckt waren. Bewundern kannst du dich später auch noch!, dachte sie. In zehn Minuten ging ja schon der Bus.
Texte: Die Ideen und der Text sind natürlich von mir und ich bitte euch, sie nicht zu kopieren, dankschön!
Bildmaterialien: Das Bild ist aus dem Internet.
Tag der Veröffentlichung: 14.07.2012
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