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Es war dunkel. Tiefste Nacht. Ab und zu konnte man eine Eule vernehmen, wie sie vor sich hin schuhute. Der Wind strich durch die Blätter der Bäume, spielte und tanzte mit ihnen. Es war schon später Herbst und auch dementsprechend kalt. Viele Tiere hatten sich in ihren Nestern oder Bäumen verkrochen und schliefen ihren wohlverdienten Schlaf. Alle, bis auf einer.
Durch die tiefe Nacht, nah einem Wald, lief ein kleines, weißes Etwas herum. Es schlich sich an Bäumen und Büschen vorbei und suchte nach einem Ort, wo es schlafen konnte. Es war schon den ganzen Tag unterwegs. Erst vor wenigen Tagen war die kleine Katze weggelaufen. Ihre früheren Besitzer hatten sie ins Tierheim geben wollen, da sie in eine andere, kleinere Wohnung umziehen wollten und dort keine Haustiere erlaubt waren. Die kleine Katze hatte ein schneeweißes Fell, außer einem schwarzen Fleck um das rechte Auge herum, wie eine Augenklappe, hatte ihr junges Herrchen immer gesagt. Auch ihre beiden vorderen Tatzen waren schwarz. Die frühere Tochter ihres Besitzers hatte immer gesagt, sie habe schwarze Söckchen an.
Ihr Name war Kitty. Nicht sehr originell, doch Kitty hatte sich daran gewöhnt. Lebte sie doch schon seit sie ein kleines Kätzchen war bei ihren Menschen, die sie nun nicht mehr haben wollten.
Kitty entdeckte vor sich auch endlich einen Bau in einem Hügel, welcher ihr ideal erschien, rannte darauf zu und huschte schnell hinein, da es anfing zu Nieseln. Doch so viel Glück hatte sie nicht. Es erklang sofort ein Fauchen und eine wütende Stimme: „Raus hier. Das ist mein zu Hause. Such dir etwas Anderes.“ Kitty fauchte erschrocken zurück und sprang aus dem Bau hinaus. Sofort folgte ihr das andere Tier, um noch einen Hieb nachzusetzen. Es war ein Dachs. Kitty hatte das Tier mal in einem der Bücher ihres kleinen, ehemaligen Herrchens gesehen.
„Da ist doch so viel Platz in der Höhle. Lass mich doch auch hinein. Es ist ganz nass hier draußen“, bat Kitty maunzend und tapste etwas näher, doch der Dachs fauchte nur zurück „Vergiss es. Such dir was Eigenes. Ich teile nicht.“ Damit drehte der Dachs Kitty den Rücken zu und verschwand wieder in seinem Bau. Kitty dagegen fand das ziemlich ungerecht. Wenn sie etwas zusammen gerutscht wären dann hätten sie doch beide locker rein gepasst. Kitty hatte wirklich schon viele Abenteuer erlebt, doch das war wohl ihr größtes. Nicht damit zu vergleichen den Nachbarshund zu ärgern oder auf irgendwelchen Baggern herum zu springen, oder Vögel in einem Park aufzuschrecken, eventuell sich sogar einen zu schnappen als Zwischensnack. Aber das hier? Das hier war eine viel härtere Nummer.
Kitty lief dann auch weiter und versuchte ihr Glück weiter. So einfach würde sie doch nicht aufgeben. Sie war schließlich Kitty. Captain Kitty, wie sie sich in ihrer eigenen Fantasywelt immer nannte. Niemand konnte Captain Kitty das Wasser reichen oder ihr lange etwas vormachen. Kitty sprang auf einen umgestürzten Baum und suchte unter den Ästen und den Blättern Schutz vor dem Regen, doch der Wind gönnte es ihr nicht und pustete stark, so dass sie doch lieber weiter lief.
Wenig später verließ sie den Wald. Hier würde sie wohl keinen Unterschlupf finden, so dass sie durch die Straßen in die Stadt rannte. Der Wald grenzte nur an die kleine Stadt, welche Kitty heute Morgen erreicht hatte. Ihr Weg war weit gewesen. Sehr weit, doch Kitty würde sich sicher nicht ins Tierheim abschieben lassen. Sie war eine freie Katze. So schlich sie sich im Regen durch die Straßen, versuchte irgendwo trocken unterzukommen, bis sie einen Karton fand, den sie geschickt umkippte und darunter kroch. Nun hörte sie nur noch das Prasseln auf dem Karton, welches konstant die halbe Nacht über anhielt. Kitty war aber irgendwann dann doch eingeschlafen, den flauschigen Schwanz fest um ihren Körper geschlungen und ihren Kopf darin vergraben.

Am nächsten Morgen wurde sie ziemlich rüde durch lautes Gebell geweckt. Kitty schreckte auf und sah sich hektisch um, fauchte entsetzt auf, als etwas gegen ihr Versteck und trockenen Unterschlupf stieß. Der Karton wurde auch direkt umgeschmissen und vor ihr stand ein struppiger und großer Mischlingshund. Dieser sah sie nur kurz erstaunt an. „Und ich dachte du wärst mein nächstes Mittagessen“, brummte der Mischling und wandte sich wieder ab. „Hey du. Kennst du einen trockenen Ort wo ich hin kann?“, fragte Kitty aber hastig und bekam ein brummiges, bellendes Lachen.
„Einen trockenen Ort? Bist wohl neu auf der Straße. Hier ist jeder für sich selbst verantwortlich“, bellte der Mischling und blickte über seine Schulter hinweg zu Kitty. „Blöder Hund. Sei doch nicht so mürrisch“, maunzte Kitty zurück, lief um den Mischling herum und versperrte ihm den Weg. „Geh mir aus dem Weg Mietze“, knurrte der Mischling, doch Kitty schüttelte den Kopf und fauchte zurück. „Sag mir was ich von dir wissen will“, beharrte das Fellknäul wobei sich Kittys Nackenfell aufstellte und sie drohend die Krallen ausfuhr.
Kitty würde sich niemals unterkriegen lassen. Aus ihren gelben Katzenaugen starrte sie den Hund vor sich an, welcher zurück knurrte. Dann aber verstummte er und schien nachzudenken. „Okay. Ich sag dir, wo du hin kannst“, nickte der Streuner und Kitty beruhigte sich wieder. Sie folgte dem Hund auch sofort zur Straße und er deutete in eine Richtung. „Geh dort die Straße runter bis du zu einem Bäcker kommst. Dort gehst du links bis zu einem Blumenladen und gleich daneben ist eine Gasse. Dort findest du sicher einen netten Ort“, beschrieb er ihr den Weg und sie nickte.
„Okay. Danke Struppi“, antwortete Kitty und in ihrer Stimme klang ein Grinsen mit. „Struppi?“, verwirrt blickte der Hund auf, doch Kitty war schon auf und davon. Kitty lief die Straßen lang. Es waren viele Menschen unterwegs. Sie würde eh keiner fangen, da sie noch immer ihr Halsband um hatte. Den Bäcker sah sie auch schnell, doch ein leckerer Geruch ließ sie innehalten. Ein Mann mit einem Würstchenkarren zog ihren Blick auf sich. Kitty ließ ihre Zunge über ihre Schnauze und ihre Nase schnellen. Hunger hatte sie, seit sie ausgerissen war, schon jeden Tag gehabt und war auch nie wirklich satt geworden, doch jetzt sah sie ihre Chance, als sich der Mann einem Kunden zuwandte. Kitty schnellte hervor, sprang auf eine zum Glück nicht heiße Stelle auf dem Wagen, schnappte sich gleich zwei nebeneinanderliegende Würstchen und unter dem wütenden Schrei des Würstchen-Mannes, flitzte Kitty davon.
Sie rannte hastig am Bäcker vorbei um die Kurve und sah von Weitem schon den Blumenladen. Vorher aber suchte sie sich ein Eckchen, wo sie glücklich mit ihrer Beute auf ein Fensterbrett sprang und sich direkt ans Verputzen machte.
„Hey Mieze. Krieg ich auch was ab?“, ertönte plötzlich eine Stimme von unten und Kitty blickte übers Fensterbrett nach unten, wo sie den Mischlingshund wieder sah. „Wieso sollte ich?“, fragte sie zurück und leckte über eines der Würstchen. „Ich habe dir den Weg gewiesen. Das wäre nur fair“, antwortete er und stemmte sich an der Hauswand ab, um Kitty näher zu sein.
Kitty sah nachdenklich wieder nach unten. „Na gut, du hast Recht“, großmütig schob sie mit einer der schwarzen Tatzen das Würstchen vom Fensterbrett, so dass Struppi, wie Kitty ihn genannt hatte, es auffing und sofort verschlang. Kitty aß ihr Würstchen ebenfalls und leckte danach genüsslich über ihre Tatzen. „Weshalb bist du mir gefolgt?“, fragte Kitty dann aber und sah zu Struppi herunter. Dieser leckte sich ebenfalls über die Lefzen und erwiderte den Blick. „Wir hatten den gleichen Weg“, waren die knappen Worte. „Na dann. Ich muss weiter. Ich will ja noch ein trockenes Örtchen finden“, maunzte Kitty und sprang von dem Fensterbrett herunter und verließ, ohne auf Antwort zu warten, die Gasse, in der sie das Würstchen verdrückt hatte, und rannte weiter.
Der Blumenladen kam und blieb hinter ihr bis sie die Gasse erreichte und neugierig um die Ecke blickte. Die gelben Augen tasteten die kalten und vom Regen noch nassen Steine ab. Hier war niemand. Musste sie etwa weiter hinein, um den besagten Ort zu finden? Also betrat sie die Gasse. Sie sah immer mal wieder nach rechts und links wo auch Container standen. Aus diesen stank es richtig, was Kittys sensibler Katzennase wehtat. Doch sie war schließlich keine Feiglingskatze und ging mutig weiter. Captain Kitty würde nie den Schwanz einziehen und kneifen, nur weil es stank.
Als sie ziemlich weit in der Gasse war hörte sie plötzlich ein Geräusch hinter sich und wandte erschrocken den Kopf, doch sie sah nichts. Leicht schluckte Kitty, ging aber weiter, doch nach wenigen Schritten vernahm sie erneut ein Geräusch. Zusätzlich ein maunzendes Lachen. „Wer ist da?“, rief Kitty in die Gasse herein. „Wer bist du?“, kam es zurück und auf einen der Container erschien ein schwarzer Kater, welcher Kitty aufmerksam anblickte. „Ich bin Kitty. Man hat mir gesagt ich würde hier ein trockenes und schönes Plätzchen finden. Kannst du mir helfen?“, fragte Kitty und vernahm weitere Maunzer. „Schaut euch das an. Die hat ein Halsband.“ „Eine von den Schickimicki-Mietzen.“ „Denkt wohl das Leben hier ist ein Spiel.“ Und noch viel mehr Sprüche konnte sie hören.
„Hier gibt es nur uns Straßenkatzen, Kätzchen. Da hat dir wohl jemand einen Bären aufgebunden“, antwortete der Kater und sprang zu Kitty runter. „Aber du kannst gerne bleiben. Dafür musst du nur das Halsband loswerden“, bei den Worten lief der Kater schnurrend um Kitty herum welche direkt etwas zurück wich. „Ich will nicht auf der Straße bleiben. Da war es wohl wirklich ein Missverständnis“, maunzte Kitty mit stolz erhobenen Kopf und Schwanz. So wandte sie sich zum Gehen um, doch der schwarze Kater versperrte ihr den Weg. „So schnell kommst du hier nicht wieder weg. Das ist unser Revier und jeder der hier her kommt muss an uns eine Gebühr zahlen“, raunzte er ihr zu und plötzlich war Kitty von Straßenkatzen jeder Art umringt. Kitty sah sich zu jeder Seite um.
Es gab nirgends ein Durchkommen, doch sie würde nicht aufgeben. „Was auch immer. Ich zahle gar nichts an euch“, damit schlug sie fauchend mit einer ihrer Pfoten nach dem Kater, welcher nur auswich. „Dann wirst du hier nicht heil fort kommen“, lachte der Kater und der Kreis zog sich enger um sie. Kitty fauchte aufgebracht und schlug zu allen Seiten aus.
Dann griff die erste Katze an, schlug die Krallen in Kittys Fell. Kitty wandte sich sofort um und schlug ihre eigenen Krallen ins Gesicht einer orangefarbenen Katze. Diese jaulte auf und ließ von Kitty ab, doch dafür griff eine andere an. Kitty schlug sich wirklich tapfer, doch es waren einfach zu viele und irgendwann ging sie zu Boden. Genau in dem Moment, als ein lautes Bellen ertönte und die Katzen flüchtend und fauchend auseinander stoben und verschwanden. Kitty konnte nicht fliehen. Ihre vorderes Pfötchen tat dafür zu sehr weh, so dass sie aufsah als sich ein Schatten über sie legte. Sie erkannte Struppi auf den zweiten Blick und maunzte jämmerlich.
„Was suchst du hier? Wieder der gleiche Weg?“, fragte Kitty und versuchte sich möglichst nicht zu bewegen, bekam aber nur ein Brummen als Antwort. Dann nahm Struppi sie einfach so im Genick hoch und verließ mit ihr ihm Maul die Gasse. Die Leute, an denen die beiden vorbei kamen, sahen den beiden erstaunt nach. Normalerweise verstanden sich Katzen und Hunde ja nicht, auch wenn sie damals daheim viele dieser Tiere gesehen hatte, welche gute Freunde gewesen waren. Auch Kitty hatte damals einen Dackel als Freund gehabt. Er hatte unter ihnen gewohnt und hatte Kitty immer bei sich im Körbchen schlafen gelassen, wenn ihr Frauchen mal keine Zeit hatte.
Das war oft gewesen, doch sie hatte sich trotzdem wohl gefühlt. Nur jetzt war sie schon so lange auf der Straße. Eigentlich mochte sie es ja lieber zu Hause auf einer Couch zu liegen. Am liebsten auf dem Rücken und eine kraulende Hand auf dem Bauch. Aber damit war wohl erst einmal Schluss. Kläglich maunzend ließ sie sich von Struppi irgendwo hin tragen, bis dieser auf einer Art Mülldeponie in einen großen, aber auch kaputten Schrank sprang und Kitty dort runter ließ.
„Wo sind wir hier?“, fragte Kitty verwirrt. als Struppi sich zu ihr legte und sie anfing abzulecken, sie förmlich zu putzen. „Mein zu Hause seit drei Jahren“, brummte Struppi während dem Lecken. Er zog sie sogar zwischen seine Tatzen um besser überall heran zu kommen. Kitty ließ es mit sich geschehen und leckte über ihr schmerzendes Pfötchen. „Woher kommst du denn?“, fragte Kitty, während zwei Schlecker weiter. „Aus dieser Stadt. Mein Herrchen hat mich auf einer Raststätte ausgesetzt, doch ich fand den Weg zurück. Als ich zu Hause war, war mein Herrchen ausgezogen, die Wohnung leer und ich allein“, erzählte er. Es machte Kitty traurig.
„Meine Menschen wollten mich ins Tierheim geben, doch ich bin vorher geflohen und suche jetzt ein neues schönes Heim wo man mich lieb hat, streichelt und nicht badet“, seufzte Kitty und schmiegte sich zitternd an das kurze Fell von Struppi. Er hatte vielleicht kein langes und weiches Fell, aber dessen Körper war schön warm. Kitty mochte warme Orte. „Dann brauchst du viel Glück. Hier in dieser Stadt gibt es meines Wissens nach keine Familie die eine Katze sucht“, brummte Struppi und legte den Kopf auf seiner Tatze neben Kittys Kopf ab. Kitty fing einfach an, dessen Ohr abzulecken. „Dann muss ich wohl in eine andere Stadt … willst du mit?“, bot Kitty dem Hund an.
Dieser war verwundert. „Ich soll mit? Wieso sollte ich?“, brummte Struppi fragend und ließ sich sein Ohr putzen. Kitty vermutete, dass Struppi schon lange nicht mehr Baden war. „Weil du mich gerettet hast darfst du mit, aber vorher musst du baden, sonst nimmt uns ja niemand“, bestimmte Kitty zufrieden mit ihrer Idee, doch Struppi schien nicht begeistert zu sein. „Ich bade nicht. Hab ich nicht nötig“, knurrte Struppi doch Kitty ließ sich nicht einschüchtern. „Klar hast du das nötig. Du stinkst wie ein zehn Tage liegen gebliebener Fisch, nicht dass ich einen Fisch je so lange hab liegen lassen“, erwiderte Kitty nickend und vernahm ein Brummen. Kitty interpretierte es als „kommt vom Müllcontainer.“
„Komm. Baden wir dich erst mal. Ich will möglichst schnell ein neues zu Hause.“ Damit erhob Kitty sich auf ihre drei gesunden Beine. Das vierte tat zu sehr weh. Struppi aber schien nicht so sehr gewillt, so dass Kitty ihm in die Nase zwickte. „Ist ja gut“, knurrte er und erhob sich wieder. „Komm, hinter der Mülldeponie ist ein Bach“, murrte er und lief vorweg. Kitty humpelte hinterher und sah auch schnell den Bach, den er gemeint hatte. Kitty selbst hielt es nicht für nötig zu Baden und so setzte sie sich an den Rand. „Wenn ich baden gehe dann du aber auch“, knurrte Struppi, doch Kitty schüttelte den Kopf. „Du stinkst viel mehr als ich.“
Struppi aber ließ das nicht auf sich sitzen und geschickt schnappte er sie sich am Nackenfell, hob sie hoch und ging mit dem fauchenden Etwas in den Bach. Dort ließ er das weiße Fellbündel einfach im Wasser los, hielt Kitty mit einer Pfote fest damit die nicht gleich wieder türmte. „Wenn dann waschen wir uns beide“, grinste Struppi förmlich und zog dabei sogar die Lefzen hoch, so dass es wirklich danach aussah.
Kitty fauchte und keifte die ganze Prozedur über und sprang als sie entlassen wurde aus dem Wasser raus, schüttelte sich und stakste schnell und weit vom Wasser weg. Struppi dagegen lachte bellend auf und rollte sich dann auch durch den Bach, um etwas sauberer zu werden.
Es dauerte etwas bis er wieder kam und sich neben Kitty schüttelte. „Hey. Schüttle dich woanders“, fauchte Kitty und wich zurück. Struppi dagegen grinste nur. „Los, lass uns laufen, bevor wir hier noch festfrieren“, schlug der Streuner dann aber vor. Kitty nickte und humpelte neben ihm her.

Sie liefen den ganzen restlichen Tag, bis es dunkel wurde. Sie waren in eine ländliche Gegend gekommen und auch ihr Fell war nach einigem Laufen wieder trocken. „Lass uns eine Pause bis morgen machen“, murrte Struppi als es ganz dunkel war. „Aber wir haben noch kein zu Hause gefunden“, wendete Kitty ein und sah sich etwas um. Hier gab es außer Feldern nicht wirklich viel. „Wir können morgen weiter suchen, aber meine Pfoten wollen nicht mehr“, murrte Struppi und blieb einfach stehen, doch da hatte Kitty schon etwas gefunden, was ihre Aufmerksamkeit erregte. „Dort! Lass es uns bei dem Haus versuchen.“ Damit rannte, oder eher humpelte sie auch schon los zu dem Haus, das noch weit entfernt lag. Struppi knurrte missgelaunt, doch er folgte ihr.
Sie kamen nach einer ganzen Weile erst am Haus an und Kitty sprang sofort auf eines der Fensterbretter. Drin war noch Licht und als sie durch das Fenster sah, erblickte sie auch Menschen. „Was siehst du?“, fragte Struppi bellend.
„Zwei Menschenmännchen“, teilte Kitty ihm maunzend mit und sah weiter rein. „Sind die was für uns?“, fragte Struppi weiter und stellte sich auf die Hinterpfoten um auch rein zu schauen. „Die kuscheln gerade und die sehen lieb aus“, ließ Kitty nachdenklich verlauten und Struppi wiegte etwas den Kopf. „Die sehen nicht so aus als wären die tierlieb“, brummte Struppi und da sahen die beiden Menschen auch auf. Sie hatten wohl das Bellen und Maunzen gehört und der ziemlich bunt aussehende Kerl erhob sich und verließ das Wohnzimmer. Wenig später hörten Kitty und Struppi die Tür aufgehen und Schritte die näher kamen. Struppi ließ sich auf alle Viere sinken und sah zu dem bunten Kerl. Der hatte bunte Arme und Beine. Das Gesicht war ganz normal. Komischer Mensch.
„Na aber hallo. Wer seid ihr beiden denn?“, fragte der Mann mit dunkler aber angenehmer Stimme. „Was meinst du Struppi? Sind die wohl gut genug für uns?“, fragte Kitty unverständlich für den Menschen und sprang auf Struppis Rücken. „Keine Ahnung. Der ist so bunt. Wir sollten nochmal drüber nachdenken“, brummte Struppi und knurrte den Menschen an.
„Hey schon gut. Alles in Ordnung. Ich tue euch doch nichts“, versuchte der Kerl die Tiere zu beruhigen und hob die Hände abwehrend hoch. „Lass uns gehen. Der Mann ist mir nicht geheuer“, brummte Struppi und wandte sich mit Kitty auf dem Rücken ab. „Hey, bleibt doch hier“, bat der Mann, doch Struppi dachte nicht daran und lief los. Kitty musste sich gut festkrallen. „Wieso konnten wir nicht bleiben? Dann hätten wir es jetzt schön gemütlich!“, fragte Kitty aufgebracht, als Struppi neben einem Busch hielt und sich nieder ließ. „Ich kenne solche bunten Menschen. Mein Herrchen damals war auch so bunt und setzte mich aus. Der ist kaum besser“, brummte Struppi und legte den Kopf auf den Tatzen ab.
„Das kannst du doch nicht wissen. Vielleicht ist das ein ganz lieber Mensch gewesen?“, versuchte es Kitty, doch Struppi knurrte sie nur an. „Kannst ja alleine dahin gehen.“
Kitty aber seufzte nur und kuschelte sich an Struppis Bauch, ließ sich dort nieder und klagte vorwurfsvoll. „Du bist ein Dickkopf. Morgen beobachten wir die beiden Menschenmännchen einfach mal und dann siehst du, das sie bestimmt nicht so doof sind wie dein letztes Herrchen“. Damit war es beschlossene Sache und die beiden schliefen auch bald ein.

Am nächsten Tag machten sie sich zu zweit auf den Weg zurück zum Haus. Die beiden Menschen waren nicht da. Aber dafür gab es was anderes, was Kitty sofort freudig aufmaunzen ließ. Die beiden hatten ihnen Futter in Näpfen raus gestellt. Bevor Struppi die freudige Katze aufhalten konnte, fraß diese auch schon genüsslich aus einem der Näpfe. „Du bist ziemlich naiv. Was wenn die uns damit vergiften wollen?“, fragte Struppi, doch auch dessen Bauch knurrte. „Wenn du nicht frisst, fresse ich deinen Napf auch mit“, schmatzte Kitty genüsslich. Deutlich zu erkennen wem welcher gehören sollte waren wohl die Katzen und Hundeköpfe auf den Näpfen.
„Wehe dir“, knurrte Struppi und fing ebenfalls an zu fressen.
Doch anscheinend waren die Menschen doch da, denn plötzlich tauchte der bunte Kerl auf und erblickte die beiden sofort. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, doch er blieb wo er war. Schade, dass es so wenig Fressen war. Kitty hatte noch ziemlichen Hunger. „Ob der noch mehr hat?“, fragte Kitty sich und tapste in Richtung eventueller Nahrungsquelle. Der Kerl ging auch in die Hocke und hielt ihnen lockend die Hand hin.
„Bleib hier“, knurrte Struppi und verwirrt sah Kitty zu ihm hoch. Dieser knurrte den Futterspender an, was Kitty missfiel. „Hör endlich auf. Nicht alle Menschen sind gleich“, damit rannte Kitty zu der lockenden Hand hinüber und schmiegte sich dagegen, schnurrte auffordernd. „Du willst sicher noch etwas zu Fressen. Stimmt’s?“, lachte der Bunte und mit großen Augen sah das Fellknäul ihn an.
„Ich kann dir noch etwas holen. Möchte dein Freund auch noch etwas haben?“, damit sah er fragend zu Struppi während er Kitty Krauleinheiten zukommen ließ. Struppi aber war misstrauisch, doch das schien den Mann nicht zu stören. „Wartet kurz. Ich hole noch etwas“, damit erhob er sich. Die tolle Hand verschwand, so dass Kitty zu ihrer Begleitung zurückkehrte.
„Gib ihm eine Chance. Das wäre sicher auch ein tolles zu Hause für uns“, bat Kitty den größeren und maunzte herzzerreißend. Struppi murrte irgendetwas.
So schlimm war es doch nun auch wieder nicht. Doch Kitty wollte ihren neuen Begleiter davon überzeugen, dass alles gut war und niemand wieder ausgesetzt werden würde. Nach kurzer Zeit kam auch der bunte Kerl wieder und setzte sich auf eine Bank vor das Haus. In seiner Hand hatte er zwei Schalen. „Komm schon Struppi. Wir haben uns extra gewaschen. Das soll ja nicht umsonst gewesen sein.“ Die Erinnerung grauste Kitty schon, doch sie war mutig und sprang auf die Bank, bleib auf ihren drei Pfötchen stehen, wobei das vierte ziemlich angeschwollen war. „Was hast du denn mit deiner Tatze gemacht?“, fragte der Mann und griff danach. Als er sie berührte fauchte sie auf und wie auf Kommando bellte und knurrte Struppi gefährlich. „Schon gut. Das war nur die Pfote“, beruhigte Kitty den aufgebrachten Hund und kümmerte sich dann um das Fresschen. Man wollte ja nichts verschwenden.
Struppi zierte sich ein wenig, doch dann kam er auch dazu.
Mit vorsichtigem Blick fing er an zu fressen und schien wie auf dem Sprung zu sein.
Der Bunte dagegen fing an Kitty während dem Fressen zu kraulen. Das war der Katzenhimmel auf Erden. Mit einem Mal kam der zweite Mann dazu. Der mit dem der Bunte gestern Abend noch gekuschelt hatte. „Sie sind wieder gekommen? Nein wie süß“, lächelte der Mann mit der orangefarbenen Hose und hockte sich in wenig Entfernung vor Struppi. Der Mann schien wohl Hunde zu mögen während der Bunte wohl Katzen eher mochte.
Struppi musste nun aber auch wachsam auf den zweiten Fremden aufpassen, doch das Fressen ließ er sich nicht entgehen. Wieso? Es war ja auch gratis. „Ob man die beiden sucht?“, fragte der Bunte dann auch und kurz sah Kitty auf. Sie hatte ja noch ihr Halsband um. Doch wenn die Menschen sie zurück brachten, würde man sie sicher ins Tierheim stecken. Das wollte Kitty absolut nicht.
So wollte Kitty auch türmen, doch der Bunte hielt sie fest. „Lass uns mal beim Tierheim anrufen und wenn nicht schauen wir mal“, lächelte der Bunte und hielt Kittys Pfoten fest, wobei die eine ziemlich schmerzte und sie wehleidig maunzte. Struppi knurrte auch , doch da war der zweite Kerl schneller. Dieser hatte wohl Erfahrung mit Hunden und keilte Struppi mit den Beinen ein und hielt die Schnauze fest. Der Körper wurde zu Boden gedrückt.
„Rufst du an? Ich habe hier einen harten Brocken“, bat der zweite, den bunten Kerl, welcher sich mit Kitty erhob und ins Haus ging, dort telefonierte und wenig später die Menschen vom Tierheim draußen begrüßte. „Na dann lasst uns mal sehen.“ Damit suchte er mit einem Chipsensorgerät nach Kittys Chip im Hals. Wenig später hatte er die Daten auch schon und telefonierte mit Kittys ehemaligen Besitzern. Als sie auflegten teilten sie mit, dass Kitty ins Tierheim sollte bevor sie ausgebüchst war. Das Gleiche wurde bei Struppi gemacht und auch dort fand man einen Chip und es wurde telefoniert. Der Besitzer bestritt es einen Hund zu haben.
„Wenn die beiden keinen gehören, können wir die nicht behalten? Ich meine, das würde doch auch den Weg ins Tierheim sparen“, fragte der Bunte, der Kitty noch hielt und kraulte sie auch ein wenig als er sicher war das sie nicht mehr kratzen würde und auf seinem Arm liegen blieb. Fragend bei so einer Bitte sahen sich die Männer vom Tierheim an. „Ich denke mal das geht in Ordnung. Sie sollten die Tiere aber zum Tierarzt bringen und an beziehungsweise ummelden“, nickte einer der Männer dann und wenig später verschwanden die beiden auch wieder mit ihrem Wagen, ohne einen der beiden mitgenommen zu haben.
Struppi wurde schließlich auch wieder losgelassen, wobei dieser noch immer wütend bellte und knurrte. Kitty sprang vom Arm des bunten Mannes und lief zu dem größeren rüber. „Jetzt bleib doch mal ruhig. Hast du nicht gehört? Wir dürfen hier bleiben“, maunzte Kitty und bekam einen angesäuerten Blick. „Na und? Dafür hätte er mich nicht so grob festhalten müssen“, knurrte Struppi und bekam von Kitty einen Tatzenschlag ohne Krallen. „Benimm dich. Ich will nicht gleich wieder rausfliegen, nur weil du nur knurrst“, mahnte Kitty ihn und Struppi gab seufzend nach und widmete sich einfach schweigend dem Rest seines Futters im Napf.
„Also behalten wir die beiden?“, fragte der mit der orangefarbenen Hose und der Bunte nickten. „Ich freue mich Nick“, lachte ersterer. „Ich mich auch Chris“, schmunzelte der Bunte zurück. „Aber gewaschen werden müssen sie trotzdem, zumindest nach dem Tierarztbesuch“, grinste Nick und Kitty bekam ein flaues Gefühl im Magen.
„Aber nur, wenn ihr mich fangt. Captain Kitty ist schließlich die Größte“, maunzte Kitty herausfordernd und war sich sicher. Das war nicht ihr letztes Abenteuer.



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Tag der Veröffentlichung: 31.05.2012

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